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Tales of Crystals

von

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Crystal skin

Chichiue = Ehrenvolle Anrede für den Vater, Japanisch

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Seit jener Nacht waren einige Monate verstrichen.

Die erste große Überraschung für Kratos war Noishe gewesen. Sein alter Freund aus Kriegszeiten hatte sich weiterentwickelt: In seine finale, menschliche Form.

Da Protozoen wesentlich schneller heranwuchsen als Menschen, Elfen oder Halbelfen, hatte Noishe ihn bereits in der Gestalt eines etwa Sechzehnjährigen begrüßt und mit seinem noch gebliebenen Schweif gewedelt.

Die zweite Überraschung hatte ihn am nächsten Tag erwartet.

Lloyd hatte seine Freude über die Rückkehr seines Vaters kaum bändigen können. Kratos hatte reichlich albern aus der Wäsche gesehen, als Sheena am nächsten Tag bei ihnen aufgetaucht war und Lloyd sie umarmt und geküsst hatte. Lachend hatte Lloyd ihm dann erklärt, was sich zwischen Sheena und ihm entwickelt hatte. Zwar hatte sein Vater gelächelt und beide beglückwünscht, doch in seinen braunen Augen war Trauer zu lesen gewesen. Am gleichen Abend noch hatte Lloyd seinen Vater danach gefragt. Er hatte geantwortet, dass er es bereute, sogar sein Zusammenkommen mit Sheena verpasst zu haben. Doch Lloyd hatte das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit gewesen war. Noishe, der ein sehr gutes Gespür für so etwas hatte, war der gleichen Meinung gewesen. Doch er kannte Kratos auch schon lange genug, um zu wissen, dass er nicht darüber sprechen würde.

Während der Zeit hatte Kratos sich gut in die Vaterrolle eingefunden. Da Dirk inzwischen bei Altessa lebte, war auch genug Platz für den Seraphen gewesen, weshalb er beschlossen hatte, vorerst bei Lloyd wohnen zu bleiben.

»Lloyd, komm endlich runter! Das Frühstück ist fertig!«

Es war ein Morgen wie jeder Andere. Kratos hatte das Frühstück fertig, aber Lloyd wollte einfach nicht aufstehen. Der Rothaarige seufzte, als Noishe zur Tür hereinkam.

»Wusste ich doch, dass mich meine Nase nicht getäuscht hat, als ich dein Essen gerochen habe, Chichiue!«

Der Seraph schmunzelte.

»Wenn du Lloyd wachbekommst, kriegst du heute mal den Löwenanteil an Speck«, meinte er.

Noishe leckte sich über die Lippen.

»Nichts leichter als das«, meinte er vergnügt und ging nach oben. Einen Schmerzensschrei später kam Lloyd hellwach die Treppe hinunter.

»Jetzt sei doch nicht böse, Nii-san!«, beschwor Noishe den Braunhaarigen. »Du hast geschlafen wie ein Stein!«

»Steine schlafen nicht!«, behauptete Lloyd. »Und wenn es so wäre, würde es denen wenigstens nicht wehtun, wenn du sie beißt!«

Katos musste lachen und sah zu Noishe.

»So war das mit dem Wecken eigentlich nicht gemeint ...«, sagte er und sah dann zu Lloyd. »Guten Morgen, du Langschläfer.«

Lloyd grummelte etwas Unverständliches zur Antwort und setzte sich. Noishe tat es ihm gleich.

»Dann mal her mit dem Speck, Chichiue!«, forderte er.

»Das Wort "Bitte" kennst du anscheinend nicht.«

Kratos verschwand kurz in der Küche und kam dann mit drei gut gefüllten Tellern wieder. Rührei mit Speck und eine Scheibe Toast war da bevorzugte Frühstück der Anwesenden. Kratos aß einfach mit, da er durch seinen Cruxis-Kristall keinen allzu ausgeprägten Geschmacksinn hatte und eigentlich ohnehin nichts zu essen brauchte.

Zudem er auch keinerlei Appetit mehr hatte.

»Ob das ein Symptom ist ...?«, fragte er sich, schüttelte dann aber kaum merklich den Kopf. »Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken ...«

»Stimmt etwas nicht, Chichiue?«, fragte Noishe, als er ein Stück Speck heruntergeschluckt hatte. Kratos verfluchte ihn manchmal dafür, dass Noishe ihn besser kannte als er selbst. Doch er schüttelte souverän den Kopf.

»Nein, was sollte auch sein?«, fragte er. Noishe hob eine Augenbraue, aß jedoch weiter.
 

Nach einem reichlichen Frühstück und einer Dusche, verließ die kleine Familie das Haus, um zu trainieren. Während Kratos Noishe im Schwertkampf unterrichtete, brachte er Lloyd einige magischen Techniken bei. Er hatte vor, seinen Sohn auch in Engelsmagie zu unterrichten, wenn er soweit war. Doch momentan befasste er sich mit einfacheren Techniken.

»Fire Ball!«, ertönte es nicht weit von Kratos und Noishe, die gerade miteinander kämpften. Noishe's Säbel, welchen er führte, glänzte im Sonnenlicht, während er auf die nächste Attacke von Kratos wartete, doch sie kam nicht.

»Pass' doch auf, wo du deine Feuerbälle hinwirfst!«

Niemand anderes als ein recht angesengter Yuan kam aus dem Wald getreten. Während Kratos und Lloyd zu lachen begannen, verzog Noishe das Gesicht.

»Verbrannte Haare ...«, beschwerte er sich und hielt sich seine feine Nase zu.

»Bedank' dich bei Lloyd«, meinte Yuan, lächelte dann aber wieder. »Wie ich sehe, seid ihr mal wieder fleißig.«

»Klar doch«, meinte Lloyd stolz. »Wir trainieren jeden Tag.«

»Wenn du denn aus dem Bett kommst«, fügte Kratos schmunzelnd hinzu. Sein Sohn ließ den Kopf hängen. Der Rothaarige blickte zu seinem Blutsbruder.

»Was führt dich hierher?«, wollte er wissen.

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Nahe Flanoir ein recht großes Monster sein Unwesen treibt ...«

»Davon habe ich auch schon gehört«, meinte Lloyd, der seine Schwerter wieder wegsteckte. »Aber bisher waren es nur Gerüchte.«

Yuan schüttelte den Kopf.

»Es gab bereits Tote und Verletzte. Letztere haben zuverlässig von einer Art Eiswurm berichtet.«

»Klingt mal wieder nach Arbeit«, sagte der Braunhaarige.

»Noishe und ich werden dich begleiten«, beschloss Kratos kurzerhand. »Zu viert wird es leichter sein, diesem Eiswurm den Gar aus zu machen.«

Lloyd nickte.

»Ich hätte dich sowieso gebeten, mitzukommen.«

Yuan lächelte.

»Wunderbar, dann ist das ja geklärt. Wollen wir gleich aufbrechen oder wollt ihr noch irgendetwas mitnehmen?«

Kratos schüttelte den Kopf.

»Wir können gleich los. Ich habe alles Nötige in meiner Flügeltasche dabei.«

»Wie konnte ich das nur vergessen?«, schmunzelte Yuan. »Deine Berufskrankheit als Söldner.«

»Die uns so manches Mal das Leben gerettet hat«, setzte Kratos hinzu.

Yuan machte eine wegwischende Handbewegung.

»Stimmt, jedoch haben wir jetzt leider keine Zeit um alte Geschichten aufzuwärmen«, sagte der Blauhaarige. »Nach Flanoir ist es ein Flug von etwa zwei Stunden. Wenn wir nicht im Dunkeln nach dem Vieh suchen wollen, sollten wir uns auf den Weg machen.«

»Yuan hat Recht«, meinte Noishe. »Nicht, dass noch mehr Leute zu Schaden kommen.«
 

Wenige Stunden später hatte die kleine Gruppe den Kontinenten von Flanoir erreicht und landete im knöchelhohen Puderschnee.

»Es ist immer noch genauso kalt wie vor drei Jahren ...«

»Du hast noch keinen Winter hier erlebt«, sagte Noishe zu Lloyd, der sie Beschwerde ausgesprochen hatte. »Die sind kalt.«

»Wir sollten losgehen«, meinte Kratos, der auf einen Felsen gesprungen war, um sich umzusehen. Yuan hingegen kniete mit einem Bein im Schnee und berührte eine Delle darin. Sein rothaarige Freund landete neben ihm.

»Die Spur ist noch recht frisch«, verkündete der Blauhaarige, der als Halbelf ein hervorragender Spurenleser war. »Auf jeden Fall war das Vieh vor Kurzem hier.«

Noishe trat ebenfalls an Yuans Seite und nahm sich eine Hand voll des eingedellten Schnees, um daran zu riechen.

»Der Geruch ist ziemlich schwach ... unterscheidet sich kaum von dem des Schnees.«

Kratos sah seinen alten Gefährten an.

»Du kannst ihn also aufspüren?«

Noishe grinste.

»Selbstredend.«

Kratos nickte und die Gruppe ging los, geführt von dem Protozoen in vollendeter Form. Dass seine Tierinstinke nach der Entwicklung noch geblieben waren, hatte vielerlei Vorteile. Auch, wenn Lloyd seine Reißzähne seit de heutigen Morgen weniger schätzte.

Je weiter sie zogen, desto stürmischer wurde es. Kalter Wind peitschte ihnen ins Gesicht, der aufwirbelnde Schnee erschwerte ihnen das Sehen. Während Noishe, Lloyd und Yuan jedoch kaum Probleme damit hatten, blieb Kratos immer einige Schritte zurück, was alle Drei doch sehr verwunderte. Kratos hingegen meinte nur, dass er durch die lange Zeit auf Derris-Kharlan ein wenig abgebaut hätte. Glauben tat ihm das jedoch keiner.

Der Rothaarige war einerseits froh, dass das Wetter so schlecht war, denn so blieben ihm längere Gespräche erspart, andererseits litt er offensichtlich unter der Witterung. Für Außenstehende sah es aus, als würde seine Arme nur wärmend um sich schlingen, doch in Wahrheit hielt er seinen Arm fest, der ihm Schmerzen bereitete. Und doch schwieg er. Niemand durfte von dem Geheimnis, welches er unter seiner Kleidung verbarg, erfahren. Schon gar nicht Lloyd, der immer wieder besorgt zu ihm blickte.

Sie wanderten Stunden durch den Schnee, größtenteilig schweigend, bis Noishe plötzlich stehenblieb und seine Nase in den Wind hob.

»Was witterst du?«, fragte Kratos, als er wieder zur Gruppe aufgeschlossen hatte.

»Mana ...«, sagte Noishe. »Eismana, fast so hoch konzentriert wie im Tempel von Celsius ...«

Kratos legte seine Hand um seinen Schwertgriff. Als Lloyd das sah, tat er es seinem Vater gleich. Yuan rief sein Axtschwert herbei und Noishe zog seinen Säbel.

Und tatsächlich.

Die Erde begann wild zu beben, bevor ein riesiges, blaues Monster aus dem Boden hervorschoß, dessen rundes Maul mehrere Zahnreihen entblößte. Alle vier stoben in verschiedene Richtungen auseinander, da sich der Eiswurm in die gleiche Stelle fraß, an der sie soeben noch gestanden hatten.

»Das Vieh vergräbt sich wieder! Achtet auf den Boden!«, fauchte Kratos in seinem Kasernenton. Alle nickten. Noishe schlug als erster Alarm und sprang beiseite. Keine Sekunde später durchstieß der Wurm wieder die Schneedecke. Dieses Mal jedoch griffen alle vier an.

»Rising Phoenix!«

»Thunder Explosion!«

»Super Lightning Blade!«

»Hurricane Thrust!«

Während Flamberge im vereisten Panzer des Wurmes stecken blieb, prallten Vorpal und Yuans Axtschwert daran ab. Kratos und Noishe hatten den Bauch ihres Gegners angegriffen, waren jedoch genauso erfolglos gewesen.

Lloyd schaffte es gerade noch rechtzeitig, Flamberge wieder herauszuziehen, bevor sich der Wurm erneut vergrub.

»So wird das nichts!«, fluchte Yuan.

»Wir müssen es mit reiner Magie versuchen!«, rief Noishe.

»Noishe hat Recht! Das Vieh scheint gegen physische Angriffe resistent zu sein!«, fügte Lloyd hinzu. »Ich werde es wieder rauslocken!«

Noch bevor Kratos widersprechen konnte, hatte sein Sohn begonnen, den Boden zu attackieren, um den Wurm wieder herauszulocken. Also begann er, sein Mana zu sammeln. Yuan und Noishe taten es ihm gleich.

Wie erwartet tauchte der Wurm wieder auf und Lloyd sprang in Sicherheit.

»Eruption!«

»Thunder Blade!«

»Air Thrust!«

Ausschließlich die Feuerattacke von Kratos verfehlte ihre Wirkung nicht. Die von Noishe und Yuan prallten erneut am eisigen Panzer des Monsters ab.

»Das hat gesessen, Dad!«, rief Lloyd begeistert.

»Nur leider nicht genug!«, widersprach Kratos. »Stell' dich neben mich und mach' genau das, was ich dir sage!«

Während Noishe auf den Boden einzuprügeln begann, um den Eiswurm wieder nach oben zu locken, begann Kratos Lloyd zu zeigen, was er machen sollte.

»Du weißt, wie man Feuerbälle wirft!«, meinte er. »Mit Eruption ist es fast das Gleiche! Nur musst du dein Mana aus deinem Körper in den Boden lenken! Glaubst du, du kriegst das hin?«

Lloyd nickte. Das genügte Kratos und er begann erneut, sein Mana zu sammeln. Sein Sohn tat es ihm gleich; nur war er wesentlich langsamer dabei.

Und wieder erschien der Wurm aus dem Boden.

»Eruption!«, rief Kratos und erneut attackierte Feuermana ihren Gegner. Lloyd jedoch war zu langsam gewesen. Der Wurm schrie zornig auf und vergrub sich erneut - jedoch verpasste er Lloyd als auch Kratos einen kräftigen Schwanzschlag. Beide wurden ein ganzes Stück weggeschleudert. Während Lloyd das Bewusstsein verlor, lag sein Vater anscheinend verletzt neben ihm. Yuan verlor die Geduld und breitete seine Flügel aus.

»Noishe, lock' ihn hoch!«, befahl er. Der Protozoon tat das Verlangte. Als der Wurm erneut aus dem Boden schoß, hielt er direkt auf Yuan zu, vom Leuchten seiner Flügel angelockt. Doch Yuan war schneller.

»SHINING BIND!«

Die Engelsattacke war selbst dem Wurm zuviel. Er schrie qualvoll auf und fiel in den Schnee. Als Yuan sich vergewissert hatte, dass er tot war, eilte er zu Kratos und Lloyd. Lloyd war noch immer ohne Bewusstsein, da der Schlag des Wurmes ihn am Kopf getroffen hatte, doch er lebte.

Kratos hingegen hatte sich aufgesetzt und hielt sich den offenbar schwer blutenden Arm.

»Das sieht übel aus«, meinte Yuan und streckte eine Hand nach seinem Freund aus. »Lass mich mal sehen.«

»Fass mich nicht an!«, fauchte der Rothaarige. Sein Blutsbruder zuckte erschrocken zurück, während Noishe an seine Seite trat und Kratos böse ansah.

»Es ist das, wonach es riecht, nicht wahr?«, fragte er.

»...«, machte Kratos.

»Wovon redest du, Noishe?«, wollte Yuan wissen. Der Angesprochene bleckte seine Zähne vor Zorn.

»Er soll es dir selbst sagen. Er weiß es nämlich sehr genau.«

Yuan runzelte die Stirn und sah zu seinem Blutsbruder, der verkrümmt im Schnee saß und seinen Arm vor Blicken schützte. Dann sagte er gar nichts mehr und sah ihn nur noch an.

»Es ist nichts ...«, sagte Kratos und erhob sich. Er wankte stark.

»Du lügst«, behauptete Noishe.

»Selbst wenn, es geht euch nichts an.«

Nun reichte es Yuan. Er packte Kratos unsanft an seinem gesunden Arm und zerrte ihn von dem verletzten weg. Es war nur eine Sekunde, die er hinsehen konnte, doch es reichte.

»Wie ist das möglich ...?!«, hauchte er mehr, als dass er es aussprach. Kratos gab auf und entblößte seinen Arm.

Es war nicht die Wunde des Wurmes, die Yuan so schockte.

Es war die kristalline Haut.

Kratos litt unter Chronischem Angelus Crystalus Inofficium.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-08-12T17:22:58+00:00 12.08.2008 19:22
ich wusste es OO
mit kratos hat wirklich was nicht gestimmt OoO
oh man ich bin gespannt ob man ihn heilen kann... weil er brauch ja wieder diese spezielle schutzfassung und eins der sachen is ja nur AUF DERRIS KHARLAN ZU FINDEN...
man das ist so spannend...

freu mich schon auf das nächste kappi.=)
LG
Akari


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