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The Healing Touch

This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...
von

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Remedy's First Combat Mission

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Annika schreckte aus dem Schlaf hoch, da sie von einem lauten Geräusch in ihrem Zimmer geweckt worden war. Sie sah sich desorientiert in dem dämmrigen Zimmer um und entdeckte dann, daß sich die Vorhänge aus hellrosa Voile im Wind bauschten.

Sie runzelte die Stirn, weil sie absolut sicher war, daß sie das Fenster geschlossen hatte, bevor sie vor ein paar Stunden ins Bett gekrochen war, so viel hatte sie gestern nicht getrunken, daß sie schon Gedächtnislücken hatte.
 

„Für jedermann sichtbar soll das Zeichen der Unwürdigen sein! Scheut euch nicht, meine Freunde, diese widerwärtige Spezies muß ausgerottet werden!“, rief eine laute, blechern klingende Stimme unter ihrem Fenster, die Annika zu Tode erschreckte.
 

Sie sprang aus dem Bett und schlich zum Fenster, wo sie durch einen Spalt in den Vorhängen nach unten schauen wollte, um festzustellen, was da eigentlich los war. Sie lief barfüßig auf die Glasscherben vom eingeworfenen Fenster und schrie schmerzerfüllt auf. Die Überraschung ließ sie stolpern und sie krallte sich in die Vorhänge und landete unsanft an der Flügeltür, deren Scheibe ein großes Loch aufwies, wo jemand einen Stein in das Zimmer geworfen hatte. Annika rappelte sich mit zitternden Knien auf und starrte das beschädigte Fenster entsetzt an.
 

„Da! Da ist jemand! Das muß ihre Schwester sein, sie ist auch ein Mutant!“, schrie jemand von unten herauf.
 

Annika erkannte nun, daß sich unter ihrem Fenster eine ganze Gruppe von vermummten Gestalten versammelt hatte, die Plakate und Transparente mit Anti-Mutanten-Sprüchen hochhielten.

Wie hatten sie nur das Tor überwinden können?

Dann fiel ihr siedendheiß ein, daß sie die Alarmanlage vor dem Zubettgehen nicht aktiviert hatte, weil sie sich hier in dieser Gegend sicher wähnte. Die Panik schwappte wie eine riesige Welle über sie hinweg und sie stand wie erstarrt am Fenster, wo sie unzählige Augenpaare feindselig zu ihr herauf starrten.

Der Anführer wollte gerade seine Mitstreiter auf das Mädchen aufmerksam machen, als es plötzlich nicht mehr im Fenster stand, obwohl er es keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte.

Das war bestimmt einer ihrer Mutanten-Tricks, dachte er verächtlich und stachelte seine Leute weiter auf.

Annika stand immer noch bewegungslos am Fenster und starrte auf den wütenden Mob herunter.

Warum kam ihr denn niemand zur Hilfe? Wie kamen die Leute überhaupt darauf, daß sie ein Mutant sein könnte? So etwas gab es in ihrer Familie doch gar nicht.

Der Schmerz pochte in ihren Füßen und sie beschloß, sich erst einmal darum zu kümmern und dann die Polizei einzuschalten, denn die Meute machte keine Anstalten, das Grundstück zu verlassen. Sie blickte auf den Boden und keuchte entsetzt auf: Alles, was sie sehen konnte, waren mehrere Blutlachen auf dem hellen Teppichboden.
 

Sie konnte sich selbst nicht mehr sehen!

Sie humpelte zur Kommode, wo ein Spiegel angebracht war, in dem sie sonst ihr Make-up überprüfte und starrte ins Leere. Sie hatte kein Spiegelbild, hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Annikas Knie gaben nach und sie landete mit einem unsanften Plumpsen auf dem Teppichboden.

Es mußte alles ein schrecklicher Alptraum sein, das konnte doch nicht passieren, sie hatte gestern wohl mehr getrunken, als sie gedacht hatte.

Ein leises Schluchzen entfuhr ihrer Kehle und ihre Augen, die sonst strahlend blau wie die ihrer Schwester waren, liefen über. Sie spürte die heißen Tränen auf ihrer Wange und wischte sie mit den Fingern weg. Als sie die Hand hochhielt, konnte sie sie jedoch nicht sehen, keine Hand, keine Tränen, keinen Körper.

Sie glitt leise weinend auf den Boden, genau in dem Moment als einer der Demonstranten im Erdgeschoß die gläserne Verandatür mit einem Gartenstuhl einwarf und die aufgebrachte Menge in das Haus ihrer älteren Schwester Haus strömte.
 

~

Candy war zum ersten Mal in ihrem Leben geflogen und das ausgerechnet in einem kompakten Helikopter aus dem Bestand des Hangars der X-Men, der wie eine kleines, aggressives Insekt durch die Luft schoß und Candys Magen zum Revoltieren brachte.

Sie saß hinter Logan, der das Ding mit traumwandlerischer Sicherheit flog, sie aber mit seinem Können keineswegs beruhigen konnte. Candy kniff die Augen zusammen, als Logan im Tiefflug über ein Waldgebiet brauste und sie veranlaßte, sich in die Sitzlehne vor sich zu klammern.
 

„Alles klar dahinten?“, rief Logan ihr zu, der die Kapriolen des Fliegers richtig zu genießen schien.

Candy kontrollierte zum hundertsten Mal den Sitz ihres Sicherheitsgurtes und dachte an ein paar wenig damenhafte Schimpfwörter, die sie dem Angeber gerne an den Kopf geworfen hätte.

Sie wollte den Piloten aber auch nicht verärgern, deshalb beschränkte sie ihre Antwort auf ein hervor gepreßtes „Alles bestens“.
 

Logan schmunzelte belustigt und zog den Helikopter höher, er wollte Candy vor dem Einsatz nicht vollkommen zur Weißglut treiben. Er liebte es, mit diesem Ding in die Luft zu steigen, es war als würde er selbst fliegen können, so wendig war die ausgeklügelte Maschine.

Der Flug dauerte etwas über dreißig Minuten und Candy vergaß ihre Angst vor dem Fliegen sehr schnell, als sie an ihren Zielort erreichten. Dort unten herrschte ein regelrechter Aufstand von Mutantengegnern und soweit Candy erkennen konnte, waren sie auf das Grundstück gestürmt und waren dabei, ins Haus einzubrechen.

Und die lieben Nachbarn standen nur dabei und machten gar nichts. Wie sie sensationslustige Gaffer verabscheute!

Logan schwenkte um die Villa herum und landete mit einem leichten Rütteln auf der Wiese hinter dem Haus. Er stieg aus, als die Rotoren sich noch immer wie wild drehten und der Wind an seinen Haaren zerrte. Er riß die Tür auf und half Candy beim Aussteigen, die vom Rotorenwind fast niedergestreckt worden wäre, wenn Logan sie nicht festgehalten hätte.
 

„Wir sollten keine Zeit verschwenden und die Kleine finden. Die Meute hat schon das Haus gestürmt. Und halte dich nicht zurück, wenn sich dir jemand in den Weg stellen sollte, das sind gefährliche Fanatiker, die vor nichts zurückschrecken! Also Keine Gnade!“
 

Candy nickte, Logan hatte sie gründlich für den Einsatz instruiert, nachdem Frank ihnen die Einzelheiten seiner Vision mitgeteilt hatte. Die Demonstranten gehörten der „Mutant Liberation Front“ an, einer militanten Gruppierung, die auch den Einsatz von Gewalt gegen Mutanten unterstützte, am liebsten hätten sie alle Mutanten interniert, um ihre Existenz völlig ausradieren zu können.

Da stellte sich einem die Frage, wer hier der absonderlicheren Spezies angehörte.

Sie betraten das Haus über den Hintereingang, den Logan mit seinen Klauen einfach eingeschlagen hatte, auf einen weiteren kleinen Schaden kam es auch nicht mehr an. Sie trafen in der Vorhalle auf ihre Gegner, die eben ausschwärmten, um das Haus nach anwesenden Mutanten zu durchsuchen.
 

„Alle raus hier!“, forderte Logan mit grimmiger Miene und stelle sich einem der Vermummten breitbeinig in den Weg.

Candy blieb schräg hinter ihm stehen und versuchte, genauso furchterregend wie ihr Teamgefährte auszusehen, obwohl ihr das Herz beim Anblick der überzähligen Gegner bis zum Hals schlug.
 

Der Anführer zog eine Waffe unter seiner Jacke hervor und grinste hämisch: „Wen haben wir denn da? Die Mutantenbrut der X-Men. Ihr solltet besser verschwinden.“

Der Mann hob die großkalibrige Waffe und zielte auf Logan, der zum Sprung ansetzte und auf dem Mann landete, bevor der auch nur daran denken konnte, den Abzug zu betätigen. Nach einem kurzen Gerangel hatte er den Mann entwaffnet und ihm die Maske vom Gesicht gezogen.
 

„Wenn deine Leute nicht sofort verschwinden, dann bist Du ein toter Mann!“, grollte Wolverine und ließ seine Klauen herausschießen, wo sie über der Kehle des am Boden liegenden Mannes stoppten, so daß die Spitzen sich leicht in dessen empfindliches Fleisch bohrten und ihm deutlich machten, was ihn erwartete, wenn er falsch reagierte.
 

Die meisten Demonstranten traten einen Schritt zurück, doch Candy bemerkte, wie einer der Männer eine Pistole aus seinem Hosenbund zog. Sie zögerte nicht und stürmte auf den Schützen zu, und bevor er die Waffe heben konnte, hatte sie ihn mit einem Kick gegen sein Handgelenk entwaffnet, ein rechter Kinnhaken streckte den Kerl zu Boden. Candy fühlte wie das Adrenalin heiß durch ihre Adern schoß und war erstaunt, daß sie den Kampf gerne weiter hinausgezogen hätte, um ihre Wut über diese militante Gruppierung an dem Tölpel auslassen zu können.
 

Die ersten Anhänger der MLF zogen sich unauffällig zurück und verließen so schnell sie konnten das Haus, um zu ihren Wagen zu rennen. Ohne ihren Anführer waren sie wie kopflose Lemminge, die nur noch den Schutz ihres Baus aufsuchen wollten.
 

„Such nach dem Mädchen, ich kümmere mich hier um Mr. Großmaul!“, forderte sie Logan auf und riß sie aus ihren Gedanken.

Er erhob sich und zog den Mann am Schlafittchen in die Höhe, der nur noch ein wimmerndes Bündel war, nachdem er nicht mehr den Schutz der Anonymität und der Überzahl genoß.

Candy hetzte die Treppen hoch und wollte die Zimmer absuchen, doch sie kam nicht weit, da sie in zwei Vermummte hinein lief, die eben aus einem der Zimmer gekommen waren.
 

„Wen haben wir denn da?“, fragte ein junger Mann, dessen Augen begehrlich aufblitzten, als sein Blick über ihren eng sitzenden Lederanzug glitt, den Candy heute zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit trug.

Die Uniform war speziell für sie angefertigt worden, nachdem ihre Maße über einen Scanner, der aussah wie eine Duschkabine, auf einen Computer übertragen worden waren.

Der anthrazitfarbene Anzug mit dem silbernen X über ihrer rechten Brust saß wie eine zweite Haut, obwohl er aus kevlarverstärktem Leder gemacht war. Der Ausstatter der X-Men hatte irgendwie einen Weg gefunden, das Leder so zu behandeln, daß es die Elastizität von Seide erreichte, um die Einschränkung der Bewegungsfreiheit so minimal wie möglich zu halten. Um die Hüften trug Remedy so etwas wie einen silbernen Waffengürtel, in dem ein kompaktes Maschinengewehr steckte, auch so eine Erfindung der X-Men. Das Ding war so klein und handlich wie eine Handfeuerwaffe und ermöglichte auch ungeübten Schützen, ihr Ziel zu treffen. Da man zehn bis zwölf Schuß pro Sekunde mit der Waffe abgeben konnte, erhöhte sich die Trefferwahrscheinlichkeit beträchtlich.
 

„Ihr haut besser ab, wenn ihr schlau seid“, erwiderte Candy bedrohlich, sie war im Angesicht der unerwarteten Gegner plötzlich ganz ruhig geworden.

Die Antwort darauf war ein hämisches Lachen und die beiden Männer griffen sie dann gleichzeitig an. Candy hätte nie gedacht, daß sie Logan für sein unerbittliches Training dankbar sein würde, doch er hatte sie dazu befähigt, die beiden Typen mit einer Leichtigkeit fertig zu machen, die sie selbst am meisten überraschte.

Gegen Logans Attacken war das hier ein Kinderspiel, auch wenn ihr Jochbein nach einem Fausthieb brach, konnte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, den Schlag parieren und die Nase des Gegners mit einiger Genugtuung zu Brei schlagen. Den anderen jagte sie mit einem festen Tritt in den Bauch die Treppen herunter, wo er stöhnend am Boden liegen blieb, nachdem er unsanft die Stufen herunter gepoltert war.

Candy ließ ihre Gegner zurück und begann, die Zimmer einzeln abzusuchen, doch sie konnte niemanden finden.

Als sie das letzte Zimmer auf dem Gang verließ, erhaschte sie einen Schatten aus dem Augenwinkel. Instinktiv holte sie aus und wollte ihre Faust in das Gesicht des vermeintlichen Angreifers rammen, als ihr Handgelenk gepackt wurde und sie im vollen Schwung gegen Logans breite Brust fiel.
 

„Hoppla, Ich bin’s nur! Die Scheißer sind abgezogen. Hast Du das Mädchen gefunden? Unten war niemand“, meinte ihr Partner breit grinsend.

Candy schüttelte bedauernd den Kopf: „Nein, leider nicht. Vielleicht ist sie vor dem Angriff entkommen?“
 

Logan runzelte die Stirn und legte Candy die Hand auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen.

„Hier ist jemand. Ich höre deutlich den heftigen Herzschlag einer weiteren Person. Sei leise, ich werde sie schon finden.“

Er ging den Gang entlang und blieb vor einer weit geöffneten Tür stehen, die den Blick auf ein Jugendzimmer freigab.
 

„Da war ich schon drin, da war niemand.“, flüsterte Candy leise.

Die Männer waren vorhin aus diesem Zimmer gekommen und hatten auch niemanden gefunden, doch Logan schien davon überzeugt, daß sich jemand in dem Zimmer befand.
 

„Komm raus, Mädchen! Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind gekommen, um dich in Sicherheit zu bringen. Du kannst uns vertrauen.“

Candy verdrehte hinter ihm die Augen, Logans Tonlage und seine grummelnde Sprechweise waren schon unter normalen Umständen nicht gerade vertrauenerweckend. Falls sich das Mädchen tatsächlich irgendwo versteckt hielt, würde sie Logan in seiner nachtschwarzen Uniform, die seine Bedrohlichkeit nur unterstrich, bestimmt nicht hervorlocken können.
 

Sie wollte gerade einige besänftigende Worte anfügen, als die Stehlampe neben dem Bett plötzlich waagerecht über dem Boden schwebte und auf Logan zusauste. Er war genauso überrascht wie Candy und wurde direkt auf den Kopf getroffen, wo er eine unschöne Platzwunde erlitt, die sofort ordentlich Blut auf den schönen Teppich verspritzte.

Logan packte die Lampe und warf sie mit Gewalt zur Seite. Man hörte ein Scheppern und ein lautes Plumpsen, als würde ein Mehlsack zu Boden fallen, dann einen spitzen Schmerzensschrei.

Neben der Lampe flackerte es, als würde man über der Wüste eine Fata Morgana flimmern sehen, die sich dann als ein Mädchen in einem rosa Pyjama materialisierte. Ihre langen, dunkelbraunen Haare hingen wirr in ihr blasses Gesicht, das von großen, blauen Augen beherrscht wurde, die sie gehetzt anstarrten.
 

„Du mußt keine Angst haben, Annika, wir werden dir nichts tun. Wir sind Freunde, ich bin Remedy und das hier ist Wolverine, wir gehören zu den X-Men. Du hast doch bestimmt schon von ihnen gehört, oder?“
 

Das Mädchen nickte wortlos und starrte ihre zitternden Hände an, die sie vor ihr Gesicht gehoben hatte.

„Ich kann mich wieder sehen. Was ist mit mir passiert?“, flüsterte sie verwirrt und blickte irgendwie verloren zu den beiden in der Lederuniform der X-Men auf.
 

Candy ging neben dem Mädchen in die Knie und lächelte sie aufmunternd an: „Du kannst dich wohl unsichtbar machen, Annika. Deine Schwester Alison ist auch ein Mutant, die Wahrscheinlichkeit, daß Du auch solche Fähigkeiten entwickeln würdest, war sehr groß. Sie treten meist während der Pubertät auf und zeigen sich in Zeiten von erhöhtem Streß. Der Angriff von den Mutanten-Gegnern hat wohl als Auslöser gewirkt.“
 

Logan hatte sich das Blut provisorisch mit der Hand von der Stirn gewischt und stellte sich neben die beiden.

„Wir haben leider keine Zeit für Erklärungen, ich höre Polizeisirenen. In zwei bis drei Minuten kommen wir hier nicht mehr ohne Komplikationen weg.“
 

Candy stieß den Atem aus und seufzte dann: „Tut mir leid, Annika. Wir müssen gehen. Erklärungen gibt es später, okay? Kannst Du laufen?“

Das Mädchen wollte sich aufrappeln, doch Logan war schneller, nachdem er ihre blutverschmierten Fußsohlen bemerkt hatte. Er ging in die Knie und hob die Kleine mühelos hoch, die nach kurzem Zögern ihre Arme um seinen Hals legte.

Im Laufschritt verließen sie das Haus und bestiegen den Helikopter, der sich in die Lüfte erhob, als die ersten Polizeiautos durch das offene Tor fuhren.
 

~

…In den frühen Morgenstunden wurde die Villa der Sängerin Dazzler von Demonstranten gestürmt, die einer militanten Gruppierung angehören, der MLF. Diese hat es sich zum Ziel gemacht, alle öffentlich bekannten Mutanten zu brandmarken. Die Polizei erschien erst am Tatort, als das Haus von Unbekannten evakuiert worden war, die umstehende Beobachter jedoch nicht näher beschreiben konnten. Sie gaben allerdings einstimmig an, daß ein Hubschrauber mit drei Insassen sich vom Garten der Villa in die Lüfte erhoben hat. Wir konnten bisher Dazzlers Aufenthaltsort nicht bestimmen, werden Sie aber über die weiteren Entwicklungen aufklären, sobald wir nähere Informationen erhalten haben.
 

Psi drückte auf den Aus-Knopf der Fernbedienung und sah grimmig in die Runde. Er hatte seine Zimmerinsassen geweckt und da er sowieso nicht mehr schlafen konnte, hatten sie beschlossen, sich im Fernsehraum zusammen zu setzen und so nach und nach waren alle seine Freunde dazugestoßen.
 

„Wie es scheint, haben Wolverine und Remedy den Einsatz erfolgreich beendet“, meinte Rahne, als sie das gedämpfte Knattern der Rotorenblätter des Helikopters über dem Haus vernahm.

Die Kids erhoben sich und liefen den Heimkehrern entgegen, um sich von ihrer Unversehrtheit zu überzeugen.

Der geheime Hangar der X-Men, er befand sich unter dem Basketballcourt, konnte über die Untergeschosse oder über einen unauffälligen Geräteschuppen, der vornehmlich Sportgeräte beherbergte, erreicht werden. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um den Helikopter in der Erde versinken zu sehen. Mit einem leisen Surren schloß sich die bewegliche Decke und der Sportplatz lag wieder vollkommen unversehrt da.

Die Jugendlichen rannten auf den geparkten Helikopter zu, aus dem Logan gerade ein Mädchen in einem rosa Pyjama hob, das anscheinend verletzt war.

Paige machte sich Sorgen, da Miss Genova doch eigentlich eine Heilerin war und dem Mädchen hätte helfen müssen.
 

Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert’, dachte sie beklommen.

„Miss Genova, geht es Ihnen gut?“, fragte sie atemlos und trat einen Schritt nach vorne.
 

Logan knurrte nur leise, als er den Aufmarsch der Kids bemerkte, doch er hielt sich mit Kommentaren zurück, als das Mädchen in seinen Armen ihr Gesicht an seiner Schulter versteckte. Er drückte sie ein weniger fester an sich, als er ihr Zittern spürte.
 

„Es ist alles in Ordnung, Husk. Macht euch keine Sorgen. Logan und ich werden unseren Gast versorgen, wärt ihr so nett und kümmert euch um das Frühstück? Wir erzählen euch dann alles, versprochen.“

Damit mußten sich die Freunde zufrieden geben, wenn nur Wolverine und die anderen Erwachsenen auf der Mission gewesen wären, dann hätten sie wohl Null Informationen bekommen.
 

Candy folgte Logan zu einem der medizinischen Labors, wo er das Mädchen auf eine Bahre ablegte und einen Schritt zur Seite machte, damit Candy an sie rankam.

„Deine Schmerzen werden gleich vergehen, Annika. Hab’ keine Angst. Darf ich mir deine Füße anschauen?“, fragte Candy leise, um das Mädchen nicht weiter zu beunruhigen, das an diesem Tag schon mehr als genug Aufregungen erlebt hatte.
 

Sie setzte sich auf einen Hocker mit Rollen und nahm einen der blutigen Füße in die Hand, sofort schoß der Schmerz und die Angst des Mädchens durch sie hindurch, doch sie schob die Empfindungen erstmal beiseite. Sie konnte die Heilung erst beginnen, wenn sie alle Glasstücke aus der Haut entfernt hatte, da sie sonst mit dem umliegenden Gewebe zusammenwachsen würden.

Diese Lektion hatte sie auf sehr grausige Weise gelernt, als sie das Ausmaß ihrer Fähigkeiten noch nicht voll begriffen und erforscht hatte. Nicht umsonst hatte sie darum gebeten, ihren Waffengürtel mit einem scharfen Skalpell auszustatten.

Mit Hilfe einer Lupe und einer Pinzette entfernte sie die Glassplitter aus Annikas Fußsohlen und säuberte sie dann gründlich, nachdem sie die Wunden zugeheilt hatte.
 

„Wie haben Sie das gemacht?“, fragte Annika überwältigt, da ihre Füße nicht mehr wehtaten, obwohl sie gar kein Anästhetikum gegen die Schmerzen bekommen hatte.
 

Candy lächelte: „Meine Mutation bewirkt, daß ich andere Menschen heilen kann, aber ich mußte vorher das Glas aus der Wunde entfernen, sonst hätte ich es schon früher gemacht.“

Annika wackelte mit den Zehen und besah sich ihre unversehrte Fußsohle. Sie kam sich vor, als wäre sie Alice im Wunderland, wo die Realität genauso verzerrt war wie in diesem Wachtraum, den sie gerade erlebte.
 

„Annika, wir müssen deine Eltern und deine Schwester benachrichtigen, daß es dir gut geht. Kannst Du uns ihre Telefonnummern geben? Danach kümmern wir uns um ein paar Klamotten für dich, einverstanden?“
 

Logan zog sich diskret zurück, nachdem das Mädchen ihm die Adresse und Telefonnummern ihrer Verwandten auf einen Zettel gekritzelt hatte. Den Teil der Mission überließ er Remedy gerne, die im Umgang mit den Kids viel besser war, als er je sein würde.

Emotionale Teenager ließen seine Nackenhaare zu Berge stehen. Bei dem Gedanken grinste er schief, da er als Lehrer an einer Schule dann nicht gerade am richtigen Platz war, schließlich gab es hier hysterische Jugendliche zuhauf.

Schmunzelnd betrat er die Einsatzzentrale und setzte sich an den Zentralcomputer, wo er Annikas Daten und Stichpunkte zur Mission eingab. Leider war Xavier in New York und er konnte Dazzler deshalb nicht mit Cerebro orten lassen, aber mit Hilfe des vernetzten Großrechners der X-Men hatte er die Eltern und Dazzler bald gefunden.

Da fiel ihm ein, daß er etwas noch mehr haßte als hysterische Teenager und das waren hysterische Eltern…
 

~

In der Küche saß Candy bei den Schülern, nachdem sie ihren Gast mit einem Schlafmittel und einem Bett in einem der Mädchenzimmer versorgt hatte, und versuchte zwecks Energiezufuhr, so viel wie möglich in sich reinzustopfen, wenn ihr mal eine Redepause gegönnt wurde. Sie löcherten sie mit Fragen nach ihrem ersten Einsatz, dem die Schüler immer noch entgegen fieberten. Danger-Room-Sessions waren ja recht unterhaltsam, doch alle wünschten sich insgeheim, mal an einer echten Mission teilnehmen zu dürfen.
 

„Die Kleine hat Logan eins übergebraten?“, fragte Danielle mit aufgerissenen Augen.
 

Candy mußte lachen: „Allein dafür muß man ihr einen Orden verleihen. Sie hat wirklich Mumm, ich muß zugeben, daß ich an ihrer Stelle wohl die Flucht ergriffen hätte. Auch wenn man seine Fähigkeiten nicht kennt, reicht doch sein bloßer Anblick, um in einem den Wunsch zu erwecken, nicht von ihm vermöbelt zu werden.“
 

Die Schüler lachten lauthals, da sie den Wusch sehr gut nachempfinden konnten, jeder einzelne von ihnen hatte durch Logans besondere Trainingsmethoden schon die Erfahrung mit seinen „Vermöbelungstechniken“ gemacht und seitdem einen Heidenrespekt vor dem verbissenen Kämpfer.
 

„Irgendwie gilt der Angriff nicht, er kam ja aus dem Hinterhalt und sie war unsichtbar“, protestierte Synch grinsend, als das Lachen seiner Freunde langsam verebbte.
 

Frank klopfte auf die Tischplatte und rief: „Ha! Du hast der Neuen gerade einen Codenamen verpaßt, Ev!“

Der sah seinen Freund verdutzt von der Seite an und meinte: „Wie? Was meinst Du? Ich sagte nur, daß sie unsichtbar war.“

Frank grinste breit: „Ich meinte Hinterhalt. Sie wird als Unsichtbare immer aus dem Hinterhalt angreifen können. Ich finde Ambush wäre ein toller Codename für sie.“
 

Candy schüttelte amüsiert den Kopf und biß genüßlich in ihr Brötchen, der Kerl hatte schon wieder einen neuen Namen aus dem Ärmel geschüttelt. Sie dachte an den Einsatz zurück, als Logan sie mit ihrem Codenamen vorgestellt hatte und ihr wurde irgendwie warm ums Herz.

Ein neuer Name, eine neue Aufgabe und irgendwie eine neue Familie. Sie war nach einem Einsatz nach Hause gekommen und wurde von besorgten Freunden erwartet, die sich um ihr Wohlergehen sorgten und sich um sie kümmerten. Ein krasser Gegensatz zu dem Abschluß ihrer Missionen in New York, wo sie immer eine dunkle, leere Wohnung erwartete und sie mit keiner Menschenseele über die aufwühlenden Ereignisse sprechen konnte.

Die Schüler hatten gewußt, daß Candy ihre Fähigkeiten wieder aufladen mußte und deshalb extra für sie Zimtrollen aufgebacken, für die sie eine besondere Schwäche hatte.

Und keiner von ihnen warf ihr schiefe Blicke zu, weil sie sogar mehr verputzte als die verfressenen Jungs. Es war schön von Freunden umgeben zu sein, die einen so akzeptierten, wie man war. Die Erlebnisse dieses Wochenendes bestärkten sie in ihrer Überzeugung, hier einen Ort gefunden zu haben, an dem sie sich eine Zukunft vorstellen konnte.
 


 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-07-07T14:36:14+00:00 07.07.2008 16:36
Super Kapitel!!

Die arme Kleine!!!Also ich wäre wahrscheinlich so erschrocken das ich mich gar nicht mehr bewegt hätte!!!
Bin froh das denn allen nichts passiert ist!!

Bin gespannt wie es weiter geht!!!

LG
Mina


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