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The Healing Touch

This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...
von

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Watching the Kids

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Candy flog durch die Luft als wäre sie nicht mehr als eine zappelnde Stoffpuppe und prallte mit dem Rücken dumpf gegen die Wand, sie konnte durch ein schnelles Anspannen der Nackenmuskulatur gerade noch verhindern, daß auch noch ihr Schädel schmerzhaft dagegen knallte. Sie rutschte an der Wand entlang und landete dann unsanft auf dem Boden. Ihr ganzer Körper schmerzte und ihr Atem kam nur noch stockend, am liebsten wäre sie liegen geblieben, doch das würde nur einen weiteren Angriff provozieren und ihr weitere schier unerträgliche Schmerzen bereiten.

Sie erhob sich ein Stöhnen unterdrückend und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, die in ihrem Körper tobten. Wenn sie sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen ließ, konnte sie schneller heilen und die Qualen würden von allein verschwinden.
 

Ihr Angreifer kam wieder auf sie zugeschossen und Candy ging in Kampfposition. Sie blockte den Schlag seiner Faust ab, obwohl ihr linker Unterarmknochen dadurch fast brach - zumindest war das Knacken zu leise für einen glatten Durchbruch gewesen - und landete einen gezielten rechten Haken auf die Nase ihres Gegners, aus der sofort Blut schoß und ihre Trainingsklamotten bespritzte, wo es sich mit ihrem eigenen Blut vermischte. Sie zögerte nicht weiter und landete einen Tiefschlag, der ihren Gegner fast in die Knie zwang und ihm ein unterdrücktes Grunzen entlockte.

Dann schlangen sich zwei starke Arme um ihre Taille und sie wurde auf die Trainingsmatten geworfen und von Logans Gewicht in den Boden gedrückt.
 

Candy stöhnte auf: „Oh, ich kann nicht mehr, Logan! Können wir für heute Schluß machen? Bitte!“

Sie keuchte vor Anstrengung, sein ganzes Gewicht auf sich aushalten zu müssen und er stützte sich auf seine Hände ab, damit sie wieder leichter Atem schöpfen konnte.
 

Logan hob eine Hand vor sein Gesicht und wischte sich das Blut von der Oberlippe, es hatte nicht lange geblutet, denn sein Selbstheilungsfaktor hatte die Blutung bald eingestellt.

„Nicht übel, Baby! Du hast nicht vergessen, daß die Nase ein viel besseres Ziel für einen Kinnhaken ist als die unempfindliche Kinnlinie. Sehr gut!“, lobte er sie grinsend.
 

Candy verdrehte genervt die Augen, wie könnte sie seine Lektionen jemals vergessen, wenn er sie doch immer sehr anschaulich vorführte, vorzugsweise mit ihr als Versuchskaninchen.

Der verdammte Arsch hatte nur zwei Stellen, die ihr einen Angriff ohne Schmerzen erlaubten: Seine Nase und seine Kronjuwelen!

Jeder andere Kerl wäre auch noch durch Schläge auf Leber oder Niere angreifbar gewesen, aber Logan hatte Bauchmuskeln aus Stahl, gegen die es für sie kein Ankommen gab. Traf sie dagegen ein hieb seiner Faust oder ein Tritt seiner Füße, sah sie Sternchen und flog meistens meterweit durch die Gegend, wo sie als wenig dekorativer Wandschmuck endete.

Irgendwann macht er mich bestimmt fertig, läßt mich nach dem Exitus wie ein erlegtes Wildschwein ausstopfen und hängt meine Fratze an die Wand des Danger Rooms, um seinen anderen Schülern zu vor Augen zu führen, was passiert, wenn man in seinem Unterricht nicht aufpaßt’, dachte Candy schlechtgelaunt.
 

Seit vier Wochen drehte sie der Nahkampfexperte durch seine unerbittliche Mangel und versuchte ihr beizubringen, die Schmerzen während eines Kampfes zu ignorieren, damit sie ihre eigene Selbstheilung schneller durchführen konnte.

Hank hatte in einer seiner Testreihen festgestellt, daß Candy zwar viel schneller heilte als Logan, die Fähigkeit aber durch eigene Schmerzen stark beeinträchtigt wurde. Daraufhin hatte Logan eigens einen Trainingsplan für Candy aufgestellt, der es ganz schön in sich hatte und wohl jeden normalen Menschen binnen kürzester Zeit freiwillig in sein eigenes Grab getrieben hätte.

Von asiatischer Kampfkunst bis hin zum gewöhnlichen Faustkampf reichten seine Trainingsstunden, sie nahm an den Danger-Room-Sitzungen der Kids teil und bekam Einzelunterricht in Waffentechnik, da sie dem Wissen der Kinder hinterher hinkte, zu dem mußte sie sich daran gewöhnen, schmerzhafte Einstiche von Klingen oder das unangenehme Brennen von Schußwunden einfach zu ignorieren.

Und sie konnte sich nicht mal vor diesen Lehrstunden drücken, da ihr dämlicher Selbstheilungsfaktor, wie sie dieses Wort inzwischen haßte, eine Krankmeldung verhinderte. Candy zappelte unter Logans Last und versuchte, ihn von sich runter zu schieben, doch sie hatte keine Chance gegen den schweren Mann.
 

„Geh runter, Du Koloß! Ich kann kaum Luft holen!“, schimpfte sie und stemmte ihre Hände gegen seine Schultern.
 

Logan lachte schallend und Candy wurde durch die Vibrationen regelrecht durchgeschüttelt.

„Das hat dich gestern Nacht kaum gestört, kleine Wildkatze!“, sagte er leise, während sein Gesicht ihrem so nah kam, daß seine Nasenspitze ihre fast berührte.
 

Candy kniff aufgebracht die Augen zusammen, Logan schaffte es mit Leichtigkeit, sie so weit zu bringen, ihn gleichzeitig küssen und vermöbeln zu wollen. Wobei der letzte Wunsch für sie wohl kaum in die Realität umzusetzen sein würde.

„Erklär mir doch noch mal, warum ich ausgerechnet mit dir trainieren muß, Du Grobian!“, murrte Candy übelgelaunt und stemmte ihre Hände weiter gegen seine Schultern, obwohl sie ihn am liebsten zu sich herunter gezogen und hemmungslos geküßt hätte.

Das Training hatte den zusätzlichen Nebeneffekt, daß ihr Adrenalinspiegel jedes Mal in ungeahnte Höhen schoß, und sie Logan am liebsten gleich hier im Trainingsraum die Klamotten vom Körper gerissen hätte.

Und dieser eingebildete Scheißkerl wußte das nur zu gut!
 

Logan grinste breit: „Kein anderer Trainer würde es wagen, so hart zuzuschlagen wie ich, Süße! Deshalb!“
 

„Es macht dir also Spaß, mir Schmerzen zuzufügen und meine Knochen zu brechen, Du bist pervers!“, schnaubte Candy, doch in ihren Augen blitzte es belustigt auf.
 

Logan lachte auf: „Total!“

Er beugte sich weiter zu ihr herunter und preßte seine verlangenden Lippen auf ihren leicht geöffneten Mund. Ihre Hände krallten sich kurz in seine Nackenmuskulatur, dann erwiderte sie seinen leidenschaftlichen Kuß und ließ ihre Finger in seine Haare gleiten, wo sie seinen Hinterkopf festhielt.
 

Am Ende des Kusses lag sie auf Logan und er versuchte verzweifelt, seine Hände im Zaum zu halten, es war ihm nämlich siedendheiß eingefallen, daß er ihre Trainingseinheiten auf Video aufzeichnete und auch wenn er die Endsequenz löschen konnte, wollte er lieber kein Risiko eingehen. Nicht in einem Haushalt, wo es von übermütigen Teenagern wimmelte, die teilweise fähig dazu waren, den Zentralrechner des Pentagon zu knacken, wenn sie es darauf anlegen würden.
 

„Für heute reicht es wohl, wie wäre es mit duschen?“, schlug Logan atemlos vor.

Die Trainingseinheit konnte er locker wegstecken, aber die sexuelle Spannung zwischen ihnen ließ seine Sinne verrückt spielen und strapazierte seine Selbstbeherrschung.

Candy konnte stur sein und das bedeutete, daß sie nicht wollte, daß jemand in der Mansion mitbekam, daß etwas zwischen ihnen lief. Auch wenn Logan ihr versichert hatte, daß es dafür zu spät war nach ihrem Abenteuer in New York, beharrte Candy eigensinnig auf ihrem Standpunkt.
 

Candy räusperte sich: “Gute Idee! Wir sollten uns beim Abendessen blicken lassen. Wir sind heute Abend für die Kids verantwortlich, das hätte ich fast vergessen!“

Candy richtete sich mit Logan auf und ließ sich von ihm auf die Füße helfen und ging dann zu der Umkleide, während Logan sich um die Videoaufzeichnung der Trainingsstunde kümmerte.
 

Heute Abend waren sie die einzigen Erwachsenen in der Mansion. Der Professor hielt sich in New York auf, wo er an einer universitären Veranstaltung teilnahm, Jean und Scott gönnten sich ein verlängertes Wochenende und waren nach dem Unterricht mit unbekanntem Ziel abgereist und nur in dringenden Notfällen erreichbar. Ororo, Hank und Kurt waren nach Genosha gereist, wo sie mit dem geläuterten Magneto einige neuere Erkenntnisse bezüglich der Entstehung von Mutationen erörtern wollten.

Candy war sehr darüber erstaunt gewesen, daß es tatsächlich ein Land gab, in dem nur Mutanten wohnten. Genosha lag an der Ostküste Afrikas in der Nähe von Madagaskar und war ein ziemlich wohlhabender Staat gewesen, da sie ihre Mutanten ausbeuteten und aus ihnen Kapital schlugen. Der frühere Widersacher der X-Men, Erik Lehnsherr oder Magneto, hatte davon erfahren und die X-Men gebeten, sie im Kampf gegen die Unterdrücker zu unterstützen.

Nun war Magneto das politische Oberhaupt des ersten nur von Mutanten und ihren Familien bevölkerten Kleinstaates und schien in der Aufgabe, ein Utopia für seine Leidensgenossen zu schaffen, vollkommen aufzugehen.

Candy hatte damals in den Zeitungen über einen Bürgerkrieg in einem afrikanischen Staat gelesen, doch die NATO hatte eine Nachrichtensperre verhängt, um den Weltfrieden nicht durch internationale Mutantenaufstände zu gefährden. Zu sehr erinnerte die Ausbeutung der Mutanten an delikate, geschichtliche Tragödien wie den Sklavenhandel oder die Internierung von Minderheiten wie Juden oder Japanern während des Zweiten Weltkrieges.

Candy war es kalt den Rücken herunter gelaufen, als sie die Berichte im Zentralcomputer der Mansion aufrief. Als Teammitglied auf Probe hatte sie natürlich auch eingeschränkten Zugang zum weiten Informationsnetz der X-Men. Sie wagte es sich gar nicht vorzustellen, was sie als vollwertiges Mitglied des Teams alles in Erfahrung bringen könnte.
 

~

Zur selben Zeit in Los Angeles bereitete sich Alison Blaire gerade in der Künstlergarderobe auf ihren Auftritt in einer Fernsehshow vor. Sie war eine bekannte Punkrock-Sängerin namens Dazzler und auf US-Tour, um ihr neue CD „Incarnation of Light“ zu promoten.

Die Tür zu ihrer Garderobe wurde aufgerissen und ihre Managerin betrat völlig außer Atem das Zimmer und knallte die Tür hinter sich ins Schloß.
 

„Ally, ich habe schlechte Nachrichten für dich! Will hat mich eben angerufen, man hat sich in seinen Computer eingehackt und Teile deines Films geklaut. Sie wurden einem Sender in New York angeboten und die werden die Ausschnitte wohl heute Abend in den Nachrichten zeigen.“

Bernice stellte sich hinter Allys Stuhl und suchte ihren Blick im Spiegel, ihre Freundin verstand sofort, warum sie so alarmiert war und drehte sich heftig zu ihr um.
 

„Wie konnte das passieren?! Verdammt! Können wir das irgendwie verhindern?“, fragte Allison wütend und ihre blauen mit schwarzen Kajal umrandeten Augen blitzten empört auf.

Bernie legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und schüttelte bedauernd den Kopf: „Ich telefoniere seit Stunden mit Anwälten und Vertretern des Senders, ohne Erfolg! Die Story ist einfach zu heiß. Wir können nichts machen. Soll ich den Auftritt heute absagen, zu deiner eigenen Sicherheit?“
 

Ally schüttelte vehement den Kopf: „Nein! Auf keinen Fall, ich stehe dazu. Der Film war zur Veröffentlichung gedacht, ich wollte zwar den Zeitpunkt selbst bestimmen, aber c’ est la vie! Welche Szenen wurden denn geklaut?“

Ally griff wieder zum dunklen Lidschatten, um ihr Make-up zu vollenden. Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Applikator zu ihrem Auge führte und verriet, daß sie doch beunruhigter war, als sie zugeben mochte. Bernie zuckte hilflos mit den Schultern und strich sich in einer verzweifelten Geste die Haare aus dem Gesicht.
 

„Will meinte, es waren auch Szenen dabei, die eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht waren. Die Sequenz, in der Du deine Familie erwähnst und Annikas mögliche Fähigkeiten…“

Bernie ließ den Satz bedeutungsvoll offen und ließ Ally Zeit, die Tragweite der Information zu erfassen.
 

„Fuck, fuck, fuck! Wieso sind die nicht schon längst vernichtet worden?“, stieß die junge Frau mit der stacheligen Frisur fluchend hervor.

Ally sprang von dem Stuhl auf und ließ die Lidschattenbox achtlos auf den Boden fallen, wo der schwarze Puder einen unschönen Fleck auf dem hellen Teppichboden hinterließ. Sie starrte mit schreckgeweiteten Augen ihre langjährige Freundin und Managerin an.

„Annika ist allein in New York, ich habe ihr erlaubt, dieses Wochenende in meinem Haus zu wohnen. Sie hatte Streß mit unseren Eltern. Meinst Du, daß sie dort sicher ist?“
 

Genau die Frage hatte sich Bernie auch gestellt, doch sie konnte sich auch nicht vorstellen, daß das Mädchen wirklich in Gefahr sein sollte.

„Ich glaube schon, aber sie weiß nichts von deinen Plänen, das macht mir viel mehr Sorgen. Dein Haus hat eine Alarmanlage.“
 

Ally stampfte erbost mit dem Fuß auf, der in schwarzen Mörderstiefeln steckte und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

„Es hilft nichts, der Auftritt ist gleich und wir wissen noch nicht mal, was da gesendet werden wird. Ich kümmere mich später um Annika.“

Ally griff nach ihrem blutroten Lippenstift und versuchte, sich auf den bevorstehenden Auftritt zu konzentrieren. Das Gesicht, das ihr nun im Spiegel entgegen blickte, kam ihr trotz des üppigen Make-ups blaß und farblos vor.
 

~

Die älteren Schüler der Mansion hatten Candy überredet, an ihrem „DVD- und Pizzaabend“ teilzunehmen, sie hatten den Fernsehraum mit dem Großbildschirm mit Beschlag belegt und sich auf diversen Sitzgelegenheiten - von Pizzakartons und Schüsseln angefüllt mit Popcorn eingerahmt – verteilt.

Logan hatte entsetzt das Weite gesucht, ihm stand der Sinn nicht nach den Albernheiten der Schüler und er hätte nicht mal neben Candy sitzen können, da er ja sonst gegen ihr Dekret „Nicht in der Öffentlichkeit“ verstoßen würde. Er kam sich schon vor wie ein gemaßregelter Halbwüchsiger, der seine Angebetete sabbernd aus der Ferne anschmachten mußte.

Logan zog es vor, sich mit einem Buch, Zigarren und einem Vorrat an Molsons, das war seine Lieblings-Biermarke aus Kanada, in ein ruhiges Zimmer zurückzuziehen, während er darauf wartete, daß Candy von den Schülern genug hatte und sich zur Ruhe begab.

Hätte Candy den Einband des Buches gesehen, wäre sie sicher überrascht gewesen. „Walden“ von Henry David Thoreau war nicht unbedingt die Lektüre, die man Logan zutraute. Andererseits ging es in dem Buch um ein Selbstexperiment des Autors, der Mitte des 19. Jahrhunderts der Zivilisation den Rücken gekehrt hatte und zwei Jahre in der freien Natur abseits menschlicher Siedlungen gelebt hatte. Ein Verhalten, das Logan durchaus nicht fremd war.
 

Im Wohnzimmer stritt sich das ‚Filmkomitee’ gerade lautstark darüber, welchen Film man sich zuerst anschauen sollte, die Mädchen und Jungen hatten natürlich verschiedene Präferenzen. Candy enthielt sich amüsiert und nahm sich lieber ein weiteres Stück Pizza, bevor sich die hungrige Meute auch noch darüber hermachte. Die Trainingseinheit mit Logan hatte nämlich einiges ihrer Kraftreserven abgeschöpft.

Sie nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle, während sie genüßlich auf dem Pizzastück herumkaute. Bei Kanal 20 verharrte sie kurz, da gerade Nachrichten liefen und sie sich wunderte, daß plötzlich das Bild der populären Sängerin Dazzler eingeblendet wurde.
 

„Miss G. können sie den Ton anstellen? Die reden da gerade über Dazzler!“, rief Danielle, die ihre Musik mochte und sogar ein Poster von ihr über ihrem Bett hängen hatte.

Candy tat ihr den Gefallen und schaltete den Ton wieder an. Sie war selbst neugierig, was die Sängerin angestellt haben mochte, um in die 8-Uhr-Nachrichten zu kommen.
 

… hierbei handelt es sich um einen exklusiven Ausblick auf einen Film, der laut unseren Informationen bald veröffentlich werden soll. Der Ausschnitt stammt aus einer Dokumentation über das Privatleben von Alison Blaire, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Dazzler. Sehen Sie selbst…

Die Kamera schwenkte vom Moderator weg, und es wurde das Gesicht der Sängerin eingeblendet, die auf dem Rand einer Bühne saß, und wohl gerade einen ihrer Auftritte probte.

Eine männliche Stimme aus dem „Off“ fragte: „Wann hast Du diese Veränderungen an dir bemerkt?“
 

Die junge Frau mit den strahlenden, blauen Augen antwortet lächelnd: „Ich muß etwa 15 gewesen sein, als es das erste Mal passierte. Ich war auf der Highschool und spielte die Hauptrolle in der Schulaufführung, ich war gelähmt vor Lampenfieber und als der Vorhang hochgezogen wurde, passierte es…“

Alison unterbricht ihre Erzählung und spreizt die Hände, zwischen ihren Fingern tanzen plötzlich bunte Lichter auf und als sie die Hände hebt, ist es als würde ein buntes Feuerwerk über ihr gezündet, das in allen Regenbogenfarben leuchtet.
 

Candy und die anderen starrten vollkommen sprachlos auf den Fernseher, während Dazzler völlig unbekümmert erklärt, daß sie eine Vertreterin der Spezies Mutanten ist.

…Ich verstehe einfach nicht, was daran bedrohlich sein soll. Ich habe es mir nicht ausgesucht, diese Fähigkeiten waren eines Tages einfach da. Ich möchte nicht, daß meine Schwester Annika genauso schockiert ist wie ich, wenn sie ihre Mutation entdeckt. Sie ist jetzt fast 17 und es kann jeden Tag passieren…
 

Hier wurde wieder auf den solariumgebräunten Nachrichtensprecher geschwenkt, der mit geölter Stimme sagte: „Soviel zum Thema „prominente Mutanten“ und nun zum Wetter…
 

Candy schaltete den Fernseher aus und ließ die Fernbedienung auf die Couch fallen. Sie konnte nicht glauben, was sie da eben gesehen hatte. Man hatte einfach zwei Mutanten geoutet, ohne an die Folgen darüber zu denken.
 

„Ich glaub’s einfach nicht! Dazzler ist ein Mutant und steht öffentlich dazu?“, fragte Danielle verwundert und sah sich ungläubig im Raum um.
 

Skin zog die Brauen zusammen, was ihm das Aussehen eines mürrischen Welpen verlieh, da er seine Haut entspannt hatte. Er hatte seine zusätzliche Haut soweit unter Kontrolle, daß er sie verstecken konnte, wenn nötig, doch hier unter Freunden traute er sich, zu seinem besonderen Äußeren zu stehen.

Er meinte ziemlich ernst: „Ich weiß nicht, ob das gut ist. Es gibt einfach noch zu viele Mutanten-Gegner. Was, wenn sie ihre Konzerte und Platten boykottieren oder Schlimmeres? Solange wir als Mutanten nicht auffallen, können wir ein ruhiges Leben führen. Dazzler weckt mit diesem Geständnis nur schlafende Hunde. Stellt euch vor, einer von euch würde diese Annika sein, was dann? Ich möchte nicht im Fernsehen öffentlich als Mutant benannt werden.“
 

Das konnte jeder gut verstehen, schließlich hatte Angelo am eigenen Körper erfahren, wie sehr Menschen Andersartigkeiten verabscheuen konnten.

Sie redeten noch eine Weile über die aufwühlende Neuigkeit und beschlossen dann, sich eine Komödie anzusehen, um ihre Stimmung zu heben und sich davon abzulenken.

Candy genoß den Abend mit den Schülern, auch wenn er mit einem kleinen Schock begonnen hatte, den sie jedoch über ihrem ausgelassenen Gelächter über die Slapstick-Einlagen des Filmkomikers schnell vergaßen.
 

~

Candy rieb ihr Gesicht verschlafen am weichen Kissen, es war noch viel zu früh, um aufzustehen. Sie fragte sich, warum sie aus dem Schlaf hoch geschreckt war und bemerkte neben sich das leere Bett.

Wo war Logan hin?

Sie hob blinzelnd den Kopf und entdeckte ihn an der Tür stehend, die er nur einen Spalt breit geöffnet hatte. Er flüsterte mit irgendjemandem und drückte dann die Tür ins Schloß.
 

„Ist etwas passiert?“, wisperte Candy leise, wobei sie sich im Bett aufsetzte und das Laken an ihren Oberkörper gedrückt hielt.

„Frank steht draußen, er wollte mir etwas Dringendes sagen.“

Logan grinste schief und setzte sich zu ihr aufs Bett.
 

Candy runzelte die Stirn: „Woher weiß er, daß Du hier bist?“

Logan versuchte, ernst zu bleiben, obwohl ihn ihre Verwirrung ziemlich amüsierte.

„Frank ist ein Psi-Talent, aber auch wenn er das nicht wäre, hätte er die richtigen Schlüsse daraus gezogen, daß ich mitten in der Nacht die Tür zu deinem Zimmer öffne, nachdem er mich nicht in meinem eigenen gefunden hat!“
 

Candy ließ sich wieder ins Kissen fallen und stöhnte genervt auf. All die Mühe umsonst und das nur, weil sie es vorhin nicht über sich gebracht hatte, Logan in sein eigenes Zimmer zu schicken, nachdem sie wie zwei ausgehungerte Teenager übereinander hergefallen waren.
 

„Psi wartet draußen auf uns, Du solltest dir etwas überziehen.“

Sich immer noch meisterhaft beherrschend, erhob sich Logan vom Bett und sammelte seine auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke ein. Candy schlüpfte aus dem Bett und trippelte ins angrenzende Bad, um sich das Gesicht mit Wasser zu bespritzen und damit die Müdigkeit zu vertreiben.
 

Fünf Minuten später traten Logan und Candy aus dem Zimmer und trafen dort auf Psi, der wartend an der Wand gegenüber lehnte.

Candy blickte prüfend in sein Gesicht und suchte nach Anzeichen von Belustigung, doch davon konnte keine Rede sein. Er sah nur verschlafen und beunruhigt aus.
 

„Tut mir leid, Miss G., ich hätte Sie nicht geweckt, wenn es nicht wichtig wäre“, sagte Psi leise und sah sie abbittend an.
 

„Schon gut, Psi. Laß uns nach unten gehen, ich will die anderen Kids nicht wecken“, meinte Logan und ging voran.

Sie versammelten sich in der Küche, wo sie sich an den Tisch setzten und Frank aufforderten, den Grund für seinen Alarm zu erklären.

„Ich hatte wieder eine Vorahnung, es ging dabei um die junge Frau, von der wir in den Nachrichten gehört haben, Annika hieß sie. Die jüngere Schwester von Dazzler. Sie ist in Gefahr. Durch die Verbreitung der Nachricht wurden wohl einige Mutantengegner auf sie aufmerksam. Im Traum konnte ich sehen, wie das Mädchen von einem wütenden Mob bedroht wird.“
 

Candy sah Logan betroffen an, der Franks Ausführungen sehr ernst zu nehmen schien. Sie konnte nicht beurteilen, mit welcher Treffsicherheit, Psis Vorhersagen zutrafen, hier mußte Logan entscheiden, der den Jungen viel länger kannte als sie. Im Grunde ihres Herzens wußte sie jedoch, daß Frank sie niemals ohne triftigen Grund aufgesucht hätte und niemals das Leid eines anderen Menschen vortäuschen würde. Er war zwar der Anführer, wenn es um Streiche ging, doch er wußte auch, wo die Grenze zur Geschmacklosigkeit lag.
 

„Ausgerechnet Heute! Wann findet der Angriff statt? Haben wir noch Zeit?“, fragte Logan knapp.

Er schien von der Richtigkeit von Psis Aussage überzeugt, was Candy jedoch keinesfalls beruhigte. Sie und Logan waren im Augenblick die einzigen, die dem Mädchen zur Hilfe eilen konnten, da die anderen Mitglieder des Teams außer Haus waren.
 

Psi schüttelte den Kopf: „Vielleicht eine Stunde oder zwei, aber bestimmt nicht länger. Ich kann aber sagen, wo sie sich aufhält, es ist zum Glück nicht so weit weg.“
 

Logan erhob sich und blickte Candy auffordernd an.

„Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir beide gehen auf eine „Such- und Rettungsaktion“, während die Seniors die Aufsicht hier übernehmen. Wenn alles glatt läuft, dann merkt keiner, daß wir weg waren. Frank, ich übertrage dir die volle Verantwortung.“
 

Der junge Mann versicherte ernsthaft, daß man sich auf ihn verlassen könne. Wenn es hart auf hart ging, dann legte Frank schnell seine lockere Art ab, Scott hatte in seiner letzten Beurteilung über ihn geschrieben, daß er sich den jungen Mann in der Zukunft durchaus als einen Anführer eines weiteren X-Teams vorstellen könne.

Logan nahm Candy indessen bei der Hand und lief mit ihr im Laufschritt zu den Aufzügen, vor der Mission mußten sie sich noch umziehen.
 

~

In der noblen Wohngegend auf Long Island war an diesem frühen Samstagmorgen noch alles ruhig, die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen. Die elegante von Bäumen eingesäumte Allee war wie leergefegt, sie wand sich am Ende einen kleinen Hügel hinauf, wo sie schmaler wurde und zu einer einsamen Villa führte, die von einem elektronischen Zaun umgeben war.

Im Haus war es sehr still, da das Personal frei bekommen hatte und nur noch eine Person sich darin aufhielt. Das Mädchen schlief tief und fest und hatte angenehme Träume über die Party, die sie gestern Nacht besucht hatte, ohne daß ihre strengen Eltern, ihr Heimkommen kontrolliert hatten.

Die frühmorgendliche Ruhe wurde jäh gestört, als ein Autokorso lärmend die Allee hochfuhr und vor dem eisernen Zaun anhielt. Aus den über zwanzig Autos stiegen Menschen jeden Alters, sogar Kinder waren dabei, die alle unauffällige Windjacken mit Kapuzen trugen und ihre Gesichter mit Halstüchern vermummt hatten. Sie bereiteten sich wortlos auf ihre Aufgabe vor. Aus den Kofferräumen wurden Plakate und Bettlaken geräumt, die sie hochhielten oder an dem Zaun befestigten.

Auf ihnen stand zu lesen: „Mutanten sind hier nicht erwünscht“, „Mutanten fürchtet den Zorn Gottes“ oder dergleichen Sprüche mehr. Sie hatten sogar CDs, Poster und Zeitschriften von Dazzler mitgebracht, die sie auf einen kleinen Haufen warfen und dann mit Spiritus übergossen, um ihn danach anzuzünden.

Der Anführer der Gruppe stachelte seine Anhänger via Megaphon an, in dem er Verse aus dem Alten Testament zitierte und ihren Sinn völlig verdrehte, bis sie als Rechtfertigung zum Auslöschen aller Mutanten gelten konnten, die diese Menschen als nicht lebenswerte Abartigkeit der Natur betrachteten.

Der Lärmpegel auf der Straße stieg beständig an und lockte neugierig gewordene Nachbarn an, die sich das Treiben in Morgenmäntel gehüllt und aus sicherer Entfernung besahen. Keiner fühlte sich jedoch dadurch veranlaßt, die Polizei zu alarmieren. Die meisten würden sehr froh sein, wenn ihre merkwürdige Nachbarin wegen des Tumults einen Umzug in Betracht ziehen würde. Man hatte sie schon als störend empfunden, da sie als Rockstar oft Parties feierte, zu denen in den Augen der Anwohner wenig anständige Gäste kamen. Sie hatten aber allesamt gestern die Nachrichten gesehen.

Mutanten waren schön und gut, doch die Vorstellung so ein Geschöpf als direkten Nachbar zu haben, stieß die feinen Leute ziemlich ab. Das hier war eine ruhige, gepflegte Wohngegend und man wollte in jedem Fall einen Wertverlust der Grundstückspreise vermeiden, indem die Gegend durch Anwesenheit eines oder gar mehrerer Mutanten negative Publicity erhielt.
 


 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-07-05T13:59:45+00:00 05.07.2008 15:59
Oh man ich hoffe sie schaffen das!! Die arme würde mir wirklich leid tun wenn ihr etwas passiert!!! Ich verstehe nicht warum einige menschen andere nicht so akzeptieren können wie sie sind!!!!

Freue mich auf dein nächstes Kapitel!!!

Lg


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