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Ehre und Stärke II : Plutos Boten

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Ihr seid ja alle ganz heiß auf Duo und Heero. *lach* Also hier die versprochene Vorgeschichte der beiden. Erst mal nur ein Kapitel, aber dafür ist es extra lang.

Hi Taya, schön, dass du auch noch mit von der Partie bist. Trowas Amnesie ist ja ganz in Anlehnung an die original Serie. Das macht den Reiz von AU-Geschichten aus, dass man Dinge der Serie auch in diese völlig abwegige Umgebung einbauen kann.
 

Kapitel 18
 

Doch Treize und Zechs war nicht die Einzigen, die in dieser Nacht um ihren Schlaf fürchten mussten.
 

Auch Duo warf sich auf seinem Lager von rechts nach links und wieder zurück auf die andere Seite. Hätte in diesem Augenblick jemand die Kammer des Leibdieners betreten, er hätte versucht den Jungen zu wecken und ihn so aus den Klauen des Alptraums zu entreißen. Aber es waren keine finsteren Traumgestalten, die Duo diese bitteren Schmerzen zufügten, die ihn bis in seine Seele marterten. Es war schlimmer, denn es waren seine Erinnerungen, die ihn so quälten. Nichts Triviales oder Erdachtes, nein, Geschehnisse, die sich so zugetragen hatten und die er nun erneut durchlebte, an die Oberfläche seines Geistes gezerrt durch die Begegnung mit den mysteriösen Männern, die ihn auf dem Esquilin festgehalten, befragt und erpresst hatten. Auch wenn sie sich bemüht hatten keinerlei Spuren auf seinem Körper zu hinterlassen, seine Daumengelenke zeigten rote Striemen, dort wo er gefesselt worden war.
 

„...Dass jener Christ sein Leibsklave ist und dass es jener Christ gewesen war, der Senator Julius Aurelius ermordet hat. Undenkbar!...“ Nur allzu deutlich schallte die Stimme von Duos Peiniger durch seinen Kopf.

Julius Aurelius. Duo hatte sich der Vorstellung hingegeben, dieser Mann würde ihn nicht mehr weiter verflogen. Hatte er nicht genug Schmerzen seinetwegen ertragen müssen? Doch dies war nur eine Illusion gewesen.

Schließlich hatte ihn noch nicht einmal Heero vor den Klauen Julius‘ erretten können...
 

... Korinth, 3 Jahre zuvor...
 

... Duos Wange brannte noch von dem heftigen Schlag, doch er wagte nicht mit seiner Hand das verletzte Gesicht zu berühren. Es hätte sie noch mehr aufgebracht. Auch hieß er diesen Schmerz fast willkommen. Er lenkte ihn von anderen, viel schlimmeren Dingen ab, die sich hinter seinem Rücken und direkt vor ihm abspielten. Die er sehen würde, wenn er denn die Augen öffnen würde. Aber er wollte nichts sehen. Es genügte was er hörte. Das heisere und charakteristische Keuchen von Männern, die kurz vor ihrem Höhepunkt standen. Und ebenso die schmerzerfüllten Schreie des anderen Sklaven, der zusammen mit ihm in diese wahrhaftige Hölle gestoßen worden war. Dabei wirkten die Gewölbe unter den eigentlichen Thermen so unscheinbar: Weiße, sorgfältig getünchte Wände, schlichte Möbel. Nicht der überbordende Luxus der Baderäume mit ihren Mosaiken und Malereien. Nicht ein Hinweis auf die schrecklichen Dinge, die hier in einer ekelhaften Regelmäßigkeit von statten gingen.
 

Doch er musste stillhalten. Schreie würde ihre Blutgier nur noch vergrößern. Erst kürzlich hatte Duo gesehen, wie man einen jungen Sklaven aus dem Badehaus seines Herren Xenophon geschleppt hatte. Das Blut hatte die dünne Tunica völlig durchnässt gehabt, war auf der blassen Haut der schlanken Schenkel hinabgetropft. Xenophons Knechte hatte den wertlosen Körper des Jungen einfach auf dem Pflaster der Straße liegen gelassen. Duo hatte den Sklaven nicht gekannt und auch genau gewusst, dass er nicht mehr für ihn tun konnte.

Es waren oft die Neuen, Unverbrauchten und Unerfahrenen, die auf den Orgien für die Xenophons Badehaus berühmt berüchtigt waren, „serviert“ wurden. Duo war dieses Los bis jetzt immer erspart geblieben. Er war schließlich auch kein Lustknabe, sondern ein Sklave, der sich nur darum zu kümmern hatte, dass die Wannen im caldarium stets mit frischem, heißen Wasser gefüllt waren. Zumindest war es so immer gewesen. Doch auch Xenophon, seinem Herren, war es inzwischen aufgefallen, dass der dreckige Straßenjunge von einst, der so unermüdlich die Eimer schleppte, zu einem äußert ansehnlichen Mann heranwuchs. Jemandem, mit dem sich mehr verdienen ließ, wenn man es richtig anstellte. So war es auch gekommen, dass man Duo einem alten Leibdiener zugeteilt hatte. Er sollte lernen wie er die Körper der Kunden zufrieden stellen sollte: Mit Massagen, Bädern, mit Ölen und Essenzen und natürlich auch der Rasur. Eine Kunst, die Duo bis heute noch nie gemeistert hatte. Man hatte ihn mit toten Schweinen im Hinterhof üben lassen, denen er die Borsten vom Bauch entfernen sollte. Jedoch waren tote Schweine wesentlich angenehmer zu rasieren gewesen, wie Duos ziemlich bald feststellen sollte, als dieser alte, fette römische Beamte, dessen Hand ständig unter Duos Tunica gewandert war. Deshalb war das Rasiermesser auch abgerutscht und hatte sich in die Haut des feinen Herren geschnitten. Wie es die Natur dieser Messer versprach, waren sie äußert scharf und eine zornig rote Schnittwunde hatten den fetten Hals des Römers geziert.
 

Deshalb war er jetzt hier, dies war seine Bestrafung für die Unachtsamkeit Stunden zuvor. Er hatte zusehen müssen, wie sie den anderen Sklaven ausgepeitscht hatten - er hatte ein Öllicht zerbrochen. Wie unbedeutend im Vergleich zu Duos Vergehen. Die gesamte Zeit hatte er sich gefragt, was sie wohl für ihn ersonnen hatten.

Dann hatten sie ihn zuerst auf ein hölzernes Gestellt gefesselt und ebenso ausgepeitscht. Als die Tortur endlich vorüber gewesen war, da hatte Duo schon seinem Schöpfer gedankt und gehofft, dass er erlöst wäre. Doch weit gefehlt.
 

„Er wurde noch nie benutzt.“ Es war die Stimme seines Herren Xenophon dessen Hand Duos Seite hinabwanderte und dessen weingeschwängerter Atem ihm in die Nase stieg. „Hat er nicht einen prächtigen Hintern, wer würde sich da nicht gerne hineinversinken?“
 

Duo hätte zu gerne seine Hände auf die Ohren gepresst, um die Stimmen nicht zu hören. Er fühlte sich so verletzlich, so nackt, wie er da gefesselt war und wusste, dass die Blicke dieser Männer auf ihm ruhten. Außerdem wusste er jetzt, was sie noch mit ihm tun würden.

Er hatte es zwar noch nie gesehen oder erleben müssen, doch die Sklaven hatten schon oft davon gesprochen. Duo konnte nur hoffen, dass es schnell ging.
 

Der Mann, dem Xenophon dieses Angebot gemacht hatte, gab einen zustimmenden Laut von sich. „Aber nicht hier.“, knurrte er. Es war der Römer, den Duo geschnitten hatte. Inzwischen wusste Duo auch seinen Namen: Julius Aurelius, ein Senator direkt aus Rom.

So banden sie ihn los und schleppten ihn in ein Zimmer. Wenigstens hörte Duo hier nicht mehr die Schreie des anderen Sklaven.

Fast war er bereit zu sagen, dass er Glück im Unglück hatte. Denn der Römer war schon alt und es dauerte in der Tat nicht allzu lange. Und doch hatte Duo geschrien, seine Hände in das Polster des Diwans gekrallt auf den er gepresst wurde. Sich dabei die Fingernägel abgerissen und die Zunge blutig gebissen, weil ihm befohlen wurde ruhig zu sein, sonst würden noch weitere Männer kommen...
 

Duo lag noch immer auf der Liege, seine Füße standen auf dem kalten Boden und er hörte wie sich der Römer wieder anzog und das Zimmer verließ. Nicht, ohne ihm nochmals auf den Hintern zu klopfen.

Dann war er alleine und niemand kam. Niemand interessierte es mehr was mit ihm geschehen war. Dies war also seine Bestrafung gewesen.
 

Erst lange Zeit danach konnte er sich aufrichten und wieder die Augen öffnen, die er so lange zusammengepresst und geschlossen gehalten hatte. Erst dann konnte er sich in eine Decke wickeln, die über dem Diwan gelegen hatte. Seine Tunica war ihm irgendwo in diesen Gewölben abhanden gekommen, doch er wollte seinen geschundenen Körper bedecken, der nun gezeichnet war von den Spuren der Gewalt und des Missbrauchs: Hässliche Flecken, die sich zu Blutergüssen entwickeln würde, die Striemen auf seinem Rücken und der Rückseite der Schenkel. Der Samen des Mannes, der seine feuchten Schenkel weiter nässte, kalt und schlüpfrig, und jeden Schritt zu einer wahren Qual machten, weil es ihn daran erinnerte, was in dieser Nacht mit ihm geschehen war.
 

Auch war ihm kalt. So kalt. So schrecklich kalt. Er wollte sich wieder niederlegen, die Augen schließen und nie mehr erwachen. Wollte, dass die Kälte gänzlich von ihm Besitz ergreifen würde.

Seine Schritte führten ihn zur Tür der Bibliothek. Um diese späte Stunde gingen kaum noch Kunden in den Lesesaal. Die Chancen waren günstig, dass er dort unentdeckt blieb, wenn er sich neben einem der Kohlebecken auf den Boden legte. Niemand würde daran Anstoß nehmen. In die Quartiere der Sklaven wollte er auch nicht zurück. Sie würden ihn mit mitleidigen oder abstoßenden Blicken mustern und dies konnte Duo nicht ertragen. Nicht auch noch das.
 

Kaum lag er auch schon auf dem kostbaren Mosaikboden in einer Ecke, der vom hypocaustrum angenehm erwärmt war. Da begann er schrecklich zu zitttern, seine Zähne schlugen aufeinander. Das Geräusch unvorstellbar laut in der Stille der Bibliothek. Duo vermochte es nicht zu unterdrücken. Er betete, dass Gott doch ein Einsehen doch mit ihm haben und ihn sterben lassen würde.

Wie konnte er denn je wieder eine Berührung eines anderen Menschen ertragen können? Wie, wenn es ihn immer wieder aufs Neue an diesen schrecklichen Tag erinnern würde?
 

„Was tut er hier?“
 

Duo erwachte aus seinem schmerzlichen Schlummer als er diese vorwurfsvollen Worte hörte und schon befürchtete, sie wären an ihn gerichtet gewesen.
 

„Er hat das Badehaus besucht.“, beantwortete eine andere Stimme die Frage. „Er scheint keinen Verdacht zu schöpfen.“
 

Mühsam hob Duo den Kopf und sah sich um. Niemand war hier, zumindest niemand den er sehen konnte. Die Männern mussten sich hinter einem der großen Regale befinden.

Duo erkannte ihre Sprache mit einem kalten Schauer wieder. Der Mann, der ihn geschändet hatte, der hatte dieselbe Sprache gesprochen! Diese harte, so brutal klingende Sprache, die nichts von der Melodik seiner eigenen Muttersprache hatte. Dies waren Römer.
 

„Oder er will so seine Unschuld demonstrieren. Er muss wissen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Aurelius ist schließlich auch kein Dummkopf.“
 

„Die Frage ist, was wir weiter unternehmen?“, griff jetzt noch eine dritte Stimme in das Gespräch mit ein.
 

„Da weder Xenophon noch Aurelius mich zu Gesicht bekommen haben, sie scheinen alle dieser Orgie in den unteren Gewölben beizuwohnen, werde ich wieder ins Lager zurückreiten. Sie wissen noch nicht, dass ich hier bin, dann soll es auch so bleiben. Wobei ich glaube zumindest Aurelius hat Verdacht geschöpft. Er spielt nur den Unwissenden. Schließlich ist er ein alter Hund und schon lange Senator. Kaum jemand, der sich besser der Schauspielerei bedienen kann, wenn er nur muss.“

Duo zuckte erneut zusammen als er den vertrauten, verhassten Name hörte. Aurelius? Etwa der gleiche Mann, der heute Nacht so mit ihm umgesprungen war?
 

„Und was sollen wir tun, wenn ihr ins Lager geht?“
 

„Ihr beschattet ihn und versucht etwas über seine Gewohnheiten herauszufinden. Irgendeinen Schwachpunkt wird er haben. Aber beeilt euch, wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich will diese...“ Eine kurze Pause entstand. „... Angelegenheit so schnell als möglich aus der Welt schaffen!“
 

„Unnötig uns daran zu erinnern Herr.“
 

„Trowa! Unterlass das!“
 

„Verzeiht, die Macht der Gewohnheit.“
 

„Xenophon wird dich sicher bald sehen wollen Heero. Du weißt was du zu tun hast?“
 

„Ja.“, kam die knappe Antwort.
 

„Das heißt, ich soll ebenso hier bleiben?“
 

„Nun, Heero braucht einen Leibdiener.“, erklärte der Mann. „Ich finde schon alleine den Weg zurück.“
 

Duo hörte noch die leiser werdenden Schritte des Mannes und kurz darauf das einvernehmliche Seufzen der beiden Zurückgebliebenen. „Mir gefällt das alles nicht.“
 

„Dass du mein Leibdiener sein musst?“
 

„Nein, dies alles hier. Es ist ekelhaft.“
 

„Wenn wir schnell vorankommen...“
 

„Besser wir tun es. Bevor noch mehr Menschen sterben müssen.“
 

„Treize wird schon dafür sorgen, dass die Getreidespeicher geöffnet werden. Dazu hat er doch schließlich die Vollmacht des Kaisers.“
 

„Wenn sie ihn dabei nicht hinterrücks ermorden. Diesen Griechen traue ich alles zu.“
 

„Trowa...“, ermahnte der Mann, der wohl auf den Namen Heero hörte.
 

„Schon gut. Ich schweige. Es steht mir ja auch nicht zu ihn zu kritisieren... Nun, dann werde ich euch jetzt ein Bad richten, Herr.“ Das letzte Wort war mit einem humorvollen Ton gesprochen. Dann herrschte Ruhe in der Bibliothek.

Duo vermochte nicht zu sagen, ob jetzt beide Römer den Saal verlassen hatten oder nicht. Nichtsdestotrotz stand er auf und wankte in Richtung Ausgang. Es war jetzt bereits Nacht, besser er ging in seine Kammer zurück. Er glaubte zwar nicht, dass Xenophon ihn suchen würde, aber falls doch war es besser er befand sich auf seinem Lager. Die anderen Diener und Sklaven würden ebenfalls schlafen, so dass er noch eine weitere kostbare Weile vor ihren mitleidigen und wissenden Blicken geschützt war.

Die Hand ausgestreckt und sich an den Bücherregalen abstützend, tastete er sich voran. Er wollte gerade um die Ecke biegen, da stieß er mit einem Mann zusammen. Vermutlich doch noch einer der Römer. Vor Schreck und voller Panik stolperte Duo rückwärts. Was, wenn dieser Mann bemerkte, dass er alles mitangehört hatte? Offensichtlich war es ja bei diesem Gespräch um eine höchst brisante Angelegenheit gegangen.
 

Doch bevor er sich abwenden konnte, hatten ihn zwei Hände an den Armen gepackt. Duo fürchtete, er würde fallen, hätten ihn diese Hände nicht gehalten. Es waren schwielige Hände, es hätten die Hände eines Handwerkers sein können. Jedoch würde sich kein Handwerker in dieses Badehaus verirren, zumindest nicht als Kunde. Denn das war der Römer wie man ihm deutlich ansehen konnte. Er hatte lediglich ein Handtuch über seine Schulter geworfen, wie es üblich war, wenn man das caldarium verlassen hatte.

Jetzt fielen Duo auch die Narben auf, die sich wie feines, weißes Geäst auf der Brust des Mannes dahinzogen.

‚Ein Soldat.‘, schoss es Duo durch den Kopf.
 

„Ist alles in Ordnung?“ Der Römer sprach jetzt Griechisch, aber mit einem schweren Akzent. Duo starrte seinen Gegenüber nur stumm an, zu verwirrt und noch zu überrumpelt um zu sprechen.

Ein Paar blaue Augen wanderten suchend über Duos Körper, der noch immer in der Decke eingewickelt war, und weiteten sich dann als sie das Blut auf dem Boden sahen. „Oh Juno.“, entfuhr es dem Mann. Auch Duo blickte herab. War das sein Blut?
 

Die Erkenntnis, dass es genau so war, traf ihn wie einen Faustschlag ins Gesicht. Er hatte wieder das Bild des Sklaven vor Augen, den sie aus dem Haus geschleift hatten. Also würde es mit ihm auch so enden. Es war das Letzte an das er denken konnte, bevor er ohnmächtig wurde.
 

„Manchmal Heero, da überraschst du mich.“, bemerkte Trowa als er auf den zerschundenen Körper des Sklaven hinabblickte. Sie befanden sich hier in einem privaten und sehr luxuriös eingerichteten Raum mit Wasserbecken. Eine kleines, privates caldarium, das den wohlhabenden Gästen der Therme vorbehalten war, mit üppigen Mosaiken auf den Böden und fein ausgeführten Bemalungen an den Wänden. Den Adligen und denen mit einer dicken Börse vorbehalten, die ihr Badewasser nicht dem Arbeiter vom Hafen oder dem Schmied um die Ecke teilen wollten. Es waren Treizes Denare, die Heero es ermöglichten Xenophon vorzuspielen er wäre ein junger, unbesonnener Adliger, der sich hier in Korinth einen vergnüglichen Sommer machen wollte.

Trowa hatte eigentlich vermutet, dass Treize diese Rolle spielen würde. Doch im letzten Moment hatte Treize seinen ursprünglichen Plan geändert, hatte an seiner statt Heero vorausgeschickt und war in den einfachen Kleidern eines Diener gefolgt. Vermutlich, weil der Tribun Angst hatte Xenophon oder Aurelius würden ihn erkennen. Jedoch fand es Trowa auch reichlich leichtsinnig von Treize sich als Diener auszugeben, aber so war ihr Tribun nun einmal.

Doch jetzt war Treize auch wieder alleine zu der Centurie zurückgekehrt, die weit außerhalb der Stadt lagerte. Hier in der Stadt hätte Treize wenigstens ein vernünftiges Bett zur Verfügung gehabt, doch sein Herr zog es wohl vor auf dem harten Ackerboden zu schlafen. Wahrscheinlich war diese Tat ebenso wohl bedacht von Treize. Denn kein Feldherr wurde so sehr von seinen Männer geliebt, wie der, der auf dem gleichen harten Boden schlief wie die Legionäre. Der das gleiche hart gebackene Brot aß und selbst sein Marschgepäck trug. Und da es nur eine Frage der Zeit war, zumindest munkelte man das in den höchsten Kreisen in Rom, bis Treize seine eigene Legion unterstellt bekam und in den Rang eines Legaten erhoben wurde, war es auch kein Fehler, dass er eine Truppe von Männern um sich scharte, die ihm gegenüber loyal und treu ergeben waren.
 

Männer, wie es auch Heero war. Ein Centurio, der noch nicht lange unter Treize diente und es war eine glückliche Fügung des Schicksals gewesen, dass Tribun Marcellus genau jenen Offizier unter das Kommando von Trowas Herrn gestellt hatte.

Mit einem wohligen Schauer gedachte Trowa an die erste Nacht, die er mit Heero im Freudenhaus des Phaidon verbracht hatte. Damals hatte er geglaubt es wäre eine flüchtige, aber umso schönere Begegnung gewesen, nun sahen sie sich jeden Tag.

Von Zeit zu Zeit teilten sie auch das Lager. Trowa wusste, dass Heero nie mit jemandem das Lager teilen würde, der nicht aus freien Stücken gewillt war diesen Akt auch zu vollziehen. Deshalb ging er zu Trowa und deshalb hatte er wahrscheinlich auch diesen Badesklaven aufgelesen, der jetzt vor ihnen lag. Wenn es eines gab, das Heero verabscheute, dann Ungerechtigkeit gegenüber den Schwachen und Wehrlosen.
 

‚Armer Bursche.‘, dachte Trowa bei sich, aber natürlich wusste er, dass es gerade oft die jungen und schmalhüftigen Sklaven waren, die die Gelüste der Männer weckten. Er blickte zu Heero, der auf der anderen Seite des reglosen Körpers kniete. Auch wenn Heero den Sklaven in der Bibliothek gefunden und hierher gebracht hatte, jetzt schien er nicht mehr weiter zu wissen.

Trowa verbarg ein kleines Lächeln hinter seinem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Das war Heero. Tief in seinem Herzen ein sehr mitfühlender Mensch, aber nach außen der kalte, perfekte Soldat, der Männer ohne mit der Wimper zu zucken töten konnte.
 

„Was meinst du, sind die Verletzungen schlimm?“
 

Da konnte Trowa nur den Kopf schütteln. „Ich bin kein Heiler, da musst du Sally fragen. Aber solange sie sich nicht entzünden, sollte er es überleben.“
 

„Und die Verletzungen... da unten.“ Heero warf einen viel sagenden Blick zu den betreffenden Körperregionen.
 

„Auch das wird verheilen.“, antwortete Trowa und bemühte sich weiterhin seinen Gesichtsausdruck so neutral wie möglich aussehen zu lassen. Achtete darauf, dass sich nicht die Spur der peinigenden Erinnerungen auf seinen Zügen zeigte. Er war einmal diesem armen Sklaven sehr ähnlich gewesen.

Doch Heero wusste es nicht und Trowa war in diesem Moment auch nicht sehr bedacht darauf es dem anderen Mann zu erzählen. Wahrscheinlich war es auch die Erinnerung an seine eigene Vergangenheit, die in ihm das Bedürfnis weckte sich um den Sklaven zu kümmern.
 

„Ich schaue, ob ich hier nicht irgendwo eine Wundsalbe für ihn auftreiben kann.“ Trowa stand auf. „Inzwischen kannst du dir ja überlegen, was du jetzt mit ihm anstellst.“
 

„Hn.“, machte Heero und starrte auf den Jungen hinab, fast als wollte er diesen mit der Kraft seines Blickes wieder aufwecken.
 

Wie durch einen dicken Nebelschleier hatte Duo die Worte der beiden Männer vernommen. Er hatte sie zwar gehört, doch begriffen hatte er erst diese letzten Sätze.

‚Salbe, für mich?‘, dachte Duo erstaunt. ‚Wieso für mich?‘ Warum kümmerte sich jetzt auf einmal jemand um ihn. Noch dazu zwei Römer. Was konnten sie von ihm wollen?
 

„Du bist wach. Komm, mach die Augen auf.“, forderte ihn die Stimme sanft auf. - Jetzt wieder auf Griechisch.
 

„Verstehst du mich?“ Duo nickte und öffnete die Augen. Er stellte verwundert fest, dass er neben einem der Warmwasserbecken auf den Stufen lag. Der Römer kniete neben ihm und Duo war nicht wohl bei dem Gedanken, dass dieser ihm so nahe war.

Heero, der Römer, musste es bemerkt haben, denn er zog seine Hand zurück und legte sie demonstrativ auf seine Knie. Sicher war dieser Soldat auch nicht auf den Kopf gefallen und konnte sich denken, was mit Duo geschehen war. Dies brachte Duo ins Grübeln, warum gab sich der Römer mit ihm ab? Wenn er ihn auch noch hätte schänden können, dann hätte er es doch längst tun können. Warum warten bis er wieder das Bewusstsein erlangt hatte oder sich auch noch um die Wunden kümmern?
 

„Ich will dir nicht wehtun, du hast schon genug erduldet.“
 

„Was kümmert euch das?“ Duo kämpfte sich hoch bis er aufrecht dasaß und diese Bewegung auch schon wieder bereute. Heftige Schmerzen schossen quer über seinen Rücken und geradewegs in seinen Kopf. Wie sollte er da morgen wieder die Eimer für die Wasserbecken tragen?
 

„Ich konnte die Griechen noch nie verstehen, dass sie so geil auf die Hintern von Knaben sind.“
 

Falls Duo noch Zweifel gehabt hätte, ob dieser Mann ein waschechter römischer Soldat sei, so hatte er jetzt den Beweis dafür. So derb konnte sich nur ein Legionär ausdrücken. Mit einer gehörigen Portion Galgenhumor konnte Duo ein schiefes Grinsen zu Stande bringen. „Dann wird es euch sicher überraschen zu hören, dass dies das Werk eines Römers war.“
 

Heeros Gesicht zeigte wahrhaftig einen Ausdruck von ungläubiger Überraschung. „Hn.“, machte er, verschränkte jetzt die Arme vor seiner Brust. „Das tut mir leid zu hören.“
 

„Ach? Wäre es besser gewesen, falls es ein Grieche gewesen wäre?“, spottete Duo.
 

„Sieh es Heero nach, er hatte nie Unterricht bei den Rhetoren und seine Sprache ist nicht so geschliffen. Er redet normalerweise auch nicht so viel.“ Es war der andere Römer, Trowa, der gerade diesen privaten Baderaum betreten hatte. Er setzte sich zu ihnen auf die Stufen und legte sanft eine Hand aufs Duos Arm. Er sagte nichts weiter, blickte nur Duo aus diesen ausdrucksstarken Augen an, die so voller Verständnis und Mitgefühl waren. Und einer Spur... ja was? Duo konnte es nicht genau einordnen, aber er hatte das Gefühl, dass dieser Diener genau wusste wovon er sprach, fast so als ob er selbst auch schon einmal in einer ganz ähnlichen Situation gewesen war. „Auch wenn sie dir das glauben machen wollen, du bist mehr als ein Stück Fleisch. Denk immer daran.“
 

So viel Verständnis! Duo ließ die Berührung zu und senkte den Kopf. Er nickte, denn er konnte nicht mehr sprechen. Es schnürte seine Kehle zu und er fürchtete, dass bald die Tränen kommen würden.

„Komm.“ Ebenso sanft zog ihn Trowa die Stufen hinab in das warme Wasser des Beckens. „Es wird dir gut tun und den Schmerz lindern.“
 

Duo bemerkte, dass Heero noch immer sitzen blieb. Nur Trowa war mit ihm ins Wasser gegangen. Trowa selbst trug noch seine eigene Tunica, aber es schien ihm nicht auszumachen, dass sich der Stoff immer mehr mit Wasser vollzog. Behutsam ließ der Römer das warme Wasser über Duos Rücken rinnen und redete leise auf ihn ein. Duo verstand nicht, was der Römer sagte. Es war kein Griechisch, was er sprach, aber auch kein Latein. Aber Duo war es auch egal und er wunderte sich selbst darüber, dass er es zuließ, dass ihn dieser Mann so berührte. Doch ein Schleier hatte sich erneut über sein Denken gelegt, gleich dem feinen Nebel der sich über dem Wasser des caldarium in die kalte Nachtluft erhob, die von den Fenstern hereinwehte.

Jedoch erkannte Duo, dass jene Berührungen tröstlich waren und auch wenn er es nie laut ausgeprochen hätte, er sehnte sich danach. Ebenso wie nach den starken Armen des anderen Römers, die ihn gehalten hatten und ihm ein gewisses Maß an Sicherheit vermittelt hatten.

So wie jetzt. Trowa hatte die Arme um ihn gelegt und Duo bemerkte erst jetzt, dass er angefangen hatte zu weinen.
 

Irgendwann saß er wieder auf den Stufen des Beckens und wusste nicht mehr, wie er dorthin gelangt war. Sie hatten ihm ein großes Handtuch gegeben in das er sich jetzt einwickelt hatte und er wiegte vor und zurück während noch immer Tränen über seine Wangen rannen.
 

„Armer Junge.“ Trowa sprach leise, doch Duo konnte ihn gerade noch so hören. „Ich habe es schon oft gesehen, aber dennoch tut er mir leid. Meinst du dass Treize auch etwas gegen Xenophon unternehmen wird?“
 

„Nun, wenn wir ihm seine Mittäterschaft nachweisen können, dann wird er nicht mehr länger dieses Badehaus bewirtschaften können. Nicht dass es mehr wäre als ein Tropfen auf den heißen Stein. In fast jeder Stadt gibt es schließlich so ein Haus.“
 

„Ja, ich weiß.“ Es klang müde und resignierend. „Aber was geschieht mit ihm?“
 

„Woher soll ich das wissen, verdammt Trowa. Ich bin ganz sicher nicht hier um Sklaven zu retten. Das war nicht unser Ziel. Auch wenn ich es gerne tun würde. Der Bursche tut mir leid, ich würde ihn gerne mitnehmen.“
 

„Es war Aurelius, der ihm das angetan hat.“
 

„Was?“
 

„Duo hat es selbst gesagt. Ich glaube, er vertraut mir. Vielleicht ist dies der Schwachpunkt, vielleicht können wir ihn...“
 

Die beiden Römer entfernten sich. Duo hörte nichts mehr, doch er hatte auch genug gehört. ‚Der Schwachpunkt.‘ Er hatte die Römer in der Bibliothek darüber reden gehört, dass sie einen Schwachpunkt suchten um gegen Aurelius vorgehen zu können. Duo wusste zwar nicht, warum sie dem Senator feindlich gegenüberstanden, doch auf keinen Fall wollte er ein Spielball in diesen schmutzigen Geschäften sein.

Deshalb hatten sie sich so um ihn gekümmert! Sie wollte ihn für ihre Zwecke benutzen! Oh diese Römer! Ein dermaßen verschlagenes und verdorbenes Volk.

Duo wandte den Kopf und sah dass die beiden Männer hinter einer Säule verschwunden waren und anscheinend heftig miteinander debattierten, denn immer wieder konnte er Trowas heftig gestikulierende Hände erkennen.
 

Auf einem Tisch, der an der Wand des Raumes stand, befand sich neben einem Pokal und einer Karaffe mit Wein, einigen Phiolen mit Ölen und Essenzen auch ein Rasiermesser. Alles ständig griffbereit damit die Leibsklaven den Wünschen der Kunden so schnell als irgendmöglich nachkommen konnten.

Das Messer wollte sich Duo jetzt greifen und bevor die Römer es bemerkten würden, wäre er schon verschwunden und falls sie ihm nachsetzten... nun, diese Messer waren sehr scharf.

Jedoch schien er noch größeres Glück zu haben. Denn neben dem Tisch lag auf einem Haufen Kleider auch ein römisches Schwert. Sicher hatte sich der Soldat hier seiner Rüstung entledigt. Noch besser!

Er griff nach dem Schwert. Damit konnte er sie sich noch viel besser vom Hals halten.

Alle Schmerzen waren vergessen als Duo erkannte, dass dies seine Chance war zu flüchten! Xenophon wusste nicht, wo er war und die Römer würden ihn ganz sicher auch nicht suchen lassen.
 

Schon hatte er den ersten Schritt auf die Tür zu gemacht. Er zog das Schwert so leise es ging aus der Scheide und huschte weiter. Er kannte den Grundriss des Badehauses ganz genau. Hinter dieser Tür musste er nur zweimal links abbiegen und würde sich vor der großen Pforte befinden...
 

Da wurden die Flügel der Tür aufgestoßen und direkt vor Duo stand sein Herr und Gebieter, Xenophon. Die Nasenflügel des Badehausbesitzers blähten sich vor Zorn als er seinen Leibdiener da vor sich stehen sah und ebenso das Schwert in der Hand des Sklaven. Erklärungen war nicht von Nöten.
 

Er beugte sich zu Duo vor und winkte schon seinen Wachen, die auf dem Flur warteten. „Du weißt, was flüchtigen Sklaven widerfährt?“
 

Duo war erstarrt, seine Hand klammerte sich um den hölzernen Griff des Schwertes, unfähig es loszulassen.
 

Flüchtigen Sklaven hackte man den Fuß ab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jogole
2008-07-05T17:18:54+00:00 05.07.2008 19:18
wuhuuu habs auch wieder mal geschafft ^^. und die "neuen" kapis sind super mal abgesehen vom schluss vom letzten. hat dir schon mal jemand gesagt dass du gemein bist?? egal... du bist gemoin!!!!!! elender cliffi!! hoffentlich gehts bald weiter

lg =^^=


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