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Lunatismus

Ruhmreiche Rumtreiber
von

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- Der Wandspiegel -

A.N.: OMG! Ich habe ewig und drei Tage für dieses Kapitel gebraucht! Es tut mir so sorry! -_-* Wie soll ich das nur wieder gut machen? Liebe Grüße an euch alle!
 

ENJOY!

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- Der Wandspiegel -
 

Der erste Tag in Hogwarts sollte sogleich einer der aufregendsten werden.

„Ich hab' keine Lust auf eine Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste." maulte Peter beim Frühstück. „Montage sind auch so schon schwer zu überstehen, aber den blöden Atrox sofort nach dem Frühstück zu haben macht mich fertig."

„Wenn du Glück hast, fängt er sofort mit den Duellierzaubern an und dir kann natürlich ganz unabsichtlich der Zauberstab wegrutschen." meinte Sirius und keiner seiner Freunde vermochte genau zu sagen, ob er das scherzhaft oder ernst gemeint hatte.

„Ich glaube es macht keinen sonderlich achtbaren Eindruck, wenn Peter geradewegs am ersten Schultag einen Lehrer umbringt." kommentierte Remus.

„Dann muss er eben bis morgen warten." warf James ein und griff nach dem letzten Toast auf dem Ständer.
 

~*~
 

James kam in V.g.d.D.K. nicht umhin zu bemerken, dass Sirius ziemlich unruhig war. Er rutschte immer wieder zwischen ihm und Remus auf der Bank hin und her, so als ob er nicht entscheiden könnte, ob er lieber weiter bei James oder näher an Remus sitzen wollte.

„Mann, hast du Flöhe?" flüsterte James seinem Freund fragend zu, als Atrox gerade dabei war einen langatmigen Monolog auf die Kunst des Duellierens zu halten.

Sirius sah ihn entgeistert an.

„Was?"

„Du rutscht hier auf der Bank herum, als hättest du einen Billywig im Hintern." erklärte James. „Was ist los mit dir?"

„Zu viel Kaffee." antwortete Sirius wie aus der Pistole geschossen und saß für den Rest der Stunde wie erstarrt auf seinem Platz.
 

~*~
 

Beim Mittagessen war Sirius ein nervöses Wrack. Die Nähe zu Remus machte ihn wahnsinnig. Den ganzen verfluchten Vormittag hatte er im Unterricht neben Remus sitzen müssen und hatte zu seinem Entsetzen jeden Moment genossen.

Natürlich fühlte man sich in der Nähe seiner besten Freunde wohl, aber dieses Herzklopfen bekam er doch auch nicht, wenn er neben James oder Peter saß.

Was bei Merlins Bart war nur los mit ihm?

Er wurde von James aus seinen Gedanken gerissen.

„Sirius, da!" sagte er und deutete auf den Eingang zur Großen Halle. Dort standen Lily Evans und noch ein paar andere Mädchen, darunter auch die Ravenclawschülerin Fidelity Woodrich. Sie war wirklich ein hübsches Ding.

„Meinst du, wir sollten mal hinüber gehen und die beiden ansprechen?" schlug James vor und zog lasziv die Augenbrauen hoch.
 

„Hab' ich irgend etwas nicht mitbekommen?" fragte Remus neugierig.

„Ach, Sirius ist in die hübsche Woodrich verknallt." meinte Peter beiläufig und für einen winzigen Moment hatte Sirius das dringende Bedürfnis, den kleineren Jungen auf möglichst brutale und barbarische Art zu erdolchen. Leider eigneten sich die Gabeln dafür nicht sonderlich gut.

„Wirklich?" sagte Remus nur und klang weder sonderlich interessiert noch entsetzt. Er sah Sirius einfach nur mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen an. „Dann viel Glück."

„Glück ist was für Leute, die kein Talent haben." kommentierte der Lockenkopf lachend. Innerlich war er noch nie so enttäuscht gewesen. Er hatte gehofft, dass Remus ihm sagen würde, was für eine dumme Idee das war und dass die Woodrich mit Sicherheit nur eine Phase war und er sich lieber auf Wichtigeres konzentrieren sollte. Und dann hätte Sirius es prima gefunden, wenn Remus ihm ein Buch in die Hand gedrückt hätte. ...

Ein Buch, um Merlins Willen! Wo kam der Gedanke denn bitte her?

Sirius sprang auf und ging festen Schrittes mit James im Schlepptau zu den Mädchen hinüber.
 

Remus unterdessen war recht verwirrt. Die vergangenen drei Jahre hatte sich Sirius darüber mokiert, dass James auf recht dilettantische Weise versuchte Lily den Hof zu machen und nun war es Sirius selbst, der vor hatte ein Mädchen anzusprechen. Remus wusste, dass dieses pubertäre Gockelgehabe früher oder später in jedem von ihnen Einzug halten würde (wobei er mit Sicherheit die wenigsten Fehler begehen würde, denn wer keinen Schritt wagte, konnte auch in keine Fettnäpfchen treten), aber er hatte irgendwie gehofft, dass das ganze recht zügig an ihm vorbeiziehen würde. Er wusste, dass er nie ein Mädchen ansprechen würde. Wie sollte das auch funktionieren?

„Hey, ich bin Remus Lupin und biete dir Lesungen in der Bibliothek und totspannende Vollmondnächte. Hast du vielleicht Lust meinen Pelz zu bürsten?"

Nein, das würde nie und nimmer funktionieren. Und er hatte sich damit abgefunden. Aber nun zu sehen, wie seine Freunde die ersten Schritte in Richtung trauter Zweisamkeit machten, während er mit der Gewissheit zurückblieb, diese Erfahrung nie zu machen, stimmte ihn doch ein wenig missmutig. Dennoch würde er sich nichts anmerken lassen. Seine Freunde hatten ein normales Leben und durften dies auch behalten. Nur weil sie seine Freunde waren, war es nicht ihre Pflicht mit ihm in zwischenmenschlicher Askese zu leben.
 

James und Sirius hatten unterdessen den Pulg der Mädchen erreicht.

„Hallo, Ladies."

Es war irgendwie seltsam, aber die Worte kamen einfach so aus Sirius' Mund, ohne dass er großartig darüber nachdenken musste. Es passierte einfach.

Fidelity Woodrich und ein paar andere Mädchen kicherten, nur Lilys Gesicht zeigte einen Ausdruck demonstrativer Abneigung.

„Was machen so anmutige Geschöpfe, wie ihr denn in ihrer Freizeit?" fragte Sirius galant und blickte Fidelity mit einem Blick an, bei dem ein ganz bestimmter, Jahre später praktizierender, blonder Lehrer für V.g.d.D.K. mit einer Vorliebe für pompöse Auftritte und Pastelltöne, grün vor Neid geworden wäre.
 

Sie kicherte erneut.
 

„Nichts besonderes." flötete sie. Sirius fand, dass Fidelitys Stimme wenig zu einer Vierzehnjährigen passte. Eher zu einer Sechsjährigen. Sirius ignorierte diese Tatsache.

„Wenn das so ist, dann hat die Dame sicherlich nichts dagegen, mich am nächsten Wochenende nach Hogsmeade zu begleiten."

Es war ein Statement, keine Frage. Sirius ließ dem Mädchen überhaupt keine andere Wahl. Nicht, dass Fidelity eine gebraucht hätte.

„Liebend gern." antwortete sie mit einem Lächeln so süß, dass es Karies verursachte. Die Mädchen hinter ihr kicherten.

„Fidelity! Wir wollten doch zusammen dieses Wochenende hierbleiben!" empörte sich Lily entsetzt. Fidelity zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. James fühlte, dass seine Zeit gekommen war.
 

„Wir können Sirius und deine Freundin doch begleiten." meinte er mit einem schmucken Lächeln in Lilys Richtung. Diese sah ihn nur finster an.

Wir?" fragte sie trocken. „Potter, ich würde nicht einmal mit dir ausgehen, wenn ich dafür den Abschluss geschenkt bekäme."

James fiel das Lächeln aus seinem Gesicht und landete irgendwo zwischen seinen Füßen, wo es zerschellte. Daneben zerbarst sein kleines Herz in tausend spitze Scherben.

„Aber, ich dachte-"

„Du denkst, Potter?" zischte Lily erbost. „Wirklich, selbst die einfältigsten Trolle haben im Laufe der Evolution den Sinn eines Minimums an Gemeinschaft erkannt, aber du, angeblich die Krone der Schöpfung, beweist jedem Wissenschaftler, dass es immer wieder unsinnige Mutanten gibt, die zurückfallen in prähistorische Verhaltensmuster und sich keinen Deut um andere Leute scheren. Fang endlich an erwachsen zu werden und hör auf, auf anderen Leuten herumzuhacken."
 

Sie drehte sich auf dem Absatz um und stapfte ein paar Schritte aus der Halle, nur um sich erneut zu ihm umzudrehen.

„Und ließ mal ein Buch!"

Dann verschwand sie, ihre Freundinnen folgten ihr, wobei Fidelity den beiden verdatterten Jungen einen entschuldigenden Blick zuwarf.

„Lily hängt definitiv zu viel mit Remus rum." meinte James.

„Mach dir nichts daraus. Andere Trolle haben auch schöne Töchter." kommentierte der Lockenkopf und klopfte James aufmunternd auf die Schulter.

Sie wandten sich nach rechts, um zurück zum Gryffindortisch zu gehen, als ihnen zwei Gestalten in der Ecke auffielen, die sie beobachtet hatten. Es waren Schniefelus und Evan Rosier.
 

„Na, Potter? Hast du 'ne Abfuhr kassiert?" spottete Rosier und verzog das Gesicht zu einem höhnischen Lächeln.

„Halt dich da raus, Doppelzunge!" erwiderte James mürrisch.

„Mich wundert es nicht, dass Lily nicht mit dir ausgehen will."

Diese Aussage kam von Snape und fast hätten James und Sirius es nicht gehört. Die Stimme des Slytherins war dunkel und leise und auf eine subtile Art und Weise bedrohlich.

„Hast du was gesagt, Schniefelus?" schnarrte Sirius.

„Ich sagte," sprach Snape nun mit etwas festerer Stimme. „Dass es mich nicht wundert, dass Lily nicht mit dir ausgehen will. Sie ist zu intelligent."

„Ach, ist das so?" fragte James. „Aber du Intelligenzbolzen bist natürlich die perfekte Partie für sie, habe ich Recht?"

Snape errötete fast unmerklich.
 

„Als wenn unser Severus hier sich für ein Halbblut interessieren würde." meinte Rosier. Er hatte seine Worte mit großer Sorgfalt gewählt, denn es waren viele Schüler und Lehrer in der Nähe, die eine mögliche, rassistische Beleidigung schnell aufgefangen hätten. Snape blickte kurz finster zu Rosier, sagte aber nichts.

„Ich wette, unser kleiner Schniefelus ist nur neidisch, weil er nicht den Schneid hat ein Mädchen anzusprechen." sprach Sirius herausfordernd.

Snape schnaubte mit unterdrückter Wut, Rosier lachte hämisch.

„Unser Severus hat mehr Mumm in den Knochen, als eure ganze Bagage zusammen."

James und Sirius lachten.

„Klar doch!" meinte James sarkastisch.
 

„Ich beiwese es dir!"
 

Abrupt erstarb ihr Gelächter.

„Wie willst du das beweisen, Schniefelus?"

Snape sah die Gryffindors mit Entschlossenheit und Zorn an. Er trat ein paar Schritte vor, damit ihn niemand sonst hören konnte.

„Ein Duell. Heute Nacht um ein Uhr im alten Klassenraum für Geschichte."

Diese Herausforderung überraschte James deutlich.

„Was ist, Potter?" fragte Snape. „Traust du dich nicht?"

James lachte selbstsicher.

„Träum weiter, Schniefelus. Heute um ein Uhr. Sei pünktlich."

Grinsend drehte sich James zu Sirius um und marschierte zurück zum Gryffindortisch.
 

„Waren eure Bemühungen erfolgreich?" wollte Remus wissen, als die beiden Rumtreiber sich auf ihre Plätze niederließen.

„Das Wort Misserfolg ist mir fremd, geschätzter Mr.Lupin." meinte James. „Ich habe lediglich einen winzigen Rückschlag zu verzeichnen."

Über Remus' Kopf schwebte ein skeptisches Fragezeichen.

„Er hat einen Korb bekommen." erklärte Sirius platt und erntete einen bösen Blick von James.

„Die Schlacht mag ich verloren haben, Mr.Black. Aber den Krieg werde ich gewinnen."

„Sieh erst mal zu, dass du die Schlacht heute Nacht gewinnst." meinte Sirius nur.

„Bitte?"
 

Remus ahnte, dass Sirius' Worten ein Schweif an Problemen nachhing.

Sirius beugte sich ein wenig zu Remus und Peter vor. Zum ersten Mal bemerkte er, dass Remus winzige Sommersprossen auf den Wangen hatte, sehr feine und von zarter Farbe, so dass man sie unter normalen Umständen nicht sah. Sirius riss sich zusammen.

„James und Schniefelus werden sich heute Nacht duellieren."

„Was?!" entfuhr es Peter und Remus gleichzeitig.

„Pscht!" befahl James. „Wollt ihr etwa, dass die Lehrer das spitzbekommen?"

Remus sah sich nach potentiell mithörenden Professoren um und beugte sich noch etwas weiter vor.

„James, Duelle sind außerhalb des Unterrichts strikt verboten."sprach er belehrend.

„Ich weiß." meinte James nur und klang für Remus' Geschmack viel zu euphorisch. „Deshalb ist es ja so perfekt."
 

Remus rollte mit den Augen.
 

„Ich sehe schon: Ich rede hier gegen eine Wand."

„Wir ziehen uns heute Nacht meinen Tarnumhang über und gehen gemeinsam zum Klassenraum für Geschichte."

„Aber nur der Duellant und sein Sekundant dürfen am Duell teilhaben." warf Peter ein.

„Glaubst du etwa, der alte Schniefelus wird sich an die Regeln halten?" erwiderte Sirius.

„Und was ist, wenn das eine Falle ist?" fragte Peter. „Vielleicht will Snape dich ins Messer rennen lassen, James."

Diese Möglichkeit hatten sie nicht bedacht.

„Wie wäre es, wenn Peter als mein Sekundant fungiert und ihr beide-"

James deutete auf Sirius und Remus.
 

„Ihr bleibt mit gezückten Zauberstäben unter dem Tarnumhang und sollte Schniefelus sich nicht an die Regeln halten oder sonst irgend welche Faxen versuchen, dann könnt ihr eingreifen."

Sirius hielt das für eine gute Idee, aber Remus schien nicht überzeugt.

„Dieses ganze Duellieren ist doch absurd." meinte er. „Wohin soll das denn führen? Wir werden erwischt werden, oder verletzt, oder beides und das alles nur für die Befriedigung deines Egos?"

James, Sirius und Peter sahen Remus streng an. James ging es schließlich direkt an.

„Bist du dabei, oder nicht?"

Remus seufzte resignierend.

„Natürlich bin ich dabei."

Er stand auf und griff nach seiner Tasche.

„Wer soll denn sonst auf euch aufpassen?"
 

~*~
 

„Autsch, Peter!" sagte James in einem gebrüllten Flüsterton. „Das war mein Fuß!"

„Tschuldigung."

„Verdammt, ihr beiden. Seid still."

Die vier Rumtreiber hatten sich unter den Tarnumhang gequetscht und waren schon fast am alten Klassenraum für Geschichte der Zauberei angekommen. Auf ihrem Weg waren sie nur den beiden Ravenclaw-Vertrauensschülern begegnet, die sie geschickt umgangen hatten, um daraufhin unbehelligt ihren Weg fortzusetzen.

„Da ist es."

Der Klassenraum lag im vierten Stock, in einem düsteren Winkel des Korridors, der nur selten von irgendwem durchschritten wurde. Die meisten Räume wurden in diesem Zweig des Hauptflurs als Abstellkammern für Bücher und Lagerräume für alte Möbel benutzt.
 

James und Peter schlüpften unter dem Tarnumhang hervor. Peter drehte sich dorthin um, wo er Remus und Sirius vermutete.

„Wir gehen jetzt rein. Ihr folgt uns einfach möglichst unauffällig."

Ein trockenes Lachen ertönte. Dann hörten sie Sirius' Stimme.

„Dieser Zusatz war absolut unnötig, Peter."

James öffnete mit einem leisen Alohomora! die knarrende Holztür und gemeinsam betraten sie den Klassenraum.

Staub bedeckte den Boden. Ein paar Stühle standen unter einem der drei Fenster auf der gegenüberliegenden Seite und eine Tafel lehnte an der rechten Wand. Ansonsten war der Raum leer. Snape und Rosier standen links von der Tür in einer Ecke des länglichen Raumes. Snapes Haar glänzte glitschig im Mondlicht.
 

„Wir dachten schon, ihr taucht gar nicht mehr auf."

Rosiers Stimme war kühl und das Grinsen auf seinem Gesicht war in seinem Ton zu hören.

„Rosier ist dein offizieller Sekundant?" fragte James.

Snape nickte.

„Gut. Peter ist meiner."

Snape und Rosier lachten.

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Entscheidung war? Vielleicht hättest du lieber deinen Freund Black mitnehmen sollen, als diesen kleinen Nichtsnuts hier." kommentierte Snape.
 

Peter errötete und rauchte ein wenig vor Wut.

Unterdessen standen Sirius und Remus auf der anderen Seite des Raumes in einer Ecke und rührten sich nicht. Der junge Werwolf stand dicht mit dem Rücken an Sirius gedrückt. Fasziniert beobachtete der Blackspross, wie sein eigener Atem über Remus' Nacken strich und dort die feinen sandfarbenen Haare sacht hin und her bewegte.

Remus erschauderte leicht, bemerkte es aber nicht, da er so fixiert war auf das bevorstehende Duell. Er konzentrierte sich auf das Geschehen, um bei jeder möglichen Eskalation mit dem richtigen Zauberspruch oder pädagogischem Feingefühl agieren zu können, obwohl er zu seinem Leidwesen vermutete, dass er mit Letzterem hier nicht viel erreichen würde.
 

Währenddessen hatte Sirius mit ganz anderen Gedanken zu kämpfen. Ohne wirklich zu wissen, was er tat, lehnte er sich ein wenig vor. Seine Brust berührte nun Remus' Schulterblatt und für einen Moment war Sirius sicher, dass dieser sein hämmerndes Herz spüren musste. Doch Remus bewegte sich keinen Millimeter und starrte unablässig auf die sich anbahnende Duellszene. Sirius' Gesicht war nun auf Höhe mit Remus' Ohr und Nacken, seine Nase direkt vor der Beuge zwischen Hals und Schulter. Er atmete so ruhig wie möglich ein.

Remus roch nach Seife und seiner Vanillecreme und Sirius wurde auf angenehme Art und Weise schummerig zumute.
 

Er atmete zittrig aus, was Remus fälschlicher Weise als ein Zeichen für seine Aufregung wegen des bevorstehenden Duells deutete.

Sirius wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Er konnte Remus' rechte Iris sehen, ein glänzender, bernsteinfarbener Ring, durchzogen von goldenen Fäden und in der Mitte die tiefschwarze Pupille, endlose Tiefen, in denen Geheimnisse verborgen lagen.
 

Ein lauter Knall riss Sirius aus seinen Gedanken.
 

Während er vor sich hin geträumt hatte, hatten James und Snape das Duell eröffnet und feuerten nun wild alle Zaubersprüche aufeinander ab, die sie kannten. Einer von James' Rictusempra! durchschlug ein Fenster, als Snape auswich und seinerseits einen Beinklammerfluch auf James abfeuerte.

Protego!" sagte Remus, der blitzschnell reagiert hatte. Snape blickte dämlich aus der Wäsche, als er sah, wie sein Zauber einfach an seinem Kontrahenten abprallte.

Plötzlich sprang die Tür zum Nebenraum auf und Flint und Nott standen im Raum, die Zauberstäbe gezückt.
 

„Jetzt haben wir euch, Potter! Pettigrew!" rief Flint mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht. James verharrte und Peter stand in der Zimmerecke, wo er versuchte ähnlich unsichtbar zu werden, wie Remus und Sirius.

„Ein Hinterhalt!" empörte sich James und tat so, als sei er völlig überrumpelt.

Sirius hatte eine Idee. Er zog Remus am Ärmel leise und vorsichtig durch den Raum, in den Rücken der Slytherins. Remus verstand sofort und folgte ihm.

„Damit hast du wohl nicht gerechnet, was Potter?" sprach Snape verächtlich.

„Das stimmt." erwiderte James und konnte sich nun ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass du Freunde hast."
 

„Dir wird das Grinsen schon noch vergehen, Vierauge!" konterte Snape, der feuerrot im Gesicht wurde. Die Vier Slytherins deuteten nun mit ihren Zauberstäben auf James. Dieser jedoch grinste zu ihrer Verwunderung nur noch breiter.

„Nicht so voreilig." sagte er entspannt. „Ich hab' da noch was in petto."

„HA!" lachte Rosier. „Und was soll das bitte schön sein? Ein Zauber der dich unbesiegbar macht?"

„So in der Art." meinte James. „Der Zauberspruch nennt sich Freunde."

Sirius riss den Umhang von sich und Remus und stopfte ihn sich in Windeseile in die Tasche, die er mitgenommen hatte.
 

„BUH!" sagte er.
 

Die Slytherins wirbelten herum und staunten nicht schlecht, als sie zwei Zauberstäbe vor sich sahen. Wie schafften es die Gryffindors nur, immer wieder aus dem Nichts aufzutauchen?

„Freut ihr euch, uns zu sehen?" fragte Remus in ungewohnt rotzfrecher Art und Weise. Sirius spürte Stolz in sich aufwallen. Solche Sachen hatte Remus von ihm gelernt.
 

Es herrschte eine Stille, die so dick war, dass man sie hätte mit einem Messer zerschneiden können. Keiner der acht Jungen traute sich anzugreifen. Die Luft knisterte vor Anspannung.

Der Staub, der durch die Zaubersprüche aufgewirbelt worden war, glänzte seltsam friedlich im Mondlicht, während er langsam in kleinen Flocken zu Boden sank.

Nächtliche Stille.
 

Die Jungen erschraken heftig, als sie ein kratzendes Geräusch vor der Tür zum Nebenraum vernahmen. Dann hörten sie das Schnurren eines Katers.

Im nächsten Moment stürmten alle zur zweiten Tür, die auf den Korridor führte. Alle acht Jungen wussten, dass dort wo Mr.Norris sich aufhielt, Filch nicht weit seien konnte und tatsächlich: Als sie unter heftigem Einsatz ihrer Ellenbogen die Tür passiert hatten, konnten sie den Schein der hausmeisterlichen Laterne an der Ecke des Korridors sehen.
 

Filch hatte gewiss schon ihre Schritte gehört und würde ihnen folgen, so war für das Anlegen des Tarnumhangs keine Zeit. Sie rannten den Korridor in entgegengesetzter Richtung entlang, um möglichst viel Strecke zwischen sich und den boshaften Hausmeister zu bringen.

Die Slytherins verstreuten sich in alle Himmelrichtungen, während sie an verschiedenen Abzweigungen vorbeiliefen, doch die Rumtreiber würden sich nicht trennen.
 

Sie konnten die dicken Tatzen des Katers hinter sich auf dem Teppich hören und auch die Anweisungen von Filch: „Hol sie dir, mein Kleiner!"

Die vier Gryffindors rannten die Korridore entlang, wobei Peter große Probleme hatte Schritt mit seinen Freunden zu halten. James und Sirius waren allein durch den Sport, den sie betrieben, sehr viel schneller als ihre Freunde, aber auch Remus, der ja sehr viel weniger Körpergewicht zu bewegen hatte, war um einiges schneller als der arme Peter. Leider war Peter der einzige, der beim Laufen wirklich nach vorne schaute.
 

„VORSICHT!" versuchte er seine Freunde noch zu warnen, doch da war es bereits zu spät. Sie rasten, James voran, mit voller Wucht in die genüberliegende Wand, die mit einem riesigen goldgerahmten Spiegel bedeckt war. James und Sirius fielen zu Boden, Remus stolperte über Sirius und fiel ebenfalls.

„Alles okay?" wollte Peter wissen, als er seine Freunde erreichte. Sie rappelten sich auf.

„Ja, ja." antwortete James und knackte mit seinen Nackenwirbeln.

„Leute."

Sie drehten sich zu Remus um.

„Warum ist der Spiegel nicht zerbrochen?"

In der Tat war der Wandspiegel trotz des harten Aufpralls von zwei Viertklässlern auf seine Oberfläche absolut unversehrt. Und noch etwas fiel auf.

„Warum ist der Spiegel in die Wand gedrückt?" fragte Sirius neugierig und ging näher heran. Er drückte den Rahmen des Spiegels noch etwas weiter nach innen und sah dahinter einen steinernen Gang.
 

„Wir haben keine Zeit mehr. Ich kann Filchs Licht sehen." sprach Peter angsterfüllt.

„Kommt, da rein!" befahl Sirius und betrat den geheimen Gang hinter dem Wandspiegel als erster. Peter zog die Rückwand des Spiegels hinter den vier Jungen zu.

Es herrschte absolute Finsternis. Unweigerlich griff Sirius in der Dunkelheit nach Remus' Hand. Es schien die natürlichste Reaktion in diesem Moment zu sein und zu seiner Überraschung, musste er nicht einmal nach der Hand des anderen Jungen suchen. Es war, als würde ihn ein Magnet zur richtigen Stelle hinziehen. Er umschloss sie fest mit seiner eigenen und als der junge Werwolf keine Anstalten machte, sich aus dem Griff des größeren Gryffindors zu lösen, zog ihn Sirius ein Stück näher zu sich heran. Seine eigenen Hände waren vom Quidditchspielen sehr schnell rau geworden, aber Remus' Finger waren schlank und seine Haut weich und es fühlte sich verboten gut an.
 

Remus hingegen war zweigespalten. Er mochte es eigentlich nicht, wenn man versuchte ihn zu beschützen. Er hatte gelernt auf sich selbst aufzupassen und mochte es nicht, wenn andere Menschen sich für ihn in Gefahr begaben. Aber bei Sirius lag der Fall für ihn etwas anders. Es war seltsam gewohnt, dass Sirius seine Hand hielt. Er erinnerte sich an ihren weihnachtlichen Ausflug im ersten Schuljahr und daran, dass schon damals Sirius seine Hand gehalten hatte. Das musste idiographisch bei ihm sein, vermutete Remus.
 

„Wo sind wir hier?" wisperte Peter, dem die Zähne schlotterten.

Lumos."

James' Zauberstab erhellte die Umgebung, so dass die Freunde sich umsehen konnten. Sie befanden sich in einem engen Steingang. Die Luft war feucht und kalt und ettliche Spinnweben und Netze hingen von der Decke herab.

„Unglaublich." meinte James. „Noch ein Geheimgang."

„Sieht so aus, als sei hier schon Ewigkeiten niemand mehr gewesen." kommentierte Sirius.

„Wir sollten herausfinden, wo der Gang hinführt."
 

Sirius spürte, wie Remus' Hand in seiner zusammenzuckte. Er wusste, dass Remus solchen Abenteuern wenig aufgeschlossen gegenüber stand, aber auch keinen Einspruch erheben würde, um die Gruppe nicht auseinander zu reißen.

Im Schein von James' Zauberstab gingen sie den schmalen Gang entlang. Hier und dort trafen sie auf Mäusefamilien („Oh, wie süss!" war Peters Kommentar) und bald nach Beginn ihrer Aufklärungsreise begann der Gang abschüssig zu werden und sich in einer Art Spirale nach unten zu winden.
 

„Was meint ihr, wo wir sind?" fragte Sirius, der Remus' Hand immer noch nicht losließ und auch in allzu naher Zukunft keinerlei Intentionen hegte, die zu tun.

„Ich schätze, irgendwo zwischen dem zweiten und dem ersten Stockwerk." antwortete der Werwolf.

„Du schätzt?"

James hielt den Zauberstab etwas höher, um Remus' Gesicht besser sehen zu können.

„Zwei Windungen entsprechen in etwa einem Stockwerk. Wir waren im Vierten, als wir losmaschiert sind. Den Rest kannst du dir ausrechnen." erklärte Remus matt. Wenn das noch lange so weiter gehen würde, würde er mit Sicherheit einen Drehwurm bekommen.
 

Etwa drei Windungen später endete der Gang abrupt vor einer Holzwand.

„Wir sind jetzt im Erdgeschoss." sagte Remus.

Sirius lehnte sich vor und legte seine freie Hand auf das Holz vor ihm. Er drückte erst leicht, dann etwas stärker und spürte, wie der Widerstand nachgab und das Holz beiseite glitt.

Als er die Geheimtür geöffnet hatte, erstreckte sich vor ihnen die Bibliothek. Das Holz gehörte zur Rückwand eines Regals, dass langsam wieder zurück in die Wand glitt, nachdem die Jungen den Geheimgang verlassen hatten.

„Absolut abgefahren." meinte James und ließ das Licht an seinem Zauberstab erlischen. „Wer weiß, zu welchen Untaten dieser Geheimgang noch gut sein wird."
 

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A.N.: Lily redet gern kursiv ^-^

... to be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lubaya
2008-07-02T18:16:23+00:00 02.07.2008 20:16
Ja und ich bin wieder hier, in deinem revier.
*ggg*
Ja jetzt lese ich wieder weiter.
Sirius udn Remus, Händchen haltend *sweeeeeeeeeeet*
Von:  Decken-Diebin
2008-05-03T15:11:21+00:00 03.05.2008 17:11
"Hast du vielleicht Lust meinen Pelz zu bürsten?"
Immer doch, Remus, immer wieder gerne. XDDD

Oh, es macht mir nichts aus, dass du etwas länger gebraucht hast. Dieses tolle Kapitel macht das wieder wett. *_*
Also erstmal der Anfang mit den Mädels. Der war ja auch sehr gut und man sieht wieder mal schön die Abneigung Lilys gegenüber James. :3
Und mal sehen, ob Sirius wirklich mit Fidelity nach Hogsmeade geht.
Das Duell war ja auch sehr interessant. Slytherins sind irgendwie sowas von dumm. ... Gut, ihr Benehmen kann ich manchmal echt nicht ab. XD heißt nicht, das sie alle soo böse sind. XD
Und das Händchenhalten. *schwärm*
Whatever... bis zum nächsten Kapi. :3
LG, Hina-chan
Von: abgemeldet
2008-05-03T15:08:15+00:00 03.05.2008 17:08
Ja wer weiss was sie noch anstellen!^^
Ich fand das Kapitel süß, mit dem Händchen halten und soo...*sweeet*^^
Ich hoffe da passiert bald mal mehr mit ihnen...wenigstens ma nen Kuss oder so...O//O
Nur was mit Remus is, das kommt ja noch ned so raus...leider...v.v
Mach biitteee schnell weiter!^^
glg!
bloody
Von:  Windy
2008-05-03T12:50:55+00:00 03.05.2008 14:50
Du bist wieder da! Yeah!! (Sorry, bin etwas euphorisch heute) ^^
Ich find' Sirius total niedlich irgendwie. Wie er versucht, seine Gefühle für Remus zu verdrängen und ihnen doch immer wieder nachgibt. (Siehe total niedliches Händchenhalten in Gang.)
Freue mich auf das nächste Kapitel!
Liebe Grüsse
Windy
Von:  schwarzerosen
2008-05-03T10:43:08+00:00 03.05.2008 12:43
joyyyy!! I am the first one, i am the first one....jeah! ja, mir gehts guuuut! Und natürlich übe ich mich im kommi-schreiben. hach, sirius ist so niedlich geworden. Ich frag mich ehrlich wann er es sich endlich eingesteht, das wird langsam lächerlich offensichtlich. und was ist jetz mit remus gefühlen? was, was was??? Ich wills wiiiissen.! Also mach schnell weiter, und lass dich von meinen unsinnigen kommis nicht verunsichern!! weiter soo!!


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