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Another Precious Rainbow

Nothing's like it seems to be
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Vennskap Teil 2

II Bei den Yuukis
 

Am Nachmittag beruhigte sich der Regen nur bedingt, es schüttete nicht mehr, die Wolken wollten dem Boden allerdings dennoch keine Chance geben trocken zu werden.

„Dieses Wetter ist ja deprimierend!“, stellte Ruki fest als sie zusammen mit Juudai und Johan aus der Tür in den Schulhof hinaus trat. Der Japaner nickte, allerdings lächelte er so heiter als ob gerade die ersten zarten Knospen eines Kirschbaumes sprossen. Das Mädchen rollte mit den Augen und gespielt genervt meinte sie darauf: „Das du in Gegenwart deines Prinzen immer Glücklich bist ist doch klar, da könnte es auch hageln und du würdest strahlen wie der Sonnengott.“

Schlagartig errötete Juudai wieder. Sein Gesicht hatte nun von einer Sekunde auf die andere, die Farbe einer schönen roten Paprika angenommen. Johan hatte die Norwegischstunde seiner Freunde nicht mitbekommen und von daher, konnte er diese Situation nicht ganz verstehen.

„Was meinst du mit Prinz?“, wollte Johan nun wissen.

„Na dich!“, entgegnete Ruki kurz und bündig wobei sie den Weg über den feuchten Steinweg etwas schneller fortsetzte. Die Wangen des Norwegers waren nun nicht minder rot geworden, diese Assoziation hatte er noch nicht gehört.

Er ein Prinz?

Johans Kopf arbeitete wie ein altes Uhrwerk.

Juudais Prinz, hatte Ruki das eben behauptet?

„Hör auf mit dem Unsinn, Ruki!“, mahnte Juudai nun endlich, dem nun nicht nur die Schamesröte im Gesicht stand, in seinen Augen war ein bedrohliches Funkeln zu sehen, „Du bist echt die böse Fee in diesem Märchen! Ach ehm... was bedeutet eigentlich ‚hageln’?“

„Das ist zu Eisstückchen gefrorener Regen“, erklärte Johan etwas kleinlaut, da er noch immer nicht ganz verstand was die beiden damit meinten.

Ruki winkte grinsend ab: „Wir sollten eine kleine Geschichte schreiben, Johan. Da kam der Bauernjunge Juudai und sein Prinz Johan vor, keine Panik. Ich werde mir jetzt auch die Bemerkung ‚ihr benehmt euch wie heimlich verliebte Teenager’ verkneifen, obwohl ihr beiden im Moment wirklich den Eindruck macht.“

Sie lachte, doch kassierte damit bedrohliche und beinahe bohrende Blicke ihres norwegischen Freundes. Er schien ein solches Thema für tabu und völlig unangebracht zu halten. Juudai versuchte sich ebenfalls ruhig zu halten und sein Gesicht langsam wieder abzukühlen. Ruki verstand diese Aufforderung natürlich und schlug ein anderes Thema an, in das die beiden Jungen sofort mit einstimmten.

Die drei trennten sich wieder bei der kleinen Anhöhe als Ruki sich verabschiedete und zu ihrer Familie ins Haus ging. Johan und Juudai machten sich hingegen daran, den Berg hinauf zu gehen.

„Meine Mutter hat um halb vier Feierabend“, erklärte Juudai nach einer kleinen Weile der Stille. Johan nickte, als sei er tief in Gedanken, doch seine Antwort klang klar und deutlich: „Eine gesunde Arbeitszeit.“

Ein Lächeln zierte das Gesicht des Norwegers. Unmerklich griff er nach Juudais Hand. Es war ein sanfter Griff, wie ein Bett aus geschmeidigen Rosenblättern, der Juudai nun umschloss. Der Japaner warf einen kurzen fragenden Blick zu seinem Freund hinüber und er konnte in dessen Augen ebenfalls die Frische eines Frühlingsmorgens erkennen. Der Tau im Gras kam Juudai in den Sinn, als er die Smaragde in diesem Augenblick glitzern sah.

„Johan-kun? Ist irgendetwas?“, er schlug wieder auf Japanisch um. Johan klang so wundervoll, wie ein neugeschlüpfter Sommervogel wenn er Juudais Muttersprache gebrauchte.

„Nein, alles in Ordnung, warum fragst du?“, antwortete Johan mit einer Gegenfrage.

„Ach...“, Juudai druckste etwas, „Ich weiß auch nicht, du bist so still gewesen deshalb...“

„Bei mir ist alles in bester Ordnung, Juudai-kun. Ich freue mich übrigens auf den morgigen Sportunterricht“, erklärte Johan sofort.

Juudai war überrascht, bis jetzt hatte er ihm noch nicht erzählt, was sie von Sonia erfahren hatten und da Ruki ebenfalls ständig in seiner Nähe war, hatte auch sie keine Gelegenheit gehabt es Johan zu sagen. Johan erkannte diese verduzte Miene sofort und musste Juudai unweigerlich anlächeln: „Weißt du Juudai-kun, unser Lehrer wollte uns nun mal nicht im Dunkeln tappen lassen. Wir haben die Nachricht gleich in der ersten Stunde bekommen damit sich morgen niemand wundert wenn ihr dabei seid.“

„Ach so ist das...“, Juudais Stimme zeugte von seiner plötzlichen Verwirrung, einen Augenblick hatte er wirklich vermutet, es sei Johans Idee gewesen und die Lehrer hätten diese dann bekräftigt. Johan lachte leise vor sich hin und warf einen Blick in den grauen Himmel hinauf, der noch immer feinen Sprühregen freisetzte. Am liebsten wäre er den letzten Rest des Weges gelaufen, denn die plötzliche gute Laune die von seiner Bauchgegend aufstieg und sein Herz erfüllte, hätte er am liebsten hinausgejubelt. Johan hielt sich aber im Zaum und wandte sich stattdessen an Juudai: „Ich werde Ruby abholen dann komme ich nach.“

„Ich begleite dich, Johan-kun!“, meinte Juudai mit einem heiteren Lächeln und folgte seinem Freund wieder zu seinem Haus, das nun im Regen so trist und verlassen wirkte dass selbst Juudai keine Lust hätte allein in diesem prächtigen Gebäude zu wohnen. Die weiße Farbe des Hauses wirkte wie Asche, der unbarmherzige Septemberregen hatte dafür gesorgt, dass die Rosen ihre satte blutrote Farbe verloren und nun welk aussahen. Vor der Tür blieb Juudai stehen und wartete darauf, dass Johan wieder aus der Tür herauskam, mit Ruby auf dem Arm die Juudai leise anmiaute.

„Sie mag wohl keinen Regen?“, stellte Juudai fest und kraulte das Tier hinter dem Ohr.

Johan nickte: „Sie hasst es wenn ihr Fell nass wird.“
 

Auch Juudais Wohnsitz wirkte kälter als sonst was das dunkle Wetter verursachte. Bevor der Japaner die Haustür aufschloss, holte er noch die Reklame aus dem Briefkasten und konnte seinen enttäuschten Blick über die fehlende Post von Freunden und Bekannten kaum verstecken. Johan klopfte ihm leicht auf die Schulter wobei er seinem Freund ins Haus hinein folgte.

„Nachher können wir den Brief abschicken, Juudai-kun!“, meinte Johan in seichtem Ton als hätte er Angst den Japaner zu zerbrechen. Der Kleinere nickte nachdenklich, anscheinend war er sich noch immer nicht im Klaren darüber ob er wirklich ungehorsam sein sollte. Auf der anderen Seite, gab er seine wirkliche Adresse nicht preis und konnte also ganz beruhigt sein. Schweigend ging Juudai wieder in sein Zimmer, nachdem er seine Schuhe ausgezogen und seinen Regenschirm zum trocknen in die Badewanne gestellt hatte. Ruby schmiegte sich um die Beine des Japaners und schnurrte, die neue Umgebung musste sie noch ein wenig erkunden.

Immer wieder wenn Johan in das jugendliche Zimmer hinein kam, trat er in eine fruchtige Oase von Farben und frischem Lebensmut. In den vergangenen Wochen war ihm klar geworden, dass er im Gegensatz zu seinem besten Freund, der fidel wie ein junges Kitz war wie ein alter zahnloser Wolf erschien. Johan hätte neidisch werden können wenn er Juudai nicht so lieb gewonnen hätte und auch seine Probleme kennen gelernt hätte.

Juudai bot seinem Freund einen Platz zum Sitzen auf dem Bett an, den Johan auch dankend annahm und seine Blicke noch immer nicht von den großen Postern abwenden konnte. Der asiatische Junge setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und legte nachdenklich sein Kinn auf die übereinander gekreuzten Handrücken.

„Wenn du Hunger hast kann ich uns etwas Kleines vorbereiten, Johan-kun. Es dauert immerhin noch ein bisschen bis meine Mutter wieder hier ist und richtig kocht“, erklärte Juudai mit einem gedämpften Ton. Johan wirkte nachdenklich als wöge er verschiedene Möglichkeiten ab bevor er antwortete: „Ich muss noch meine Joggingtour machen. Hast du Lust mitzukommen?“

„Joggingtour?“, wiederholte Juudai überrascht und erhielt ein bestätigendes Nicken, dass er richtig gehört hatte, „So ganz ohne etwas im Magen zu haben?“

„Ich gehe meistens gleich nach der Schule. Du musst nich-...“, begann er doch wurde durch das plötzliche Aufstehen seines Freundes unterbrochen. Juudai sah herausfordernd aus, ein Funkeln war in seine Augen getreten, das Johan warnen sollte ihn zu unterschätzen: „Natürlich komme ich mit! Schließlich muss ich mich auf Morgen vorbereiten, nicht wahr?“

Johan stimmte mit einem leisen Lachen zu. Er hatte schließlich keine Ahnung wie es sich mit Juudais Kondition verhielt.

Schnell hatten sich die beiden Jungen nacheinander im Badezimmer umgezogen und schlüpften in leichtere Turnschuhe die sich gut zum Laufen eigneten. Juudai hinterließ seiner Mutter eine Nachricht, falls sie noch nicht zurück sein sollten wenn sie von der Arbeit kam, auf einem kleinen Stück Papier, als Johan ihn noch daran erinnerte den Brief an seine Freunde nicht zu vergessen und schon waren die beiden aus der Tür verschwunden.

„Wo ist denn hier ein Briefkasten in der Nähe?“, wollte Juudai neugierig wissen.

„Ist dir der noch nie aufgefallen? Kurz bevor man über die Straße läuft auf unserem gewöhnlichen Schulweg. Wir ändern nur unsere Route ein bisschen ab, dann liegt es praktisch schon auf dem Weg“, antwortete der Norweger und begann schon zu joggen. Juudai folgte ihm ohne Widerworte, obwohl er sich nicht erklären konnte warum Johan unbedingt bei diesem Wetter draußen sein wollte. Warum nicht an einem schönen Spätsommermorgen trainieren? Noch immer lag ein feiner Regen in der Luft und die trächtigen weißgrauen Wolken, die in den dichten Baumwipfel hingen und den Kolsåstoppen in eine flauschige nasskalte Decke hüllte sorgte eigentlich dafür, dass die meisten Menschen sich in ihre Häuser einschlossen und sich mit einer Tasse Kaffee oder Tee vor den Fernseher setzten, statt nach draußen zu gehen.

Der Asphalt unter ihren Füßen gab bei jedem neuen Schritt schmutzige Laute von sich, denn die kleinen losen Steinchen unter ihren Schuhsohlen hatten sich durch das gefallene Wasser mit Sand von den Straßenrändern vermischt. Langsam und unaufhörlich flogen die kleinen Wassertropfen in die Augen der Jungen. Johan schien sich nicht daran zu stören, er lief einfach weiter, so eisern wie er war. Er kümmerte sich auch nicht dass sein Haar langsam an seiner Stirn zu kleben begann. Juudai hingegen war in einem mürrischen Zustand, allerdings behielt er diesen für sich und folgte Johan schweigend die Anhöhe bis zum besagten Briefkasten hinunter. Während ihres Laufes hatten sie die am Rand stehenden Häuser und die langsam sterbenden Gärten nicht weiter beachtet, nun steckte Johan den Brief seines Freundes in den Kasten und wandte sich dann an seinen Freund: „Ist das Tempo okay für dich?“

„Ja“, antwortete Juudai leicht aus der Puste wobei er damit nicht sehr überzeugend klang und fügte hinzu, „Ich mag nur dieses nasskalte Wetter nicht so gern.“

„Wir laufen auch keine sehr lange Runde, einverstanden?“, fragte Johan mit einem vielsagenden Grinsen.

„Einverstanden. Aber das Tempo ist wirklich in Ordnung, Johan! Ich bin einfach lange nicht mehr außerhalb eines Sportunterrichts gelaufen das ist alles“, antwortete Juudai und gemeinsam schlugen sie wieder eine relativ angenehme Geschwindigkeit an.

Nach wenigen Straßen die sie entlang liefen bogen sie dann in eine kleine Seitengasse ein, die sie nach nur ein paar Minuten schon an den Waldrand von Levre führte. Juudai wurde sich nun bewusst wie groß dieser Wald eigentlich war. Er sollte lieber nicht versuchen mit seinen Freunden dort verstecken zu spielen, sicher war es auch einfach sich darin zu verlaufen.
 

Auch der Waldboden war nicht verschont geblieben und gab nun glucksende Töne von sich wenn sich Füße schnell auf ihm bewegten. Selten war der Waldweg nach so kurzer Zeit dermaßen vom Regenwasser aufgequollen worden. Zu Juudais Freude erreichte sie hier der feine Sprühregen nicht mehr doch mit jedem Schritt den er dazu tat um mit seinem norwegischen Freund Schritt zu halten, bohrte sich eine weitere Nadel in seinen Beckenbereich hinein und verursachte ein unangenehmes Gefühl in seinem Körper. Mittlerweile hatten sie schon eine halbe Stunde hinter sich gebracht und ihre angeschlagene Geschwindigkeit konstant gehalten. Johan, der regelmäßig trainierte schien dies nicht viel auszumachen, ganz im Gegenteil sogar, Juudai vermutete, dass sein Freund noch viel schneller und länger laufen konnte wenn es nötig gewesen wäre. Ihm selbst stand die Erschöpfung allerdings schon ins Gesicht geschrieben. Juudai tat jeder weitere Atemzug im Hals weh und so gab er im nachhinein auf und drosselte sein Tempo ab bis er nur noch ging. Er wollte Johan nicht aufhalten oder unterbrechen und hoffte, dass er einfach weiter gerade aus gehen musste um wieder nach Hause zu kommen. Vielleicht würde er den Wasserfall wieder finden, doch da er, wenn er es sich richtig überlegte, im Moment nichts bis auf die Tropfen hörte, die sich von den Blättern an den Bäumen lösten und plätschernd in schlammigen Pfützen hineinfielen.

„Juudai-kun, was ist denn los? Kannst du nicht mehr?“, wollte Johan behutsam wissen.

„Nein, keine Chance“, pustete Juudai beinahe atemlos und hielt sich seine Schmerzende Seite, „Ich glaube, ich habe eine zu schlechte Ausdauer für dich, Johan-kun.“

„Ach wo. Das geht schon in Ordnung, du bist es einfach nicht gewöhnt. Wir gehen einfach wieder nach Hause, ruhig und gelassen, du musst nicht weiter laufen“, beruhigte Johan seinen Freund, der ihn etwas reumütig anblickte und eigentlich vor hatte den Norweger zu beeindrucken. Mit einer Unschuldsmiene fragte Juudai in mehr oder weniger schüchternem Tonfall: „Und du bist ganz bestimmt nicht sauer auf mich, dass ich nicht mithalte?“

„Warum sollte ich denn sauer sein? Dafür gibt es nun wirklich keinen Grund“, Johan lächelte und zusammen machten sie sich wieder auf den Weg zurück zum Levretoppen, die Straße in der sie beide wohnten.
 

Die Uhr war noch nicht ganz fünfzehn Uhr als Juudai und Johan wieder nach Hause kamen und von einer ziemlich verzweifelten Ruby begrüßt wurden. Anscheinend wollte sie noch nicht allein in dieser fremden Wohnung bleiben und so versuchte Johan das Tier etwas zu beruhigen und mit kleinen Leckerlis zu bestechen, die er ebenfalls von zu Hause mitgebracht hatte. Beide wechselten wieder ihre Kleidung und trockneten ihr Haar mit Handtüchern ab. Johan folgte Juudai wieder in sein Zimmer, der sich geschafft auf den Boden niederließ und seufzte aus: „Wenn ich nicht gleich meine Gesellschaftskundehausaufgaben mache, dann werd ich sie wohl gar nicht mehr machen.“

„Soll ich dir dabei helfen?“, fragte Johan und erhielt ein erleichtertes Nicken. Das was Juudai und Ruki in Gesellschaftskunde durcharbeiteten war speziell für Einwanderer zurecht gelegt. Geschichtliche Ereignisse, die norwegische Kinder normalerweise in der sechsten Klasse lernten und auch Politik war in einfachem Norwegisch erklärt, wobei Geographie ein wenig außer Acht gelassen wurde, aber dennoch behandelt wurde. Juudai verstand noch nicht sehr viel von dem was er lesen musste, doch mit Hilfe seiner Mutter am Nachmittag oder die seiner Freunde in der Schulzeit war er dennoch in der Lage zu lernen. Im Moment hatten Ruki und Juudai mit dem Urvolk in Norwegen zutun, die früher assimiliert wurden.

„Weißt du schon was über die Samen?“, fragte Johan und las sich den Text durch.

„Na ja, nicht richtig. Nur dass sie im Norden Norwegens leben, mehr weiß ich nicht!“, antwortete Juudai wahrheitsgemäß.

„Na schön, da haben wir noch einiges zutun, ich hab’ne Idee. Erst Mal werde ich dir den ganzen Text auf Norwegisch vorlesen und du sagst mir dann was du verstanden hast, ja? Ich erkläre dir dann den Inhalt und du machst die Aufgaben, ist das in Ordnung?“, schlug Johan vor und bekam ein begeistertes Nicken von Juudai zur Antwort. Es kam dem Japaner langsam so vor, als ob alles, was er zusammen mit Johan tat als positiv ansehen konnte. Selbst lernen konnte so angenehm sein, wenn Johan in seiner Gesellschaft war. Johan begann also den fünf Seiten langen Text, der über die ursprüngliche Bevölkerung Norwegens berichtete vorzulesen. Woran sie glaubten, von was die Samen lebten und dass sie früher als minderwertig in Norwegen galten und ihre Sprache nicht mehr sprechen durften. Schon viele Male hatte Johan sich gefragt was sich die Menschen dabei gedacht hatten, ein anderes Volk einfach zu verdrängen und es als weniger wert ansahen. Ob das Denken damals sehr viel anders gewesen war als in diesen modernen Zeiten, in denen er lebte? Oft hatte er darüber nachgedacht und auch jetzt während er von den Begebenheiten las sausten ihm diese Fragen durch den Kopf. Plötzlich wurde Johan aber in seinem Lesefluss gestört. Juudai hatte ihn angestoßen, so in etwa hatte Johan es sich jedenfalls gedacht, als er seinen Blick vom Buch abwandte. Doch so ein einfaches Anstoßen konnte es nicht gewesen sein, denn eine kleine Last hatte sich nun auf seinem Körper verlagerte. Ein weiterer Blick klärte Johan dann entgültig auf. Ein Anblick, den Johan noch eine Weile in Erinnerung behalten würde, so vermutete er jedenfalls als er in Juudais schlafendes Gesicht sah.

Ein leichtes Lächeln umspielte Johans Lippen, als er Juudai an seiner Schulter gelehnt sah. Sein Freund schien wirklich fest zu schlafen, denn sein Atem ging gleichmäßig und in langen Zügen. Vorsichtig befreite sich der Norweger von dem Kleineren und platzierte ihn etwas anders. Den Kopf nun in seinem Schoß gebettet betrachtete Johan ihn eine ganze Weile bevor er einen Schlüssel in der Tür vernehmen konnte. Juudais Mutter kam nun endlich nach Hause. Aufgescheucht und beinahe panisch über das, was Reiko wohl denken könnte, wenn sie zufällig in diesem Augenblick ins Zimmer kam, ließ Johan mehr oder weniger hektisch hochfahren, wecken wollte er seinen Freund allerdings auch nicht. Er entschied sich Juudai so lange auf sein Bett zu legen und verließ somit das Zimmer des Brünetten.

Mit schnellen Schritten ging Johan in den Flur zurück um Juudais Mutter zu begrüßen. Die junge Frau sah den Jungen freundlich an und schenkte ihm ein solches Lächeln. Sie hatte gerade ihren Regenmantel abgelegt, als sie das Wort an ihn richtete: „Hallo Johan. Wie war euer Tag?“

„Sehr gut, danke“, entgegnete Johan, „Juudai ist nur gerade eingeschlafen.“

„Eingeschlafen, sagst du?“, hakte Reiko nach.

„Ja, ganz genau. Wir waren eine Runde joggen und danach ist Juudai bei den Hausaufgaben eingeschlafen“, erklärte Johan weiter und sorgte damit für ein leises Lachen seitens Reiko. Sie begab sich sofort in die Küche und suchte scheinbar nach etwas in den vielen Schränken und meinte: „Dann lass ihn ruhig noch schlafen solange ich das Essen vorbereite, dann ist er vielleicht später wieder fit um seine Hausaufgaben zu erledigen.“

Johan nickte zustimmend und tat wie ihm geheißen wurde. Langsam schlich er sich wieder in das Zimmer seines Freundes, von allen Seiten wurde er von den Postern an den Wänden angestarrt, doch durch diese leeren Blicke ließ er sich nicht entmutigen. Vorsichtig schlich er sich wieder in Juudais Bett und nahm ihn sachte an sich. Den braunen Schopf wieder auf seinen Schoß gebettet, streichelte er sanft durch das flauschige Haar seines Freundes. Juudai sah um Längen nicht mehr so friedlich aus wie bisher, das musste Johan zugeben. Allerdings hatte er keine Ahnung, woran es lag. Hätte er in den Kopf seines kleinen Freundes sehen können, wäre es ihm klar geworden, denn Juudai plagte eine Erinnerung oder ein Traum, so wie Juudai es vor Augen hatte.

Pochender Schmerz, tief in seinem Herzen kam auf. Es war kein physischer Schmerz, den Juudai in diesem Augenblick empfand, das wusste er. Es fühlte sich mehr wie eine scharfe Klinge aus Eis an, als ob ihm gerade jemand gesagt hätte, er wäre zu nichts zu gebrauchen. Eine unerträgliche Person oder etwas ähnliches. Juudai ging am Meer entlang. Ein im Sonnenlicht badendes Meer, das jedem Liebespaar als eine Wonne vorkommen musste. Ein friedliches Meer über das viele Brücken gebaut wurden. Juudai dachte kurz nach. Also konnte dies nicht das Meer sein, sondern ein breiter Fluss. Nun gut, dann ging er eben einen Fluss entlang, das machte ihm ebenso wenig aus, wie an einem Meer spazieren zu gehen. Was ihn nun störte, war die sanfte Männerstimme, die ihn nun erreichte: ‚Nimm den Stein, Juudai-kun! Mein Kleiner, mein geliebter Sohn, nimm den Stein.

„Vater?“, murmelnd sprach Juudai die Worte in seinem unruhigen Schlaf. Johan streichelte ihm beruhigend durchs Haar, doch sagte er nichts um ihn weiterschlafen zu lassen.

Juudai-kun, hast du gehört? Lass den Stein bei dir. Dicht bei dir, aber du musst ihn verstecken! Zeig ihn keinem anderen! Hast du mich verstanden?

„Ja Vater. Wo bist du jetzt Vater? Warum bist du einfach fort gegangen?“, Fragen über Fragen meinte Juudai in den Traum hinein zu schreien. In Wahrheit, waren diese Worte ebenso leise gemurmelt, wie seine anderen zuvor. Nun flüsterte Johan ihm jedoch ins Ohr, dass er träumte. Sein Vater würde ihm keine wahrheitsgemäße Antwort geben können, denn es war schließlich nur ein Traum.

Endlich vernahm Johan auch die Stimme von Frau Yuuki. Juudais Mutter hatte das Essen vorbereitet. Sanft versuchte Johan den Kleineren zu wecken, indem er Juudai leicht rüttelte um die Nachtschäume zu vertreiben.

Juudai war zunächst noch recht mürrisch als er wieder aus seinem Traum geweckt wurde, seine Laune schlug allerdings gleich wieder ins Gegenteil um, als er hörte dass es Essen gab. Belustigt über Juudais Verhalten folgte Johan ihm und nahm weiterhin am Leben der Yuukis Teil.
 

Fortsetzung folgt in Teil 3
 

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Nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die mir so liebe Kommentare hinterlassen haben, vor allem an die neuen Kommentar-schreiber Rainbow-Raychel

und BlackSoul-Ruby. Aber wie immer dürfen sich hier alle Leser total geknufft fühlen und durchgeknuddelt. Größten Dank auch an Haou_Lain (fürs Beta lesen), RainbowDark_Dragon (für alle ehrlichen Reviews), cloudy_wolf, Ncog-chan, -Judai- & mein Yami-chan dass sie sich diese Story so lieb durchlesen



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2008-05-10T10:56:11+00:00 10.05.2008 12:56
Ach wieder so ein schönes Kapitel!
Ich muss sagen das es von einem Mal zum anderen besser und besser wird. Ich fand zwar die blumigen Umschreibungen teilweise ein bisschen zu kitschig, aber ich finde das kann auch mal so sein!

Das Kapitel finde ich wirklich sehr süß! Vor allem wie Juudai und Johan miteinander umgehen. Insgeheim gibt Johan Ruki wohl Recht, wenn er Juudais Hand so auffällig nimmt *grins* Ich mochte diese Szene total gern.
Eins frag ich mich aber, wenn Juudai Fußball ganz gut spielen kann, dann braucht er eigentlich eine gute Kondition, deshalb wars ein bisschen unüberlegt ihn verlieren zu lassen ;) Oder er hat lange nichts mehr getan? Ich finds süß das Juudai sich sorgen macht dass Johan ihm vielleicht böse sein konnte. Hat mir wirklich sehr gefallen.
Auch das er am Ende dann einschläft. Ai~ das muss ja total süß aussehen wenn Juudai an Johans Schulter lehnt und schläft. Johan wurde nervös als Juudais Mutter nach hause gekommen ist. Warum er wohl so panisch wurde? Er hat sich doch nur so süß um Juudai gekümmert :D Kein Grund gleich so hektisch zu werden :P

Wie das mit dem Traum ist würde ich auch gern wissen. Ich habe das Gefühl, dass das Verschwinden von dem Vater noch sehr wichtig werden wird. Sonst würdest du das wohl auch nicht so offensichtlich schreiben.

Was die Kommavorschläge von oben angehen, ich kann mir kaum denken, dass die richtig sind. Ich bin zwar auch kein Experte aber ich bin sehr gut in Deutsch. Ich finde es aber auch nicht sehr schlimm wenn mal ein Komma falsch gesetzt ist. Ist doch wohl (entschuldigung) scheiß egal, meistens gehts hier um Inhalt und wenn die Rechtschreibung auch solide ist kann man sowas schon noch durchgehen lassen ;D
Von:  atowaito
2008-05-06T12:44:06+00:00 06.05.2008 14:44
Endlich kam ich dazu, das Kapitel zu lesen! >.< Es tut mir sou Leid ;A;
Ai ai ai, Johan geht aber ran :D'
Einfach mal Judai's Kopf auf seinen Schoß gelegt... kawaii! >///<
*quieck*
Johan und joggen °.° alles klar xD find ich cool *-*
Und Judai ist da genau so wie ich x3 hab auch kaum Ausdauer xD
Und der Traum... der hat defintiv nen tieferen Sinn! ò.ó
*gespannt*
Hab dich liep <3
Ju~
Von: abgemeldet
2008-05-03T18:24:52+00:00 03.05.2008 20:24

Sou ~
Wieder ein Kapitel gelesen x3

Mich wundert es ein bisschen, dass Juudai keinen Hagel kannte. o__O
Gibt es sowas in Japan nicht? Oder hat er noch nie davon gehört? o_o

Mir gefiel das Kapitel sehr. Es strotzte nur so von Gefühlen und tollen Umschreibungen.
x3

Juudais Traum am Ende lässt vermuten, dass da nochwas kommen wird. o.O
Was für ein Stein war das wohl...

Lg Ruby
Von:  Yamis-Lady
2008-05-01T19:01:19+00:00 01.05.2008 21:01
waii >///<
*fiep*
*hehee*

*sich räusper*
wie immer, war auch diese Chappie wieder einsame spitzenklasse!! ^.~b
ich mag es, wie du die umgebung beschreibst und *luft einzieht* Johans augen *///*
"Der Tau im Gras"
Herlich >///<

ruki fand ich auch toll XDD
*kicher* und sie hat recht!
(das beweist wohl auch johans reaktion im späteren verlauf, als er juudais hand nimmt, oder? XD)

die idee mit dem joggen war einfach nur genial!!
du schaffst es jedemal, die beiden in eine solche situation zu versetzen, als sei es das selbstverständlichste auf der welt >///<
das ist so klasse!! ich weiß nicht einmal, wie ich das sonst ausdrücken sollte XD
einfach nur klasse!!

ABER!!
die szene, die wohl die süßeste in der ganzen FF war, ist die letzte *fiep*
>///<
einfach nur die vorstellung, wie johan mit leiser, sanfter, tiefer stimme vorliest und juudais augenlider dabei immer schwerer und schwerer werden, bis er schließlich mit seinem kopf auf johans schulter eingeschlafen ist....
WAII!!
einfach nur toll und genial und *hach* !!
(ich hoffe, du verstehst XD`)

ich freue mich riesig auf das nächste Kapitel >///<

bis dann, süße ^o^
Von:  cloudy_wolf
2008-05-01T13:03:24+00:00 01.05.2008 15:03
Zu den kommas....da muss ich lain absolut recht geben.
Nach der neuen rechtschreibung, müssen da wirklich keine kommata hin.
Ruky hats richtig gemacht.

Nun zum kappi:
Awwwwww....ich fands so süüüüß als die beiden rot geworden sind.^^
abba das yuudai sich so darüber aufregt, zeigt doch nur das es wahr ist was ruki sagt.XDD und sogar johan der ach so ruhige is dabei rot geworden.^^

Ich hab mich wirklich gewundert das juudai der sportmuffel bei johan eine halbe stunde lang mithalten kann.O.o
ich wäre warscheinlich bei den ersten fünf minuten auf die knie gefallen und hätte um gnade gebättelt.XD
respekt an juudai und respekt an johan, dass er das überhaupt macht.
sehr pflichtbewusster junger man.XD

Johan legt juudais kopf in seinen schoß....gehts etwa schon los?!XDDD
das fand ich wirklich süß. auch das sich johan so erschreckt hat als juudais mutti aufgetaucht is.X3
abba ich wirklich wissen was es mit juudais vatter auf sich hat...und diesem stein!O.o
du spannst uns ganz schön auf die folter süße.
ich freu mich aufs nächste.

~Awrooo~
Von:  CarpathianWolf
2008-04-30T16:11:54+00:00 30.04.2008 18:11
original aus dem text:
"Nach wenigen Straßen die sie entlang liefen bogen sie dann in eine kleine Seitengasse ein, die sie nach nur ein paar Minuten schon an den Waldrand von Levre führte."

also ich will echt nicht pingelig sein oder so aber ich hab die nase voll man...und eigentlich will ich das auch nich im kommi machen, aber arg damits auch jeder mitkriegt...

Nach der neuen Rechtschreibung muss an dieser Stelle: "Nach den wenigen Straßen()die sie entlang liefen" kein komma hin!!! <.< und an der stelle "die sie entlang liefen()bogen" kommt sowieso kein komma hin!! *grml*

und außerdem geht es hier auch nicht nur um diese verfluchten pseudo fehler die du dauernd findest und keine sind, sondern es geht darum zu sagen was man am kapitel gut fand und was nicht!
es gibt genug programme für rechtschreibung und grammatik und auch beta leser und da ruky das alles hat ist es meiner ansicht nach ohnehin völliger schwachsinn auf solch einer banalität herum zu reiten!
außerdem pack dir an die eigene nase ja!?
wenn du perfekt in grammatik bist kannst du von mir aus ankreiden was du willst, aber das bist du nicht.
man also lass diese pseudo fehler aufsammlerei ich hab die nase voll davon deinen schwachsinn dauernd mit vernünftigen deutschregeln und argumenten zu entkräften und richtig zu stellen ja!?
*sauer*

*seufzt*
nun zum kapitel <__________<

*räusper*
also ich fands voll toll X3 das juudai einfach so eingepennt is *kicher*
und natürlich war auch die szene mit der erinnerung vollspannend ò.ó
was ich von "den volleyball an kopf kriegen" xD halte weißt du *gg*
X3 ich hatte schon gehofft johan trägt ihn raus ^.^
naja freu mich wenn du da snächste kapitel geschrieben hast x3 damit ichs beta lesen kann *kya*
lurv u

Von: abgemeldet
2008-04-30T10:55:50+00:00 30.04.2008 12:55
das kappi is echt toll^^

da du und Lain meint, ich soll mal den Kommafehlersatz als beispiel bringen, hier is einer:

Nach wenigen Straßen(,) die sie entlang liefen(,) bogen sie dann in eine kleine Seitengasse ein, die sie nach nur ein paar Minuten schon an den Waldrand von Levre führte.

ihr programm is ja doch nich so toll... -.- vertraue niemals der technik!
Von:  Makima
2008-04-30T05:07:54+00:00 30.04.2008 07:07
T_T
ich steh nich mit bei kommi-schreibern!!*hau*ûu''
anou...
das wa sooo süß*-*
juudais kopf in johans schoß**
*rumfieps*
voll toll<3
ich denke die sache mit dem traum wird später noch wichtig für die story*nicknick*
*gespannt desu*>3
wie immer supatollig beschrieben*-*
das mit der asche und den rosen bei johans haus war voll geil*-*
*fieps*
*weghuschel*
*auf neues kapii wart*XD


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