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Supernova

von

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25. Kapitel - (Dark colors)

Anmerkung: Leicht sexuelle Anspielung hier! Also eigentlich fast lime..
 

Nach so langer Zeit endlich wieder mal ein Kapitel. Eine große Entschudligung an die Leute, die so lange Geduld hatten! Die nächsten zwei Teile sind schon geschrieben und bei meiner Beta, aber ich weiß nicht, wann ich sie on stellen kann, da sie grad Examen hat und daher bei weitem wichtigeres zu tun XD. Aber es kommt, wie versprochen!
 

Ach ja, irgendwie waren mir beim Speichern die Umlaute flöten gegangen. Ich hoffe ich habe sie alle gefunden, aber wenn ihr auf etwas aufmerksam werdet, könntet ihr das bitte schreiben? ^^ Nur wenns nicht so viele Umstände macht, danke!
 

@ Lady_Ocean: Oh je, das waren aber wirklich noch viele.... x.x hoffe ich hab sie jetzt alle gefunden, die verdammten Umlaute~
 

Ich habe die ganze FF jetzt noch einmal gebetat und ein paar Fehler rausgestrichen, aber es sind keine großartigen Änderungen dabei. Nur falls sich jemand wundert, warum die Kapitel alle überarbeitet werden. ^^
 

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Kurogane erwachte noch am selben Abend aus einem tiefen Schlaf und spürte Fye nicht mehr neben sich. Eine ganze Weile blieb er mit geschlossenen Augen liegen und genoss die seltsam feuchte, aber angenehme Kühle im Raum. Sein Herz schlug tief und regelmäßig, seine Glieder waren schwer. Er musste wohl doch erschöpfter gewesen sein als er selbst geschätzt hatte.
 

Irgendein leichter, milder Zug vom Fenster her strich über seine nackten Arme, über Gesicht, Brust, seinen Körper voller Erinnerung an Berührungen. Seine Hand bewegte sich langsam als wollte sie nach dem Luftzug greifen, doch glitt hindurch. Doch er erinnerte sich noch genau an weiches, blondes Haar zwischen den Finger, so als wäre es noch da. Wie eine Ahnung, der letzte Rest eines tiefen Traumes oder das Gefühl von längst getrocknetem Wasser auf seiner Haut. Von fern hörte Kurogane Wasserplatschen und spürte die Aura des Magiers im Nebenraum. Wenn man ganz langsam die Augen aufschlug und es war stockfinster um einen herum, konnte man sich nicht sicher sein die Augen überhaupt geöffnet zu haben. Doch so dunkel war es nur im ersten Augenblick bis die Augen sich von der Dunkelheit hinter den Augenlidern an die Welt davor gewohnt hatten.
 

Kein einziges Licht drang durch die hohen Fenster, nur schwere Dunkelheit floss wie Seide in den großen, spärlich eingerichteten Raum. Dazu legte sich die schwere Kühle. Der Krieger wand seinen Blick nach draußen, dort hingen schwere Wolken tief und mächtig, leuchteten matt grau, nicht genug um Licht zu spenden, sondern nur um sich selbst schwach sichtbar zu machen. Noch immer ein wenig benommen richtete Kurogane sich auf, fuhr sich einmal durch das kurze Haar, unter dem - direkt unter seiner Schädeldecke - dumpf und heftig Kopfschmerzen in perfekten Einklang zu seinem Herzschlag zu pochen begannen und für einen Moment grausige Erinnerungen an dunkle Kisten und verlorene Pulsschlage herauf beschworen.
 

Jetzt bemerkte er doch ein Licht, das einzige im Raum floss matt und unscheinbar unter einer geschlossenen Türe hindurch, von der er keine Ahnung hatte wo sie hinführte, denn als er das Zimmer betreten hatte, war er sofort auf das Bett zugesteuert. Der nebelige, schwere Geruch von Feuchtigkeit, die gemeinsam mit dem Licht darunter hervortrat, ließ ihn auf die Tür zum Waschraum schließen. Lautlos erhob er sich vom Bett, so unsagbar weich es auch war, dass selbst er als Ninja gerne ewig darauf geschlafen hätte, vor allem nach den Tagen und Wochen auf diversen kalten und harten Steinböden. Es half nichts, jetzt war er wach und er konnte seine Zeit schließlich nicht ständig mit Schlafen verbringen. Noch eben seine Kleider zusammen gesucht und übergezogen, fühle sich Kurogane endlich wieder vollständig in der wachen Welt angekommen und nicht mehr versucht sich wieder ins Bett zu legen, um seine Kopfschmerzen auszukurieren. Sein Hemd zuknüpfend, ging er leise auf die vermutliche Badezimmertür zu.
 

Dunkel und still.
 

Es war so dunkel, dass er die Klinke nur erahnen konnte. Sie hatte auch etwas vollkommen anderes sein können, befände sie sich nicht an einer Tür und würde Kurogane nicht über so wenig Phantasie verfügen. Also war es eine Klinke. Hinter der Tür leises Atmen. Ab und zu das Tropfen von Wasser. Die feuchte Luft atmete sich so nah an der Tür kalt und verbraucht.
 

„Oi, fertig? Wir müssen uns auf den Weg machen!“
 

Keine Antwort.
 

Ohne weiter zu zögern drückte Kurogane die Klinke herunter und trat ein. Wie ein kaltes Tuch schlug die feucht-stickige Luft ihm entgegen. Er hatte Recht gehabt, es handelte sich wirklich um einen Waschraum. Im Gegensatz zu ihren Zimmern war er nicht groß, keine Fenster, keine Lampen. Nur vier glasummantelte Kerzen brannten auf einem kleinen Vorsprung der Wand, deren Licht vor sich hin flackerte. Das Glas war beschlagen und das Licht deswegen diffus und unwirklich. Die von einem dünnen Wasserfilm beschichteten Wände bestanden aus dunklen Stein, vermutlich Marmor, der wandhohe Spiegel war blind, ebenfalls überzogen von einer Wasserschicht, kleinen Tropfen und Schlieren, die einmal Dampf gewesen waren. Eine Badewanne mit reichlich verzierten, golden- weißen Drehhähnen, Badeelixiere in allen möglichen Farben schimmerten schwach in Glasflaschen mit langen, schlanken Halsen, ein Waschbecken und ein kleines Regal neben dem Spiegel. Weiße Badetücher lagen fein säuberlich über einem goldenen Stab, der von der Wand abging.
 

Der Magier saß mit den Füßen im Wasser auf dem Badewannenrand und sah mit einem leichten Lächeln zu dem gerade Eingetretenen auf.
 

"Guten Morgen, Kuro-wuff!“
 

Kurogane beugte sich über die Wanne und schmiss sich erst einmal etwas eiskaltes Wasser ins Gesicht. Warum saß der Magier mitten in der Nacht im Badezimmer und badete seine Füße in eiskaltem Wasser?
 

"Es ist mitten in der Nacht.“
 

"Na, du hättest ja noch was schlafen können, war ja auch anstrengend genug die letzten Tage. Oder kann Kuro-daddy nicht schlafen, wenn er sich Sorgen um seine Kinder macht?“
 

Kritisch sah der schwarzhaarige Mann seinen Gegenüber an und fragte sich, ob die Kreativität was Spitznamen anging so im Kopf des Magiers verankert war, dass er selbst ohne Gedächtnis auf ausgerechnet diese bescheuerte Version seines Namens kam.
 

"Kurogane.“
 

"Nein, Fye~.“
 

"Ich heiße Kurogane.“
 

"Und ich Fye~.“
 

Kopfschmerzgeplagt schloss Kurogane die Augen und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Anschließend wand der Ninja seinen Blick von Fyes blassen, lächelndem Gesicht zum Inhalt der Badewanne. Sie war zu 1/3 gefüllt und stank widererwartend nicht nach drei Zentner Badeelixier, wie er es dem Magier zunächst zugetraut hatte. Kuroganes Blick wanderte weiter, sah die Verbände sorgfältig auf dem Wannenrand liegen.
 

"Aber du bist doch nicht der Vater, oder?“
 

"Was?!“
 

"Von den Kindern, oder eines der Kinder.“
 

"Nein, hab dir doch erklärt, dass sie aus einer ganz anderen Dimension kommen...“
 

"Na ja, aber du benimmst dich so. Nur gegenüber den Kindern und mir bist du so... beschützend. Alle anderen scheinen dir egal zu sein, auch wenn du versuchst sie nicht zu gefährden oder vor Gefahren zu retten. Richtig anstrengen scheinst du dich nur für die Kinder und mich. Also so denke ich mir, ich hab ziemlich lang drüber nachgedacht, wie du über sie sprichst.“
 

Kurogane schwieg daraufhin und sah zu dem Magier. Vielleicht war da was dran, vielleicht nicht. Er wollte die Kinder finden, damit sie in die nächste Dimension kamen. Raus aus dieser Welt und bevorzugt direkt nach Japan. Ob da mehr hinter steckte, wusste er nicht und darüber wollte er sich auch keine Gedanken machen. Er hatte genug mit dem blonden Idioten zu tun, um emotionale Bande hatte er sich sonst nicht viel gekümmert. Seine Eltern waren tot, Prinzessin Tomoyo seine Herrscherin und er ihr Beschützer, Souma vielleicht noch seine Kameradin. Mehr war da nicht und brauchte er auch nicht.
 

"Ah.“
 

"Hast du Kinder?“
 

"Bei den Göttern.... nein!“, grummelte er. Das würde ihn umbringen. Fye lachte leicht in sich hinein und platschte mit den Füßen im Wasser. Die Luft war wirklich unangenehm zum atmen, wie unsichtbarer Nebel. Was machte Fye hier nur so lang schon?
 

Irgendetwas stimmte hier doch wieder nicht, Kurogane spürte es an seinem Nacken kribbeln, wie jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte, dass irgendwas nicht stimmte. Fye lächelte sanft und betrachtete ihn. Dieses Lächeln blieb auch unverändert als sich er die blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und eine schwarze, seidenen Augenklappe offenbarte.
 

"Gefällt sie dir Kuro-pon? Das ist Seide, fühlt sch angenehmer als Verband an, wie eine menschliche Berührung. Ich hatte Madame Jaquline darum gebeten, denn die Verbände sind bei weitem zu auffällig und auch gar nicht mehr nötig, die Industriellen können ihre Wunden ja jederzeit vollkommen heilen lassen. So geht das als Modetick durch. Sieht gut aus, findest du nicht auch?“
 

Wortlos setzte sich der groß gewachsene Mann zu Fye auf den Wannenrand. Das erste Mal seit dem Vorfall dachte er, dass es echt verdammt schade um das irgendwo schöne blaue Auge war.
 

"Kuro-ta~n, du hörst mir ja gar nicht zu! Das ist wirklich keine gute Voraussetzung für uns beide! Kommunikation ist für zwischenmenschliche Beziehungen von maßgeblicher Bedeutung, denn nur so kann man die Signale des anderen richtig deuten, die verbalen oder die durch Gesten ausgedrückt werden, z.B. durch Körperhaltung. Diese herabhängenden Schultern sagen gerade über Kuro-pon aus, dass er unsagbar niedergeschlagen oder verärgert ist. Und dann erst dieser Blick! Kritisch-gelangweilt, dann denkst du nach und meistens denkst du dann 'Was für ein Idiot', nicht wahr? Wirklich keine gute Vorraussetzung... lach doch mal! Ich glaub nicht, dass davon die Falte zwischen deinen Augenbrauen weggeht, aber da kannst du dich nicht beschweren! Ich bin mir auch ohne Erinnerung ganz sicher, dass ich dir vorher schon mal gesagt habe, dass du nicht so kritisch gucken solltest, aber so wird sie zumindest nicht tiefer. Jedenfalls denke ich jetzt, dass ich dir das vorher ganz sicher gesagt haben muss, denn das muss man einfach sagen, wahrscheinlich weil du es selbst nicht merkst. Du guckt immer so ernst und nachdenklich drein, sei doch mal ein wenig entspannter und erfreu dich des Lebens, hm?“
 

So saßen sie im Halbdunkeln in der blonde Idiot redete und redete wie ein defekter Wasserhahn tropfe. Fye stoppte erst als sich Kuroganes Finger auf die seidene Augenbinde legten, um darüber zu fühlen. Wahrlich, weich und warm wie Haut, doch er war sich nicht sicher, ob die Haut des Magiers an manchen Stellen sich nicht noch viel weicher anfühlte... und das als Mann...
 

"Kuro-pin? Was denkst du gerade?“ Irgendwie wirkte der Kleinere schon wieder so nervös und überspielend.
 

"Was machst du mit dem Wasser da?“ Zusammenzucken. Da lag also der Punkt. Kerzenlicht flackerte. Kurogane hatte schon beim Reinkommen gesehen, dass die dicken Wachszylinder bis über die Hälfte hinunter gebrannt waren. Heute Mittag waren sie sicher noch unberührt gewesen. „Du bist schon recht lange hier“, stellte er fest. Fye grinste breit und löste sich von seiner Hand, platschte mit den Beinen im Wasser herum.
 

"Och, ich wasch mir nur die Füße~“
 

"So lange, dass das Wasser kalt wird?“
 

"Och, is ja auch nötig gewesen! Nach so nem langen Marsch und dem ständigen barfuß herum laufen, bitter nötig! Hab schon die ganzen Bettlaken ruiniert! Wo wir schon beim Thema Körperpflege sind, soll ich dich nicht mal rasieren?“
 

Grübelnd blickte Kurogane auf das Wasser, ignorierte einfach den letzten Einwand des Magiers. Wann er es nötig hatte sich zu rasieren, war schließlich seine Sache! Die Wasseroberfläche kringelt sich nur leicht, wenn Fye seine darin verweilenden Füße bewegte und hatte tatsachlich einen dreckigen, braunen Stich. Schmutz? Durch das diffuse Halbdunkel konnten sie ihre Spiegelbilder nur als Schatten wahrnehmen. Der Ninja nahm eine Hand voll Wasser aus der Wanne, lies es durch seine Finger rinnen und leckte einen Tropfen ab.
 

"Blut?“
 

Ertappt sah der Magier weg. Wütend starrte Kurogane ihn an, griff dann nach seinem Arm und riss den Ärmel des Seidengewandes nach oben. Dieser verfluchte Idiot hatte doch nicht etwa versucht diesen Apparat auf eigene Faust aus sich heraus zu operieren?! Aber der Arm war bis auf die alten, fast verheilten Schnittwunden der Spinnen unversehrt. Gekränkt und ein wenig vorwurfsvoll erwiderte Fye seinen Blick und zog seinen Arm zurück.
 

"Denkst du, ich riskiere mich umzubringen?“
 

"Dem alten Fye mit Erinnerungen hatte ich so einen Blödsinn unterstellt.“
 

Kurogane musste sich dafür nur an den Leichtsinn des Magiers im Kirschblütenland erinnern. Damals hatte der Idiot von Magier ihm unterstellt, dass er zu den Personen gehörte, die Kurogane hassen musste und Kuroganne hatte es in diesem Moment auch wirklich getan. Aber nicht Fye selbst, nur dass Fye so war, wie er nun mal war, oder wie er vorgab zu sein.
 

Der Fye, der jetzt vor ihm saß, antwortete nicht, starrte nur auf das Wasser, beobachtete den leichten Wellengang, den ihre heftigen Bewegungen ausgelöst hatte. Eine Weile saßen sie schweigend, dann stand Kurogane auf. Er hatte vielleicht wirklich überreagiert, aber bei dem Magier hatte er sich einfach nicht unter Kontrolle. Auch der beschlagene Spiegel zeigte nur die Umrisse seines Abbildes.
 

"Vielleicht konnte ich doch ne Rasur gebrauchen...“, gab er zu, nachdem er nach einigen Momenten des Schweigens wieder etwas runter gekommen war.
 

"Ich habe nur die Verbände ausgewaschen... deswegen das Blut...“
 

".... ah.“
 

Der Magier seufze schwer und starrte immer noch auf das Wasser. Doch bevor Kurogane ansetzen konnte weiteres zu sagen, sprach der Blonde schon wieder.
 

"Je mehr ich über mich erfahre, desto weniger möchte ich mich erinnern. Du sprichst von mir wie jemanden, den du hasst.... oder zumindest verachtest. Eine gequälte Seele, die nicht allein überleben kann... Ich glaube nicht, dass ich so bin... ich glaube mein altes Ich hatte Motive und Grunde, die du nur nicht kennst oder verstehst... aber die kenne ich ja jetzt auch nicht mehr...“ , der Blonde setzte ein gequältes Lächeln auf. „Ich weiß noch nicht einmal, ob mein wahrer Name wirklich 'Fye' ist... das habe ich nur durch die Leute in Hain und durch dich erfahren. Ich habe keine Ahnung wer ich bin... wer ich sein kann...“
 

Diese Stimme war so von sachter Traurigkeit erfüllt, dass Kurogane das Bild der Schneelandschaft weit draußen wieder in den Sinn kam. So ähnlich hatte der Magier mit ihm auch auf dem Dach des Hochhauses gesprochen, nur war es dort windiger gewesen.
 

//Wenn du denkst, du kannst mir vertrauen, springst du mit mir dort runter, okay, Kuro-pon?// erinnerte er sich an die Worte.
 

Was kam nun? //Wenn du denkst, du kannst mich lieben, ertränk dich mit mir in diesem blutigen Wasser?//
 

Fye hatte einen zu ausgeprägten Sinn zu Dramatik, doch der Ninja dachte dies diesmal ohne Verachtung. Fye war eben alles andere als rational, völlig gefühlsgeleitet, auch wenn er oft anders tat und sein Verhalten kalkuliert wirkte. Kurogane kannte das, egal wie sehr er sich versuchte zu beherrschen und seine Gedanken in klare Bahnen zu lenken, im Endeffekt übernahm die Überhand immer die Wut, die Angriffslust, die Suche nach Herausforderung und der Affekt. Sonst säße er wohl nicht hier. Sonst hätte ihn seine Prinzessin nicht weggeschickt. Sonst würde er diesen verdammten komplizierten, undurchsichtigen Magier nicht lieben.
 

"Ich kann mich doch nicht selber hassen.... aber wenn ich so bin, wie du sagst, dann muss ich mich hassen...“, sprach Fye leise und scheinbar mehr zu sich selbst weiter, das blaue Auge starr auf das Wasser gerichtet. Im Kerzenlicht wirkte es farblos, reflektierte nur das diffuse, flackernde, gelbliche Licht, so dass die Iris fast golden wirkte. „Wenn, dann wäre das verdammt traurig...“
 

Gerade kam ihm Fye so unsagbar verloren vor, doch das spürte Kurogane schon seit dem Beginn ihrer Reise. Seit dem Moment in dem Kurogane misstrauisch geworden war und begann Fye zu beobachten. Das war in Hanshin gewesen, als Fye mit seinem Kudan kämpfte und so viel von einem kampferprobten Krieger offenbart hatte, dass beim Ninja alle Sicherheitsglocken losgetönt waren. Doch nun winkte der blonde Mann vor ihm einfach nur zerbrechlich, eine Nebelgestalt, die jederzeit verschwinden konnte. Und würde... vielleicht waren sie sich doch ähnlicher als gedacht. Das was er dachte zu sein, verschwand auch allmählich...
 

"Ob du dich hasst oder nicht, davon hab ich keine Ahnung. Ich habe die letzten Wochen mehr über dich erfahren als die ganzen Monaten zuvor, aber nur weil du es mir selbst gezeigt hast. Und wer du sein kannst, liegt sicher nicht in deiner Erinnerung und es liegt auch nicht an mir das zu bestimmen.“
 

"Wo liegt es dann?“
 

Ernst bohrte der Krieger seinen Blick in das verbleibend sehende, blaue Auge. "Das musst du selbst wissen.“
 

"Ich will mich dennoch nicht erinnern... wenn ich von diesem König flüchte, wird es doch sicher einen Grund haben... wenn wir die Kinder gefunden haben, reisen wir einfach weiter und weiter... weg von hier... immer weiter... “
 

"Irgendwann werden wir wo ankommen, spätestens wenn wir Japan erreichen.“
 

"Dein Heimatland.“
 

"Ja. Durch Weglaufen löst man keine Probleme.“
 

"Und wenn ich mich erinnere und ich find immer noch keine Lösung?“
 

"Dann weißt du zumindest, wovor du wegläufst und dass du nichts tun konntest.“
 

"Du würdest das bevorzugen, oder?“
 

"Ja, ich würde lieber wissen, dass ich nichts tun kann, als einfach davor wegzulaufen.“
 

"Das ist der Unterschied zwischen dir und mir.“
 

Schwer seufzte der größere Mann und sein Blick auf den Blonden wurde sanfter, obwohl dieser etwas gesagt hatte, was ihn unter anderen Umständen wütend machte.
 

"Auch wenn du dich vielleicht nicht gerne erinnern wirst, deine Erinnerungen sind wichtig. Wenn du im Kopf die Dinge verdrängt hast, irgendwas in dir weiß sie noch und die Vergangenheit ist deswegen nicht einfach ausgelöscht, sie kommt dich einholen.“
 

"Aber dann bist du doch da, um mich zu beschützen...“, erwiderte der Blonde ohne Zögern.
 

Mit einem Seufzen antwortete der Krieger. „Ja, aber wäre besser, wenn du's allein könntest. Vielleicht brauche ich deine Hilfe dazu, vielleicht schaff ich's nicht.“ Er hatte schon einmal versagt die Menschen zu schützen, die ihm wichtig waren. Und nun gab es doch wieder jemanden, den er nicht verlieren wollte. Wann hatte er eigentlich mal zugegeben, das nicht zu können? Bei Prinzessin Tomoyo hatte er nie Zweifel gehabt.
 

Abwesend sah ihn Fye an, doch eher durch ihn hindurch, dann gab er sich offensichtlich einen Ruck und setzte wieder sein Lächeln auf. „Na ja~ dann werde ich versuchen mich so gut wie möglich zu erinnern~ Soll ich dich nun rasieren, Kuro-pyuu?“
 

"Ah“, der Krieger setzte sich wieder auf den Wannenrand. Seltsam un-hibbelig stand Fye auf und wühlte in einem der Schränke, um dann mit einer silber-glitzernden Rasierklinge und Rasierschaum wieder zu kommen. Ein wenig verspannte sich Kurogane auf seinem unbequemen Sitzt, wenn er Fye auch zutraute gut mit so was umgehen zu können, protestierte der Krieger in ihm dagegen jemanden mit einem Messer so nah an seine Kehle zu lassen.
 

"Noch was, warum hast du vorhin gesagt, du hättest dir die Füße gewaschen?“
 

"Na, weil ich's hab.“
 

"Du wusstest, dass ich das Blut bemerken wurde.“
 

"So ne Ahnung, Kuro-wuff bemerkt irgendwie alles. Fast schon gruselig.“
 

Nachdem Kuroganes untere Gesichtspartie völlig weiß eingeschmiert war, lehnten Fyes langgliedrige Hände seinen Kopf vorsichtig nach hinten, stieg dann mit den nackten Füßen in die Wanne, so dass er hinter ihm stand und setzte die silberne Klinge direkt unter seinem Adamsapfel an.
 

"Warum hast du's mir dann nicht einfach erklärt?“ Kurogane schauderte als die kühle Schneide mit einem kratzigen Geräusch seinen Hals hinauf fuhr, über seinen Kehlkopf, spürte seinen eigenen Puls dagegen schlagen. Er hielt still und schloss die Augen. Fye schwieg und antwortete nicht auf seine Frage und Kurogane beschloss es einfach auf sich beruhen zu lassen. Wenn Fye nichts sagen wollte, dann bekam er eh keine Antwort.
 

Schrab. Geschickt fuhr die Klinge über seinen Kiefer, nahm Schaum und Stoppeln auf und wurde dann irgendwo abgewischt.
 

"Gestern“, fing Fye plötzlich wieder unvermittelt an, nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen hatten. „Hast du gesagt, du wüsstest nicht, ob dir dein Kopf etwas vor macht.“
 

"Ah..“ Die Klinge fuhr über sein Kinn und verweilte einen Augenblick unter der Unterlippe.
 

„Ich hab so was auch... aber anders. Manchmal habe ich Eingebungen, dass ich einfach Dinge sage und danach frage ich mich, woher ich sie gewusst habe. Wie Träume... oder Deja-vu's.“
 

Schrab. Die Klinge fuhr wieder über seinen Hals, die Wange hinauf.
 

Kurogane wollte etwas sagen, merkte aber mit Verwunderung, dass Fye ihn nicht ganz unabsichtlich davon abhielt, indem er beim nächsten Zug die Klinge wieder an seinen Hals drückte, genau über seinem Adamsapfel, so fest, dass er schweigen und ganz flach atmen musste, um sich nicht zu schneiden.
 

"Und manchmal, denke ich zu schlafen und dann wach ich auf und du schreist mich an. 'Könnte Kuro-sama verrückt geworden sein?', frage ich mich dann. Oder bin ich es? Du bist dauernd wütend... ständig so wütend. Ich verstehe dich nicht... Weißt du, es ist schwierig... zu lieben... für mich... gerade für mich, obwohl ich nicht weiß warum ich das wieder denke. Ich glaube manchmal, es ist bald vorbei oder längst vorbei. Das ist alles so verwirrend. Und ich bin manchmal selbst so wütend auf dich und ich will mich nicht erinnern, ich will nicht wissen wieso... Wenn mein Herz meine Erinnerungen noch kennt, dann will es mit diesem Schmerz vielleicht verhindern, dass mein Kopf sie auch weiß?

Welche Rolle spielt es, wer ich einmal war, spielt das für dich eine Rolle? Wäre ich nicht ich in diesem Moment, wenn ich wüsste, wie ich damals war? War ich damals anders? Kanntest du mich so gut? Würdest du den Unterschied merken? Hätte ich nicht immer noch das selbe Herz, wie zig andere Fyes in anderen Dimensionen auch? Und wenn du mich anschreist, dann weil du denkst, dass ich der alte Fye bin... so kommt es mir vor... ich bin doch kein Schatten, nur weil ich nicht weiß, wer ich bin, oder doch? Warum wirst du so wütend, warum willst du unbedingt, dass ich mich erinnere? Magst du mich, einen Schatten, oder doch eher DEINE Erinnerung an mich, wie ich früher war, bevor ich ein Schatten wurde...? Kuro-gane?“
 

Langsam hob Kurogane seine Hand und legte sie auf Fyes, zog die Klinge von seinem Hals. Mit einigem Kraftaufwand gelang es und er stand auf. Fye stand immer noch barfuß in der Wanne, hatte das Gesicht gesenkt, doch Kurogane hatte vorhin schon bemerkt, dass er weinte. Vorsichtig griff er nach ihm, packte ihm an der Schulter und strich mit der anderen Hand die Haarsträhnen zurück. Das vom schwarzen Stoff verdeckte und das blaue Auge sahen wütend und verzweifelt zu ihm herauf.
 

"Ich werde wütend, weil ich denke, dass du lügst.“
 

"Warum?!“
 

"Weil du ein Lügner bist.“
 

"Aber... ... ich...“, nun nur Flüstern, "kann doch gar nicht lügen, wenn ich nichts weiß...“
 

"Vielleicht nicht über die Vergangenheit, aber über das Jetzt.“
 

"Ich verstehe dich nicht...“
 

"Ich denke schon, dass du verstehst. Du glaubst nur nicht.“
 

"Lass los, Kuro-wuff... das tut weh.“ Kurogane lockerten seinen Griff etwas, ließ aber nicht los. Fye sagte nichts mehr, Kurogane sagte auch nichts mehr. Irgendwann ließ der Ninja den Magier doch los und Fye sank ins Wasser.
 

Dann fielen die Verbände wieder in Kuroganes Blick und er hob sie auf, ließ den rauen, feuchten Stoff um seine Finger spielen. Dort wo das Blut gewesen war erinnerte nur noch ein Hauch von Blassrosa. Warum hatte Fye es nicht einfach gesagt? Warum machte er alles so umständlich, warum konnte er einerseits seine Gefühle vor ihm ausschütten, musste ihm aber dabei drohen die Kehle durchzuschneiden? Und warum konnte er ihm nicht einmal die einfachsten Erklärungen für total gewöhnliches Verhalten geben? Es war als könnten sie sich ohne Probleme über den Sinn der Welt und ihr Seelenleben unterhalten, scheiterten aber an Gesprächen über das Wetter, oder was es zu Mittagessen gab. Nun stand er halb rasiert da und wusste nicht, wie sie schon wieder zu diesem Punkt gekommen waren. Heute Mittag schien noch alles so einfach und friedlich.
 

Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Knie und sah auf den blonden Schopf hinunter, irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese unsichtbare Mauer wieder zwischen ihnen stand. Dass er nicht in Fyes Kopf konnte und selbst wenn, dort nichts zu ändern vermochte. Dass nur Fye in seinen Kopf konnte, um dort alles zu verdrehen, es nach seiner verrückten Logik zu verzerren, bis Kurogane selbst daran glaubte. In Japan war einmal ein Lehnsherr von einem anderen Gut zu Besucht gekommen und es hatte ein recht ausschweifendes, feuchtfröhliches Gelage unter den Männern gegeben. Nach einem einzigen Schluck Sake hatte er sich Stunden danach genau so gefühlt wie jetzt. Er war damals fünf gewesen und es war das erste und einzige Mal, dass er zu betrunken war, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
 

"Hör zu...“, begann er, wusste dann aber nicht weiter. Fyes Hand fuhr höher, doch der Krieger stand still, plötzlich ganz ruhig, wartete was jetzt kam. Die Hand kam an seinem Schritt an und das machte es nur noch schwerer für ihn sich gerade zu konzentrieren.
 

"Verdammt, lenk nicht vom Thema ab!“
 

"Welches Thema denn Kuro-rin? Ich glaub ich hab grad ein ganz interessantes 'Thema' gefunden~“
 

Fyes Ton klang wieder einmal aufgedreht und gezwungen fröhlich, doch obwohl der Krieger etwas errötete, ließ er sich weder vor Verlegenheit über den Inhalt, noch von der Wut über die Darstellungsweise ablenken.
 

"Na, unser Thema.“
 

"Oho~“, Fye blinzelte die letzten Tränen weg und zauberte ein breites, anzügliches Grinsen auf seine Lippen, während er weiter massierte.„Kuro-chama redet über 'uns'. Is' ja romantisch, nicht mehr du und ich. Und wer bist du, und wer bin ich, dein Schatten?“
 

Der Reisverschluss.
 

Die Luft war zu schwer zum Atmen. Fye beugte sich vor und presste seine Lippen gegen sein Schamhaar, zog an seinen Kleidern, drückte seinen Körper an seine Beine, doch der Krieger selbst war unfähig sich zu bewegen. Das Wasser platschte, als der Magier sich auf den Knien bewegte und die Hose des Ninjas tiefer zog.
 

Wieder verschaffte es ihm eine gewisse Befriedigung all diese Scherben zu sehen, denn er war es, der sie sah. Und gleichzeitig tat es weh, weil er sie zusammenfügen wollte und einfach nicht wusste wie, statt dessen irgendwie immer wieder etwas zusätzlich kaputt machte. Schließlich musste Fye durch sich selbst stark werden, doch wie? Wenn Kurogane nur loslassen musste und... und was? Irgendetwas sagte ihm, dass er auf keinen Fall loslassen durfte.
 

Er konnte immer nur noch ruhig starren, doch als Fye ohne auch nur zu ihm aufzusehen seine Hand hinzunahm und etwas an ihm nippte, riss es Kurogane aus seiner Lethargie. Ihm war so schlecht und er wusste nicht warum, aber irgendwie konnte er nicht einmal wütend werden. Wut bedeutete zu zerschlagen, was ihn wütend machte. Doch hier war alles schon zerschlagen, so konnte er sich nicht bewegen. Von ihm, von jemand anderem? Kurogane wusste es nicht. Er fühlte sich gerade irgendwie taub.
 

"Verdammter Magier!“, zischte Kurogane und riss den Blonden grob von sich weg. So hatte er das alles nicht gewollt, so war es doch einfach nur verdreht, er war doch keiner von diesen verdammten scheiß Wächter -Schaben!
 

Fye sackte einfach in sich zusammen und saß da als würde er erwarten, dass der größere Mann ihn jetzt anschrie und Kurogane hatte nicht übel Lust dazu, doch statt dessen bemerkte er, dass neben der ganzen Taubheit noch ein anderes Gefuhl da war.
 

Ein... seltsames Gefühl. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass gerade nicht er das Kind war, das durch ein verlassenes Anwesen lief und niemand fand, sondern Fye. Aber er war doch da... aber sie waren nicht beieinander. Irgendetwas stand immer zwischen ihnen, sie kamen sich immer nur für kurze Augenblicke nah und Kurogane wusste, dass es teilweise auch seine eigene Schuld war.
 

Vorsichtig kniete er sich ins Wasser, nachdem er sich wieder vollständig angezogen hatte. Wieder Welten entfernt, genau so wie bei der Zwischenstation. Sogar ihre friedvollen Pause von gestern abend schien im Nachhinein halb gezwungen Harmonie zu sein. Und er hatte es nicht einmal gemerkt.
 

"Fye“, sprach er ihn mit seinem Namen an, doch Fye schüttelte nur den Kopf. „Fye. Ich werde nur so wütend, weil in dieser Welt irgendetwas nicht stimmt. Ich bin nicht wütend auf dich, hörst du? Und deswegen brauchst du mich auch nicht beruhigen, schon gar nicht so! Du kannst dich nicht erinnern, aber ich bin immer so .... unbeherrscht. Sonst hast du das immer mit einem Lächeln abgetan, deswegen fällt es mir schwer, mich jetzt anders zu benehmen. Verdammt noch mal“, er wusste nicht was er sagen solle, „verdammt noch mal...“
 

"Du hast gesagt ich bin ein Lügner. Ich bin ein Schatten...“
 

"Wenn du kein Lügner sein möchtest, dann sei es einfach nicht mehr.“
 

Müde sah Fye zu ihm hoch, konnte ihm aber nicht direkt in die Augen sehen. „Ich bin kein Schatten... du bist der Schatten...“
 

"Was?“
 

"Du sagst du bist da, aber sonst sagst du nichts aus. Nur, dass du da bist. Nicht wie lange, oder warum.... oder was du dafür willst, was du dir davon erhoffst, was in Zukunft passiert, oder was sein wird, wenn du wieder 'zu Hause' bist... Ich bin nicht im Hain geblieben, weil ich mit dir gehen wollte... und du bist immer da... wie mein Schatten... doch wenn es dunkel wird, weiß ich nicht, wo du bist...“
 

Hatte der Magier so große Angst? Kurogane schloss die Augen, atmete tief durch, so ein Geständnis hatte er nicht erwartet, aber er wusste auch nicht, was er darauf sagen sollte. Er wusste selbst nicht, was er wollte. Nur dass er beschützen wollte, weil da etwas an dem Magier war, dass es wert war, beschützt zu werden.
 

"Ich bin da und ich bleibe da. Hast du so große Angst?“
 

Fye lächelte schief und sah ihn endlich an. „Wo ist der Haken?“
 

"Es gibt keinen.“
 

"Und als Gegenleistung soll ich so werden, wie du mich haben willst? Was soll ich für dich tun?“
 

"Nein, es gibt keinen Haken, hab ich gesagt. Ich bleib da, auch wenn du weiter lügst wie gedruckt, wegrennst und mir was vor machst. Aber wenn mich was wütend macht, zeig ich es auch."
 

"Und es zählt, wer ich jetzt bin? Auch wenn ich nur ein Schatten bin?“
 

"Alles an dir zählt.“ Verwundert sah Fye ihn an, doch der Krieger hielt seinem Blick stand. Erschöpft strich er dem Blonden ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Je mehr Wahrheit ans Licht kam, um so anstrengender wurde es und um so mehr musste er einsehen, dass er selbst erst einmal lernen musste mit dem Magier umzugehen. Mit irgendeinem Menschen umzugehen. Dass er nicht nur verurteilen durfte, sondern auch verstehen musste. „Ich will nur nicht, dass du einfach so verschwindest.“
 

Das blaue Auge war direkt auf ihn gerichtet und endlich kamen die erwarteten Tränen. Doch diesmal wollte Kurogane sie nicht sehen, er sah dennoch hin und Fye senkte das Gesicht. Das Licht flackerte und so taten es auch ihre Spiegelbilder im Wasser.
 

"Ich verschwinde nicht... versprochen...“
 

"Gut. Und ich werde mich beherrschen.“
 

"Ich bin müde...“
 

Vorsichtig griff der Ninja unter Fyes Beine, hob ihn aus dem kalten Wasser und trug ihn wieder nach drüben. Doch am Bett angekommen, zögerte Kurogane den anderen wieder hin zu legen. „Willst du schlafen? Wir sollten los...“, wand er ein, doch Fye hörte ihn gar nicht, starrte nur abwesend zum Fester, durch das immer noch die seidene Dunkelheit floss.
 

Kurogane stand mitten im Raum, den tropfenden Magier auf den Armen, wahrscheinlich auch noch Rasierschaum im Gesicht und wusste nicht was er tun sollte. Verdammt, für ihn war es ja auch schwierig! Aber wie schwierig war es dann für eine distanzierte Person wie Fye, ohne Erinnerung? - fragte eine andere Stimme in ihm. Er brauchte Geduld, nicht gerade Kuroganes ausgeprägteste Tugend.
 

"Ich mach mir nur Sorgen.“
 

"Um die Kinder? Ob es ihnen wohl gut geht... “
 

"Um dich.“
 

Langes Schweigen.
 

"Und ich bin nur in dich verliebt.“ Auf einmal schlug sein Herz wieder wie wild und er wusste, dass Fye das mitbekam.
 

"Ah, ich lass dich nicht im Stich.“
 

"Ich weiß...“
 

"Ich sage so etwas nicht leichtfertig.“
 

"Ich glaub ich weiß.“
 

"Und ich wiederhol nicht, was ich vorhin gesagt habe.“
 

"Gilt das denn auch, egal was passiert. Auch wenn ich lüge?“
 

"Warum bestehst du so auf das Lügen, kannst du es nicht einfach sein lassen?“
 

"Nein.“
 

"Warum nicht?“
 

"Kann mich nicht erinnern.“ Kritisch sahen rote Augen in ein blaues, das war schon wieder so eine typische Diskussion, die man nur mit dem Magier haben konnte. „Und warum kannst du es JETZT nicht lassen?“
 

"Ich lüge ja grad gar nicht.“
 

"Worauf willst du verdammt noch mal hinaus?“ Langsam machte ihn das wieder einmal halb wahnsinnig, vor allem weil der Magier sich beruhigt zu haben schien und nun wieder seine halb ernst gemeinten Spielchen mit ihm spielte. Das sah er an dem neckische verziehen der Mundwinkel, aber auch den viel zu ernsten, abwesenden Blick dabei, der alles erwartete, aber nichts von all dem richtig glauben konnte.
 

"Wenn man nicht weiß, was wahr ist, kann man doch nur lügen.“
 

"Dann machst du einfach das, was du für wahr hältst.“
 

"Das ist auch schwierig... vor allem hier...“
 

Wieder entfuhr dem Krieger ein schweres Seufzen, seine Kopfschmerzen pochten wieder wie verrückt. Vorsichtig stellte er den Magier auf seine eigenen Füße, die Hände auf Fyes Brust sanken und hingen an Fyes Körper, als gehörten sie nicht zu ihm, der Mann sah ihn wieder nicht an.
 

"Okay, ich sag dir jetzt mal was und das schreibst du dir hinter die Ohren, weil ich's nur noch EIN MAL sage! Ich lasse dich nicht im Stich, egal was für einen Scheiß du noch baust! Aber wenn du etwas machst, von dem ich denke, dass es scheiße ist, dann werde ich auch wütend werden!“
 

"Egal was passiert?“
 

"Ah, egal was passiert. Auch“, schwer seufze Kurogane, „wenn du auf die Idee kommst unbedingt mit mir von einem Hochhaus springen zu müssen, oder sonst so n Mist.“
 

Lächelnd sah Fye zu ihm hoch, die Überraschung deutlich auf die blassen Zuge geschrieben.
 

"Kuro-po-“
 

"Aber lass mich für die Landung sorgen, ich hab keine Lust, dass wir beide dabei drauf gehen.“ Wenn er sich schon auf die verdrehte Logik des Magiers einließ, dann sollte er wenigstens versuchen sicher zu stellen, dass sie das beide auch irgendwie überlebten.
 

Fye lächelte leicht. „Okay, dann weiß ich nicht nur, dass ich glaub zu wissen, sondern ich glaube dir.“
 

Kurz ging Kurogane das in seinem Kopf durch, dann grinste er leicht und machte sich dann selbst auf ins Badezimmer, um noch eben den letzten Schaum vom Gesicht zu wischen, bevor sie sich wieder in diese verrückte Welt aufmachten.
 


 

Sie durchwühlten die Schränke bis sie zumindest schwarze Hosen und Pullover fanden. Der Magier fischte sich auch noch eine schwarze Mütze aus dem Untiefen des Kleiderschrankes hervor, in der er sein verräterisch helles Haar jedoch nur sehr unzureichend hinein stopfte. Na ja, es sollte reichen. In der Stadt Omehlas schien man hauptsächlich Weiß zu tragen, zumindest nach dem Inhalt der Kleiderschränke in den beiden Zimmern zu urteilen. Weiß war, dafür brauchte man keine Ausbildung zum Ninja, eine äußerst ungünstige Farbwahl, wenn man irgendwo ungesehen und unerlaubt einbrechen wollte. Vor allem würde die Farbe das helle Vollmondlicht reflektieren, das von einem milchigen Mond, der nun ab und an zwischen den Nebelwolken hervor strahlte. So nun gewappnet stiegen der Ninja und der Magier aus dem Fenster ihres Zimmers im 1. Stock und landeten auf dem kurz geschnittenen Gras des Rosengarten direkt darunter.
 

Sie hatten keine Ahnung wo sich diese besagte 'Hauptvilla' befinden sollte, daher schlugen sie einfach auf gut Glück irgendeine Richtung ein. Sie kamen zu einem kleinen Waldstück und folgten dem Weg am Waldrand bis zu einem großen, schilfbewachsenem See. Mittlerweile war es wieder stockfinster, der Mond war schon längere Zeit hinter einer besonders dicken Wolkenwand verschwunden. Kurogane hatte als Ninja keine Probleme mit der Dunkelheit, doch Fye stolperte ständig scheinbar über seine eigenen Füße, so dass ihn der Krieger irgendwann am Arm packte und kurz darauf den ganzen Magier an sich hangen hatte, so als würden sie einen bescheuerten Sonntagsspaziergang machen. Schwer innerlich geseufzt, kurz die Augen verdreht und einfach weitergeschritten. So kamen sie wenigstens schneller voran.
 

Nach dem großen See ging es leicht und dann steil einen Hang hinauf. „Da ist Licht!“, rief Fye plötzlich aus, als sie fast an der Kuppe angekommen waren. In der Ferne glimmte tatsächlich Licht wie von einem Feuerwerk, bunt und flackernd. Musik drang als ein fernes Wispern an ihre Ohren.
 

„Das sind sicher die Schausteller....“, vermutet der Krieger. Was taten die Leute da? Das Mädchen hatte von einem Jahrmarkt gesprochen, auf dem sie auch die Kinder gesehen hatten. Ob sie dieses Mal wieder da waren?
 

Der Magier hatte genau in dem Moment den selben Gedanken: „Vielleicht sind dort auch Sakura, Shaolan und Mokona. Wir haben doch keinen anderen Anhaltspunkt und vielleicht können wir dort unauffällig nach dem Weg zur Hauptvilla fragen~“ Der größere Mann konnte sich vorstellen, dass der Magier auch andere Motive hatte ihn auf diesen schrecklich bunten Rummel zu zerren. „Doch wie kommen wir da bloß hin... selbst im Wagen hat es doch so unglaublich lange gedauert und zu Fuß~ oh je, oh je, meine armen Füße~ trägst du mich Kuro-tan?“
 

"Pscht!“, ermahnte Kurogane den jammernden Kerl zur Ruhe und sie versteckten sich im hohem Gras, das hier auf dem Hügeln wild mit Blumen und Unkraut wuchs. Ein Wagen kam naher, der Geruch von Pferd hatte ihm schon vorher auffallen sollen. Das von zwei Pferden gezogene Gefährt klapperte den Weg entlang, auf dem Fye und er vor wenigen Minuten selbst gelaufen waren und - hielt genau vor ihnen.
 

"Sucht ihr eine Mitfahrgelegenheit?“, fragte eine unsagbar bekannte Mädchenstimme und Kurogane stand auf, um dem Tomoyo-Ebenbild in die blinden Augen zu sehen. In dem plötzlich wieder hervorquellenden Mondlicht sah sie nun noch junger und geisterhafter aus. „Ja“, antwortete er. Sie lächelte.
 

Das Gras raschelte unter einem Windzug und Yuzuriha, die auf dem Reitbock des Karrens saß, streichelte ihren Köter, der scheinbar unabrückbar zum Vollmond hinauf starrte.
 

"Man sagt sich der Vollmond sei ein schlechter Reisegefährte. Viele Verbrechen geschehen und Kinder werden geboren.“
 

"Zweites kann uns ja nicht passieren“, witzelte Fye und der größere Mann wollte schon aus der Haut fahren, weil man seine Prinzessin nicht so ansprach, ließ es dann aber, denn sie war es ja nicht. Dennoch lächelte sie wissend und ein wenig schelmisch, wie es die Miko des Schlosses Shirasagi stets getan hatte. „Das ist wahr. Aber in das Anwesend von jemand einzutreten, von dem man sicherlich nicht eingeladen wurde, ist ein Verbrechen nach den Gesetzten dieses Landes, wenn auch kein großes.“
 

"Hier gibt's so was wie Gesetzte?“, fragte Kurogane abfällig. Für ihn sah das mehr nach dem Recht des Stärkeren aus.
 

"Schon seit Jahrhunderten“, antwortete Tomoyo. Fye trat etwas vor und beugte sich respektvoll, aber zutraulich zu ihr herunter. „Woher weißt du denn, dass heute solch ein Verbrechen stattfinden wird?“
 

"Das liegt daran, dass es Vollmond ist.“
 

Und Yuzuriha füge erklärend hinzu. „Tomoyo hat seherische Fähigkeiten, sie sind besonders ausgeprägt, wenn es Vollmond ist.“
 

Das Mädchen mit den violetten, von Blindheit getrübten, Augen lächelte zustimmend. Der Wind raschelte leicht im Gras und eines der Pferde schnaubte. Immer noch war der Vollmond im Wolkenloch und verlieh der Szenerie ein klaren, aber gespenstischen Anstrich. „Vom Mond weiß ich die Zeit und den Ort, von eurem Vorhaben weiß ich durch die Leute im eisernen Bambushain. Sie haben uns eine Nachricht zukommen lassen, dass ihr kommen wolltet. Fye und Kurogane sind eure wahren Namen, nicht wahr? Ihr habt wirklich eine außergewöhnliche Aura.“
 

"Ihr seid Verbündete der Hainbewohner?“
 

"Nun, des ehemaligen Haines, er wurde ja 'aufgelöst' “, warf das schwarzhaarige Mädchen mit dem Köter ein. „Doch steigt erst mal auf, den Rest können wir unterwegs klären“
 

"Wohin?“, Kurogane rührte sich kein Stuck, das konnte auch eine Falle sein. Doch der Magier war langst zu Yuzuriha auf den Reitbock geklettert und wurde von einer schlabbernden Hundezunge und viel Gejanke und noch mehr Fell stürmisch begrüßt.
 

"Zur Hauptvilla!“, antwortete Tomoyo sanft und hielt dem Krieger ihre kleine Kinderhand hin.
 


 

"Warum habt ihr uns nicht gleich gesagt, das ihr auf unserer Seite seid?“ Der Mond war wieder voll verdeckt, doch sie hielten alle Gläser mit Kerzen in ihren Händen, so dass Fyes Gesicht, als er gerade gesprochen hatte, von flackerndem Licht beleuchte wurde, während er sich nach hinten zu Tomoyo beugte. Sie zupfte sorgfältig ihren langen, violetten Rock zurecht, bevor sie antwortete.
 

„Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nichts davon. Die geheime Nachricht des Hainältesten war gut verschlüsselt und befand sich in der Adresse eurer falschen Identität. Yuzurihas ID-Programm hat zwar sofort festgestellt, dass etwas mit euch nicht in Ordnung ist-“
 

"- haha! Das hab ich auf den ersten Blick gesehen! Es ist auch zu befremdlich, dass sich zwei pikfeine Herrschaften wie die der EX-Familie und alle befreundeten Clans in den Büschen verstecken und bis Omehlas zu Fuß kommen!“, unterbrach sie Yuzuriha.
 

"- jedoch brauchten wir etwas länger, um diese Informationen auszuwerten. Solche Nachrichten müssen gut geschützt sein, denn wenn jemand 'von Oben' diese Nachricht entschlüsselt, würdet ihr verhaftet werden und vermutlich getötet. Hinzu kommt, dass bei unserem ersten Treffen noch andere Personen anwesend waren. Kusanagi zum Beispiel.“
 

"-mein Freund.“ Yuzuriha.
 

"Er ist ein loyaler Anhanger der EX-Ideologie.“
 

"Ah so ist das...“, bemerkte Fye nachdenklich und streichelte den Hund. „Also gibt es hier wohl wenig Menschen, die im Untergrund leben.“
 

"Hier gibt es nur die Familien und deren Angestellten. Wir sind für das Entertainment zuständig.“
 

"Ente-was?“, entfuhr es Kurogane. Nicht mal 8 Jahre alt und schon sprach das Blag völlig unverständliches 'Japanisch' - denn es wurde ja alles nur übersetz. Im Gegensatz zu seiner Prinzessin, die von klein auf Unterricht hatte.
 

"Entertainment. Wir unterhalten die Familien.“
 

"Aber“, Fye deutet mit einer ausschweifenden Handbewegung um sie, „warum ist hier so viel Platz? In Styrax ist es so voll, dass ständig etwas abgerissen wird, um auf den künstlich entstandenen Hügeln neues zu bauen und hier fühlt man sich fast einsam.“
 

"Das ist der Zweck dieser Stadt“, erklärte Tomoyo geheimnisvoll und schmunzelte als sie die Verwirrung der beiden Reisenden trotz ihrer Blindheit wahrnahm. „Der 'Gründer' dieser Stadt wünscht sich 'Einsamkeit' für Omehlas und wenn man über das, was man von Styrax so hört, nachdenkt, dann wünscht sich 'der Gründer' für Sytrax wohl 'Beklemmung'.“
 

Beklemmung... das war wirklich passend, dachte sich Kurogane. Beklemmende Angst, beklemmende Schwüle, überall begrenzende Flüsse, Häuser eng an eng gebaut, selbst der Himmel war nicht weit und klar, sondern durchsetzt von Rauch, Flugschiffen und Werbung, überall dieser permanente, nervenraubende Lärm. Überall Menschen, überall grau und überfordernde Künstlichkeit. Nur Illusionen wie in diesem Café, in dem er und der Magier einmal rasteten, schaffte etwas Entspannung, aber auch nur wenn man dafür zahlte. Und das war dazu noch eine Lüge.
 

Sich selbst aus seinen Grübeleien reißend, fragte Kurogane kritisch. „Und wer ist dieser 'Gründer'-Kerl? Und wie macht er das?“
 

Schweigend hielten die Mädchen sich in ihrer Antwort zurück, doch dann gab sich Yuzuriha einen merklichen Ruck. „Das darf man eigentlich nicht fragen. Aber man weiß es auch nicht. Viele sagen, Ashura-sama sei es, aber er hat nie etwas verändert, also glaube ich nicht, dass er es ist. Sonst hätte er doch schon längst etwas gegen die Rebellen unternommen, die sind ihm nämlich ein ziemlicher Dorn im Auge.“
 

"Ashura?!“, fragte der Magier und Kurogane beide gleichzeitig. Der Hund winselte und stupste den Magier um Aufmerksamkeit heischend gegen den Arm, doch der Blonde starrte nur atemlos das Mädchen neben sich an. Dieses erwiderte seinen Blick höchst verwundert. „Das Oberhaupt von EX. Aber warum wisst ihr das denn nicht?“
 

"Sie kommen von sehr weit her“, antwortet das blinde Madchen an ihrer statt.
 

"Und woher weißt du das?“, fragte Kurogane. Sie lächelte einfach nur.
 

"Der Vollmond.“
 

Dieser tauchte auch gerade wieder hinter den schwarzen Wolkenbergen auf und beleuchtete die Reisenden, die Wiesen und den nahen Wald mit unruhigem Milchlicht. Von fern hörte man ganz leise das Rauschen der Schneestürme, aber nur wenn man genau hinhörte, weit hinter den Barrieren der Stadt.
 


 

Nach zwei Stunden Wagengeratter, Wiesenlandschaften und kleinen Seen durchquerten sie ein kurzes Waldstück und dahinter zeichnete sich endlich die tiefschwarze Silhouette der 'Hauptvilla' vor dem lediglich dunklen Nachthimmel ab. „Fyuuu~“, 'pfiff' der Magier neben ihm, doch Kurogane war auch verwundert. Vor ihnen baute sich kein Haus, sondern eine Art Schloss in den Himmel auf. Es wirkte etwas schief und unausgeglichen in seiner Bauweise, als hatte das Fundament nachgegeben, die Türme waren dick und mächtig- Fensterlos. Oder es brannte kein Licht dahinter. So weit man in der Dunkelheit erkennen konnte, war es aus grauen, groben Stein erbaut. Es strahlte etwas mächtiges, beengendes und bedrohliches aus, was jedoch den Krieger keinesfalls einschüchtern konnte. Was sich mit so massiven Mauern schützte, hatte etwas zu verbergen und dieses war sein Schwachpunkt. Ein abenteuerlustiges Grinsen hatte sich auf seinen Lippen gebildet, vielleicht fand er dort mal eine Herausforderung, für die es sich lohnte Souhi zu ziehen! Und wenn es dieser Kerl war, der indirekt verantwortlich für die Zerstörung des Haines war, na dann um so besser! Der Magier neben ihm kicherte hibbelig. „Cool! Wie bei Graf Dracula!“
 

"Wer?“
 

"Keine Ahnung, kam mir nur so in den Kopf!“ Ah. Aber Kurogane erinnerte sich plötzlich nur zu gut. Die Prinzessin und Fye hatten den Film in Piffle gesehen, in dieser Flimmerkiste, und danach waren sie ihm unglaublich auf den Piss gegangen, weil sie ja nun „Vampire“ waren und der Magier hatte ihn dauernd beißen wollen. Er beschloss den Magier nicht aufzuklären, wer wusste auf welche Gedanken er dann noch kam!
 

Sie näherten sich dem Schloss zu Fuß, den Pferdekarren ließen sie im Wald stehen und banden die Zugtiere mit den Zügeln lose an die Aste eines umgestürzten Baumes. Der Waldboden fühlte sich weich unter ihren Stiefeln an, gab bei jedem Schritt nach. Immer wieder sah Kurogane nach hinten, um sich zu vergewissern, dass der Magier und die Mädchen noch hinter ihnen liefen. Da war ja die blinde Tomoyo noch schneller, obwohl Yuzuriha sie an der Hand führen musste und sie sich bei jedem größeren Hindernis, wie einer hervorstehende Wurzel oder einem tieferen Graben, verlangsamten.
 

"Löst der Name Ashura bei dir irgendwas aus?“, fragte der größere Mann als der Blonde etwas mit ihm aufgeschlossen hatte, leise genug, um die beiden Mädchen nichts hören zu lassen. Es interessierte Kurogane schon, ob sich der Magier an 'seinen König' erinnerte, oder den Namen nur im Hain aufgeschnappt hatte, wo man sich sicherlich keine Heldengeschichten über das oberste Familienoberhaupt von EX erzählte.
 

"Nein...“, antwortet Fye leise und stolperte schon wieder. Kurogane packte ihm am Arm, doch diesmal spielte der Magier nicht 'ich bin Kuro-chus persönliche Klette'. „Ich kann nur schlecht sehen, verliere dauernd das Gleichgewicht. Au! Schon wieder...“
 

"Liegt sicher daran, dass du nur auf einem Auge siehst.“
 

"Ja, wahrscheinlich... daher auch die Kopfscherzen...“, besorgt sah der Ninja im Dunklen zu dem Blonden, als er dies sagte, aber das war vielleicht nach einer halben Erblindung normal.
 

"Kuro-chi, müssen wir dort hin? Ich hab das Gefühl als wartete dahinter ein blutsaugendes Monster... Und wenn wir einmal im Schloss sind, kommen wir nie wieder raus... verdammt für immer...“
 

Ein Schauder lief dem dunkelhaarigen Mann über den Rucken. Er hasste Gruselgeschichten... Tomoyo und ihre Schwester Amaterasu waren bei Unwettern immer in die Wachquartiere gekommen und hatten Geistergeschichten erzählt, das konnte selbst den stärksten Mann umhauen.
 

"Und dann...“, fuhr Fye mit tödlich resignierten Ton und übertrieben leeren Blick fort, „wird unser Blut ganz ausgesaugt. Bis auf den letzten Topfen... nein, vielleicht nur so, dass wir gerade noch überleben. Blutleer und unfähig uns zu bewegen liegen wir dann tagelang auf dem kalten, nackten Steinboden, halb blind vor Schwäche und warten darauf bis das Monstrum wieder Hunger verspürt. Hilflos sind wir, wenn es wieder seine spitzen, scharfen Zahne in unseren Hals rammt und wir sehen nur das bleiche Mondlicht und wissen, dass wir bis zu unserem Ende nur dies sehen werden. Niemals die Sonne mehr, niemals das Licht... niemals...“
 

Schwer seufze Kurogane. „Du solltest wirklich nicht so viele Horrorfilme mit der Prinzessin schauen... das ist weder gut für dich, noch für das Mädchen.“ Fyes Fantasie war für seinen Geschmack eh etwas zu ausgeprägt. Aus den Augenwinkeln nahm er gerade noch das breite Grinsen wahr, bevor der Blonde nachfragte. „Bin wohl gut mit der Prinzessin befreundet, wie hieß sie noch mal?“
 

"Sakura.“
 

"Oh, stimmt, sie ist ja eine Prinzessin des Königreichs CLOW, ne~?“
 

"Genau, eine Wüstenprinzessin.“
 

"Das is ja so spannend! Ich freue mich schon sie kennen zu lernen!“
 

"Na ja, sie ist dir ja grad ziemlich ähnlich.“
 

"Aha~?“
 

"Na, sie hat auch ihre Erinnerungen verloren“, wiederholte Kurogane überraschend geduldig das gestern Erklärte noch einmal. Eine Weile schwieg Fye nachdenklich.
 

"Also nicht nur eine Wüstenprinzessin, sondern auch eine Bambusprinzessin.“
 

"So ungefähr.“
 

Sein Schweigen markierte das Ende des Gesprächs und der Magier hielt nun, von Kurogane gestützt, mit seinem Tempo und dem der Mädchen mit. Nur wenn sie anhielten, um auf Tomoyo zu warten, sah der kleinere Mann kurz aufmunternd zu ihm hoch. Dabei war er doch bei weitem der Nervöseste von ihnen allen. Kurz vor dem Schloss wurden Fyes Schritte schneller und der Boden weniger uneben und nachgebend. „Oi“, mit einem schweren Seufzen packte der Krieger Fye wieder am Arm. „Dieser EX Ashura ist nicht der Mann, der dich verfolgt. Nur der selbe Name und das selbe Gesicht.“
 

Nervös atmete Fye durch und zwang ein gequältes Lächeln auf seine Lippen. „Jap, nur der selbe Name. Selbes Herz und so! Schon längst kapiert, Kuro-sama, musst es mir nicht nochmals erklären~“
 

"Ihr seid ja zwei lustige Personen“, stellte Yuzuriha fest und grinste kindlich in sich hinein. Sie war sicherlich erst 14, aber der Magier und er waren auf ihre Hilfe angewiesen, obwohl Kurogane Kinder lieber aus der Sache heraus lassen würde. Wer wusste welche Gefahren sie hier erwarten konnten... langsam fuhr er über den Griff seines Schwertes, es strahlte Ruhe aus.
 

Plötzlich hatte er wieder das ganze – lächerlich geringe für einen Mann – Gewicht des Magiers an seinem Arm kleben und eine neckende Stimme strich zusammen mit warmen Atem an seine Ohrmuschel. „Keine Angst, Kuro-chi! Ich halte dein Hand und lass nicht los! Dann brauchst du auch keine Angst vor dem bösen Dracula-Schloss haben!“
 

Kritisch funkelten rote Augen auf den Blondschopf hinunter. „Na hoffentlich bleibst du in meiner Nähe", und der Besitzer der Hand erntete dafür einen verdutzten Blick. Wenn Fye nicht in seiner Nähe blieb, konnte Kurogane für nichts garantieren. Aber auch wenn er – nach dem Auslösen des Fluches – seine Kraft eingebüßt hatte, traute sich Kurogane immer noch zu ein Schwert benutzen zu können. „Kuro-chama ist so ein guter Kerl, auch wenn er immer rum schmollt! Und cholerisch ist~“
 

"Ich bin nicht cholerisch!!“, schrie der Ninja und seine Stimme wurde weit durch den totenstillen Wald getragen, Blätter knirschten und Tomoyo kicherte leise. Sie hatte das Gespräch belauscht.
 


 

Das Schloss. Müdigkeit. Er konnte kaum aufrecht gehen. Keine Mauer, kein Zaun, keine Wachen. Doch mit jedem Schritt wollte sich Kurogane am liebsten niederlegen und schlafen.
 

"Wenn du hier lang weiter gehst, wachst du nie wieder auf.“ Tomoyo. „Wir nehmen den Eingang durch die Ruinen“ Taumelnd, schlafwandelnd, folgte, folgte er, wusste nicht wohin, dafür war er auch zu müde. Kurogane folgte einfach nur dem kleinen Mädchen.
 


 

Kurogane wachte irgendwann wieder auf als ihm etwas kaltes am Gesicht berührte. Verwirrt öffnete er die Augen und sah in Schwarz. „Was...?“ Kleine Hande berührten beruhigend sein Gesicht. „Das ist ganz natürlich, wenn man es nicht gewohnt ist“, erklärte Tomoyos junge Stimme geduldig.
 

„Warum sehe ich nichts...?“ -„Es ist dunkel. Wir sind in den Ruinen“ - „Verdammt, haben wir keine Fackel?“ - „Ich finde den Weg auch so, Kurogne“, beruhigte ihn Tomoyo. Ach ja, sie war ja blind, für sie machte es keinen Unterschied. „Nimm einfach meine Hand.“ Die kleine Hand tastete sein Gesicht hinunter bis zu seiner Hand und umgriff sie. Schwerfällig stand Kurogane auf, er musste verdammt tief geschlafen haben.
 

„Ist das so ne Art Schutzbarriere... dass wir so müde wurden?“ -„Ja, niemand außer Ashura kann die Hauptvilla betreten. Es dienen dort auch nur Maschinen“ - „Wo ist dieser verdammte Magier?“ - „Hier bei mir“, tönte die zweite Mädchenstimme, Yuzuriha, aus der absoluten Dunkelheit. Rascheln, eine andere Hand umgriff Kuroganes zweite Hand, Fyes, sie war feucht und er spürte, wie nervös der Magier war, war er ja auch ungewöhnlich still.
 

So Hand in Hand gingen sie durch die absolute Dunkelheit, Tomoyo voran. Bei Licht musste das schon recht albern aussehen und Kurogane war froh, dass es ein Ebenbild von Tomoyo war, die sie anführte. Seine Prinzessin hatte ein gutes Herz, daher konnte er ihrem Ebenbild auch vertrauen, auch wenn er deswegen nicht gleich leichtsinnig wurde.
 

Der Boden unter ihnen war glatt und strahlte eine gewisse Kühle aus, ihre Schritte schallten weit, sie mussten einen großen Saal durchqueren. Tomoyo hielt sich dicht an der Wand, ab und an stieß der Ninja auch dagegen, obwohl er mit seinen Sinnen die meisten Hindernisse erahnen konnte. Sie durchschritten eine Art Torrahmen und plötzlich konnte Kurogane Wasser riechen. Kühles, klares Wasser, wie aus einer Quelle, doch es musste in einem großen Gefäß, vielleicht einem künstlichen Teich sein, Kurogane konnte ihn genau vor sich spüren. Der fast verflogene Duft von Räucherwerk hing noch in der Luft, doch er war lange verweht, hing nur noch wie eine Erinnerung an den Wänden, begraben unter Staub und der Stille von Jahren.
 

"Was ist das hier?“ - „Die Ruinen. Früher hat man hier Rituale durchgeführt, vor allem zur Wintersonnenwende. Als die Magie sich noch nicht gegen die Menschen dieses Landes gewendet hat.“ Fyes Hand in seiner drückte fester zu und Kurogane bemerkte den beschleunigten Herzschlag, der ihm im Dunkel schon so vertraut war wie sein eigener Atem. Sie hatten den Raum fast durchquert als Fye sich plötzlich von Kuroganes Hand los machte und auch Yuzuriha ein erschrockenes „Nicht!“ rief.
 

Doch der Magier hatte sich langst in Bewegung gesetzt. Kurogane zischte nur ein 'verdammt' und löste sich ebenfalls von Tomoyo, um den Idioten hinterher zu sprinten. Er musste nur seiner Aura folgen, aber dennoch war der Magier zu flink, er benahm sich, als konnte er hier unten sehen! Am Rand des künstlichen Sees blieb die Aura des Magiers stehen und Kurogane wollte nach ihm greifen, doch in dem Moment war er schon gesprungen und ein lautes Platschen durchriss die Dunkelheit.
 

"Verdammt! Fye!“
 

Kurogane wartet bis der Idiot wieder auftauchte, aber das geschah nicht. Hatte er eigentlich nur Ärger mit diesen Idioten? Mit einem frustrierten Laut zog er seinen Mantel aus und sprang hinterher. Er tauchte tief, bis er den Magier zu fassen bekam. Hart packte er ihm am Handgelenk und stieß dabei mit der Schulter gegen kühles Glas. Was war hier unten nur? Er konnte nichts lebendiges spüren, doch da befand sich irgendetwas vor ihnen. Fye versuchte seine Hand loszureißen, aber der Ninja dachte nicht daran ihn seine Spielchen spielen zu lassen. Doch der Magier boxte ihm so hart in den Margen, dass er beinahe Wasser schluckte und entschlüpfte gleichzeitig seinem Griff, tauchte tiefer. Wie lange konnte der Kerl bloß die Luft anhalten?! Augenblicklich schwamm ihm Kurogane hinterher, die Tiefe drückte auf seine Ohren, doch das Adrenalin hielt ihn wach und ließ ihn nur noch schneller schwimmen. Endlich waren sie unten angekommen, hart prallte seine Hand auf den Boden. Hier lagen überall... Steine? Was war das? Irgendetwas an ihnen fühlte sich komisch an. Der Magier war vor ihm und wühlte hektisch in den Steinen herum, Kurogane konnte es ganz deutlich spüren, eine manische Geschäftigkeit wurde von dem kleineren Mann ausgestrahlt. Endlich schien Fye gefunden zu haben, was er suchte und packte nun seinerseits den Ninja am Handgelenk und zog ihn mit nach oben.
 

Heftig hustend ging Fye fast wieder unter als sie auftauchten, doch mit einem entnervten Keuchen hielt Kurogane ihn fest. Dunkel. Völlig stockfinster war es um sie herum und das Wasser war eiskalt „Was“, Keuchen, „verdammt noch mal“, Keuchen, „ sollte das?!“
 

Fye klammerte sich an ihn und machte nicht einmal Anstalten zu schwimmen. „Die Steine... die Steine... Kuro-pon, das... dein Schwert... du musste es.... die Steine und... Ashura.. und...“ Erst durch das Zittern der Stimme bemerkte Kurogane, dass der Magier völlig neben sich stand.
 

"Was redest du da?“
 

"Ich... ich... du... du... ich...“
 

"Verdammt, Fye!“
 

Nun sagte der Magier gar nichts mehr. Kurogane packte ihn mit einem Arm und schwamm zum Rand, hievte den völlig bewegungsunfähigen, zitternden Körper auf den Rand und zog sich dann selbst hoch.
 

"Fye? Kurogane?“, fragte Tomoyos Stimme besorgt. „Seid ihr in Ordnung?“
 

"Verdammt, was war in diesem See?!“, rief Kurogane in ihre Richtung. Er hörte Schritte und im nächsten Moment spürte er, wie sich die beiden Mädchen neben ihnen nieder ließen.
 

„Ihr habt etwas aus dem See geholt?“, fragte Yuzuriha schockiert. „Nicht ich, dieser verdammte Magier!“ -„Er ist ein Magier?“, fragte sie völlig baff. „Echt? Ein richtiger Magier?“ Verdammt, aber jetzt wo er sich verplappert hatte, konnte er auch antworten. „Ja, verdammt.“
 

Tomyo berührte ihn sanft an der Schulter. „Dann wird es seine Richtigkeit haben. Früher durften hier nur Magier ein und aus gehen und sie haben auch die Steine verwaltet.“ - „Ich versteh gar nichts mehr, verflucht.“ Kurogane hatte langsam genug. „Pscht“, weiche Kinderfinger legten sich auf seine Lippen. „Beruhige dich, das ist nur der Ort, der dich so durcheinander bringt.“ Und die Tatsache dass es dunkel war und es Kurogane verdammt an die Momente in der Kiste erinnerte, wo er die ganze Zeit Angst haben musste, dass der Blonde ihm in den Armen wegstarb. Innerlich sammelte er sich.

Auch der Magier war inzwischen ganz ruhig geworden.
 

„Vielleicht sollten wir umkehren...“, sagte Yuzuriha leise, doch Tomoyo war dagegen. „Wir sind fast da. Lass uns weiter gehen. Meinst du das geht, Fye?“ Erst kam keine Antwort und dann ein leises. „Ja, alles okay... hab mich nur was aufgeregt.“ -„Das ist ganz normal.“
 

Also gingen sie weiter. Als sie die Halle mit dem See verließen merkte Kurogane wie eine heftige, zuvor gar nicht richtig wahr genommene Nervosität von ihm abfiel und auch die anderen wurden merkbar ruhiger. Sogar Tomoyo war angespannt gewesen, bemerkte er im Nachhinein.
 

Nach etwa einer 20 Minuten sahen sie endlich wieder Licht. Sie waren eine lange, staubige Treppe hinauf gegangen und nachdem Kurogane als Stärkster eine Tür aufbrechen musste, standen sie in einem überraschend hellen und freundlichen Gang. Fackel brannten ohne Rauch zu entwickeln, alles war ganz sauber und meist in weiß und blau gehalten. Die Möbel und Verzierungen sahen edel und kostbar aus, unter ihren Füßen befand sich ein weißer Teppich, den die beiden Erwachsenen gerade elanvoll voll tropften.
 

Ein wenig besorgt sah Kurogane auf den kleineren Mann, doch der schenkte ihm nur ein unsicheres, kleines Lächeln. „Schau mal, Kuro-tan. Ich hab was gefunden.“ Und mit diesen Worten drückte er ihm einen Stein in die Hand. Er war so groß wie eine Daumenkuppe und braun, doch mit einem definitiven Rotstich. Ansonsten ein stink normaler Klumpen Gestein. „Dafür bist du in den See gesprungen?“, fragte der Krieger ungläubig. „Jap~“ Kurogane konnte nur den Kopf schütteln, steckte das Ding aber dennoch ein. Warum wunderte er sich überhaupt noch über das Verhalten des Magiers?
 

Yuzuriha sah recht verdutzt drein. „Du bist echt ein Magier, oder? Dass du ausgerechnet seinen unter all den anderen gefunden hast?“, fragte sie Fye ungläubig, doch dieser sah sie nur leicht verwirrt an. „Ich... hab nicht so wirklich gewusst, was ich da eigentlich tue. Ich hab einfach... nur den Drang gehabt ins Wasser zu springen und irgendetwas zu suchen, obwohl ich nicht wusste, was es war...“
 

Tomoyo nickte wissend. „Wenn du tatsachlich ein Magier bist, hat dich wahrscheinlich die Magie geleitet. Früher war dieser Ort der magische Mittelpunkt des Landes, sozusagen die Quelle der Magie. Sicherlich ist sie auch so viele Jahre später noch sehr stark und ursprünglich. Ich würde sehr gut auf dieses Geschenk aufpassen, Kurogane. In diesem Land töten Menschen für 'Essenz' und sein eigenes zu besitzen verleiht dir viel Schutz.“
 

Essenz? Das hatte er doch schon im Hain gehört... „Was ist das, Essenz?“
 

"Das ist ein Teil deiner Seele. Der Ort, in dem alles gespeichert wird, wenn du stirbst. Deine Erinnerungen, deine Emotionen, deine Wünsche. Auch wenn du wieder geboren wirst oder deine Seele in den großen Strom übergeht, etwas von 'Kurogane' wird darin bleiben, auf ewig.“
 

Er befühlte den Stein in seiner Tasche, er fühlte sich... seltsam an, aber gleichzeitig wie irgend so nen Kiesel. Aber er war doch gar nicht aus dieser Welt, das gehörte seinem Ebenbild!
 

"Wenn du ihn bei dir trägst“, erklärte die Kleine weiter, „bist vor allen bösen Zaubern geschützt. Das ist sehr wichtig in einer Welt, in der die Magie so schädlich ist wie in Niaoulli.“
 

"Wir sollten weitergehen...“, unterbrach sie Fye ruhig, sich anscheinend sehr wohl bewusst, wie intensiv die roten Augen auf ihm lagen. „Hast du das gewusst?“, kam auch schon gleich die Frage.
 

"Nein...“
 

Kurogane entwich ein schweres Seufzen, aber sie sollten sich auf anderes konzentrieren. Die Augen schließend versuchte er die Aura der Kinder zu erfühlen. Doch wenn sie hier waren, dann verbarg irgendetwas ihre Aura. Dann mussten sie eben suchen.
 

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Dieses Schloss war groß, hatte Hunderte von Räumen, endlos viele Treppen und war anscheinend völlig menschenleer. Sie mussten leise sein, bei jeder Biegung um die Ecke spähen, sichergehen dass ihnen niemand entgegen kam. Doch es kam niemand. Irgendwann blieb Tomoyo stehen und Yuzuriha beugte sich besorgt zu ihr runter.
 

"Tomoyo, alles in Ordnung?“
 

"Könnten wir bitte eine kleine Pause machen?“, bat sie. Kurogane brummte zustimmend und sie betraten den nächstbesten Raum. Er war abgedunkelt. Während Tomoyo sich auf den einzigen Einrichtungsgegenstand, ein lang gezogenes, dunkelrotes Sofa setzte, schritt das andere Mädchen zum Fenster und öffnete die Vorhänge und danach das Fenster. Sofort floss belebende, erfrischende Nachtluft in den Raum. „Ziemlich stickig hier...“, bemerke der Magier und sah sich in dem seltsamen Raum um.
 

Sie rasteten eine viertel Stunde, dann schlug Tomoyo vor, dass sie weiter gehen sollten. Kurogane nahm sie dennoch hoch, denn sie schien ziemlich müde und ausgelaugt zu sein. Seine eigenen Kräfte stellten sich auch erst langsam wieder her. Mit einer Hand das Mädchen auf seinem Rucken haltend, die andere um sein Schwert gelegt, liefen sie weiter durch die Gänge, lauschten an jeder Tür, ob sie die Kinder oder das nervige Manjuu hörten. Nichts, aber auch gar niemand war hier.
 

"Das kann doch nicht sein... lebt hier überhaupt jemand?“ Doch im nächsten Raum wurden sie fündig. Es war ein Schlafzimmer mit zwei Betten, die zwar frisch gemacht, aber im Gegensatz zu den anderen Betten, die sie hier gesehen hatten, schienen sie noch vor kurzem benutzt worden zu sein. Doch ein wirklicher Anhaltspunkt war die kleine Sonnenuhr, die mit anderen Utensilien auf einem Glastisch lagen, gleich neben ein paar dicken Büchern und ein paar Notizen. Kurogane war sich nicht sicher, ob das wirklich die Handschrift des Bengels war, aber die Sonnenuhr gehörte ihm auf jeden Fall. Er schleppte das Ding stets mit sich rum und sie war ihm wohl sehr wertvoll. „Sie waren hier... doch wo verdammt sind sie jetzt?“
 

"Wir könnten warten...“
 

"Das geht nicht... sonst werden wir noch bemerkt...“, wand Yuzuriha ein.
 

"Wir sollten zurück bevor es hell wird...“, stimmte Tomoyo zu.
 

"Dann geht“, forderte Kurogane. „Wir bleiben hier und suchen weiter.“
 

"Aber findet ihr denn allein den Weg zurück durch die Dunkelheit?“, fragte Yuzuriha besorgt, doch der Krieger winkte nur ab. „Das wird nicht nötig sein. Wenn wir die Kinder und diesen verdammten Knödel erst einmal gefunden haben, brauchen wir nicht zuück.“ Dann konnten sie hoffentlich schnell die Welt wechseln, vielleicht hatten die Kinder die Feder auch schon? Das ältere der beiden Mädchen schien nicht so recht überzeugt, aber Tomoyo nickte nur zustimmend. „Gut, dann werden wir zurück gehen.“
 

"Ah, gut. Aber wir bringen euch, für euch allein ist das zu gefährlich.“
 

Tomoyo lächelte leicht und drückte Kuroganes Hand. „Das ist wirklich lieb.“
 

"Na~“, Fyes Lächeln schwang in seiner Stimme mit und Kurogane konnte regelrecht spüren wie sehr er das Ebenbild seiner Prinzessin mochte. Er hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass die beiden sich blendend verstehen würden. „Das ist doch selbstverständlich zwei Damen zu begleiten, vor allem wenn sie uns so selbstlos geholfen haben!“
 

"Seid ihr endlich fertig?“
 

"Kommen, Kuro-wuff!“
 

Bevor der Krieger aus dem Raum gehen konnte, hielt in Tomoyo noch einmal auf. "Passt bitte gut auf euch auf...“
 

"Mach dir keine Gedanken.“
 

"Ich hoffe, dass ihr alle eure Reisekameraden findet.“
 

Eilig machten sie sich auf die endlosen Gange zurück zum Geheimgang zu schleichen, doch sie hatten Glück und niemand begegnete ihnen auf ihren Weg.
 

Ende Kapitel 25~~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Fye
2008-06-19T22:59:44+00:00 20.06.2008 00:59
Hey^^
Tolles Kapitel^^
Ich hab auch noch einige Fehler gefunden, aber das war jetzt nicht so dramatisch^^ Ich bin schon heftig gespannt wie es weitergeht udn freu mich aufs nächste chap^^
Machs gut *winks*
Von:  CptJH
2008-06-18T18:52:56+00:00 18.06.2008 20:52
Yaaaay!
Neues Kapitel!
Wieder sehr spannend, da schließ ich mich Lady einfach an! XDDDD
Von:  Lady_Ocean
2008-06-18T15:25:39+00:00 18.06.2008 17:25
Hey, ein neues Kapitel! Das ist wirklich toll ^-^! (dabei hab ich grad bei weitem Wichtigeres zu tun als FFs zu lesen *hüstel* ^^u)
Egal. Hat mich auf alle Fälle wieder sehr gefreut. Und das Kapitel an sich hat das warten auch entschädigt. Gerade den Anfang fand ich sehr schön, weil er so treffend in die derzeitige Situation passte. Fyes Zwiespalt, seine Ungewissheit, wer er überhaupt war und wie das ihre Beziehung beeinflussen würde. Und auch dass Kurogane daran sehr zu knabbern hat und sich angesichts von Fyes kompliziertem Wesen irgendwie hilflos fühlt ist sehr verständlich.
Was Fyes Erinnerungen angeht - wie auch immer er sie nun verloren hat (okay, hat sicher was mit dem Geschehen im Prolog zu tun) - so scheinen sie ja doch irgendwo noch in seinem Unterbewusstsein zu schlummern. Dass diese Andeutung fiel, wäre noch ein weiterer Beleg der Tatsache, dass es sich hier wirklich um den echten Fye handelt. Nur wie und warum genau er seine Erinnerungen nun verloren hat, da hab ich noch keinen Schimmer ^^. Aber man kann ja weiter fleißig miträtseln, wenn man ein paar der dezenten Hinweise findet, die du in den Kapiteln immer wieder einstreust =).
Und endlich. Endlich haben sie einen konkreten Hinweis auf die Kinder und sind ihnen praktisch ganz nah! Hauptsache, sie verfehlen sich nicht im letzten Moment. Die Situation ist ja praktisch prädestiniert dafür. Tomoyo und Yuzuriha zurückbringen und auf dem Rückweg dann doch von Ashura aufgegabelt werden. Damit wäre ihre Chance verspielt. Aber erst mal sehen und abwarten ^^.

Ich weiß jetzt gar nicht, wie das in den vorherigen Kapiteln gewesen ist, aber diesmal sind mir beim Lesen ziemlich viele Rechtschreibfehler aufgefallen. Gut, das meiste war wohl den Umlauten zu verschulden. Ich hatte mich schon gefragt, was da los war. Bei jedem zweiten Wort mit Umlaut fehlten die Punkte. Mindestens. Hättest du an den Anfang geschrieben, was da passiert ist und das du die letzten Fehler noch suchst, hätte ich die entsprechenden Worte nebenbei kopiert und dann hier aufgeschrieben, soweit ich sie gefunden hätte... -_-
Hm...na mal sehen. Vielleicht komme ich später noch mal ein wenig dazu *jetzt erst mal nach Hause muss, HAs machen*.
Ansonsten fehlte immer mal ein Wort im Satz und ein paar Kommas. Und du hast - wie ziemlich viele - die Angewohnheit "wand" statt "wandte" zu schreiben ^^. "wand" = "sich winden" "wandte" "sich wenden (an)" Ich weiß nicht. Das schreibt (neben "hackte" statt "hakte") so ziemlich jeder falsch XD.

Aber davon abgesehen war das Kapitel wieder sehr schon ^^. Und deiner Beta drück ich die Daumen mit ihrem Examen!

Lg
Lady_Ocean
Von:  Engelchen_Fynn
2008-06-18T12:16:51+00:00 18.06.2008 14:16
Na ja, das ein oder andere geplante ä/ö/ü ist schon zu einem a/o/u geworden, aber das ist nicht so schlimm. ^^
Zwar muss man hin und wieder ein Wort zweimal lesen, um's richtig zu checken, aber wie gesagt, ich find das jetzt nicht so dramatisch. Die Hauptsache ist, dass das Kapitel gut ist, und das ist es!
Lange musste ich warten, aber um so größer war die Freude, wenn was neues da ist. ^-^
Klasse Kapitel, hoffe es geht bald weiter.
Cu


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