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Supernova

von

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24. Kapitel - (Light colors)

Er hatte nicht viel geschlafen.
 

Die Sonne quälte sich weiß und still und unspektakulär über den Horizont.
 

Kurogane fühlte noch den kalten, harten Steinboden der Lagerhalle an seinem Rücken, wenn er den anderen Mann ihm Arm hielt.
 

Die Sonne stieg weiter und formte sich zu einem Ball, deutlich erkennbar über den Baumwipfeln. Gerade als sie dies vollbracht hatte, fielen ihm die Augen zu. Nur kurz.
 

Als er wieder aufschreckte stand die Sonne hoch am Himmel, aber es war immer noch still und menschenleer um sie herum. Nur die Geräusche der Natur und das Rauschen des ausgesperrten Windes drangen an Kuroganes Ohren. Er wusste nicht genau was es war, aber irgendetwas hatte sich verändert.
 

Vielleicht, wenn er so verrückt wie der Magier oder sonst irgendein Spinner gewesen wäre, hätte Kurogane geschworen, dass sich die Realität irgendwie verschoben hätte, so als hätten sich zwei Dimensionen, die nicht zueinander passten, aufeinander gelegt, oder ein Schwert wäre aus dem falschem Material geschmiedet.
 

Das weite Grün, der See um ihn herum, die dicht bewachsene, kleine Insel, der blaue Himmel, alles wirkte etwas heller und gleichzeitig unklar, so als würde er noch halb schlafen. Kurogane war sich aber sicher, dass er wach war.
 

Der Krieger umgriff sein Schwert, es fühlte sich hart und vertraut in seiner Hand an. Kurz schloss die Augen schließend, atmetet er durch und konzentrierte sich. Spürte beinahe Nebel auf seiner Haut. Viel Lebendiges und Halblebendiges war um ihn herum. Die Tiere, überall, im Unterholz, im See, im Gras am anderen Ufer, der schlafende Magier neben dem heruntergebrannten Lagerfeuer, die Pflanzen, still und lautlos atmeten sie vor sich hin. Doch über allen lag eine Schicht unsichtbaren Nebels, der seine Sinne verklärte. Irgendwie erinnerte ihn das an einen Traum, den er schon halb vergessen hatte. Was war darin vorgekommen? Er hatte von der verdammten Hexe geträumt.... das hatte er schon fast wieder verdrängt, den Traum bevor er in dieser Welt das erste Mal die Augen aufgeschlagen hatte. Warum sollte er sich so etwas auch merken, Träume waren nur Hirngespinste, wenn man nicht gerade Traumseher war. Was er zur Hölle nicht war.
 

Was auch immer, auf jeden Fall fühlte sich etwas anders an, was es auch war. Das schwere Gefühl in seiner Brust, das er jedes Mal nach dem Aufwachen spürte, war gerade das einzig wirklich Vertraute um ihn herum. Kurogane öffnete wieder die Augen.
 

Misstrauisch musterte der Blick aus roten Augen seine Umgebung. Das Leben um sie herum war mittlerweile vollständig erwacht, doch nichts ließ darauf schließen, dass noch etwas anderes diese Veränderung bemerkt hatte. Unbeeindruckt tauchte das Federvieh immer wieder die Köpfe unter Wasser, die Entenküken tappelten am Ufer entlang oder folgten ihren Müttern auf dem Wasser. Insekten schwirrten in der Luft, dicke Libellen und Mücken, auch ein paar Hasen hoppelten am nahen Ufer herum. Die Hütten standen so verlassen wie am Vorabend dort, irgendwie unpassend zwischen all dem Grün und den weiten Wiesen, die nur von einzelnen Stein- und Kieswegen durchzogen wurden, gewunden und anschmiegend wie ein Flusslauf, der in der Zeit stehen geblieben war.
 

Heftig schüttelte Kurogane den Kopf, er würde doch nicht etwa wirklich verrückt werden? Der stärkste Mann von Japan, wahnsinnig geworden durch eine Welt in der es ständig schneite, alle darin lebenden Menschen die verrücktesten Dinge akzeptierten? Lächerlich. Bis her war diese Welt ihm nur auf die Nerven gegangen und der Magier war.... auch anstrengend. Wenn jemand von ihnen beiden wahnsinnig sein könnte, dann Fye, aber doch nicht er selbst! Davon war Kurogane überzeugt. Doch seit er gerade erwacht war fühlte er sich seltsam. Wie lange starrte er eigentlich schon belämmert durch die Gegend?
 

Fye lag immer noch ruhig schlafend neben dem ausgebrannten Lagerfeuer, hatte sich überhaupt nicht bewegt seit er eingeschlafen war, bewegungslos wie eine Statue. Er lag auf der Seite, hatte aber sein Gesicht in der Kuhle seines Ellenbogens vergraben, wie immer im Schlaf sein Gesicht verbergend. Nur bei genauen Hinsehen konnte man das minimale Senken und Heben der Brust erahnen. Vorsichtig zupfte Kurogane einen torkelnd krabbelnden Käfer aus den blonden Zausen und schmiss ihn zurück ins Unterholz, zog sich leise an. Der Boden war trocken und an ihren Kleidern haftete nun gelbliche Erde und ein wenig Laub. Kurogane lauschte wieder, nichts hörte sich ungewöhnlich an, aber es ging definitiv etwas Ungewöhnliches vor sich. Warum war hier eigentlich niemand außer ihnen? Die andere Stadt war völlig überfüllt gewesen und hier war weit und breit nichts. Hieß es nicht, dieses Omehlas, oder wie es hieß, sei auch eine Stadt? Und hier sollten die Hauptfamilien der Industriellen wohnen, oder nur einer der Familien, die mit EX verbunden war? Was wusste er...
 

Seinen Mantel ließ er auf dem Schlafenden liegen bis er fertig mit seinen Vorbereitungen war. Die eigentlich nur daraus bestanden sein Schwert zu prüfen und sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Gestern Abend war ihm hier nichts anders vorgekommen, grübelte er misstrauisch vor sich hinstarrend weiter.
 

“Hey, wach auf!“, rief er ein wenig zu barsch, doch Fye schien keinen Anstoß daran zu nehmen als er schläfrig sein blaues Auge öffnete und noch etwas schlaftrunken gegen den Sonnenschein anblinzelte. Sich nur langsam aufrichtend, sah er zu dem Ninja hoch, direkt in die Augen. Kurogane fragte sich, ob Fye noch träumte und ob deswegen dieser Blick wohl so glasig war. Nur ganz langsam kam wieder Klarheit in das Blau, in das Kurogane unablässig starrte, doch ein seltsam hohles Gefühl breitete sich in seinen Eingeweiden aus. Es war alles andere als angenehm diesen Blick zu sehen, obwohl er es mochte in diese Augen zu blicken. Obwohl er ihn immer so aufregte...
 

Ein hoffnungsloser Idiot war Fye, dennoch mochte er es in diese Augen zu sehen, dieses Auge, das manchmal so kalt drein schauen konnte, so verführerisch, so leuchtend, so wahr, egal was seine Lippen sagten, welcher Ausdruck auf seinem Gesicht lag, welche Körperhaltung er hatte, seine Augen bestritten nie etwas, aber Kurogane scheiterte oft sie vollkommen lesen zu können. Das brauchte immer viel Zeit, Zeit die sie hatten, die sie nie hatten, die ihnen genommen wurde, durch einen Wunsch, durch einen verdammten Wunsch, der sie... was zur Hölle?! Plötzlich senkte Fye das Gesicht nach unten und Kurogane fühlte sich, als wäre ein Bann von ihm genommen.
 

"Was hast du gemacht?“, fraget er misstrauisch. Hatte der verfluchte Magier versucht ihn zu verzaubern, zu hypnotisieren?
 

"Du musst gehen....“, flüsterte die weiche, irgendwie nicht tiefe und nicht helle Stimme heiser. Er kannte diese Tonlage und sie verwirrte ihn mehr als alles andere, machte ihn wütend und hilflos, ohne dass er genau sagen konnte warum. Genau die selbe Tonlage hatte er vor einigen Tagen in dieser Kiste schon gehört, in diesem Gebäude, dessen ganzes Inneres aus Röhren, Schächten und riesigen Hallen bestanden hatte, wie ein riesiges, hohles Insekt. Die Worte waren ähnlich gewesen.
 

"Du bringst mich um.... verstehst du das nicht.... ? Du tötest sie alle.... warum bist du nur immer so stur...?“
 

"Ich weiß nicht wovon du redest.“
 

Ein Zittern ging durch den anderen Körper, doch Kurogane konnte das Gesicht des Irren nicht sehen, es war immer noch nach unten gesenkt, verborgen unter all den Haarsträhnen. „Du weißt es!“, zischte Fye wütend, leise. „Du weißt es...“ Leise, warum waren die Vögel um sie herum nur so laut? Selbst das Licht der Wintersonne schien das Flüstern weiter zu verschlucken, so dass Kurogane das Gefühl hatte, nur die Hälfte aller Worte kamen bei ihm an. Warum dachte er so verrücktes Zeug? Und warum erfüllte ihn Fyes Stimme mit Resignation und Entschlossenheit gleichzeitig? Er hatte das Gefühl, dass, obwohl er ohne Zweifel weitermachen würde, Fye nie einsehen wollte, warum er es tat und warum es richtig war, dass er es tat. Dabei wusste er nicht mal wobei.... das mit ihnen? Bei den Göttern, er hatte den Magier doch nichts aufgezwungen! Fye hatte ihn gebeten zu bleiben, er hatte nur Ehrlichkeit verlangt!
 

"Ich habe keine Ahnung, was du von mir willst!“
 

"Du weißt es...“, bestand Fye auf seinen Punkt, immer noch ohne ihn anzusehen.
 

"Warum schaust du mich nicht an? Ich glaube dir kein Stück, was du da sagst, wenn du mich dabei nicht ansiehst. Und ich hab ich keinen verdammten Schimmer, was du eigentlich gerade von mir willst!“
 

"Dass du gehst, will ich von dir.“ Das war klar und deutlich ausgedrückt.
 

"Vor zwei Tagen waren deine Worte andere.“
 

"Du verstehst überhaupt nichts...“
 

"WIE DENN AUCH, WENN DU MRI NICHTS ERKLÄRST!!!“
 

Der blonde Schopf schnellte hoch. Kurogane atmete schwer durch, bei solchen 'Gesprächen' verlor er grundsätzlich die Beherrschung. Überrascht sah Fye ihn an, schlaftrunken vielleicht. Die ganze unwirkliche Atmosphäre, die ihm seit dem Aufwachen umgeben hatte, blätterte von Kurogane ab. Als hätte sie nie existiert, so als wäre er in Trance gewesen.
 

Deswegen überraschte ihn auch nicht als Fye fragte. „Was schreist du denn so?“
 

Verwirrt sah der Blonde sich weiter um, doch als er keine Angreifer sah, auch nicht sonst eine mögliche Gefahr, entspannte sich seine Körperhaltung und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Guten Morgen Kuro-nyaka. Warum schaust du denn so geschockt, hier ist doch gar nichts. Hast du schlecht geschlafen?“ Breit grinsend fügte er noch hinzu. „Oder guckt du so, weil ich keine Kleider anhabe? Keine Sorge! Wir haben gestern Abend nichts schmutziges veanstaltet! Nur vorvorgestern~!“
 

Als darauf immer noch keine Reaktion folgte, stand der Magier auf und ging, sich den weichen, weißen Mantel überziehend, zu dem Krieger, sah besorgt von unten zu ihm herauf. Kurogane konnte ihn einfach nur anstarren. Das hellhäutige Gesicht mit den edlen Zügen, mit den geisterhaften Spuren von Blessuren, die einst sehr viel schlimmer ausgesehen hatten, die vom Weinen leicht geschwollenen Augen, die helle Haut, das halb geschlossene Augenlid, die leicht gerötete Gesichtshälfte, auf der er geschlafen hatte. All das betrachtete Kurogane gut einige Sekunden lang und hätte am liebsten etwas zerschlagen. Nicht aus Frustration oder Wut oder Eifersucht, sondern weil er einfach nichts mehr verstand und einfach BEWEISEN wollte, dass sich manche Dinge noch so verhielten, wie es sein sollte. Er wollte beweisen, dass dort kein Geist vor ihm stand. Und gleichzeitig wollte er ihn mit aller Kraft beschützen.
 

Zerschlagen – brechen.
 

Beschützen – Resultat ungewiss.
 

Doch das einzige, was er tun konnte, war unbewusst sanft ein paar Finger unter Fyes verletztes Auge zu legen und den Hauch von Feuchtigkeit auf der hellen Haut zu spüren.

Jedes Wort des Magiers war widersprüchlich. Brachten seine sonst so klaren Gedankenbahnen auf Wege, die sich wanden und spiralförmig in alle undenkbaren Richtungen verschwanden, so dass er ihnen einfach nicht mehr folgen konnte.
 

Gestern Abend dachte er noch, es könnte etwas Klares zwischen ihnen geben. Doch dann kam der Ausbruch des Magiers und seine Offenbarung, dass er sich nicht erinnern konnte und Kuroganes Offenbarung, dass er ihn vielleicht nicht beschützen konnte. Okay so weit, man bekam nie so genug Klarheit und Sicherheit, wie man sich wünschte, aber was zur Hölle war das vorhin schon wieder gewesen?!
 

Langsam glaubte Kurogane nicht mehr daran, dass Fye ihm nur etwas vormachte, nicht wenn er ihm gestern so ehrlich gestanden hatte, seine Erinnerung verloren zu haben... und so weinen und wimmern... das konnte niemand, der nicht fast daran zerbrach...
 

Die ganze Zeit sah ihn Fye mit einem ruhigen, leicht besorgten Blick an. Doch er hatte wohl seine Lektion gelernt, er wartete, fasste ihn nicht an und brachte den Krieger nicht weiter durcheinander, sondern wartete einfach nur, stand still und hielt den Mund. Und nach dem, was beiden eine kleine Ewigkeit erschien, gab der Ninja endlich sich selbst nach und beugte sich etwas vor, um seinen rotierenden Kopf auf Fyes Schulter abzulegen, brachte seine Hände in einer leichten Umarmung auf Fyes Rücken. Warm und schwer lagen sie da, von dicken, warmen Stoff von dem Rücken getrennt, den er die ganze gestrige Nacht angestarrt und berührt hatte. Überrascht atmete der Idiot ein, doch dann brachte er seine Arme um Kuroganes Hals und fuhr mit langen, weichen Finger über seinen Hinterkopf.
 

„Ich glaub, ich werde verrückt...“, flüsterte der größere Mann. Halb glaubte er daran. Halb nicht.
 

„Vielleicht lachst du dann ja mehr“, gab Fye zurück und tatsächlich, bei diesen typischen, unernsten Worten musste Kurogane schmunzeln.
 

„Wann hast du das letzte Mal was Vernünftiges gegessen?“, fragte Fye weiter.
 

„Im Hain.“ Die Berührung fühlte sich seltsam an, doch irgendwie vertraut und beruhigend.
 

„Vielleicht liegt es daran? Unterernährung stellt komische Sachen mit deinem Kopf an.“
 

Vielleicht war doch etwas im Brei, vielleicht hätte er sich auch übergeben sollen, dachte der Ninja selbstironisch. Vielleicht war alles in dieser Welt vergiftet. Die Luft auf jeden Fall, seine Lungen brannten immer noch, obwohl er seit gestern frische, saubere Luft atmete. Die Umarmung um seinen Kopf wurde ein wenig fester, die Schultern des Blonden schnitten ihn einen Moment von jeglicher Helligkeit ab. Und obwohl er sich innerlich etwas gegen diese Umarmung wehrte - Ninjas ließen sich nicht einfach dauernd beschmusen und begrabschen! - fühlte sich ein anderer Teil unsagbar geborgen.
 

„Ich hab's....“, brummelte der Ninja, atmete den angenehmen Geruch des Magiers ein. Er roch stets wie etwas Essbares ohne wirklich einen Geruch an sich zu haben. Wie etwas, das er mochte, vermischt mit dem getrockneten Flusswasser auf seiner Haut und Kuroganes Atem und Händen. Und der Mantel roch nach Ofenasche und Erde und Schnee und wiederum Flusswasser. „Ich bin nicht verrückt.... du bist verrückt.... und du steckst mich an...“, murmelte er halb ernst, halb humorvoll.
 

„Ja... vielleicht...“, Fyes Stimme erklang nachdenklich über seinem Kopf. „Ich erinnere mich ja nicht. Vielleicht würde ich sonst wissen, dass ich verrückt bin. Wahrscheinlich wissen Verrückte jedoch nicht, dass sie verrückt sind, sondern halten sich für ganz normal. Also erhalten wir, selbst wenn ich mich wieder erinnere, keine Antwort auf diese Frage.“
 

„Tzs.“
 

„Aber du magst mich, hast du gesagt. Also magst du auch, dass ich verrückt bin. Das heißt du bist entweder auch verrückt, Kuro-sama, oder du magst mich so sehr, dass dir das egal ist, ob ich verrückt oder ich nicht verrückt bin.“
 

Kuroganes Kopf schwirrte.
 

Aber als Fye ihn losließ und Kurogane nach Souhi griff, fühlte sich sein Kopf wieder einigermaßen an, wie er sich anfühlen sollte. „Gibt es hier wirklich keine Magie mehr?“, fragte er den Magier. Dieser hielt einen Moment inne, überlegte. Das war ein wenig ungewohnt, normalerweise kamen seine Antworten sofort, mit einem breiten Grinsen und so sicher als hätte Kurogane eine wirklich dumme Frage gestellt. Es schien als versuchte er wirklich ehrlich zu antworten.
 

„Ich weiß nicht.... im Hain sagten das alle... und ich habe keine Ahnung von Magie... hab ich sonst viel Ahnung von Magie?“
 

„Ja, du bist Magier. Aber du hast dich immer geweigert Magie anzuwenden.“
 

„Hm.... ich glaube hier gibt es wohl noch Magie. Aber ich glaube sie ist komisch. An manchen Orten fühle ich mich grundlos unwohl... vielleicht ist das so eine Art 'falsche Magie'... ich kann es nicht erklären, es ist mehr so ein Gefühl.“
 

„Falsche Magie?“, die Augenbrauen des Kriegers zogen sich kritisch zusammen.
 

„Keine Ahnung... wollen wir nicht lieber nach den Kindern suchen?“
 

„Erinnerst du dich an die auch nicht?“
 

„Nein. Erzähl mir von ihnen, Kuro-chama! Also ich hab mitbekommen, dass Sakura-chan wie Hime aussieht und der Junge wie Shaolan. Und dass Mokona etwas mopsig sein muss...“
 

Noch während Fye redete erfasste etwas die Aufmerksamkeit des Kriegers. Erst war es nur ein leises Rattern und Klacken aus der Ferne. Sich aufrichtend spähte Kurogane durch die grünen Zweige und das Geäst nach draußen. Dort am Horizont waren einige Schatten zu erkennen.
 

„Zieh dich an, Fye. Da kommt jemand“, murmelte Kurogane abwesend und anhand des Raschelns hinter ihm registrierte er, dass der Magier dieser Aufforderung wortlos nachkam.
 

Er nahm die Schatten weiter in Augenschein und erkannte, dass es von Pferden gezogene Wagen waren. Kein Maschinenbrummen begleitete die Truppe am Horizont. Der Trupp hatte sich in einiger Entfernung getrennt und verteilte sich auf die einzelnen Häuschen und Buden. Es mussten Schausteller sein, denn schon erklang muntere Musik von den einzelnen Häusern und der verführerische Duft von Essen erfüllte allmählich in der Luft.
 

Nun ließen sich auch direkt am See ein paar Leute nieder. Ein leises „Fyuu~“ verließ Fyes Lippen als sie zusammen im Buschwerk hockend die Wuselei am anderen Ufer beobachteten. „Lass uns hingehen, Kuro-sama! Ich habe solchen Hunger!“, verkündete Fye gut gelaunt und Kurogane konnte eigentlich nichts dagegen einwenden. Eine junge, schwarzhaarige Frau mit Hund, die nahe am Ufer ihren Wagen schmückte, sah die beiden Reisenden völlig erstaunt an als sie aus dem Gestrüpp der Insel heraus traten.
 

„Ah! Guten Morgen, die Herrschaften! Da haben Sie sich aber einen ungewöhnlichen Platz zum Schlafen ausgesucht!“
 

Ihre Haare waren kurz, ihre Kleidung bunt und sie wirkte noch recht jung, der große Hund schien nur aus Haaren zu bestehen und war bräunlich-grau, so dass es fast ein wenig grünlich wirkte. Fye winkte wie wild. „Hallo~ ja~ wir wollten mal was abenteuerliches ausprobieren!“
 

Sie lachte und streichelte dabei den Hund neben sich, der die beiden Männer ruhig und aufmerksam betrachtet. „Aber wie sind Sie dort hingekommen? Ich sehe gar kein Boot!“
 

„Geschwommen~“
 

„Und das wollen Sie nun wieder tun? Ich könnte nach einem Boot fragen.“
 

„Hm...“, nachdenklich sah der Blonde zu dem Krieger und dieser sah nicht wirklich begeistert drein. Er hatte keine Lust sich vor den Leuten hier auszuziehen, andererseits war es zu weit, um zu springen...
 

„Oh! Warten Sie, ich hab eine Idee!“
 

Gefolgt von ihrem tierischen Begleiter rannte sie zum Ufer und ging im Uferschlamm in die Hocke. Die Ärmel ihrer Bluse hochgekrempelt, streckte sie konzentriert die Hände ins Wasser. Gespannt beobachteten die beiden Männer sie dabei. Und tatsächlich, das Wasser begann leicht zu blubbern, die Enten flatterten nervös und auch die anderen Tiere in der Umgebung reagierten verschreckt. Ein blaues Leuchten durchzuckte das Wasser wie Blitze.
 

„So! Nun können Sie rüber!“
 

Fasziniert sahen Kurogane und Fye auf das Wasser. Es wirkte nicht vereist, aber wie in der Zeit eingefroren, die Wellen waren erstarrt, selbst die Fische bewegten sich keinen Hauch. Der Magier war der erste, der aus seiner Starre erwachte und vorsichtig einen Fuß auf die starre Stelle stellte, dann noch einen und dann er stand auf dem Wasser.
 

„Wow~ is ja toll!“
 

Das Mädchen lachte. „Jap, hab ich mir vor einer Woche erst installieren lassen! Sie sind wohl nicht so der Technikfreak, oder? Ich dachte von der EX-Familie hätten alle immer die neusten Programme?“
 

„Ne~“, schwungvoll übertänzelte der Blonde die 'Brücke' und kam mit einem kleinen Sprung am anderen Ende an. Der Übergang war zwar stabil, gab aber hier und da etwas nach, musste Kurogane schon schon auf sein Gleichgewicht achten während er dem Magier folgte.
 

„Wir sind etwas...“, Fye überlegte,
 

„- auf dem Teppich geblieben“, brachte Kuorgane seinen Satz zu Ende und Fye lachte los.
 

„Genau das, Kuro-pon!“
 

Nun da sie so nah voreinander standen, lächelte das Mädchen ein wenig scheuer. „Ach so, na ja, wenn Sie mich nicht mehr brauchen, dann gehe ich jetzt.“
 

Fye lächelte charmant. „Aber nein, wir haben uns doch noch gar nicht vorgestellt, ganz zu schweigen davon, dass wir uns für deine Hilfe bedankt hätten!“
 

„Oh! Mein Name ist Yuzuriha! Und das hier ist Inuki!“, verkündete das Mädchen nun wieder frisch fröhlich gut gelaunt. „Ich kümmer' mich hier um die Jahrmärkte!“
 

„Jahrmärkte? Ich liebe Jahrmärkte!“, rief der Magier aus und an der überschwänglichen Freude gemessen schien das sogar zu stimmen.
 

„So? Das freut mich! Denn das bedeutet, dass ich meine Arbeit gut mache! Wie finden Sie die Kostüme?“
 

Eingehend betrachtete Fye den bunt bestickten Rock und die zig Lagen Stoff, die sie sonst noch trug. Während die beiden begeistert vor sich hinplapperten sah sich der Ninja genauer um: Alle Leute schienen nach der Art der Kleidung Schausteller zu sein und sie kümmerten sich nicht um sie, sondern um die einzelnen Stände. Der Geruch von Pferden und das unbearbeitete Holz der Wägen stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an Japan. Ab und an wurden Blicke aus der eifrigen Geschäftigkeit zu ihnen geworfen, aber keine misstrauischen oder feindlichen. Ein paar Frauen sangen bei der Arbeit und die Rufe der Männer klangen gut gelaunt. Es war als befänden sie in einer anderen Welt. Nur die Wintersonne und das ferne Rauschen der Schneestürme ließ sie ahnen, dass sie sich immer noch in dieser verrückten, technisierten Dimension befanden...
 

„.... na ja, nun haben wir erst Mal genug von unserem Survival-Urlaub, nicht wahr Kuro-tata? Aber wir sind grad echt was durcheinander, stellen Sie sich vor, wir sind hier her gelaufen!“, plapperte der Magier im Hintergrund weiter.
 

„Gelaufen!? Oh je, das sind doch sicher zwei Tagesmärsche von der nächst näheren Stadt aus!“
 

„Ja, das war auch alles sehr anstrengend. Aber es hat Spaß gemacht!“
 

„Dann haben Sie ja sicher erst einmal genug vom Wandern. Soll ich sie mit dem Wagen zur Villa fahren? Es sind zwar nur Pferdewagen und sicher etwas unkomfortabel, aber besser als zu Fuß gehen allemal!“
 

„Das wäre wirklich toll! Danke!“
 

„Keine Ursache! Zeigen Sie mal ihren Arm, ich brauche die Adresse.“
 

Nicht bewaffnet, stellte der Krieger fest. Der Hund beschnupperte seine Füße, aber Kurogane spürte, das Tier war nicht aggressiv. Das Zupfen an seinem Mantel regte ihn schon gar nicht mehr auf. „Was denn?“, fragte er wirsch. Das Gespräch, dem er nur auf halben Ohr gefolgt hatte, war verstummt und statt dessen zog der Magier wieder wie ein Kleinkind an seinem Mantel.
 

„Kuro-sama, zeig mal deinen Arm.“
 

Kurogane sah ihn kritisch an, doch dann kapierte er. Anstandslos krempelte er den Mantel hoch und löste die Verbände. Scharf sog das Mädchen die Luft ein. „Aber Sie sind ja verletzt!“, ihre Miene spielte wirklich überzeugend Besorgnis wider. „Tomoyo! Komm schnell, da braucht jemand Hilfe!“
 

Kuroganes Herz blieb beinahe stehen. Tomoyo! In einem der bunten Wägen rumpelte es und tatsächlich kam seine Prinzessin heraus gestolpert. Immer noch völlig paralysiert starrte der Krieger das Mädchen einfach nur an. Gerade kam sie die Treppe des Wagens heruntergestiegen, lächelnd, doch ins Nirgendwo sehend. „Yuzuriha?“
 

„Hier drüben beim See!“, rief das Mädchen, doch Kurogane war schon an ihr vorbei gestürmt.
 

„Tomoyo!“
 

Die Schausteller in ihrer unmittelbaren Umgebung drehte sich alle um und auch Tomoyo wand sich in seine Richtung. „Kurogane?“
 

Nun konnte Kurogane nichts mehr stoppen. Ein kurzer Sprint und er war bei ihr, er wusste nicht, ob er ihr an den Hals fallen sollte und sie würgen, oder vor ihr in die Knie gehen aus Erleichterung sie wieder zu sehen!
 

Das Mädchen lächelte still als er etwas ratlos vor ihr stand. So viele Gedanken, so viele Affekte, die gleichzeitig die Überhand gewinnen wollten. Doch sie kam ihm zuvor. Ohne hinzusehen griff sie nach seiner linken Hand, drückte sie und berührte dabei die Narbe dort. Der Krieger schauderte, er war so froh sie wieder zu sehen. Er war so verwirrt und durcheinander, allein ihre Anwesenheit tat unendlich gut. Doch er zeigte keine Regung, erwiderte nur den Druck ihrer Hand.
 

„Kurogane...“, flüsterte sie noch einmal und lächelte. Sie starrte durch ihn hindurch. Dann begriff er, dass sie blind war. „Es freut mich, dass du wieder da bist.“
 

Tomoyo drückte seine Hand fester, ihre zitterte etwas. Kurogane starrte auf die blinden, violetten Augen. Das Mädchen vor war, aus der Nähe betrachtet, vor ihm war viel zu jung... so hatte Tomoyo ihn kurz nach der Zerstörung seines Dorfes ausgesehen... das... die Erkenntnis tat weh, aber das konnte unmöglich Tomyo sein. Sie waren nicht in Japan... sie waren... nicht in Japan. Am liebsten hätte Kurogane jetzt ihre Hand weggeschlagen. Doch ein leichte Druck der warmen Kinderhand um seiner erstickte jede Aggression.
 

„Tomoyo...“
 

„Du bist wieder hier... und du lebst... Kurogane.“
 

Ihre Hände fuhren höher, über seine zerschnittenen Arme und ihr Gesicht wandelte sich zu sanfter Besorgnis. So hatte sie ihn immer angesehen, wenn sie ihn getadelt hatte... sie schaute genau so besorgt drein, wie seine Mutter. Sie sah ihn mit der selben Sorge an, wie Fye die Kinder ansah.. oder ihn... bei nur der kleinsten Verletzung. Das war doch nichts... das waren doch nur Kratzer. Es gab viel schlimmere Dinge. Es gab viel schlimmere Dinge in einem drin. Es gab den Kratzer den ein Herz bekam, wenn man einen wichtigen Menschen verlor... wenn man seine Heimat verlor, wenn man nichts tun konnte...
 

Für einen kurzen Moment wirkte ihr Gesicht ausdruckslos wie eine Statue, dann verschwand die Illusion und es stand wieder nur ein Kind vor ihm. Und er war für einen Moment selbst verloren wie einst. Irgendetwas... schmerzte. Und er wusste nicht was. Als hätte er noch einmal seine Eltern verloren. Tomoyo drückte seine Hand fester und auch seine andere Hand war auf einmal ganz warm. Der Krieger sah an sich herunter. Die Hand mit der Narbe umgriff eine kleine, leicht feuchte Kinderhand. Die andere Hand umgriff eine weitaus größere, mit weichen, von Brandwunden noch ganz weißen Fingerkuppen.
 

„Verloren....“; flüsterte Tomoyo, „du wirkst auf einmal so verloren... Du darfst nicht vergessen stark zu werden... hörst du? Auch wenn du selbst viel zu schnell erwachsen geworden bist, du darfst deine wahre Stärke nicht vergessen... diesmal kannst du nicht zurück. Auch er wird dich diesmal nicht zurück schicken können... auch die Hexe nicht... “
 

„Das muss eine Verwechslung sein“, seufze Kurogane. Auch wenn es nicht seine Prinzessin war, tat ihm ihre Wiedersehensfreude gut, aber er würde sich von solchen Gefühlen zu nichts hinreißen lassen. „Ich bin-“
 

„-grad verwirrt, oder?“, unterbrach ihn die zugehöre Stimme zur größeren Hand. „Zeig doch mal ein wenig Wiedersehensfreude, Kuro-chama!“ Verdammt, sie durften ihre Identitäten nicht preisgeben, sie waren sozusagen in feindlichen Gebiet!
 

Verwundert sah Tomoyo den Krieger an. Sie löste ihre Hand und in dem Moment spürte er, wie er eine Ohrfeige scheinbar aus dem Nichts bekam.
 

„KUROGANE!“, schrie ihn jemand an, er lag auf einmal auf dem Boden und starrte in den Himmel.
 

Hatte er geträumt?
 

Über ihm der Magier und das Mädchen namens Yuzuriha und der hechelnde Hund. Verdutzt fasste er sich an die brennende Wange und sah erbost den Magier an. „Was sollte das?!“
 

Auf Fyes Lippen zogen sich zu einem entschuldigendes Lächeln breit. „Tut mir Leid, aber du bist einfach nicht aufgewacht. Du weißt doch, Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen~?“
 

Sich die Wange reibend richtete sich der Ninja auf. „Wo ist sie...?“
 

„Wer?“, fragte das Yuzuriha, der Hund schlappte an Kuroganes Hand.
 

„Tomoyo-hime..“
 

„Tomoyo hat Sie verarztet, aber Sie haben kein Wort zu ihr gesagt, deswegen ist sie wieder rein gegangen. Und dann Sind sie einfach umgekippt...“, erklärte das kurzhaarige Mädchen.
 

Wie peinlich, ärgerte sich Kurogane und sah zu dem Wagon, aus dem Tomoyo – in seinem Traum? - gekommen war. Seine Ärmel waren hochgekrempelt und um seine Arme lag ein frischer, blütenweißer Verband.
 

„Soll ich sie noch mal rufen?“
 

„Nein.. ist gut. Bring uns .. zu der Adresse halt.“
 

„Okay!“ Eilig sprang sie auf und lief zu zwei Pferden, die gerade geräuschvoll Stroh fraßen. Kurogane starrte die ganze Zeit nachdenklich vor sich hin, während sie den Karren anspannte. Fye hockte schweigend neben ihm und hielt immer noch seine Hand. „Was war das...?“ Der größere Mann war völlig fassungslos.
 

„Na ja, sie war recht hübsch.“
 

Nun sah er doch in das blaue Auge. „Was hat das damit zu tun?“
 

„Na ja, hübsche Mädchen haben selbst auf die gestandensten Männer eine umwerfende Wirkung.“
 

„Red keinen Unsinn.“
 

„Tschuldigung.... wegen dem Schlag...“, die blonden Haare fielen über sein Gesicht, als er den Blick senkte, doch verbargen sie den Verband um sein Auge nicht ganz. Die Prellung war mittlerweile schwach blass violett. Kurogane widerstand dem Drang seine Hand auf Fyes Gesicht zu legen und darüber zu streicheln.
 

„Seit wann entschuldigst du dich für was?“
 

„.... keine Ahnung?“
 

„Ah... is okay, ich hab's ja auch getan.“
 

„....“
 

„Tut.. tut mir Leid“, brachte der Krieger zerknirscht hervor. Aber es stimmte wirklich, es tat ihm Leid, dass er Fye geschlagen hatte. Mensch war das kompliziert, er hatte sich noch nie für etwas entschudligt.
 

„Kein Problem, ich hab's ja auch getan“, Fye schmunzelte erst und grinste dann los. „Ich glaub Yuzuriha-chan winkt, lass uns hingehen! Schließlich müssen wir ja noch die Kinder finden, nicht wahr Kuro-nyaka?“
 

„Ah. Ich heiße übrigens Kurogane.“
 

„Alles klar, Captain Kuro-sama!“
 

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Dieser seltsame Tagtraum mit Tomoyo ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Langsam hatte der Krieger genug von Rätseln. Sie schienen schon Stunden durch die Pampa zu fahren, wofür sich das Mädchen auch ständig entschuldigte. Der große Hund hatte sich auf dem Schoß des Magiers nieder gelassen und ließ sich faul das Fell kraulen. Kurogane war fast eifersüchtig.
 

„Ach, Yuzuriha. Kann ich dich was fragen?“, meinte der gedächtnislose Magier auf einmal in das Schweigen hinein, das eine ganze Weile nur durch Hufgeklapper, Wagenknarzen und Schnaufen der Pferde gefüllt worden war.
 

„Aber sicher!“
 

„Sind hier irgendwelche... Neuankömmlinge angekommen? So die letzten Wochen? Ein Mädchen mit braunen Haaren und hübschen grünen Augen und dann ein Junge, der nicht von ihrer Seite weicht?“
 

„Ah! Sie meinen sicher Sakura und Shaolan!“
 

Kurogane war hellwach. „Sie sind hier?!“
 

„Ja, sie sind schon seit gut einem Monat in der Villa. Sie waren sogar einmal auf dem Rummel! Und so ein weißes Tier hatten sie auch dabei, echt lustig, Kusanagi hat ihm jonglieren beigebracht, dabei hat es doch so kurze Arme!“
 

Das war der Beweis, die Kinder waren hier. „Wo sind sie jetzt?“, wollte Kurogane wissen. Obwohl er das Thema angeschnitten hatte, streichelt der Magier nun wieder geistesabwesend den Köter.
 

„Jetzt? In der Hauptvilla, denke ich.“
 

„Da wollen wir hin!“
 

„Aber das geht nicht“, erwiderte sie verdutzt.
 

„Warum nicht?“, fragte Fye.
 

„Niemand darf da hin. Dort sind nur Maschinen und er...“
 

„Wer ist er?“, fragte Fye verwundert.
 

„Na, das oberste Familienoberhaupt. Warum wissen Sie das nicht?“
 

„Oh... doch. Zu viel Schnee vermute ich.“
 

Kurogane schwieg den Rest der Fahrt. Sie wussten wo die Kinder waren, sie würden dort auch irgendwie hinkommen. Der Magier schwieg ebenfalls, der Hund jankte etwas und schlabberte dem Blonden übers Gesicht. Das blaue Auge verlor für einen Augenblick seinen nachdenklichen Ausdruck und leuchtete freudig überrascht auf. Kurogane beobachtete das ganze nachdenklich. Einen Moment, einen ganz kurzen Moment kam ihn Fye viel jünger vor als er wirklich war. Aber ihn nach seinem Alter zu fragen war sinnlos, wenn er sich nicht erinnerte. Alles das, was er aus dem Magier herauspressen wollte, würde vielleicht für immer verborgen sein. Aber spielte das eine Rolle? Der Magier... Fye.. fasste immer mehr Vertrauen zu ihm, zeigte viel öfter Emotionen, sogar bei banalen Situationen wie jetzt. Kurogane hatte das Gefühl beruhigt sein zu können.
 

Wäre nicht die Begegnung mit Tomoyo ständig in seinem Kopf wiederholt worden.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Nach einigen Stunden Holperfahrt tauchte die erste von mehreren Villen vor ihnen auf. Hier wucherte die Natur nicht so wild, aber es gab große, alte Bäume. Laubbäume, Tannenbäume, aber auch tropische Pflanzen, quer Beet. Wenn es hier Technik gab, dann war sie nicht zu bemerken. Kein Bildschirm, nichts außer Vögel und Insekten flogen durch die Luft, hier und da sogar ein Schmetterling. Die Häuser waren wuchtig, verziert und sie hatten eine gewisse Eleganz und Stil, den selbst der ewig kritische Kunstbanause, der Kurogane nun einmal war, nicht bestreiten konnte. Vor einen der Villen hielt der Wagen knarrend, das tack-tack-tack der Hufen hatte alle Reisenden eingelullt und niemand mehr ein Wort gesprochen.
 

„Wir sind da!“, verkündete das Mädchen und sprang vom Reitbock. Sofort öffnete sich die grün-weiß verzierte Tür der Villa und eine junge Frau mit glatten, braunen Haaren und einer strahlend weißen Schürze kam heraus. „Monsieur Lalache und Monsieur Géré?“, fragte sie und machte einen Knicks.
 

„Das sind sie wohl!“
 

Langsam kam es Kurogane so vor als wäre dieses Mädchen immer überschwänglich fröhlich, egal in welcher Welt, sie hatten sie ja schon einmal im Kirschblütenland getroffen. Und auch fiel dem Krieger auf, dass Fye ihre vollen Namen vorhin nicht genannt hatte, obwohl sich das Mädchen vorgestellt hatte und ihm im Folgenden auch nur unter offensichtlichen Spitznamen angesprochen hatte. Lalache und Géré. Das hier waren also die Namen unter denen sie hier eingeschmuggelt worden waren. Aber er hatte immer schon gewusst, dass der Magier gerissener war als er tat.
 

„Bitte treten Sie ein, es ist schon alles vorbereitet.“
 

Fye wuschelte dem Hund noch einmal über das Fell, ließ sich die Hand abschlecken und sprang vom Wagen. „Ich hoffe Sie haben etwas zu Essen gemacht, wir sterben vor Hunger.“
 

„Aber selbstverständlich!“
 

Der Abschied von Yuzuriha verlief zumindest für den Krieger kurz und schmerzlos. Kurz darauf traten sie in das große Haus ein und standen auf einem weichen Teppich, die Mäntel wurden ihnen von anderem Personal abgenommen und im Hintergrund wimmelten noch viel mehr, die sich alle vor ihnen verbeugten. Danach brachte eine andere Frau sie zu ihren Räumen, in denen sie sich frisch machen und umziehen könnten, wenn es denn beliebte. Ihre Mahlzeit würden sie ihm großen Saal einnehmen können, alle ständen ihnen Tag und Nacht zu Diensten. Die Frau nannte auch ihren Namen, aber Kurogane hörte nicht zu.
 

~~~~~~~~~~
 

Die schwere Eichentür schloss sich mit einem tiefen, gedämpften Donnern und Kurogane war endlich wieder allein. Nach langer Zeit endlich mal wieder etwas zu kauen, das man Essen und nicht nur 'Matsch' nennen konnte, hatte Kurogane einen gewissen Frieden zurück gegeben. Er und Fye waren umsorgt worden wie Gutsherren an ihrem Hauptsitz und auch die Kleider, die auf dem Bett lagen, waren edel und denen aus Outo nicht unähnlich. Das Zimmer war hell und freundlich. Leichte, weiße Gardinen hingen vor hohen Fenstern, der Boden war aus Stein, aber warm. Nur die nötigsten Möbel waren im einen großen Raum angeordnet, ohne dass es leer wirkte.
 

Weich gab die Matratze nach, während er sich darauf niederließ. Kurogane atmete tief durch. Vielleicht sollte er schlafen. Er hatte sehr lange Zeit nicht mehr richtig geschlafen. Es kam ihm mehr vor als würde er ständig nur halb schlafen und dabei seinen Sinn für tiefen Schlaf verlernen.
 

Allmählich glitt er in die Bewusstlosigkeit ab. Die Weite und Ruhe des Zimmers taten gut, der kühle Wind, der durch das Fenster herein wehte umspielte sein Gesicht, seine müden Augen, klare, fische Luft, Lippen auf seinen-
 

Erschrocken riss er die Augen auf und sah in einen Sommerhimmel. Fye lächelte leicht und ließt sich neben ihm nieder sinken.
 

„Hast du nicht dein eigenes Zimmer, verdammt?“
 

Sie waren in dieser Welt ständig zusammen gewesen, und auch wenn er stets unruhig war, wenn er Fye im Hain nicht gesehen hatte, war ihm die Stille doch gerade angenehm gewesen. Stille und Ruhe, Zeit seine Gedanken zu sortieren, die Fye ständig durcheinander brachte.
 

„Soll ich wieder gehen? Ich wollte bei Kuro-tan sein“, summte die weiche Stimme an seinem Ohr gut gelaunt und als der Krieger zu Seite sah, war Fyes fressmüdes Gesicht ganz nah an seinem.
 

„Ich wollte nachdenken.“
 

„So~ ? Allein sein zum Nachdenken also~“
 

Leicht wurde Kurogane rot und sah wieder an die Zimmerdecke. Verdammter Magier, immer gab er ihm das Gefühl, etwas zweideutiges gesagt zu haben.
 

„Und über was?“
 

„Seit wir in dieser Welt sind... geht etwas seltsames vor sich. Ich habe dauernd das Gefühl mich an etwas zu erinnern. Doch was es genau ist, weiß ich nicht.“
 

Schwer seufze Kurogane als das Schweigen anhielt. Warum erzählte er Fye das? Er hatte keine Erinnerungen. Er verbarg nichts. Er. Verbarg. Nichts. Konnte gar nicht.
 

„Das nennt man, glaube ich, Déjà-vu“, hörte er Fyes Stimme weich an seinem Ohr.
 

Das kam ihm fremd vor, so als könnte er damit nicht umgehen. Bisher war es immer so gewesen, dass er versucht hatte dem Magier alles aus der Nase zu ziehen, er sah, dass irgendetwas falsch war, es ihn aufregte. Er sich einmischte, obwohl er wusste, dass es ihn nichts anging. Dass jeder sein eigenes Leben lebte. Aber er konnte es einfach nicht mit ansehen, nicht sehen, was er nicht verstand, nicht sehen, was.... ständig nach Hilfe schrie, und dabei nicht sah, dass er nur sich selbst helfen konnte. Dass er ihm dabei helfen würde, sich selbst zu helfen. Nur hatte Kurogane das damals selbst nicht verstanden. Zu überzeugt war er davon gewesen, dass er niemanden brauchte, dass er niemanden etwas anging, dass er gegen alles war, gegen die Welt, gegen den Magier, gegen jegliche Art von Schwäche.
 

Und nun lag eben diese verhasste Schwäche neben ihm, den Kopf auf an Schulter gelegt, fuhr Atem gegen seinen Hals und er musste nur den Kopf drehen und er könnte diesen Atem einsaugen, könnte den Magier voll und ganz besitzen. Aber das wollte er nicht. Er wollte Fye nicht kaputt machen, ihn nicht von außen verändern. Er wollte ihn verstehen, seine wahren Farben sehen. Denn das war es, was er an dem Mann nicht hasste, was er beschützen wollte. Er hatte es verstanden. Aber er wusste dennoch nicht, was er mit diesem Wissen anfangen sollte.
 

„Beschützen bedeutet nicht nur den Körper zu bewahren... auch die Seele muss beschützt werden...“, sprach Kurogane leise vor sich hin an die Decke. Das hatte einmal sein Vater gesagt.
 

„Ich will auch beschützen...“, murmelte Fye. Körper an Körper wurde es ganz warm. Und irgendwie fühlte es sich .... gut an. Gerade hatte der andere Mann ihn noch gestört, doch jetzt fühlte Kurogane fast so etwas wie ein Glücksgefühl in sich. Es war wohl wirklich passiert...
 

„Aber vielleicht solltest du diese Déjà-vu's auch nicht unterschätzen.“
 

„Warum denkst du das?“
 

„Na ja, wenn du sie dauernd hast.“
 

„Mein Kopf macht mir nur was vor.“
 

„Ja klar, aber sicher hat er einen Grund dafür...“, warf Fye nachdenklich ein.
 

„Mein Kopf hat einen Grund dazu mir irgendwelche Sinnestäuschungen vorzuspielen?“, hinterfragte Kurogane kritisch. Das konnte ja auch nur von dem Magier kommen.
 

„Manchmal hab ich ne Ahnung, dass was wichtig ist“, erklärte Fye, „als ich dich zum ersten Mal gesehen und dich nicht gleich erkannt habe, zum Beispiel. Und ich glaube deine Déjà-vus sind auch wichtig. Aber sonst... weiß ich überhaupt nicht was vor sich geht.... mit mir... oder mit den Menschen, um mich herum... aber das ist wohl immer so... Kuro-sama? Hast du schon mal etwas getan, von dem du Angst hattest, es zu bereuen?“, fragte Fye.
 

„Nein.“
 

„Ich glaube ich hab schon viele Dinge getan, von denen ich Angst hatte sie zu bereuen. Nur so ein Gefühl... ich weiß es nicht sicher. Warst du schon mal verliebt?“
 

„Nein.“, der Krieger schloss seine Augen, ließ seine Gedanken frei wandern, entspannte sich, obwohl er merkte, dass Fye schon wieder seine Spielchen mit ihm spielte. Dieser Mann sagte nie direkt das, was er sagen wollte... ständig musste man zwischen den Zeilen lesen...
 

„Und jetzt?“
 

„Weiß ich nicht genau.“
 

„Hm...“
 

„Und was denkst du?“
 

„Dass ich es vermutlich bin..“
 

„In mich? Sicher?“
 

„Du machst mich noch völlig bekloppt...“, murmelte Kurogane und spürte im selben Moment ein leichtes Gewicht an seinem Rücken. Fye hatte sich gegen ihn gelehnt.
 

„Du mich auch... lass uns schlafen... ich bin müde.“
 

Mit einer schnellen Bewegung stand der Ninja auf und bemerkte mit einem leichten Grinsen wie der ach so geschickte Magier das Gleichgewicht verlor und auf die Matratze kullerte. Im nächsten Moment war er wieder über ihm, Fye drehte mit einem Seufzen das Gesicht weg, kokettierte herum, doch Kurogane folgte ihm, küsste ihn und das überraschte „Kuro-pi?“ wurde von seiner Zunge erstickt. „Geschlafen wird später. Es ist noch hell...“, murmelte er als sie sich gelöst hatten. Vorsichtig schlängelten sich die Arme des Magiers um Kuroganes Oberkörper und ein wenig verloren sah er schon drein.
 

„Hey.“
 

„Sag es doch einfach.“
 

„Warum bist du so versessen darauf?“
 

„Wegen dem Video.“
 

Ach ja, das Video. Das hatte er beinahe vergessen. Mit einem schweren Seufzen löste sich Kurogane wieder von dem Blonden. Fye, der schon die neuen, edleren Klamotten trug krempelte den Ärmel hoch.
 

„Du musst deinen Arm auf meinen legen, sonst kannst du es nicht sehen.“
 

Kritisch zog der Angesprochenen die Augenbrauen zusammen. „Muss das sein, wenn es in meinem Kopf auftaucht, weiß ich nicht, ob es wirklich da ist.“
 

„Anders geht es nicht, ich kann das nicht projizieren wie Souma.“
 

Was immer 'projizieren' war, Kurogane tat wie geheißen und im nächsten Moment schossen Bilder auf ihn ein.
 

Der Hain. Menschen über Menschen, die auf dem Boden herumsaßen. Irgendein Fest. Musik. Ausgelassen Tänze. Dort, er erkannte Storm und den Alten. Es war als schwebte Kurogane im Raum, aber er wusste, dass er nur das sah, was die Kameras aufgenommen hatten. Das Bild schien genau so zweidimensional wie das Video, das er bei Souma gesehen hatte.
 

Er kam näher, die Gesichter der Menschen wurden deutlicher. Ein paar kamen ihm bekannt vor. Das Feuer brannte hell, rauchlos und flackernd, plötzlich wand sich eine Person mit blonden Haaren genau zur unsichtbaren Kamera um und Kurogane sah das breit lächelnde Gesicht des Magiers. Seine Wangen waren wohl vom Alkohol gerötet. Neben ihm saß Hime und amüsierte sich gerade über einen lautlosen Spruch, den der Doktor mit gewichtiger, überheblicher Miene von sich gegeben hatte. Shaolan war auch nicht weit.
 

Der Winkel veränderte sich etwas und Kurogane sah sich selbst. Grummelig starrte er in das Feuer, aber... wurde er gerade tatsächlich rot?! Ninjas erröteten nicht, auch wenn es sich nur um ein Ebenbild aus einer anderen Dimension handelte! Der Blondschopf drehte sich wider um und schmiss sich an sein anderes Ich, brabbelte vor sich hin und machte sich dann gemächlich an seinem Nacken zu schaffen.
 

Kein Wunder, wenn der Magier solche Bilder kannte, erklärte es sich von selbst, warum er ihm immer so nahe gekommen war. Nicht, dass das in der anderen Welt anders gewesen wäre. Kurogane erinnerte sich – mit nun nicht mehr ganz so großem, aber immer noch genervten - Grauen an Fyes Anhänglichkeit im Kirschblütenland.
 

Die Neckerei des Magiers ging weiter und endlich verzogen die Beiden sich vom Lagerfeuer. Doch anstatt dass das Video dort endete, wechselte nur die Szene und plötzlich stand Kurogane im Inneren eines Zeltes. Nackte Köper. Berührungen. Bewegungen. Alles sehr eindeutig und auch wenn er den Magier sehr gerne nackt sah.... er brauchte nicht mehr zu sehen, um zu verstehen, denn... Kurogane errötete, anscheinend waren auch das Ebenbild des Magiers und sein Ebenbild sich.... zumindest körperlich sehr zugetan.
 

„Du kannst das hier abbrechen...“, sagte Kurogane einfach in der Hoffnung Fye würde ihn hören.
 

Im nächsten Moment saß er wider in dem hellen Zimmer. Der verdammte Magier wirkte selbst etwas verlegen und rutschte auf dem Bett hin und her. „Na ja... selbsterklärend, oder?“
 

„Ja. Aber das ist nie passiert.“
 

„Nie?“
 

„Nein, das hab ich dir doch erklärt.“
 

„Ich glaub ich hab es nicht ganz verstanden. Ebenbilder? Dimensionen? Gibt es noch andere Welten als diese?“
 

Oh je.
 

„Ja. Ne Menge. Und in jeder gibt es dich und mich und alle anderen. Nur irgendwie anders. Selbes Herz, anderes Leben, oder so n Scheiß.“
 

„Auf dem Video hast du's gesagt.“
 

„Was?“
 

„Dass du mich liebst.“
 

Kurogane errötete. „Das war ich nicht.“
 

„Selbes Herz, hast du gesagt.“
 

„So einfach ist das nicht!“ Versuchte Kurogane die Diskussion zu beenden. Darüber hatte er wirklich noch nicht nachgedacht, ob das zwangsweise auch die selben Gefühle waren, die ihre Ebenbilder empfanden. Aber das konnte nicht sein, die Welten waren verschieden und nicht in jeder Welt kannte jeder die Personen, die er auch in anderen Welten kannte.
 

„Das heißt....“, versuchte Fye das Ganze irgendwie zu fassen. „Das dort sind gar nicht du und ich sondern Menschen, die in dieser Welt geboren sind?“
 

„Ja.“
 

„Und du kommst..... aus 'Japan', dort willst du hin zurück...“
 

„Und du kommst aus 'Ceres'.“
 

„Wie ist Ceres so?“
 

„Keine Ahnung, du sprichst nie darüber. Aber dort soll es wohl viel schneien.“
 

„...Ich spreche wohl sehr selten über irgendetwas....“, murmelte Fye nachdenklich und irgendwie niedergeschlagen.
 

Kurogane entfuhr ein schweres Seufzen. „Du redest ununterbrochen! Aber es stimmt, selten sagst du wirklich was.“
 

Traurig sah Fye ihn an. „Also kannst du mir auch nicht sagen, wer ich bin....“
 

„.... nein.“
 

„Und das mit uns...“,wieder verbargen die blonden Strähnen sein Gesicht. „stimmt auch nicht...?“
 

„Nicht so, wie du auf dem Video gesehen hast. Den Rest musst du selbst wissen.“
 

Schweigen entstand zwischen ihnen. Kurogane fragte sich, ob es immer so schwierig war jemanden zu beschützen, oder ob es nur schwierig war, wenn die Person so kompliziert war.
 

Schwer seufze Fye und lehnte sich in die Kissen zurück.
 

„Mach dir keine Gedanken,“ Kurogane meinte seine Worte wirklich ernst. „Irgendwann kommt deine verdammte Erinnerung schon wieder.“
 

Der Magier rollte sich zusammen und zog die Decke über sich, seufzte in SEIN Kissen und schloss die Augen in SEINEM Bett. Doch Kurogane sagte nichts dagegen.
 

Eine ganze Weile ließ er seine Gedanken ohne bestimmtes Ziel herumtreiben. Es war wohl so gegen Mittag, doch das deftige Essen in seinen Magen machten auch ihn etwas schläfrig. Kurogane drehte sich um und sah auf den scheinbar schlafenden Mann. Sein blondes Haar hatte sich kreuz und quer auf dem ganzen Kissen verteilt und sein Gesicht presste ins Kissen hinein, so dass der Krieger unmöglich sagen konnte, ob Fye schlief oder wach war.
 

„Hey...“
 

Keine Antwort.
 

Atemzüge.
 

„Notfalls fragen wir die Hexe. Auch wenn diese verdammte Halsabschneiderin wieder so n verdammten Preis verlangen wird.“
 

Oh Mann, Kurogane konnte diese verdammte Hexe echt nicht leiden. Sie konnte sich ja nicht einmal vernünftig anziehen... und ständig dieses wissende Grinsen, es machte ihn einfach wahnsinnig!
 

„Aber wenn sie mir erzählt, ich müsse dann auch durch die verschiedenen Dimensionen rennen, um deine Erinnerung in Form von Federn zu suchen, reiß ich dir den Kopf ab! Sicher bist du in deiner Blödheit nur irgendwo gegen gerannt und kannst dich deswegen nicht erinnern.“ Verdammt, Kurogane ärgerte sich. Da wollte er etwas Aufmunterndes sagen und ihm vielen nur Beleidigungen ein.
 

„Pf...“, kam aus dem Kissen hervor. Ein komisches, pfeifendes Geräusch, das sich zu einem Lachen steigerte.
 

„Kleine Katzen müsstest du sammeln.... oder Vögel...“ Fye setzte sich auf und sah Kurogane mit einem Lächeln an. „Ach, Kuro-sama! Mein Lieblingsninja~!“
 

Von einer bösen Vorahnung gepackt wich Kurogane etwas zurück, doch Fye verfolgte ihn, rückte nach. „Was denn~?“ Dieses Grinsen konnte nichts gutes Bedeuten. „Rück mir nicht so auf die Pelle! Außerdem, du hast dein eigenes Zimmer!“
 

„Ach Kuro-chu! Du bist so süß wie Schokolade!“
 

„Verdammt red nicht immer so einen Scheiß und was machst du da?!“
 

„Nachtisch!“
 

Dagegen hatte Kurogane allerdings nichts einzuwenden und nachdem sie damit fertig waren sich über das ganze Bett zu jagen und zu necken, sich halb besinnungslos zu küssen und herumzualbern (albern tat natürlich nur der Magier, Ninjas alberten nicht herum!), erzählte der Krieger Fye so gut es ging von ihrer bisherigen Reise.
 

Wie sie bei der Hexe der Dimensionen begann, was der Knirps suchte und warum sie sich ihnen angeschlossen hatten. Kurogane erzählte von Hanshin, den Land Koryu, Spirit und dem Kirschblütenland Outo, das eigentlich nur eine Spielwelt war und eigentlich die Welt Hedonis war. Er erzählte auch, dass seine Prinzessin ihn weggeschickt hatte und er der stärkste Mann Japans war, aber auch das wenige, was er über den Magier wusste. Dass er weglief, vor einem König namens Ashura, dass er besessen von Süßigkeiten war (das allerdings entlockte Fye nur ein bestätigendes Nicken) und sich auch in Todesgefahr weigerte Magie anzuwenden. Der Ninja hatte das Gefühl in seinem Leben noch nie so viel geredet zu haben.
 

~~~ Ende Kapitel 24~~~
 

Anmerkung: Endlich! Es tut mir so Leid, dass es wieder was gedauert hat, aber eine üble, penetrante Schreibblockade hatte sich bei mir aufgetan. Auch wenn hier relativ wenig Handlung drin war, fand ich mal wichtig ihre Gefühle ein wenig klarer zu definierten, oder bzw. nicht. Hoffe auf konstruktives Feedback.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lady_Ocean
2008-03-24T23:06:20+00:00 25.03.2008 00:06
Ach, siehste! In der Zwischenzeit hatte ich voll vergessen, dass mir beim Lesen doch noch ein Gedanke zu Fye gekommen war, und jetzt fällt mir das aus heiterem Himmel wieder ein XD.

Mir ist da nämlich was aufgefallen :). In dieser Videosequenz sieht Kuro ja den Fye aus diesem Land und sein anderes Ich. Und dort schreibst du, dass der Fye da eine schwarze Augenklappe hatte. Als Kuro DIESEN Fye aber das erste Mal in dem Land getroffen hatte, waren beide Augen noch in Ordnung. Also entweder du hast da einen kleinen Fehler drin oder es ist WIRKLICH der echte Fye, mit dem Kuro hier unterwegs ist :D. *grad die Erleuchtung erfahren hat**lol*
Von:  Lady_Ocean
2008-03-12T11:44:33+00:00 12.03.2008 12:44
Awwwwww~ der Schluss ist so süß, so SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜß X3! Ich bin mal gespannt, wie lange Kurogane noch braucht, bis er seine Gefühle vor sich und vor Fye zugeben kann :).

Okay, viel schlauer bin ich nun wirklich nicht, aber man spürt deutlich, dass es vorwärts gibt. Kuro und Fye kommen den Kindern endlich näher, aber da mit leider Gottes auch Ashura. Egal, was da noch kommen mag, es wird mit Sicherheit unangenehm.
Und ich bin froh, dass der Traum noch einmal erwähnt worden ist. Auch wenn die Situation, in der er vorgekommen ist, wirklich mehr Verwirrung gestiftet als Aufklärung geliefert hat. Fyes Verhalten in diesem Moment war wirklich seltsam. Es wirkte ein wenig so, als würden diese verlorenen Erinnerungen in einem tranceartigen Zustand für einen Moment an die Oberfläche zurücksickern, unbemerkt von Fyes Bewusstsein. Na ich bin wirklich gespannt, was er da für einen Kuhhandel mit Yuuko eingegangen ist. Und vor allem: Warum!
Wobei man ja aber immer noch nicht genau sagen kann, welcher Fye das nun ist - der aus dieser Welt oder der Fye aus Ceres?

Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel ^^. Und dann werde ich hoffentlich auch wieder schneller zum Weiterlesen kommen.
Von:  Schreiberling
2008-03-08T15:31:36+00:00 08.03.2008 16:31
Hallo.

Also wie bereits erwähnt bin ich mir noch immer nicht sicher, welcher Fye nun welcher ist etc pp
Kurogane könnte ja auch die ganze Zeit mit dem falschen Fye unterwegs sein, oder?
Trotzdem finde ich es echt schön, wie sie sich so unterhalten und miteinander umgehen.^^
Als Tomoyo aufgetaucht ist, da war ich auch wieder überrascht, aber Fye hat schon recht. Da Kurogane solche Sachen andauernd hat, sollte er sie nicht ignorieren sondern versuchen ihnen einen Sinn abzugewinnen.

Dann ist da noch die neue Auskunft über die Kinder.
Bin gespannt ob sie dort wirklich die Kiddis treffen und ob es nicht zufällig dasselbe Haus ist, wo der Fye aus dem sterilen Raum ist.
Ich bin schon sowas von gespannt, wie es weitergeht und ich wünsche dir viel Glück, dass keine Schreibblockade mehr kommt.^^
VLG
Von:  CptJH
2008-03-08T09:18:48+00:00 08.03.2008 10:18
Hehehe die VErwirrung is immer noch da...
Aber ansonsten ist das Kapitel toll, wie immer!^^
ICh mag die Szene in der VIlla.^^


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