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Taking the chance

1 Jahr, um zu bekommen, was du willst
von

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Tränen über Tränen

Hi ihrs!

Tut mir echt leid, dass es so lange gedauert hat!

@Tonia: Danke für deine vielen Kommis! Hab mich wirklich gefreut und du kannst mich gern weiter damit nerven:)
 

Also viel Spaß beim nächsten Kapitel!
 

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Tränen über Tränen
 

"Also", begann Kenny mit einem dramatischen Unterton in der Stimme. Die Bladebreakers waren mehr oder weniger freiwillig vollständig in seinem Zimmer versammelt. Tyson saß auf einem Stuhl und blickte ihn mit offenem Mund an, Hilary neben ihm drückte geistesabwesend seine Hand, Max starrte vor sich hin grinsend aus dem Fenster, Kai hatte friedlich die Augen geschlossen und verriet nur durch kurze Regungen, dass er wach war. Und Ray lehnte ganz entgegen seiner Art an der Wand, schaute niemanden an und schwieg auch sonst die ganze Zeit. Kenny seufzte. Interessierte es sie alle den wirklich überhaupt nicht, was er nach stundenlanger Analyse und Auswertung herausgefunden hatte? Wobei er nachdrücklich einräumen musste, dass er eine wesentliche Hilfe durch Carmens CD- Rom gehabt hatte. Aber er hätte es natürlich auch ohne diese Daten herausgefunden. Kenny plusterte sich innerlich auf. Das wäre ja wohl das erste Mal gewesen, dass er einem Beyblade Geheimnis nicht auf die Schliche gekommen wäre. Er haute bestimmt mit der Hand auf den Tisch und hielt sich diese keine Sekunde mit schmerzerfülltem Gesicht in der anderen Hand. Immerhin hatte der dumpfe Schlag geholfen, Kai, Max und Tyson zurück in die Realität zu holen und Kenny konnte nun riskieren seinen Vortrag zu beginnen.

"Also", wiederholte er mit ernster Miene. "Wie ihr wisst, hat bereits ein Bladebreaker gegen die Temptations verloren." "Zwei.", fügte Kai in Gedanken hinzu, "Zumindest hätte ich verloren, wenn wir unser Match jemals beendet hätten." Er ließ sich nichts anmerken und blickte zu Kenny. "Diese Bladerin - Natsue- hat Tyson mit Leichtigkeit geschlagen.", fuhr Kenny fort und Hilary drückte kurz Tysons Hand, in der Annahme, Tyson würde immer noch schwer mit seiner Niederlage kämpfen. Kenny räusperte sich und drehte seinen Laptop so, dass alle anderen den Bildschirm betrachten konnten. Ein Bild von Natsue und ihrem schwarzen Blade war zu sehen. "Die Temptations bestehen erst einmal aus Natsue.", erklärte der Chef und deutete auf den Bildschirm, "Ihr vollständiger Name lautet Natsue Hana Hanasaki und sie kommt aus Japan. Sie ist 16 und ist seit vier Jahren ein Mitglied ihres Teams. Genauso lang gibt es übrigens auch die Temptations. Der Grund, warum sie Tyson besiegen konnte" Bei diesen Worten trat Interesse in Tysons Augen und er schüttelte unbewusst Hilarys Hand ab. Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu, doch Tyson bemerkte es nicht. Kenny sprach weiter: "Das Geheimnis liegt in ihrem Blade. Die Temptations gebrauchen nicht die üblichen Bauteile. Es sind selbst entwickelte und über die Jahre perfektionierte High - Tech Bauteile. Entworfen von Carmen Asuka, der Mechanikerin im Team." Nun blickten alle Bladebreakers den Chef mit einer Mischung aus gehobenem Interesse und Entsetzen in den Augen an. Max meldete sich als Erster zu Wort. "Das heißt, wir wissen nichts.", schlussfolgerte er geschockt, "Und wir haben nicht den Hauch einer Chance etwas herauszufinden." Kenny blickte ihn nachdenklich an. "Doch, Max. wir haben alle Information über ihre Blades und deren Bauteile. Bis ins kleinste Detail.", sagte er angespannt. "Woher?", fragte Ray, der nun das allererste Mal sprach. Kai warf ihm einen stirnrunzelnd einen Blick zu. So knappe Fragen kamen normalerweise nicht von dem Chinesen. Tief einatmend, formte Kenny in seinem Kopf bedächtig die Antwort. "Die Temptations haben sich einheitlich dazu entschieden, dass sie einen fairen, ausgeglichenen Kampf gegen uns wollen. Unsere Daten sind weltweit bekannt, deshalb haben sie uns ihre Daten zur Verfügung gestellt." Die Worte hingen in der Luft und jeder ließ sie langsam in seinen Kopf eindringen. Kenny biss sich auf die Lippe und auch Hilary sah beunruhigt aus. Dieses Mal war es Kai, der mit dem Reden begann. "Jedes Mitglied der Temptations hat dabei zugestimmt?", fragte er, in dem Versuch sachlich zu bleiben. Doch in dieser Geste schwamm ein Hauch von Mitleid mit und das gefiel ihm nicht. Kenny bejahte seine Frage. Damit hatte er gerechnet. Die Jungs hatten ein gewaltiges Problem mit der Tatsache, dass der augenscheinliche "Feind" ihnen alle notwendigen Daten zukommen hatte lassen. Auch Kenny hatte mit sich gerungen, bevor er die CD-Rom benutzt hatte. Aber man musste die Situation ins Auge fassen: Sie hätten niemals eine Möglichkeit gehabt, ein Match zu gewinnen.

Tyson blickte seine Freunde an und zu aller Überraschung bildete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Du hast alles versucht, nicht wahr, Chef?", fragte er und alle blickten den kleinen Braunhaarigen an. Dieser nickte eifrig. "Natürlich!", schwor er. "Dann, Leute,", sagte Tyson, "haben wir keine andere Wahl. Ich glaube nicht, dass die Temptations uns Daten gegeben haben, die uns sofort einen Weg zeigen sie zu besiegen, oder Kenny?" "Nein, Tyson hat Recht.", bestätigte Kenny, "Es sind nur die technischen Daten ihrer Blades, nicht mehr. Einen Weg sie zu besiegen müssen wir selbst finden und das allein wird bereits ein harter Job." Tyson grinste in die Runde. "Da haben wir's. Sie haben uns lediglich die Daten gegeben, die auch jeder von uns haben kann. Und ich bin mir sicher, dass die Mädels stark genug sind, dass sie nicht auf einen Vorteil eines Geheimnisses angewiesen sind. Ich kenne meine Schwester und ich glaube auch Natsue so gut zu kennen, als dass die beiden sich nicht hinter Bauteilen verstecken müssen." Hilary verkrampfte sich unmerklich bei seinen Worten und es versetzte ihr einen kräftigen Stich wie Tyson von der blauhaarigen Bladerin redete.

Und es machte sie traurig. Sehr traurig. Sie stand auf. "Sorry Leute. Mir ist noch was eingefallen! Ich muss noch mal los! Bis nachher." Hastig stand sie auf und verließ das Zimmer.

"Okay.", stammelte Kenny und sah ihr verdattert nach. Dann besann er sich auf seinen Vortrag und ging Stück für Stück alle Daten mit den Jungs durch.
 

“WIE DU WILLST!!”, hallte eine Stimme zittrig vor Wut durch den Gang. Kurz darauf hörte man eine Tür krachend ins Schloss fallen. Kim beeilte sich Unterschlupf in einem dunklen Nebengang zu suchen, um geduldig abzuwarten bis ihr Bruder Tony wutschnaubend vorbeigerauscht war. Dann huschte sie mit einer bösen Vorahnung aus ihrem Versteck und ging geradewegs in Lourdes’ Zimmer. Diese saß mit angewinkelten Beinen auf ihrem Bett. Stumme Tränen perlten über ihre Wangen. “Oh nein.”, murmelte Kim und presste eine Hand auf ihren Mund. Lourdes nickte leicht. “Wir... wir haben uns getrennt!”, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. “Ach Süße!” Kim ging zum Bett und schloss Lourdes in die Arme. Diese legte den Kopf an die Schulter ihrer Freundin und schluchzte leise.

Auf einmal aber klopfte es an die Tür. Die Mädchen sahen auf und Kim rief: “Herein!”. Die Zimmertür ging auf und ein besorgt aussehender Lee trat ein. In der Hand hatte er eine große gelbe Sonnenblume. Als er Lourdes’ tränenüberströmtes Gesicht sah, seufzte er traurig. “Ich habe Tony gerade gesehen.”, sagte er vorsichtig, “Und ich hatte Angst, dass du dir was antust.” Die letzten Worte waren leiser aus seinem Mund gekommen. Lourdes brachte trotz ihres Kummers ein klägliches Lächeln zustande. “Komm... doch rein.”, murmelte sie mit schwacher Stimme und deutete auf das große Bett, auf dem Lee trotz der beiden Mädchen noch leicht Platz gehabt hätte. Der Chinese sah ein wenig verlegen aus, als er den Raum durchquerte und neben Lourdes Platz nahm, die immer noch in Kims Armen lag. Diese sah Lee interessiert an. Er reichte Lourdes die Sonnenblume und zeigte auf sein T-Shirt. “Ich habe das kaputte T-Shirt an, falls du noch ein Taschentuch brauchst.” Lourdes lachte weinend. “Danke!”, schluchzte sie und drückte die gelbe Blume an ihre Brust. Kim lächelte. Das war wirklich süß gewesen. Vielleicht hätte ihr Bruder einfach nur auch einmal solche kleinen Gesten vorbringen sollen. Sie seufzte innerlich. Das gab wieder ein Problem. Immerhin waren sowohl Lourdes als auch Tony im selben Team. Und zwar in dem Team, in dem auch sie selbst mit ihrer Schwester Shenay war. Für Lourdes würde das als Teamleaderin in der ersten Zeit bestimmt fürchterlich schwer werden.

Kim schreckte aus ihren Gedanken, als Lourdes sie mit schriller Stimme mit dem Jungen bekanntmachte. Sie stellte ihn als “Lee Kon” vor und erzählte mit langsam versiegenden Tränen von ihrem ersten Treffen und wie er sein T-Shirt geopfert hatte, um ihre Tränen zu stillen.
 

Ray und Tyson gingen schweigend nebeneinander den Gang entlang. Die Zimmer von Max und Kai befanden sich in der gegenüberliegenden Richtung und als Kenny seinen Vortrag beendet hatte, waren sie alle zu dem Entschluss gekommen, dass sie Zeit zum Nachdenken bräuchten. Hilary war so plötzlich verschwunden. Tyson hatte es gar nicht richtig bemerkt, aber jetzt als er darüber nachdachte... Er war wohl ziemlich gemein zu ihr gewesen. Zumindest nicht so, wie ein Freund sich verhielt. Doch dazu kam, dass er immer noch nicht im Klaren über seine Gefühle war. Noch immer fühlte er sich noch nicht... überglücklich, wenn er mit ihr zusammen war. Er mochte ihre Beziehung so, wie sie war, bevor seine Gefühle angefangen hatten verrückt zu spielen. Und jetzt machte er sie unglücklich, selbst wenn er gar nichts tat. Und das wollte er nicht. Was er wollte, war nur das alles wieder so wäre, wie vor dieser Beziehung. Mit einem Schrecken erkannte Tyson plötzlich, dass das was er für Hilary fühlte, keine Liebe war. Es war die stärkste Form von Freundschaft, die es gab... aber nicht mehr. Tyson schluckte bekümmert. Das bedeutete, dass er sich von Hilary trennen müsste. "Dann sind Hilary und du jetzt ein Paar?" Tyson hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Ray noch bei ihm war. "Jaah.", antwortete er gedehnt. Ray sah ihn von der Seite an. “Nicht so wie du es dir vorgestellt hast?”, fragte er. Sie waren vor Tysons Zimmer angekommen. Tyson sah ihn schockiert an. So schonungslos direkt war Ray normalerweise nicht. Andererseits war Ray den ganzen Tag über schon anders gewesen, als sonst. Und wenn er so darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass es Ray selbst auch nicht besonders gut ging. Tyson wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Ray besann sich in diesem Moment. “Sorry!”, begann er, “Hätte ich nicht sagen sollen, echt, tut mir Leid, Alter.” “Kein Problem.” Tyson winkte ab und gab Ray einen Klaps auf die Schulter. Tyson grinste schwach und Ray gab genauso erbärmlich die Andeutung eines Lächelns zurück. “Na dann.” Tyson legte eine Hand auf die Türklinke.

“Ray!” Die beiden Jungs treten sich um und sahen eine atemlose Natsue auf sie zuhasten. Tyson blickte überrascht, doch Rays Gesichtzüge verhärteten sich. Es konnte nur einen Grund geben, warum die Blauhaarige mit ihm reden wollte. Natsue kam schwer nach Luft schnappend vor den Jungs zum Stehen. Sie hielt sich die Seite und brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen. “Hi.”, sagte sie schließlich. Tyson grinste sie an. “Hi.”, gab er zurück, “Warum rennst du denn wie eine Irre hier durchs Haus?” Natsue lächelte kurz. “Ich muss Ray noch unbedingt noch was sagen.” Sie warf Ray einen Blick zu und wurde ernst. “Was willst du?”, fragte Ray rau. “Ich muss dich um etwas bitten!”, sagte Natsue und wandte sich nun ganz dem Chinesen zu. Tyson schaute verwirrt vom einen zum anderen. Das verstand er nun wirklich nicht. “Es gibt nichts, um was du mich bitten müsstest.”, erwiderte Ray knapp. “Ich glaube schon.”, sagte Natsue bestimmt, “Hör zu, Ray. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Und ich bin nicht hier, um irgendetwas zu erklären oder zu rechtfertigen. Das Einzige, das ich von dir will, ist dass du sie anhörst.” Natsue blickte direkt in Rays Augen, bis dieser schließlich wegsehen musste. Er nickte. Natsues Gesichtsausdruck wurde wieder weicher. “Danke.”, sagte sie. Ray drehte sich wortlos um und ging in sein Zimmer, welches nur zwei Türen entfernt von Tysons lag.

Tyson sah verdattert zwischen Natsue und Rays geschlossener Zimmertür hin und her. “Was war das denn?”, wandte er sich an die Blauhaarige. Diese lächelte schwach. “Etwas, das hoffentlich bald wieder in Ordnung kommt.”, redete sie sich heraus. Tyson grinste. “Keine Chance!” Er versperrte Natsue mit dem Arm den Weg. “Du musst mir jetzt schon erzählen, was da war!” Natsue seufzte und warf Tyson einen seltsamen Blick zu. “Ich weiß nicht, ob das so gut wäre, Tyson.”, meinte bedenklich, “Wirklich, ich weiß nicht, wie du darauf reagierst.” Tyson grinste. "Hast du etwa vergessen, dass ich der Weltmeister bin? Ich werd mit allem fertig!", brüstete er sich. Natsue hob vielsagend eine die Augenbrauen. "Inoffiziell bin ja aber ich die neue Weltmeisterin. Schon vergessen? Ich habe dich fertig gemacht!", trumpfte sie neckisch auf. Tyson verschluckte sich. "Warte nur, bald bin ich auch inoffiziell wieder Weltmeister!", presste er zähneknirschend hervor. Natsue lachte und wandte sich um. "Bis dann, Champ!", rief sie über die Schulter und war im Aufzug verschwunden, noch bevor Tyson sich beschweren konnte.
 

Die Zeit verging und der Abend kam. Das Abendessen, bei dem nur einige wenige anwesend waren, ging vorüber. Es war ihr letzter Tag vor Schulbeginn. Doch trotzdem war das Hotel in eine ungewöhnliche Stille gefallen.

Ray saß auf dem roten Sofa seines Zimmers und knetete seine Hände. Natsues Worte hallten in seinem Kopf wieder. Hör zu, Ray. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Das Einzige, das ich von dir will, ist dass du sie anhörst. In Gedanken wiederholte er die Worte immer und immer wieder. Natsue hatte von Chiyoko gesprochen, das war ihm völlig klar. Das bedeutete also, dass sie wusste, was zwischen ihnen vorgefallen war und was definitiv bedeutender war, es bedeutete, dass Chiyoko ihn aufsuchen würde, um mit ihm zu reden. Und das bereitete Ray Unbehagen. Er war maßlos enttäuscht von ihr und wenn er ehrlich war, war er unglaublich wütend. Und zwar auf sie.

Aber was sollte er tun, wenn sie zu ihm kommen würde? Ray war sich nicht sicher, ob er die Kraft dazu hatte sie wegzuschicken. Obwohl er so tief verletzt war. Er hatte versprochen wenigstens anzuhören, was sie zu sagen hatte. Aber danach, wenn sie alles gesagt hatte. Ray konnte einfach nicht glauben, dass es irgendeine Erklärung gab, die ihr Verhalten wirklich vollkommen entschuldigte.

Er schreckte aus seinen rastlosen Gedanken. Es hatte an seiner Tür geklopft. Da war sie.

Ray krampfte seine Hände schmerzhaft zusammen und stand nach einer kleinen Ewigkeit steif auf. Als er die Tür öffnete, wollte Chiyoko gerade noch einmal anklopfen. Doch als sie ihn sie, blieb ihre Bewegung wie in der Luft erstarrt hängen. Sie sah schrecklich aus. Ray musste zugeben, dass sie aussah, als hätte sie nur geweint. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz, doch er war selbst zu verletzt, als das er sie getröstet hätte. “Ja?”, fragte er in einem harschen Tonfall. Chiyokos Lippe begann leicht zu zittern und ihr schossen die Tränen in die Augen. Sie schluckte heftig. “Ray, ich-”, begann sie mit brüchiger Stimme, “Ich muss... mit... dir reden...” Ray starrt sie nur an, dann trat er schweigend zurück und ließ sie eintreten. Die Tür schloss er hinter ihr. Was er momentan wirklich nicht wollte, war sie hier zu haben, aber es wäre noch schlimmer, wenn jemand auf dem Gang etwas mitbekommen würde. Chiyoko stand in der Mitte des Raumes, völlig fehl am Platz. Ray dagegen hatte sich nicht bewegt, er stand nahe der Tür, hatte die Arme verschränkt und den Kopf zur Seite geneigt. Es zerriss ihr beinahe das Herz. Chiyoko zitterte nun am ganzen Leib und sie konnte den Tränenfall nur mit Mühe zurückhalten. “Ray, es tut mir Leid!”, presste sie hervor und die erste Träne fiel. Ray zuckte die Schultern. Mit einem “es tut mir Leid, Ray” hatte er gerechnet und diese Entschuldigung genügte ihm nicht. Tränen hatte er auch erwartet, aber er hatte die ganze Zeit gehofft, dass sich dies nicht bewahrheiten würde. Sie weinen zu sehen war furchtbar und er musste den Blick von ihr abwenden, damit er sie nicht tröstete.

Doch Chiyokos Tränen fielen immer stärker und unnachgiebiger. Sie trat einen Schritt auf Ray zu, machte aber keinen zweiten. Ihre Arme hatte sie um ihren Körper geschlungen, um das Zittern zu besänftigen, doch es half wenig. Sie schluchzte leise. “Ray.”, brachte sie noch einmal hervor, “Ray, ich weiß, nichts was ich sage, kann es entschuldigen... aber ich kann es nicht mehr ungeschehen machen. Ich war betrunken, komplett betrunken, und ich schwöre, ich habe nicht einmal bemerkt, was ich getan habe. Erst als-” Ihre Stimme brach ab und sie blickte auf den Boden. Ihre Tränen flossen in einem unversiegbaren Fluss aus den blauen Augen. Leiser begann sie erneut: “Als ich dich gesehen habe. Dein Gesicht, dass auf einmal in meinem Kopf auftauchte. Und deine Augen... wie sie zuerst noch unbekümmert waren und dann auf einmal so voller... Schmerz... Weil du mich gesehen hast, wie ich einen anderen Jungen geküsst habe...” Chiyokos Stimme war zuletzt immer leiser geworden. Dann sah sie plötzlich auf und ging noch einen Schritt auf Ray zu. Sie waren nun nicht mehr weit voneinander entfernt, dennoch blickte Ray sie noch immer nicht an. “Ray!”, sagte Chiyoko verzweifelt, “In diesem Moment, als du dich von mir weggedreht hast... in diesem Moment habe ich mich schlechter gefühlt als jemals zuvor in meinem ganzen Leben... Ich habe alles verdorben... Ich bin dir nachgerannt, aber... aber... der Alkohol... als ich den Raum endlich verlassen hatte, warst du schon nicht mehr da... Du warst weg...” Chiyoko sah ihn offen an, ungeachtet der Tränen, die auf ihr T-Shirt tropften und es durchnässten. Ray biss sich auf die Lippe und ballte die Fäuste. Er wollte ihr so gern verzeihen, aber...

Chiyoko überwand den letzten Abstand zwischen ihnen, stand nun direkt vor ihm. “Ich liebe dich, Ray!”, schluchzte sie, bevor ihre Stimme versagte. Ray drehte mit einem Ruck und sah in ihr verheultes Gesicht. Damit hatte er nicht gerechnet. Nicht mehr. Und es überraschte ihn. “Wirklich?”, fragte er leise und blickte sie traurig an. Chiyoko nahm sein Gesicht in ihre Hände. “Ich liebe dich.”, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. Unbewusst neigte Ray seinen Kopf näher an ihre Hand. Er konnte ihr vergeben und er war sich sicher, dass er es bereits getan hatte. Aber er würde es nicht vergessen. Das konnte er noch nicht. Dazu musste der tiefe Riss in seinem Herzen erst einmal verheilen. Doch der Riss würde sich langsam, sehr langsam, schließen. "Sollen wir noch einmal von vorne anfangen?", murmelte er. Chiyoko zog sanft ihre Hände zurück und nickte. "Okay...", sagte sie leise. "Dann hör bitte auf zu weinen...", bat Ray und strich ihr behutsam eine Träne aus dem Augenwinkel.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Veilchen
2008-04-02T17:04:15+00:00 02.04.2008 19:04
Hi^^
ich finde das Kapitel echt süß, vor allem der Schluss gefällt mir^^
danke für deine Benachrichtigung, hat sich echt gelohnt das hier zu lesen^^
ich freu mich schon auf weiteres, mach weiter so
hdl
Tonia


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