Zum Inhalt der Seite

Little Man - Great Heart

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~ His 'nice' parents ~

~Seine 'netten' Eltern~
 

Das Handy summte auf dem Nachttisch, aber Florian bekam es gar nicht mehr mit. Er war nach seiner Abendrunde Jogging müde ins Bett gekippt. Nicht einmal am nächsten Morgen warf er einen Blick auf sein Handy. Ohne es zu beachten frühstückte er gelassen. Erst gegen Mittag warf er einen flüchtigen Blick darauf und war recht überrascht, als er eine neue Nachricht bemerkte. Kaum hatte er diese bemerkt, wurde er etwas aufgeregt. Was, wenn die Nachricht von Chrissa war?! Vielleicht hatte sie es sich ja doch noch überlegt und sie wollte nun gar nicht mehr kommen? Wie gebannt starrte er auf das Handy, unschlüssig, ob er die Nachricht nun lesen sollte oder nicht.

"Was machst du denn da?" Theresa stand im Türrahmen und beobachtete ihren Bruder. Sie hatte den Kopf leicht schiefgelegt.

Florian war erschrocken zusammengezuckt und drehte sich wie ertappt zu seiner Schwester um. "Ich? Was soll ich schon machen?"

Theresa trat in das Zimmer und stellte sich neben ihn. Sie nahm ihm das Handy aus der Hand und schaute auf das Display. "Ich habe mich schon gefragt, warum du wie in Trance auf dein Handy starrst...", sagte sie. Dann sah sie ihren Bruder direkt an, er erwiderte ihren Blick. "Willst du etwa diese Nachricht nicht öffnen?" Florian druckste herum, antwortete jedoch nicht. Theresa seufzte. "Mach sie doch einfach auf!" Da ihr Bruder sich jedoch noch immer nicht rührte, entschied sie sich dazu, die SMS ihres Bruders einfach selbst zu öffnen. Als sie sie zuende gelesen hatte, musste sie grinsen. "Daher weht der Wind... Du kannst dich beruhigen. Es steht nichts Negatives darin, okay?" Hastig riss Florian ihr sein Handy aus der Hand und las die Nachricht selbst. Er war ungeheuer erleichtert, dass Chrissa sich doch nicht umentschieden hatte, wobei ihm jetzt einfiel, dass er selbst sie angewiesen hatte, ihm zu schreiben.

"Was willst du eigentlich hier?", fragte Florian schließlich seine Schwester. Normalerweise kam sie eher selten in sein Zimmer.

"Ach... Ich bin eigentlich nur zufällig hier gelandet. Wollte eigentlich nur mal nach dem Rechten schauen und so was", erklärte die Ältere, sie zuckte dabei mit den Schultern.

"Kommt Stefan heute vorbei?", wollte Florian wissen. Seine Schwester grinste. "Ja, der kommt. Aber nur kurz, um mich abzuholen."

Florian zog eine Augenbraue hoch. Er wollte gar nicht wissen, wo die beiden hingehen würden. Es war ihm eigentlich auch total egal. "Willst du gar nicht wissen, was wir vorhaben?", fragte seine Schwester enttäuscht. "Nein", meinte er. "Du darfst jetzt auch gehen. Mit mir ist alles in Ordnung." Beleidigt zog Theresa eine Schnute und verzog sich. Florian wusste, dass er sie eigentlich freundlicher hätte rausschmeißen können, aber da er wirklich keine Lust auf ein 'Stefan ist toll, egal was du sagst' - Gespräch hatte, bevor er sie loswurde, musste er wohl zu dieser Maßnahme schreiten. Später würde er sich für seine Rüpelhaftigkeit entschuldigen.
 

*
 

Am 24. Dezember stand Florian nervös auf. Nicht nur, weil Heilig Abend war, sondern auch weil Chrissa um elf Uhr vor der Tür stehen würde. Seine Eltern würden zunächst gar nichts davon mitbekommen, denn bis um zwölf Uhr waren sie noch bei seiner Tante. Gewiss waren sie bereits aufgebrochen? "Mama? Papa?", rief er laut durch die Wohnung. "Brüll' nicht so!", rief seine Schwester zurück. "Die sind nicht da. Schon weggefahren!" Florian sprang auf und hastete ins Badezimmer, wo er als erstes auf eine Uhr schaute. Neun Uhr am Morgen. Noch zwei Stunden, dann würde Chrissa da sein. Er sprang unter die Dusche und zog sich anschließend schnell um.
 

Währenddessen saß Christella mit Nicola und Philipp am Frühstückstisch. Sie hatten miteinander abgemacht, dass Christella bis 15 Uhr bei den Ganders bleiben durfte, danach würden sie zusammen zu Philipps Oma fahren, wo die ganze Familie sich versammeln würde. Zunächst fand Christella diese Idee gar nicht gut. Sie fand es schon komisch, zu den Ganders zu gehen, wo doch Weihnachten war, aber dann auch noch mit Philipps Familie zu feiern, das fand sie dann noch komischer, schließlich gehörte sie ja eigentlich gar nicht dazu, wie sie fand. Dennoch ließen sich Philipp und Nicola nicht von ihrer Planung abbringen, egal, was Christella auch sagte. Christella schien es, als hätte Philipp seinen neuen Lieblingssatz 'Kommt gar nicht in Frage!' in den letzten Tagen mindestens einhundert Mal gesagt.

Nach dem Frühstück blieb Christella noch genug Zeit, um sich hübsche Sachen zum Anziehen rauszusuchen. Als sie sich schließlich für eine dunkelblaue Jeans, einen schwarzen Pullover und die neuen schwarzen Stiefel von Nicola entschieden hatte, war es schon beinahe Zeit um loszufahren. Nicola würde sie mit dem Auto zu Florian fahren.

"Chrissi? Kommst du? Wir müssen los, wenn du pünktlich sein willst!" Nicola stand im Türrahmen und schaute Christella an. "Hey, hübsch schaust du aus.. Aber irgendwas fehlt..." Sie legte den Kopf leicht schief, dann grinste sie und verschwand kurz. Christella hatte kaum Zeit, sich zu wundern, was Nicola wohl meinte, als sie auch schon wieder im Zimmer stand. Sie hatte eine schwarze Tasche dabei. "Das kannst du mitnehmen." Nicola gab Christella die Tasche. "Äh.. okay...danke..." Nicola grinste angesichts des verwirrten Gesichtsausdrucks von Christella. "Können wir dann jetzt?", fragte Nicola. Christella nickte, dann blieb sie jedoch abrupt stehen und lief zu dem Nachtschrank. Dann stoppte sie erneut. Sie warf Nicola einen Blick zu und forderte sie auf, wegzuschauen. Dieses Mal war es an Nicola, verwirrt auszuschauen, dennoch tat sie, was Christella ihr befohlen hatte. Diese öffnete nun eine Schublade, in der sie alle Weihnachtsgeschenke aufbewahrte. Sie zog eines davon heraus und steckte es in die Tasche. "Du kannst wider gucken", meinte sie dann zu Nicola, nachdem sie die Schublade wieder geschlossen hatte.
 

Es dauerte gar nicht lange, da hielt der Wagen auch schon vor dem Haus der Familie Gander. Kaum hatte Christella sich von Nicola verabschiedet und war ausgestiegen, da riss Florian die Haustür auf und lief sofort auf sie zu. "Hi!", begrüßte er sie. "Komm rein! Meine Eltern sind noch nicht da, die kommen erst gegen Mittag wieder." Florian führte sie mit einladender Geste in das Haus.

"Flo? Wer ist es denn?", rief jemand durch das Haus. Ein Mädchen kam die Treppe herunter. Es war sehr hübsch, wie Christella feststellte. Als sie Christella bemerkte, blieb sie auf der Treppe stehen und schaute sie genau an. Dann grinste sie. "Bist du Chrissa?", fragte sie und sah dabei abwechselnd sie und Florian an.

"Ja, die bin ich. Ähm.. und wer bist.. du?", antwortete Christella eher zaghaft. Sie fragte sich, wer dieses Mädchen sein musste. Vielleicht war sie Florians Freundin? Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. Das Mädchen sprang die letzten Stufen hinunter und stand nun vor Christella.

"Ich bin Theresa! Florians Schwester", stellte es sich vor. "Er hat mir schon einiges von dir erzählt!"

Christella war ziemlich erleichtert, zu hören, dass es nur seine Schwester war. Sie sah Florian an, der seiner Schwester einen bösen Blick zuwarf. "Wollen wir hoch gehen?" Ohne auf eine Antwort zu warten führte er Christella an seiner grinsenden Schwester vorbei, die Treppe hinauf in sein Zimmer. Dort angekommen ließ er sich sofort auf sein Bett fallen, während Christella sich langsam auf den Schreibtischstuhl nieder ließ. "Du hast mir gar nichts von deiner Schwester erzählt", sagte sie schließlich. "Ich weiß... Na ja... Sie ist etwas.. speziell", gab Florian zurück. Christella zog eine Augenbraue hoch. "Was meinst du mit 'speziell'?", harkte sie nach. Florian setzte sich aufrecht hin bevor er antwortete. "Na ja, sie kann von einer auf die andere Sekunde total zickig werden, auch, wenn sie vorher total lieb und alles war. Außerdem hat sie einen Freund, den muss man nicht verstehen...", erzählte Flo. "Achso...", meinte Christella. Es folgte ein peinliches Schweigen. Keiner von beiden wusste, was er noch sagen sollte.

Schließlich war es Florian, der die Stille brach. "Wie ist es denn hier so? Gefällt dir unsere schöne Stadt?"

Christella lächelte. "Oh ja. Es ist wundervoll hier."

"Und wie sind die Leute so drauf, die du besuchst?", fragte Florian weiter. Er hielt es für besser, erst mal irgendwas zu fragen, als zu schweigen und stumm dazusitzen.

"Die sind ganz nett. Sie behandeln mich, als würde ich zur Familie gehören, obwohl das auch schon wieder seltsam ist... Aber ich mag sie", antwortete sie.

Sie gehörte also nicht zur Familie? Er hatte angenommen, sie würde irgendwelche Familienmitglieder besuchen oder so etwas. Dass dem nicht so war das überraschte ihn. "Cool. Wie lange bleibst du noch?"

Christellas Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Bisher hatte sie noch gar nicht an eine Abreise gedacht, aber jetzt da Flo es erwähnte, wurde ihr bewusst, dass sie Philipp und Nicola und auch Florian bald verlassen müsste, schließlich würden in Köln die Ferien bald zuende sein. Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. "Nicht mehr lange, fürchte ich...", sagte sie leise. Florian bemerkte, dass sie wohl eher nicht darüber reden wollte, dass sie irgendwann wegmusste. Irgendwie konnte er es ja verstehen. Er beschloss, das Thema zu wechseln und Christella lieber vor seinen Eltern zu warnen. "Ich glaube, sie werden dich ausfragen...", meinte er zu Christella, die seine Warnungen nicht nachvollziehen konnte.
 

Als Herr und Frau Gander schließlich wieder daheim waren, war das Essen bereits fertig. Theresa hatte sich darum gekümmert und auch ihr Freund Stefan war schließlich angekommen. Gemeinsam mit den beiden gingen Christella und Florian hinunter in die Küche. Herr und Frau Gander begrüßten sowohl ihre Kinder als auch Stefan mit einer Umarmung. Frau Gander ignorierte Christella zunächst, Herr Gander hatte zumindest einen Handschlag für sie übrig. Leicht verwirrt setzte Christella sich neben Florian, der ihr einen 'Ich hab's doch gesagt' - Blick zuwarf. Das Essen begann recht schweigsam. Christella fühlte sich eher unbehaglich. Sie mochte die Situation gar nicht. Mit dieser Ignoranz von Florians Eltern hatte sie nicht gerechnet. Es warf sie mehr der weniger aus der Bahn. Deshalb war sie umso überraschter, als Herr Gander das Wort an sie richtete: "Gehst du noch zur Schule Christella?" Sie schaute ihn zunächst etwas überrascht an, bevor sie antwortete. "Ja." Mehr wusste nicht zu antworten.

"Besuchst du ein Gymnasium? Und wo gehst du zur Schule?", fuhr Herr Gander fort.

"Ja, ich gehe auf ein Gymnasium in Köln." Christella war etwas verunsichert. Hatte Florian vielleicht Recht und sie wollten sie nur aushorchen, was sie so machte, um abzuschätzen, ob sie vielleicht eine Gefahr für ihren Sohn darstellen könnte? Auch dieser Gedanke gefiel Christella gar nicht.

Überrascht mischte sich auch Frau Gander in das Gespräch ein. "In Köln? Wohnst du nicht in München?"

Christella wandte sich an die Dame, die sie erwartungsvoll anschaute. "Nein, ich lebe in Köln. Ich bin nur über Wehnachten hier in München... um Bekannte zu besuchen." Der erleichterte Gesichtsausdruck auf dem Gesicht von Frau Gander gefiel Christella nicht. Überhaupt fand sie die Eltern von Florian... speziell. Ja, das passte. Frau Gander schien erleichtert, dass Christella 'nur über Weihnachten' in München war. Hoffte sie vielleicht, dass sie Christella nach Weihnachten nie wieder zu Gesicht bekommen würde und ihr Sohn keinen Kontakt zu ihr mehr haben würde. Bei dem Gedanken bekam Christella Angst. Was, wenn es genau so war? Wenn sie nach Weihnachten zu niemandem aus München mehr Kontakt haben würde? Wenn alle sie vergessen würden? Wenn sie Florian nicht mehr wiedersehen würde? Bei dem Gedanken hatte sie ein merkwürdiges Gefühl. Sie mochte das Gefühl nicht und schob den Gedanken lieber beiseite.

"Ach, so ist das. Na dann... Was hast du denn nach der Schule vor?", fragte Herr Gander wieder. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte Christella nichts ablesen.

"Ähm, das weiß ich noch nicht genau. Viele Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht. Vielleicht mache ich ein Auslandsjahr oder so...", sagte Christella. Sie konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Frau Gander die Lippen schürzte. Gefiel es ihr etwa nicht, dass eine Freundin ihres Sohnes noch keine Berufswünsche hatte? Es schien so zu sein.
 

Christella war heilfroh, dass sie nach der Berufsfrage keine weiteren Fragen von Florians Eltern mehr beantworten musste. Überhaupt wurde sie wieder mehr oder weniger ignoriert. Sie war ziemlich froh, als sie bereits um 13 Uhr wieder gehen durfte. "Vielen Dank für deinen Besuch, aber wir halten gleich eine Familienfeier ab. Auf Wiedersehen", meinte Herr Gander beiläufig. Florian begleitete sie zur Haustür

"Tut mir Leid", murmelte er, während Christella Philipps Handy nahm, um damit eine SMS an Nicola zu schicken. Es dauerte zwar etwas, aber immerhin schaffte sie es.

"Quatsch, es muss dir nicht Leid tun", wehrte Christella ab. Sie verschickte die SMS und drehte sich dann wieder zu Florian.

"Meine Eltern fragen immer alle meine Freunde aus und bei Mädchen ist das besonders schlimm", fuhr Florian fort.

"Aha? Na ja, es geht schon in Ordnung. Wirklich", versicherte sie ihm. Sie mochte es nicht, wenn er so traurig aussah.

Florian lächelte schwach. Das Handy piepte. Nicola schrieb, dass sie Christella selbstverständlich sofort abholen würde. "Wirst du abgeholt?", fragte Florian.

"Ja", antwortete Christella.

"Ich warte hier mit dir", beschloss er. Sie lachte. "Sonst klaut dich noch jemand!", meinte er mit voller Überzeugung.

"Mich klaut doch niemand", lachte Christella. "Mich will niemand klauen!"

"Ich würde dich klauen... du bist ein tolles Mädchen... so was muss man klauen!", sagte Florian grinsend.

Christella starrte verlegen auf den Boden, auf dem Schnee lag. Nach einigen Sekunden tat Florian es ihr gleich. Hatte er das wirklich laut gesagt? Er war ja so ein Trottel! "Ich glaube, da ist dein Taxi...", meinte er schließlich, als ein Auto vor dem Haus hielt. Christella schaute auf und erkante Nicola am Steuer. Sie schaute Florian an, um sich zu verabschieden. "Tschüss. Man sieht sich!"

Florian nickte. Christella ging auf das Auto zu. "Darf ich dir mal 'ne SMS oder so schicken?", rief er ihr nach.

Christella zögerte. "Okay...", stimmte sie schließlich zu. Er lächelte und sie lächelte zurück. Dann stieg sie in das Auto und Nicola fuhr los.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-09-05T14:32:50+00:00 05.09.2008 16:32
Tolle FF! Chistella is so was von lieb!Und alle anderen auch =)
Hoff es geht bald weiter und die darf in München bleiben...;-)
lg Cat


Zurück