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Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

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Romeo und Julia Teil 1

William Shakespeare schrieb einst in „Romeo und Julia“, Mercutio:

„Er ist ja schon tot:

Durchbohrt von einer weißen Dirne schwarzem Auge,

durchs Ohr geschossen mit einem Liebesliedchen,

seine Herzensscheibe durch den Pfeil des kleinen blinden Schützen mitten entzwei gespalten.“
 


 

In der achten Klasse nahmen wir in der Schule 'Romeo und Julia' durch. Als Fleißaufgabe ließ Mrs. Kakyuu uns das Stück mit verteilten Rollen lesen. Taichi Takenuchi war Romeo. Wie das Schicksal so spielte, war ich Julia.

Alle anderen Mädchen waren neidisch. Aber ich sah das ein bisschen anders.

Ich sagte Mrs. Kakyuu das Julia eine Idiotin war. Zuerst verliebt sie sich in den Mann, von dem sie weiß, dass sie ihn nicht haben kann und dann macht sie das Schicksal für ihre eigene schlechte Entscheidung verantwortlich.

Mrs. Kakyuu hat mir dann erklärt, dass wenn das Schicksal ins Spiel kommt, man manchmal keine Wahl mehr hat.

Im reifen Alter von dreizehn war mir damals ganz klar, dass es in der Liebe, wie im Leben darum geht, sich zu entscheiden.

Und Schicksal hat nichts damit zu tun.
 

„Du hast mich beschützt, bleib bei mir.“ Ihre wundervolle sanfte Stimme drang in seinem Traum wieder zu ihm. Er wusste dass es ein Traum war. Ein Traum mit den Erinnerungen seiner Vergangenheit. Er wurde verletzt, als er sie beschützt hatte. „Bitte du darfst nicht sterben.“ Sie kniete sich vor ihn und drückte ihren Kopf auf seine Schulter, zog ihn an sich.

Er schwieg. Dann zog er sein Schwert aus der edlen Scheide und schlug sie damit von sich.

„Oh, nein“, stellte sie voller Entsetzen fest.

Er stand nun auf, kniete nicht mehr verletzt auf dem Boden. Doch der Helm verhinderte ihr einen Blick auf sein Gesicht. „Du wunderst dich Jeanne?“ Sie erkannte die Stimme, konnte sie aber nicht zuordnen. „Lerne niemanden zu vertrauen.“ Diese Stimme war ihr so vertraut. „Du hast viele Feinde.“ Er hob das Schwert wieder und zielte damit auf sie wie eine Waffe. „Du darfst niemanden vertrauen, Jeanne. Nicht einmal Gott.“

Doch nun verschwand so langsam der Helm.

Die ganze Rüstung löste sich auf. Da stand nun kein Soldat mehr, nein, da stand Sindbad, der Dieb. Und anstatt des Schwertes hatte er seinen Bumerang in der Hand. Er lächelte sie verschmitzt an.

Das letzte was sie sah, war sich selber auf dem Scheiterhaufen.

Um sie herum brannte es lichterloh. Die Flammen waren heiß und sie spürte wie ihr Körper ihr versagte. Wie er brannte.

Sie schrie auf.

„Chiaki…“
 

Sie richtete sich erschrocken auf und atmete schwer. Es war ein Traum. Nur ein Traum.

„Marron?“

Sie blickte auf die Seite neben sich und sah ihn. Ihren Chiaki. Er blickte sie besorgt an.

Es war ein Traum, nur ein Traum, redete sie sich ein.

„Alles okay?“, fragte er sanft und griff nach ihrer Hand.

Marron schluckte schwer, nickte aber.

Was sollte ihr denn bitte dieser Alptraum sagen?

„Komm leg dich wieder hin.“

Marron nickte und rutschte wieder unter die Decke. Sie schloss die Augen und hoffte, dass diese Bilder nicht mehr da waren.
 

„Wenn nicht einmal ein Traum Erinnerungen wachruft, dann kann Marron eigentlich gar nicht Jeanne d’ Arc sein!“ Noyn wusste nicht ob er erleichtert über diese Tatsache sein sollte oder nicht. Seine linke Augenbraue zuckte, weil er angestrengt nachdachte. „Unmöglich! Sie ist nicht Jeanne d’ Arc!“ Noyn schwebte vor dem Schlafzimmerfenster und blickte ins Innere. „Bitte, warte Jeanne d’ Arc, ich werde deinen edlen Geist und deine Hochverehrte Seele endgültig freisetzen.
 

Marron war schon früh aufgestanden. Sie konnte irgendwie nicht mehr schlafen und war direkt ins Krankenhaus gegangen. Sie hoffte, dass ihre Arbeit sie ablenken würde.
 

„Hey, meine Süße.“

Marron erschrak, als sie Lippen auf ihrer Wange spürte.

Diese Stimme. Es war die gleiche Stimme, wie die aus ihrem Traum. Die Stimme, die ihr gesagt hatte, dass sie keinem vertrauen konnte.

Sie zuckte zusammen. Die Brünette löste sich schnell aus seiner Umarmung und blickte ihn an.

Der Traum? Was sollte ihr denn dieser Traum sagen?

„Alles okay?“

Marron sagte gar nichts und blickte Chiaki einfach nur an.

„Du liebe Zeit, ihr zwei. Am frühen Morgen schon so angeregt?“, Miyako tauchte vor den Beiden auf und grinste. „Man könnte meinen ihr wohnt nicht zusammen.“ Sie blickte Marron an. „Ist bei dir alles okay?“

Marron nickte nur und griff nach der Akte, die auf dem Tisch ruhte. Sie musste sich abreagieren. Sie musste diese Gedanken an diesen Traum loswerden. Aber auch, wenn sie ihn nicht ansah, spürte sie Chiakis Blick auf sich ruhen. Er machte sich wohl auch Sorgen um sie. Aber sie konnte ihn jetzt gerade einfach nicht ansehen.

`Sei doch nicht so dumm Marron. Das war doch bloß ein Traum´, versuchte sie sich selber davon zu überzeugen. Aber es klappte nicht wirklich.

`Es war doch bloß ein Traum´, sie nickte sich selber zu um diesen Gedanken zu bestätigen. Es war nur ein Traum. Sie lächelte nun sogar wieder. Davon wollte sie sich doch ganz sicherlich beeinflussen lassen.
 

„Esme wollte bis morgen warten zum Hausarzt zu gehen“, erklärte der Mann von Esme Marron als diese den Bauch von ihr abtastete. Das Paar war schon etwas älter, aber sie wirkten wie ein verliebtes, junges Paar. „Aber seit gestern hat sie nicht mehr einen Bissen gegessen. Da habe ich sie her gebracht“, erklärte er fürsorglich.

Marron nickte, griff nach der Patientenakte und ihrem Kugelschreiber, dann blickte sie die Patientin wieder an. „Mrs. Sorento, Sie haben eine akute Choleystitis. Möglicherweise müssen wir ihre Gallenblase entfernen.“

„Sie hat Gallensteine?“, fragte Mr. Sorento und blickte Marron überrascht an.

„Er sieht zu viel fern. Er denkt er ist Arzt“, meinte nun Mrs. Sorento.

Ihr Mann tätschelte ihr die Schulter und lächelte sie liebevoll an.

Marron lächelte und nickte. „Ich gebe ihnen Antibiotika und eine Infusion, damit sich die Gallenblase beruhigt. Dann konsultieren wir Dr. Nagoya und besprechen gemeinsam, ob eine Operation der beste Weg ist. Haben Sie noch Fragen?“

„Was haben Sie sich da am Kopf getan?“, fragte die junge Frau. Damit meinte sie sicherlich das Pflaster, welches Marron sich auf die Stirn geklebt hatte, um den Pickel zu verstecken, der da heute Morgen plötzlich erschienen war. Sie hatte sich ihr Pony so vorgekämmt, dass es über das Pflaster fiel und hatte gehofft, dass man es kaum sehen würde.

„Nichts“, meinte Marron schnell. Sie lächelte die alte Frau im Bett an.
 

„Heute wird es mir gelingen“, sagte Silar zu sich selber mit überzeugter Stimme. „Ich werde Jeanne garantiert nicht der Königin überlassen.“

„Was planst du dieses Mal wieder?“, fragte Noyn der hinter Silar auftauchte. Beide saßen auf dem Dach des Krankenhauses und blickten hinunter. Es war eine Menschenmenge vor dem Krankenhaus. Aber keine von Beiden interessierte sich wirklich dafür. „Silar!“

„Das geht dich einen feuchten Dreck an. Lass mich bloß in Ruhe, du Versager.“

„Ha!“ Noyn lachte auf. „Noch habe ich nicht versagt. Bald klappt es, verlass dich drauf.“

„Zu spät“, sagte Silar giftig. Seine Augen verengten sich nun zu Schlitzen. „Die Königin hat vor hier zu erscheinen. Du kannst dein `Bald´ knicken“, teilte Silar ihm mit. „Und misch dich ja nie wieder ein. „Jeanne gehört mir. Verstanden?“

Noyn schloss die Augen und sagte mir ruhiger Stimme: „Das habe ich nicht vor.“

„Ach ja? Wirklich? Und warum hast du Jeanne gestern Nacht diesen Traum in den Kopf gepflanzt?“ Silar grinste. „Ich finde derartige Peinlichkeiten sollten einem Dämon deiner Klasse wirklich nicht unterlaufen.“ Silar lachte auf. „Oh, das tut mir ja sehr Leid. Das habe ich ja ganz vergessen. Ach, du bist ja nur ein Stinknormaler Mensch, der seine Seele dem bösen König verkauft hat. Ich dagegen, nicht wahr?“

„Ich arbeite eben mit meiner eigenen Methode.“

„Tut mir ja Leid. Aber wie ich schon sagte, zu spät.“ Silar grinste. „Jeanne wird nämlich heute noch sterben, weißt du.“

„Ich habe da so meine Zweifel, dass dir das gelingen wird“, sagte Noyn mit ruhiger Stimme. „Du wirst nämlich Probleme haben, ihr himmlisches Schutzschild zu durchbrechen.“

„Halt den Mund!“, schrie Silar auf einmal wütend auf. Er hatte sich sofort umgedreht und Noyn mit einer geballten Ladung Wut und Hass gegen den Sims geschleudert. „Du hast ja keine Ahnung“, fing Silar mit verszerter Stimme an zu reden. Die Stimme war gar nicht mehr wieder zu erkennen. Sie komplett anders, dunkel, kalt.

Nicht mal Noyn erkannte ihn wieder.

Eine dunkle Aura umgab Silar in diesem Moment.

„Wie grausam ein zu allem entschlossener Dämon sein kann!“

Noyn wurde durch diese gewaltige Energie festgehalten und konnte kaum atmen.

„Und hör endlich mit deinen stümperhaften Aktionen auf.“ Der Blick von Silar war todernst. Die Iris war auch nicht mehr golden. Nein, sie war schwarz unterlaufen. Wie es bei Dämonen nun mal üblich war. „Ich werde Jeannes Schutzschild mit all meinen Kräften zu durchbrechen wissen. Jeanne gehört mir. Mir allein!“, schrie er fast drohend. „Ich werde sie auch bestimmt nicht der Königin überlassen. Kommt nicht in Frage. Das werde ich der Königin nicht erlauben.“ Damit verschwand Silar sich in die Luft erhebend und ließ Noyn wieder zu Atem kommen.

Noyn lächelte aber just diesem Moment. „Dummes Ding,“ murmelte er zu sich selber.
 

„Schnabel?“, fragte der Patient, als es an seinem Rücken ziepte.

„Kralle“, antworteten Tomoki und Miyako gleichzeitig.

„Wir müssen den Schnitt erweitern, um besser sehen zu können“, teilte Miyako dem Patienten mit.

Tomoki beugte sich zu dem Patienten und fragte ihn: „Tut ihr Bein sehr weh?“

„Mir geht’s prima, Mann. Machen Sie nur... weiter.“

„Soll ich jemanden Bescheid sagen?“

„Warum denn?“

Tomoki blickte wieder zu seiner Arbeit, auf dem Rücken des Patienten. Er hatte in jeder Hand eine Pinzette, so wie Miyako. „Sie sind aus dem vierten Stock gefallen und leben noch.“ Der Mann war Fensterputzer und war von seinem Gerüst gefallen und mit dem Rücken direkt auf eine Taube. Die Überreste der Taube versuchen Miyako und Tomoki nun gerade zu entfernen, was nicht ganz so einfach war. „Das würde ich von den Dächern rufen wollen.“ Das einzige was war, dass sein Bein vermutlich gebrochen war. Die Röntgenaufnahmen waren noch unterwegs.

Miyako blickte ihn skeptisch an.

Tomoki ignorierte den Blick von ihr. „Es ist ein Wunder. Sie sehen, das bestimmt nicht vom medizinischen Standpunkt, aber bei einem solchen Sturz wäre eigentlich ihre Lunge kollabiert und ihr Rückgrat gebrochen und ihre Aorta wäre total...“

„Tomoki“, meinte Miykao und blickte ihn ermahnend an. „Hörst du nun endlich auf.“

Tomoki nickte und blickte wieder auf den Rücken des Patienten. Sie sammelten die Überreste der Taube in einer kleinen Blechschüssel auf, aber dennoch waren da noch so viele Federn und kleine, hohle Knochen. Dann beugte sich Tomoki wieder zum Kopf des Patienten. „Ich meine ja nur. Es gibt einen Grund dafür, dass Sie... wir beide... Carpe diem.“

Man musste dazu sagen, dass Tomoki der erste war, der den Mann auf der Straße entdeckt hatte. Eigentlich direkt nach dem er runter gestürzt war. Denn wenn die Taube nicht auf Tomokis Schuh geschissen hätte, er dadurch zurück getreten war, wäre der Mann direkt auf ihn gefallen. Somit wurden beide gerettet. „Nutze den Tag“, flüsterte Tomoki.

Der Mann wendete nun den Kopf zu Miyako. „Können Sie ihn bitte wegschicken“, bat er.

„Ich wünschte wirklich, das ginge.“

„Mr. Walters.“ Die neue Oberärztin Moore trat ins Zimmer und steckte die Röntgenaufnahme an den Kasten und schaute sich das Bild an. „Die Knochen in ihrem linken Bein“, dann blickte sie den Patienten an. „Sind zersplittert, das werden wir operieren müssen.“

„Na super“, meinte Mr. Walters dazu nur. „Wieder typisch.“

„Schnabel“, sagte Miyako nun hielt etwas in der Pinzette fest, was wirklich wie ein Schnabel aussah.

„Oh, das ist...“, Tomoki beugte sich wieder zum Patienten. „Darf ich den behalten?“

Mr. Walters blickte ihn fragend an.
 

„Welche anderen Tiere sind noch monogam?“

„Ich glaube Wühlmäuse, mein Schatz“, antwortete Mr. Sorento. Er hielt die Hand seiner Frau und lächelte sie an.

„Ich weiß, dass ist schwer. Ich bin ein Nadelkissen“, meinte nun Mrs. Sorento zu Marron.

„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, ich werde schon eine schöne Stelle finden“, meinte Marron, die gerade dabei war die Injektionsnadel einzusetzen.

„Otter bleiben ein Leben lang zusammen“, meinte Mrs. Sorento schließlich.

„Wie bitte?“, fragte Marron völlig überrascht.

„Und offenbar auch Wühlmäuse.“ Mrs. Sorento lächelte ihren Mann an und dieser strahlte sie zuversichtlich an.

„Okay“, meinte Marron, als die Nadel endlich drin war. „So, nun schön ruhig halten. Das wird nur noch einen kleinen Augenblick dauern.“

„Ich finde Otter toll.“

„Also ich bin immer eher ein Hundemensch gewesen“, meinte Marron lächelnd.

Das Ehepaar Sorento lachte darüber. Sie sahen so glücklich und verliebt aus.

Warum konnte sie Chiaki heute bloß nicht ebenso ansehen?

Nur wegen dieses Traumes?
 

Marron war in der Mittagspause schnell zur Bibliothek gelaufen. Diese war nicht weit vom Krankenhaus entfernt. Sie musste etwas erfahren. Sie musste erfahren, wer Jeanne war. Sie wollte endlich etwas über die Frau wissen, die ihr immer so viel Kraft gab.

Im Jahre 1337 entzieht Frankreich England die letzte französische Festlandsbesetzung und löst damit einen langen und blutigen Krieg aus. Der zur Loslösung Englands zur französischen Kultur führt. Und England hetzt Flamden gegen Frankreich auf.

„Was fällt dir zu diesem Thema ein?“

Marron blickte überrascht auf. Sie war vollkommen versunken gewesen in dem Geschichtsbuch. „Wie bitte? Oh Herr Shikaido.“

„Die Geschichte wiederholt sich. Sagt dir, dass vielleicht irgendwas?“

„Der Hundertjährige Krieg“, fiel er ihr ins Wort, bevor sie irgendwas sagen konnte. Er brach 1337 aus und endete zunächst 1365 als König Johann geschlagen wird. 1369 nimmt Karl der Große der Fünfte den Krieg wieder auf und erobert ein Teil der besetzten Gebiete. 1396 tritt ein 28 Jahre währender Waffenstillstand in Kraft.“ Herr Shikaido schloss die Augen und nickte Marron zu. „Kurz vor Widerausbruch des Krieges wurde in einem Dorf ein Mädchen geboren, es behauptete von Gott den Befehl bekommen zu haben, Frankreich zu retten. Dieses Mädchen hieß Jeanne d’Arc.“ Er blickte Marron durchdringend an.

Das war also Jeanne d’Arc.

„Und tatsächlich gelang ihr die Rettung Frankreichs bei der entscheidenden Schlacht.“

Fynn.

Warum musste sie nun wieder an den kleinen Engel denken? „Du bist die Wiedergeburt von Jeanne d’ Arc!“ Hatte Fynn denn nicht immer genau das gesagt?

Sie schluckte und blickte wieder zu Herr Shikaido, der sie musterte.

„Weißt du denn welches Schicksal Jeanne dennoch erleiden musste, Marron? Sie wurde an die Engländer ausgeliefert und von der heiligen Inquisition verurteilt. Sie wurde als Hexe bei lebendigem Leibe verbrannt.“

Marron schluckte schwer. Sie wurde verbrannt?

Obwohl sie…?

„Also hat sie für den Sieg Frankreichs gesorgt? Und trotzdem hat niemand auch nur versucht, sie zu retten.“ Ihre Stimme wurde traurig.

„Nein, denn obwohl Karl der Fünfte, durch ihre Hilfe den Thron besteigen konnte, hat er keinen Finger für ihre Rettung gerührt. Und obgleich sie doch im Namen des Herren für ihr Land kämpfte, ist auch er im entscheidenden Moment stumm geblieben.“

Gott?

Dann blickte er sie wieder an und sah Marron tief in die Augen. „Es gibt nämlich niemand, dem man tatsächlich vertrauen kann.“

Diese Worte.

Die gleichen, wie die aus ihrem Traum.

Sie zuckte ein wenig zusammen.

„Ich geh dann mal wieder weiter. Viel Spaß noch mit dem Geschichtsbuch, Frau Kusakabe.“
 

„Er wirkt überhaupt nicht glücklich.“

Marron blickte von der Patientenakte auf und sah Tomoki an, der sie eben angesprochen hatte.

„Vielleicht ist es ja der Schock“, meinte er direkt selber, bevor Marron überhaupt etwas antworten konnte. „Der Mann ist am Leben. Das ist doch der Hammer.“ Er war richtig hyperaktiv als er das sagte.

Marron blickte wieder auf ihren Akte und versuchte sich zu konzentrieren.

„Er muss doch einsehen, das Dinge nicht ohne Grund geschehen.“

„Oh ja, bestimmt. Nur weil ich was Komisches träume, soll es etwas Wirkliches andeuten?“

„Ich meine es ernst.“

„Ich auch“, meinte Marron.

„Was soll die Hello-Kitty auf der Stirn?“, fragte Miyako, die nun auch an der Zentrale erschien.

Gut, das Pflaster war vielleicht nicht so unauffällig, wie anfänglich gedacht.

Es war pink und hatte ein Hello-Kitty-Muster.

„Ich will nicht darüber reden“, antwortete Marron einfach. Das wollte sie wirklich nicht.

„Tomoki, übernimmst du Lian Chang?“, fragte Miyako.

„Was ist mit Mr. Walters Operation?“

„Ich habe keine Zeit“, meinte Miyako. „Ich habe ein Date. Ein Test-Date“, antwortete Miyako. „Er will ein Test-Date.“

„Wer ist er?“, fragte Marron interessiert.

„Oh, ich habe ihn damals bei der Benefizgala kennen gelernt“, teilte sie Marron mit. Dann blickte Miyako wieder Tomoki an, der sie erwartungsvoll ansah. „Ich meine ich habe Mr. Walters schon Vogelteile aus dem Rücken gepult. Ich habe schon genug.“

„Carpe Diem“, meinte Tomoki bitter ernst.

„Ich habe einen riesigen Pickel auf der Stirn und sehe langsam so aus, wie ich mich fühle. Carpe das doch“, meinte Marron.

Tomoki sprang auf den Tisch und strahlte. „Heute ist der glücklichste Tag meines ganzen Lebens.“

Miyako seufzte. „Erzähl, das dem Vogel.“ Damit ging sie weg.

Marron musste versuchen sich ein Grinsen zu unterdrücken. Das war gut gekontert.
 

„Welches?“

Marron blickte von ihrem Terminkalender hoch und blickte die beiden Kleider an, die Miyako neben sich hielt. Ein rotes hatte sie schon an.

„Ähm, die sind beide sehr schön.“

„Natürlich sind sie das.“ Miyako seufzte. „Sonst hätte ich sie ja wohl kaum nicht genommen.“ Sie hielt sich nun eins an den Körper. „Aber welches ist richtig?“ Sie trat nun an den großen Spiegel am Ende der Umkleide.

„Wofür? Du siehst in beiden scharf aus.“

Miyako drehte sich zu Marron um und nickte. „Na logisch. Das ist ja auch nicht die Frage.“

„Du siehst scharf aus“, meinte Marron.

„Klar, Yamato und ich werden essen und darüber reden, wie scharf ich bin.“

Marron zuckte mit den Schultern.

Tomoki kam nun gerade mit Alex in die Umkleide. '

„Dieses Date ist ein riesiger Fehler“, meinte Miyako nun und blickte sich weiter im Spiegel an.

„So ein Date kann einen schon nervös machen“, meinte Tomoki, der zu Miyako an den Spiegel trat. „Ganz besonders, wenn man schon aus der Übung ist“, versuchte er es. „Nimm es einfach locker, bleib cool.“

„Ich weiß, wie man das macht.“ Miyako sah ihn giftig an. „Ich bin ja nicht du, Tomoki.“ Sie zog sich nun das rote Kleid aus.

„Ich habe den Termin für ihre Vasektomie gemacht“, meinte Alex in die Runde.

Alle wussten von welcher Patientin er sprach. Sie waren schließlich alle bei der morgendlichen Visite dabei gewesen und erst dann wurden den Ärzten die Patienten zugeteilt.

„Und ich darf bleiben für die Konstruktion ihrer...“

„Ich könnte das nicht“, meinte Sara schließlich und stoppte Alex Worte.

Sara, war nun im ersten Jahr und hatte sich mit Tomoki und Marron angefreundet. Sie war blond und eine nette junge Frau. Und heute war Sara mit Alex der gleichen Patientin zugeteilt.

„Was? Dich ab und an sexy für deinen Freund zu recht zu machen, wie Dr. Toudaij?“, fragte Alex Bailey.

„Geh doch lieber ringen“, meinte Miyako und zog sich nun das lilafarbene Kleid an. Es schien ein wenig eng zu sein.

„Ich meine Eierstöcke und Brüste wegschneiden lassen, nur weil ich, vielleicht irgendwann mal Krebs kriege“, antwortete Sara und blickte wieder in ihr Buch.

„Betrachte es wie eine Hand“, meinte Miyako. Sie kam mit dem offenen Kleid zu Marron und bat sie unausgesprochen, ihr den Reißverschluss zu schließen. „Wenn du sie abschneiden müsstest, um nicht zu sterben“, sie hielt sich ihre Haare hoch, damit Marron den Verschluss verschließen konnte. „Würdest du es tun.“

„Aber wenn du dir eine Hand abschneidest, verlierst du nicht deinen Sexualtrieb, bekommst Silikonbrüste, hast Hitzewellen und kannst keine Kinder mehr haben.“

Miyako zog sich nun ihre Hose unter dem Kleid hervor.

„Ich würde gar nicht erst den Test machen lassen“, meinte nun auch Marron. „Ich meine, was würde dass denn bringen?“

Alex, Sara und Tomoki blickten sie fragend an. Miyako war zu sehr mit ihrer Hose beschäftigt.

„Ich meine, wir sterben doch so oder so.“

Sara blickte sie skeptisch an.

Marron seufzte. „Das ist das Hello-Kitty-Pflaster. Davon wird man komisch.“

„Ich würde sagen, Ex oder Top. Was soll's, sind doch nur Körperteile“, war Alex Aussage dazu.

„Würdest du auch deinen Penis abschneiden?“, fragte Sara direkt und blickte ihn skeptisch an.

„Um den Tod abzuwenden?“, fragte Alex nach. „Mmh. Außerdem ist er ja lang genug“, antwortete er mit einem breiten Grinsen und verließ die Umkleide.

Sara und Marron rollten mit den Augen.

„Scharf sein, kann ich doch immer. Sogar in OP-Klamotten. So bin ich einfach“, meinte Miyako zu Sara und Marron.

Aber es schien, als wollte sie sich damit eher selber beruhigen. Sie blickte wieder in den Spiegel. Das enge lila Kleid betonte jede einzelne Rundung und es saß ihr verdammt gut.

Aber ob das ein Kleid für ein Date war?

„Er hat mich doch schon tausend Mal nackt gesehen.“

Tomoki kam gerade aus der Toilette und an Miyako vorbei, als sie dieses sagte. Er presste die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. „Böse, böse Bilder in meinen Gedanken.“

Marron musste schmunzeln. „Und dennoch ist es euer erstes Rendezvous.“

Miyako drehte sich zu Marron um und blickte diese verzweifelt an. „Danke.“
 

„Okay, Marron. Die Adhäsionen sind ab. Was kommt jetzt?“, fragte Dr. Nagoya.

Beide blickten auf den Monitor.

„Wes-Bass einsetzen, um die Gallenblase anzuheben und sie zu sezieren.“

„Gut. Und wonach suchen wir im kaluschen Dreieck?“

„Nach der Gallenblasen-Atterie“, antwortete Marron und blickte auf den Monitor. In den Händen hielten Beide Werkzeug, dass sie nun auf dem Monitor sahen.

„Ganz genau. Moment mal.“

Marron hielt die Kamera fest.

„Was sehen Sie da?“

Marron seufzte. „Eine Porzellan-Gallenblase.“

„Das ist nicht gut“, meinte Chiaki und blickte Marron sorgend an.

Marron nickte. Ja, das war wirklich nicht gut.
 

„Mr. Sorento“, fing Chiaki an. „Beim Entfernen der Gallenblase ihrer Frau, haben wir Kalkeinlagerungen gefunden.“

Mr. Sorento blickte von Chiaki zu Marron und wieder zurück. „Was hat das zu bedeuten?“

Chiaki suchte nach den Worten. „Es ist oft ein Anzeichen für Gallenblasen-Krebs.“

Mr. Sorentos Blick wurde geschockter. Er schien die Haltung zu verlieren.

„Wir lassen gerade eine Gewebeprobe untersuchen“, sprach Chiaki weiter.

Der Ehemann der Patientin suchte nach den Fragen. Man sah es ihm richtig an. „Ist es denn so ernst?“

Seine Atmung war nicht mehr ganz so gleichmäßig und ruhig wie bis eben.

„Ich fürchte schon. Wir machen es ihr so angenehm, wie möglich. Aber ihre Frau braucht weitere Untersuchungen, um die nächsten Schritte zu planen. Eventuell operieren wir erneut.“

„Aber... diese Operation wird sie doch dann retten?“, fragte nach Hoffnung ringend.

„Der Krebs ist bereits fortgeschritten.“ Chiaki blickte durch das Fenster zur Patientin, sie war noch nicht wieder von der Narkose aufgewacht. „Wir können ein paar Eingriffe vornehmen. Die sind dann zur Schmerzbehandlung. Aber... aber heilen können wir Sie nicht.“

Die Tränen standen dem Mann in den Augen. Er rang mit sich selber.

Nun blickte auch er durch das Fenster zu seiner Frau. „Wie... wie lange hat sie noch?“

Das war immer die schwierigste Frage. Die Menschen wollten eine Zeitspanne. Wollten wissen, wie lange sie noch glücklich sind. Wie lange sie noch einander haben.

„Nach unserem jetzigen Kenntnisstand etwa vier bis sechs Monate.“ Chiaki legte die Hand auf die Schulter des Mannes. „Es tut mir so Leid.“ Dann ging er weg.

Marron würde bei den Beiden bleiben.

Sie wollte nun zur Patientin herein gehen, als der Mann sie wieder ansprach. „Esme, Sie soll das nicht erfahren.“

„Was?“, fragte Marron überrascht und blickte den Mann an.

„Esme, sie soll nicht wissen, wie ernst es ist.“

„Sie wollen es ihr nicht sagen?“, fragte Marron mit ruhiger Stimme. Sie war überrascht über die Worte des Mannes. Aber sie hatte auch Respekt vor ihm.

„Bitte“, er lächelte leicht. „Sie sehen es doch... Sie ist ein so glücklicher Mensch. Lassen wir ihr doch das Glück.“

Marron blickte zur Patientin.

„Ich möchte einfach nicht, dass sie Angst hat, dass sie stirbt. Sie muss es doch nicht wissen.“

Der Mann blickte seine Frau an und trat näher ans Fenster.
 

William Shakespeare schrieb einst in Romeo und Julia:

Julia: „ O schwöre nicht beim Mond, dem wandelbaren,

der immerfort in seiner Scheibe wechselt,

damit nicht wandelbar dein Lieben sei!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  FreakyFrosch1000
2009-03-30T14:54:26+00:00 30.03.2009 16:54
So ein schönes kapitel^^
hehe Miyko hat ein Date"lach"
wo ist die echt Miyko??^^

lg FreakyFrosch
Von: abgemeldet
2009-03-18T18:52:29+00:00 18.03.2009 19:52
SUPER!!!!

Mehr brauch man nicht sagen!

なぎ
Von:  Sakura-Jeanne
2009-03-17T19:19:10+00:00 17.03.2009 20:19
hammer kapitel
Von: abgemeldet
2009-03-17T11:29:44+00:00 17.03.2009 12:29
hey
das kappi war toll
der traum hat sie ja ganzn schön verwirrt
und was die für tolle gesprächsthemen haben^^
aber das pflaster von marron find ich auch klasse
freu mich aufs nächste kappi
liebe grüße<3
nami
Von:  stefanie22
2009-03-16T20:29:49+00:00 16.03.2009 21:29
das war mal wieder sehr schon bin jetzt schon gespannt wie es weiter geht also schnell weiter schreiben

lg stefanie22
Von: abgemeldet
2009-03-16T18:22:32+00:00 16.03.2009 19:22
WOW
Was für ein Kapitel!
"sprachlos bin"
Miyako ein Date?
Und dann Marrons Verhalten und die arme Patientin
Schön, dass ihr Mann und sie sich so gut verstehen und dann so was T__T
"seufz"
Super geschrieben, so richtig zum Einfühlen
lg fireflys
Von:  Guardian
2009-03-16T18:22:29+00:00 16.03.2009 19:22
boazh lala xD
hehe very gut ne =)


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