Zum Inhalt der Seite

Sunrise

Wherever I am
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine folgenschwere Entscheidung

--------------------------------------------------------------------------------

Eine folgenschwere Entscheidung
 

Chunhua trat lächelnd mit Kaori aus ihrem Zimmer, vor der Tür warteten Jian und Jinhai, der Bohais Leibwächter war. Die jungen Männer liefen vor den Mädchen her zu dem kleinen Salon, in dem die Familienbesprechung stattfinden sollte.

Worum es wohl diesmal ging?

Die Söhne des ehrwürdigen Herrn neigten dazu mit ihren persönlichen Dienern zu erscheinen, um ihren guten Geschmack zu beweisen. Nun ja, eigentlich wollten sie nur angeben - wer hat die schönste Mätresse, wer hat den stärksten Leibwächter?

War Jian eigentlich stark? Rein vom Körperbau her, war Jinhai ihm weit überlegen, er war viel massiger und hatte ein breiteres Kreuz, Jian konnte jedoch sicherlich eine Menge Muskeln unter seinem Arbeitsgewand verbergen…

Sie kamen an dem Salon an und traten ein, die Herren waren natürlich noch nicht da, meistens erschienen die persönlichen Diener fast eine Stunde vor ihnen.

Während einer vor der Tür Wache hielt, konnten sich die anderen derweil unterhalten.

Chunhua lief gleich zu Lan-Huan, doch als Kaori es ihr gleichtun wollte, hielt Jian sie am Ärmel ihres Kimonos fest.

»Komm kurz mit nach draußen, Kaori, es ist wichtig«, sagte er mit dumpfer Stimme.

Verwirrt und etwas verärgert, weil sie sich auf das Gespräch mit ihren einzigen Freundinnen gefreut hatte, folgte die jüngste Mätresse dem Leibwächter.

»Was, was ist denn?«, fragte sie dann ängstlich, als sie an die Begegnung von letzter Nacht dachte. Ihre Wange schmerzte noch immer…

Jian schwieg, sah ihr alle paar Sekunden nachdenklich in die grünen Augen.

»WAS?«, fragte Kaori nach einer Weile mutiger. »Wenn du mich nur von meinen Freundinnen fernhalten willst, dann…«

»Das ist es nicht!«, fuhr er sie an und sie sah seine Hand beben, als er sich zurückhielt sie nicht zu schlagen. Plötzlich drückte Jian sie gegen die Wand. »Jinhai… er hat von Bohai erfahren, dass Gong plant deinen Vertrag um zehn Jahre zu verlängern! Verstehst du?! Er will, dass du weitere zehn Jahre in dieser Hölle bleibst, nachdem die ersten zehn abgelaufen sind! Gong wird dir Honig in den Mund schmieren, aber du weißt, dass er ein Monster ist! Du musst gehen, Kaori!«

Kaoris Augen weiteten sich.

Was redete er da? Gong wollte, dass sie blieb?

»Warum erzählst du mir das? Du hast gesagt, dass du mich verabscheust! Und wohin sollte ich schon gehen? Was, wenn die Welt da draußen eine noch viel größere Hölle ist, ich kenne sie doch nicht?!«, erwiderte die Mätresse hart.

»Wie kann man nur so naiv sein?! Ja, es stimmt, ich verabscheue dich und deinen ekelhaften Job, aber im Moment will ich dir helfen! Denn ich habe eine Chance wie diese nie bekommen!«, antwortete er und krallte die Fingernägel in ihre Unterarme ohne es zu bemerken.

Kaori verzog vor Schmerz das Gesicht.

Sie wusste aus einem Gespräch der älteren Küchenmädchen, das sie belauscht hatte, dass Jian als Kleinkind von der Straße ins Herrenhaus geholt worden war und hier auf Lebenszeit zum Dienst verpflichtet war.

»Na und? Immerhin wollte dich jemand haben! Du bist hier willkommen!«, murmelte Kaori.

»Ja, ein willkommener Arbeiter! Du bist so dumm! Du -«, er wurde unterbrochen, als sich Kaoris Hand auf seinen Mund legte und sie hektisch in Richtung der vier Männer nickte, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes in Bewegung setzten und durch den Kreuzgang im ersten Stock auf den kleinen Salon zukamen.

Im Nu waren der Leibwächter und die Mätresse bei den anderen Dienern und nahmen die Demutshaltung ein, wartend, dass ihre Herren eintraten.

Als dies kurz darauf geschah senkten sie im lang erübten Einklang die Häupter zur Begrüßung und Unterwerfung. Kaum hatten sich die Herren zu ihren jeweiligen Dienern gesetzt, huschte ein Küchenmädchen herein und brachte Tee.

»Nun meine Söhne, hat einer von euch mir etwas zu sagen?«, fragte der ehrwürdige Herr.

Während Chonglin den Kopf schüttelte, nickten Bohai und Gong.

Dem Älteren wurde vom Vater das Wort erteilt.

»Vater, Ihr wisst, dass Chunhua seit sieben Jahren meine Mätresse ist und ich mich immer für ihre Rechte eingesetzt habe. Nun, das lag nicht nur an ihrer Aufgabe, die sie immer sehr zu meiner Zufriedenheit erfüllt hat, sondern ehrlich gesagt auch an meiner Liebe zu ihr. Vater, auch auf die Gefahr hin, dass Ihr mich verjagen werdet: Ich möchte Chunhua heiraten und mit ihr glücklich werden!«, erklärte Bohai und streckte lächelnd seine Hand nach Chunhuas aus, die diese strahlend ergriff.

Der ehrwürdige Herr lachte nur.

»Bohai, du warst schon immer ein Gefühlsmensch… Nach dem Tod deiner Mutter habe ich bemerkt, dass ich sie immer geliebt und dennoch immer betrogen habe. Diese Sünde kann mir kein Gott vergeben, also nimm deine Dienerin und werde glücklich. Ich werde dich nicht verjagen, aber du weißt sicher selbst, dass ich nicht dulden kann, dass du als Mann einer Dienerin mein Erbe wirst. Wenn du auf dein Erbe verzichtest, wird Chonglin nachrücken und alles, was ich dir bieten kann ist das lebenslange Wohnrecht in meinen Haus«, antwortete sein Vater.

»Danke Vater, ich hatte nichts anderes von Euch erwartet und natürlich verzichte ich auf mein Erbe, ich kann Eure Bedingung gut verstehen«, bestätigte Bohai.

Chonglin lächelte etwas, sicher hatte Bohai ihn längst eingeweiht.

Kaori freute sich sehr für Chunhua, sie hatte nie ein schlechtes Wort über den Ältesten verloren und wenn sie sich tatsächlich liebten, dann stand ihr ein langes Leben in Wohlstand bevor, schließlich war das Erbe riesig und die Beziehung zwischen Chonglin und Bohai blendend.

»Nun Gong, was hast du mir zu sagen?«, fragte der Vater dann.

Kaori wusste seit der ersten Besprechung, die sie miterlebt hatte, dass der ehrwürdige Herr zwar immer gütig, jedoch nie euphorisch war. Kein Wunder, dass er nach der Nachricht einer bevorstehenden Hochzeit gleich zum nächsten Tagesordnungspunkt voranschritt.

»Es geht ebenfalls um meine Mätresse, auch wenn ich der Liebe zu ihr fern bin und sie nicht gerade talentiert ist, würde ich sie gerne behalten. Jedoch läuft ihr Vertrag in ein paar Monaten aus und es steht ihr frei zu gehen…«, brachte Gong sein Anliegen vor.

»Nun, Gong, in unserer Familie hält man sich an seine Verträge. Deine Mätresse wird bleiben, wenn sie aus freiem Willen ihren Vertrag verlängert«, meinte der Vater sanft lächelnd.

Gong drehte sich mit eindringlichem Blick zu Kaori um.

»Ich habe gehört, dass du in der Küche arbeitest und das seit neun Jahren. Wenn du bleibst werde ich dich zum Zimmermädchen befördern und nachdem Chunhua zu Bohai ziehen wird, werden Chonglins Mätresse und du ihre Gemächer bekommen. Also, bleibst du für weitere zehn Jahre?«, fragte Gong knapp.

Kaoris Mund klappte auf.

Keine endlose Küchenarbeit mehr? Nur noch Zimmer reinigen? Und Chunhuas große Gemächer nur für Lan-Huan und sie? Was waren schon zehn Jahre?!

»Ja… ja, ich bleibe gern!«, antwortete sie und spürte im selben Moment, in dem Gongs Kopf sich wieder zu seinem Vater wandte, Jians mörderischen Blick an sich haften.

Wenig später ging die Familienbesprechung zu Ende, Bohai und Chunhua blieben noch, um mit dem ehrwürdigen Herrn die Details der Hochzeit, die im kleinen Kreis stattfinden sollte, zu besprechen.

»Diener, sag in der Küche Bescheid, dass ich ein Bad wünsche und lass mich dann allein, ich werde dich rufen lassen, sollte ich dich brauchen. Und du, unnütze Hure, du kannst verschwinden!«, meinte Gong vor der Tür zum Salon hart.

Kaori leistete dem Befehl sofort Folge und verschwand in Chunhuas Gemächern, um dort auf sie zu warten, sich mit ihr über die Hochzeitspläne zu freuen und sich abschminken zu lassen.

Lan-Huan erschien nicht, wahrscheinlich musste sie Chonglin noch Gesellschaft leisten.

Als Kaori sich ein paar Minuten in Chunhuas Bett ausgeruht hatte, klopfte es und Jian trat ein.

Kaori riss erschrocken die Augen auf und fuhr hoch, doch er kam schnell auf sie zu, packte sie an den Schultern und warf sie zurück ins Bett. Er baute sich vor ihr auf.

Die junge Mätresse zitterte vor Angst.

»Wozu hab ich dich eigentlich gewarnt?! Damit du nicht eine Sekunde zögerst und ihm zusagst?!«, brüllte er sie an.

Verängstigt krabbelte Kaori rückwärts, um sich aus seiner Reichweite zu erntfernen.

Eine schlechte Idee: Jian folgte ihr in das große Bett und saß auf ihr, bevor die Mätresse sich wehren konnte.

»Du hast keine Ahnung! Du hast absolut keine Ahnung was du getan hast!«, rief er außer sich vor Wut und verpasste ihr eine Ohrfeige, die es in sich hatte.

Kaoris Kopf wurde zur Seite geschleudert.

»Es war mein freier Wille«, flüsterte die Sechzehnjährige zutiefst verängstigt.

»Ach ja?«, fragte Jian gefährlich ruhig. Sein Zeigefinger wanderte zu Kaoris Hals und Schob sich unter ihr Lederhalsband. »Die Jagdhunde tragen auch so was… Ja, ihr seid euch wirklich ähnlich! Ihnen wurde auch antrainiert nach Befehlen zu handeln und nicht mehr nachzudenken!«

»Es wird mir viel besser gehen als Zimmermädchen!«, versuchte Kaori sich zu verteidigen.

»Das glaubst du wirklich?!«, schrie er und seine Stimme überschlug sich. »Gong ist zwanzig, bald wird er heiraten und seine Frau wird dir das Leben zur Hölle machen! Die Zimmermädchen werden dich nicht anders behandeln als die in der Küche, abgesehen davon, wo denkst du wirst du abends essen?! In zehn, elf Jahren wirst du ein Wrack sein, dann werden sie dich nirgendwo mehr wollen, weder hier noch woanders!«

Kaori schluchzte auf, Tränen stiegen in ihr auf, Tränen, die sie kaum mehr zurückhalten konnte.

»Endlich verstanden?«, fragte Jian kalt, rollte sich von ihr und verließ Chunhuas Gemächer.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück