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Your Eyes Make Me Scared To Tell The Truth

NamixZorro
von

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Somewhere the Clock is Ticking

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Henry Wadsworth Longfellow wrote:

All are architects of fate...

so look not mournfully into the past. It comes not back again.

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Zehn Tage später veränderte sich Zorros Leben. Die Presse hatte natürlich mitbekommen, dass er der Anwalt von Cassandra Carver wurde und auch eine Woche nach dem Vorfall schrieb die Presse wie verrückt und dieser gut aussehende Mann war wie ein gefundenes Fressen.

Er hatte auch mit Cassandra telefoniert und mit ihr die ersten Schritte besprochen, als er erfuhr, dass Lukes’ Familie sie angeklagt hatte. Sie klang leicht weggetreten am Telefon, bemühte sich aber.

Er schlug vor, dass sie sich treffen sollten, um alles in Ruhe bereden. Der Prozess war schon in einem Monat, aber er war optimistisch. Er wusste, dass es Notwehr war. Nach allen Beschreibungen, nach Besichtigung des Unfallortes und nach den Fotos, konnte es nichts anderes sein. Sie hatte nur ihr Leben verteidigt, dessen war er sich sicher.

Nami hatte er seitdem nur selten gesehen. Nachdem er herausgefunden hatte, was ihre Worte bedeutet hatten, war auch ihr Verhältnis anders. Sie selbst benahm sich fast schizophren.

Als er vor ein paar Tagen bei Nojiko und Ace aufgekreuzt war und ihr ‚Hallo’ sagen wollte, brachte sie kein einziges Wort raus. Später hatten sie sich geküsst, am Ende hatten sie Augenkontakt vermieden. Vielleicht wollte sie ihn gar nicht sehen.

Bestimmt wollte sie alleine sein, über das nachdenken was sie zu ihm gesagt hatte und er hoffte, dass sie zu dem Schluss kommen würde, dass es einfach nur eine Illusion war, der sie sich hingegeben hatte. Es war nicht gut für sie, wenn sie sich in ihn verliebte.

Er wollte sie nicht weinen sehen. Seitdem hielt er sich von Nojikos und Ace´ Haus fern und würde nur zu ihrer Hochzeit erscheinen.

Anders als erwartet war das viel schwerer als er gedacht hatte. Er träumte nur noch von Nami, manchmal wie sie unter ihm lag, ihre Lippen leicht geöffnet, manchmal wie sie lachend durch eine Blumenwiese rannte und manchmal wie sie einfach nur vor ihm stand und weinte.

Danach wachte er immer schweißgebadet auf und suchte verzweifelt nach einer Zigarette.

Auch jetzt, um zwei Uhr morgens war sie wieder in seinen Träumen erschienen, dieses Mal war es noch schlimmer. Die Träume wurden immer mehr zum Albtraum, die lachende Nami verschwand und heute hatte er gesehen, wie sie von einem Unbekannten umgebracht wurde.

Sie trug ein weißes Kleid, und die Kugel, die der Unbekannte abgeschossen hatte, bohrte sich in ihren Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissenen und schließlich sank sie keuchend zu Boden.

Er hatte ihr tränenverschmiertes Gesicht gesehen, das ihn zärtlich ansah.

Egal wie schlimm diese Träume waren, sie sah ihn immer mit diesem Ausdruck in ihren Augen an. Es war einfach schrecklich.

Das Blut sickerte durch das weiße Kleid. Er öffnete den Mund und schrie und schrie und schrie. Bis er aufgewacht war und ihm auffiel, dass er wirklich geschrieen hatte.

Jetzt saß er auf der Hollywoodschaukel auf dem Balkon mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand.

Er nahm einen großen Schluck.

Verdammt, Nami, lass mich bitte schlafen. Ich will dich nicht immer sterben sehen. Bitte, hör damit auf.

Er sah das blinkende Licht eines Flugzeuges neben den Lichtern der Sterne am Himmel.

Zorro stand auf und ging zurück ins Schlafzimmer, wo er ihr Medaillon aus der Nachttischschublade holte und es ansah.

Er sollte es ihr wirklich zurückgeben. Er könnte sie auf dem Handy anrufen und es ihr sagen. Alles. Dass er es gestohlen hatte und ihr nichts davon erzählte. Und dass...

Beinahe hätte er es auch wirklich getan, aber er legte wieder auf.

Das Gold schimmerte. Seine Augen tränten.

Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass er weinte. Warum wusste er nicht.
 

Nami saß im Garten von Nojiko und Ace und kaute nachdenklich an einem Bleistift herum.

Sie hatte sich von Ace einen Plan des Parks geben lassen und abgezeichnet.

Ace hatte ihr ein bisschen geholfen, in dem er ihr gesagt hatte, wo die ganzen Tische standen und die Bühne für die Band.

Jetzt dachte sie nach, wo sie die Dekorationen und Blumen hinstellen sollte.

Sie musste sich ein wenig beeilen, da die Hochzeit bereits in vier Tagen war, aber da Nojiko und Ace und vor allen Zorro sie völlig verrückt machten, konnte sie sich nicht konzentrieren.

Sie langte nach dem Glas Orangensaft und schlürfte genüsslich an dem Strohhalm.

Nachdem Zorro sie vor zehn Tagen nach Hause gefahren hatte, hatte sie fast jede Minute damit verbracht sich einzureden, dass sie ihn doch nicht liebte.

Nachts fing sie an zu weinen, weil sie genau wusste, dass es stimmte, da konnte sie sich so viel einreden wie sie wollte.

Sie berührte den kleinen Diamantanhänger an der Kette, die Zorro ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte ihr zwar Bedenkzeit gegeben sie zu behalten oder nicht, diese aber nie mehr erwähnt. Aber sie wollte diese Kette sowieso behalten.

Neben ihr lag die Tageszeitung. Ein Foto von Zorro und Cassandra Carver war auf der Titelseite und als sie sich den Artikel dazu durchgelesen hatte, war sie ziemlich eifersüchtig und wütend geworden. Von wegen, Affäre. Sie warf zum x-ten Mal einen Blick drauf, wandte ihn aber wieder ab. Ihn zu sehen tat weh. Sie sollte sich wirklich auf die Dekoration konzentrieren. Flora hatte gesagt, dass sie die Blumen liefern lassen würde. Die Trauung begann um 12 und würde ungefähr eine Stunde dauern. Die Gäste kamen zwischen halb elf und zwölf. Nojiko hatte ihr gesagt, dass ihre Verwandten aus Deutschland extra geflogen kamen. Nojiko und Ace übernahmen selbstverständlich einen Teil der Kosten.

Sie seufzte und begann schließlich mit der Arbeit.
 

Die Arbeiter hatten schon damit begonnen die Bühne und Tische und Stühle aufzubauen, obwohl die Hochzeit erst in drei Tagen war. Nami schlenderte in einem kurzen Kleid durch den Park und stellte sich bildhaft vor, wie die Dekorationen und die Blumen an den Stellen aussahen, wo sie sie hingezeichnet hatte. Ace hatte sie an diesem morgen die ganze Zeit verrückt gemacht. Er fragte sie, was er machen sollte, wenn Nojiko ihn doch nicht heiraten wollte und sie musste ihm dreimal sagen, dass Nojiko ihn liebte und dass sie ihn auf jeden Fall heiraten wollte. Erst dann hatte er sich beruhigt und sie in Ruhe gelassen.

Als sie an dem kleinen Teich ankam, blieb sie stehen. Ihre Augen starrten leer ins Wasser und sie konnte Zorros Stimme noch hören, wie er lachte, als sie entsetzt festgestellt hatte, dass er in dem großen Gebäude arbeitete. Sie sah, wie er sie an sich gezogen hatte und sie fühlte immer noch, wie seine Hände über ihren Rücken strichen. Die Enten machten ein schnatterndes Geräusch und sie schreckte auf.

Es schien als würden sie, sie Stirn runzelnd ansehen und sich fragen, wo dieser andere Kerl sei, mit dem sie schon mal hier gewesen war.

Sie zuckte mit den Schultern. Wieder schnatterten sie.

Eine Ente schwamm ans Ufer, legte den Kopf schief, ihre Augen waren unverwandt auf Nami gerichtet. Sie bewegte ihre Flügel.

„Ich liebe ihn.“ sagte sie leise.

Schnatter, schnatter.

„Morgen komme ich wieder okay? Dann bringe ich dir und deiner Familie ein bisschen Brot mit.“

Zufrieden schwamm die Ente zurück und sie wurde nicht mehr beachtet.

Als Nami wieder zu Nojiko und Ace ging, hoffte sie immer inständig ein schwarzes Cabrio zu sehen. Doch vor der Einfahrt stand nur der blaue BMW.

Eigentlich wollte sie ihn doch gar nicht sehen. Oder war es eher umgekehrt?

Sie spürte wie sich ihre Kehle zusammenschnürte. Sie wollte nicht weinen. Sie hatte doch schon so oft geweint. Es sollte aufhören, jetzt sofort.

Am Abend sah man Zorro sogar im Fernsehen. Als sie ihn sah, ging sie schnell nach oben.

Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit für sie. Immerhin war er jetzt Anwalt von Cassandra Carver, der neuen Hollywoodqueen. Anwalt von einer hübschen Frau, viel hübscher als sie, viel berühmter als sie. Sie lächelte schwach. Sie war noch nicht mal berühmt.

Sie hatte noch nicht mal mit Benjamin Barry geschlafen.

Sie hatte noch nie einen Film mit anderen Hollywood-Legenden gedreht. Sie war eine einfache Floristin.

~Lass uns einfach einen Tag nach den anderen nehmen.~

Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Wo sind unsere Tage, Zorro?
 

Zorro tauchte am nächsten Tag nicht auf. Am übernächsten hatte sie es aufgegeben die Straße nach ihm abzusuchen oder unauffällig Neuigkeiten aus Nojiko oder Ace zu entlocken.

An diesem Tag hatte sie sowieso keine Zeit über ihn nachzudenken. Sie hatte alle Hände voll zu tun. Das Radio hatte sonniges und warmes Wetter für morgen versprochen und Nami fing an, Schleifen und Bänder und andere Dekorationen in sanften Violetttönen an den Tischen, Stühlen und an dem großen Bogen zu befestigen unter dem Ace und Nojiko bei der Trauung stehen würden.

Die Blumen kamen morgens um neun Uhr.

Nojiko und Ace waren weggefahren. Sie wollten ihr seltsamerweise nicht sagen wohin, worauf sie misstrauisch die Augenbrauen hochgeschoben hatte.

Sie war also völlig allein. Eigentlich nicht, wenn man die Enten als Gesellschaft zählte.

Nach einer Stunde wischte sich Nami den Schweiß von der Stirn. Sie hatte noch drei volle Kisten mit Dekorationen vor sich und in einer Stunde hatte sie gerade mal zwei geschafft.

Sie beschloss eine Pause einzulegen. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der noch langweilig weiß war und atmete die frische Luft ein. Ihre Entspannungsphase wurde unterbrochen, als sich die Enten mit wildem Geschnatter meldeten. Sie warf ihnen einen wütenden Blick zu.

„Seht ihr nicht, dass ich völlig geschafft bin? Lasst mich noch eine Minute hier sitzen.“

Die letzten drei Tage hatte sie ein Art Freundschaft mit den Tierchen geknüpft und es könnte einem ziemlich bescheuert vorkommen eine erwachsene Frau mit Enten sprechen zu sehen.

Leider zog Nami bei ihren ‚Gesprächen’ immer den kürzeren, so wie jetzt, als sie wie wild anfingen loszuschnattern. Genervt stand Nami auf und griff in eine Tüte voller Brot, die sie extra mitgebracht hatte und ging zum Teich.

„Ihr seid wirklich verfressen. Ich frag mich wie ihr euch ernährt, wenn ihr mich nicht hättet.“

Sie erntete einen hochmütigen Blick.

„Seid bloß nett zu mir, sonst bekommt ihr gar nichts.“

Versöhnend blinzelten sie, sie an. Sie zerbröckelte das Stück Brot und warf es ins Wasser.

Sofort kamen die Enten angeschwommen und begannen zu fressen.

„Ihr hättet mir auch ruhig helfen können. Es ist echt viel Arbeit.“

Sie sahen sie an, als sei sie übergeschnappt, was sie auch war, denn wer unterhielt sich schon mit Enten? Und das auf Englisch?

„Die Tauben bei Aschenputtel haben das auch gemacht. Oder die Mäuse.“ erklärte sie.

Schnatter.

„Es macht mir auch Spaß!“ erklärte sie. „aber es ist so heiß.“

Das Top klebte an ihrer Brust und die kurzen Shorts an ihrem Po.

„Es ist wirklich ekelig.“

Eine kleine Ente schwamm einen Kreis, als wolle sie damit sagen, dass sie doch hier schwimmen sollte.

„Nein danke, ich gehe mich lieber duschen.“

Mein Gott, was bin ich doch bescheuert, dachte sie. Ich unterhalte mich schon mit Enten.
 

Ein schwarzes Cabrio hielt vor dem Park. Zorro sah sich prüfend um und stellte erleichtert fest, dass ihm keine Reporter folgten.

Er stieg aus und ließ seinen Blick schweifen. An den Bäumen violette Bänder und Schleifen. Überall nur Kitsch. Überall die Sachen, die er mit Nami eingekauft hatte.

Er betrat den Park und erblickte sie kniend vor dem Teich. Sie zerbröckelte gerade ein Stück Brot und warf es hinein. Sie schien ihn nicht zu hören, denn als er nur noch wenige Meter hinter ihr stand, drehte sie sich nicht um. Irritiert stellte er fest, dass sie sich erstens mit Enten unterhielt und zweitens, dass ihr himmelblauer Tanga aus ihren Shorts herausschaute.

Anscheinend schien sie sich mit den Enten zu streiten.

„Ihr seid so was von verfressen! Könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe arbeiten lassen? Die Tüte ist schon fast leer und anstatt die Dekorationen an den Stühlen zu befestigen, füttere ich euch! Nur noch das Brot und dann ist Schluss. Morgen bekommt ihr bestimmt genug zu fressen, okay?“

Seine Mundwinkel zuckten.

„Wehe, ihr fangt wieder an Lärm zu machen. Dieses Mal beachte ich euch einfach nicht. Sollt ihr doch verhungern.“

Die Enten schnatterten empört und sahen Zorro an. Sie schwammen weg.

Erst jetzt wurde Nami auf ihn aufmerksam. Als sie ihn sah, zuckte sie heftig zusammen.

Ihre Reaktion tat ihm weh. Seltsam.

Sie stand hastig auf und wischte sich den Dreck von den Shorts. Sie war nicht auf ein Treffen vorbereitet gewesen. Was sollte sie nur machen? Er kam ihr plötzlich so anders vor. Verändert.

Anstatt ihn zu begrüßen ging sie zurück zu den Kisten und nahm ein Band heraus und fing an weiterzuarbeiten, während sie sich ihr Hirn zermaterte.

Was sollte sie zu ihm sagen? Was, wenn er etwas zu ihr sagte? Was sollte sie dann machen?

Zorro beobachtete sie, wie sie mit zitternden Händen versuchte das Band zu befestigen.

Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie hörte, dass er sich ihr näherte. Als er ihr schließlich beim Verbinden half und dabei ihre Hände berührte, zuckte sie zurück.

Gleichzeitig wurde sie unendlich traurig.

Sie redete wieder nicht mit ihm, bedankte sich nicht einmal, was Zorro sagte, dass sich wirklich etwas verändert hatte.

Sie griff nach einem neuen Band, drehte sich um, damit sie sein Gesicht nicht sehen musste und arbeitete weiter, als wäre nichts gewesen.

Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst, sich verkrochen, als sie wieder seine Schritte hinter sich hörte.

„Nami.“

Sie vergrub ihre Zähne in die Unterlippe. Nami? Was war mit Kleines, Darling und Süße?

Sanft packte Zorro sie am Arm und drehte sie um. Über ihr Gesicht flossen Tränen. Sie sah weg.

„Was ist nur passiert mit uns?“ fragte er leise.

Sie antwortete nicht und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

„Warum können wir uns nicht mal mehr in die Augen schauen, Nami?“

Ein Schluchzer erschütterte ihre Brust. Ja, warum konnte sie ihn nicht mehr ansehen?

Was genau hinderte sie daran? War es ihre Liebe, die sie für ihn empfand? War es weil sie wusste, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte?

Ihre Liebe trug einen Teil dazu bei, aber es war etwas anderes, etwas ganz tief in ihrem Inneren, das sie daran hinderte.

„Ich habe Angst.“ flüsterte sie.

Zorros Blut gefror in seinen Adern. Sie hatte Angst. Wie konnte ein Mensch so viel Angst haben? Er hatte so vieles von ihr gehört.

Zorro, ich hab Angst, dass wir kein Eis mehr im Kühlfach haben. Ich hab Angst, dass ich mich blamiere. Der Film macht mir Angst, lass uns umschalten. Guck mich nicht so an, das macht mir Angst!

Er selbst kannte so gut wie keine Angst. Er hatte nie Angst um seine Mandanten gehabt. Wenn er abends durch einsame Gassen ging, hatte er nie Angst überfallen zu werden. Er hatte nie Angst vor seinen Eltern.

Er sah in ihre, vom Weinen, geröteten Augen. „Denkst du, dass ich mich verändert habe?“

„Ist es nicht so?“ sagte sie traurig.

„Warum hast du Angst davor?“ fragte er vorsichtig.

Eine einsame Träne quoll aus ihrem Augenwinkel. „Ich habe Angst, dass ich in dieser Veränderung nicht mehr ein Teil deines Lebens bin.“

Sein Herz füllte sich mit einem unbekannten Gefühl. „Oh Nami...“

Er musste an ihre geflüsterten Worte denken.

Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.

Warum bereitet sie mir nur so viel Kummer, fragte er sich. Warum will ich, dass sie glücklich ist? Und wenn ich doch genau das will, wieso tue ich ihr damit nur weh?

Er zog leicht an ihrem Arm und sie stolperte einen Schritt nach vorne.

„Ich will, dass du aufhörst zu weinen.“

„D- das ist nicht so einfach wie du denkst...“ schluchzte sie.

„Dann guck mich an. Bitte, sieh mich an.“ bat er sie.

Sie schüttelte stumm den Kopf.

„Bitte.“ flüsterte er. „Nami…“

Wieder biss sie sich auf die Unterlippe.

Zorro nahm ihre Hand und führte sie zu seiner Wange. Sie erschrak, als sie etwas Nasses spürte.

Endlich brachte sie den Mut auf und sah in sein Gesicht. Zwei nasse Spuren liefen an beiden Wangen entlang. Mit zitternden Händen zeichnete sie, sie nach.

„Warum...?“ fragte sie mit erstickter Stimme. „Warum weinst du?“

„Ich weiß es nicht.“ antwortete er.

Es war das erste Mal, dass sie ihn weinen sah. Er sah so traurig, ja sogar fast verzweifelt aus. Sie verstand das nicht.

„Und was ist mit dir? Hat dir mein Anblick schon so viele Schmerzen bereitet?“ fragte er.

Nami zog ihre Hand zurück. „Das ist es nicht.“

„Was ist es dann? Warum verhalten wir uns so komisch?“

„Ich brauche Gewissheit.“ antwortete sie. „Dein Wort. Ich muss wissen, wie du uns siehst. Ob du eine Zukunft siehst. Und was du in mir siehst. Nur eine von deinen Bettgefährtinnen? Oder bin ich ein fester Bestandteil deines Lebens?“

Sie hielt inne und wischte sich die Tränen von den Augen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Zorro das immer gemacht hatte. Er hatte sie weggeküsst oder zärtlich weggestreichelt. Jetzt stand er ihr gegenüber und weinte selbst. Sie sprach mit leiser Stimme weiter, die aber zu brechen drohte. Sie kämpfte mühsam gegen weitere Tränen an. „Aber da ich weiß... dass du das nicht kannst... dass... du ein Problem damit hast... mir das zu sagen, obwohl du, weiß Gott noch, andere Sachen, die wesentlich schwieriger sind, leicht über die Lippen bringst... Es ist nicht einfach für mich. Ich habe das Gefühl irgendwo auf der Kippe zu stehen. Du kannst mich festhalten und mich zu dir zurückziehen oder... du lässt mich fallen...“ Und sterben. „Diese Ungewissheit macht mir unheimliche Angst... ich... ich weiß einfach nicht, was du als nächstes mit mir machst und... und...“ Sie presste sich die Hand vor den Mund, um nicht zu wimmern.

Zorro strecke die Arme nach ihr aus und zog sie zu sich. Sie zitterte. „Verdammt...“ Er blinzelte sie durch seine Tränen durch an. „Verdammt, Nami... Warum musstest du mir unbedingt die Tür aufmachen? Warum musste ich dich küssen? Warum gehst du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf?“

Nami krallte ihre Finger in sein T-Shirt und drückte sich fest an ihn. Eine Hand legte sich behutsam auf ihren Kopf, während die andere auf ihrem Rücken ruhte.

„Warum muss das alles nur so schwer sein?“ fragte Zorro und küsste ihre Haare.

Sie standen noch eine Weile da und klammerten sich an den anderen, in der Hoffnung er könnte Halt geben, doch eigentlich standen sie beide auf der Kippe.
 

Nojiko stand vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete sich zufrieden. Trotz ihres kleinen Bäuchchens sah sie ansehbar aus. Sie seufzte, als sie an den bevorstehenden Tag dachte.

Endlich. Endlich war es soweit. Endlich würde sie Puma D. Ace´ Frau.

Er hatte sie noch nicht in ihrem Brautkleid gesehen und sie machte sich einen Spaß daraus, dass er sich damit verrückt machte.

Sie griff nach der Bürste und kämmte sich die hellblauen Haare. Es klopfte leise.

„Wenn du Ace bist, komm rein.“

Ace steckte den Kopf rein. „Du bist ja nackt.“

„Ist das etwas Neues für dich?“

Lächelnd schloss er die Tür hinter sich. „Du siehst wunderschön aus.“

Nojiko legte die Bürste beiseite und erwiderte sein Lächeln. „Das hast du heute schon ziemlich oft gesagt, mein Schatz.“

„Warst du beim Arzt?“ Er kam auf sie zu und schlang von hinten die Arme um ihren Körper.

„Ja, alles in Ordnung. Ich hoffe es bleibt so.“

„Mach dich nicht verrückt, es wird alles glatt laufen.“ beruhigte Ace seine Verlobte. „Tut mir leid, dass ich bei der Arbeit vorbeischauen musste, aber es gab ein paar Probleme auf dem Bauplatz.“

„Macht nichts. Einbisschen Angst habe ich schon vor den nächsten Monaten.“

„Das hätte bestimmt jeder an deiner Stelle.“ Er drehte sie zu sich um. „Nojiko...“ Ace griff nach ihrer Hand. „Ich werde dich immer lieben, hörst du? Für immer und ewig. Egal was passiert, ich halte zu dir und beschütze dich.“

„Ace- “ flüsterte sie gerührt.

Zärtlich drückte er ihre Hand. „Ich will nicht, dass du an unserer Liebe zweifelst... ich will mit dir alt werden.“

„Wie könnte ich nur an unserer Liebe zweifeln?“

Ace küsste sie. „Ich liebe dich, Noji. Mein süßes Mädchen. Ich liebe dich so sehr.“

Sie schluchzte. „Ich liebe dich auch, Ace.“
 

Das Telefon klingelte noch spät in der Nacht. Der Anrufer konnte von Glück reden, dass Zorro nicht schlafen konnte, denn sonst hätte er sich eine gewaltige Standpauke anhören können.

Was hatte Nami gesagt? Ihr ganzes Gespräch ließ ihn einfach nicht in Ruhe.

Er hatte ihr noch beim Dekorieren geholfen und anschließend mit ihr die letzten Brotkrümel an die Enten verfüttert. Sie küssten sich zum Abschied und er war so schnell er konnte die Straße heruntergefahren, damit er ihr trauriges Gesicht nicht mehr im Rückspiegel sehen musste. Er hob ab.

„Ja?“

„Mr. Lorenor?“ flüsterte eine Stimme.

„Miss Carver?“ fragte er überrascht.

„Tut... tut mir leid, dass ich so spät bei Ihnen anrufe... ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört...“

„Nein, nein, alles okay.“

„Ich wollte mit Ihnen über den Termin sprechen, an dem wir uns treffen könnten. Mir wäre übermorgen recht. Ich werde nach Los Angeles fliegen.“

Zorro fühlte sich einen Moment lang überrumpelt. „Haben Sie schon die Tickets?“

Cassandra nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. Sie umklammerte den Hörer fester.

„Tut mir leid... das ging Ihnen wohl zu schnell, was?“

„Das ist doch kein Problem, Miss Carver... ich war nur... überrascht, das ist alles.“ Er wusste selbst nicht, warum er mit ihr so behutsam umging.

„Okay.“ sagte sie leise. „Genauer gesagt bin ich in drei Tagen da, aber mein Flieger landet um zwei Uhr morgens am 17. Mai.“ Sie nannte ihn die restlichen Daten und bat ihn sie dort abzuholen. Er verstand nicht warum, sagte aber nichts. Letztendlich willigte er sogar ein.

„Dankeschön...“ sagte sie mit so viel Ehrlichkeit und fast kindlicher Stimme.

Er wollte gerade etwas sagen, aber da hatte sie schon aufgelegt. Verwirrt blickte er den Hörer an. Was sollte das?
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2009-01-24T21:40:49+00:00 24.01.2009 22:40
Ich finde, du kannst wunderschön schreiben.
Die Gefühle kommen mir richtig real vor und ich kann mir die Personen, Mimiken und Gestiken wirklich vorstellen.
Das schaffen nicht viele.

Ich finde diese Dilemma-Situation bei Zorro echt traurig, aber auch irgendwie spannend.
Ich möchte unbedingt wissen, wie er sich entscheidet.
Der Auftrag mit Cassandra macht es gleich noch aufregender.
Anscheinend hat der Fall irgendwas Wichtiges an sich.

Dann Nami, das ist der Wahnsinn. Man bekommt praktisch eine Gänsehaut.
Sie tut mir so leid.
Sie liebt ihn, kommt sich aber vor, wie eine von vielen.
Das mit den Enten fand ich echt süß. Auch in Erwachsenen steckt nur ein älter gewordenes Kind.

Ich liebe diese FF, weil sie einfach was Besonderes ist.
Es geht nicht nur um One-Night-Stands, sondern auch um die ganze Welt voller Gefühlchaos, das dahinter steckt und du schaffst es einfach, das auch fantastisch auszudrücken.
Mir würde bei einigen Stellen das Vokabular ausgehen und du bringst es zustande, die Sichtweisen hautnah zu spüren und zu erleben.
Wirklich, ich hab nach dem Lesen immer noch ewig an die zwei gedacht.

Ich konnte mir ein richtiges Bild machen und das ist ja grad das, was mich hier so begeistert.
Bitte schreib bald weiter, damit ich wieder 'normal' schlafen kann!^^


Von:  AnniPeace
2009-01-17T22:52:11+00:00 17.01.2009 23:52
huhu^^
endlich melde ich mich auch mal...
ich konnte vorher nie ein kommi da lassen, weil ich noch so viel lesen musste... egal!
diese story ist wirklich total genial
ich freue mich schon, wenn es wieder weiter geht
glg anni-san
p.s. ich hoffe auf eine meldung, wenn es weiter geht ;)
Von: abgemeldet
2008-11-29T16:08:41+00:00 29.11.2008 17:08
wow das war echt traurig
beide haben sie geweint ;_;
verdammt zorro du idiot erkenn endlich das du nur nami zum glücklichsein brauchst ><
das mit den enten war aber auch lustig XD
bin schon mal gespannt ob im nächsten kapitel die hochzeit anfängt ^^
schnell weiter

*knuddel*
Lori
Von:  littleKyo
2008-11-27T16:27:37+00:00 27.11.2008 17:27
Hey wie immer ein tolles Kap.
*freu*
Ich bin ja gespannt wie es weiter geht.
^^
Also bis dann
GLG -Anko-
*knuddel*
Von:  Inu-ky
2008-11-26T18:44:46+00:00 26.11.2008 19:44
Oh man. Da kommen ein die Tränen. Hoffe du schreibst schnell weiter. Weißt du schon wie lang die noch geht, es hört sich so an als ob es bald vorbei ist (wenn ja dann schade).
Von:  Jacky280791
2008-11-26T14:14:44+00:00 26.11.2008 15:14
AHHHHHHH HEUL*schnell Taschentücher von Love_Zorro klau*
OMG das ist echt zu viel für mein kleines Herz soooo viel Herzschmerz und Drama auf einem Haufen ahhhh ich kann nicht mehr;____;
Zorro hat geweint ahhhhhhhhhhh*total am heulen sei*

Und Nojiko ist... sie ist.... JAAAAAA SCHWANGER !!!! *schon mal nen nen Strampler aussuch*
Ich freu mich ja so für die Beiden ne Hochzeit, Kind unterwegs uiiiiiii und Ace´s kleine "Rede" uiii ich hab mich net mehr einbekommen ich glaube ich habe das ganze Kappi durch geheuelt......

OK bei der Nami vs. Ente Geschichte hab ich geheuelt vor Lachen aber dann war ich schnell wieder die alte Heulsusse*schnief rotz schüüüüb*

Man mach büüüde schnell weiter...
Wieso ruft Cassi mitten in der Nacht an...?
Was wird aus Nami und Zorros Liebe...?
Wird die Hochzeit ein voller Erfolg...?
UNd was haben seine bösen Träume zu bedeuten...?

ARRGG ICH WERDE NOCH IRRE VOM GANZEN WARTEBN!!!*an Taschentuch rum kau*

Gaaaannz Liebe Grüße da lass deine Jacky *püüh die Taschentücherfetzen spuckt und weiterheult*
Von:  Tyler_Lockwood
2008-11-26T00:50:45+00:00 26.11.2008 01:50
Leute holt eure taschentücher raus!!!
*ne Taschentuch-box in die mitte stellt*
OMMMMMMMG SO VIEL DRAMA T____T
ich hab echt angefangen zu weinen als sich die beiden im park begebnet sind T_T sie hat geweit... er hat geweint...omg drama echt...
aber das mit den enten war der hammer... ich konnt net mehr vor lachen^^

WAAAAAHHHHHHHHH NOJIKO *______________________*
ist sie etwa...? ist es das was ich denke?... OMG... ist sie schwanger????? uiiiiiiiii *sich voll nen keks freut*

war wie immer ein klasse kappi^^
omg jetzt heißt es wieder warten >.<
bitte, bitte schreib schnell weiter
ich halts kaum noch aus

in dem sinne liebe grüße
*kekse da lass*


Von:  Dark-Nami
2008-11-25T22:34:13+00:00 25.11.2008 23:34
Aaaaaaaaaaargh >__________<
So viel Herzschmerz T_T *schnief*
Einige Stellen waren so rührend und wirklich... hach, da musste ich fast selbst weinen, man oh man >.< Vielleicht liegt's auch einfach nur an der Uhrzeit, aber das war wirklich hart grad *Taschentuch zück*
Nami tut mir irgendwie richtig leid ;_; ich fühle mit ihr >.< Und Zorro, er hat geweint Q__________Q *buhuuuu*
Mein Gott, dieses Kapitel hatte es so dermaßen in sich ;_;""""

Und Nojikoooooooooo ^___________^
Ich WUSSTE es xDDD Muhahaha, ich freu mich so *___* so niedlich!
Aber wieso sagt Ace sowas? oO" Ich bin heut irgendwie ziemlich skeptisch, muss ich ja sagen, aber bei dir weiß man ja nie so genau xD

In der Szene, wo Nami mit den Enten redet, musste ich echt lachen XD Das hab ich auch noch nicht geschafft, dass ich mich mit Enten streite oder so Oo" Aber man soll ja alles mal probiert haben xDDD

Man, ich will weiter lesen ;_;
Wie geht das bei Cassi und Zorro weiter?
Wieso ruft die mitten in der Nacht an?
Was passiert aus Zorro und Nami?
Und Ace und Nojiko?
Was haben Zorros Träume zu bedeuten >.<?
Dies und viel mehr hoffentlich im nächsten Kapi xDDD
*fluff* Super geschrieben *_*
Darki~


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