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Meine wilden Jahre

Für alle C18 Fans
von

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Meine Eltern

„Alles begann an einem März…“
 

… denn an einem März wurde C18 geboren. An einem herrlichen Frühlingstag erblickte der kleine Blondschopf mit den hübschen blauen Augen das Licht der Welt. Und wie wir C18 kennen, wusste sie schon damals ihren Standpunkt zu verdeutlichen, denn sie war ein ziemlich lautes Baby.

Doch da es wohl ziemlich uninteressant ist, zu erzählen wie C18s Windeln gewechselt, sie gefüttert wurde und ihrer Mutter beim Bäuerchen machen die Schulter hinunter kotzte, überspringen wir die ersten acht Jahre ihres Lebens.
 

C18 wuchs in einer Großstadt namens Big City auf.

Bevor sie Dr. Gero traf, war sie ein ganz normales Mädchen, das mit ihrer Familie in einer heruntergekommenen Gegend wohnte - dem Ghetto von Big City.

Es war wirklich keine gute Umgebung um ein Kind großzuziehen, das wussten C18s Eltern schon immer. Allerdings waren die beiden nicht gerade ein Musterbeispiel an Fürsorge und Liebe. Um genau zu sein gehörten ihre Eltern sogar eine zeitlang einer Sekte an, die sich die „Zeugen Piccolos“ nannte.

Damals trieb Oberteufel Piccolo nämlich sein Unwesen auf der Erde.

Was viele allerdings nicht wussten war, dass es sich in Wirklichkeit bei diesem Kerl um eine totale Lachnummer handelte, der sich einen Spaß daraus machte zu behaupten, er könne Wein in Wasser verwandeln.

Das war auch der Grund, warum bloß der Teil der Erdenbevölkerung Angst vor ihm hatte, der schwere Alkoholprobleme besaß.

Leider gehörten C18s Eltern auch zu diesem Teil…

Tatsächlich gab es nicht ein Problem das die beiden nicht hatten, außer Geldproblemen. Der Grund warum sie trotzdem nicht aus der eher kinderfeindlichen Umgebung auszogen, war das sie ziemlich geizig waren.
 

Ein weiterer Makel an C18s Eltern war ihre ständig wechselnde Gesinnung.

Gehörten sie in einer Woche den Kommunisten an, waren sie in der nächsten Woche Demokraten. Letzte Woche waren sie Rechtsradikale, in der nächsten friedliebende Hippies. So ging das immer weiter in einem für C18 scheinenden unendlichen Trott.
 

Am gleichen Tag wie C18 wurde ihr Bruder C17 geboren.

Die beiden waren zweieiige Zwillinge, wobei C18 ganze fünf Minuten früher auf die Welt kam, was sie später ihrem kleinen Bruder immer wieder unter die Nase rieb.

Anders als seine Schwester war C17 schwarzhaarig, auch ein wenig ruhiger, doch zu C18s Entschuldigung sollte man sagen, dass Mädchen in ihrem Alter von Natur aus gerne plapperten, immerhin hatte sich das mit der Zeit bei ihr vollkommen gelegt.

Dafür hatte C17 schon sehr früh einen Hang zum Sadismus entwickelt, was vor allem auf die Phase seiner Eltern zurückzuführen war, in denen sie okkultistische Messen in ihrer Wohnung abhielten.

Doch ansonsten waren sich die beiden wie aus dem Gesicht geschnitten und besaßen dieselben eisblauen Augen.
 

Die Familie der beiden Cyborgzwillinge, wohnte in einer viel zu kleinen Drei-Zimmer-Wohnung, an der wohl schlimmsten Ecke des Ghettos von Big City. Es verging nicht ein Tag, nicht eine Nacht, geschweige denn eine Minute, in der die beiden Kinder nicht von ihrem Kinderzimmerfenster im dritten Stock eines Hochhauses aus, eine Bandenschießerei oder anderweitige Messerstechereien mitverfolgen konnten.

Statt ihre Kinder dann vom Fenster wegzuholen, setzten sich die Eltern meistens sogar noch zu ihnen und löffelten in Ruhe billige Leberbrühe aus der Dose.
 

Es grenzte eigentlich schon an ein Wunder, dass die beiden Kinder nicht schon mit drei Jahren einen totalen Nervenzusammenbruch erlitten, aufgrund der ständigen Leichenfunde in ihrer Umgebung, wovon vierzehn beim örtlichen Spielplatz entdeckt wurden – drei von C18 selbst.

Doch wenn man schon von Geburt an mitbekam, wie vor der Haustür Menschen abgeknallt wurden, war man spätestens mit sechs Jahren abgehärtet. C17 konnte nach einiger Zeit nicht einmal mehr ohne die ständigen Schreie auf der Straße einschlafen und C18 war damals der festen Überzeugung, dass es Regen gab, wenn nicht einmal am Tag ein Ziegelstein mit einer Morddrohung durch ihr Wohnzimmerfenster flog.

Deswegen stand das Fenster immer offen, auch im Winter, da ihre Eltern die Kosten für ein neues Glas sparen wollten. Aus den Ziegelsteinen hatte der Vater der beiden Zwillinge einen amateurhaften Kamin errichtet, der natürlich nicht funktionierte, da der Schornstein keine Leitung nach draußen besaß.

Deswegen vermieden es die Eltern den Kamin anzuzünden, es sei denn sie wollten Heizkosten sparen. Trat dieser Fall, häufig im Winter, dann einmal auf, war die gesamte Wohnung verrußt und die Kinder mussten mit selbst gebastelten Schutzmasken im gemeinsamen Kinderzimmer spielen. Schnell konnte man dann nicht einmal mehr erkennen, wer von den beiden C18 und wer C17 war.

Ihr Vater rief sie dann, wegen ihrer schwarzen Haare, einfach beide C17.
 

C18s Eltern hießen C. Daddy und C. Mammi.

Natürlich waren das nur Künstlernamen, doch die Kinder nannten sie seid ihrer Geburt so und daran hatte sich auch bis heute nichts geändert.

Hätte man C18 gefragt wie ihr eigener Name früher lautete, hätte sie wohl ein lang gezogenes „Ääähhmm…“ von sich geben und stundenlang fieberhaft darüber nachgedacht.

C17s Antwort auf dieselbe Frage, wäre wohl eher so ausgefallen: „Ä-hääää?“

Wobei man sagen muss, dass er sich nach drei Minuten keine Gedanken mehr darüber gemacht hätte.

Keiner von beiden hatte heute noch eine Ahnung, wie ihre Namen vor Dr. Geros Auftauchen waren, geschweige denn, ob ihre Eltern zum jetzigen Zeitpunkt noch lebten.

Heute waren diese Namen ihre Identität, durch die sie nicht vergaßen, was sie in ihrer Vergangenheit alles durchgemacht hatten. Dass sie es zusammen durchgemacht hatten.
 

Doch wer glaubt, dass diese gegenseitige Geschwisterliebe schon früher bestand, der irrt sich – und zwar gewaltig!
 

„Du blöder Idiot! Gib sie mir sofort zurück!!!“

Wütend versuchte die achtjährige C18 nach ihrer Lieblingspuppe zu greifen, die auch ihre einzige war. Sie hatte sie vor einem Jahr, von einem Drogendealer auf der Straße geschenkt bekommen, als Belohnung dafür, dass sie Ausschau nach der Polizei gehalten hatte.

Seit diesem Tag war diese Puppe ihr ein und alles!

Sie hegte und pflegte sie. Bastelte ihr aus Stofffetzen ein paar neue Kleider und verkuppelte sie mit der Fernbedienung, da sie noch keine männliche Puppe besaß.
 

Und was tat ihr nerviger Bruder?

Er hielt ihre süße kleine Dolly an den frisch frisierten Haaren fest und hüpfte dabei auf dem Sofa herum, damit C18 ihn nicht zu fassen bekam.

Das tat er immer wenn er sie ärgerte, weil er genau wusste, dass ihr Vater es nicht erlaubte auf der Couch zu springen und C18 deshalb Angst hatte es ihrem Bruder nachzumachen.

Von ihren Eltern konnte sie keine Hilfe erwarten.

Die waren auf dem Treffen irgendeiner neuen Gruppierung.

Wenn sie zurückkamen würden sie wohl wieder einer neuen Sekte oder politischen Partei angehören. Dann hieß es wieder sich umtaufen zu lassen, neue Rituale vollziehen und Regeln einhalten.

Das geschah jeden Dienstag Punkt vierzehn Uhr.

Und gleich war vierzehn Uhr!
 

Panik kam in dem kleinen Blondschopf auf. Sie hatte Angst was passieren würde, wenn ihre Eltern nachhause kamen und sahen, dass C17 wieder auf dem Sofa herum sprang.

„Du Blödmann, komm da runter!“, kreischte C18 wütend und ihr kleines Köpfchen färbte sich vor Wut rot. „Wenn Mama und Papa dich erwischen, kriegst du Ärger!“

„Du bist so ein Angsthase!“, lachte ihr kleiner Bruder nur gehässig und verstärkte sein Gehoppse, sodass das Couchgestell bedrohlich anfing zu knacksen, da es auch ziemlich alt war.

Als C17 dann seine übliches „Angsthase! Feige Kuh! Blödes Rhinozeros!“ dahinter setzte, wurde es C18 zu bunt und sie sprang wütend auf die Couch auf ihren Bruder zu.

Schnell hatte sie ihn gepackt und kurz darauf begann eine herzhafte Rauferei auf dem Sofa. Das Geschrei der beiden Kinder hallte durch den ganzen Raum.

Da das Wohnzimmerfenster wie immer offen stand, blieb auch draußen der Streit der beiden Zwillinge nicht unbemerkt.

Ein Stockwerk weiter unten, preschte die Untermieterin mit einem Besen gegen die Decke und rief immer wieder: „Ruhe im Saftladen! Ich komm gleich hoch!“

Doch C18 und ihrem Bruder war das egal. Sie fetzten, bissen, kratzen und bespuckten sich. Zogen sich an den Haaren und gaben sich wüste Betitelungen, die für Kinder in ihrem Alter ganz schön derb waren.

„Du blöde Kuh!“

„Selber blöd, du hässlicher Hornochse!“

„Du kannst mich kreuzweise, du behämmerter Fettarsch!“

„Ich bin kein Fettarsch!“

So etwas hörte kein Mädchen gerne, deshalb verstärkte sich C18s Kratzfurie besonders auf C17s Gesicht, der daraufhin immer fester an ihren blonden Haaren zerrte. Auf diese Art hatte er seiner Schwester sogar mal ein dickes Haarbüschel herausgerissen!
 

Der Streit der beiden war so ausgeartet, dass keiner bemerkte, wie die Tür zum winzigen Apartment aufgeschlossen wurde und ihre Eltern den Flur betraten. Keine halbe Minute später standen C. Daddy und C. Mammi auch schon vor dem Sofa und beobachteten den Streit der beiden Zwillinge schweigend.

Noch immer hatte keiner von ihnen bemerkt, dass ihre Eltern schon längst zuhause waren und so ergriff C. Daddy das Wort.

„RUHE!!!“
 

Sofort hielten die beiden Kinder mit vor Schreck geweiteten Augen in ihrer Bewegung inne, wobei sie noch immer in verkabbelter Position waren.

Zwei unschuldige blaue Augenpaare sahen zu ihrem Vater hoch und schon malten sich in den kleinen Köpfen der beiden Kinder schlimme Nachwirkungen aus.

Letzte Woche hatten ihre Eltern ihre Satanistenphase gehabt.

Deswegen waren die Strafen für Prügeleien unter Geschwister ziemlich übel ausgefallen. Noch zu gut konnte sich C18 daran erinnern, wie ihr Bruder kopfüber von der Lampe gebaumelte hatte und sie mit einer Zahnbürste den ganzen Boden der Wohnung hatte schrubben müssen.

Leider hatte ihr C17 es mal wieder nicht leicht gemacht, denn als sie ins Wohnzimmer kam, tropfte ihm bereits das Blut aus der Nase und versaute den ganzen Laminatboden.

Man sollte noch sagen, dass der Junge zu dieser Zeit bereits vier Stunden von der Decke baumelte, wonach er selbst C18 einwenig Leid tat.
 

Aufgrund dieser erschreckenden Erinnerung war der Streit der beiden Kinder sofort vergessen und panisch fielen sie sich um den Hals.

„Wir machen es nie wieder! Wir machen es nie wieder! Wir machen es nie wieder!“, kam es in einer Endlosschleife aus ihren Mündern, wobei sie es trotzdem nicht lassen konnten sich gegenseitig in den Rücken zu zwicken.

Doch zu ihrer Verwunderung blieben ihre Eltern stumm… Beunruhigend stumm.

Stattdessen lächelten sie ihre Kinder liebevoll an. Wie diese Bilderbucheltern in dem Vorschulprogramm morgens im Fernsehen.

In C18 keimte schon die Hoffnung auf, dass sich die beiden von einem Drogendealer wieder etwas LSD hatten aufschwatzen lassen. Unter Drogen waren ihre Eltern komischerweise die Liebsten der Welt. Deshalb war C18 mehr als traurig gewesen, als die Frau vom Jugendamt sagte, dass ihre Eltern unmöglich gute Vorbilder für sie wären, wenn sie weiterhin Drogen nahmen.

Die Folge dieses Gesprächs war eine Drogenentzugsklinik, dass C18 und ihr Bruder für eine Woche zu Tante Chantal mussten (die ein Bordell besaß) und C. Mammi in der Klinik eine kleine Affäre mit ihrem Therapeuten begann, die mittlerweile schon wieder vorüber war.

Also überhaupt nichts Erwähnenswertes...
 

C17 schien in diesem Moment die gleiche Hoffnung wie seine Schwester zu teilen und fragte deshalb vorsichtig: „Papi? Mami? Seid ihr wieder auf Drogen? Bitte sagt ja!“

Verliebt sahen sich die Eltern an, dann blickten sie erneut mit ihrem so künstlich wirkenden Lächeln zu ihren Kindern und wieder wurden die Zwillinge eine Spur unruhiger.

Freddy Krueger hatte dasselbe selige Lächeln parat, wenn er vor hatte jemanden aufzuschlitzen und ihren Eltern hätten die beiden sowieso alles zugetraut.

Doch entgegen ihrer Erwartungen, setzten sich C. Daddy und C. Mammi zu ihnen, sodass ihre Kinder zwischen ihnen waren.

Mit misstrauischem Blick schaute C18 zu ihrer Mutter, die sich neben sie gesetzt hatte. Jetzt erst fiel ihr auf, dass sie keinen schwarzen Lidschatten mehr trug. Auch der Rest ihrer Schminke sowie ihrer Kleidung, ließ nicht mehr darauf schließen, dass diese Frau bis vor drei Stunden noch Satanistin gewesen war.

Stattdessen trug ihre Mutter eine Frisur, wie sie in den sechziger Jahren die Hausfrauen im Fernsehen besaßen und einen pinken Haarreif in ihrer schwarzen Lockenmähne.

Sogar ein flauschiger rosa Rock schmückte ihre Hüften.

Und die ganze Zeit dieses Lächeln! Es wirkte so künstlich…
 

„Mein süßes kleines Engelchen!“, kam es nun sanft aus dem Mund ihrer Mutter, die einen hauchzarten rosa Lippenstift aufgetragen hatte. Das krasse Gegenteil zu den schwarzen Lippen die sie besaß, bevor sie zu diesem Treffen vor drei Stunden aufgebrochen war.

Sanft streichelte C. Mammi ihrer Tochter über den Kopf, was diese mehr beunruhigte statt zu beruhigen.

Auch C17 schien die Umwandlung seiner Eltern erkannt zu haben, was er vor allem darauf schloss, dass sein Vater keine Piercings mehr im Gesicht und auf seine Glatze, eine adrett sitzende braune Perücke gesetzt hatte. Auch seine Totenkopfkrawatte war verschwunden.

Stattdessen wurde sie mit einer koketten Blauen umgetauscht, auf die Flugzeugmotive aufgedruckt waren. Von den gammligen Klamotten zuvor war nichts mehr zu sehen. Nun trug sein Vater einen richtigen Anzug in Grau.
 

Beide Kinder sahen sich besorgt an.

Oha. Da war doch wieder eine neue Sekte im Busch!

Doch bevor sie sich noch gegenseitig zuzischen konnten, dass jeweils der andere daran schuld war, ergriff ihr Vater das Wort.

„Meine geliebten Kinder“, sagte er geradezu gespielt euphorisch. „Wir sind erleuchtet worden. Heute! Genau an diesem Tag haben wir erkannt…“

„… was für verirrte Schafe ihr doch wart“, vollendeten die Kinder grummelnd den Satz.

Dieselbe Rede hatte ihr Vater die Woche davor auch vorgetragen, als er mit seiner Frau den Satanisten beigetreten war. Und auch die Woche davor, als sie der Gemeinde der Handelsreisenden, die Woche davor, als sie der Ufo-Sekte und die Woche davor, als sie Greenpeace beigetreten waren.

Wenigstens etwas das sich nie änderte. Als nächstes kam bestimmt der Satz: Wir haben erkannt auf welchen Irrweg wir doch waren.

Theatralisch breitete ihr Vater nun die Arme aus, erhob sich langsam vom Sofa und sagte:

„Wir haben erkannt auf welchem Irrweg wir doch waren. Wie blind wir doch waren! Wie klein unser Denken doch ist, dass wir uns angemaßt haben, nicht noch mehr lernen zu können.“

„Jetzt spuck doch einfach aus zu welcher Sekte ihr jetzt schon wieder gehört“, meinte C17 gelangweilt, woraufhin C18 ihm einen schmerzhaften Stups in die Seite gab.

Sie hatte nicht vor ihre Eltern daran zu erinnern, dass eigentlich noch eine Strafe für den Geschwisterstreit offen stand.

Doch ihr Vater ignorierte C17s Zwischenruf und fuhr mit seiner ergreifenden Rede fort, wobei C. Mammi theatralisch anfing zu Schluchzen und sich mit einem pinken Taschentuch die Augen abtupfte. Dabei flüsterte sie immer wieder:

„Das ist mein Bärchen. Hach, ich bin so stolz auf ihn.“

C18 wurde von diesen Worten schlecht.
 

„Wir sind erleuchtet worden meine Kinder! Mein geliebter Sohn. Meine geliebte Tochter. Nun bricht eine neue Ära an! Wir werden ab heute dem Pfad der Person folgen, die uns diesen Weg offenbart hat. Ab heute werden wir nur einen Mann in diesen winzigen Wänden preisen! Und zwar Eduard Gülle!“

Stille trat ein.

Dann unterbrach C17 das Schweigen mit dem klugen Ausruf: „Hääää?“

Auch C18 wurde aus diesem Namen nicht schlauer. Schließlich stand ihre Mutter vom Sofa auf, stellte sich zu ihrem Mann und hackte sich bei ihm ein. Noch immer mit diesem gefälschten Lächeln auf den Lippen.

„Eduard Gülle, meine lieben Kinder, ist der Gründer unserer neuen Religion.“

Ein lautes und genervtes Stöhnen entrang sich der Kehle der Kinder.

Doch wieder wurden sie ignoriert.

„Ich weiß, meine Lieblinge. Wir hatten schon viele Religionen, Gesinnungen und Sexualitäten. Aber dieses Mal sind wir auf dem richtigen Weg meine kleinen Purzelbären!“

„Purzel-was???“

„Dieses Mal sind wir der wohl friedliebendsten Gemeinde beigetreten, die es unter unserem Himmel gibt. Wir müssen es wissen, schließlich waren wir auch mal Buddhisten.“

Ein Schnauben kam aus C17’s Mund als er daran dachte. Sein Vater hatte ihm damals die ganzen Haare weg geschoren und mit viel Kummer erinnerte er sich daran, wie er eine schwarze Haarsträhne nach der anderen, hatte auf den Boden fallen sehen.

Seit damals schwor er sich niemals mehr einen Kurzhaarschnitt zu tragen, auch wenn er dieselbe Länge wie C18 hätte – niemals wieder!
 

„Und was sind die Regeln dieser Religion?“, kam es monoton von seiner Schwester, die sich mit einem Ellbogen an ihrem Knie abstützte und ihren Kopf in der Handfläche gebettet hatte. Eine Angewohnheit die sie bis zum höchsten Alter beibehalten würde.

Mittlerweile war sie mit ihren jungen Jahren schon auf alle Dinge gefasst. Es konnte also keine Regel mehr kommen, die nicht abartiger war als die anderen.
 

Ihr Vater legte eine bedeutsame Pause ein. Sah dabei noch einmal verliebt zu seiner Frau, die mit einem Madonnenlächeln zu ihm auf sah. Dann sagten beide wie auf Kommando (C18 vermutete, dass sie diesen Auftritt bereits vorher geprobt hatten):

„Unsere einzige Regel ist die Liebe!“

„Also wieder die Liebesleier. Genau wie vor fünf Wochen“, meinte C17.

Denn da waren seine Eltern mal wieder den Christen beigetreten. Das taten sie etwa dreizehn Mal im Jahr, schließlich war auch die Anzahl an Religionen begrenzt. Hart wurde es dagegen, wenn seine Eltern mal wieder eine sadistische Phase hatten.

„Sohn!“, rief C.Daddy nach C17 patziger Antwort erbost. „Wage es nicht unsere heilige Religion mit der der schändlichen Christen zu vergleichen! Unsere Botschaft ist die wahre Familienliebe! Wir…“

„Ist gut, Papa. Können wir jetzt zu den anderen Regeln kommen?“, unterbrach C18 ihren Vater, da diese Rede sie bereits nervte. Ihre Mutter schüttelte daraufhin gespielt entrüstet den Kopf. Sah ihre Tochter an als ob sie das dümmste Geschöpf auf Erden wäre und meinte dann:

„Aber mein liebes Kind. Wir sagten doch bereits, dass es nur eine Regel gibt. Und zwar die…“

„Ja ja ja… Die Liebe. Ich weiß. Aber es würde mich schwer wundern wenn das die einzige Regel wäre. Also kommt am besten gleich zur Sache, ich muss noch für P.J. ein paar Nikotinsüchtige auftreiben. Dafür hat er mir ein neues Puppenkleid versprochen.“

Sofort malten sich in C18 kleinem Kinderkopf tausend Möglichkeiten auf, was sie alles mit diesem Kleid anstellen würde. Sie könnte es ihrer Dolly anziehen, dann ihrer Dolly ausziehen… Dann wieder anziehen… Und schon wieder ausziehen…

Könnte es sein, dass nur diese zwei Optionen bestanden?
 

Doch bevor sie sich noch weitere Gedanken darüber machen konnte, wurde sie von ihrer Mutter in die Wirklichkeit zurückgeholt.

„Nein, mein Liebling! Es gibt nur eine Regel und das ist die Liebe. Merk dir das…“

Sofort sah C18 mit hochgezogener Augenbrauche zu ihrem Bruder, der ihren Blick, mit dem gleichen skeptischen Gesichtsausdruck erwiderte.

„Allerdings gibt es ein paar winzige Unterregeln in unserer Religion.“, fügte ihre Mutter nun so beiläufig wie möglich hinzu.

Aha…

Jetzt kamen sie der Sache schon näher.

Weshalb ihre Mutter aber für Regeln den Ausdruck „Unterregeln“ verwendete, verstanden die beiden Kinder nicht. Doch egal. Es half nicht darüber zu streiten. Am Ende würde C17 sonst bloß wieder von der Decke baumeln.

C. Daddy kramte indessen in seiner Hosentasche und zog nach ein paar Sekunden einen zusammengefalteten Papierfetzen heraus, den er mit einem liebevollen Lächeln seiner Frau reichte.

Diese erwiderte mit demselben Gesichtausdruck seinen Blick, faltete dann den Fetzen auseinander und begann laut vorzulesen:

„Unterregeln von Eduard Gülles Gemeinde für perfekte Familie Fanatiker.“

„Ach so nennt man Sekten heutzutage…“

„Psst! Unterbrich deine Mutter beim Vorlesen nicht, mein Sohn.“

„Unterregel Nummer Eins: Der Vater ist der Herr im Haus…“

„Welches Haus?“, kam es sarkastisch von C17. Doch er wurde ignoriert. Stattdessen fuhr seine Mutter fort.

„Der Vater ist das Oberhaupt der Familie und steht für Ordnung und Disziplin. Sein Wille ist Gesetz und ihm muss von allen Familienmitgliedern der größte Respekt gezollt werden.“

Bei diesem Satz musste C18 schmunzeln. Was diese Regel sollte verstand sie nicht. Vor ihrem Vater konnte man schließlich nur Respekt, oder besser gesagt, Angst haben, immerhin war er sonst nicht wie der liebe Hausvater gekleidet, sondern lief mit einer Glatze, auf der ein umgekehrtes Kreuz tätowiert war herum.

Gelangweilt gähnte sie, sah zu ihrer Mutter und überlegte sich, was wohl noch für schwachsinnige Regeln kommen würden.

Noch dümmer als die Regeln der Sekte des heiligen Dixiklos, konnten sie wohl nicht sein. Welche Religion war auch blöd genug, zwei mal am Tag eine Kloschüssel anzubeten und sie mit „Mein Gebieter“ anzusprechen?

Doch kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, war sie beim nächsten Satz ihrer Mutter nicht mehr so sicher, welche Sekte dümmer war.

„Um dem Vater seinen Respekt zu erweisen, küssen wir jeden Morgen seine nackten Füße…“, C17 gab an dieser Stelle ein angeekeltes „Bääähhh!!!“ von sich, „… laufen drei Mal um ihn herum, erbitten seinen Segen für den heutigen Tag, waschen, schrubben und säubern ihn. Zum Schluss sagen wir alle das „Eduard unser“ auf, verbeugen uns vor dem Portrait Eduard Gülles und werfen dann in ein Säckchen, eines unserer wertvollsten Gegenstände hinein, die wir am Ende der Woche unserem Religionsgründer schenken. Das kann alles Mögliche sein... Ohrringe, Strümpfe, der Fernseher, die Klimaanlage oder euer gesamtes Spielzeug. Alles eine kleine Spende, damit Eduard Gülle in seinem hundertvierzig Quadratmeter großem Apartment auch eine Putzfrau einstellen kann…“

Empörte Proteste kamen von den beiden Zwillingen, die von den Eltern gekonnt ignoriert wurden.

Das war doch die absolute Verarschung!

Nicht, dass sie von ihren Eltern etwas anderes gewohnt waren, aber wer gab schon gerne seine liebsten Sachen einfach so her?

Bei diesem Gedanken schnappte C18 nach ihrer kleine Dollypuppe, die ihr Bruder unachtsam auf den Boden hatte fallen lassen. Verzweifelt presste sie das kleine Püppchen an ihre Brust, das für sie der größte Wertgegenstand war, den sie in dieser winzigen trostlosen Wohnung besaß.

Egal was kommen würde, sie würde jedem dem Hintern aufreißen der ihre kleine Dolly spenden wollte!

In ihren Gedanken dachte C18 sich schon tausend grausame Tode aus und hörte gar nicht mehr dem ihr ziemlich schwachsinnig vorkommenden Gespräch zu.
 

Sie bemerkte nicht, wie ihre Mutter Regel Nummer drei vorlas, die besagte, dass alle Mädchen im Haus nur noch rosa Rüschchenkleider mit den passenden pinken oder weißen Haarreifen zu tragen hatte.

Auch hörte sie nicht Regel Nummer vier zu, die jeglichen Kontakt mit Andersdenkenden verbot.

Doch was C18 an diesem Tag hätte besser bemerken sollen, war der verstohlene Blick den ihr Bruder ihr zuwarf, als sie ihre kleine Puppe an ihr Herz presste.

Denn dann wäre ihr sofort das teuflische Grinsen aufgefallen, dass kurz darauf über seine Lippen huschte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-05-26T21:51:02+00:00 26.05.2009 23:51
So, also ich finde du beschreibst das alles wahnsinnig gut - diese verkommene trostlose Gegend in der die Kinder aufwachsen und die Mentalität der Menschen, man hat sofort alles vor seinem Inneren Auge und das Elend, dass da offenbar herrscht, lässt einen bedauernd mitfühlen... Irgendwie erinnert mich das ein bisschen an die schlimmsten amerikanischen Ghettos, da ist man ja auch einiges gewohnt und naja, wie gesagt du hast das aufjedenfall sehr gut wiedergegeben.
Es passt einfach alles.

Und dann die Eltern; Oha, sag ich da nur - das ist so das typische Bild von Menschen, die in so einer Gegend aufwachsen, asozial und total auf dem Riehmen irgendwie - die armen Kinder, wirklich ><!
Aber da sis mal wieder typisch Jugendamt, verschließen die Augen und Ohren gerade da wo es mal wichtig wäre.
Auch die Beziehung von C18 und C17 zueinander finde ich interessant - auf der einen Seite das klassische Geschwisterbild - zankend, streitend und genervt vom jeweils anderen, aber wenn es mal irgendwe hart auf hart kommt, dann fühlen sie sich einander verbunden und zugehörig... ich finde, das passt sehr gut zu den beiden ^^.

Mouh, bei einer Sache konnte ich irgendwie nicht Ernst bleiben - ich meine, Sektenzugehörigkeit, alle Nase lang eine neue, gut, solche Leute solls geben, aber WER ZUR HÖLLE betet eine KLOSCHÜSSEL an XD *umkipp*
Ganz zu schweigen von diesem überaus seriösen Namen wie Eduard Gülle *nochmal umkipp*
Find ich aber witzig - es gibt auf ironisch-humorvolle Art und Weise wieder wie größere Religionen=Sekten die Leute nach Strich und Faden ausnutzen und manupulieren...
Oh, und ich will gar nicht wissen, was C17 mit dem Püppchen seiner Schwester vor hat, seinem Grinsen nach zu urteilen sicher nichts Gutes...

Das Einzige, was mir jetz ein klein wenig missfällt ist, dass du den beiden keine richtigen Namen gegeben hast - ich meine C steht ja für Cyborg und die Nummer dafür der wievielte sie jeweils waren und ich bezweifle doch stark, dass die Eltern ihre Kinder in so weiser Vorraussicht so benannt haben... zwar war das gut beschrieben mit der heutigen Identität der beiden, aber ich finde, richtige Namen hätten da einfach noch dazugehört - muss ja nichts Ausgefallenes sein nur eben... nyo, weisst was ich mein x3.

Ansonsten hat es mir gut gefallen ^^v.

LG, Katze
Von: abgemeldet
2008-12-12T20:00:20+00:00 12.12.2008 21:00
Mir ist gerade aufgefallen. Das du C17 und C18 keine Nahmen gegeben hast.
Aber irgendwie finde ich das besser, als wenn du ihnen irgendwelche namen wie tai oder sakura gegeben hättest.
Mal sehen ob du das aber auch bis zu den anderen Kapiteln durchhalten kannst. Ich stelle mir das nämlich ziemlich schwierig vor xD
LG ^^
Von:  rutila-luu
2008-10-16T21:58:22+00:00 16.10.2008 23:58
Oh ich hab mich sehr gefreut,als ich die Beschreibung dieser FF gelesen habe. C18 war schon immer mein weiblicher Lieblingschara und ich hab mich schon bei den Fanarts gewundert,wie wenig über sie kommtes über sie gibt u_u

Die FF ist witzig,etwas behämmert (positiv gemeint XD) aber witzig!
Und trotzdem einleuchtend,ich kann mir gut vorstellen,dass c18 so ähnlich aufgewachsen ist :D
Werd mir demnächst auch die nächsten Kapitel durchlesen und steck sie schon mal zu den favos.
lg das luu
Von: abgemeldet
2007-10-15T10:22:44+00:00 15.10.2007 12:22
Ich hatte total vergessen, dass diese Story noch exestiert und ich sie immer noch nicht gelesen hatte...
Ich schäme mich.

Aber ganz ehrlich, die Story ist geil! Ich hab mich an einigen Stellen wirklich weggeschmissen, aber ich hab auch nichts anderes erwartet.
lg^^b
Von: abgemeldet
2007-06-27T13:47:39+00:00 27.06.2007 15:47
Öhm... Bin ich die einzige der das aufgefallen ist oder haben die beiden keine Namen O.ô Also ich mein jetzt richtige namen. bevor die c17 und c18 zu cyobrgs wurden. das kapitel gefällt mir! auch wenn ich jetzt gedacht hätte dass irgendwelche frühere namen ins spiel gebracht werden, aber so find ich das recht geschickt eingefädelt. wenn man so darüber nachdenkt hätte c18 sich in der serie ja auch bei ihrem früheren menschennamen nennen können, hat sie aber nie...
von daher find ich die idee mit dem namen vergessen, simple aber auch geschickt ^^ also die eltern der beiden sind auf jedenfal ziemlich schreg! c18 kann einem ja richtig leid tun!
Den streit zwischen den beiden geschwistern fand ich klasse! Das wäre ja auch zu eigenartig gewesen wenn die schon immer so dicke gewesen wären, außerdem kommt es so realer rüber!
bitte schreib schnell weiter ja und vergiss bitte deine andere ff nicht! *kulleraugenrumkukct*


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