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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Das Finale II

Endlich spürte er den festen Boden unter seinen Füßen. Er bewegte das Standbein einige Male hin und her um besseren Stand auf dem Sandboden zu haben und griff das Schwert sicherer. Tatsächlich hatte die Spitze des Schwertes sich bereits in sein Kettenhemd gebohrt. Doch Wisdom hatte die Zeit im perfekten Moment angehalten. Ihm blieben nur wenige Augeblicke um sein Schwert so zu führen, dass er den Stich des Gladian blocken konnte. So erfüllte lediglich das Geräusch von klirrendem Metall die warme Luft. Die Arena kochte förmlich. Rion hob die Augenbrauen und grinste triumphierend.

„Das ist unmöglich!“, knirschte Gladian wütend mit den Zähnen, „Was für ein Monster bist du?“.

„Find´s raus“, meinte er herausfordernd.

Man merkte Gladian seine Wut im Kampf an, er schien ziemlich aufgebracht, dass sein Plan misslungen war.

Das Duell blieb lange Zeit offen. Rion hatte aus den vorherigen Kämpfen gelernt und ließ seinen Gegner sich verausgaben. In seiner Wut über den verschenkten Sieg ging Gladian unwissentlich darauf ein. Nach einiger Zeit schlug er nur noch schnaubend nach Rion, dieser beschränkte sich aufs Kontern. Bis er seine Chance witterte. Mit einem gekonnten Salto über den Kopf des Gegners brachte Rion sich in eine hervorragende Position. Gladian fuhr hastig herum, vernachlässigte seine Deckung und wurde im Gegenzug von Rion entwaffnet. Die Menge starrte schweigend auf Gladians fallende Klinge. Mit dumpfem Geräusch schlug sie auf den harten Sand auf und blieb liegen. Rion hielt seine Waffe auf Gladian gerichtet. Dieser ließ sich ungläubig zu Boden sinken.

Ventan erhob sich zögernd, machte gute Mine zum bösen Spiel und klatschte behäbig in die Hände. Die Zuschauer sprangen auf und jubelten dem neuen Champion zu. Immer lauter hallten die „Rion“ Rufe. Dem war die erhöhte Aufmerksamkeit nicht so recht. Verlegen fuhr er sich durchs Haar. Gladian nahm sein Schwert und zog sich hastig zurück.

„Ein unglaublicher Kampf, ich gratuliere“, Ventan übertraf sich selbst an Lob und kam auf Rion zu um ihm die Hand zu schütteln, „ein mehrfaches Hoch auf unseren neuen Champion!“.

Die Menge Tobte vor Freude, als Ventan ihm eine flache Medaille um den Hals hängte und erneut in Applaus überging.

„Danke…“, quälte Rion sich zögernd über die Lippen.

„Du bist ja verletzt“, stellte Ventan scheinheilig fest, „das solltest du verarzten lassen“.

„Ja, später“, nickte er knapp.

Ventan legte ihm die kalte Hand mit den langen, spinnenartigen Fingern auf die Schulter: „Du solltest für mich kämpfen. Ich könnte einen fähigen Kämpfer wie dich gut gebrauchen“.

„Du hast doch genug starke Kämpfer“, lehnte er indirekt ab.

Ventan lächelte geschmeichelt: „Sie alle waren dir unterlegen. Sie waren schwach und Schwäche ist nur etwas für Versager“.

„Dann tritt doch nächstes Jahr einfach selbst an“, schlug er ihm vor.

Ventans Augen trafen seine: „Deine Zunge ist ebenso eine Waffe wie deine Klinge“.

Rion grinste breit: „Und beides wendet man gegen die, die man als Gegner erachtet“.

Ventan versuchte dies zu überhören, obgleich er innerlich brodelte: „Ich sehe schon, du hast Humor mein Junge“.

„Ja“, stimmte er zu, „nur schade, dass dir dieses Talent fehlt“.

Ventans freundliche Mine fiel: „Was ist nun? Kämpfst du für mich?“.

„Ich kämpfe für die Menschen, für die es wert wäre zu sterben“, war seine Antwort.

„Ist das dein letztes Wort?“, zweifelte Ventan und sein Gesicht zeigte noch immer Überlegenheit.

„Sieht wohl so aus“, zuckte er mit den Schultern.

„Was bist du für ein dummer Junge?“, murmelte Ventan.

Rion seufzte: „Das höre ich oft in letzter Zeit“.

„Du solltest auf der Seite der Sieger stehen“, meinte er und machte eine überschwänglich einladende Geste.

„Kein Interesse“, schlug er es aus.

Ventan schien die Geduld auszugehen: „Jammerschade. Wo du doch geradezu gemacht dafür bist für mich zu kämpfen. Du bist schnell, clever, stark, hast mächtige Freunde und bist der Sohn des Basiel…“.

Rion blickte ihn skeptisch an: „Ich dachte das sei Roen?“.

„Du weißt es so gut wie ich“, lachte Ventan, „Dieser Trottel war nur ein Mittel zum Zweck“.

„Du hast ihn die ganze Zeit belogen?“, es hörte sich nach einer Frage an, obgleich es eine Feststellung war.

„Es hat alles gepasst. Er hat es sich selbst eingeredet. Ich brauchte nicht mehr viel tun…“, gab Ventan zu.

Rion sah ihn mit Abscheu an: „Und dein treuer Gladian? Der ist auch nichts weiter als ein Spielzeug“.

„Jeder spielt seine Rolle in diesem Spiel. Die einen führen, die anderen dienen…“, tat er theatralisch.

„Du bist ein Widerling“, stellte Rion fest.

„Damit muss ich leben“, lächelte er kühl.

„Ich werde keine deiner Marionetten sein“, meinte Rion ebenso kühl, „Ich suche mir meine Freunde und Feinde selber aus“.

„Nur zu“, ein höhnisches Lachen entstieg seinen Lippen, „So wie dein toller Freund Roen, nicht wahr? Es tut mir leid dich zu verletzen, doch Roen ist ein Verräter“.

„Du lügst“, fuhr Rion ihn an.

Er hob beschwichtigend die Handflächen: „Oh nicht doch. Hast du dich nicht gefragt warum dein Körper im Kampf nicht mitgespielt hat? Das hast du doch sicher bemerkt…oder nicht?“.

Rion sah ihn fragend an.

Ventan fuhr fort: „Roen mischte ein seltenes Nervengift in dein Essen. Tja so sind die Menschen. Da vertraust du ihnen und dann jagen sie dir ein Messer in den Rücken. Aber der arme Junge war vielleicht einfach nur eifersüchtig. Auch so ein typisch menschliches Gefühl“.

„Ich glaube dir kein Wort“, entgegnete Rion.

„Dann frag ihn doch… vorausgesetzt du findest ihn je wieder. Feiglinge ziehen es vor sich aus der Verantwortung zu stehlen“, Ventan verbeugte sich und machte eine ausladende Geste, „die Audienz ist nun beendet“.

„Du kannst mich mal, ich entscheide wann hier was beendet ist“, Rions Stimme klang äußerst energisch.

„So?“, Ventan hob die Brauen, „was gibt es denn noch?“.

„Ich habe Gladian besiegt“, erinnerte er ihn.

„Und du wurdest angemessen belohnt“, fügte er hinzu.

Rion trat einen Schritt auf ihn zu um sein Anliegen zu verdeutlichen: „Dem Sieger gebührt es den Riesen Oger herauszufordern“.

„Oger? Mach dich nicht lächerlich“, amüsierte er sich, „Größenwahn ist auch so eine Krankheit der Menschen…“.

„Erzähl du mir nichts über Krankheiten“, meinte Rion mit bösem Blick.

„Nun ich gebe es ja zu…ich würde zu gern sehen wie Oger mit dir den Boden wischt. Du hast alle meine Krieger deplatziert…“, gab er zu.

„Wo ist er?“, wollte er wissen.

Ventan zögerte einen Moment: „Nun momentan befindet er sich wohl in der großen Halle…du musst das verstehen. In all den Jahren war noch niemand so selbstmordgefährdet ihn herauszufordern. Aber wenn du gehen solltest, so hoffe ich, dass er deine Einzelteile auf dem Markplatz der Stadt verteilt“.

„Das wünsche ich dir auch“, verabschiedete er sich von Ventan und machte sich auf zur Halle.

Es dauerte nicht lange, bis er diese erreichte. Er hatte die Tür noch nicht geöffnet, da drang bereits ein stechender Geruch zu ihm hindurch. Ein Gemisch aus Schweiß, Schwefel und faulen Eiern. Es kam definitiv aus der Halle. Die Tür war riesig groß. Sie war zweiflügelig und so breit wie hoch. Es war unmöglich diesen Raum zu übersehen. Rion nahm seinen Mut zusammen und betrat die stinkende Halle. Der Geruch brannte in der Nase und es fühlte sich an als würde er sich im Inneren festsetzen und die Schleimhäute verätzen. Seine Augen begannen zu tränen. Es war kaum auszuhalten. Im Inneren stand ein langer Holztisch und einige grobe Stühle. Alles der Größe der Riesen angepasst. Zwei der haarigen Wesen saßen sich dort gegenüber und fielen über einen undefinierbaren Braten her. Ein anderer, noch größerer Kerl hatte es sich auf einem erhöhten Platz gemütlich gemacht. Er saß dort auf einem Kissen vor dem hohen Kamin und starrte gelangweilt Löcher in die Luft.

„Oger?“, Rion war sich nicht sicher.

Sofort sprangen die Beiden auf und stellten sich ihm in den Weg. Sie waren wahre Türme. Der ganze Körper war ein einziger Muskel. Voller Sehnen. Das rötliche Fleisch war von graubraunem Fell überzogen. Sofort schlug ihm eine neue Welle des beißenden Gestankes entgegnen. Er taumelte ein paar Schritte zurück

„Ach Jungs, seid ihr ekelig…“, stellte er nüchtern fest.

Die Augen waren im Vergleich winzige, rote Kugeln ohne Pupillen. Sie trugen gebundene Hosen, sonst nichts. Irgendwie erinnerten sie ihn an Gorillas. Doch ihre Gesichter waren menschlicher. Allerdings überseht mit dicken Warzen und eitrigen Pocken. Auch zählte er an ihren Körpern nicht wenige Narben.

„Lasst mich durch, ich muss zu Oger“, bat er sie.

„Was will so ein Zwerg von unserem König?“, fragte der Rechte.

„Lass ihn!“, befahl Oger von seinem Thron aus, „Was willst du von mir?“.

„Ich habe das Turnier gewonnen“, begann Rion, „Es heißt wenn man das Turnier gewinnt, dann hat man das Recht Oger entgegen zu treten“.

„Eure Gesetze und Regeln interessieren mich nicht. Ich bin ein König! Geh nun!“, seine Stimme war unangenehm laut und polterte in der relativ kleinen Halle.

„Warte, hör mich an!“, widersetzte er sich, „Ich muss etwas wissen“.

Der linke Riese packte ihn im Nacken und wollte ihn hinauswerfen.

„Ich muss dich etwas fragen!“, rief er und zappelte so sehr, dass es dem Riesen schwer fiel ihn fest zu halten.

Zu dick und klobig waren die Finger.

„Ich brauche nur einmal zudrücken und du bist Mus“, drohte er ihm ungeduldig.

Rion schlüpfte aus dem Kettenhemd, fiel ziemlich hart auf den Boden, rappelte sich auf und glitt durch die Beine des Anderen zu Oger hindurch.

„Höre mich an!“, forderte er ihn auf.

„Du stellst Forderungen an den König? Wer bist du, dass du dir so etwas erlaubst?“, rief er erbost.

„Ich bin Rion“, stellte er sich mutig vor.

„Ich habe nie von dir gehört“, meinte Oger.

Er stank so bestialisch, dass Rion es kaum ertragen konnte: „Gott ist das widerlich Junge, wasch dich…“.

„Was?!“, empört sprang er auf.

„Nein, vergiss es“, bat er beschwichtigend, „Das du meinen Namen nicht kennst ist eine Bildungslücke für die ich nichts kann, Hoheit. Ab jetzt sollten Sie sich den Namen merken“.

„Ich werde nicht mit einem so schwächlichen Menschen reden“, beschloss er und machte eine Bewegung als wolle er eine Fliege verscheuchen.

„Sie reden bereits mit mir, Majestät…“, erkannte Rion treffend.

„Was willst du Nervensäge?“, fuhr er ihn an, „warum sollte ich dich nicht auf der Stelle in der Luft zerreißen und zum Abendessen verspeisen? Nenn mir einen Grund“.

„Ähm… kein Bock, zählt das?“, grinste er herausfordernd.

Oger kam sich mehr als veräppelt vor und stapfte mit aller Kraft auf. Der Boden machte eine wellenförmige Bewegung und Rion landete auf dem Hosenboden.

„Stell deine verdammte Frage, wenn du Glück hast, werde ich sie beantworten“, lenkte er ein, „Wenn du Pech hast, töte ich dich auch…“.

„Cool…okay“, blieb ihm nichts anderes übrig, „die Vögel da drüben haben vor ein paar Tagen drei Menschen verschleppt. Wohin?“.

„Ist das alles?“, schien er enttäuscht zu sein, „ist mir zu langweilig. Ich töte dich“.

„Wahnsinns Idee…“, entgegnete Rion ihm, „kannst du mir nicht erst mal antworten?“.

Er fasste ihn am Arm und riss ihn schmerzhaft hoch. Rion baumelte nun Meter über ihm. Lachend ließ er ihn auf den Tisch vor sich fallen und griff nach dem Messer, welches im Braten steckte. Er stach nach Rion, doch dieser rollte sich weg.

„Bleib liegen, verdammter Wurm!“, brüllte er hungrig und stach immer wieder nach ihm.

„Bei dir hagelt´s wohl“, dachte Rion sich und griff im wegrollen nach Aura.

„Was willst du denn mit dem Zahnstocher?“, amüsierte er sich und ergoss mit seiner Spucke eine Lache über dem Tisch.

Rion wurde zunehmend übel. Er griff sie sicher und wich dem Messer aus, um ihm im Gegenzug Aura in die Hand zu stechen. Oger schrie auf vor Schmerz. Rion stemmte mit aller Kraft die Klinge in seine grobe Hand.

„Wohin?“, wiederholte Rion seine Frage.

Oger heulte schmerzerfüllt: „Ins Lager…Vulkaninsel…“.

Das waren zumindest die Worte, die er aufschnappen konnte.

„Na eben, geht doch, eure stinkende Hoheit“, bedankte er sich, zog mit einem Salto rückwärts das Schwert heraus und floh so schnell er konnte im Zickzack durch die Beine der Kerle hinaus in sein Zimmer. Den Verfolgern ging auf halber Strecke die Luft aus. Rion rannte in seine Kammer, schlug die Tür zu und packte hastig seine Sachen. Endlich wurde er die ungeliebte Arbeitskleidung los – für immer! Er zog sich an und nahm nur am Rande wahr, dass Roen längst weg war. Obwohl ein Grinsen über sein Gesicht huschte, war es kein fröhliches, sondern eher ein sarkastisches. Roen war also wirklich ein Verräter?

„Alter…deine Menschenkenntnis ist richtig für die Tonne. Manchmal bist du echt erbärmlich“, scholl er sich selbst und verließ dann eilig die Arena und alles was mit ihr zu tun hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alana_chan
2009-02-06T22:17:22+00:00 06.02.2009 23:17
da kann rion froh sein dass er einen recht stabilen Magen hat, wenn es darin schon so erbämlichn stank^^.
Freut mich dass wir endlich einen anhaltspunkt haben wo die drei sich befinden. Dann kann es ja weiter gehen.

freu mich aufs nächste
lg lana


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