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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Der Wert von Freundschaft

Der Wert von Freundschaft
 

Maideya hatte den Vorhang über sich geworfen und atmete ruhig, Rion konnte nicht schlafen. Er blickte still an die Decke und konnte keinen festen Gedanken fassen. Müde warf er sich von einer Seite zur anderen und zog die Beine näher an den Körper.

„Rion…“, drang eine fremde Stimme zu ihm hindurch.

Er öffnete die gerade geschlossenen Augen und richtete sich auf. In der Hütte war alles still. Auch Xia schien zu schlafen. Verwundert stand er auf und schlich auf Zehenspitzen nach draußen. Doch in der Finsternis der Nacht war trotz seiner guten Augen wenig zu sehen. Er schüttelte den Gedanken ab und griff nach der Tür zur Hütte. Da sah er, dass Aura einen sanften, violetten Schein trug.

„Oh Rion… du bist auf dem Weg zu mir. Ich kann es spüren…“, fuhr die weibliche Stimme fort.

Rion erinnerte sich sie in der Villa gehört zu haben, als er das Buch fand: „Ich kenne deine Stimme. Wer bist du?“

„Die Menschen nennen mich…Komet“, hallte es in seinem Kopf.

Erschrocken blickte Rion um sich, doch niemand war zu sehen.

„Ich bin gierig auf deine Seele. Jetzt bist du mir näher als je zuvor. Zum Greifen nah… ich habe Geduld. Sehr viel Geduld…“

Es wurde ruhig und blieb auch so. Rion stand Minutenlang still da und starrte in die Leere. Auras Licht war erloschen. Rion seufzte und ging zum See hinunter. Er beugte sich über die Wasseroberfläche und tauchte den Kopf in das kühle Nass. Während das Wasser an seinem Ohr rauschte, blickten ihn aus dem Dunkel plötzlich zwei wässrig blaue Augen an. Überrascht hob er den Kopf aus dem Wasser und wich zurück. Vor ihm entstieg eine wunderschöne, goldblonde Frau. Rion hob eine Augenbraue und war noch viel Verwirrter als zuvor. Ihre Silhouette war blass und durchscheinend. Die Umrisse verschwammen mit der Umgebung. Rion war sich nicht sicher ob es Einbildung oder Realität war. Darüber war er sich schon lange nicht mehr sicher.

„Du bist wirklich groß geworden“, begrüßte sie ihn. Ihre Stimme war so leise, dass er sie fast nicht verstehen konnte.

„Wer bist du?“, fragte er vorsichtig und stand auf.

Ihr kleid wehte trotz des aufkommenden Windes nicht. Auch ihr Haar hing glatt herunter: „Aber du bist noch immer so unhöflich wie eh und je“

„Ich kenne dich nicht“, verteidigte er sich und hoffte innerlich nicht mit der Luft zu reden.

„Aber ich kenne dich. Das soll uns vorerst reichen. Ich wollte dich mit eigenen Augen sehen“, sie ging auf ihn zu und wollte ihn berühren, doch sie griff durch ihn hindurch, „Ich sehe schon. Du hast da einen mächtigen Gönner. Dann soll es so sein. Ich verlasse dich vorerst. Aber wenn wir uns wieder begegnen, wird es das letzte Mal sein. Mein kleiner Rion“

Er legte die Stirn in Falten und sah sie fragend an: „Ich weiß nicht wovon zum Teufel du sprichst“

„Teufel? Nun ganz knapp vorbei…“, ein finsteres Lächeln umspielte die Lippen, „Natürlich kannst du das nicht verstehen. Aber du bist sehr hübsch geworden. Die Gerüchte sind wahr. Dann wird es mir noch mehr Spaß machen dich komplett zu zerstören“

„Wieso das denn? Was hab ich dir denn getan? Für was solltest du mich hassen?“, wunderte er sich über die plötzliche Wandlung.

Ihr schönes Gesicht wurde zu einer Maske aus Hass während sie verblasste: „Du existierst!“

Rion zuckte leicht zusammen und dachte sich beiläufig: „Ob sie vielleicht mit diesem Wendigo verwandt ist?“

Völlig verunsichert kehrte er in die Hütte zurück und legte sich hin. Endlich nahm auch der Schlaf Besitz von seinem erschöpften Körper und verscheuchte die wirren Gedanken.
 

„Er ist noch viel zu schwach“, vernahm man Natalyels Stimme, die durch die hohen Korridore hallte, „Wir müssen Geduld haben…“

Neugierig hielt Sany inne und drückte das Kopfkissen, welches sie gerade aufschütteln wollte an sich: „Sie redet bestimmt von diesem Jungen…“

„Aber dieser verdammte Wisdom… er entwickelt sich mehr und mehr zu einem echten Problem“, fuhr Natalyel fort und man vernahm ihre Absätze auf dem weitläufigen Gang, „Ich verstehe nicht woher er die Macht bezieht mich in der menschlichen Welt so zu schwächen. Was ist sein Geheimnis? Wenn ich es wüsste, würde ich mich seiner entledigen“

„Bitte bedenkt eurer beider Positionen“, säuselte eine beschwichtigende Männerstimme.

Sany legte das Kissen an seinen Platz zurück und schlich zum Türrahmen: „Lord Wisdom?“

„Ich weiß Kantael“, seufzte die Engelkönigin zustimmend und legte die Hand gegen die halb geöffnete Tür um sie sanft aufzuschieben.

Sany gefror das Blut in den Adern und sie verbeugte sich tief vor ihrer Herrin.

„Geh!“, forderte sie sie barsch auf.

Sany nickte und entfernte sich mit schnellem Schritt von ihren Gemächern.
 

Eilig suchte sie Arla auf, die im Dienstbotentrakt des Himmelspalastes ein gemeinsames Zimmer mit ihr hatte.

„Arla!“, platzte Sany keuchend herein und stolperte fast, als sie die Tür hinter sich schloss.

Diese lag still auf ihrer Pritsche, die an eine Gefängniszelle erinnerte und starrte in die Leere. Erst ganz gemächlich blickte sie zu Sany herüber. Sie lächelte ihre Freundin sanft an und setzte sich zu ihr. Tröstend strich Sany ihr über den Rücken und beruhigte sich dabei selbst innerlich während sie ihr von Natalyel berichtete.

„Ich hab gerade zufällig etwas mitbekommen“

„Zufällig?“, zweifelte Arla und ihr trauriges Gesicht wurde zu einem minimalen Lächeln, „Irgendwann bekommst du richtig Ärger“

„Aber es war wichtig dass ich es getan habe“, verteidigte Sany sich ruhig, „Es geht um Wisdom“

„Wisdom?“, schlagartig richtete sie sich auf, „Ist etwas passiert?“

„Noch nicht“, konnte sie sie beruhigen, „Aber die Herrin ist sehr wütend. Sie sagte etwas davon ihn loswerden zu wollen. Ich hörte sie und Kantael davon reden…“

„Ich muss ihn warnen“, beschloss sie mutig und sprang auf.

„Mach nichts dummes“, hielt Sany sie am Arm zurück.

Arla löste ihren Griff zärtlich und sah sie an: „Aber ich muss etwas tun. Ich liebe ihn Sany“

„Du bist ein Dummkopf“, hauchte sie und umarmte Arla einen Moment.

Sie drückten sich fest aneinander. Als sie sich lösten, meinte Sany bedrückt: „Wenn du meine Hilfe brauchst, dann bin ich für dich da. Ich werde immer da sein. Du bist meine beste Freundin“

„Ich weiß“, nickte sie stolz und verließ den Raum in Richtung Wisdom.

Sany blieb regungslos im Zimmer stehen und sah ihr lange nach.
 

Nach für sie endlosen Minuten hatte Arla Wisdoms Kammer endlich erreicht. Sie atmete tief durch und klopfte dann an die Tür. Nachdem er sie hinein bat, verbeugte sie sich tief: „Mein Herr…“

Doch er fiel ihr ins Wort: „Wo warst du? Fürs Faulenzen wirst du nicht bezahlt, du dummes Ding! Sieh dir das an. Alles staubig und verdreckt“

„Es tut mir leid“, entgegnete sie kleinlaut und warf sich zu Boden, „vergebt mir Herr“

„Immer das Selbe mit euch Nervensägen“, ärgerte er sich in seinem typischen, gefühllosen Tonfall.

„Aber ich wollte euch warnen“, platzte es aus ihr heraus, „Natalyel ist sehr verärgert über euch und will euch loswerden“

„Woher sollte so eine belanglose Kreatur wie du das wissen?“, amüsierte er sich.

„Sany hat es gehört“, fuhr sie fort.

Wisdom blickte sie unbeeindruckt an: „Ich soll etwas auf das Getratsche von lächerlichen Zoffen geben? Geh mir aus den Augen“

„Ich will euch doch nur helfen“, versuchte sie sich zu erklären.

„Verschwinde!“, forderte er sie auf, „Ich kann dich nicht mehr sehen“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie zu ihm herübersah.

„Sieh dich an, so schwach“, bemerkte er kalt, „Viel Schwächer als die Menschen es sein könnten…“

Tief getroffen rannte Arla aus dem Raum, die Korridore entlang in ihre Kammer zurück und fiel Sany, die noch immer dort stand, um den Hals.

Liebevoll strich sie ihr durchs Haar und lauschte ihre Geschichte.

„Du solltest ihn vergessen“, bat Sany mit sanfter Stimme.

„Das könnte ich nie. Ich liebe ihn doch“, lehnte sie stur ab und ließ sich auf die Pritsche sinken.

„Aber diese Liebe tut dir nur weh“, meinte Sany und legte die Arme um sie.

Sie nickte: „Du warst ja noch nie verliebt. Liebe bedeut zu Leiden, hat unsere Herrin mal gesagt“

„Dann will ich niemals lieben“, beschloss sie für sich.

Arla blickte sie von der Seite an und wischte ihre Tränen weg. Ihr Körper beruhigte sich langsam.

„Aber ich werde dir helfen“, versprach Sany ihr.

„Wie?“, wunderte sie sich.

„Gibst du schon auf? Es ist okay, wenn du jetzt nicht weiter weißt. Aber gib nicht auf! Ich bin da um dir zu helfen. Dafür bin ich deine Freundin. Was wäre eine Freundschaft wert, wenn ich dich jetzt allein lassen würde?“

Arla traute ihren Ohren nicht aber sie wusste, dass Sany Recht hatte: „Ich gebe nicht auf! Was hast du vor?“

„Es dreht sich doch alles um den Jungen von Acris. Natalyel fürchtet ihn, hat Wisdom mal gesagt. Du weißt doch, dass alle auf ihn hoffen. Besonders der Engel der Weisheit selbst. Dann muss er doch mächtig sein. Jeder hier warte auf sein Erwachen“, erinnerte Sany sie.

Arlas Augen wurden größer: „Ja! Du hast Recht. Ich habe ihn kämpfen sehen. Er war unglaublich stark für einen Menschen und er nutzt die Himmelwaffe Aura“

Sany nickte: „Die Einzige, die jetzt noch helfen kann ist Destinya“

„Was? Die Herrin des Schicksals?“, Arla war geschockt von ihrem Vorschlag.

„Sie ist die Einzige, die den Lauf der Welt ändern kann. Sie hat mehr Macht über das Schicksal als Natalyel selbst“, gab sie zu bedenken.

„Gut“, beschloss Arla, „Ich werde es tun. Für Wisdom…“

„Ich weiß, wie wir in den Turm kommen“, überraschte Sany ihre Freundin, „Natalyel hat einen Schlüssel, der in ihrem Gemach in einer Spieluhr liegt. Ich hole ihn dir“

„Und was ist mit den Wachen?“, wollte sie wissen.

Doch auch darauf hatte Sany eine Antwort: „In der Küche befinden sich einschläfernde Kräuter. Ich werde sie heimlich ins Essen mischen. Keine Ausreden, Arla“

Sie willigte ein: „Ich lenke Natalyel ab und du suchst nach dem Turmschlüssel“

Sany stimmte zu.
 

„Herrin, Herrin schnell! Es brennt!“, kreischte Arla aufgeregt und rannte über die langen Flure.

„Was soll das Geschrei?“, empörte die Engelkönigin sich ungeholten und stapfte verschlafen aus ihrem Gemach.

„Feuer!“, schrie Arla panisch.

Aus einem der Räume entstieg dunkler Qualm.

„Was für ein Durcheinander“, ärgerte sie sich und ging auf den Raum zu.

Die Gänge waren voll gestopft mit Dienerschaft die ängstlich umherliefen und Solchen, die versuchten mit Löscheimern zur Brandstelle zu gelangen.

Das Gewusel nutzte Sany um in Natalyels Gemach zu schleichen. Sie schloss die Tür und lief zum Bett. Dort griff sie nach der Spieluhr aus bläulichem Kristall, der der Klinge von Aura glich und öffnete sie geschickt. Vorsichtig löste sie den Schlüssel heraus und steckte an seiner Stelle einen Zahnstocher dazwischen, damit die Melodie nicht zu spielen begann. Erleichtert ließ sie ihn in die Tasche der Schürze verschwinden und ging zu Arla zurück. Da der Palast mitsamt seiner Königin beschäftigt war, konnten sie ihn unbemerkt verlassen. Im Hof, der zum Turm führte schlummerten unterdessen die Wachen selig ein. So gab es niemanden mehr, der ihnen im Weg stand. Ein Blick zum Palast zeigte, dass der Brand gelöscht war. So stiegen sie die Stufen hinauf und öffneten die Tür zu Destinya.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alana_chan
2007-09-29T17:59:40+00:00 29.09.2007 19:59
auf Destinya bin ja mal gespannt!
der Wert von Freundschaft ist wirklich wichtig. Finde ich schön dass du es aufgegriffen hast.
Meine geliebte Nataleyl kam vor und Wisdom. *toll*

hdgdl
h-chan




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