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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Xia

Xia
 

Rion stapfte leicht gereizt durch die Straßen hinauf zu Lesters kleinem Laden.

„Wie konnte ich mich von dieser verlogenen Made nur so verarschen lassen? Na warte Lester, ich werd dir gehörig in den Hintern treten…“, dachte er sich als er sein Ziel erreichte.

Gerade schob Brown den Ladenschlüssel ins Schloss.

Rion grinste breit und trat an ihn heran. Langsam tippte er ihm auf die Schulter. Lester versteifte den Körper sichtlich und fuhr ganz langsam herum.

Als er Rion erblickte, atmete er erleichtert auf: „Ach du bist es Junge… wo hast du denn deine Freundin gelassen? Habt ihr gefunden wonach ihr sucht?“

Rion sah ihn wütend an: „Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten. Wo ist der letzte Schlüssel?“

„Aber, aber. Was soll denn der harte Ton? Warum diese Vorwürfe? Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Meinen Schlüssel hast du doch bereits. Du musst dich mit den Anderen an Dexter und Grec wenden…“

„Da war ich schon. Und Grec schickte mich zu dir. Was sagst du jetzt?“, Rion hielt ihm den Pfandschein unter die Nase.

„Oh…was für ein dummes Missgeschick. Ich bin unter Druck so vergesslich…“, stammelte er und blickte um sich.

Rion packte ihn am Kragen der Weste und drückte ihn unsanft gegen die Tür: „Ich hab keine Zeit für deinen Mist! Wo ist der verdammte Schlüssel?“

Brown wedelte mit den Armen: „Okay, gut warte…“

Rion zog seinen Kukri um seine Absichten zu unterstreichen.

„Warte!“, bat Lester und legte die Handflächen beschwichtigend aufeinander, „Ich weiß, es ist mir wieder eingefallen“

„Heut ist dein Glückstag“, flüsterte Rion.

Brown nickte energisch und öffnete die Tür. Schnell stieß Rion ihn hinein und schloss sie wieder.

„Er ist hier…“, meinte Lester mit nervöser Stimme und durchsuchte eines der untersten Regale.

„Beeil dich!“, drängte Rion ihn.

„Ja doch…“, nickte er und seine Finger flogen nur so über die Kästchen und Kisten.

Endlich hielt er inne und gab ihm eine graue Schachtel.

Rion behielte ihn im Auge, als er die Schachtel öffnete. Darin lag tatsächlich der Schlüssel. Erleichtert wandte er sich von ihm ab und steckte ihn ein.

Brown setzte sich auf den Boden und tupfte seine Stirn ab, während Rion zur Kasse herüber ging und sie öffnete.

„Was machst du da?“, so schnell wie er plötzlich aufsprang blieb er jedoch auch schon wieder stehen.

„Du hast die Abmachung gebrochen. Dann halte ich meine auch nicht“, erklärte Rion und nahm sich das Geld, das er zuvor Lester gegeben hatte.

Dieser öffnete und schloss den Mund vor Empörung. Ihm fiel jedoch nichts ein, was er hätte sagen können.

„Merk dir das, mich verarscht man nicht“, grinste Rion zum Abschied triumphierend und verließ das Geschäft wie er es betreten hatte.

„Diebe!!!“, kreischte Brown hinter ihm plötzlich durch die ruhigen Straßen, „Hilfe! Ich wurde bestohlen!“

„Mistkerl!“, schoss es ihm durch den Kopf, „Lester du elender Mistkerl!“

So schnell er konnte rannte Rion los und hängte die auftauchenden Verfolger von der Nachtwache in den verwinkelten Gassen ab. Erst eine gute Stunde später konnte er sich zurück zum Boot neben dem Hafen wagen.

„Ich bins nur…“, beruhte er Maideya, die bereits aufgesprungen war und stieß das Boot vom Ufer ab.

„Endlich. Wir haben uns schon Sorgen gemacht“, meinte Geroh vorwurfsvoll.

„Ich komme aus Likon, ich komm überall durch. Das weißt du doch“, entgegnete er ihm.

Den Rest des Weges, den sie auf dem Wasser zurück legten sprach niemand ein Wort. Sie wollten so unauffällig wie möglich weg und das ruhige Wasser hallte verräterisch.
 

Sie legten in der Nähe einer Hütte an. Der Hütte, in die sie bereits nach der Flucht aus dem Kloster Zuflucht fanden. Sie versteckten das Boot unter dem üppigen Schilf und schleppten ihre müden Körper hinein.

Geroh legte das Buch auf dem Boden ab. Rion packte die drei Schlüssel aus.

„So viel Theater um drei so kleine Dinge…“, seufzte Maideya und setzte sich zu Geroh auf den Boden.

Rion lächelte kurz zu ihr herüber.

„Aber ich bin froh, dass ich aus den Slums raus bin…“, fuhr sie fort, „Die Menschen dort waren so komisch“

„Die Menschen sind überall komisch. Mir waren diese aber viel lieber als der Adel. Das ist tausendmal schlimmer“, entgegnete Rion und blickte aus dem Fenster aufs Wasser hinaus über das sie zuvor gerudert waren.

Sie zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht… alle wirkten so verlogen“

„So ist es doch überall“, Rion musste lachen, „Ach Maideya… sie machen es nur auffälliger und offener. Andere verstecken es hinter zu viel Geld“

Sie hob die Augenbrauen: „Du fandest es doch wohl nicht schön dort?“

„Es hatte eine raue Schönheit. Ich hab die Leute irgendwie auch verstanden“, versuchte er zu erklären, „Ich vermisse Likon…“

„Wie kannst du einen solchen Ort vermissen?“, Maideya bezweifelte es doch sehr stark.

„Likon ist meine Heimat. Ich liebe Likon. Mit all seinen Bekloppten, mit all den Macken und der täglichen Hektik in den engen Gassen“, erinnerte er sich zurück und wirkte auf einmal so verletzlich.

Maideya sah ihn lange still an, dann presste sie die Lippen aufeinander bevor sie vorsichtig begann: „Du findest sicher bald zurück nach Hause, Rion. Wo auch immer das sein mag“

Er fuhr zu ihr herum und blickte in ihre besorgten Augen. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen: „Du hast recht. Jetzt werfen wir erst mal einen Blick in das Buch“

Die Schlüssel in seinen Händen waren schon ganz warm.

„Was hast du eigentlich mit Lester gemacht?“, traute sie sich erst jetzt zu fragen.

Rion legte die Schlüssel auf dem Buch ab und beugte sich zu ihr. Neugierig blinzelte sie.

Rion flüsterte zu ihr herüber: „Ich hab ihn erschlagen und in einem Parkstück verscharrt“

Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und Rions Grinsen wurde immer breiter, als er meinte: „Quatsch, natürlich nicht. Ich hab ihm nur klar gemacht, dass man mich nicht so leicht verarscht…“

Sie blickte skeptisch, sagte aber nichts.

„Und dann hab ich ihn da getroffen, wo es ihm am Meisten weh tut“, führte er den Satz zu Ende und zeigte ihr den Geldbeutel.

Maideya schüttelte anerkennend den Kopf: „Du bist ganz schön clever Rion“

Während er das Geld wieder sicher verstaute, beugte Maideya sich über das Buch und lugte unter den Vorhang.

„Nicht anfassen“, bat Rion sie.

Erschrocken zuckte sie zusammen und ließ den Stoff des Vorhangs los.

„Was hast du denn plötzlich?“, wunderte Geroh sich, „Das Ding können wir doch eh nicht lesen…“

Rion hatte im Hinterkopf die ganze Zeit über Wisdoms warnende Worte. Ob es ihm gefiel oder nicht, an der Sache konnte etwas dran sein: „Er sagte Das Schicksal sei eng mit diesem Buch verbunden. Es reagiere empfindlich auf Berührungen. Wer es aufschließe, der erwecke es und das es furchtbar enden könne…“

„Wovon sprichst du?“, fragte Maideya nach.

Rion zuckte mit den Schultern: „Jemand hat mich vor dem Buch gewarnt. Das waren seine Worte. Darum darfst du es nicht öffnen“

„Und was machen wir dann?“, wollte sie wissen und starrte auf das Buch hinunter, „Es sieht harmlos aus“

„Du gehst aber kein Risiko ein“, bat er bestimmend.

Maideya nickte. Geroh wich weiter von ihnen weg und meinte sofort: „Also ich mache es auch nicht!“

„Nein“, nickte Rion und setzte sich zu ihnen hinunter, „Ich mache es“

Überrascht sahen Maideya und Geroh ihn an.

„Bist du wahnsinnig?“, zweifelte Geroh an seinem Verstand, „Das kannst du doch nicht freiwillig machen“

„Wer denn sonst?“, grinste er und hob die Augenbrauen.

Maideya nahm die Schlüssel und schüttelte den Kopf: „Nein, bitte nicht Rion. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Es war meine Idee. Ich mache es“

„Das ist lieb von dir, aber dann wäre ich ja meinen Job los. Ich bin doch ein Held“, zwinkerte er ihr lächelnd zu und nahm ihr die Schlüssel ab.

Sie wollte widersprechen, wusste jedoch nicht was sie sagen sollte.

Rion atmete tief durch, dann deckte er das Buch ab. An den Schlössern, die wie blühende Rosen aussahen standen Einkerbungen römischer Zahlen. Rion entdeckte Selbige auf den filigranen Schlüsseln. Entschlossen steckte er sie der Reihe nach in die Schlösser. Erst dann griff er den ersten Schlüssel und drehte ihn im Urzeigersinn. Es klackte so laut, dass sie zusammenzuckten.

„Unheimlich“, bemerkte Maideya und nahm ein bisschen weiter Abstand.

Als er den letzten Schlüssel berührte, spürte er eine unbeschreibliche Energie. Sie glich einer schwachen Schockwelle und fuhr quer durch das Buch. Es ließ sich sehr schwer drehen und im Vergleich zu den beiden ersten war das Geräusch, das es machte kaum hörbar. Er hatte den Schlüssel kaum herausgezogen, da schlug der Deckel sich auf und es begann rötlich zu leuchten. Blass und seicht, aber sichtbar. Rion war zu überrascht um zu reagieren, als es selbstständig zum Anfang zurück blätterte. Auf der leeren Seite war nur ein winziger, schwarzer Punkt. Innerhalb eines Augenaufschlags weitete er sich über das ganze Blatt aus und färbte es pechschwarz.

„Was ist das denn?“, dachte er sich und versuchte es mit dem Vorhang von der Seite zu wischen. Doch nichts tat sich.

„Hallo Rion“, begrüßte eine weibliche Stimme ihn, die direkt aus dem Buch zu kommen schien, „Ich bin Xia. Das vergessene Buch der Xixoner. Es war ein weiter Weg, nicht wahr Rion?“

Seine Augen weiteten sich: „Äh… wieso kannst du sprechen? Und warum kennst du meinen Namen?“

„Weil ich ein legendäres Buch bin. Man nennt mich auch das Buch der Bücher. Ich bin das Geheimnis von Acris und die Lösung“, antwortete sie ihm.

„Die Lösung zu was?“, wunderte er sich.

„Zu allem und doch zu nichts. Ich kann alles sein Rion. Alles oder gar nichts. Das kommt auf dich an“

„Ich versteh nicht…“, Rion war völlig verwirrt.

Sie beantwortete alles mit ruhiger Stimme: „Ich kenne dich durch Wisdom. Da er sich mit dir befasst, hat auch der Himmel ein reges Interesse an dir. Somit bist du auch für mich sehr interessant, Rion. Wisdom und ich sind Freunde durch die Ewigkeit. Mein Gefängnis inmitten der Unwissenden war kalt und leer. Ich musste lange warten. Doch nun wirst du mich schreiben. Du wirst das schreiben, was längst vergessen wurde. Und ich werde dir dabei helfen“

„Ich soll dich schreiben?“, fragte er nach.

„Das ist richtig. Du schreibst mich indem du die Splitter findest und im Kristallreich vereinst. So schreibst du mich Stück für Stück“, erklärte sie, „Ich beweise es…“

Kurz darauf erschienen auf der schwarzen Seite weiße Schriftzeichen. Maideya kam eilig hinzu und begann es zu lesen: „Hier steht… Die Suche nach den 12 Splittern ist der Schlüssel zum Reich aus Kristall auf einer Insel, die fern aller Blicke liegt. Der Splitter, der dir am nächsten ist, ruhe auf einer Insel unweit des Festlandes und jenseits der großen Berge, die den See stützen. Er wartet unter kalten Stein das die Jahrhunderte zählt vom Anbeginn der Zeitrechnung bis zum heutigen Tag“

„Ist das alles?“, hakte Rion nach und versuchte sich das Wichtigste zu merken.

„Mehr steht hier nicht“, entgegnete sie.

Rion warf einen Blick hinein und blätterte ein paar Seiten weiter. Kaum hatte er die Seite losgelassen, da blätterte es eigenmächtig zurück.

„Hey!“, empörte Rion sich.

„Ich sagte doch, du schreibst mich. Ohne dich bleiben die Seiten leer… vielleicht für immer. Wer weiß schon, was alles auf mir geschrieben steht, wenn deine Geschichte zu ende ist“

„Meine Geschichte“, wiederholte er, „Nicht schon wieder… bist du diejenige, die meine Geschichte festhält?“

„Nicht mehr und nicht weniger“, fügte Xia hinzu, „Ich werde nur Wahres schreiben. Nur Geschehenes. Nur Tatsachen. Alles was du tun oder sagen wirst wird in mir gesammelt“

„Du überwachst mich“, stellte Rion nüchtern fest und wandte sich von ihr ab, „Für wen? Wisdom? Oder diese Natalyel?“

„Nein. Ich vermerke nur. Ich bin wie ein Erzähler. Du bist der Akteur, Rion. Vergiss das nicht“, verbesserte sie ihn, Er blickte zu ihr zurück: „Ich hasse es von Anderen so benutzt zu werden…“

„Dann lass dich nicht benutzen“, riet sie trocken.

„Du stellst dir das alles so einfach vor“, ärgerte Rion sich, doch sie unterbrach ihn: „Nein. Du machst es dir nur unnötig schwer. Ich stelle mir gar nichts vor. Ich sehe was du tust, das reicht mir aus“

Er pustete gegen eine Haarsträhne vor seinen Augen und lehnte sich gegen die Wand: „Es nützt nichts mit dir zu diskutieren. Lasst uns schlafen gegen“

Die Anderen stimmten zu und machten es sich auf dem Boden bequem.

„Und du lässt nächstes mal diesen Leuchtkäfer Effekt, ja? Ich hab so schon genug Probleme am Hacken“, bat er Xia.

Diese erlosch wortlos und verschloss sich wieder.

„Dann fahren wir morgen zur Insel herüber“, schlussfolgerte Maideya mit leiser Stimme.

Geroh schnarchte im Hintergrund.

„Weißt du welchen Ort sie meinte?“, fragte Rion nach.

„Ich denke sie sprach von der Insel im Nordwesten. Sie diente in der grauen Vorzeit als Heiligenstädte. Darum wird sie bis heute nur die heilige Zuflucht von Xixon genannt. Es war ein Ort der Druiden und Priester. Ich selbst war noch nie dort. Aber ich weiß von Mr. Kentry, dass Schiffe vom neuen Hafen dorthin übersetzen“

„Dann ist das unser nächstes Ziel“, beschloss Rion müde.

Sie wünschten sich eine gute Nacht und rollten sich auf dem Boden ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  alana_chan
2007-09-15T13:14:52+00:00 15.09.2007 15:14
Xia könntest du sein oder?
Die die Rions geschichte schreibt nicht mehr und nicht weniger. Die die nur Tatsachen aufschreibt und alles mit Rions augen sieht.
Dass passt irgendwie zu dir.
Jetzt geht es in die heiße Phase. *Freu*.
Bald müsste meine lieblingscharas wieder auftauchen.
Wisdom war heute ja auch wieder erwähnt worden.
Toll!!!

freue mich auf die nächsten.

hdl
lana/ h-chan


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