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Borderline

von

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„Wie sehen Sie denn aus?“ – „Sir?“ – „Stand in der Anweisung nicht: Es ist Zivilkleidung anzulegen wenn wir nach Deutschland fliegen?“ – „Sicher Sir.“ – „Aber warum stehen Sie dann vor mir in Lederhosen und Tirolerhut?“ – „Wie? Ist das nicht typisch Deutsche Kleidung?“ Der General verdrehte die Augen, während er hinter der aufgesetzten neutralen Gesichtsmaske schon wieder brodelte. War er hier denn nur von Unfähigen umgeben? Vor ihm standen zwei junge Männer in eben besagter Kleidung und eine Frau im Dirndl. Ein jeder von ihnen trug eine Sonnebrille, wenigstens eine teure Kamera um den Hals und eine Laptoptasche. „Himmelhergott, für das Oktoberfest mag ihr Aufzug vielleicht passend sein, aber nicht für unsere Mission. Na ja uns fehlt die Zeit das Sie sich noch einmal umziehen. Wenigstens haben Sie sich an die zweite Anweisung gehalten nur das Nötigste an Arbeitsutensilien mitzunehmen.“ – „Ähm Sir … unser Gepäck kommt erst noch. Das hier ist nur unser Handgepäck“ Hinter dem General wurden schwere Motoren laut. „Was?“ Er wirbelte herum. Da fuhren 3 schwere Armee-Laster auf. Als sie neben ihnen hielten, waren zwei von ihnen hintereinander genauso lang wie das Flugzeug mit dem sie Reisen wollten. „Sagen Sie mal. Womit, dachten Sie eigentlich, fliegen wir? Mit einem Frachtflugzeug? Das hier ist eine Gulfstream, kein fliegender Packesel! Sortieren Sie sich nur das Nötigste raus, was Sie tragen können.“ – „Aber Sir…“ – „Kein Aber. Das ist ein Befehl!“ Na das konnte ja noch heiter werden. Mit resignierten Gesichtern schlurften die drei Bayern-Imitate zu den Lastern und kletterten hinten auf die Ladeflächen.

„Sir! Sir! Warten Sie Sir!“ Der General, der schon im Begriff gewesen war, in das Flugzeug einzusteigen verharrte und drehte den Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Ein Soldat kam über das Flugfeld gelaufen, vorbei an den Lastwagen, aus denen der ein oder andere Fluch drang, und an die Maschine heran. Er blieb keuchend vor dem General stehen. „Sir, wir haben eine Meldung erhalten, die für sie Codiert ist.“ Er hielt dem General einen Zettel hin, der den Namen des Generals in lesbaren Buchstaben oben rechts standen, doch das war es dann auch schon. Der Rest waren wilde Buchstaben und Zahlen die anscheinend keinerlei Sinn ergaben. „Danke Private. Wegtreten.“ Die Augen des Generals flogen über die Zeilen, dann wurde sein Blick hart. „Parker! Sofort in die Maschine. Wir brechen sofort auf. Alles Nötige müssen Sie sich in Deutschland besorgen. Wir haben 2 längere Signale gehabt.“ Parker schaute verdutzt aus seinem LKW. „Zwei?“

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„Hier ist wieder MBN mit einem Sonderbericht aus Berlin. Mein Name ist Monika Hawing. Guten Morgen. Wie vor einigen Stunden bekannt wurde, gab es einen Einbruch ins Deutsche Museum der Nationalgeschichte. Wir schalten nun zu unserer Korrespondentin vor Ort, Constanze Gerring. Constanze, gibt es schon etwas Neues?“ Die Kameraeinblendung wechselte auf eine, etwa 45 Jährige, blondhaarige Frau die mit ihrem roten Blazer vor einem Gebäude stand. Spätestens jetzt hätte jeder Ortskundige gemerkt, das den Fernsehleuten ein böser Patzer unterlaufen war, denn sie stand nicht auf der Museumsinsel sondern vor dem Deutschen Bundestag. „Hallo Monika. Vor etwa zwei Stunden haben die Angestellten des Museums für Nationalgeschichte festgestellt, dass es einen Einbruch gegeben hat. Ungeklärt ist bisher jedoch noch, warum die Alarmanlagen nicht anschlugen und wie die Diebe mit ihrem Diebesgut aus dem verschlossenen Museum entkommen konnten.“ – „Verzeih, wenn ich dich unterbreche Constanze, aber unsere Zuschauer würden sicherlich gerne wissen, was gestohlen wurde.“ – „ Ja Monika. Nach den, uns bisher bekannten, Informationen handelt es sich beim Diebesgut um den letzten Trabanten, der vom Band gelaufen ist. Er war ursprünglich ein Geschenk…“

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Es war dunkel. Schon wieder, oder immer noch? Sam wusste es nicht. Nur eines wusste er, er stand irgendwo, zumindest waren seine Füße das einzige, was etwas berührte. Seine Kopfschmerzen waren verschwunden. Das war ein positiver Nebeneffekt. Doch wüsste er trotzdem zu gerne, wo er sich eigentlich befand. „Hallo?“ Es hallte, also befand er sich wohl in einem Raum. “Ist da wer?” Er versuchte sich zu drehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, vielleicht gab es ja doch irgendwo eine Lichtquelle. Doch er konnte seine Beine nicht bewegen. Weder anheben noch sie auf der Stelle drehen. Es schien fast so, als wären sie am Boden festgeklebt. ‚Moment mal.’ Sam zuckte sichtlich zusammen, als sich in ihm die Erkenntnis durchrang, das er doch schon einmal in solch einem Raum gewesen war und sich ebenfalls nicht bewegen konnte. Aber das war doch damals ein Traum gewesen, oder? Sam zwickte sich in den Handrücken. Es tat weh, doch er wachte nicht auf.

Vor ihm leuchtete plötzlich etwas auf, was ein eine weiße, fliegende Kerzenflamme erinnerte. Fragend musterte Sam das seltsame Ding. Was hatte all das zu bedeuten? War er etwa tot? Aber wie war er dann gestorben? „Hallo?“ fragte er vorsichtig. Doch das Ding schwieg und schwebte weiterhin, in einiger Entfernung, vor sich hin. Sam begann langsam an seinem Verstand zu zweifeln. So etwas war doch nicht mehr normal.

Mit einem Mal wurde er wieder von Oben beleuchtet, so dass er im Mittig im Kegel des Lichtstrahls stand, und nun war er nicht mehr allein. Ihm gegenüber stand wieder dieser Assa, der seiner Spielfigur verblüffend ähnlich aussah, wenn man mal davon absah, das dieser Charakter in seinem jetzigen Zustand viel plastischer und realistischer aussah als im Spiel, fast so als wäre es ein Cosplayer. Sie beide trennte nur die Flamme, die genau im gleichen Abstand zu schweben schien. „Was soll das ganze hier?“ fragte Sam erneut, doch auch diese Frage blieb unbeantwortet, stattdessen ging links von ihm ein weiteres Oberlicht an. In ihm stand ein blondhaariger Knight in voller Rüstung. Dieser schaute sich verwirrt und überrascht um, ehe er erst Sam und dann Ekwins Anwesenheit registrierte. „Ekwin, wo bin ich hier?“ Sam war überrascht, er konnte den Knight hören. Beim letzten Mal war das doch unmöglich gewesen, als er mit dem Assa hier allein gewesen war. „Ihr seid dort, wo ich Euch haben will.“ – „Was?“ brach es aus Sam heraus. Die Stimme war aus der Flamme gekommen, welche nun langsam ihre Form veränderte. Sie bekam Arme, Beine einen menschlichen Körper und einen Kopf. Die Kleidung die sie nun trug erinnerte Stark an die Hemden dieser Game-Master. ‚Was ist denn jetzt kaputt’ dachte sich Sam. Da waren 3, verdammt realistisch aussehende Spielfiguren, von denen eine verdammt viel Ähnlichkeit und auch den Namen trug wie sein Charakter welchen er im Game zu spielen pflegte, zusammen mit ihm in einem total schwarzen Raum. Also wenn man das nicht als beginnenden Wahnsinn bezeichnen konnte, als was denn? Das entbehrte doch alles jeglicher Realität. Aber wie hatte es überhaupt soweit kommen können?

„Ich frage noch einmal, WO sind wir?“ Der Knight hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, nachdem er feststellte, das er sich nicht nach vorne bewegen konnte und schaute den GM mit abschätzendem Blick an. „Alles zu seiner Zeit.“ Der GM winkte ab, so als interessiere ihn das Thema im Moment überhaupt gar nicht. „Begrüßen wir lieber unseren Überraschungsgast.“ Er blickte zu dem Knight hinüber und hatte mit einem Mal ein Lächeln auf den Lippen welches Sam überhaupt nicht gefiel. Ob Wahnsinn oder nicht, der Kerl da führte doch was im Schilde. „Ich glaube Chino, du müsstest unseren Gast am besten kennen, schließlich bist DU ihn ja schon eine ganze Weile am suchen.“ Bei den Worten des GMs zeigte sich Unverständnis im Gesicht des Knights. „Ach Gott. So groß und doch so schwer von Begriff.“ Theatralisch fasste der GM sich an den Kopf, bevor er sich grinsend umdrehte, so das er dem Knight den Rücken kehrte. Dort war es jetzt noch dunkel, doch mit einem Mal zweifelte Sam stark daran, dass dieser Zustand noch lange anhielt. Was kam denn nun? Noch ein weiterer Charakter? Ein Monster? Der Wahnsinn höchstpersönlich um ihn abzuholen?

Das Licht ging an und dort stand eine Frau. Zumindest sah sie aus wie eine. Sam schätzte sie um die Anfang, Mitte 20. Sie hatte ebenso blonde Haare wie Chino und trug sie etwa bis zu den Schultern. Von der Kleidung her musste sie in einem Beruf mit vielen Leuten in Kontakt stehen, denn sie trug einen etwa knielangen schwarzen Rock mit einem schwarzen Oberteil und darunter eine Bluse. Nach einem weiteren Charakter sah sie jedenfalls nicht aus. Er war also nicht mehr alleine, wer aber war sie? „Na Chino, darf ich vorstellen. Conny. Sie ist deine,“ er machte einige theatralische Bewegungen mit den Armen bevor er fortfuhr: „Lenkerin.“ Chino erstarrte. Das schlug ein wie eine Bombe. „Oh welch ein emotionales Ereignis solche Familienzusammenführungen doch sind.“ Der Weißgekleidete hatte mit einem Mal ein Taschentuch in der Hand, mit der er imaginäre Tränen von den Wangen tupfte, während sein Grinsen breiter und breiter wurde, je länger die Fassungslosigkeit auf allen Seiten anhielt. „Was soll das Ganze. Was mache ich hier?“ Die Frau hatte sich zuerst wieder gefasst und maß den GM nun mit bösen Blicken. „Ui, Chino hätte gar nicht gedacht das deine Lenkerin so eine energische Person ist. Es war doch eine gute Entscheidung meinerseits, sie doch noch, nach eurer kleinen Vorstellung in unsere exklusive Runde einzuladen.“ Obwohl Sam bisher nicht seinem Gegenüber vorgestellt wurde, schwante ihm nun, das es sich anscheinend wirklich um SEINEN Assassinen, bei diesem Ekwin, handelte. Aber was bezweckte dieser Kerl da in der Mitte damit?

„So, da wir nun endlich alle versammelt sind, mal eine kleine Vorstellung. Chino und Conny müssten sich ja bereits kennen und Sam und Ekwin natürlich auch.“ Der GM grinste. „Ich bin übrigens in dieser Form Helgos, im Moment meines Zeichens dMGM. Nun möchte ich mich erstmal für die etwas ‚rüde’ Abholung endschuldigen, aber es war nötig.“ – „Für was?“ Connys Blicke schienen den dMGM förmlich aufzuspießen, was diesen allerdings wenig zu interessieren schien. „Das Ende der Initialisierung.“ – „Wie bitte?“ Helgos tat leicht genervt. „Der Initialisierung. Soll ich es Buchstabieren? Ich dachte jemand aus der Computerbranche sollte sich damit auskennen.“ Überraschung zeigte sich im Gesicht der Frau, doch nun schwieg sie. „Was soll das heißen?“ Diesmal ergriff Sam das Wort. Mag sein, das diese Frau sich darunter etwas vorstellen konnte, ihm waren das grade böhmische Dörfer, worauf diese seltsame Person hinaus wollte. Der dMGM verdrehte die Augen. „Schaut mal auf den Boden und ihr werdet sehen.“ 4 Augenpaare wanderten Synchron dahin, wo man einen Boden vermuten konnte. Dort war vor jedem eine blaue Linie aufgetaucht, die hin zu dem Weißgekleideten lief. „Was hat das zu bedeuten?“ wollte diesmal Chino wissen. „Könnt ihr es euch nicht denken?“ – „Nein.“ – „Oh Mann,“ theatralisch griff sich Helgos erneut an die Stirn, ließ dann, wie aus dem Nichts heraus einen Sessel neben sich erscheinen und ließ sich hinein sinken, während die anderen weiter stehen mussten. „Also, ich dachte, ich könnte das ganze jetzt auf die schnelle Art und Weise abwickeln und dann wieder zum Tagesgeschäft übergehen, aber so wie es scheint dauert es wohl etwas länger.“ Sam stöhnte. Das hier war kein Wahnsinn, das war Folter.

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