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Borderline

von

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Erwachen

Da war etwas. Ein weißer Punkt in dem Meer aus Schwärze. Er zwinkerte. Dieser Punkt war doch eben noch nicht dort gewesen. Vielleicht war es Licht, und wo Licht ist, da wusste er, gab es meistens einen Ausgang oder jemand der ihm helfen konnte. Vorsichtig tastete er sich mit den Füßen nach vorne, das Gesicht zu einem hoffnungsvollen Lächeln verzogen.

Der helle Punkt wurde größer. Seine Schritte beschleunigten sich, obwohl er immer noch nicht sehen konnte wohin er trat, und dann passierte das, was passieren musste. Er blieb irgendwo hängen, kam ins Straucheln und stürzte, eine Hand zum Licht ausgestreckt.

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Wie nicht anders zu erwarten, war die Kantine kaum besucht. Zwei Männer in langen Kitteln saßen an einem der vielen Tische und wirkten schon fast verloren, denn in der Kantine konnten locker an die 1000 Personen gleichzeitig speisen. Wenigstens waren sie nicht so schweigsam wie die anderen, die Sam bisher erlebt hatte, sondern waren in eine Unterhaltung vertieft.

Hinter der Theke lümmelte ein Azubi herum, der für den Küchendienst eingeteilt war, und beinahe genauso abwesend schien, wie man sich morgens fit auf dem Weg zur Schule führte. Eher lustlos musterte er Sam aus den Augenwinkeln, als dieser sich ein Tablett griff, einen Teller mit 2 Brötchen, etwas Wurst, einem Müsli und einem Saft belud und dann zu ihm an die Kasse kam. Zwar musste Sam für sein Essen nichts bezahlen, aber er musste eine Karte vorzeigen, auf die gespeichert wurde, was er wann verzehrte und in welchen Portionen. Alles im Dienst der Wissenschaft. Sam verzog bei dem Gedanken das Gesicht zu einer Grimasse, was den Azubi ziemlich verunsicherte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steckte er die Karte wieder ein, griff das Tablett und suchte sich einen freien Platz, was bei der Auswahl nicht sonderlich schwer fiel.

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„Na Ekwin, altes Haus, lässt du dich auch mal endlich blicken? Langsam habe ich schon angefangen mir Sorgen zu machen.“ – „Hä?“ Der Angesprochene fühlte plötzlich festen Untergrund an seinem Gesicht. Er lag irgendwo? Vorsichtig drehte er den Kopf um etwas besser sehen zu können. Es war so hell, er konnte nichts erkennen außer hellen Schemen. Ihm traten die Tränen in die Augen und er musste seine Augen zusammenkneifen. Erst nach mehrmaligem Augenzwinkern nahm er nach und nach seine Umgebung wahr. Wo zum Henker war er? Eben war er doch noch in vollkommener Schwärze herumgeirrt, auf seiner Suche nach Licht gestolpert und nun lag er in einem Raum, dessen Helligkeit ihm in seinen Augen wehtat. Wer war dieser Ekwin? War er damit gemeint, oder jemand in seiner Nähe?

Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht und er konnte zuerst Umrisse und dann auch Personen erkennen. Personen die gewandet waren, als zögen sie gleich in einen Krieg. Vorsichtig stand Er auf und ließ seinen Blick weiterschweifen. Der Raum an sich war gefüllt mit luxuriösen Sesseln und allen anderen möglichen noblen Sitzgelegenheiten. Auf dem weinroten Teppich waren kunstvolle Muster eingestickt. Die Wände waren mit Hölzern verkleidet. Hier und da hingen Bildnisse irgendwelcher Personen. Ein großer Lüster spendete die Helligkeit, wobei das Licht, welches sich in den zahllosen Kristallen brach, ein kaum zu beschreibendes Farbenspiel bot, wo es auf Wände, Boden, Möbel oder Personen traf. In vielen dieser Sessel saßen Personen, rauchten, sprachen oder tranken etwas. Als er sich umblickte konnte er noch zwei Türen erkennen. Durch die eine war er wohl eben selbst gekommen, und wohin die andere führte, war im Moment nicht ersichtlich, da sie sich am anderen Ende des Raumes befand.

Im Zimmer herrschte ein ständiges Gemurmel vor, von einzelnen Lachern oder lauteren Wortfetzen unterbrochen.

„Hey Ekwin. Träumst du?“ Da, schon wieder dieser Name, und bisher schien niemand darauf zu reagieren. Auch als Er seinen Blick schweifen ließ, schien niemand in seiner Nähe auf den Namen zu reagieren, bis sein Blick auf einen blondhaarigen Knight fiel, der ihn anstarrte. Ob er diesen Namen ausgesprochen hatte? Jedenfalls musterte dieser Knight ihn nun von oben bis unten, während er mit seiner schweren Rüstung in einem dieser Ledersessel saß, was dem Material sicherlich nicht sonderlich gut bekam. Metall war härter als Leder. „Ekwin?“ Der Blick des Knights wurde fragend. Er war es tatsächlich, dieser Knight sprach mit ihm, aber sein Name war doch nicht Ekwin. Er hies … Er konnte sich nicht erinnern. Da war zwar etwas, aber jedes Mal wenn Er versuchte im Geiste danach zu fassen, entwand es sich wie eine glitschige Spaghetti. Panik begann sich in seinem Inneren zu regen. Warum konnte Eer sich nicht erinnern? Er versuchte seine Unsicherheit nicht nach draußen dringen zu lassen. Was ging hier vor? Das war alles nur ein schlimmer Traum, das konnte nur ein schlechter Traum sein, aus dem Er, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht aufwachte. Sosehr Er sich auch in die Hand zwickte, dieses Bild vor seinen Augen verschwand nicht.

Während seiner Panikattacke hatte Er gar nicht mitbekommen, wie sich der Knight aus dem Sessel erhoben hatte, und zu ihm getreten war. In dessen braunen Augen stand Sorge zu lesen. ‚Was will der von mir?’ fuhr es ihm durchs Gehirn. ‚Ich kenne ihn nicht.’ – „Ekwin geht es dir gut? Du siehst so durcheinander aus.“ Die Hand des Knights lastete mit einem Mal schwer auf seiner Schulter. „Ich glaube, dein Lenker sollte dich nicht soviel bei den Minos kämpfen lassen. Die ruinieren deine Gesundheit zu stark, so wie es mir grade scheint.“ – ‚Lenker? Minos? Wovon sprach der?’ Er schüttelte den Kopf. Erneut hatte Er das Gefühl, das es wichtig war, das er sich erinnerte, aber da war diese Barriere, die alle Versuche, sie zu durchbrechen, erfolgreich abwehrte. Doch dann blitzte kurz etwas auf. Er sah sich selbst, zumindest glaubte er das, im Kampf mit einem Minotaurus, aber es war aus der Sicht einer dritten Person. Noch ehe Er realisierte, was er da eben gesehen hatte, war es auch schon wieder verschwunden, und ließ sich nicht zurückholen. „Ekwin! Hey Ekwin! Bau kein Scheiß.“ Er wurde unsanft gerüttelt und kehrte von der Erinnerung wieder in die Realität zurück. Der Knight hatte ihn mit beiden Händen gepackt und hörte erst auf zu schütteln, als er die Hand hob. Erleichterung machte sich im Gesicht des Knights breit. „So ist’s schon besser. Komm setz dich, ich hol dir was zur Stärkung.“

Widerstandslos ließ Er sich vom Knight zu einem der Sessel führen und fiel hinein. Schritte kündeten davon, das der Knight sich entfernte. So weit, so gut. Er seufzte leise. Vielleicht fand er nun endlich etwas Zeit sich zu sammeln. Zu diesem Zweck presste er die Fingerkuppen vor seinem Gesicht zusammen, und war schon gar nicht mehr überrascht, das diese sich in Handschuhen verbargen, und seine Arme bandagiert waren. Generell waren die Bandagen sehr weit verbreitet, aber sie dienten weniger einem medizinischen Grund, denn eher einer gewollten Kombination mit den restlichen Kleidungsstücken. Die Kleidung war ihm fremd, und dennoch seltsam vertraut.

Wenn Er sich doch nur erinnern konnte. War dieser Knight, der ihn Ekwin nannte, wirklich sein Freund, und in welcher Verbindung stand er mit ihm? Ihm schwirrte der Kopf und das Pochen von beginnenden Kopfschmerzen arbeitet hinter seiner Stirn. Er griff sich mit einer Hand an die Stirn, um sie zu massieren. Kopfschmerzen waren das letzte, was er jetzt brauchen konnte. Er schloss traurig die Augen, nur um sie wieder zu öffnen, als sich Schritte näherten. „Hier nimm.“ Der Knight war zurückgekehrt, und hielt ihm nun einen Becher entgegen, aus dem es noch dampfte. „Chinos Geheimrezept, und jetzt runter damit, bevor es kalt wird.“ Misstrauisch schaute er auf das Getränk und dann den Knight an und vorsichtig hob er den Becher an die Lippen um am Getränk zu nippen. Es schmeckte leicht süßlich mit einem Hauch von Bittermandel.

Dem Knight schien das allerdings nicht schnell genug zu gehen, denn er half ein wenig nach, indem er den Boden des Gefäßes stärker anhob. Allerdings führte dies dazu, dass das Meiste nun nicht den Weg in eine Kehle fand, sondern auf Stoff und Haut. Das Getränk war so heiß, das Er aufsprang, und den Knight böse anfunkelt. „Was soll das?“ - „Ups, war ich das etwa? Dann aber rasch ins Bad, bevor es eintrocknet und die Flecken nicht mehr heraus gehen,“ und ehe es noch Widerworte geben konnte, hatte der Knight ihn ergriffen, und zog ihn durch die andere Tür aus dem Zimmer heraus.

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