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Goldschimmer

von

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Kapitel 19 - Belüg dich nie selbst

Eiskalte Ketten fesselten ihre Armgelenke. Tränen strömten über ihr Gesicht und Jenn wollte in diesem Moment am Liebsten sterben. Sie hatte ihren Verlobten verloren. Ihm Schmerzen zugefügt. Sie hatte sein Leben und seine Ehre zerstört. Und ihn auch noch plötzlich geduzt ... Und alles nur wegen einem Schatz, den sie nun mit aller Wahrscheinlichkeit abschreiben konnten. Genauso wie ihr Leben. Wie sollte sie das ihrem Vater erklären? Vorausgesetzt, sie hatte noch die Gelegenheit dazu mit ihm zu reden. Wenn Henry seine Pflicht als Hauptmann ordnungsgemäß befolgte, würde sie neben Jack den Strick um den Hals bekommen und bald in der Höhe baumeln. Schluchzend brach sie zusammen und lag nun zusammengekauert auf dem hölzernen Boden.
 

Eine Zelle daneben, die durch eine Holzwand getrennt war, saß Jack an der Wand gelehnt und starrte Gedankenverloren zu den Gitterstäben heraus. Wieder einmal saß er im Gefängnis und musste um sein Leben bangen. Der kleine, und entscheidende, Unterschied war dieses mal jedoch, dass er nicht alleine war. Wobei er bezweifelte, dass Henry seine Verlobte neben dem größten, und gutaussehendsten Piraten aller Zeiten hängen sehen mochte, wenn er es nicht einmal ertragen konnte, beide in die gleiche Zelle zu stecken. Jack seufzte. ‚Wenn sie so weitermacht, sag ich wirklich noch ich hab sie entführt. Nur damit dieses Geheule aufhört ...‘ Nicht, dass sie ihm nicht leid täte. Nein, ganz im Gegenteil. Aber sie verdramatisierte, für sich zumindest, die ganze Situation enorm.
 

„JENN?“
 

Ein leises Schniefen kam aus der Nachbarzelle.
 

„JENN VERDAMMT NOCHMAL!“
 

„WAS IST?“ Schluchzend richtete sie sich auf.
 

„Es ist immer noch dein Verlobter. Er würde doch nie zulassen dass du gehängt wirst! Also reiss dich zusammen und überleg lieber, wie wir hier wieder herauskommen!“
 

„Sonst geht’s dir gut oder?? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich ein weiteres Mal auf eine Flucht einlasse? Neee-heeein, ganz bestimmt nicht!“ Irgendwie fülte sich Jack plötzlich ein wenig Enttäuscht ...
 

Wütend verschränkte Jenn die Arme vor ihrer Brust. Was glaubte dieser Idiot eigentlich? Dass sie sich es nochmal mit Henry verscherze? Bis er sie vielleicht wirklich noch erhängte?
 

„Du kneifst also? So kurz vor dem Ziel?“ Enttäuscht verzog Jack seinen Mund.
 

„Vor welchem Ziel denn Jack? Wir sind noch nicht einmal auf der Isla de Muerta gewesen um herausfinden zu können, wo der Schatz versteckt ist!“
 

„Welcher Schatz?“
 

Stöhnend schloss Jack die Augen. Der hatte ihm gerade noch gefehlt ...
 

„Henry!“ Überrascht sprang sie an die Gitter und schaute ihn mit ihren traurigen Augen an, dass Henry sich zusammenreissen musste, dass er nicht einfach die Zelle aufschloss und sie in seine Arme nahm. „Jenn ... ich denke wir sollten uns unterhalten.“ Zustimmend nickte sie mit dem Kopf. „Ich glaube da hast du Recht ...“ Wieder dieser persönliche Ton. Was war nur los mit ihr? Sie war bestimmt zu lange mit diesen Piraten unterwegs gewesen. Ja, das musste es sein.
 

„Jenn ... ich ...“ Er atmete aus. Was sollte er ihr sagen? Was machte er überhaupt hier unten? „Henry, ich habe dich enttäuscht.“ Betroffen senkte sie den Kopf.
 

„Enttäuscht?? Jenn! Mein Gott, du hast mir das Herz gebrochen! Mich seelisch fertig gemacht! Und du hast mir einen Krug über den Schädel gezogen?!“ Bei dem Gedanken an den Krug, verfärbten sich ihre Wangen in ein leichtes Rot. Jack dagegen, kam bei dem Gedanken an diese Szene, aus dem Grinsen nicht mehr heraus.
 

„Ich weiß! Mein Gott, ich weiß doch!“ Tränen stiegen ihr wieder in die Augen und sie schlug die Hände vor das Gesicht. Henry bekam plötzlich Mitleid mit ihr und tat etwas, was er nicht für möglich gehalten hätte. Er schloss die Zelle auf. Weinend warf sie sich in seine Arme, so dass er erst nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte. Sie hatte ihn verletzt, ganz bestimmt. Aber in diesem Moment wusste er auch, dass er sie liebte. Ja, sehr liebte sogar. Er würde sein Leben für sie geben. Zögernd legte er seine Arme um ihren Körper und beruhigte sie, indem er mit seiner Hand über ihren Rücken streichelte. Jack war das ganze in der Nachbarzelle zu ruhig und horchte auf. Er hatte vermutete, dass er schreien, toben, ja sogar brüllen würde. Hauptsache, überhaupt eine Regung zeigte. Aber, dass die beiden sich so einig waren, konnte eigentlich nur eins

bedeuten ...
 

Die Ketten um den Arm- und Beingelenken schränkten seine Bewegungsfreiheit ziemlich ein, so dass er sich hüpfend zu den Eisengittern vorwärts bewegen musste. Neugierig lauschte er dem Gespräch.
 

Allmählich beruhigte sich Jenn und schniefte ein letztes mal in ein Taschentuch, welches ihr Henry lächelnd zugestreckt hatte. Dankend hatte sie es angenommen. „Jenn ... willst du mir jetzt nicht vielleicht einfach die Wahrheit sagen?“ Sie nickte. „Das ist gut. Komm, lass uns nach oben gehen.“ Er hielt ihr die Hand an den Rücken und drückte sie sanft die Stufen nach oben. ‚Vielleicht, ja vielleicht wird ja doch noch alles gut.‘ dachte er sich im Stillen und war erst einmal einfach nur glücklich, dass sie wieder bei ihm war.
 

Genervt verdrehte Jack die Augen. Er hatte es doch gewusst. Sie würden nun wieder zurücksegeln, während er auf seinem eignen Schiff gehängt wurde. Er seufzte. „VERDAMMT, VERDAMMT, VERDAMMT!“ Wütend hüpfte er auf der Stelle herum.
 

„Hey Captain, mach dir nichts draus! Sie kommt wieder, glaub‘s mir!“
 

Verwirrt schaute sich Jack in seiner Zelle um. Das war doch die Stimme von Gibbs?
 

„GIBBS?“
 

„Aye Captain?“
 

„Ist die restliche Crew auch bei dir??“
 

„Aye Captain. Das Pack hat uns alle samt hier reingesteckt. Wir sind direkt neben dir.“
 

Sie lagen in der Zelle neben an und keiner hatte einen Ton bisher gesagt? Manchmal fragte er sich echt, wo er diese Crew nur aufgetrieben hatte!
 

„Und wieso hat dann keiner von euch etwas gesagt?? Wir dachten schon sie hätten euch auf einer Insel ausgesetzt, oder so. Was ist überhaupt schief gelaufen Gibbs???“
 

Er hüpfte zu den Gitterstäben und quetschte mühsam seinen Kopf hindurch, um eventuell etwas sehen zu können. Und kurz darauf tauchte auch schon der Kopf von Gibbs zwischen den Stäben auf.
 

„Sie haben mich überrumpelt, als ich auf dem Weg zu Schiff war. Diese Ratten hatten einen Hinterhalt. Sie wollten wissen wo du bist, aber ich habe nichts gesagt. Dann haben sie mich zu den anderen hier gesteckt. Wir dachten alle schon, du bist hinüber ...“
 

Jack grinste. „Da muss schon mehr kommen, als dass jemand so schnell Captain Jack Sparrow in die Knie zwingt. Aber ganz so fit bin ich immer noch nicht. Leider hat mich dieser Commdore ziemlich dumm erwischt.“ Doch Gibbs lächelte trotzdem. Sie hatten ihren Captain wieder. Das war alles was zählte.
 

„Wie geht es nun weiter Captain? Hast du schon einen Plan?“ Jack entfernte sich von den Gitterstäben und tappste, mit den Ketten um den Beinen, in der Zelle umher. „Ja, ja! Nur noch nicht ganz ausgereift!“
 

In Wirklichkeit hatte noch keinen Plan. Er hoffte immer noch auf ein Wunder. Aber es war erst einmal das Wichtigste, dass seine Crew die Hoffnung nicht verlor.
 

°-°-°-°-°-°-°-°-°-°-°-°-°
 

Schweigend ging Henry in seiner Kajüte auf und ab. Konnte das alles wahr sein, was Jenn ihm berichtet hatte? Seine Gedanken kreisten. Ein Schatz, die Flucht, das Piratenkind ... Erst hatte er angenommen, dass sie vielleicht einen Kopfstoß erhalten hatte, und sich das ganze vielleicht nur einbildete. Aber wenn er ihr so zuhörte, wie sie es mit einer Selbstsicherheit berichtete, konnte es dann vielleicht doch wahr sein?
 

„Jenn, du musst verstehen, dass das alles ein wenig ... viel ist, was du mir da erzählst. Ich kann das alles nur schwer glauben.“ Seufzend blieb er am Fenster stehen und schaute auf das Land.
 

Wie ein Häufchen Elend saß Jenn auf dem Kapitänsstuhl und starrte auf ihre Hände, die immer noch vor Erregung zitterten. Sie hatte ihm alles erzählt. Von der ersten Begegnung bis kurz zur Gefangenschaft. Den beinahen Kuss jedoch, hatte sie bisher verschwiegen. ‚Das ist mehr als genug was er erst einmal verkraften muss‘, ging es ihr dabei durch den Kopf.
 

„Und wie soll es nun weitergehen? Wie stellst du dir das vor?“ Er drehte seinen Oberkörper in ihre Richtung und schaute sie hilfesuchend an. Er fühlte sich so überfordert. Mit jedem anderen hätte er kurzen Prozess gemacht. Aber doch nicht mit seiner Verlobten.
 

„Ich weiß es nicht.“ Betroffen schaute sie ihn an.
 

„Ich kann das deinem Vater doch nicht aller erzählen! Als aller erstes würde ich meinen Anstellung verlieren und noch ein Verfahren an den Hals bekommen, dass vielleicht auch mit dem Tod bestraft wird. Wenn ich es aber nicht sage ...“
 

Er musste nicht weiterreden. Jenn konnte sich bildhaft vorstellen in welcher Zwicklage er sich gerade befand. Wieder seufzte der Commodore auf, und setzt sich ihr gegenüber.
 

„Ich muss nur eins wissen Jenn ...“
 

„Ja?“ Sie befürchtete die Frage bereits ...
 

„Läuft etwas zwischen dir und Sparrow? Hast du Gefühle für ihn?“ Der traurige, ängstliche Ton war nicht zu überhören und Jenn fühlte sich, als ob sie keine Luft mehr bekam. Fühlte sie etwas für Jack? Konnte man diesen ‚beinahe Kuss‘ wirklich abstreiten? So tun, als ob es nie eine gewissen Spannung zwischen ihnen gegeben hätte? Sie schaute ihn an.
 

„Ich habe euch gesehen Jenn ...“ Für einen Moment setzte ihr Herz aus zu schlagen.

„Bitte belüge mich nicht und sei jetzt einmal ehrlich zu mir.“ Wieder schaute er sie mit diesem Blick an, der Blick, der ihr sagte, dass er sie immer noch liebte.
 

„Nein.“ So, jetzt hatte sie sich ihre Antwort gegeben. Noch einen kurzen Moment schaute Henry sie schweigend an und musterte ihre Augen. Er versuchte die Wahrheit darin zu lesen. „In Ordnung Jenn, ich glaube dir.“ Er ging auf sie zu, nahm sie erleichtert in den Arm und drückte sie fest an sich. Es war das erste mal, dass sie ihm so nah war. Sie sollte sich freuen. Ihr sollte ein Stein vom Herzen fallen und der glücklichste Mensch auf Erden sein. Nur ... warum fühlte sie sich dann so elend?
 

°-°-°-°-°-°-°-°-°-°-°
 

„Trinkt aus Piraten, JOHO!“
 

‚Na, ihm scheint es ja schon besser zu gehen‘, schoss es Jenn durch den Kopf, als sie die Treppe zu den Zellen hinunterschritt und wieder diesen grauenhaften Gesang vernahm. Irgendwie schien sich die Sache zu wiederholen ...
 

„Jack?“
 

Erschrocken fuhr Jack herum, als er die vertraute Stimme in seinem Ohr vernahm. „Oh, Liebes. Wie geht’s?“ Grinsend schaute er sie an. Tja ... wie ging es ihr überhaupt?
 

„Gut ...“ Sie stockte. „Henry ... er hat mir verziehen.“ Sie versuchte zu lächeln. Glücklich auszusehen. Aber Jack spürte, dass es ihr nicht gut ging.
 

„Wie schön für dich. Freut mich. Was habe ich dir gesagt?“ Immer noch vor sich hin lächelnd, lehnte er sich an der Wand an. „Ja ... das ist es.“ Für einen Moment trat Schweigen ein. „Oh! Ich habe auch für dich eine gute Nachricht! Wir können unsere Suche fortsetzen!“
 

Überrascht zog er eine Augenbraue nach oben. „Wie jetzt? Nun doch?“ Woher kam auf einmal dieser Sinneswandel?
 

„Ja ... ich habe Henry überzeugt. Ich habe ihm alles erzählt, dass du mich nicht entführt hast, dass ich freiwillig mit bin, und du überhaupt nicht so schlimm bist wie er es immer angenommen hatte. Wobei er beim letzten Punkt noch seine Zweifel hatte ...“ Sie runzelte die Stirn und dachte über ihre eignen Worte kurz nach. Anschließend fuhr sie fort.
 

„Und Gibbs kann uns begleiten. Als gute Unterstützung sozusagen.“ Sie grinste. Doch Jack war es nicht nach grinsen zumute. Sein Gesicht hatte einen eigenartigen Ausdruck angenommen. „Woher der Sinnenswandel unseres lieben Commodore?“
 

Jenn druckste. „Naja ... ich ... also ...“ Verdammt! Wieso war das auf einmal so schwer?
 

„Ja?“
 

Sie holte noch einmal tief Luft und antwortete ihm dann mit fester Stimme.
 

„Ich werde ihn heiraten. Ich habe seinen Antrag angenommen und nachdem wir zurückgekehrt sind, werde ich seine Frau. Dafür bekommst du und deine Crew die Freiheit wieder.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Canari
2007-05-26T21:48:34+00:00 26.05.2007 23:48
Oh nein, das sind ja keine guten Aussichten... aber auf jeden Fall sehr schön geschrieben von A bis Z ^^
Freu mich auf die Fortsetzung ;)
lg Canari


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