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Goldschimmer

von

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Kapitel 18 – Gefangenschaft

Kapitel 18 - Gefangenschaft
 

Die Nacht war nun völlig über Tortuga hereingebrochen und die Palmen raschelten leise im karibischen Wind. Für einen Moment schaute Jenn den Wellen zu, wie sie immer wieder versuchten, gegen den starken Wind auf dem Meer anzukämpfen, um anschließend am Ufer brechen zu können. Sie schloss die Augen und genoss den warmen Windstrom, der ihr zärtlich um das Gesicht streichelte. Sie seufzte auf und erregte somit die Aufmerksamkeit von Jack.
 

„Mein intuitives Gespür sagt mir, dass dich etwas bedrückt, Liebes.“ Sie öffnete die Augen und schaute ihn an. „Nein, es ist nichts.“ Sie versuchte zu lächeln, sich selbst zu belügen. Doch es wirkte nur gequält.
 

Krafvoll riss sie sich einen Streifen von ihrem Ärmel ab und tränkte ihn mit dem Wasser, aus dem Palmenblatt. Jack‘s Blick war immer noch auf Jenn gerichtet. „Ich glaube dir nicht.“ Er hielt den Kopf schief und grinste sie an. Ohne eine Antwort darauf zu geben, zog sie ihm vorsichtig die Weste aus und griff mit beiden Händen, oberhalb der Schultern, unter das Hemd. Langsam streifte sie es von seiner Haut. Auf dem, von ihr vermutet, makellosen Körper waren weiße Narben und noch nicht ganz verheilte Wunden zu erkennen. Wie es schien, hatte er schon aus vielen Schlachten Verletzungen erlitten.
 

Doch auch diese Narben lenkten Jenn nicht von seinem gut gebauten Oberkörper ab, bei dem sich deutlich die Brustmuskeln abzeichneten. Seine Haut, war neben dem Schmutz und Blut, braun gebrannt und glänzte durch die kleinen Schweißperlen, die sich auf ihr gebildet hatten. Wie in Trance, strich sie mit ihren Fingern über seinen Brustkorb und verlor sich dabei in dem Gedanken, wie diese Verletzungen wohl zustande gekommen waren. Woher sie den Mut aufbrachte, ihn einfach so zu berühren, konnte sich Jenn selbst nicht erklären. Als Jack ihre Finger auf seiner Haut spürte, durchfuhr ihn ein Strom der Wärme, der sich durch die ganze Wirbelsäule zog. Für einen Moment, schloss er die Augen. Und als ob es Jenn in diesem Moment bewusst wurde, was sie dort tat, zog sie schnell ihre Hand zurück und drehte den Kopf wieder dem Meer zu. Jack hatte das Gefühl, dass ihn mit diesem Moment alle Wärme wieder aus dem Körper gezogen wurde und öffnete die Augen.
 

Schweigend wringte sie das Tuch aus und tupfte es vorsichtig auf die Wunde. Bei der ersten Berührung zog Jack scharf die Luft ein. „Keine Sorge ... ich bin vorsichtig.“, beruhigte sie ihn mit einem Lächeln. Zärtlich strich sie mit dem Tuch das restliche Blut weg und säuberte ihn noch von dem Schweiß und Dreck, der sich in den letzten Tagen auf seiner Haut gebildet hatte.
 

Jack beobachtete sie dabei und lehnte seinen Kopf am Boot an. Jede Berührung löste bei ihm ein Kribbeln auf der Haut aus, obwohl sie so vorsichtig und bedacht war, nur mit dem Tuch seine Haut zu berühren. Und das ... ja, vielleicht genau das brachte ihn beinahe um den Verstand. Es war ihm unangenehm, aus Angst, sie könnte seine Empfinden spüren, und doch lies es ihm einen warmen Schauer den Rücken durchfahren, der seinen Schmerz beträchtlich minderte.
 

Ihre Hände zitterten. Sie verfluchte sich im Stillen dafür. Was sollte das? Warum jetzt? Und warum zitterte sie nur so sehr? Auch wie er sie mit durchdringendem Blick anschaute, machte sie beinahe wahnsinnig. Sie bemerkte nicht einmal, wie sie beim Reinigen der Wunde zeitweise die Luft anhielt. Jack entging dies jedoch nicht und musste lächeln.
 

Nachdem die Wunde gesäubert war, riss sie ein weiteres Stück Ärmel ab, welches ein wenig länger war als das zuvor. Sie teilte es ein zweites Mal und band die beiden Enden zusammen. Anschließend wickelte sie den Verband vorsichtig um seinen Körper. „Ich muss sagen Jenn, du bist sehr geschickt, wenn es darum geht einem alten Piraten das Leben zu retten.“ Er lächelte schwach und auch Jenn musste lächeln. „Ach bitte, sooo alt bist du nun auch nicht.“
 

„Täusch dich da mal nicht. Wie alt bist du? 20? 21?“ Er hatte ihr Alter getroffen. „Ich bin 21.“ „Siehst du, da bin ich älter.“
 

Wieder trat ein unangenehmes Schweigen ein. ‚Verflucht nochmal Jenn! Reiss dich zusammen! Du bist doch nicht das erste mal in seiner Gegenwart!‘ Sie begann, sich über sich selber aufzuregen. ‚Wieso, verdammt nochmal, bin ich denn nur auf einmal so nervös??‘
 

Das war sie in der Tat. Die ganze Zeit kaute sie auf ihrer Unterlippe herum bis sie einen leichten Geschmack von Blut im Mund schmeckte. Aprupt hörte sie damit auf. „Was‘ los? Nervös?“ Er grinste. Eine leichte Röte bildete sich auf ihren Wangen. ‚Zum Glück ist es Nacht‘, dachte sie sich erleichtert und leckte sich nochmals über die Lippen. „Nein. Wieso?“
 

„Ich dachte nur.“ Er zuckte mit den Schultern und schaute wieder auf den Boden. „Wo bleibt nur Gibbs? Er müsste schon längst wieder da sein.“ Schimpfend richtete er seinen Blick in die Richtung, in welche Gibbs zuvor gerannt war. Auch Jenn begann sich allmählich Sorgen zu machen. „Vielleicht ist ihm etwas passiert? Und Henry hat ihn gefangen genommen?“ Besorgt runzelte die Stirn. Die Gefahr bestand in der Tat und der Gedanke war nicht einmal so abwägig. „Und alles nur weil dein toller Verlobter meinte, er müsste den Held spielen und dich vor einen fürchterlichen Pirat retten. Uuuhhh!“ Er fuchtelte mit den Händen vor ihrem Gesicht herum und ein Anflug von Wut stieg in ihr hoch. "Wie meinst du das?“
 

„So wie ich es sage!“
 

„Immerhin will er mich retten! Das zeigt zumindest, dass ich ihm was bedeute!!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Jack böse an. „Ach? Meinst du? Willst du wissen was ICH glaube?“
 

‚Eigentlich nicht‘, schoss es ihr durch den Kopf. „ICH glaube, er will nur seine Kleine zurück, die er in der Öffentlichkeit zeigen kann. Was hätte ihm besseres passieren können, als mit der Tochter des Gouverneuers verlobt zu sein. Glaubst du es geht ihm da um dich? Wenn ja, Liebes, dann bist du gutgläubiger als ich dachte.“
 

Diese Worten hatten getroffen! Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr Herz krampfte sich zusammen. Von jedem hätte sie diese Behauptungen ertragen. Hätte darüber gestanden, sich verteidigt. Aber nicht von Jack. Nicht, nach all dem was sie bisher gemeinsam durchgemacht hatte. Eine Träne lief ihr über die Wange und sie bäugte den Kopf damit er nicht sah, dass sie weinte. Doch Jack hatte es bereits gesehen und ihn überkam ein Gefühl, welches er zuvor auch noch nie gespürt hatte. Reue ...

„Jenn ...“ Schniefend stand sie auf. Es tat weh. Wieso verdammt nochmal tat es nur so weh?
 

„Jenn? Jenn , du ... du brauchst doch deswegen nicht zu weinen.“ Seufzend legte er die Stirn in Falten. „Ich habe das nicht so gemeint ... Ich meinte nur, dass du dich da vielleicht in etwas verrennst, was nicht gut für dich ist. Ja, du hast Recht, meine Wortwahl war vielleicht nicht die Treffendste ...“ Er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und machte eine kurze Pause. Sie reagierte immer noch nicht. „OHJE! Du WEIßT doch dass ich nicht so gut in solchen Sachen bin, Nicht?!“
 

Leise flüsterte sie ihm ein paar Worte zu, die Jack nun einen Stich versetzten. „Woher willst du wissen was gut für mich ist? Du hast doch gar kein Herz!“ Die Tränen rannten nun unaufhörlich und sie wusste, wenn sie noch länger hier blieb, würde es nur noch mehr weh tun. Sie drehte sich um und wollte rennen. Weg. Irgendwo hin, wo sie in Ruhe nachdenken konnte. Warum fühlte sie sich nur so schlecht? Erschrocken fuhr sie herum, als sie etwas Warmes um ihr Handgelenk spürte. Mit einem Gefühl, welches sie nicht beschreiben konnte, starrte sie in das Gesicht von Jack, der sie mit festen Griff festhielt und sie durchdringend anschaute. Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie hatte das Gefühl, dass es ihrer Brust entspringen wollte. Mit einem kräftigen Ruck, den sie ihm in seinem Zustand nicht mehr zugetraut hätte, zog er sie in seine Arme. Halb liegend und halb sitzend war sie ihm nun wieder so nahe, wie damals unter dem Galgen. Dort hatte sie ein solch ähnliches Gefühl verspürt, wie jetzt. Nur, dass es diesesmal viel Stärker war. Eine letzte Träne fand ihren Weg über ihr Gesicht, als sie in die braunen Augen des Captains starrte. Er hielt vorsichtig seine Hand an ihre Wange und strich mit seinem Daumen die letzte verlorene Träne weg. Ihr Atem ging schneller und Jenn befürchtete, dass es ihr den Boden gleich unter den Füßen weg zog. Sein Blick war aufrichtig und warm, dass sie für einen Moment glaubte, zu träumen. Er legte seine andere Hand in ihren Nacken und zog sie sanft, aber bestimmend, zu sich her. Mit Herzklopfen schloss sie die Augen. Während er sich ihren Lippen näherten bewunderte er ihre sanften Züge, ihre reine und weiße Haut und die wohlgeformten Lippen, die er bald mit seinen verschließen konnte.
 

Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, hielt er plötzlich inne und drückte sie ein Stück von sich fort. Verwirrt öffnete sie die Augen und schaute ihn an. „Jack ...?!“
 

„Psst!“ Er unterbrach sie ruppig und deutete mit dem Finger an, dass sie schweigen sollte. Erst jetzt löste sich Jenn aus ihrer Starre und wich noch ein weiteres Stück von ihm weg. Erschrocken, von einem lauten Knacken, drehten sich beide um.
 

„So, so ... sieh mal einer an ... Wen haben wir denn da?“
 

Konnte das wahr sein? Oder hatte sie schon Halluzinationen?
 

„Sparrow, mit meiner Verlobten, mitten im Dschungel, bei Nacht ...“ Im strengen Ton richtete er seinen Blick zu Jenn. Was sie in seinen Augen sah, lies ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie waren kalt. Fürchterlich kalt. „Man soll immer dort hin gehen, wo es am schönsten ist. Und das ist zweifellos nicht in Eurer Gegenwart Commodore.“ Grinsend schaute er Wels an. „Sparrow ... wie ich sehe seid ihr verwundet. Dann hat mein Schwert doch sein Ziel gefunden.“ Hämisch lachend, winkte er seine Männer her, die nun das Abenteuerpärchen vom Boden hoben und ihnen Ketten anlegten. „Ja und Ihr habt den Boden gefunden. So, jetzt sind wir ja alle glücklich und versorgt, dann können wir ja gehen? Nicht?“ Der Commodore lachte auf. „Sparrow, Sparrow, Sparrow ... immer noch einen Scherz auf den Lippen was?“ Seine Stimme wandelte sich aprupt. „Die Scherze werden Euch noch vergehen! Spätestens wenn ihr auf Eurem eigenen Schiff gehängt werdet!“ Die beiden schluckten. Sie hatten Gibbs also erwischt. Jenn konnte jetzt nur noch beten, dass er noch lebte. „Du hast der Besatzung doch nicht etwa was angetan, Henry?“ Abwärtend schaute er sie an. Er hatte diese Frau hatte sein Herz, seine Seele geschenkt ... und was tat sie damit?
 

„Los jetzt!“ Ein Wachmann stieß Jenn mit einem kräftigen Ruck nach vorne. Im gleichen Moment schrien die beiden Männer Jack und Herny ‚VORSICHT!‘, was Jack einen vernichteten Blick vom Commodore einbrachte.
 

Mit etwas mehr vorsicht, und teilweise etwas mehr gewalt, wurden Jenn und Jack an Wels vorbeigeschubst. Für einen Moment berührten sich Jenns Hände mit ihrem Verlobten und sie warf ihm einen angsterfüllten, traurigen Blick zu. Sein Herz verkrampfte sich und drohte zu zerbrechen. Wie konnte sie nur? Warum war sie auf die Seite eines Piraten gewechselt? Dazu noch auf die Seite von Jack Sparrow? Die Erinnerung, als er die beiden zusammen am Boot gesehen hatte, drohte ihn innerlich zu zerstören. Sein Magen, sein Herz, seine Arme ... alles hatte sich in diesem Moment verkrampft. Hatte sie etwa wirklich Gefühle für diesen Piraten?
 

Er drehte sich noch einmal um und warf den Beiden einen letzten Blick zu. In diesem Moment drehte sich auch Jenn um und schaute Henry nach, den sie mit aller Sicherheit, ein letztes Mal ihren Verlobten nennen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tetsu-chan
2007-05-16T19:30:15+00:00 16.05.2007 21:30
Mei!!
Schnell weiter schreiben, es is grad so spannent!!!
Und anfoch nur mehr guat gschriebn!!!
Romantisch, Spannent, du könntest Autorin oder so werden, vielleicht wirst auch so berühmt wie die Harry Potter Frau^^
freu mi schon wenns weiter geht
Wie lang schreibst den eigentlich bei einem Kapittel?
und schreibst das glei aufn Compi oder schreibst as erst vor?
Freu mi schon!!!
gl grüßle
Tetsu-chan


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