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Lebe wie im Himmel...

...liebe wie die Hölle
von

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Idylle, bei der man sich aus dem Fenster schmeißen darf

waah, tut mir leid!! *fleh*

*räusper* also, ich geb's ja zu... die wartezeit war diesmal ... lang.

a~aber dafür ist das Kappi wieder eins der längsten ^^°/))

nein, ich hab keine ausrede... ich bin nicht schreibfaul, (im gegenteil) ich war selbst schon sehr enttäuscht von mir, in den ferien eine schreibblockade zu haben. aber die ist jetzt mal wieder behoben >.>

so~, dann halt ich mal den rand fürs erste ^^

viel spaß beim lesen *runterdeut*
 

~*~*~*~*~
 

Kapitel 13:
 

~~Kyo~~
 

Während Shinya noch am Grab steht, warten wir auf dem fast leeren Parkplatz mitten in der heißen Sonne und wechseln ein paar Wort untereinander. Oder eher, die anderen, ich enthalte mich gezielt und bin gezwungen, mitzuhören – was besseres hab ich grad eh nicht zu tun.

„Die, du darfst später mit zu mir kommen, wenn du willst.“

„Nein, danke, meine Eltern bestehen darauf, dass ich nach Hause komme.“

Schweigen.

Wieder rauscht der Wind wütend durch die Büsche. Es scheint bald ein Wärmegewitter zu geben.

Plötzlich zerreißt ein Rascheln die Stille und ich blicke etwas erschrocken auf. Doch meine Gesichtszüge lassen ihren Ausdruck augenblicklich wieder fallen. Kaoru hat Die in den Arm genommen und streichelt seine Haare.

Ich verdrehe kaum merklich die Augen. Müssen sie immer so aneinander kleben? Und das auch noch jetzt, Toshiya und ich zählen wohl nicht mehr ...

Bei dem Gedanke wende ich meinen Blick zu dem Blausträhnigen. Er muss die Birke neben dem langweiligen Suzuki ja ziemlich interessant finden, er wendet seinen Blick nicht mehr davon ab. Ich sehe noch kurz zu den Turteltauben (ich hoffe für sie, dass sie im Stehen einschlafen, zumindest machen sie den Eindruck), ehe ich Toshiya leicht anstupse. „Toshiya ... alles in Ordnung?“

‚Sei nicht so naiv, Kyo’, mein inneres Stimmchen, ‚wieso hinterfragst du Sachen, auf die du die Antwort schon weißt?’

Erst als er sich langsam zu mir dreht, bemerke ich sein Zittern.

In seinen Augen glitzern Tränen, die ihm still wie Perlen die Wagen runterrinnen. „Mhm“ Er nickt zaghaft.

Was für ein grottenschlechter Lügner.

„Ach komm, Totchi, bald wird alles wieder so wie immer sein. Wir müssen uns nur für Shinya einsetzen, dann wird das wieder und alles ist wie früher.“ Kaoru. Idiot.

„Genau, kein Grund zum Heulen. Du bist wirklich wahnsinnig mitfühlend, mein Freund!“ Tröstende, leere Worte von einem grinsenden Die. Ebenfalls ein Idiot. Sie sind alle so blind. Erkennen schon wieder nicht, was er fühlt. Für richtige Freunde sind sie ganz schön gewissenlos.

Nie habe ich für einen Menschen so eine Art Mitleid empfunden wie jetzt. Ich erwidere nichts, sehe ihn nur weiter an. Er weint im Stillen und starrt betreten auf seine Schuhspitzen.

Aber weinende Menschen nimmt man nicht in den Arm.

Das habe ich früh gelernt.
 

~~Die~~
 

Jeder Augenblick, den ich in Kaorus Armen auskoste, kommt mir wie die halbe Ewigkeit vor. Ich höre, sehe und fühle nichts anderes. Seine körperliche Wärme zu spüren hat mir echt gefehlt. Die ganze Zeit führe ich mir vor Augen, wie dumm es gewesen wäre, das alles einfach fallen zu lassen. Ich stehe für immer in seiner Schuld...

Ich seufze leise und öffne langsam die Augen. Toshiya weint immer noch stillschweigend und starrt seine schwarzen Stiefel an. Kyo macht ein typisches Leckt-mich-doch-alle-Gesicht und Kaoru...

Der hat die Augen geschlossen und schnauft gleichmäßig. Man könnte wirklich meinen, er schliefe. Ich grinse etwas.

„Jetzt ist er also doch eingepennt“, bemerkt Kyo auf einmal und seufzt, als würde ihm grad nichts bessres einfallen. Seine Stimme hatte etwas süffisantes an sich. Ist das jetzt seine Alltagslaune oder hat er wieder was auszusetzen? Dennoch sag ich nichts dazu, nicke nur unbeholfen, realisiere nicht einmal richtig den Sinn des Satzes. „Kao? Hey ... wach mal auf“ Ich stupse ihn leicht in die Seite.

„Hm?“, grummelt er endlich und öffnet die Augen. „Wo bleibt Shinya denn?“

„Ach, interessiert dich das?“

Bei dem bissigen Tonfall werfe ich Kyo diesmal einen schockierten Blick zu. Er hat also wirklich was?

Aber ehe Kaoru etwas erwidern kann, flüstert Toshiya plötzlich monoton: „Bitte“, er schnieft kurz, „hört auf“

Keiner sagt etwas. Alle sehen nur betroffen zu Boden.
 

„Lasst uns nach Hause gehen“

Ich sehe etwas erschrocken auf.

Shinya steht auf einmal neben uns und wischt sich mit dem Handrücken über ein Auge.

„Alles klar?“, fragt Kaoru und löst seinen Arm von mir, um seine hand auf Shinyas Schulter zu legen. Der nickt nur. „Mit mir ist alles in Ordnung. Aber mit Totchi wohl nicht...“ Ich werfe einen Blick auf den Blausträhnigen; er heult immer noch. Unaufhörlich kullern die nassen Perlen seine Wangen hinunter. ‚Wie wunderbar mitfühlend’, mischt sich mein inneres Stimmchen in meine Gedanken, ‚aber manchmal fühl ich mich dabei so Fehl am Platz.’

„Toshiya ... du weinst ja schon seit Stunden“ Damit nimmt der Jüngste ihn in den Arm. Und schon beginnt der Größere hemmungslos zu schluchzen.

„Es tut mir so leid! Was passiert ist ...“, und er wird leiser. „Ich bin nur so alleine“

Ich schlucke schwer. Im Unterbewusstsein fühle ich mich angesprochen; aber ... irgendwie verstehe ich das jetzt nicht ganz.

Darüber hinaus hat das wohl keiner außer Shinya und ich gehört; ich stehe direkt daneben. Was meinte er nur damit; etwa...?

„Es ist in Ordnung, Totchi ... man muss eben einfach lernen, loszulassen. Das schaffst du schon...“

Ich beiße mir schuldbewusst auf die Unterlippe. Wirre Gedanken schießen mir durch den Kopf. Verdammt, was ist mit meiner Konzentration geworden? Wieso verstehe ich ihr Gerede nicht, warum fühle ich mich trotzdem angesprochen?

Toshiya ... es tut mir doch so Leid!

Was soll ich denn tun ...

Soll ich überhaupt irgendwas tun?

Was ist das bloß, wieso fühl ich mich plötzlich so komisch ... verwirrt...

Ich stöhne leise auf und atme tief ein, ziehe dabei die Hand von Kaorus Hüfte weg.

„Dai? Hey, Die! Was ist los? Hast du zugehört?“

„Die?“

„Oh, was ist jetzt schon wieder mit ihm“

„Huh?“, ich schrecke hoch. Toshiya verweilt immer noch in Shinyas Armen, aber alle starren mich seltsam an. Ich atme nochmals tief ein und gestikuliere schwach. „Mir ist schwindelig ... können wir Heim, ich -“

Kaoru fällt mir sofort ins Wort und legt einen Arm als Stütze um mich: „Klar, du kommst sofort zu mir mit. Du musst dich erst mal richtig auskurieren. Okay, eh ... Totchi, du –“

„Shinya hat mir angeboten, mit ihm zu fahren. Kyo kommt mit uns. Ihr Beide könnt dann ungestört nach Hause zu Kaoru fahren.“, erklärt der Blausträhnige traurig.

Wie gerne würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen und sagen, Es Tut Mir Leid, Es Tut Mir Wirklich Leid.

Aber ich kann nicht. Es geht einfach nicht. In mir dreht sich alles .
 

~~Kaoru~~
 

Dreimal habe ich schon versucht, ein normales Gespräch mit Die anzufangen, und jedes Mal hat er mir nicht zugehört oder nicht geantwortet. Die Frage ist nur, ob er es entweder nicht registriert oder ob er mir nicht antworten will.

Als ich mein Haus erreiche, parke ich den Wagen vorsichtig in der Garage und stelle die leise Musik ganz aus. „Hast du noch Lust, irgendwas zu machen?“, frage ich den Rotschopf und tripple mit den Fingern auf dem Lenkrad. Da ich keine mündliche Antwort erwarte, blicke ich ihn gleich an. Die schüttelt kaum merklich den Kopf und seufzt. Ich nicke nur, steige schnell aus und umrunde das Auto, um Die die Türe zu öffnen. „Die, was ist los, warum antwortest du nicht? Ist dir so schlecht?“, erkundige ich mich mit erhobener Stimme, während ich meine Unterarme am Autodach abstütze. Er zuckt wieder nur die Schultern. „Müde“

Wieder nicke ich nur. ich bezweifle stark, dass er auf einmal so müde ist. Aber irgendwas hat er. „Steig erst mal aus“, seufze ich und verlasse die Garage, um schon mal die Türe aufzusperren.

Ich brauche erst mal eine kostbare Minute, die von meiner begrenzten Geduld abgezogen wird, um den Schlüssel zu finden, ehe ich ihn murrend im Schloss umdrehe. Doch als ich einen Schritt ins Haus mache, höre ich plötzlich ein leises, raschelndes Geräusch hinter mir...

„Das ist gar nicht gut“, stelle ich selbst fest und wirble erschrocken herum.
 

~~Toshiya~~
 

Wie besagt fahren wir mit Shinya mit. Sein Vater lädt mich zuerst zu Hause ab, weil ich näher bei Shinya wohne als Kyo. Die Verabschiedung verläuft sehr tonlos; klar, keiner hat Lust zu reden.

Als ich vor der Haustür stehe, erinnere ich mich schon gar nicht mehr daran, ob wir uns überhaupt richtig verabschiedet haben. Nach wenigen Sekunden wird die Tür von meiner Mutter geöffnet und ich umarme sie ganz lange zur Begrüßung. Ein wohliges Gefühl durchströmt mich, als sie mir über den Kopf streichelt. „War es sehr schlimm?“

„Ach ... ja.“ Normalerweise fragen Mütter ihre Jungs bei Beerdigungen bei Freunden nicht, ob es schlimm war, oder? Sie müssten sie einfach ins Haus lassen und fragen, ob sie Hunger hätten. Zumindest wird es bei vielen so sein. Aber meine Mutter zum Beispiel ist erstaunlicherweise genau wie ich. Wir empfangen uns immer mit offenen Armen, keiner kann dem anderen so leicht was vormachen, wir lesen uns die Gedanken nicht nur von den Lippen sondern auch von den Augen ab. Wenn ich ihr doch nut von Daisuke erzählen könnte! Von Die und mir...

Wenn sie es doch nur sehen könnte! Wie würde sie nur reagieren? Ich kann es ihr einfach nicht erzählen; ich liege schweigsam in ihren Armen und bringe den Mund nicht auf. Das erste mal, dass ich mit so etwas allein klarkommen muss.
 

In meinem Zimmer lege ich mich erst mal aufs Bet und sammle mich ein wenig. Schließlich brauche ich wieder einen klaren Verstand! Ich muss schnell wieder auf festen Boden ... und nicht an diesem heutigen Tag hängen bleiben. Wenn das jemand tun sollte, dann Shinya. Nach ein paar Minuten setze ich mich an den Bettrand und betrachte mich im Schrankspiegel.

Shinya hat vollkommen Recht; ich muss auch lernen, loszulassen. Wenn Shinya sich von seiner Mutter trennen kann, kann ich mich auch von Die trennen! Aber wie soll ich denn, wenn ich ganz alleine bin? Ich würde so gerne mit ihm reden ... und dann doch wieder nicht.

„Überhaupt will ich ja mit allen sprechen!“, fauche ich mein Spiegelbild an. Ich will mit ihm reden, um ihm wieder in seine Augen sehen zu können, damit wir wieder gute Freunde werden! So wie früher! Andererseits sträubt es mich, weil er sich schon beim letzten mal so daneben benommen hat, und wahrscheinlich zählt nur, dass er glücklich mit Kaoru ist. Mich hat er schon vergessen. Er hat schon losgelassen. Aber er ist auch nicht alleine. Ich weiß nicht, wie er es macht; vielleicht liegt es einfach daran, dass er ein typischer Schwamm-drüber-Typ ist. Jetzt ist er bei ihm, vielleicht gehen sie heute ja noch weg? Mit Sicherheit.

Ich nicke leicht und starre mein Spiegelbild wie ein Blinder an, ohne Kenntnis von dem Jungen auf der anderen Seite des Spiegels zu nehmen. Das bin wirklich ich – blaue Strähnen, braune Augen, trauriges Gesicht. Wieso interessiert sich nur keiner für mich?
 

Ich könnte Kyo anrufen, um mich ein wenig abzulenken. Wir könnten uns treffen!

‚Sei nicht dumm, Toshiya!’ Heute hat keiner mehr auf so was Lust. Und Kyo scheint sich jetzt schon wieder von mir zu distanzieren. Er zeigt gar kein Interesse mehr an mir, nicht einmal dann, als ich geweint habe. Oder hat er doch...? Und ich habe es nur wieder nicht mitgekriegt? Inzwischen habe ich rausgefunden, dass Kyo für stumme und verschlüsselte Botschaften bekannt ist. Obwohl das andererseits nur in fünfzig Prozent der Fälle zutrifft. Wenn ich mal zurück denke, und wie es für wenigen Tagen noch war...

Ich seufze deprimiert und gehe ins Badezimmer. Ich werde mich duschen und dann weitersehen. In nächster Zeit werde ich einfach mal alleine sein und lernen, werde versuchen, nicht so anhänglich zu sein wie früher.

Und wieder muss ich mich einer alten, vertrauten Angewohnheit abwenden. Langsam werde ich ein ganz anderer Mensch, ich kenne mich selbst kaum noch. Wahrscheinlich merken die anderen nichts. Wahrscheinlich hätte das alles gar nicht sein sollen. Eigentlich ist nichts anders! Nur, dass Kyo keinen Hass mehr gegen mich hegt. Aber nicht nur das, meine Freunde sind auch nicht mehr für mich da. Seit wir zu fünft sind, ist es einfach anders. Keiner ist mehr für jeden da.

Vielleicht hätte das wirklich alles nicht sein dürfen.

Vielleicht hätte mich das Auto damals einfach tot fahren sollen.
 

~~Die~~
 

Irgendwas Kaltes liegt auf meiner Stirn, es ist nass. Ich blinzle schwach. Bin ich eingepennt? Aber wo zum Teufel ... ich kann mich gar nicht erinnern...

Ich öffne meine Augen vollständig und richte mich erst mal auf. Dabei fällt das nasse Etwas von meiner Stirn. Ich taste danach und beäuge es genau; ein blauer Waschlappen. Wieso ein Waschlappen?

Langsam dämmert es mir wieder!

Ich bin umgekippt, und das vor Kaos Wohnung. Ob er mich reingetragen hat? Ich liege jedenfalls in seinem Zimmer. Stirnrunzelnd schiebe ich die Decke von mir; na ja, immerhin hab ich meine ganzen Klamotten noch an, bis auf die Schuhe und meine Jacke.

Auf einmal springt die Tür auf und ich zucke sichtlich zusammen.

„Hey, Die! Geht’s wieder?“, erkundigt sich Kao sofort bei mir und setzt sich an den Bettrand.

„Sieh mich nicht so an! Es geht mir prima“

„Hältst du mich für blöd?“, unterbricht er mich entrüstet und ich zucke zusammen. „Ich sehe doch, dass nichts in Ordnung ist! Hast du vielleicht Hunger oder so was?“

„JA!“, schreie ich Kaoru an. Er weicht mir erschrocken zurück und grinst milde. „Das denk ich mir. Danach geht’s dir mit Sicherheit besser.“

Wie lange habe ich schon nichts ordentliches mehr gegessen!? Wird auch allerhöchste Zeit!

Schnell verlässt Kao sein Zimmer und ich lehne mich entspannt im Bett zurück. Das hat mir echt gefehlt. Alle Probleme vergessen, nur das Hier und Jetzt zählt.

Und jetzt geht es mir gut. Mal zur Abwechslung.
 

„Esseeeen!“

Völlig überrumpelt schrecke ich hoch; stand ich nicht grad eben auf einem Hausdach und hat nicht eben irgendjemand „Essen“ geschrieen? So was idiotisches...

„Du aber auch“, knurre ich mich an und drücke die Handfläche auf meine Stirn. Kann ich nicht mal mehr Traum von Realität unterscheiden? Jetzt werde ich auch noch schizophren...

„Na, bist du wieder eingepennt?“ Ein grinsender Blondschopf betritt das Zimmer und stellt mir einen Teller Spaghetti auf einem Tablett aufs Bett.

„Arigatou!!“, schreie ich und schnipple die Nudeln mit den Stäbchen auf. Ich höre noch, wie Kao sich neben mich ans Bett setzt. Ich schiele kauend zu ihm und frage ihm mit vollem Mund: „Waff mafft du?“

„Ich guck dir nur zu“ Die unverschämte Antwort. Ich verziehe leicht das Gesicht. Ist es so spannend, mir beim Essen zuzusehen?

Das Essen schmeckt wirklich lecker. Im Gegensatz zum Krankenhausfutter auf alle Fälle ...

Ein paar Minuten später schiebe ich die Schüssel zufrieden und vollgefüttert von mir weg. „Kao, du bist zu nett zu mir!“, lobe ich den Blonden entschlossen, als er das Tablett auf seinen Nachttisch abstellt. Er legt sich auf den Bauch gedreht neben mich und grinst mich verschmitzt an. „Unsinn, immerhin muss ich mich doch um meine Rotrübe kümmern!“

Bei seiner kleinen Wortwahl räuspere ich mich empört. „Ich bin keine Rübe!“

„Nein, aber du benimmst dich wie eine“ Was für ein Kontra.

„Ach ja? Nun, wie benimmt sich denn eine –“ So findet unser sinnloses Wortgefecht ein Ende: dem Angegriffenen (das betrifft mich) werden die Lippen mit den des anderen versiegelt. So viel dazu.

„Hör auf, zu reden, mir gehen noch die Argumente aus“, flüstert Kaoru und krabbelt (und unterdessen schmatzt er mich immer noch ab) langsam über mich. Ich drücke seinen Kopf näher an mich, um den Kuss zu intensivieren.

„Sag mal ... ist das deine Art, verbale Verhandlungen zu unterbrechen?“ Wow, hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal sage.

„Na ja, bei Ichigawa-sensei bevorzuge ich eine andere Taktik!“, kontert er lachend. Bei unserem Mathelehrer sollte man am besten jegliche Eigenarten von Taktik unterlassen...

Während meiner sinnlosen Überlegungen bearbeitet mein blonder Freund mit sichtlichem Vergnügen meinen Hals mit seinen Lippen und knöpft sogar mein Hemd auf. Im ersten Moment genieße ich es, bis er irgendwas Unverständliches murmelt, während er einen Knopf zwischen den Zähnen hat (was hat er ihn auch zwischen den Zähnen?) und ich schaue ihn verwundert an. „ Was willst du?“

Seine Zähne lassen den Knopf los und die Augen verdrehen sich. „Dich zum Beispiel. Nein, ich sagte, du hast ja noch deine Strafe vor dir!“

Ich schlage die Hände vors Gesicht und stöhne auf. „Auch das noch! Und wie stellst du dir das vor?“

Statt einer Antwort höre ich nur leises, verschwörerisches Kichern. Und er setzt seinen typischen, schadenfrohen Ausdruck auf. Dann setzt er sich auf und verschränkt seine Arme.

„Hab mir noch nichts spezielles überlegt ... vielleicht lass ich dich mal einen Tag lang putzen und kochen...“

Oh Gott.

„Oder machen wir’s ganz einfach, du spielst meinen Diener, den ganzen Tag!“ Genau, da ist er, der Moment, in dem ich unbewusst alles für ihn machen würde, nur, damit er weiterhin aussieht wie ein Weihnachtsmann beim Geschenke auspacken. Wenn da nicht mein letztes Fünkchen Verstand gewesen wäre. „Ich? Für dich? Den ganzen Tag? Und ich soll alles machen, was du mir sagst?“

Nur ein kurzes Nicken, gefolgt von einem breiten Grinsen. „Jetzt komm schon, da musst du durch! Immerhin wirst du es überleben!“

Das befürchte ich auch.

„Oder willst du mir etwa den Spaß verderben?“, fügt Kao leiser hinzu und räuspert sich unbekümmert. „Na ja, du musst nicht, wenn du nicht willst, aber dafür –“

„Ich tu’s doch!“, schreie ich ihm dazwischen. Was ist da schon dabei? Immerhin war ich es doch, der ihm fast das Herz gebrochen (oder zumindest schwer verletzt) hat. Und ich will nicht, dass er sich irgendwie wieder vor mir verschließt und auf Abstand gehen will...

„Mmh, das ist schön“, schnurrt Kaoru zufrieden, entfernt mein Shirt nun ganz und verteilt Küsse auf meinem Oberkörper. Dabei seufze ich wohlig auf. Na, wenigstens muss ich nicht den Diener für Kyo oder so spielen...
 

Ich verbringe also den restlichen Tag bei Kaoru – na ja, bis abends.

Es stellte sich im Laufe des nachmittags raus (ich wusste es ja nicht, erst, als ich Kao darauf ansprach), dass er meine Eltern während meiner mentalen Abwesenheit angerufen hat und ihnen erklärt hat, mir ginge es nicht so gut, und ich wolle mich bei ihm noch ausschlafen, oder so was. Mich hat es dennoch gewundert, dass meine Eltern mich nicht auf der Stelle nach Hause wünschten...

Und jetzt stehe ich hier mit Kao an der Türe, es ist neun Uhr abends und er zwingt mich gänzlich dazu, mich heimzufahren.

„Mach dir nicht solche Sorgen um mich, Kao, wie oft willst du dir den Wagen deines Dads noch ausleihen? Kauf ihn doch gleich!“

„Sooft er’s mir noch erlaubt!“

„Aber ich kann doch den Bus nehmen!“

„Aber ich will dich heimbringen! Nein“, unfairer Weise legt er seinen Zeigefinger auf meine Lippen. „ich fahr dich jetzt Heim! Mein Vater hat sich im Übrigen sowieso schon einverstanden erklärt. Auch wenn er meinte, ich soll mir gefälligst mal einen anständigen Job für später oder einen Nebenjob für jetzt anlegen, um ihm das Benzingeld zu bezahlen, das ich ihm die letzten ein, zwei Jahre schulde...“, fügt er nachdenklich hinzu und schon springe ich ihm wieder ins Wort.

„Na siehst du! Also, auf keinen Fall fährst du mich jetzt Heim! Ich kann das nämlich alleine , und nicht einmal dir werde ich jetzt gehorchen!“
 

„Ällerbätsch.“

Ich grummle nur. Er tut es doch. Kaoru fährt mich nun doch mit dem Wagen heim. Er ist einfach der bessere Redner. „Gut, dass hier so ’ne Idylle ist.“, murmle ich.

„Wo ist hier Idylle, was redest du denn schon wieder für einen Quatsch? Wenn das hier Idylle ist, stell ich mich hier quer auf die Straße. Oder was meinst du, willst du etwa nicht mehr mit mir zusammensein?“, fragt er, mit einem Hauch Belustigung in seiner Stimme.

„Um Himmels Willen, sag so was nie wieder! Wer hat mich denn ... in der Badewanne gefunden“, flüstere ich. Diese Erinnerungen spiele ich nicht gerne in meinem Gedächtnis ab.

„Hör auf, Die. Wir haben jetzt ein bisschen dazugelernt, ja?“, erwidert Kaoru ernst. Er hält den Wagen an einer roten Ampel. Schnell lenkt er auf ein angenehmeres Thema (oder eher angenehmer für ihn): „Und wie sieht’s nun mit deiner Strafe aus?“ Grundgütiger! Der scheint ganz besessen von seiner Idee!

„Was meinst du?“ Tja, es gibt halt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Der Ältere am Steuer verdreht die Augen. „Ich meine eben, wann du Zeit hast, wieder zu kommen. Schätze, deine Eltern lassen dich länger nicht weg...“

„Oh doch, das werden sie. Die wissen ja, dass ... na ja, sie halten dich eben als meinen besten Freund und ... freitags sind sie nicht da. Die werden mich sicher nicht alleine zu Hause vergammeln lassen. Womöglich fürchten sie, ich werde mich als nächstes aus dem Fenster stürzen oder so was“, füge ich genervt dazu. Bei meinen Eltern würde es mich nicht wundern. Kao runzelt die Stirn und seufzt: „Gut, Freitag. Bist du morgen wieder in der Schule?“ Moment – gibt es wirklich keine dummen Fragen? Denn diese war eine.

Die Ampel wird grün, Kao drückt aufs Gas.

„Natürlich nicht!“, fahre ich ihn verständnislos an, „Meine Eltern wollten mich noch nicht mal von der Krankenanstalt mit nach Hause schleppen! Ich meine, weil ich noch nicht perfekt auf eigenen Beinen stehen kann und etwas schwächlich bin. Von mir aus würde ich vielleicht hingehen, aber du kennst doch Mum und Dad... Ich fehle noch die ganze Woche. Bin schon froh, wenn kein Psychiater hermuss...“

„Oh Gott, bloß nicht!“, stößt Kaoru aus. „Da schicken die dich noch auf ’ne Auszeitreise, wo ich dich dann wochenlang nicht wiedersehe!“

Da hat er Recht. Bei akut gestressten Leuten schicken Psychiater ihre Patienten gerne weit weg von der Zivilisation, damit sie ja weg von dem ganzen Rummel sind.
 

Wenig später erreichen wir mein Heim schon. Gerade, als ich aussteigen will, zieht Kao mich unsanft am Handgelenk zurück und drückt mir einen kleinen Abschiedskuss auf, der sich schließlich als langer, langer Zungenkuss entpuppt, den ich leider nicht richtig genießen kann, weil die Gangschaltung gegen mein Bein drückt und ich mich mit der Hand mit aller Kraft am Armaturenbrett abstützen muss, um nicht dagegen zu prallen.

„Schlaf schön, Die“, ruft er mir hinterher, als ich ein wenig bedröppelt sein Auto verlasse und zur Haustür wanke. Ich schenke ihm noch ein freudiges Grinsen. „Sicher! Ruf mich morgen an!“

Weg ist er.
 

~~Shinya~~
 

Die Woche geht schnell dahin. Erst der Dienstag, der Mittwoch, der Donnerstag ... schließlich ist heute Freitag.

Es war alles wie immer. Nur meine Lehrer verhielten sich mir gegenüber sehr rücksichtsvoll und als diese Woche ein Englischtest anstand, haben sie sich vorsichtig bei mir erkundigt, ob ich denn imstande sei, den Test mitzuschreiben. Natürlich habe ich ihn geschrieben. Der Einzige, der sich wie immer verhielt (also wie ein ungeduldiger, gemeiner Fuchs mit Pfeil im Hintern, um es nett auszudrücken), war mein Mathelehrer, Ashikaga sensei. Die Schlimmen sind doch immer Mathelehrer. Er hat mich wirklich an die Tafel kommen lassen, obwohl ich nicht das Geringste gelernt hatte. Ich habe ihm nichts von der Beerdigung gesagt. Er wusste es.

„Klasse“, zische ich genervt, als ich im Kühlschrank einen abgelaufenen Salatdressing vorfinde. Dann muss ich meinen Salat eben so essen.

Diese kleine Macke kann mir aber nicht den Tag verderben. Und so lasse ich mich gut gelaunt auf den nächstbesten Stuhl fallen und verdrücke schnell mein Essen. Ich sollte mal wieder Schlagzeug spielen, die ganze letzte Woche stand es verwahrlost im Keller. Obwohl es doch die einzige Gelegenheit gewesen wäre, mich abzulenken.

Plötzlich fällt mir Kaos Angebot wieder ein. ‚Dieser Enthusiast’, schießt es mir sofort durch den Kopf und ich muss breit grinsen. Er wird mich garantiert bald wieder darauf ansprechen. Wahrscheinlich brütet er gerade an einen seiner verquirlten Melodien und brütet irgendwelche Intrigen aus, mich heimlich nachts wegzustehlen und zu zwingen, ihm auf der Stelle was vorzuklimpern. Würde ich ihm glatt zutrauen. Oder nimmt erst mal Die in die Mängel. Das macht er garantiert. Und ich rede von Kaorus Fantasieband.

Ich stoße einen leisen Seufzer aus. Toshiya (das ist mir stark aufgefallen) versucht seit Mittwoch ständig, Kyo in ein anständiges Gespräch zu verwickeln, aber der winkt dauernd unauffällig ab. Sei’s eine abfällige Bemerkung, sei’s Gleichgültigkeit. Ich befürchte, Toshiya überstürzt da einiges – die Beiden werden sich niemals Grün, allen voran Kyo nicht. Wie wohl sein bester Freund aussähe...

Womöglich ist sein bester Freund die Ruhe. Klar – sie nervt nicht, sie ist nicht laut, gibt keine blöden Kommentare von sich und Kyo versteht sich einfach wunderbar mit ihr.

Ich musste auch mit (hin und wieder) belustigtem Auge mit ansehen, wie Toshiya vergeblich Mitgefühl bei Kao suchte. Kaoru, unser geschätzter, verständnisvoller Kummerkasten, war aber leider mit seinen Gedanken ständig bei einem (und damit meine ich nicht die virtuelle Band, sondern): Die. Meiner Meinung nach leidet der Blonde neuerdings unter Stimmungsschwankungen (welche auch liebevoll von Kyo paranoide Schizophrenie genannt werden).

„Der Unterricht ist ohne Die todlangweilig, Ichigawa sensei quatscht uns in Grund und Boden“

Das sagte er am Mittwoch in der Pause nach Mathe.

„Die, dieser baka, wenn der mir freitags in die Fingern kommt, kriegt er endlich seine gerechte Strafe! Darauf reu ich mich schon“

Das sagte er am selben Tag, Mittwoch, nach der Schule (Und er hatte Japanisch bei der neuen Lehrerin, die ihn als einzige nicht 3mal die Woche als Musterschüler anerkennt, das will schon was heißen).

„Manchmal weiß ich nicht, ob Die es noch ernst meint mit uns“

Das sagt er dauernd. Seltsam, nicht?

Ich würde ihm weder helfen noch würde ich ihn trösten, selbst wenn ich wüsste, wie. Ich meine, womit könnte man Kaoru im Thema Liebe am besten vergleichen? Ein Beispiel: man verkleidet Die als Ausrufezeichen, Kaoru würde es ignorieren. Er achtet einfach nicht auf das Wesentliche. Er macht einen Bogen um die Tatsachen, schnappt sich seine eigenen Theorien und verschwindet damit in seinem Gedankenlabyrinth, wo er nur selten wieder rausfindet. Drei Tage, in denen er Daisuke mal nicht sieht, drei Tage, an denen er sich jeden Tag neue Vorteile, Nachteile oder Gerüchte über die Beziehung zu dem Rothaarigen ausdenkt. Wenn er doch nur mal der Tatsache ins Auge blicken würde und logisch wäre (ganz diskret): Die liebt ihn. Die, der (manchmal) wie eine physikalischmathematische Formel ist (nämlich total kompliziert und irrational), der immer samt Tür ins Haus fällt und dem später erst einfällt, was er wieder angerichtet hat. Aber er liebt Kaoru. Und das ist einfach eine Tatsache. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich unserem Ältesten das sagen würde. Er soll selbst darauf kommen, wenn nicht, rennt er eben an seinem Glück vorbei.

Endlich bin ich fertig mit meinem Salat und stelle die leere Schüssel in die Küche. Ein ungutes Gefühl macht sich plötzlich in mir breit. Ich sollte mich besser darauf einstellen, dass bald wieder irgendwas passiert, so was hab ich im Gespür...

Gott weiß, welches Unglück uns als nächstes jagt.
 

~~Kaoru~~
 

Endlich ist Freitag. Acht Uhr abends. Endlich muss ich nicht mehr nachdenken (wenn ich es auch dennoch tue) und endlich kann ich es Die heimzahlen (aber warum hört es sich so hart an?). Verziehen hab ich ihm immer noch nicht, werde ich auch länger nicht. Aber ich will ihm noch eine Chance geben.

Das mit der Bestrafung ist im Vergleich mit dem, was passiert ist, eigentlich total lächerlich. Alles, was ich will, ist Die. Und dass er gesund ist und nicht irgendwo kalt unter der Erde liegt...

Bei dem Gedanken läuft mir ein Schauer über den Rücken, der meinen Körper erzittern lässt. Ich sitze gerade am Esstisch mit meinen Eltern beim Abendessen (wie ungewöhnlich spät es dafür ist). Dumm nur, dass mein Vater kochen musste. Deswegen ist es übrigens auch so spät. Ich hoffe nur, ich überlebe diesen Abend, immerhin kommt Die bald! Zumindest hoffe ich...

Müsste ich nicht eigentlich schier wahnsinnig vor Sehnsucht sein, weil Die mich die ganze Woche nicht angerufen hat? Er wäre es, mit Sicherheit. Vielleicht ist er es ja. ‚Hör auf, so komische Sachen zu denken!’

„Schmecken wenigstens dir meine Frühlingsrollen?“, murrt eine düstere Stimmen neben mir. Ein Glück, dass mir mein „Hä?“ im Hals stecken bleibt, als sich eine anscheinend rohe Erbse meinen Hals hinunterkämpft und ich sie mit einem großen Schluck Wasser wegspüle. Mir ist wohl entgangen, dass das vor mir Frühlingsrollen sind oder sein sollten. Im Moment sieht es eher aus wie wahllos zusammengematschtes Gemüse. Roh, versteht sich.

„Ist das da ein Stück Pappe?“, murmle ich völlig unbewusst und piekse mit dem Essstäbchen darauf herum.

„Ich hab’s dir doch gesagt! Du hättest sie einfach nicht so lange braten lassen sollen und die Reiswaffeln wären dir auch nicht alle gebrochen, wenn –“ Meine Mutter scheitert mit ihrem fünften Versuch, einen Vortrag zu halten.

„In Ordnung, ich weiß es jetzt! Nächstes mal bestell ich wieder dieses ungesunde Zeugs von ... von ... ach ... Kaoru, wie heißt dieses – dieses“

„Burger King?“

„Richtig!“ Damit flüchtet mein Vater aus dem Esszimmer in die Küche. „Ich brauch jetzt was Hochprozentiges!“ Seufzen seitens meiner genervten Mutter.

„Wenn ich eins nicht mag, ist es diese Sturheit, nicht einzusehen, dass er schlicht und ergreifend nicht kochen kann!“

„Aber du kannst es auch nicht“, grinse ich in mein Stäbchen voll Gemüsematsch.

„Ich weiß doch, aber von dir will ich das nicht hören“, lächelt sie liebevoll.

Die Haustürklingel schellt. Ein Glück!

„Ich geh schon!“, rufe ich in die kleine Runde und bin drauf und dran, vom Stuhl zu springen, wenn nicht mein Vater schon längst geöffnet hätte (ich vergaß, er war in der Küche). Oh weh, Momentchen ... mein Plan! Ich hatte einen Plan! Eigentlich sollte ich die Türe öffnen, mir Die schnappen und auf und davon ins Zimmer rennen, bevor –

„Aah, Daisuke-kun! Warst ja schon lang nicht mehr hier! Ich dachte schon, du bist irgendwo abhanden gekommen. Wir haben uns ja schon lang nicht mehr unterhalten“

Genau das. Mein und Dies Vater arbeiten zusammen in derselben Branche, allerdings ist Andou-san in einem höheren Rang. Mein ehrenwerter Herr bildet sich ein, gut mit dem befreundet zu sein. Jedoch weiß Andou-san gar nichts von seinem Glück; ehrlich gesagt kennt er meinen Vater nur, weil der ihm mal ein paar Unterlagen (und darauf einem Kaffeefleck über drei Seiten) vorbeibringen durfte. Seitdem er dann rausgefunden hat, dass mein neuer Koi der arme Sohn dieses arbeitswütigen, angesehenen Herren ist, schleimt er sich richtig schön bei ihm ein. Tja, tragisch, aber wahr.

„Eh, guten Abend, Niikura-san. F-freut mich auch, Sie ... wiederzusehen.“, höre ich den Rotschopf aus dem Gang stammeln. Schnell springe ich auf, um schlimmeres zu verhindern, doch meine Mutter zieht mich wieder runter. „Erstens“, setzt sie an und mustert mich mit ihrem durchdringenden Blick, „isst du auf! Schließlich will das nicht alles alleine essen müssen!“ Dann lehnt sie sich wieder zurück und stochert nach etwas Essbarem in ihrem geordneten Gemüsematsch. „Und zweitens sollte dein Vater sich wirklich mal einen besseren Ruf verschaffen.“

Das darf doch nicht ihr Ernst sein, mir geht gleich alles über! Sie ist also auf seiner Seite!

„So, und dafür nutzt er mal schön meinen ... meinen besten Freund, der gerade aus einer lebensbedrohlichen Situation aus dem Klinikum entlassen wurde, als Mittel, nur weil der werte Herr nichts selber hinkriegt!?“, zische ich gereizt.

„Kaoru!“ Die schmalen Katzenaugen meiner Mutter stieren mich erschrocken an. „So was sagst du nicht noch einmal!“

Ich schnaube nur und murmle: „Da kann ich ein Lied von singen“

Angespannt belausche ich meinen Vater und den schutzlosen Die beim Gespräch auf dem Gang. „...Na ja kein Wunder, dass dein alter Herr so viel erreicht hat, nicht? Haha, aus dir wird wirklich mal was. Wie dem auch sei, ich will dich hier nicht tot labern, komm doch und setz dich zu uns. Kaoru ist auch da, wir essen gerade.“ Ich vernehme Schritte.

‚Okay, Kao, jetzt löffle das Zeug runter, ehe der Kerl noch mit seinen Vergleichen zwischen Vater und Sohn kommt!’, sporne ich mich an und verschlinge mein Restessen in doppelter Geschwindigkeit.

Als Die eintritt und er sich von meinem Vater auf den Stuhl neben mich drücken lässt, zwinkere ich dem Rotschopf nur mampfend zu. Er grinst etwas unbeholfen. Dieses Grinsen vergeht ihm aber, als mein Dad den Gesprächsfaden wieder aufnimmt. „Wie geht es deinem Vater denn eigentlich? Und der Mutter? Ich hab gehört, ihr wollt euch bald einen Swimmingpool zulegen?“

„Shou!“, tadelt meine Mutter ihn gleich und schüttelt den Kopf.

„Ist schon gut, Niikura-san. Meinen Eltern geht’s ganz gut, wie immer. Na ja, meine Mutter denkt über einen Swimmingpool nach, aber mein Vater sagt, es sei noch zu früh, also...“ An dieser Stelle bricht Die ab und lacht ein wenig gekünstelt. Ihm ist das alles ziemlich unangenehm. Und das ist er nicht der einzige.

„Ach was, ihr habt doch so viel Geld, da könnt ihr euch doch gleich eine Limousine –“

„Ich bin fertig mit essen! Gomen ne, Papa, aber Daisuke und ich haben uns auch viel zu erzählen. Komm, Die, gehen wir hoch!“ Damit stehe ich abrupt auf und winke den Rotschopf hinter mir her, ehe einer meiner Eltern noch irgendwie dagegen protestieren kann.
 

„Kami-sama, es tut mir wirklich, wirklich Leid, aber du kennst ja den Kerl“, murre ich augenverdrehend. Die und ich sitzen sicher in meinem Zimmer und ich lasse mich seufzend (und mit Magenschmerzen) auf mein weiches schwarzes Doppelbett fallen.

„Ach, kein Problem, ich kenn ihn. Ich find’s lustig bei euch.“

Ich rapple mich in den Schneidersitz und hebe ungläubig eine Augenbraue. „Im Ernst?“

„Hai. Du hast irgendwie Ähnlichkeiten mit deinen Eltern, große sogar“, lacht er leise, steht weiterhin unschlüssig im Raum und dehnt seine Handgelenke.

„Na vielen Dank.“, knurre ich. Jetzt ist sogar mein Koi so weit, mich mit den Beiden zu vergleichen.

„Ist wirklich so.“ Er zuckt mit den Schultern und sieht mich erwartungsvoll an. Irgendwann murre ich: „Du legst es ja schon drauf an!“

„Wie meinst du?“ Langsam wandern Dies Mundwinkel nach oben. Ich zucke leicht die Schultern und lege mich auf den Rücken, den Oberkörper auf die Arme gestützt. „Ach ja, wo du schon mal hier bist, könntest du mir Badewasser einlassen, nicht?“

Genau, das ist er; der Augenblick, der Ausdruck Dies, den ich um keinen Preis je vergessen will. Er sieht gerade so aus, als hätte ich ihm eben klargemacht, ich sei seit neuestem wieder hetero und er soll mir dabei freundlicherweise behilflich sein, ein nettes Mädchen für mich zu suchen. Irgendwann findet er seine Stimme wieder (nach einigen Anläufen): „Sag mal ... ist das dein Ernst?!“

„Natürlich! Erinnerst du dich nicht mehr an unsere Abmachung?“, lache ich leise.

„Ja schon, aber ... ich ähm ... ist ja gut, guck mich nicht so an! Ich mach ja schon, Mann, Mann, Mann...“ Darauf zieht er, unverständliche Sachen murmelnd, von dannen ins Bad, während ich mich bequemlich auf dem Bett flätze. Mal sehen, wie lange er durchhält! Bis es ihm zu blöd wird, wohlgemerkt.
 

~*~*~*~
 

zu dem Kappi hab ich nichts spezielles zu sagen ^^

war nicht viel los >_> aber es kann sich ja nicht ständig jemand vor ein auto werfen oder so, nicht? ^^ *keinen über diesen geschmacklosen witz lachen hört*

*räusper* ehm jah, das nächste mal kommt das kappi wieder früher û.u

bis zum nächsten Kappi ^^/))



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -Alec-
2007-07-07T15:27:08+00:00 07.07.2007 17:27
ich habs gelesen... endlich XD

Sorry, dass es mal wieder ewig gedauert hat, ich habs einfach vergessen ^^°
Aber eben hab ichs dann doch geschafft, ein Glück XD

Das Kapitel war wirklich toll, ich liebe deinen Weg, Dinge zu beschreiben (z.B. Dies und Kaos Beziehung mit dem Ausrufezeichen).

Und jetzt noch n bisschen Kritik (weils so schön war und ich irgendwie nur glücklich bin, wenn ich meckern darf <.<)
1. Es waren wieder mehr RS-Fehler drin, wolltest du die nicht ausmerzen? XD
2. Koi... Kois sind sehr schöne Fische, beschreiben aber keine Freunde oder gar Geliebte... sorry, dieses Wort löst bei mir echt Ausschlag aus x___X

Aber ansonsten wars okay ^^
*gleich mal ENS tippseln geht*
Mata ne
azra
Von: abgemeldet
2007-06-11T19:42:09+00:00 11.06.2007 21:42

alsooo... das kappi hat mir sehr gut gefallen!

toshiya kam mir ein bisschen wenig vor, aber ich fand den wenn auch kurzen teil aus seiner perspektive ganz ganz toll!!!! toshiya ist eben auch in deiner story meine lieblingsperson *.*

in dem kapitel waren ja kao und die eher im vordergrund, deshalb missachte meine kleine totchi-macke einfach^^

etwas verwirrend fand ich es nur, dass shinya so schnell wieder im seelischen gleichgewicht war... natürlich, er ist stark... aber es ging fast ein wenig schnell.

gut, ich hoffe, du kannst was damit anfangen!
miya


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