Zum Inhalt der Seite

Heilloser Romantiker

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 20

Kapitel 20
 

„Jetzt schweige mich nicht pausenlos an! Ich kann deine Wortkargheit nicht mehr länger ertragen! Hast du das Vertrauen zu mir verloren? Ich weiß echt nicht mehr, was du denkst oder fühlst… früher durfte ich an deinem Leben teilhaben“, Rick wurde ganz leise und schaute den Boden unter seinen Füßen an. „Seit Tagen verschließt du dich vor mir. Sage mir doch… was passiert ist.“
 

/Warum beachtest du mich nicht mal mehr? Dein ’Hallo’ und ’Tschüs’ bin ich leid, ich möchte wissen, was in dir vorgeht…/
 

Das silberne Leuchten des Mondes fiel zum Fenster herein, legte sich sachte auf Joes Gesicht, ließ ihn noch blasser wirken als er sowieso schon war. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst und in seinen Augen zeichnete sich ein fiebriger Glanz ab. In Rick wütete es, er war so aufgebracht und wollte schreien,… immer wieder schreien, dass sich sein Herz nicht mehr so arg verkrampfte. Wenn Joe nicht bald etwas erwiderte, würde er ihn packen und durchschütteln, bis er wieder der Alte war. Reumütig dachte er an das unbekümmerte Lachen seines Freundes, vermisste es schmerzlich, wünschte es sich sehnlichst zurück.
 

„Bin ich dir denn nichts mehr wert?“
 

Rick standen mit einem Mal kleine funkelnde Perlen in den meerblauen Augen und er ballte seine Hände zu Fäusten. Die Stille im Raum, die nur ab und an durch seine eigene Stimme durchbrochen wurde, trieb ihn in den Wahnsinn. Der Blonde saß einfach nur da und sah ihn kein einziges Mal an.
 

„Wenn das so ist“, würgte er hervor, „dann geh!“
 

Regungslos blieb Joe sitzen, verzog noch immer keine Miene. Rick konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen. Um seine angestauten Gefühle loszuwerden, griff er nach einem der vielen Kissen auf dem Sofa und ging auf seinen Freund zu. Heiße Tränen liefen an seinen geröteten Wangen hinab, reflektierten das Mondlicht, wodurch ihnen ein unbeschreiblicher Glanz verliehen wurde.
 

„Wenn du mit mir nicht reden möchtest, dann“, Rick klang vollkommen heiser, „verschwinde, geh, hau ab!“
 

Mit dem Kissen in der Hand schlug er auf Joe ein, nur wenige Male, denn dann hatte ihn der Größere fest an den Handgelenken gepackt und drückte ihn nun gewaltsam an die weiße Wand. Zitternd schnappte Rick nach Luft, war zu stark an den schwarzhaarigen Mann und die Szene in der Toilette erinnert. Sein gesamter Körper bebte und er suchte vergebens einen Weg, sich zu befreien.
 

„Da willst du mich also haben“, presste er gequält hervor. „Ich soll zu dir aufsehen… Ist es das, was du willst?“ Er wurde laut, sogar sehr laut, was er gleich im Anschluss bereute. Traurig sah er Joe an, der einen Punkt über ihm fest im Visier hatte, ihm nicht mal den Hauch von Beachtung schenkte.
 

„Du tust mir weh.“
 

Diesmal sprach Rick leise, es war mehr ein Flüstern, das aus seinem Mund drang.

Joe senkte seinen Blick und durchbohrte Rick förmlich mit seinen grünen Augen, lockerte den Griff um seine Handgelenke dabei aber nicht. Endlose Sekunden verstrichen, in denen sie sich ansahen, in denen man, wenn man genau hinhören wollte, sicher den Herzschlag des einen oder des anderen vernehmen konnte.
 

„Du…“
 

Laut schein Joes erstes Wort von überall her widerzuhallen.
 

„… Was hast du mit mir gemacht? Sag’ mir,… sag’ mir, was du mit mir gemacht hast!“
 

Fest flochten sich ihre Blicke tiefer ineinander. Rick schluckte. Was meinte Joe? War e-r der Grund für das Verhalten von Joe? Warum? Warum sollte er das sein?

Sein Verstand setzte aus, er verlor sich zunehmend in diesen hellen Seen, die ihn zu verschlingen drohten. Er wollte sich an die Oberfläche kämpfen, scheiterte aber kläglich.
 

„Ich?“, entfuhr es fragend, ungläubig, irritiert seinem Mund.
 


 


 


 

Tick-tack-tick-tack… Die Uhr machte Rick wahnsinnig! Die ganze verfahrene Situation machte ihn wahnsinnig.
 

/Sag’ was… sag’ was…/
 

„Sag’ was!“, schrie er und erschrak selbst ob seiner unbeherrschten Art.
 

Weiche, zärtliche Lippen legten sich auf die seinen, übten sanften Druck aus. Heiße Wogen durchfluteten seinen Körper, brachten jeden Muskel zum Erzittern. Die Berührung war zögerlich und doch gewollt, bestimmt… Irgendwie ein Gemisch aus Begierde, Leidenschaft und Schüchternheit.

Ricks Herz schlug schneller, immer schneller und er begann den Kuss zu erwidern. Gerade als er kurz Joes Zungenspitze an seiner Unterlippe spürte, löste sich plötzlich der Größere von ihm, ließ von ihm ab, so ohne jedwede Vorwarnung.
 

„Das hast du mit mir gemacht“, hauchte der Blonde atemlos in die unablässig vibrierende Luft hinein.
 

Der Druck um Ricks Hände war mit einem Mal Schall und Rauch und der Kleinere sank zu Boden, konnte sich auf seinen wackeligen Beinen nicht halten. Stumm und fast wie in Trance musste er zusehen, wie ihm Joe den Rücken zuwendete und ging… ohne einen weiteren Blick, ohne ein weiteres Wort.
 

Die Zeit verrann, zog dahin, völlig rücksichtslos ob des jungen Mannes, der völlig überwältigt auf dem Boden saß. Seine Finger glitten ganz vorsichtig über seine Lippen, schienen nicht zu begreifen, dass diese eben Joes beherbergt hatten. Die Nervenenden sandten stet heiße Wellen weiter, wohl zu stürmisch, als dass sein Verstand sie zu verarbeiten vermochte. In seinem Kopf schlugen die Bilder Purzelbäume, erzeugten Schwindelgefühle, die an Gewalt kaum zu ertragen waren. Langsam schlossen sich seine Lider, denn er musste versuchen, auf diesem Wege wieder zur Vernunft zu kommen. Nach einer Ewigkeit hatte er die Augen immer noch geschlossen, zumal er sich nicht traute, sie wieder zu öffnen. Die Angst, der Kuss könnte nur ein Traum gewesen sein, war einfach zu groß. Ein Traum, der den sehnlichsten Wunsch seines bisherigen Lebens widerspiegelte, doch nicht mal näherungsweise der Realität entsprach. Eine Hand legte er über seine Lider, schob die Finger ein klein wenig auseinander und schlug zaghaft das rechte Auge auf. Lugend sah er durch die kleinen Spalten hindurch, sah Teile des hellblauen Sofas und der offen stehenden Türe. Alles wirkte so, wie zum Zeitpunkt, als er sich vor dem Zimmer verschlossen hatte. Auch seine Gefühle teilten offenkundig mit, dass das Geschehene Wirklichkeit sein musste, kein Traum, der viel zu leicht in Vergessenheit geriet oder einfach zu schmerzlich sehnsüchtig war.

Sein Herz schlug und pochte, wollte sich einfach nicht beruhigen. Es mussten seit der vollkommen unerwarteten Berührung zwischen Joe und ihm viele Minuten vergangen sein, und doch schaffte der Dunkelhaarige nicht, sich zu fassen. So viele Male hatte er sich vorgestellt, Joe zu küssen und selbst bei bloßen Vorstellungen hatte er bereits gebebt. Und dennoch kam solch eine Wunschszene nicht mal um ein hundertstel an das heran, was Rick nun erlebte, was seinen Körper dermaßen zum Erzittern brachte.

So viele Gefühlswallungen konnte ein Einzelner eigentlich gar nicht ertragen. In der Tat war Rick völlig benommen, perplex, irritiert und… glücklich. Ja, er war überglücklich. Diese vielen kleinen Schmetterlinge in seinem Bauch flogen voller Leidenschaft hin und her, sandten Frohlocken und Freude aus. Auf seine Lippen legte sich endlich ein Lächeln, eines voller Genügsamkeit. Allmählich mischte sich auch ein glänzendes Funkeln in den verworrenen Blick seiner Augen. Seine Liebe zu Joe war so unermesslich groß und wurde mit jeder Sekunde größer. Insbesondere durfte es endlich neuer Hoffnung sein…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  inulin
2007-02-03T14:12:49+00:00 03.02.2007 15:12
Jaaa!!! *.*
Toll!!!
Ich bin total aufgeregt... Joe hat Rick geküsst. Und du hast das so schön beschrieben. So... kurzschlussmäßig.
Ich find das toll, wenn die Protagonisten mit der Situation total überfordert sind. ^^
Ich freu mich total dass Rick jetzt wieder guter Dinge ist.
Aber ich bin jetzt noch hibbeliger als vorher...
Jetzt muss es ganz schnell weitergehen. Biiiiitteeeee *fleh*


Zurück