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Kapitel 5

Irgendwann bewegte sich Mamoru in Richtung Bett. Er legte sich hin, in der Hoffnung, wenigstens ein bisschen Schlaf zu finden. Er spürte nicht, wie er vom wachenden in den schlafenden Zustand glitt und wurde nach kurzer Zeit unsanft durch ein lautes Türknallen geweckt.

Mamoru schlug die Augen auf und versuchte das Geräusch einzuordnen, als es sich in Verbindung mit schnellem Trampeln wiederholte.

Allem Anschein nach hatte Take etwas vergessen. Mamoru drehte sich zur Seite, zu faul aufzustehen, und blickte auf die Uhr. Es war gerade mal 9. Was sollte er denn jetzt machen? Take würde den ganzen Tag in der Uni sein und er wusste nicht, wann er wieder da wäre.

Nach etlichen Minuten gab er sich einen Ruck und bewegte sich aus dem Bett. Er lief den Flur entlang in Richtung Bad und blieb unterwegs am Schlüsselbrett stehen. Er besah sich kurz die Schlüssel und probierte einige aus, bekam dann heraus, dass ein Ersatzschlüssel für die Haustür dabei hing.

Take hätte bestimmt nichts dagegen, wenn er sich ihn nehmen würde. Mit besagtem Schlüssel in der Hand ging Mamoru in sein Zimmer zurück und durchsuchte seine Tasche nach der Kette, die er glaubte mitgenommen zu haben. Als er sie gefunden hatte, löste er den Anhänger und hang stattdessen den Schlüssel daran. Mit schnellen Handgriffen hatte er sich die Kette um den Hals gebunden und besah sich ein paar Momente später im Badezimmerspiegel.

Es sah interessant aus. Die Kette war zwar etwas zu lang, aber sie ließe sich schon irgendwie kürzen.

Nachdem er ausgiebig geduscht hatte, machte er sich etwas zum Frühstück, um gleich danach aufzubrechen. Er hatte viel vor heute. Erst würde er ein wenig die Umgebung erkunden, dann einkaufen gehen und schließlich ein leckeres Abendessen zaubern.

Ja, das war ein guter Plan.

Vielleicht würde er ja irgendetwas interessantes Erleben.
 

Okay. Test vergeigt. Höchstens 40 % der Aufgaben waren in sein Bewusstsein vorgedrungen, während Take, den Kopf schwer in die Hände gestützt, über dem Test gesessen hatte.

Er hatte ehrlich versucht, sich zu konzentrieren, aber die gestrigen Ereignisse und der merkwürdige Alice-im-Wunderland-Traum lagen in seinem Hinterkopf sprungbereit auf der Lauer wie Raubtiere, jeden Moment der Unkonzentriertheit zu nutzen, um wie Pop-Ups wieder vor seinem geistigen Auge zu erscheinen.

Nachdem der Professor alle Blätter eingesammelt hatte, hatten ihn auch schon seine Freunde in Besitz genommen und quetschten uninteressante Details über ihre neuen Eroberungen in seinen ohnehin schon überfüllten Kopf. Er registrierte eben gerade noch die Einladung zu einem anstehenden Saufgelage, bevor sie sich vor dem Kursraum für Basis-Mathe trennten und die anderen sich in alle Winde zerstreuten.

„Na? Wilde Nacht gehabt?“ Na herrlich, vom Regen in die Traufe.

„Ich hab gelernt. Solltest du auch mal versuchen - zur Abwechslung.“ Take mochte solche Fragen im Allgemeinen nicht, aber ganz besonders nervte ihn Toya.

Toya Kitagawa war sein Sitznachbar in Basis-Mathe – schien meistens keinen Durchblick zu haben, schrieb aber doch ganz passable Noten und begrüßte Take jedes mal mit einem Spruch wie diesem.

„Kann ich die Hausaufgaben von dir abschreiben, Take-chan?“

Toya war manchmal wie ein kleines Kind und Take fragte sich oft, warum er sich überhaupt mit ihm befasste.

„Heute nicht.“, sagte er stur und Toya zog eine Grimasse, brachte ihn damit allerdings zum Lachen. Mit seiner dreisten, aufdringlichen Art war er ein guter Gesellschafter für ein so langweiliges Fach wie Basis-Mathe.

Während des Kurses schweiften seine Gedanken wieder ab. Mamoru musste jetzt wohl aufgewacht sein. Wie es wohl seinem Fuß ging?

Er war ja nur ein wenig angeknackst, vielleicht konnte er ja sogar schon wieder richtig laufen... Take nahm sich fest vor, Mamoru zu sagen, dass das mit dem „gebrochen“ nur ein Witz war. Er versank in dem Gedanken an den Kuss – und wurde unsanft von Toya in die Wirklichkeit zurückgeholt, als dieser ihn nach einer Aufgabe fragte bzw. nach ihrer Lösung verlangte.
 

Als erstes würde Mamoru in die Stadt fahren. Er hatte extra ein wenig länger zu Hause verbracht, damit die Bahnen nicht mehr ganz so voll waren. Diesmal war Take schließlich nicht dabei, um ihm zu helfen.

Man konnte den Andrang der Leute zwar nicht als stark bezeichnen, aber schwach war er auch nicht. Mit einem leichten Kribbeln im Magen stieg Mamoru in die Bahn und fuhr ein paar Stationen. Irgendwo stieg er aus, in der Hoffnung, einen schönen Laden oder Verkaufsstand zu finden. Er lief die Straße in Richtung Norden entlang und besah sich interessiert die Häuser und Geschäfte.

Nach einigen Metern erblickte er den Eingang eines Parks. Dieser wirkte ruhig. Entspannt.

Mamoru ging hinein, setzte sich auf die nächst beste Bank. Sanft schloss er die Augen, versuchte seine Innere Ruhe wieder herzustellen.
 

„Take-chan! Bitte, Bitte!!“ Toya schickte seinem Freund den leidendsten Blick, den er auf Lager hatte.

Es war ja nicht so, dass er keine Ahnung von Mathe hatte, aber die Unterrichtsaufgaben waren irgendwie blöd. Die Klausuraufgaben gingen irgendwie, auch wenn er im Unterricht nicht aufpasste und mitarbeitete.

Als Take nicht auf sein Betteln reagierte, lehnte sich der junge Mann zurück und zog eine Schnute.

„Also wirklich, Take-chan. Ich dachte du magst mich und würdest alles für mich tun.“

Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf Toyas Gesicht. Ehrlich, er liebte es, seinen Kommilitonen auf´s Kreuz zu legen.
 

„Das hättest du wohl gerne!“ gab Take kühl zurück, musste dann aber doch grinsen und kritzelte schnell den Lösungsweg auf Toyas Blatt. Er versuchte sich wieder auf seine Aufgaben zu konzentrieren, blickte aber stirnrunzelnd wieder auf. Irgendwas... war anders...

Es hatte was mit Mamoru zu tun. Aber was?

Richtig, jetzt wurde es ihm bewusst, um auf Toyas Blatt zu schreiben, hatte er sich ganz nah zu ihm gebeugt und – nichts, da war nichts gewesen.

Er hatte nichts gespürt, dabei hatte er sich eigentlich gedacht (und jetzt fiel ihm auf, dass es wohl das gewesen war, was ihn die ganze Zeit wirklich beunruhigt hatte), dass er – da er schließlich Mamoru nicht nur anziehend fand, sondern ihn sogar geküsst hatte (und das sehr gerne!) – von jetzt an nur noch Männer interessant finden und Probleme mit Nähe haben würde.

Aber da er so darüber nachdachte – er war eben noch mit seinen (männlichen!) Freunden Arm in Arm den Campushof entlanggegangen und hatte (weiblichen!) Mitstudenten auf den Hintern gestarrt.

/Puh! Glück gehabt. Ich bin also doch nicht schwul. Aber warum geht mir Mamoru nicht mehr aus dem Kopf?/ Take versuchte zwanzig Minuten dieses Paradoxon zu entwirren (etwa die Zeit, die zum Lösen der Aufgaben vorgesehen war) und kapitulierte schließlich.

Allein würde er nicht dahinter kommen. Er entschloss sich aus einem Impuls heraus:

„Toya, sag mal: Hast du schon mal einen Mann geküsst?“
 

Noch immer mit diesem Grinsen auf dem Gesicht wurde Toya aus seiner heilen Welt gerissen.

„Äh? Wie bitte?“ Er musste hart Schlucken, bevor er Take antworten konnte. „Nein, dass ist mir noch nie passiert. Und was ist mit dir? Meines Wissens hast du doch eine FREUNDIN oder hat sich diese einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und ist nun dein FREUND? Wie kommst du überhaupt auf solch eine Frage?!“

Total entsetzt blickte Toya seinen Gegenüber an.
 

Nachdem Mamoru einige Zeit in den Himmel gestarrt hatte, entschloss er sich aufzustehen und weiter durch den Park zu laufen.

Als die Sonne langsam begann, wieder tiefer zu sinken, lief er in Richtung U-Bahn und fuhr letztendlich nach Hause. Bevor er allerdings die Wohnung betrat, entschloss er sich noch die Zutaten für das Abendessen zu kaufen. Da Take nichts gegen westliches Essen zu haben schien, holte er ein wenig Putenfleisch, Kartoffeln und Gemüse. Als Gemüse wählte er Erbsen und Möhren.

Nachdem er die Wohnungstür passiert hatte stellte er sich gleich in die Küche, um mit dem Kochen zu beginnen. Hoffentlich würde Take nicht allzu spät kommen.
 

Mensaessen hatte ihn nie besonders gestört, aber heute sehnte sich Take danach, obwohl Mamorus Essen um einiges besser war. Er hatte nach der peinlichen Aktion mit Toya in Basis-Mathe irgendwie den Kopf verloren: hatte erst die Aufgabe falsch vorgerechnet, war dann der Länge nach hingeflogen und hatte dann in der Mensatür kehrt gemacht, als er Toya dort bei seinen Freunden sitzen sah und ihnen kopfschüttelnd etwas erzählte.

Jetzt saß er auf den Treppen der kosmologischen Fakultät (in die sich kaum jemand verirrte) und hörte dem unmelodischen Knurren seines Magens zu. Er rieb sich müde die Augen. Noch zwei Kurse.

Er gähnte und beschloss dann, die Kurse Kurse sein zu lassen. Während er sich zu seinem Motorrad begab, machte er eine gedankliche Notiz Toya morgen zu sagen, er habe einen Scherz gemacht.

Er lächelte plötzlich und ihm wurde schön warm, als er – wie schon so oft an diesem Tag – sich des Kusses erinnerte. Er freute sich plötzlich nicht mehr nur auf sein Bett zu Hause und begann ohne es zumerken eine leise Melodie zu summen.
 

Mamoru war gerade dabei die Kartoffeln vom Herd zu nehmen, als er die Tür klappern hörte. Er ging in den Flur um den Angekommenen zu begrüßen, der ganz sicher Take war. Als er dem Älteren dann allerdings ins Gesicht sah, zuckte er leicht zurück. Was war denn mit ihm passiert?

Um es mal vorsichtig auszudrücken, sah Take wirklich schrecklich aus. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und war leichenblass.

„Hallo.“ Ein zaghaftes Grinsen huschte über Mamorus Gesicht. „Wie war dein Tag?“

Als ihm ein unangenehmer Geruch nach verbranntem in die Nase stieg, fielen ihm siedend heiß die Schnitzel auf dem Herd ein und er rannte schnellstens in die Küche, auch froh den leidenden Anblick Takes für ein paar Momente aus seinem Blick zu bekommen.
 

Das Gefühl, zu Hause zu sein, war seltsam beruhigend. Es war schon eine Weile her, dass Take jemand entgegengelaufen kam, wenn er die Wohnung betrat. Er atmete den Geruch des Essens ein und sein Magen meldete augenblicklich seine Anwesenheit. Mamoru war schon wieder weg, bevor er antworten konnte.

Er folgte ihm in die Küche und entschied, angesichts Mamorus Geschäftigkeit, sich erst mal die Schuhe auszuziehen. Er setzte sich auf das Sofa und spürte, wie ihm die Augen schwer wurden. Er schloss die Augen. /Nur für einen Augenblick.../

Die Türklingel schnitt wie eine Klinge in seine Ohren und riss ihn so unsanft aus dem Schlaf, dass er leise fluchte. Auf dem Weg zur Tür schenkte er kurz der Uhr seine Aufmerksamkeit. Er hatte einige Stunden geschlafen. Er nahm sich vor, sehr unfreundlich zu wem auch immer zu sein, der es gewagt hatte, ihn zu wecken.

„Hallo Take, na bereit?“

Ein Haufen Leute , die sich seine Freunde schimpften, standen in der Tür und waren mehr oder weniger dabei ihn zu ihnen hinauszuziehen und ihn auf eine ihrer Sauftouren mitzuschleifen.
 

Nachdem Mamoru das Essen auf die Teller getan hatte, setzte er sich an den Tisch und wartete auf Take. Als er nach ihm rief und dieser nicht kam, ging er ins Wohnzimmer. Dort sah er ihn schlafend auf dem Sofa liegen. Ein leises Lächeln glitt über sein Gesicht und lautlos verließ er den Raum wieder.

In der Küche aß er selbst seinen Teil des Essens und stellte Takes Teller abgedeckt auf den Herd. Nachdem er die Küche aufgeräumt hatte, ging er in sein Zimmer. Er wollte Take nicht wecken, denn wahrscheinlich brauchte er diesen Schlaf dringend.

In seinem Zimmer nahm er sich ein paar der Zeitungen, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatten und ging die Job-Anzeigen durch. Vielleicht fand er ja was.

Nach etlichen Stunden, Mamoru kam es zumindest so vor, schrillte die Türklingel und ließ ihn zusammenzucken. Langsam ging er in den Flur und sah dort schon Take mit den Besuchern reden oder diese eher auf ihn einreden. Er hatte wirklich mühe sich gegen seine Freunde durchzusetzen. Zumindest glaubte Mamoru, dass die jungen Leute alle Studenten von Takes Uni waren.

Im Näher kommen schnappte er ein paar Wortfetzen auf.

„Los komm! Du hast doch in der Uni schon zugesagt!“

„Wir möchten ungern auf dich verzichten.“

Nun endlich ergriff Toya das Wort. „Nun komm schon, Take-chan. Zier dich nicht so!“ Mit ein paar schnellen Schritten war er in der Wohnung und stellte sich hinter Take, schob ihn so nach draußen. Unbeabsichtigt blickte der Student zur Seite und sah direkt zu Mamoru.

Sein Blick ruhte einen Augenblick auf dem Jüngeren, bevor er sich abwandte.

Mamoru selbst taumelte ein paar Schritte zurück, stieß dann hart mit dem Rücken gegen die Wand und rutschte an eben jener langsam nach unten.
 

Das Gefühl war seltsam und unangenehm. /Acht Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Man könnte meinen, man würde die Einzelheiten vergessen, aber jeder seiner Gesichtszüge ist mir so bekannt, als ob ich ihn jeden Tag sehen würde./

Toya´s Gedanken waren abgeschweift. Sodass Take sich von ihm befreien konnte. Er hatte Mamoru sofort erkannt, auch wenn er älter geworden war und Toya war sich sicher, dass auch Mamoru ihn sofort erkannt hatte. Selbst wenn man ihn hasst, seinen Bruder vergisst man nicht so schnell. Er beschloss, auszufragen und schob den Zeternden wieder Richtung Tür; dabei drehte er seinem Bruder demonstrativ den Rücken zu – er würde ihn einfach übersehen, Punktum!
 

Take hatte keine Chance und er wusste es. Als auch noch Toya durch die Tür stürzte und anfing ihn zu schieben, war alles aus – schließlich war Toya einen halben Kopf größer als Take und ziemlich stark. In einem Augenblick der Unaufmerksamkeit wäre er Toya um ein Haar entkommen und schimpfte dafür umso lauter, als dieser daraufhin noch rabiater wurde. Als er versuchte sich freizukämpfen, erhascht er einen Blick auf Mamoru.

Take hatte gar nicht bemerkt, dass er gekommen war und fragte sich nun irritiert, warum sein Schatz – nein, falsch: BEKANNTER! – auf dem Boden hockte und die ganze Szene beobachtete, statt ihm zu helfen und dabei noch ein Gesicht machte, als habe er einen Geist gesehen.

„He, Mamoru! Jetzt hilf mir doch mal!“ rief Take, was zur Folge hatte, dass seine Freunde auf Mamoru aufmerksam wurden.

„Klasse! Noch jemand! Los, du kommst auch mit!“ Und damit wurde Take´s Wohnung von seinen Freunden überspült wie von einer Riesenwelle, die alle mit hinauszog, als sie wieder ging.

Dann mussten sie halt das Beste daraus machen und versuchen, diesen Abend heil zu überstehen.

Hoffentlich plauderte Mamoru nichts aus...
 

Mamoru saß noch immer auf dem Boden und starrte seinen Bruder an, auch wenn er nur noch die Rückseite von ihm zu sehen bekam. Er musste es sein. Er würde Toya nie vergessen. Nicht nach dem, was er damals zu Mamoru gesagt hatte.

Als Take ihn um Hilfe bat, wusste er nicht, was er tun sollte und blieb einfach stumm. Das hatte zur Folge, dass er gleich mit abgeschleppt wurde.

Toya hatte sich wieder von ihm abgewandt und ignorierte ihn nun erfolgreich.

Mamoru warf ein paar unauffällige Blicke auf seinen Rücken und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, warum er sich mit Toya gestritten hatte. Aber irgendwie herrschte in seinem Kopf eine große schwarze alles verschlingende Leere, die jeden Denkfetzen verschluckte.

Nach einigen Anläufen schaffte er es allerdings doch sich zu erinnern. Es war lange her. Sehr lange.

Damals waren seine Eltern noch zusammen gewesen. Er musste ungefähr 10 gewesen sein. Ein Jahr später hatten sie sich getrennt und dann war auch Toya gegangen.

Es war eine schlimme Zeit für ihn gewesen. Erst recht die Anschuldigungen, die Toya ihm an den Kopf geworfen hatte.

„Es ist allein deine Schuld, dass Mama und Papa sich andauernd streiten! Nur weil du da bist! Es ist alles deine Schuld!“

Dieser letzte Satz hallte in Mamorus Kopf wieder, wie ein nie endendes Echo.

Nachdem sich ihre Eltern getrennt hatten, waren Mamoru und Toya bei ihrem Vater geblieben. Toya hatte es bei ihm allerdings nicht lange ausgehalten, hatte er sich schon immer mehr an seine Mutter geklammert.

Ein weiteres Jahr später war er ausgezogen und nach Tokyo gegangen, um dort seine Schule abzuschließen und ein Studium zu beginnen.

Plötzlich lief es Mamoru eiskalt den Rücken herunter. Vielleicht sollte er Toya die Sache mit ihrem Vater erzählen...

Er wurde schlagartig zurück in die Gegenwart katapultiert, als er auf Take auflief. Sie waren scheinbar am Ziel und standen vor der Leuchtreklame einer riesigen Karaoke-Bar. Na toll!

Das konnte ja heiter werden. Dem Gespräch mit Toya würde er dadurch trotzdem nicht entkommen können.
 

/Wie waren sie denn auf diese blöde Idee gekommen?!/ Dachten Toya und Take gleichzeitig, allerdings meinte Toya, dass sie Mamoru mitgeschleppt hatten und Take, die Bar, in die er gerade bugsiert wurde.

Nicht, dass Take etwas gegen das Singen hatte – er trällerte gerne mal unter der Dusche -, aber sich vor vielen Leuten peinlich zu machen war ihm ein Gräuel und ganz besonders vor Mamoru, der jetzt blass und wortkarg in einer Ecke saß.

Take löste sich aus dem Knäuel seiner Freunde. Er steuerte auf Mamoru zu, mit dem plan ihn zu greifen und schleunigst zu verschwinden, aber da wurden ihm schon Arme um den Hals gelegt und er wurde dazu genötigt mit seinen Freunden auf der Bühne ein Sauflied zum Besten zugeben, dessen Text er mehr schlecht als recht kannte und dessen Text er auf dem Bildschirm, auf dem gerade ein paar spärlich bekleidete Frauen mit Bier anstießen, nicht lesen konnte wegen des Geschunkels, dass seine Freunde veranstalteten und das der ganze Karaoke-Saal übernommen zu haben schien (der übrigens lautstark und feuchtfröhlich mitsang).

Ein Haufen Lieder und Biere später, war es Take schon egal, dass er sich hier zum Affen machte und er ging auf die Späße und Neckereien ein, mit denen er bedacht wurde. Aber er machte sich leichte Sorgen um Mamoru: Er schien abwesend und wenn er nicht bald zeigte, dass er Spaß hatte...

„He du! Mamoru oder wie du heißt – jetzt bist du dran!“

Take sprang schon herbei um Mamoru zu helfen, wurde aber von hinten gepackt und zurück zu seinem Platz gezerrt, von wo aus er mit ansehen musste, wie sein Freund auf die Bühne geschoben wurde und ein Mikrofon in die Hand gedrückt bekam.

„Los, singt!“ war die Aufforderung. „Singt, singt, SINGT!“

Denn zu Takes erstaunen war auch Toya auf die Bühne geschoben worden, der jetzt mürrisch sein Mikro hielt und Blitze mit seinen Augen verschoss, die die Zujubelnden getötet hätten, wären sie echt gewesen.

Take runzelte die Stirn: normalerweise grölte Toya immer am lautesten mit, aber heute war er den ganzen Abend merkwürdig still gewesen und hatte sich eben mit Zähnen und Klauen gegen die Sing-Zwinger gewehrt.

Dabei war er doch vorhin in der Wohnung noch so guter Laune gewesen... Take wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die ersten Töne eines Liebesduetts erklangen...
 

„Los komm, sing!“ Und sofort stand er im Licht der Bühne. Er hatte noch versucht sich zu wehren, war aber auf ganzer Linie gescheitert, hatte er es schließlich ausnahmslos mit Studenten zu tun, die älter als er waren.

Ihm schlug das Herz bis zum Hals.

Er wollte nicht singen. Und erst recht nicht mit seinem Bruder!

Schon nach ein paar Tönen erkannte Mamoru das Lied und seine Laune fiel noch ein paar Grade tiefer.

Was sollte das?

Zuerst traf er nach Ewigkeiten seinen Bruder wieder und dann musste er mit ihm auch noch ein Duett singen!

Der Text wurde eingeblendet und Mamoru versuchte krampfhaft seine Stimme dazu zu bewegen, die Strophen zu singen, aber er schaffte es einfach nicht. Noch während er auf der Bühne stand, suchte er Takes Augen, legte dann das Mikro auf den Boden, sprang von der Erhöhung und stürmte aus dem Raum.

Draußen schlug ihm die kalte Luft hart ins Gesicht und beruhigte ihn ein wenig.

Langsam begannen ihm Tränen über die Wangen zu laufen. Zitternd lehnte er sich an die Außenwand und ließ sich langsam an ihr herunter gleiten.

„Warum nur?“ schluchzte der Kleine. „Warum taucht er hier auf? Was will er hier?“

Dann legte er seinen Kopf auf die Arme, die er auf seine angewinkelten Knie gebettet hatte und ließ seinen Tränen freien Lauf.

„Ich hasse dich, Toya!!!!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Kerstin-S
2007-03-16T18:45:58+00:00 16.03.2007 19:45
hey *gg*

das chap ist einfach.. super ^^
ich habe nie erwartet dass mamoru hier einen bruder hat.. aber es ist interessant..
bin schon gespannt wie es da weiter geht =)

*knuddel*
Von:  Angle-Moon
2007-03-14T20:33:55+00:00 14.03.2007 21:33
mamoru tut mir richtig leid, was der an einem abend durchmachen muss!!!
das chapter ist einfach nur geil geworden.
zwei daumen nach oben!!!!!!!!!!!!!!!!
Von:  Love-chan
2007-03-13T23:05:39+00:00 14.03.2007 00:05
Juhu es geht weiter *freu*
und zum Kapitel ich finde es sehr gut und
ich freue mich schon auf den nästen Teil ^_~


Love-chan
Von:  Rees
2007-03-13T19:27:46+00:00 13.03.2007 20:27
hi^^
tolles kap. fand schon lustig, dass mamorus bruder aufgetaucht ist. war ganz schön hart. bin schon mal gespannt, wie der rest drauf reagiert, dass die beiden brüder sind.
freu mich schon auf das nächste kapitel.
*hab dich lieb*
Von: abgemeldet
2007-03-12T16:57:41+00:00 12.03.2007 17:57
Boah, so ein spannendes Kapi! Diesmal tauchte Mamorus Bruder auf! Ich freu mich schon aufs nächste Kapi, hoffe es kommt da zur Disskussion zwischen Mamoru und Toya!


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