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Zwei Gesichter

von

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New Job

Kapitel 2
 

Er schaute in den pechschwarzen Himmel hinauf und betrachtete die zahllosen Sterne, die kleinen leuchtenden Pünktchen in einem Meer von Schwarz und Dunkelheit. Nach diesem verhängnisvollen Tag, es war übrigens Vollmond gewesen, hatte er keinen einzigen Lichtfleck mehr gesehen. Seine gesamte Zukunft war dunkel und einsam. Niemand war da gewesen und seinen Vater wollte er damit nicht belasten, denn dieser war noch in einem zu labilen Zustand wegen dem Tod seiner Mutter gewesen. Er wollte nicht alleine sein und dennoch hatte er sich geschworen, es zu bleiben.
 

Koun hielt es nicht mehr aus und stand auf. Er musste weg, irgendwohin in eine Bar. Seine Arbeit musste er auch aufgeben, auch wenn er sie geliebt hatte wie nichts anderes auf der Welt. Das schwingen der Flaschen, der Duft von einer frisch geöffneten Flasche Tequila und die Musik. Die laute Musik, die einem in einen euphorischen und gleichzeitig rauschähnlichen Zustand brachte und man nichts mehr um sich herum wahrnahm, außer die Flaschen, die sich wie Wind in den Händen bewegten. Lange hatte er gebraucht, viele Kurse hatte er belegen müssen, um solch eine Perfektion in sein Handwerk zu bringen. Dort, wo er früher wohnte, war er berühmt für seine ‚Kunst’, ja, er war wirklich Barkeeper mit Leib und Seele und er würde sich wieder eine Bar suchen, die wie für ihn geschaffen war. Die Bar früher war auch sein Reich gewesen, ihm war dieses Gebäude sofort ins Auge gesprungen und das war Grund genug gewesen, sich dort zu bewerben und schließlich aufgenommen zu werden.
 

Er durchsuchte seinen Kasten nach seinen Klamotten, die er immer bei seinem Job getragen hatte. Eine eng anliegende, schwarze Hose mit Nietengürtel und ein enges schwarzes, ärmelloses Shirt. Seine Haare brachte er diesmal in eine geordnete Form, indem er sie leicht nach unten drückte und einen Scheitel zog, den man aber unter seiner fülligen Mähne nicht bemerkte. Ein bisschen schwarzen Kajal um seine Augen auftragen und perfekt war die Maske, die er beim Weggehen immer aufgesetzt hatte. Dann nahm er noch seine Schuhe aus dem Schrank und fertig war er für die Jobsuche.

Koun öffnete die Tür und ging nach unten, um seinen Vater bescheid zu sagen, dass er weggehen würde, um die neuen Bars unsicher zu machen.
 

„Wie siehst du denn aus?“, fragte ihn Chiyo, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte.

„Keine Sorge Schatz! So sieht er immer aus, wenn er weggeht!“, sagte Seijo beruhigend zu seiner Liebsten und wendete sich nun wieder seinem Sohn zu.

„Willst du dir wieder die selbe Arbeit suchen?“, fragte er Koun, welcher nickte.

„Ja das will ich! Es ist meine Bestimmung, den gleichen Job wieder zu wählen!“, sagte er und die Entschlossenheit war aus seiner Stimme herauszuhören.

„Nun gut! Dann geh und folge deiner Bestimmung!“, lächelte sein Vater und zeigte mit einer freundlichen Bewegung zur Tür.
 

Als sich Koun allerdings umdrehte, blieb er wie angewurzelt stehen. Kai kam gerade die Treppe runter und wie dieser jetzt aussah, verschlug ihm regelrecht die Sprache. Die eng anliegende, an manchen Stellen zerrissene Jeans und das ärmellose, an den Schultern ausgefranste Kapuzenshirt, ließen seine Figur besonders gut zur Geltung kommen und verliehen ihm einen maskulinen und erwachsenen Eindruck. Seine Haare hatte er am Hinterkopf zusammengebunden und sie standen oben am Zopf wild vom Kopf ab. Der Rest seiner blonden Mähne umrahmte sein Gesicht und wirkte nicht mehr so brav heruntergekämmt wie am Nachmittag. Er konnte nur über diesen Anblick staunen, denn so hatte er seinen Bruder nicht eingeschätzt.
 

„Komplett in schwarz und mit Kajal umrahmten Augen! Das hätt ich jetzt nicht gedacht! Sah er doch aus wie so ein typisches braves Muttersöhnchen! Wie man sich täuschen kann und dann noch diese Figur betonenden Klamotten! Mensch! Nicht schlecht! Hätt ich nicht besser machen können!“, dachte der Langhaarige und musste sich ein Grinsen verkneifen.

„Wird doch wohl viel interessanter als ich gedacht hab! Mal sehen als was sich unser kleiner Neuankömmling entwickelt!“, fügte er in Gedanken noch hinzu.
 

„Vielleicht kann dir Kai ein paar Tipps geben, wo du hingehen könntest und wo ein Platz frei ist!“, sagte Seijo freundlich zu seinem Sohn.

Koun hingegen schaute seinem Bruder nun tief in die Augen und alle schwiegen für einen Moment, dann ging er an Kai vorbei zu Tür und sagte dabei, ohne sich umzudrehen, „Ich denke nicht, dass er mir helfen wird! So wie ich das sehen, kann er mich nicht gerade gut leiden und außerdem werd ich mir alles mal alleine ansehen! Bis später!“

Er hob noch einmal verabschiedend die Hand und verschwand durch die Tür, die hinter ihm wieder ins Schloss fiel.
 

„Was war das denn gerade?“, fragte Chiyo, die verwundert eine Augenbraue nach oben gezogen hatte.

„Tja, so ist er eben! Er vertraut keinem und ist sowieso lieber alleine!“, sagte Seijo leicht betroffen und schaute auf die geschlossene Tür.

Ein Weilchen standen sie schweigend im Flur, bis Kai sich schließlich rührte und mit einer Handbewegung verabschiedete und ebenfalls aus dem Haus ging.
 

„Er ist also lieber alleine? Dabei habe ich gedacht, dass es genau das Gegenteil ist und außerdem! ‚Er kann mich nicht gerade gut leiden’, was sollte das? Hab ich etwa den Eindruck erweckt, als könnte ich ihn nicht leiden oder was?“, fragte sich der Langhaarige und bog nach einer Weile des Gehens um die Ecke.

„Komischer Kerl! Ich habe mich noch nie in meiner Einschätzung geirrt und bei ihm gleich zwei Mal!“, dachte er und öffnete eine Hintertür zu einem Lokal.

„Komisch aber interessant! Er weckt meine Neugier! Hätte nicht gedacht, dass mein neuer Bruder so mysteriös ist! Hätte ihn nach dem ersten Blick eher für einfältig und verdammt stur gehalten! Sehr interessant!“, er betrat das Gebäude und schallend laute Musik und Stimmen der Leute drangen an sein Ohr.
 

Koun hingegen ging die Straße entlang, an der beiderseits ein Lokal nach dem anderen war, welche die Türen bereits geöffnet hatten. Wirklich interessieren tat ihn keines im Moment so wirklich. Was war das nochmal gewesen mit ‚sofort ins Auge springen’? Bis sein Blick jedoch auf ein bestimmtes Gebäude fiel und er abrupt stehen blieb. Na also! Seine Sinne ließen ihn diesmal auch nicht im Stich und er musterte das Gebäude gründlich, bis er schlussendlich seinen Weg fortsetzte und auf genau dieses Lokal zusteuerte, dass seinen Blick aufgefangen hatte. Vor dem Gebäude blieb er nochmal stehen und schaute sich das Ganze genau an.
 

„’Stinger’? Komischer Name für ein Lokal! Heißt nicht eigentlich ein Cocktail so? Na ja egal! Auf ins Gefecht!“, schwirrte es ihm durch den Kopf und er ging auch nach Beendung des Gedankens zielstrebig in die Lokalität hinein. Die laute Musik und der Geruch von Zigaretten kam ihm entgegen und er fühlte sich jetzt schon wie zu Hause, auch wenn er noch keine Stelle hier hatte, er würde eine bekommen und das mit allen Mitteln.
 

Langsam ging er durch die Menge, den Blick ununterbrochen hin und herschweifend. Es gab mehrere Bars und es waren für die Zeit schon eine Menge Leute da.
 

Plötzlich hörte er ein lautes Klirren und er drehte sich um die eigene Achse und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Dass er ein so unscheinbares Geräusch, unter dem lauten Stimmengewirr und der schallenden Musik, hören konnte, war unmöglich, doch nicht für ihn. Er hasste es wenn Glas auf dem Boden in tausend kleine Splitter zerbarst und nur er hatte die Fähigkeit, so etwas aus dem größten Lärm herauszuhören. Seine Sinne waren schon auf solche Art von Geräuschen trainiert und geschärft. Wenn eine Bombe neben ihm explodiert wäre, hätte er es trotzdem noch hören können.

Er setzte sich an eine Bar, auf einen der noch freien Hocker und musterte das zerbrochene Cocktailglas am Boden. Sein Herz tat ihm weh, denn ihm wäre sowas nie passiert. Nie.
 

So nebenbei begutachtete er das Getränkereservoir des Lokals.

„Nicht schlecht!“, war sein erster Gedanke dazu, „Die haben hier echt alles!“, der zweite.

Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Kellnerin, wie sie die Scherben einsammelte und in einem Kübel hinter sich unauffällig verschwinden ließ.

Er schüttelte kurz seinen Kopf und ließ seinen Blick wieder durch die Lokalität schweifen. Oh ja, hier würde er sich wahrlich wohl fühlen.
 

Neben ihm erschien ein Typ, der etwas unwirsch, wohl schon ein bisschen betrunken, nach einem Drink verlangte und sich auf dem Barhocker neben Kou niederließ.

„Der hat auch nicht gerade die Freundlichkeit mit dem Löffel gefressen! Ungehobelter Typ!“, dachte sich der schwarz Angezogene und wendete seinen Blick wieder der Kellnerin zu, die nun, da sie ein Glas zerbrochen hatte, etwas unsicher mit den Flaschen und Gläsern herumhaderte. Kou seufzte innerlich, soll sie ihn doch mal ranlassen! Er hätte das in Null-Komma-Nichts fertig und auf der Bar stehen.
 

Erneut seufzte er und lehnte sich an die Bar, doch als der Kellnerin, das zweite Glas in Folge, aus der Hand rutschte, handelte er aus reinem Reflex und griff blitzschnell über die Bar und hinderte das Glas daran, Bekanntschaft mit dem Boden zu machen.

Die Kellnerin hatte kurz die Augen geschlossen, doch als sie sie wieder öffnete, lagen keine Scherben am Boden, sondern ein Hand hielt das Glas fest im Griff. Sie glitt mit ihrem Blick den muskulösen Arm, die Schultern und schließlich zum Gesicht desjenigen hoch. Ein junger Bursche hatte das Glas aufgefangen und hatte sich so weit über die Bar gelehnt, um es greifen zu können.
 

„I-Ich danke Ihnen!“, sagte sie zaghaft und wollte dem Burschen das Glas aus der Hand nehmen, doch dieser dachte gar nicht daran, das Glas loszulassen.

„Ich mache Ihnen einen Vorschlag Miss!“, sagte er und ging um die Bar herum, sodass er neben dem Mädchen stand.

„Ich werde für Sie weiter machen und Sie setzten sich einen Moment hin! Sind ja eh schon vollkommen fertig!“, sagte er und stellte das Glas ab.

„Aber…“, wollte die Kellnerin protestieren, doch er unterbrach sie, indem er sich dem Kunden zuwendete und diesen um seine Bestellung fragte.

„Was hat der Herr bestellt?“, fragte er höflich und lächelnd. Der Mann gab ihm eine schroffe Antwort, doch von dessen miesem Charakter ließ sich Kou nicht einschüchtern. Er griff nach der ersten Flasche, wirbelte diese kurz durch die Luft und schenkte ein. Dies tat er auch mit den anderen Getränken, die in dem Drink mit inbegriffen waren und in weniger als einer Minute stand das fertige Getränk vor dem Mann.
 

„Bitte sehr! Kassieren wird dieses nette Mädchen neben mir hier!“, sagte er mit einem Lächeln, dass einen Eisberg hätte schmelzen können und wand sich der Kellnerin zu.

Diese allerdings war nur verwundert und gleichermaßen überwältigt von der Leidenschaft, die der junge Bursche in sein Handwerk legte. Als sie endlich aus ihrem Staunen herauskam, kassierte sie den Betrag und wendete sich wieder ihrem Gegenüber zu.
 

„Entschuldigen Sie bitte meine Frage, aber woher können Sie das und wer sind Sie überhaupt? Sie können das ja schon fast so gut wie Akumakaso-san!“, fragte das Mädchen standhaft, aber dennoch etwas schüchtern.

„Akumakaso-san?“, schwirrte es ihm kurz durch den Kopf bevor er antwortete.

„Ich habe das schon Jahre lang trainiert und gelernt! Musste aber meine Arbeit wegen unwichtigen Gründen aufgeben und Sie können mich gerne Akuro-san nennen!“, lächelte er sie an und die Kellnerin wurde kreidebleich.
 

„Akuro-san?“, fragte sie schockiert.

„Sie sind Akuro-san? DER Akuro-san? Der legendäre Barkeeper der Eastside?“, fragte das Mädchen nochmal nach.

„Ganz recht!“, antwortete ihr Kou lächelnd.

„Welch eine Ehre!“, rief sie schon fast aus und reichte ihm zitternd die Hand, die er auch annahm und leicht drückte.

„Ach was! Übertreiben Sie es nicht Miss! Ich bin doch kein Hollywood-Star oder sowas!“, sagte er etwas beschämt und mit einem Hauch rot auf den Wangen.

„Zwar kein Hollywood-Star, aber eine Berühmtheit allemal! Alle kennen Sie! Alle!“, sagte sie mit funkelnden Augen und einem herzlichen Lächeln auf den Lippen.

„Na ja…“, sagte er und fügte sofort hinzu, „sagen Sie mal Miss, wer ist eigentlich Akumakaso-san?“.
 

„Aku-san ist der beste Barkeeper hier im ‚Stinger’ und im Ort! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er ist fast so gut wie Sie Akuro-san!“, sagte das Mädchen voller Begeisterung.

„Moment mal!! Akumakaso? Akuma? Kaso? Fuck!!“, Kou ging ein Licht auf und das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, da das Mädchen eine besorgte Miene aufsetzte.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen Akuro-san?“, fragte sie sorgenvoll.

„Ja ja! Alles ok! Sag mal, kann ich zum Boss dieses Lokals? Ich möchte nämlich hier arbeiten und würde mich gerne bei ihm vorstellen!“, sagte er und lächelte nun wieder.

„Natürlich! Ich werde Sie zu ihm bringen!“, antwortete das Mädchen und bedeutete ihm mitzukommen.
 

Nach ungefähr einer halben Stunde kam er wieder zu dem Mädchen an die Bar, das ihn freudestrahlend begrüßte.

„Und? Sind Sie aufgenommen?“, fragte sie neugierig und musterte den Burschen abschätzende.

„Ja das bin ich!“, sagte er und lächelte das Mädchen herzlich an. Diese sprang ihm regelrecht an den Hals und strahlte über beide Ohren.

„Das freut mich so für Sie Akuro-san!“, sagte sie und ließ ihn nun wieder Luft zum Atmen.
 

„Weißt du was, du duzt mich bitte und sagst mir dann auch noch deinen Namen, ja?“, erwiderte er und lächelte liebenswürdig.

„Ok Akuro-san! Mein Name ist Mizuki!“, antwortete sie und lächelte immer noch herzlich.

„Gut Mizuki! Der Boss sagte, du sollst mich allen vorstellen und wenn es dir nichts ausmacht, werde ich dir an deiner Bar helfen!“, sagte Kou zu seiner Gegenüber.

„Natürlich kannst du mir helfen! Ist eh immer so viel los und ok, gehen wir kurz weg! Momentan is eh bei mir niemand!“, erwiderte sie und zeigte in die Richtung, in die sie auch gleich gingen.
 

Der Erste war ein junger Mann namens Kouichi, der ebenfalls ein gar nicht so schlechter Barkeeper war, was ihm Kou auch gleich sagte. Er war ein hoch gewachsener Bursche mit schwarzen Haaren und blitzblauen Augen.

An der zweiten Bar, stand ebenfalls ein junger Bursche, der Matsuda hieß, mit seiner Kollegin Klara. Klara war ein schwarzhaariger, vollbusiger Wildfang, die ebenfalls ihr Handwerk gut beherrschte. Matsuda war eher der stillere Typ, war aber auch nicht schlecht im Umgang mit Flasche und Glas.

Bei der letzten Bar allerdings…
 

Kou blieb wie angewurzelt stehen. Ihm kam ein junger Bursche mit dunkelblondem, auf einen Zopf zusammengebundenen Haar entgegen, der bei seinem Anblick ebenfalls abrupt stehen blieb.

Der beste Barkeeper der Eastside stand seinem neuen Bruder gegenüber, der ihn ebenfalls mit einem erstaunten Blick ansah, doch wie auf Befehl erschien auf jedem der beiden Gesichter ein Grinsen.

„Das ist also Akumakaso-san!“, sagte Kou und sein Grinsen wurde breiter.
 

„Gerade wollte ich eine neue Flasche Whiskey holen und wer steht da vor mir, mein liebes Bruderherz! Ich muss zugeben, dass hat mich mehr als nur ein bisschen überrascht! Der kleine Itshashiba als Barkeeper!“, dachte der Dunkelblonde und grinste vor sich hin.
 

Das Mädchen schaute verwundet von einem zum anderen, die nur da standen und sich angrinsten.

„Interessant!“, ging es beiden fast gleichzeitig durch den Kopf, „sehr interessant!“.

„Ähm… Akumakaso-san? Das ist Akuro-san! Unser neuer Mitarbeiter! Sie haben sicher schon von ihm gehört, oder?“, sagte das Mädchen nun und blickte zu dem Dunkelblonden. Bei diesem gefror von einer Sekunde auf die andere das Grinsen zu Eis und die leicht geröteten Wangen nahmen eine unnatürlichen Blässe an.
 

„Akuro-san? Das da ist Akuro-san? Der beste Barkeeper der Eastside und noch weiter? Der mit dem Feuer in den Augen und der Leidenschaft in den Fingerspitzen? NEIN!“, dachte Kai schockiert und starrte weiter in die eisblauen Augen seines Bruders, der sich wohl gerade als größter Barkeeper der Umgebung entpuppt hatte.
 

Kou merkte natürlich, wie schockiert sein Bruder über diese Neuigkeit war und sein Grinsen wurde noch um eine Spur breiter.

„Überrascht Aku-san?“, diese Worte trafen genau ins Schwarze, dass sah Kou in den Augen seines Bruders, denn diese funkelten ihn von einer Sekunde auf die andere wütend an.

„Beweis es!!“, war die nun zweite Geste, die er, nach dem ‚Geht dich nichts an’, von seinem Bruder vorgezeigt bekam.

„Aber gerne!“, sagte er, ging zur Bar und sah seinen Bruder wieder an.

„Was hättest du denn gerne? Was fruchtiges? Scharfes oder von überall etwas?“, fragte er grinsen und musterte den Dunkelblonden.

„Ich hätte gerne etwas, was die Kehle runter brennt, aber dennoch einen milden Geschmack und eine gute Note hat!“, bedeutete dieser und wartete auf die Reaktion seines Bruders. Dieser überlegte kurz und schnappte sich dann ein Glas.
 

„Da hab ich wohl genau das richtige für dich in petto!“, sagte er und nahm sich die Flasche Tequila in die Hand. Er wirbelte diese kurz durch die Luft, öffnete mehr als nur geschickt und flink den Stöpsel und ließ ein wenig davon ins Glas laufen, dann nahm er sich die nächste Flasche her und mischte so lange verschiedenste Getränke und Sirups zusammen, bis er die richtige Mischung erreicht hatte. Dann zog er noch zwei kleine Fläschchen aus seiner Hosentasche und träufelte jeweils von einem der Fläschchen zwei Tropfen ins Glas.
 

„Et Voila! Hier, koste! Gemischt nach deinem Charakter und deiner Feurigkeit! Wird dir hoffentlich schmecken! Individuell nur für dich gestaltet!“, sagte Kou und reichte Kai das Glas mit der unten intensiv bläulichen, in der Mitte grünlichen und oben weißlichen Flüssigkeit, verziert mit einer Zitrone und einer Erdbeere am Glasrand. Dieser nahm das Glas entgegen und betrachtete das Getränk skeptisch, bevor er es an die Lippen setzte und einen Schluck daraus trank. Es brannte den Hals hinunter und Kai musste noch einmal schlucken, doch umso weiter es runterkam, desto wärmer wurde es in seinem Körper. Der Geschmack entfaltete sich erst so richtig, als es bereits im Magen ankam. Eine Mischung aus Tequila, Gin, anderen alkoholischen Getränken und einigen Sirups.
 

„Verdammt, ist das geil! Brennt runter und dann doch so, als ob man nur Wasser getrunken hätte! Das Blau, wie chemisch verändert und vermischtes Chloroform. So ein scharfer und feuriger Geschmack und dennoch so leicht und kaum spürbar. Das Grün einer neonfarbenen Lava-Lampe und der Geschmack von frischer Kiwi und ein hauch an Wassermelone. Weiß wie der Nebel und undurchdringlich, eine Mischung aus Cocos- und Bananensirup. Mann! Nicht dumm! Muss ehrlich zugeben, ich hätte das nicht machen können!“, dachte er und trank abermals einen Schluck, um dieses geile Gefühl noch einmal zu verspüren.
 

„Na? Passt’s?“, fragte Kou lächelnd und musterte seinen Bruder, dem das Getränk wirklich zuzusagen schien, da er immer wieder einen Schluck davon trank. Der Blonde schaute ihn leicht grimmig an, als er die Frage hörte.

„Mach ihr auch einen Drink!“, ließ er ihm durch die Gesten mitteilen und deutete auf Mizuki.

„Wie du wünscht!“, erwiderte der schwarz Angezogene und wendete sich wieder der Bar zu.
 

Innerhalb von einer Minute hatte er wieder einen Drink zusammengemischt, den er dann an Mizuki weiterreichte.

„Eine milde Mischung aus Frucht und einigen Likörs! Nur für dich gemacht!“, sagte er und lächelte seine Gegenüber an.

Das Getränk hatte diesmal eine rötliche Farbe, die am Boden wie ein Rubin schimmerte und nach oben in ein Orange, Weiß und Rosa überging.

„Danke!“, erwiderte sie und nahm einen Schluck davon.

„Mh, echt lecker!“, sagte sie und strahlte. Nahm abermals einen Schluck davon.
 

„Sag mal Akuro-san! Woher weißt du eigentlich, dass ich keine stark alkoholischen Sachen trinke?, fragte sie nun nach einigen Schlucken von dem Getränk.

Der Angesprochene lächelte nur und schaute dabei Mizuki an.

„Der Charakter der Menschen ist oft in deren Augen zu lesen! Du zum Beispiel bist ein liebenswürdiges, offenes und gutmütiges Mädchen, dass es hasst, jemanden anzuschreien oder auch nur böse anzuschauen!“, sagte er und schaute der braunhaarigen, wie ihm nun erst so richtig auffiel, da sie im Licht stand, tief in die mandelbraunen Augen.
 

„Kennst du den Menschen und seinen Charakter, kannst du ihm automatisch einige Getränke und Geschmacksrichtungen zuteilen!“, fuhr er fort und blickte nun zu seinem Bruder.

„Dein Feuer in die Augen verlangt nach etwas scharfem und prickelnden und trotzdem…“, er senkte den Blick kurz, um seinen Bruder auch gleich wieder anzusehen, „…trotzdem ist da etwas in deinen Augen, dass nach Sanftheit und etwas Fruchtigem verlangt! Vielleicht ist es die nie jemandem gezeigte Freundlichkeit oder etwa tiefer gehendes, aber ich muss zugeben, noch nie habe ich bei einem Menschen so herumgehadert, wie bei dir, Aku-san!“, fügte er noch hinzu.

„Dein Inneres in Form eines Getränks zu offenbaren, ist mir bei anderen noch nie so schwer gefallen! Außer dir, gibt es nur einen Menschen, bei dem es mir genauso ergangen ist, nur diesem Menschen wäre ich am Liebsten nie begegnet!“, endete er in einem Flüsterton und wendete sich abrupt wieder Mizuki zu.

„Also wenn wir nicht gleich wieder zurückgehen, dann werden die Kunden sauer und wir bekommen Ärger mit dem Chef!“, sagte er und Mizuki erschrak.

„Oh ja! Komm!“, erwiderte sie nur knapp und sie gingen zu ihrer Bar zurück, wo sie auch gleich alle Hände voll zu tun hatten, da sich wirklich schon eine beachtliche Menge an Leuten angesammelt hatte, doch kein Problem für Kou.
 

Kai hingegen stand noch eine Weile unbeweglich am selben Fleck, bevor er seinen Weg fortsetzte und ins Lager ging, um eine Flasche Whiskey zu holen.

„Dieser Mensch ist unglaublich! Er kann Getränke alleine nach dem Charakter zusammenstellen!“, dachte der Dunkelblonde und griff nach einer Flasche des gesuchten Getränks. Danach ging er wieder hinaus und begann, das fehlende, mit Whiskey versetzte Getränk, zu mischen.

„Feurigkeit, versteckte Liebenswürdigkeit, so ein quatsch! Aber was hatte er nochmal gesagt? Von wegen einer Person, die er am Liebsten nie getroffen hätte? Dabei hatte er so einen verzweifelten und traurigen Ausdruck in den Augen, dass es sogar mir etwas mulmig in der Magengegend wurde! Was ist da wohl passiert? Vielleicht das Gleiche wie mir damals?“, fragte er sich und stellte das fertige Getränk auf die Bar.

„Sollte ich vielleicht doch etwas netter zu ihm sein?“, dachte sich Kai und nahm das nächste Glas zur Hand.

„Ja, vielleicht sollte ich das wirklich!“, mit diesem Gedanken stempelte er das Thema für den Moment ab und setzte seine Arbeit fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-14T18:15:32+00:00 14.09.2008 20:15
Der Kai wird weich...
XD
Ging aber schnell!
Oo


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