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Der Tod ist kein Ende - Er ist eine Chance

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Don't leave now...

Legende

„…“ jemand sagt etwas

//…// jemand denkt etwas
 

Kap 13 *Don’t leave now…*
 

Ι

Sag, dass du nicht gehst. Nicht jetzt.
 

Kagome hielt Rin fest an sich gedrückt. Nahm die Wärme. Nahm die Liebe. Nahm die Geborgenheit. Sie wusste nicht, was sie Rin geben konnte, damit es ihnen beiden gut ging. Sie wusste nur, dass sie fort musste. Fort aus dieser Zeit. Fort von den Erinnerungen. Fort von Sesshoumaru. Sesshoumaru. Sie schluckte.
 

„Kagome-chan“, meinte Rin auf einmal. „Ich möchte nicht, dass du gehst…“ Sie blickte Kagome aus ihren großen braunen Augen flehend an. „Bitte, Kagome-chan.“

Kagome schaute ihre kleine Freundin an. Sie vergaß manchmal, dass Rin noch ein Kind war. Konnte sie wirklich gehen?

„Ich brauche dich, Kagome-chan.“

Konnte sie es verantworten?

Konnte sie diesem süßen Geschöpf das Herz brechen?

„Rin-chan“, sagte Kagome schwach. Was sollte sie Rin sagen? Es gab nun mal keine rationalen Gründe, warum sie ging. Überlegte zu gehen.

„Ich liebe dich, Rin-chan. Aber ich werde wieder in meine Zeit gehen. Dass ich gehe, heißt nicht, dass ich für immer gehe.“

„Aber Kagome-chan, warum ausgerechnet jetzt?“

„Ich fühle mich hier einfach nicht wohl. Ich muss erst über Inu Yashas Tod hinweg kommen. Und hier schaffe ich es nicht.“

„Willst du gehen?“

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich gehen muss. Es tut mir Leid, Rin-chan. Es tut mir so Leid.“

„Dann bleib doch.“

Rin schob trotzig die Unterlippe vor. Kagome seufzte. Es würde schwer werden zu gehen. Schwerer, als sie angenommen hatte.

„Rin-chan, es geht einfach nicht anders.“

„Doch – du kannst bleiben.“

Sie schmollte. Es war so unfair. Sie wollte nicht, dass Kagome ging. Nein, sie wollte es nicht und basta.

Kagome strich Rin sanft über die Haare.

„Rin-chan, ich liebe dich und daran wird sich auch nichts ändern, egal wo ich bin.“

„Dann will ich mitkommen.“

Rin hatte gemerkt, dass es keinen Sinn mehr hatte, Kagome überzeugen zu wollen, dass sie blieb. Sie würde gehen. Sie würde sie verlassen.

„Und Sesshoumaru allein lassen?“, meinte Kagome.

Kagome zog fragend eine Augenbraue hoch. Ja, sie hatte Rin gerne bei sich. Aber es ging nicht. Schon allein, weil Rin nicht durch den Brunnen in ihre Epoche kam. Und Sesshoumaru…

„Er kann doch auch mit kommen.“

„Nein, Rin-chan, er kann nicht in meine Zeit. Es gibt dort keine Dämonen. Und er kommt nicht durch den Brunnen, der in meine Zeit führt. Außerdem erinnert er mich zu sehr an Inu Yasha. Es tut mir Leid, Rin-chan, es geht nicht. Wir werden uns eine Weile nicht sehen.“

Kagome wollte den Arm wieder um Rin legen, doch diese wehrte sich.

„Das ist so unfair, ich will das nicht“, verkündete die sonst so fröhliche Rin laut und sichtlich verstimmt. „Nein, ich will das nicht. Kagome-chan, du bist so unfair. Warum kannst du nicht bleiben?“

Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Zimmer und ließ eine traurige Kagome zurück.

Was sollte sie bloß machen? Sie konnte nicht bleiben. Nein, das ging nicht. Das würde sie nicht schaffen. Auch nicht für Rin. Und dass sie jetzt ging, das hieß ja nicht, dass sie für immer ging. Nur so lange bis sie über Inu Yashas Tod hinweg war. Bis sie keine Schuldgefühle mehr plagten. Bis sie Sesshoumaru wieder angucken konnte, ohne diesen Stich im Herzen. Nur bis dann. Dann wäre sie ja wieder hier. Hier bei Rin. Bei ihrer kleinen Rin.

Ja, so müsste es gehen. So würde sie es machen. Kagome legte den Kopf auf die Bettdecke. Ja, es würde ein Happy End geben. Für sie. Für Rin. Sie würde glücklich werden. Sie würde es schaffen. Schnellstmöglich. Für Rin.

Langsam dämmerte es. Das Zimmer wurde dunkler und dunkler. Es wurde kühler und kühler. Kagome fröstelte. Schnell zog sie sich aus und legte sich unter die warme Bettdecke. Morgen. Morgen würde sie mit Sesshoumaru sprechen. Morgen würde sie noch mal mit Rin sprechen. Morgen. Morgen würde sie einen großen Schritt gehen.
 

Es war eine sternklare Nacht. Sesshoumaru blickte aus dem Fenster. Sein Garten war herrlich. Er schmunzelte. Seit wann hatte er so freundliche, so fröhliche Gedanken? Bilder gingen ihm durch den Kopf. Rin im Garten. Rin mit Blumen. Rin lachend. Ja, er liebte Rin sehr. Sie war die wichtigste Person in seinem Leben geworden.
 

ΙΙ

Like time was standing still
 

Die Nacht ging vorüber. Der Morgen kam langsam. Kagome wurde durch das Kitzeln der Sonnenstrahlen auf ihrer Nase wach. Sie fielen durchs Fenster herein. Ließen den Raum golden strahlen. Staub flimmerte in der Luft. Kagome gähnte und streckte sich erstmal. Eine schöne Art den Tag anzufangen.

Dann erinnerte sie sich daran, was vor ihr stand. Nun, immerhin hatte der Tag gut begonnen. Schnell zog sie T-Shirt und Jeans an und flocht sich einen lockeren Zopf, der ihr lässig über die Schulter fiel. Ihr Spiegelbild sagte ihr, dass sie gut aussah. Sie lächelte. Der Tag musste auf jeden Fall gerettet werden.

Zügig trat sie auf den Gang. In welche Richtung war Sesshoumaru gestern gegangen? Eilig trat sie den Weg an. Sie hatte keine Ahnung, wo Sesshoumaru sein könnte. Aber sie würde ihn schon finden. Zu Not würde sie fragen. Sie fing leise an zu singen.
 

If you leave, don't leave now

Please don't take my heart away

Promise me just one more night

Then we'll go our separate ways

We always had time on our sides

Now it's fading fast

Every second every moment

We've gotta make it last
 

I touch you once, I touch you twice

I won't let go at any price

I need you now like I needed you then

You always said we'd still be friends someday
 

If you leave, I won't cry

I won't waste a single day

But if you leave, don't look back

I'll be running the other way

Seven years went under the bridge

Like time was standing still

Heaven knows what happens now

You've gotta say you will
 

I touch you once, I touch you twice

I won't let go at any price

I need you now like I needed you then

You always said we'd meet again someday
 

Sie hatte eine schöne Stimme. Hell und klar. Eine Träne schimmerte in ihrem Augenwinkel. Nein, sie wollte nicht gehen. Wollte Rin nicht verlassen. Die Epoche. Es gefiel ihr hier viel besser als in ihrer Zeit. Die Felder. Die Landschaft. Nun, die Dämonen. Das Leben hatte einfach was.

Sie wollte das alles nicht zurücklassen. Aber es ging einfach nicht anders. Sie wusste nicht, was sie sonst machen sollte.

Jetzt musste sie nur noch Sesshoumaru finden und es ihm mitteilen. Sie schluckte. Sie hatte Bammel. Warum wusste sie selbst nicht. Es war doch nur Sesshoumaru.
 

Sie ging durch viele Gänge. Überall hingen Bilder. Meistens Landschaften und Blumen. Selten Menschen. Kein Bild von der Familie. Kein Bild von Rin. Nichts, was persönlich war.

Verdammt, sie war jetzt sicher schon mehrere Kilometer in diesem Schloss gelaufen und keine Spur von Sesshoumaru. Sie hatte nicht eine Menschen- bzw. Dämonenseele getroffen. Das konnte doch nicht sein. Irgendwo musste doch jemand sein.

Langsam war sie echt am Verzweifeln. Ihr Magen verlangte lautstark nach der morgendlichen Kost, ihre Füße schmerzten. Erstmal Pause machen. Erschöpft ließ sie sich die Wand herunter sinken und bettete den Kopf auf den Knien. Nur kurz Verschnaufen. Nicht lange.
 

Jaken streifte durch das Schloss. Seine Laune war mal wieder auf dem Tiefpunkt. Er sollte auf Rin aufpassen. Das war doch echt unter seiner Würde. Ein Dämon, der auf ein kleines Menschenkind aufpasste. Nein, da konnte er Sesshoumaru einfach nicht verstehen. Oder… er wollte ihn nicht verstehen. Er wollte nicht zugeben, dass er ebenfalls Rins Bann unterlag. Von ihrer Fröhlichkeit, ihrer Erscheinung begeistert war. Er wollte nicht wahrhaben, dass er Rin ebenfalls liebte. Nein, das passte nicht zu seiner Vorstellung, dass Menschen keinen Wert hatten. Nein, er wollte lieber nicht darüber nachdenken. Eine Trotzfalte bildete sich auf seinem Gesicht. Er war der Diener des werten Meisters Sesshoumaru. Schön und gut, aber solche Aufgaben. Er schnaubte.

Plötzlich stolperte er über etwas. Nein, über jemanden. Schon wieder so eine Unverschämtheit. Da lag doch wirklich so ein Menschenweib im Gang herum. Und schien zu schlafen. Also wirklich. Unsanft schüttelte er die junge Frau. Zog sie an ihrem Zopf. Quäkte zornig herum.

„Aufstehen. Also wirklich, wenn das Meister Sesshoumaru-sama erfährt.“

Kagome erschrak heftig. Was war los? Wer war das? Was war das für eine Aufruhe? Und wo zum Teufel war sie überhaupt? Sie hob den Kopf und sah genau in Jakens Krötengesicht.

„Wer bist du überhaupt, Weib?“

„Oh, ich bin Kagome. Wo ist denn Sesshoumaru?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Und außerdem Sesshoumaru-sama.“

Kagome stand auf und überragte Jaken jetzt mit Triumph um etliche Zentimeter. Sie blickte nur auf ihn herunter.

„Nun, ich bin sein Gast und habe etwas mit ihm zu besprechen.“

Jaken wurde puterrot. Dieses Weib. So konnte man doch nicht mit einem Dämon reden. So von oben herab. Nein. Und Sesshoumaru würde doch nie ein Menschenweib als Gast im Schloss haben, oder?

„Ach ja?“

„Ja und nun wüsste ich gerne, wo ich ihn finde.“

Jaken schaute noch immer recht grimmig rein. Aber er dachte sich, dass Sesshoumaru dieses Weib wohl schon gehörig zusammenstauchen würde. Was für eine Frechheit.

„Ich bringe dich zu ihm, Weib.“

Und schon watschelte er los. Kagome folgte ihm. Wie konnte Sesshoumaru nur so einen komischen Diener haben? Sie grinste. Jaken war schon selten dämlich. Was wohl seine Aufgaben waren? Wahrscheinlich Mädchen für alles. Nun, es war nicht nett sich über Kleinere lustig zu machen, aber bei Jaken ging es einfach nicht anders. Und wie der kleine grüne Frosch rot geworden war. Ihre Augen blitzen belustigt auf und um ihren Mund bildete sich ein bösartiges Grinsen.

Fröhlich summte sie eine Melodie vor sich hin.

Auf einmal blieb Jaken stehen. Kagome wäre fast in ihn herein gerannt. Sie hatte gar nicht mehr richtig auf ihn geachtet. Aber nun ja, es war jetzt ja egal, sie war angekommen.

„Dankeschön, Jaken“, meinte Kagome freundlich mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht.

Jaken wandte sich ab und ging vor sich hin fluchend weg.

Also wirklich, diese Menschen. Erst keinen Anstand zeigen und dann auf freundlich machen. Eine Unverschämtheit. So ging man mit keinem Youkai mit. Das nächste Mal würde er mit Sesshoumaru darüber reden. Ja, das würde er machen.
 

Kagome stand vor der schön geschwungenen alten Tür. Plötzlich wurde sie unsicher. Jegliche Selbstsicherheit, die sich eben in ihr breit gemacht hatte, als sie den armen Jaken von oben herab behandelt hatte, verflüchtigte sich. Jetzt war sie die Kleinere, die Schwächere.

Zögerlich klopfte sie an. Wartete eine Sekunde lang. Zwei Sekunden lang. Vielleicht war er ja gar nicht da. Nun, man durfte ja durchaus hoffen. Drei Sekunden. Sie wollte gerade gehen, als sie ein geknurrtes „Komm rein“ hörte. Überaus gut gelaunt der Herr heute.

Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Wann war sie jemals zuvor so unsicher gewesen? Wie ein junges Schulmädchen, das zum ersten Mal vor der neuen Klasse stand.

//Himmel, Kagome, du hast schon in seinen Armen gelegen. Du hast ihm schon eine geknallt. Auf jetzt, mach schon.//

Schnell öffnete sie die Tür komplett und trat ein.
 

Sesshoumaru spürte ihre Unsicherheit. Er zog eine Augenbraue hoch. Fragend. Spöttisch. Dieses Weib war unsicher?! Was für ein Moment. Das hätte er nicht gedacht. Aber ihm sollte es recht sein.
 

Verlegen schaute sie auf ihre Schuhe. Ein Lächeln huschte spontan auf ihre Lippen. Ballerinas. Sie liebte Ballerinas. Doch so schnell dieses Lächeln gekommen war, so schnell war es auch wieder gegangen.

Oh Gott, wieso zum Teufel, war sie so unsicher?

Weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte?

Weil sie Angst hatte, er würde die Idee gutheißen?

Weil sie Angst hatte, er würde wollen, dass sie blieb?

Würde sie bleiben?

Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht.
 

Sesshoumaru räusperte sich vernehmlich. Es war zwar interessant, ihr Minenspiel zu beobachten, aber langsam interessierte er sich wirklich für den Grund für ihr Herkommen. Wenn es ihr schon so unangenehm war…
 

Kagome schreckte hoch und hob ihren Blick. Was sie sah, ließ ihr die Sprache endgültig verschlagen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass man im Mittelalter schon Zimmerpflanzen hatte. Nun, die reichen anscheinend schon, denn Sesshoumarus Zimmer war voll mit ihnen. Sie lächelte. Regale bis zu der Decke. Voll mit Büchern. Gelesenen Büchern wohlgemerkt. Nicht jene, die nur demonstrieren sollten, welchen Stand, welches Ansehen man hatte. Und überall Pflanzen zum Auflockern. Es war einfach nur gemütlich. So etwas hatte sie Sesshoumaru gar nicht zugetraut. Ihr Blick wanderte weiter. Zu dem großen Fenster. Was für eine Aussicht. Sie seufzte. All das ließ sie zurück. All das würde sie verlassen und gegen das bebaute Japan eintauschen.

Aber ihr Entschluss stand fest. Sie würde gehen. Sie würde zurück in ihre Zeit gehen. Ins neue Japan. Hochhäuser. Autos. Alles schien ihr so unwirklich.
 

Er sah sich erneut dazu gezwungen, sich zu räuspern. Schon wieder schien sie ihn Gedanken weit weg zu sein. Sehr weit weg. Er wusste gar nicht wie recht er damit hatte.
 

ΙΙΙ

Stark
 

„Was führt dich zu mir?“

Sesshoumaru war die Gleichgültigkeit in Person. Neutrale Stimme, neutrale Haltung, ausdrucksloses Gesicht. Nichts erinnerte noch an den Streit am Tag zuvor oder an das liebevolle Trösten.

„Ich…“, Kagome brach ab. Was sollte sie sagen?

„Ja?“

Fragend zog der Daiyoukai eine Augenbrauche hoch. Langsam wurde er ungeduldig. Verdammt, dieses Weib machte aus ihm einen gefühlvollen Narren. So konnte es nicht weitergehen.

„Ich werde wieder in meine Zeit gehen.“ Kagome hatte so schnell gesprochen, dass Sesshoumaru erst einen Moment nachdenken musste, bis ihm bewusst wurde, was sie gesagt hatte. Sie würde gehen. Soso. Er wusste nicht, ob es gut oder schlecht war. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder verzweifelt sein sollte. Er wusste nicht, was es bedeutete. Würde ihm etwas fehlen, wenn sie weg war? Nun, ihm sicherlich nicht, aber Rin…. Rin. Sie brauchte die junge Frau. Rin. Er wollte, dass Rin glücklich war.
 

Unruhig trat Kagome von einem Fuß auf den anderen. Wieso sagte er nichts dazu? Was erwartete sie?

„Nun“, fing er langsam an, als wollte er ihr noch mal verdeutlichen, wie schnell sie gesprochen hatte.

„Ich bin mir durchaus bewusst, dass du deine Gründe hast, warum du denkst, dass Weggehen einfacher ist…“

Er fragte nicht, warum sie ging. Interessierte er sich überhaupt für sie? Wenigstens ein klein wenig?

„…aber es wäre doch sehr schade wegen Rin.“

Kagome verspürte einen Stich im Herzen. Rin. Das musste sie auch noch gerade biegen.

„Ich weiß, ich habe schon mit ihr darüber geredet, allerdings… nun, sie hat es nicht so gut aufgenommen.“

Konnte sie ihm erzählen, dass Rin weinend aus dem Zimmer gerannt war? Lieber nicht. Lieber nicht.

„So.“

„Also, da wäre noch etwas.“

Kagome wurde wieder unsicher.

„Ich… nun, ich will nicht für immer gehen…“, fuhr sie schnell fort.
 

Sesshoumaru spürte eine leichte Erleichterung. Wieso konnte er nicht sagen. Wieso interessierte ihn auch im Moment gar nicht.

„Ich liebe Rin wirklich sehr…“

Er war gegen seinen Willen beeindruckt. Ihre Gabe Liebe zu geben und zu empfangen war einfach bewundernswert. Bei jeder anderen Frau wäre es eine Schwäche gewesen, doch bei ihr kam es keinesfalls mit Schwäche gleich. Nein, es war ein Scheinen von ihnen heraus. Bei ihr war es eine Stärke, eine Macht, ein Bann.

„.. und möchte sie deshalb nicht allzu lang missen.“

Wieso ging sie dann überhaupt? Er mochte sich nicht fragen. Doch es interessierte ihn. Wieso ging sie? Es passte ihm überhaupt nicht, dass ihn diese Tatsache störte und aus dem Gleichgewicht brachte. So viel Wert sollte er einer einfachen Menschenfrau nicht beimessen. Nein, das sollte er wirklich nicht.
 

„Das ist verständlich“, meinte er gelassen und zuckte mit den Schultern.

„Ähm… sagen wir, ich komme in ein paar Wochen wieder… kann ich dann wieder hier wohnen?“

Sesshoumarus Augenbraue schnellte in die Höhe? Dieses Menschenweib wollte bei ihm im Schloss wohnen? Sie wollte? Das überraschte ihn ehrlich gesagt. Und das nicht wenig. Die Frau hatte Mumm.

Noch eine positive, überaus angenehme Seite an ihr. Er fluchte innerlich. Musste diese Frau es ihm so schwer machen, sie zu verachten? Er hätte allen Grund. Nicht nur einmal hatte sie Schwäche gezeigt. Doch bei ihr… nun, er nahm es nie als Schwäche wahr… im Gegenteil. Sie war stark. Stark durch ihre Gefühle. Stark durch ihre Ehrlichkeit. … und durch ihr Lächeln.

Sollte er ihr den Wunsch abschlagen? Es würde nicht gut gehen. Nein, es würde ganz bestimmt nicht gut gehen.

„Kannst du machen.“
 

Kagome klappte der Mund auf, als sie das hörte. Sie hätte nie damit gerechnet. Sei wollte bloß mal fragen. Nur so als Sicherheit. Sesshoumaru – ein einziges Rätsel.

„Danke“, brachte sie hervor.

„Wann wirst du gehen?“

Der erste Funke Interesse.

„Morgen.“

Stille. Schweigen. Es gab nichts mehr zu sagen. Es war endgültig.
 

ΙV

Eine haarige Sache
 

„Ich werde dann mal Rin suchen. Wo kann sie denn sein?“

Kagome fühlte sich nicht wohl. Es war so komisch. Sie wollte nicht gehen. Aber sie würde gehen. Alles hinter sich lassen. Türen öffnen und schließen. Ihren Weg gehen. Steine wegschaffen. Steine, die auf ihrer Seele lagen. Die ihr die Sicht auf die Zukunft versperrten. Die sie zum Anhalten zwangen. Weg damit. Weg. Einfach weg.

„Sie wird wohl draußen im Garten mit Jaken sein“, meinte Sesshoumaru, während er ans Fenster trat.

War das eine Aufforderung zu gehen? Kagome musterte seine Rückansicht. Er hatte tolle Haare. Wie es wohl wäre Zöpfe zu flechten? Sie grinste, als sie sich den Lord der westlichen Länder mit Zöpfen vorstellte. Nett, richtig goldig. Ihr Grinsen wurde breiter.

„Was gibt es zu grinsen?“

Huh, konnte er Gedanken lesen? Oder hatte es sich in der Scheibe gespiegelt? War sie so vertieft in ihre Fantasie gewesen, dass sie seinen Blick nicht bemerkt hatte?

„Nichts…“

Sesshoumaru knurrte…

Kagome war auf der Hut. Entweder sagte sie jetzt was oder die Sache mit dem Weggehen hatte sich ein für allemal erledigt.

„Ähm…“

Sollte sie die Wahrheit sagen oder sich eine Lüge ausdenken?

„Sag lieber gleich die Wahrheit.“

Der Kerl konnte echt Gedanken lesen. Das war ja richtig unheimlich.

„Also, ich hab mir nur gedacht, dass du schöne Haare hast.“

„Und weiter?“

„Darf ich dir mal Zöpfe machen?

Kagome musste wieder grinsen.

(Sesshoumaru war geschockt! Dieses Weib an seine geliebten Haare lassen? Niemals! Soo.. das konnt ich mir net verkneifen.. ist mir spontan dazu eingefallen ^-^ hat nichts (!) mit der Geschichte zu tun ;))

Sesshoumaru knurrte. Dieses Weib… eben hatte er sie doch noch eingeschüchtert gehabt. Was war jetzt schon wieder falsch gelaufen?

„Denk nicht mal dran!“

Kagome grinste weiter. Normalerweise wäre sie sicher schon ihren Kopf los gewesen. Sie fragte sich, warum er ihr soviel durchgehen ließ. Lag es an Rin?

„Das wird schwer. Es ist so eine goldige Vorstellung.“

Sie grinste ihn offen an.
 

Dieses Weib provozierte ihn! Warum tötete er sie nicht einfach? Was war an diesem Weib so besonders?

Verdammt, er konnte es sich nicht erklären. Aber er konnte sie auch nicht verletzten. Was zum Teufel war los mit ihm?

„Pass auf was du sagst, Weib.“

„Keine Sorge, mach ich.“ Sie zwinkerte ihm zu.

Wieso war sie jetzt schon wieder so selbstbewusst? Diese Frau war einfach nur verdammt launisch.
 

„So?“

Er kam zu ihr. In voller Größe. Ein letzter Versuch sie einzuschüchtern.

Kagome griff ihm allerdings grinsend in die Haare und ließ die Strähnen langsam durch die Finger fließen.

„Wunderschöne Haare. Wirklich wunderschön“, murmelte sie. „So seidig. So weich.“

Sie nahm noch eine andere Hand dazu und fing vorsichtig an zu flechten.

Sesshoumaru war perplex. Was machte dieses Weib da? So eine Unverschämtheit! Aber diese gemurmelten Worte… zum Dahinschmelzen.

Kagomes Grinsen wurde zu einem leichten lächelnden Zug um den Mund. Er hatte wirklich schöne Haare. Sie passten zu ihm.
 

Sesshoumaru fühlte die sanften Berührungen ihrer Finger in seinem Haar. Er schauderte. Es war einfach nur unglaublich. Sie war einfach nur unglaublich.
 

Plötzlich ging die Tür auf.

„Sesshoumaru-sama!“

Eine quengelnde Rin kam herein.

„Sesshoumaru-sama, Kagome-chan will….“, sie stoppte. Sah zu Sesshoumaru, zu Kagome und wieder zu Sesshoumaru. Bemerkte die Zöpfe, die schon wieder am Aufgehen waren, weil Kagome keinen Zopfgummi hatte. Und fing an zu kichern.

„Sesshoumaru-sama“, prustete sie.

Kagome schaute sich stolz ihr Werk an. Er sah ja noch niedlicher aus, als sie gedacht hatte. Sie grinste belustigt, als Sesshoumarus Augen vor Ärger aufblitzten.

„Rin!“, sagte er scharf.

Rin drehte sich zu ihm um und verstummte. Innerlich seufzte Sesshoumaru erleichtert auf. Rin hatte wenigstens noch Respekt vor ihm. Im Gegensatz zu einer anderen Person hier.

„Kagome wird morgen abreisen“, meinte er sachlich.

Rin, wieder an ihr Unglück erinnert, fing an zu quengeln: „Könnt ihr sie nicht überreden zu bleiben, Sesshoumaru-sama?“ Nein, sie wollte nicht, dass Kagome ging. Nein, das wollte sie nicht.

„Rin-chan“, meinte Kagome zärtlich. „Ich liebe dich und ich werde wiederkommen. Ich verspreche es.“
 

„Kagome-chan.“

Rin klammerte sich an Kagome. Vertrauensvoll. Verzweifelt. Hoffnungsvoll.

„Kagome-chan.“

Tränen purzelten aus ihren Augen. Traurig. Verloren. Hoffnungsvoll.

„Kagome-chan.“

Wollte nicht mehr loslassen. Nicht gehen lassen. Nein, nie.

„Rin-chan.“

Kagome ging in die Hocke. Zog Rin an ihre Brust. Vertrauensvoll. Liebevoll. Hoffnungsvoll.

Keine Worte. Wozu auch? Absolutes Vertrauen. Reine Liebe. Verzweifelte Hoffnung.

Es tat gut jemanden zu haben. Einfach jemanden, der da war. Einfach da war.
 

Soo.. ich weiß, ich hab mir viiieell Zeit gelassen ^-^ aber ich wollte, dass das Kap richtig gut wird, weil ihr ja alle nicht wollt, das Kagome geht ;) Sorry, aber da bin ich fies ..^^

@aydia: Beatles_All You Need Is Love =)

und da wir grad bei Liedern sind: Das Lied, das Kagome singt heißt "If You Leave" Gibt's u.a. von Nada Surf (Tolle Band^^) und da das momentan mein Lieblingslied ist, hat es mir auch echt oft als Inspiration gedient. Auch dafür, dass Kagome geht ;)

Das nächste Kap heißt dann "Please don't take my heart away" =)



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von: abgemeldet
2006-10-29T09:38:24+00:00 29.10.2006 10:38
ich fand die idee mit den zöpfchen super!!*lol* ich hab mich totgelacht(^-^) und den rest der geschichte find ich auch echt toll^^
Von:  Denryuu
2006-10-02T11:23:52+00:00 02.10.2006 13:23
Die Szene mit den Szenen ist einfach allerliebst ^.^
Einfach toll, wie du das Ganz umschreibst *dickes Lob* *Keks geb* ^.~
Von: abgemeldet
2006-08-19T10:04:27+00:00 19.08.2006 12:04
Na Sesshoumaru mit Zöpfen hätte ich ja zu gerne gesehen
-lach-
Hoffendlich bleibt Kagome nicht so lange weg. Sonst wieder tolles Kapitel!
Deine Aydia
Von:  Lionness
2006-08-04T18:31:27+00:00 04.08.2006 20:31
Das kap war einfach nur wunderschön und ich freu mich schon auf das nächste, noch Mal danke für deine benachrichtigung.*lächel* bitte tu das wieder!
bye Lionness
Von:  Vj45
2006-08-03T16:27:07+00:00 03.08.2006 18:27
Wieder ein schönes Kapitel. Mit den zöpfen fand ich lustig. Würde mich mal interessieren wie Sess dann aussieht.
So Rasta- oder eher Pippi Langstrumpf-mäßig? ~lach~

Mach schnell weiter
Bussi
Vanny
Von: abgemeldet
2006-08-02T22:12:38+00:00 03.08.2006 00:12
XDDDD Sesshyboy mit Zöpfchen *gg* Wie nieeeedlcih XD

Hoffentlich bleibt Kago nicht allzu lange in ihrer Zeit, da vermisst man ZöpfchenSesshy jetzt schon^^
Von:  Somi
2006-08-02T20:56:09+00:00 02.08.2006 22:56
klasse kapi
ich hoffe das sie den tod von onuyasha verarbeiten kann
sesshomaru und rin werden sie bestimmt vermissen,auch wenn sessy es niemal zugeben würde *grins*
hoffe du schreibst so schnell du kannst weiter
freu mich schon riesig *mega mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von:  Goettin_Isis
2006-08-02T16:57:01+00:00 02.08.2006 18:57
Hi^^
Echt klasse kappi!
Auch wenn Kagome geht. ;_;
Aber ich hoffe doch sie kommt schnell wieder? *dich lieb ankuck*
Schreib bitte schnell witer. Freu mich schon auf deine Fortsezung. ^0^

Bye Isis
Von:  kleiner-engel
2006-08-02T14:20:45+00:00 02.08.2006 16:20
super tolles Kapitel, was man von dir nicht anders erwarten kann!! ich kanns kaum erwarten, bis du endlich weiterschreibst, obwohl es bei dir eh immer so schön schnell geht^^

LG dein kleiner-engel
Von: abgemeldet
2006-08-02T14:07:26+00:00 02.08.2006 16:07
Och gott Rin tut mir leid. Aber das mit den Zöpfen xD hehe. Gutes Kapi! :) Schreib mir bitte wieder eine ENS wenn es weiter geht.
lg blu3ros3


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