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Weltenzerstörer

von

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Der Handel

Kapitel 4
 

Der Handel
 

Schon von Weiten sahen die Dorfbewohner sie kommen. Aufgeregte Rufe wurden laut, die Männer griffen zu ihren Waffen und versammelten sich am Rande des Dorfes, wogegen sich die Frauen und Kinder in die Hütten zurückzogen.

„Es ist besser, ihr wartet hier und lasst mich erst einmal mit ihnen reden.“ sagte Matiku und lief zu seinen Stammesmitgliedern hinüber.

Die Freundinnen sahen, wie er aufgeregt und immer wieder in ihre Richtung deutend mit einem großen, üppig mit Ketten geschmückten, Mann sprach. Offenbar der Häuptling des Dorfes.

Nach einer Ewigkeit, wie es schien, kamen er und Matiku alleine zu ihnen hinüber. Aus der Nähe konnten sie sehen, dass der Häuptling ein gütiges Gesicht und freundliche Augen hatte. Er verbeugte sich und sagte: „Es ist mir eine große Ehre, die mächtigen Zauberinnen, die uns die Ahnen geschickt haben, in unserem Dorf willkommen zu heißen. Ich bin Zimbatu, Sohn des Mik´laha, Häuptling dieses Stammes.“

Die Wächterinnen erwiderten die höfliche Begrüßung und stellten sich ebenfalls vor.

Zimbatu machte eine einladende Geste Richtung Dorf.

„Bitte kommt und seit unsere Gäste.“
 

Das Dorf bestand aus etwa fünfzehn kleinen Lehmhütten, die rund um einen freien Platz gebaut waren. Etwas abseits sahen sie ein Gatter aus krummen Ästen, in dem einige Ziegen meckerten.

In der Mitte des Platzes befand sich ein großes Loch in der Erde. Die daneben stehenden Gefäße ließen vermuten, dass es sich um einen Brunnen handelte.

Als die kleine Prozession ankam, wurden sie bereits erwartet. Die Waffen waren verschwunden und die Frauen und Kinder waren wieder hervorgekommen. Alle trugen einfache Kleidung und Schmuckstücke aus Stein und Knochen. Die Männer hatten außerdem kunstvolle Bemalungen aus roter und weißer Erde im Gesicht und auf dem nackten Oberkörper.

„Meine Brüder und Schwestern!“ rief Zimbatu. „Die Ahnen haben unsere Gebete erhört und uns diese mächtigen Zauberinnen gesandt, um uns zu retten. Heißt sie willkommen.“

Schallende Jubelrufe hoben an und einer nach dem anderen verbeugte sich.

„Können die das nicht mal lassen?“ flüsterte Taranee den anderen zu.

„Es würde zu lange dauern, alles zu erklären. Lasst uns mitspielen und herausfinden, ob jemand etwas über den Shar-Ghul weiß.“ gab Will leise zurück.
 

Nachdem sich die Aufregungen etwas gelegt und die Mütter ihre Kinder, welche unbedingt die bunt schillernden Flügel der Mädchen anfassen wollten, weggescheucht hatten, zogen sich die Wächterinnen mit Zimbatu und den Dorfältesten in eine Hütte zurück. Im Inneren war es kühl und fast dunkel, da es bis auf ein kleines Loch in der Decke keine Öffnungen gab, durch die Hitze und Licht hätten eindringen können. Es roch nach Lehm und Schweiß und die Decke war so niedrig, dass man nicht aufrecht stehen konnte. Nachdem sich alle gesetzt hatten, ergriff Will das Wort.

„Verzeiht, wir möchten nicht unhöflich sein, aber wir haben einen wichtigen Auftrag und uns verrinnt die Zeit zwischen den Fingern. Matiku berichtete, dass ihr unsere Hilfe braucht. Nun, wenn es uns möglich ist, werden wir euch helfen.“

Ein zustimmendes Gemurmel kam von den Männern und Zimbatu sagte: „Unser aller Leben ist bedroht. Der Brunnen, der seitdem sich unser Volk hier niedergelassen hat stets Wasser spendete, ist versiegt. Die Götter zürnen uns, denn am heiligen Ort geht das Böse um und vergiftet die Erde.“

Bei diesen Worten horchten die fünf Mädchen auf.

„Dieser heilige Ort von dem du sprichst, wo ist das?“ fragte Will und konnte ihre Erregung nicht ganz verbergen.

„Die großen Zauberinnen behaupten also, nicht zu wissen, wo die heilige Städte sei? Ist ihre Macht vielleicht doch nicht so groß wie sie alle glauben lassen wollen?“ ertönte eine hämische Stimme und ein alter Mann, der ihnen als der Medizinmann des Dorfes vorgestellt worden war, schob sich weiter nach vorne. Er trug ein Löwenfell um die Schultern und hielt einen kunstvoll geschnitzten Elfenbeinstab in der Hand. Sein Haar war weiß und hob sich im Dämmerlicht gespenstisch von seiner dunklen Haut ab.

Er schien der einzige zu sein, der nicht froh über ihre Ankunft war.

Zimbatus Augen loderten vor Zorn, als er den Alten ansah, aber er sagte nichts, da der Medizinmann ein ebenso hohes Ansehen im Stamm genoss wie der Häuptling und die spirituelle Führung in seiner Hand lag. Stattdessen wandte er sich den Wächterinnen zu.

„Das Stammesgesetz besagt, dass kein Fremder die Lage des heiligen Ortes ohne Erlaubnis des Medizinmannes erfahren darf. Nicht einmal mächtige Zauberinnen.“ fügte er betroffen hinzu.

„Ihr versteht nicht!“ rief Irma laut. „Wenn wir nicht dorthin kommen und das Böse besiegen,

wird alles vernichtet werden. Euer Dorf, das Land, die ganze Welt!“

Ein nervöses Geflüster erhob sich.

„Lasst euch nicht von ihnen täuschen. Sie wollen uns nur das Geheimnis der heiligen Stätte entlocken. Wahrscheinlich sind sie gar keine Zauberinnen, sondern böse Dämonen!“ erklang wieder die Stimme des Medizinmannes.

„Schweig!“ rief Zimbatu und Stille trat ein. „Du überschreitest deine Grenzen, Medizinmann.“ sagte er in einer Art, die eindeutig eine Drohung war.

Um Schlimmeres zu vermeiden ging Will dazwischen.

„Ehrenwerter Medizinmann, bitte, was können wir tun um euer Vertrauen zu gewinnen?“

In den Augen des Alten funkelte es hämisch und bevor der Häuptling etwas erwidern konnte, sagte er: „Meine Brüder, ich denke wenn sie dem Brunnen das Wasser zurückgeben, ist das ein ausreichender Beweis für ihre guten Absichten. Wer dafür ist, soll die Hand heben.“

Alle Dorfältesten hoben die Hand, nur Zimbatu nicht. Stattdessen sah er den Medizinmann unentwegt an.

„Es ist nicht richtig, eine Gegenleistung zu fordern. Sie wollen uns alle retten.“

„Wie du siehst sind die anderen nicht deiner Meinung. Es ist beschlossen.“
 


 

„Der Opa wird gleich sein blaues Wunder erleben.“ sagte Irma, als die Männer gegangen waren und sie alleine in der Hütte zurückblieben um sich zu beraten. „Nur weil er es mit seinem Hokuspokus nicht geschafft hat, denkt er, dass auch wir scheitern werden und er so einen Grund hat uns nichts über diese heilige Stätte zu erzählen.“

„Bist du sicher, dass du das schaffst Irma? Das wird viel schwieriger, als etwas Trinkwasser zu besorgen.“ erwiderte Taranee.

„Hey, vertraut ihr mir etwa nicht?“ gab sie gespielt beleidigt zurück. Mit einem funkelnden Blick sah sie Cornelia an, die gerade etwas sagen wollte. „Cornelia Hale, denk nicht einmal daran, klar?“

„Aber Irma…“

„Nein, das Thema hatten wir bereits und ich habe meine Meinung nicht geändert. Wie denkt ihr darüber Mädels?“ fragte sie die anderen.

„Vielleicht ist es besser, wenn Irma es alleine versucht, Cornelia. Der Shar-Ghul würde die Situation bestimmt ausnutzen und angreifen.“ gab Will zu bedenken. Cornelia fuhr herum und funkelte sie böse an

„Hört endlich auf, mich wie ein rohes Ei zu behandeln!“ schrie sie und schlug sich schluchzend die Hände vor das Gesicht.

Alle sahen sich betroffen an.

Hay Lin legte ihre Arme um die Erd-Wächterin.

„Entschuldige bitte, aber wir machen uns doch nur Sorgen. Wir wollen nicht, dass dir was passiert.“

Cornelia sah auf und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie schmiegte sich an Hay Lins Schulter.

„Warum behandle ich sie so?“ dachte sie. „Warum fällt es mir so schwer, ihre Besorgnis zu ertragen?

Ich bin hilflos, das ist es! Ich habe das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Ich muss andere für mich kämpfen lassen und tatenlos zusehen, wie ein Feigling!“.

Verzweiflung überkam sie. Doch da hörte Cornelia eine bekannte Stimme in ihrem Geist.

„Sie kämpfen nicht für dich, sondern um dich. Sie kämpfen gemeinsam mit dir. Die Menschen denen du soviel bedeutest, dass sie ihr Leben für dich riskieren würden. Und für die du ohne Zögern deines geben würdest, weil sie das Wichtigste für dich sind. Weil du sie liebst und sie dich lieben.“

Die Stimme des Orakels war wie ein Sonnenstrahl, der die Finsternis durchdrang.

„Das weiß ich doch“, sagte sie laut mit tränenerstickter Stimme „aber ich fühle mich so nutzlos. Und … ich habe schreckliche Angst das nicht durchstehen zu können.“

Es tat den anderen in der Seele weh, ihre Freundin so leiden zu sehen.

Irma nahm Cornelia ebenfalls in den Arm und sprach leise zu ihr.

„Glaub mir, es wäre mir auch lieber, wenn wir das Brunnenproblem zusammen lösen könnten, aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt, nur weil ich zu schwach war. Und egal, was passiert, wir sind bei dir und wir stehen das Ganze zusammen durch, bis zum Ende. Hast du gehört?“

Cornelia schaute Irma in die Augen und sah nun die ganze Sorge und Verzweiflung, die hinter den schroffen Worten der letzten Zeit gestanden hatten. Stumm nickte sie.
 

Der ganze Stamm hatte sich auf dem Dorfplatz versammelt, um zu sehen, wie die Zauberinnen das Wasser zurückholen würden.

Die fünf Wächterinnen schritten auf den Brunnen zu. Irma löste sich aus der Gruppe und trat an den Rand. Sie schluckte und blickte über die Schulter zu ihren Freundinnen.

„Du schaffst es.“ empfing sie die telepathische Botschaft der vier.

Sie streckte die Hände über den ausgetrockneten Brunnenschacht, schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihr Element.

Ja, da war Wasser, aber es lag sehr tief und die Erde darüber hatte sich verändert und die ursprünglichen Wege nach oben versperrt.

„Das kann ja lustig werden.“ dachte Irma und begann, dass Wasser in verschiedene Richtungen zu bewegen, um einen Durchlass zu finden.

Die anderen Wächterinnen beobachteten ihre Freundin genau und auch die Dorfbewohner schwiegen ehrfurchtsvoll. Kein Laut war zu hören.

Die Minuten zogen sich in quälende Länge, ohne dass etwas geschah. Auf Irmas Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und ihre Hände begannen zu zittern.

„Nun gut, dann eben mit Gewalt.“ knurrte sie und zog die unterirdischen Wassermassen zusammen, um so einen größeren Druck zu erzeugen, der die Erde hoffentlich aufreißen ließ. Doch nichts passierte. Irma ballte die Hände zu Fäusten und verstärkte den Druck noch einmal. Ein Stöhnen kam über ihre Lippen und sie atmete zusehends schwerer.

Cornelia hielt es nicht mehr aus. Sie fühlte in die Erde hinein und spürte die ungeheure Macht, mit der ihre Freundin das Wasser nach oben zu treiben versuchte. Aber der Boden war eindeutig auf magische Weise verändert. Die Energie, die sonst von der Erde ausstrahlte war hier fast ganz erloschen und hatte sie erstarren lassen. Irma konnte es nicht alleine schaffen.

Bevor die anderen sie aufhalten konnten rannte die Erd-Wächterin zum Brunnen, kniete sich an Irmas Seite nieder und legte die Hände auf den trockenen Boden. Mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, die schwindenden Energien der Erde zu wecken.

Mit einem Knirschen tat sich am Schachtboden ein breiter Riss auf.

„Verdammt, was tust du da?!“ schrie Irma.

Cornelia nahm ihre ganze Kraft zusammen und trieb den Riss immer tiefer, bis er auch die letzte Erdschicht spaltete.

Mit einem ohrenbetäubenden Donner stieg eine Wasserfontäne auf und durchnässte alle Menschen auf dem Platz. Rasch zog Irma sich zurück und die Fontäne versiegte. Der Brunnen führte wieder Wasser.

Ein lauter Jubelschrei erklang, dem andere folgten. Die Dorfbewohner umarmten sich und begannen zu singen und zu tanzen. Viele liefen zum Brunnen und begannen Wasser zu schöpfen um ihren Durst zu stillen. Die Kinder planschten in den Pfützen und lachten.

In diesem Moment griff der Shar-Ghul an.

Auf diesen Augenblick hatte er gewartet. Die Wächterin hatte ihre Kräfte eingesetzt und war dadurch unaufmerksam geworden. Und dieses Mal würde sie ihm nicht entkommen.
 

„Taranee, Hay Lin, Irma schnell! Wir müssen verhindern, dass sie das Dorf dem Erdboden gleich macht!“ schrie Will den anderen zu und stürmte in Richtung Cornelia, die sich auf dem Boden liegend vor Schmerz wand und mit ihren Kräften blind um sich schlug.

Breite Risse bildeten sich im Boden um sie herum und die Erde bebte. Die Dorfbewohner bemerkten, dass etwas nicht stimmte und wichen ängstlich zurück.

„Wir müssen ihr von unserer Kraft abgeben, fasst euch bei den Händen.“ befahl Will und die vier Wächterinnen stellten sich im Kreis um Cornelia auf.

Will beschwor das Herz von Kandrakar.

„Bitte hilf uns.“ flehte sie stumm.

Eine Kugel aus weißem Licht hüllte alle ein und im nächsten Moment sahen sie um sich herum nur noch Finsternis. Einzig der zarte Schimmer des Herzens ließ sie sich gegenseitig erkennen.

„Wo sind wir?“ fragte Hay Lin ängstlich und griff nach Irmas Hand.

„Das muss der Ort sein, wo der Shar-Ghul Cornelia zum ersten Mal angegriffen hat.“ sagte Taranee.

„Wir müssen sie finden, bevor er ihr etwas antut. Will unternimm was.“ drängte Irma.

In Gedanken rief Will: „Herz von Kandrakar, bring uns zu Cornelia.“

Der Kristall strahlte hell auf und im nächsten Moment sahen sie ihre Freundin und den Shar-Ghul vor sich.

Das fremde Wesen sah aus wie eine riesige auf zwei Beinen laufende, braune Echse, nur dass seine Beine nicht in Füßen endeten, sondern mit dem Boden zu verschmelzen schienen. Seine roten Augen loderten vor Hass, als er sie bemerkte.

Der Shar-Ghul blickte auf das Herz von Kandrakar in Wills Hand und stieß ein zorniges Zischen aus.

Er wand sich an Cornelia, die mit geballten Fäusten schwer atmend vor ihm stand.

„Nun gut Wächterin“, zischelte er „du hast mir widerstanden und deine Freunde sind dir zu Hilfe gekommen, aber bald wirst du keine Kraft mehr haben und dann wird Finsternis über diese Welt kommen.“

Mit diesen Worten verschwand er und die Dunkelheit löste sich auf. Sie waren zurück in der realen Welt.

Die Mädchen standen, sich immer noch an den Händen haltend um Cornelia, die gerade zu sich kam.

Mit bleichen Gesichtern knieten sie sich neben sie, um zu sehen, ob ihr nichts fehlte.

„Das war unheimlich.“ flüsterte Hay Lin.

„Hat er dir sehr wehgetan?“ fragte Taranee und legte ihren Arm um Cornelias Schulter.

Die Erd-Wächterin sah sehr müde aus.

„Ich lebe noch, aber er hat Recht. Ich spüre, wie die Erde ihre Kraft verliert. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“

Liebevoll blickte sie in die Runde und dachte an die Worte des Orakels.

„Danke, dass ihr bei mir wart. Ich wusste, dass ihr kommt.“

„War doch selbstverständlich, obwohl ich dir am liebsten ordentlich den Hintern versohlen würde.“ sagte Irma mit gespielter Strenge. „Was hatten wir gesagt von wegen Ich-mache-das-mit-dem-Brunnen-alleine?“

Cornelia knuffte ihr in die Seite.

„Gib´s doch einfach zu, dass du es ohne mich eh nicht geschafft hättest. Außerdem“ sie deutete in Richtung der Dorfbewohner, die wieder begonnen hatten Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen „musste ich es tun. Sieh nur, wie glücklich sie sind.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-06-23T16:43:24+00:00 23.06.2006 18:43
hi
so ich muss hier ma n ganz fettes lob los werden .... deine fanfic is einfach der hammer!!!du beschreibst einzelne situationen oder die umgebung so genau dass man das gefühl hat mittendrinn zu sein... zudem kann ich mich nich daran erinnern einen rechtschreibfehler gefunden zu haben....
fazit:unbedingt weiterschreiben (bitte ganz schnell *lieb guck*)

dat lady


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