zweite Sequenz ( Setô+Katsuya 1 )
Es war eigentlich kürzer geplant, als es jetzt geworden ist.
Aber ich kann mich einfach~ nicht kurz fassen ... *drop* ... außerdem wirkt es immernoch, als ob was fehlt.
Eine Fortsetzung ist aber eigentlich nicht geplant.
***
zweite Sequenz ( Setô+Katsuya 1)
"Ich hasse dich!"
Mit diesen Worten stürmte er in das Wohnzimmer, das Gesicht genervt verzogen, in der Hand ein kleines Paket. Seine Schritte waren auf den mit Teppich verlegten Boden gut zu hören. Okay, er war temperamentvoll genug, man konnte ihn fast immer hören. Es war schon extrem besorgniserregend, wenn er nicht~ zu hören war.
Aber diesmal war es wirklich ernst. Er stampfte regelrecht, als wolle er sich so Gehör verschaffen. Dabei war seine in den Raum geworfene Aussage Aufsehen erregend genug.
Der, den er meinte, hob etwas überrascht den Kopf, setzte vom Lesen ab und ließ das Buch leicht sinken. Über die schmale Brille hinweg, sah er zu seinem Missgünstiger hinauf, widmete ihm einen skeptischen Blick.
"Wann tust du das nicht?"
Auf einmal verzerrte sich das Gesicht, in das er hinauf sah, zu einem deprimierten. Es sah aus, als wolle er losheulen und die dunklen Augen füllten sich langsam mit Tränen, bevor er hektisch mit einem Arm zu gestikulieren begann, mit dem anderen auf seinen Widersacher deutete.
"Du bist gemein! Fies ... "
"Rücksichtlos, Hinterhältig, Schadenfroh."
"Ja, genau! Ich hasse dich!"
"Wann tust du das nicht?"
Er schniefte, holte Luft, sagte jedoch nichts, als müsste er erst überlegen, was er denn darauf regieren sollte. Doch dann beruhigte er sich auf einmal, sah etwas irritiert, aber noch immer halb verheult auf ihn hinab.
"Du wiederholst dich."
" ... und du nicht? Was ist eigentlich los?".
Er verzog wieder das Gesicht, hob die Hände an das Gesicht und schluchzte kurz. Eigentlich war es so belanglos, aber ihn~ machte das so verdammt fertig. Es war überhaupt kein Grund, deswegen gleich zu heulen, aber ihm war danach. Er konnte einfach nicht anders.
"Ich ... ich liebe dich."
"Ach, auf einmal?"
"Nein, schon die ganze Zeit."
"Was soll das Theater dann?"
"Du bist gemein, ... "
"Fies, hinterhältig ... "
"Halt die Klappe!"
Der Sitzende verstummte, sah zu seinem Nervenbündel hinauf und sah ihn fragend an. Wenn 'es' nicht bald damit rausrückte, was los war, würde er sich einfach wieder seinem Buch widmen.
Sie hatten es einfach immer noch nicht geschafft, wenigstens halbwegs normal miteinander zu reden. Immer mussten sie sich anfauchen, sich gegenseitig für irgendetwas niedermachen und an dem jeweils anderen herum mosern. Ohne würde diese Beziehung wahrscheinlich auch gar nicht funktionieren.
Langsam hockte er sich hin, schweigend, das kleine Päckchen an sich gedrückt. Den Blick richtete er auf die Couchlehne, auf der ein Arm dessen war, den er so angefahren hatte. Doch genau in dem Moment tat es ihm schon wieder leid. Irgendwie. Aber irgendwie auch nicht.
Durch den langen, blonden Pony hob er den Blick wieder, blieb kurz am Titel des Buches hängen, in dem der andere gelesen hatte, bevor er ganz zu diesem hinauf sah.
"Jeden Monat liegt irgendetwas auf meinem Platz am Esstisch. Jeden~ verdammten Monat! Sei es so was belangloses, wie ein neuer Sticker vom blauen Drachen oder etwas idiotisches, wie ein kitschiges Fensterbild von irgendeiner Anime-Serie oder was gemeines, wie ein Schlüsselanhänger in Hundemarkenform ... "
Bei jeder Beschreibung verzog sich sein Gesicht anders. Einmal halbwegs erfreut, einmal etwas genervt, das andere Mal fast wütend. Doch ansonsten bewegte er sich nicht. Saß ruhig neben der Couchlehne und sah hinauf - in die eisblauen Augen, von denen er sich von Mal zu Mal schwerer losreißen konnte.
" ... oder ... oder das hier ... "
Damit senkte er nun doch den Blick wieder ab, auf das kleine Päckchen, das er unvermindert gegen sich hielt, jetzt aber leicht hob und den Deckel abnahm.
"Eine auf 50 Stück limitierte Eintrittskarte für ein Privatkonzert meiner Lieblingsband. Mit~ Autogramm. Sowas ... ist so wertvoll, dass ich ... ich ... "
Das Päckchen wieder geschlossen, senkte er das Gesicht wieder ab und legte die Stirn auf dem Arm auf der Couchlehne ab.
"Ich kann das nie zurückzahlen."
Der Arm wurde etwas ruckartig und nicht gerade liebevoll weggezogen und der Besitzer richtete sich zum Teil auf, legte das Buch und die Brille weg und drehte sich dann so auf der Couch, dass er besser zu dem Blonden sehen konnte.
Einen Moment sahen sie sich nur schweigend an. Der Eine von unten, verwirrt, fragend und noch immer mit geröteten Augen - der Andere von oben genervt, etwas finster und tief durchatmend.
"Hör zu!"
Damit hob er eine Hand, legte sie sanft gegen die Wange des Blonden und hob so dessen Gesicht noch etwas an, damit er nicht durch den Pony sehen musste, sondern sein Gesicht richtig sehen konnte.
"Das sollst du auch gar nicht."
"Aber ... "
"Nichts ,aber'!"
Die Hand glitt streichelnd weiter nach hinten, bis zum Ohr, woran er leicht zog, sodass der Blonde gezwungen war, aufzustehen.
"Au~ ... was soll das?"
"Moser nicht rum, komm her."
Damit legte er die Hand in den Nacken des Blonden und zog ihn ganz zu sich, halb über die Couchlehne, auf der sich der Blonde mit den Händen abstütze, um nicht nach vorn um- und auf den anderen draufzufallen. Wobei wahrscheinlich gerade keiner von beiden ein Problem damit gehabt hätte.
Den Blonden dicht zu sich gezogen, schmiegte er sich erst einen Moment wortlos mit der eigenen, gegen dessen Wange und schloss die Augen, genoss den feinen Geruch des Zitronenshampoos, das er immer benutzte und sprach dann langsam und leise - fast flüsternd - weiter.
"Es reicht, wenn du da bist, deine guten und schlechten Launen an mir auslässt, mich wegen Belanglosigkeiten anfährst und dadurch ständig durch dich selbst dazu gezwungen bist, mir immer und immer wieder zu sagen, dass~ du mich liebst und wie sehr."
"Ich hasse dich!"
Er musste grinsen, lehnte sich langsam gegen die Rückenlehne der Couch zurück und sah ihn wieder an. Die Hand hielt er im Nacken dessen.
"Ich weiß."
"Weil du immer noch nicht gemerkt hast, dass ich das Gleiche von dir~ erwarte."
Er nahm die Hand des anderen aus dem eigenen Nacken und lehnte sich ebenfalls zurück, richtete sich somit wieder ganz auf, drückte das Päckchen noch einmal an sich, bevor er es auf dem kleinen Tisch, wo auch das Buch lag, ablegte und sich dann mit den Knien zur Lehne auf die Couch neben den anderen kniete - die Arme verschränkt auf der Rückenlehne ablegte.
Der Blauäugige widmete ihm einen etwas erstaunten Blick, bevor er einen Arm hob und nach der ihm abgewandten Hand des Blonden griff. Dieser hielt sich sofort daran fest und kuschelte sich auch leicht dagegen.
"Ich will doch auch nur, dass du der Grund bist, weshalb ich mitten in der stillen Vorlesung Schluckauf bekomme und dadurch wieder alle Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Ich will, dass du mich nachts um halb drei mit Anrufen aus NewYork belästigst, nur um deine schlechte Laune an irgendjemandem auszulassen, weil kein Sandsack in der Nähe ist. Ich will, dass ich morgens in der Uni einschlafe, weil ... weil ... "
Er wandte den Blick ab, senkte das Gesicht leicht nach unten und vergrub es im Stoff des Ärmels um den Arm, den er an sich drückte. Leise nuschelte er die letzten Worte gegen diesen Stoff.
" ... weil du mich die ganze Nacht nicht hast schlafen lassen."
Beide sahen sich kurz ausdruckslos an, bevor beide leicht grinsten und dann dichter zusammenrückten - schlichtweg die vorhandene Nähe des anderen genossen.
***