Second Sin: To Cry
"Wie willst du sie nennen?", fragte Naruto neugierig, als er mit Sasuke Ramen verzehrte. "Weiß nicht." Naruto hörte auf zu schlürfen und schaute Sasuke kurz an, der in seinen Nudeln herumstocherte. "Was ist los?" "Nichts."
Naruto zog die Augenbrauen hoch. "Ach komm schon, du wirst ein guter Vater für sie sein." Sasuke zuckte mit den Achseln und fing sich dafür von Naruto einen Tritt gegen das Knie ein. "Hey! Was ziehst du denn für ein Gesicht? Man könnte meinen, du freust dich gar nicht über..." Naruto brach ab, als er in Sasukes verletztes Gesicht blickte.
Als Sasuke daraufhin aufstand, hielt Naruto ihn am Arm fest. "Du bist immer noch genauso wie früher.", stellte er grinsend fest. Schnell legte er das Geld für die Ramen hin - ausnahmsweise bezahlte er - und eilte mit Sasuke zum See. Dort setzten sie sich auf den Steg.
Naruto sah Sasuke forschend an. "Sag nicht, du...", begann Naruto und brach abermals mitten im Satz ab. Dann grinste er und drückte Sasuke einen Kuss auf die Lippen. Sasuke schaute Naruto mit unverändert gleichgültiger Miene an. Kaum lächelte Naruto ihn an, stieß er Naruto ins Wasser. Fluchend tauchte dieser wieder auf. Sasuke stand auf und schaute vernichtend zu ihm herab. "Geschieht dir recht!" Damit ging Sasuke davon und Naruto schaute ihm nachdenklich hinterher.
Es schmerzte. Es schmerzte unerträglich. Und es wollte einfach nicht aufhören. Tränen rannen von seinen Wangen und vermischten sich mit den Schweren Tropfen des Regens, die auf ihn herabprasselten. Er hatte versucht, es zu vergessen, doch es war unmöglich. Er war wieder allein. Er würde ihr nicht mehr aufrichtig in die Augen sehen können. Ihr nicht und seiner Tochter ebenfalls nicht.
Hilflos blickte er zum dunkelgrauen Himmel und streckte die Hand aus, unfähig ihn zu erreichen. Die Tropfen entwichen seiner nun zur Faust geballten Hand. Er merkte nicht, wie sehr er zitterte, wie rasend schnell sein Atem ging und wie das Blut in seinen Adern pulsierte.
Alles war nebensächlich. Der Regen, die Kälte, die Dunkelheit.
Er war ein Sünder, doch er würde niemals um Vergebung bitten. Er würde alleine bleiben.
Alleine und einsam.
"Du bist ja ganz durchnässt!", rief sie bestürzt und eilte ins Badezimmer um ihm ein Handtuch zu holen. Er blickte nicht auf, sondern ging mit gesenktem Kopf ins Schlafzimmer. Dort setzte er sich und lehnte sich an die Wand.
Sakura legte ihm sanft ein weiches Handtuch über den Kopf und wuschelte durch seine Haare. Kurz zögerte sie, dann kniete sie sich vor ihn hin, legte das Handtuch über seine Schultern und strich zärtlich über Sasukes Wange. Lieb lächelte sie ihn an. "Ich werde dir Badewasser einlassen, damit du dich nicht erkältest." Kurz küsste sie ihn auf die Stirn und schloss die Tür hinter sich. Tief atmete sie aus. Warum sagte Sasuke ihr nicht, was mit ihm los war? Er hatte ihr doch sonst immer alles erzählt. Jedes Geheimnis, von dem sonst niemand wusste. Doch sie würde darauf warten, dass er von sich aus mit ihr sprach.
Plötzlich umarmte Sasuke sie von hinten. "Sasuke, meine Kleidung wird doch ganz nass...", meinte sie leise und stockte. Sasuke legte seine Stirn auf ihre Schulter. "Es tut mir Leid... Es tut mir so Leid, Sakura...", flüsterte er mit zittriger Stimme.
Sakura löste sich aus der Umarmung und wandte sich zu Sasuke um. "Ich weiß nicht, was du meinst, wenn du mir nichts sagst." Sie legte ihre Stirn an die seine um ihm in die Augen zu sehen. Matt lächelte sie und wischte die einsame Träne von seiner Wange.
Stillschweigend sortierte Sakura ihre Kleidung. Sie hatte mächtig zugenommen und musste dringend mit Ino einkaufen. Seit Sasuke vor gut zwei Monaten auf eine langwierige Mission geschickt worden war, verging die Zeit nur schleppend. Er hatte ihr nicht gesagt, was ihm Leid tat. Doch sie würde es noch erfahren. Sie war sich sicher, dass er es ihr sagen würde, wenn er wiederkam. Doch sie ahnte nicht, dass sie es auf eine ganz andere Weise erfahren würde.
"Sakura."
Sakura drehte sich um und erblickte Sasuke, der lächelnd im Türrahmen stand. Sofort ließ sie das Kleid, das sie in der Hand hielt, fallen und umarmte ihn stürmisch. "Ich habe dich so vermisst!" Sasuke schaute erstaunt zu ihr hinab. "Du bist dick geworden.", kommentierte er trocken und schaute sie ernst an. Beleidigt ließ sie ihn los und klopfte auf ihren Bauch. Vorsichtig legte er nun seine Hand auf ihren Bauch. Er strahlte Sakura an. Sie strahlte ebenso. Sanft strich er über ihre Wange und küsste sie leidenschaftlich. Eng drückte sie sich an ihn.
Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht. Langsam öffnete er die Augen und hob schützend die Hand vor das blendende Licht. Er hörte die Vögel zwitschern und Sakuras gleichmäßige Atemzüge. Lächelnd strich er durch ihr Gesicht und zog sich einen dünnen Yukata an.
Im Garten setzte er sich ins Gras und genoss das warme Sonnenlicht. Es würde wieder ein heißer Tag werden, wenn die Sonne schon so früh am morgen warm schien. Doch auch die Wärme schien ihn nicht zu erreichen. Seine Fröhlichkeit war nur die Fassade, eine Maske, hinter der er seine Einsamkeit verbarg. Er würde sie für den Rest seines Lebens glücklich machen. Schon vor langem hatte er aufgehört, egoistisch zu sein.
So sehr er es sich auch wünschte, die Tränen, die seine Wangen herabkullerten, konnte er nicht mehr zurückhalten.