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Juli 2001 Schwuler Polizist begeht Selbstmord Fundsachen, Gaypride

Autor:  -Lelias-
Quelle: Queer - Die Monatszeitung für Schwule und Lesben

Tod durch Mobbing

BKA-Mitarbeiter wollte
mit seiner Selbsttötung ein Zeichen setzen
Fall Peter Zimmermann: Ein gefundenes Fressen für die Bild am Sonntag
Repro: Queer

Simone Schmollack - Unter Freunden galt er als sensibel und auch schüchtern. Aber der Wiesbadener Peter Zimmermann soll kein Mensch gewesen sein, der schnell aufgab: Ende Mai hat sich der Mann das Leben genommen. Fünf Tage vor seinem 41. Geburtstag.

Peter Zimmermann hat seinen Selbstmord „inszeniert“: Er hat sich auf einem Sportplatz einer Schule in Wiesbaden-Gräselberg selbst verbrannt. In den Aufnahmeprotokollen heißt es dazu lediglich: „Das Opfer hat sich mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Es konnte noch einige Meter laufen, bevor es zu Boden stürzte und starb.“

Mit seiner „Inszenierung“ wollte Peter Zimmermann keine Show bieten, sondern ein Zeichen setzen. Für Toleranz und Gleichberechtigung mit lesbischen und schwulen MitarbeiterInnen. Der 40-Jährige arbeitete beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden (BKA). Jahrelang führte der homosexuelle Mann ein Doppelleben. Am Tage war er der „normale“ Kollege, nach Feierabend der schwule Liebhaber und Partner. In den ersten Jahren, so berichtete sein letzter Freund in der Bild am Sonntag, sei das für Peter Zimmermann kein Problem gewesen. Doch zunehmend fühlte er sich in seiner Verstrickung aus Verstecken und Lüge nicht mehr wohl.

Dieses Gefühl wurde so stark, dass Peter Zimmermann eine Beförderung zum Anlass nahm, sich in seinem KollegInnenkreis zu outen. Er hatte auf Verständnis und Akzeptanz gesetzt – aber Enttäuschung erfahren. Als Schwuler war er fortan Anfeindungen, Anspielungen und Angriffen ausgesetzt. Der Druck war sogar so stark, dass er unter psychischen Krankheiten wie Depressionen und Angstzuständen litt.

Wie stark Peter Zimmermann gemobbt wurde, war offensichtlich niemandem klar. Weder seinen KollegInnen, Bekannten und Verwandten, noch seinem Freund. Auch beim Arbeitskreis Homosexueller Polizisten und Polizistinnen in Hessen (AHPol), dessen Mitglied er nach seinem Outing wurde, ahnte wohl niemand, wie es um den Beamten stand. „Er hatte immer gute Ideen und war aktiv und engagiert“, erinnert sich ein AHPol-Mitglied. Die zuständige BKA-Dienststelle war zu keinem Statement gegenüber Queer bereit. Die Begründung: Vorerst müssten die weiteren Ermittlungen abgewartet. Auch die Familie von Peter Zimmermann lehnt es derzeit ab sich zu äußern.

Peter Zimmemann hinterließ einen Abschiedsbrief. Aus diesem geht hervor, dass der Mann nicht nur unter dem Mobbing litt, sondern auch Schulden hatte. Für manche Medien war dieses Bekenntnis ein gefundenes Fressen, aus der Selbsttötung in erster Linie eine „soziale Verzweiflungstat“ zu machen. Ob das stimmt, wird vermutlich niemand mehr herausbekommen. Fakt aber ist, dass Peter Zimmermann zu Jahresbeginn seine Stellung kündigte, weil er den Terror nicht mehr aushielt. Er nahm seine Kündigung zurück, weil er keinen anderen Job hatte und auf das Geld angewiesen war. Mit dieser Entscheidung tat er sich sehr schwer, wie sein Freund sagte. Lieber hätte er etwas anderes gemacht oder wäre untergetaucht.

Quelle Internet


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