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Lesung auf der YaYuCo

Autor:  Luca-Seraphin

Am Samstag den 09.11.2013 lese ich auf der YaYuCo/ Dachau aus meinem neusten Roman "Der Rebell".

http://www.yayuco.de/

Das Thema ist Mystery/ Horror, also keine Beziehungskiste obwohl Oliver, der Protagonist, schwul ist und die Beziehung zwischen ihm und Daniel eine Rolle spielt.

Hier der Klappentext

Der 16-jährige Oliver und seine jüngeren Brüder Christian und Michael überleben die schlimmste Nacht ihres Lebens. Ihr Vater ermordet Mutter und weitere Geschwister. Das Motiv scheint auf der Hand zu liegen: Untreue. Doch Oliver und seine Brüder wollen nicht daran glauben, insbesondere als auf Christian ein Anschlag verübt wird. Fassungslos über die Tat und die Inaktivität der Polizei, suchen sie auf eigene Faust nach der Wahrheit und stoßen auf einen unheimlichen Gegner. Lediglich der unerfahrene Kommissar Daniel Kuhn steht ihnen bei. Zur selben Zeit werden mehrere Tote im Haus des einzigen noch lebenden Verwandten entdeckt. Die Leichen liegen bereits seit 70 Jahre dort. Die Fälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, aber Olivers Neugier ist unstillbar. Er glaubt nicht an Zufälle und findet die Gemeinsamkeiten in beiden Fällen. Doch ihre Gegner scheinen nicht unter den Lebenden zu weilen.

Ausschnitt (Creepy)

Spoiler

Obwohl sie den Park umgingen, folgte ihnen ein eigentümlicher Geruch, eine Mischung aus Alkohol, Urin, Alter und Schweiß, der sich dank des immer wieder aufkommenden Sturms gar nicht hätte halten können.
Oliver war fast froh, nach einer Weile die Buchhandlung Markgraf an der Ecke zu sehen. Fahles Licht brannte hinter den schmutzigen Scheiben. Seinem Großvater war offenbar nicht ausreichend Zeit geblieben, den Laden gründlich zu verschließen.
Daniel zückte einen Schlüssel. An dem Bund hing eine kleine rote Teufelsbadeente. Die gehörte Chris. „Hast du die meinem Bruder geklaut?“
 „Zur Zeit braucht er die Schlüssel nicht, und ich wollte nicht unbedingt bei Gregor anrufen und fragen, ob er mir seinen Satz ausleiht.“
„Dreist bist du gar nicht.“
Verschmitzt grinste Daniel. „Mein miserabeler Ruf im Kommissariat kommt nicht von ungefähr.“
„Wann hast du ihm den Bund geklaut?“
„Ausgeliehen.“ Daniel machte eine beschwichtigende Geste. „Nur ausgeliehen. Er bekommt sie alle wieder zurück.“
Er feixte.
Oliver konnte selbst kaum ernst bleiben. „Du bist der unmöglichste Bulle, den ich mir vorstellen kann.“
„Stimmt. Sagt mir Irene Meinhard auch immer wieder.“
Er ging die Schlüssel durch, während er näher zur Tür trat. Natürlich zückte er zuerst einen wuchtigen Sicherheitsschlüssel.
Oliver schüttelte den Kopf. „Falsch. Der kleine   müsste es sein. Der andere ist mit ziemlicher Sicherheit für den Laden oder für oben.“
„Jeder andere würde es umgekehrt machen.“ Langsam führte Daniel den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum.
Oliver schob sich in den Windfang. Schon als er den Fuß über die Schwelle setzte, glaubte er, schwerer atmen zu können.
Schnürte die Angst ihm die Kehle zu? Vor was fürchtete er sich? Geister, spätestens seit ihn die Erscheinung im Bad angegriffen hatte. Ausgerechnet ihre Präsenz hing greifbar in den alten Mauern.
Warum spürte er sie jetzt so viel deutlicher als vorgestern?
Schweißperlen standen auf seiner Stirn und sickerten in feinen Rinnsalen durch seine Brauen. Mit einer Hand fuhr er sich über das Gesicht.
In seinem Nacken kribbelte es. Sein Blick glitt zu Daniel, der reglos in die Dunkelheit starrte. In Daniels Mimik lag starke Konzentration.
Etwas Kaltes berührte Olivers Hals. Er schrak zusammen. Nur nicht panisch werden. Nur nicht … Das Etwas krabbelte über seine Haut und auf seine Jacke.
Oliver drückte den Lichtschalter.
Eine Spinne? Innerlich stöhnte er.
Ich bin ja so ein Idiot.
Daniel regte sich neben ihm.„Alles okay?“
Oliver nickte, während er die Spinne von seiner Jacke pflückte und sie auf dem Handlauf absetzte. „Das kleine Monster hat mich gerade überwältigt.“
„Wollen wir hoffen, dass es bei solch kleinen Schrecken bleibt.“
Sie stiegen die Treppe hinauf. Wenn so viel Böses in diesem Haus verankert war, warum lebten so viele Familien davon unbehelligt hier? Bei jeder Etage, die sie überwanden, nahm diese Frage mehr Gestalt an. Es konnte doch nicht nur einen winzigen Teil sensibler Menschen geben, die Veränderungen in der Realität wahrnahmen, Erscheinungen bemerkten oder zumindest Offenheit dafür an den Tag legten.
Vor etwas über einem Jahr war er festes Mitglied auf Foren wie Geister.net und Ähnlichem gewesen. Ihn reizte das Unheimliche, der Grusel, das plötzliche Zusammenschrecken. Zu dieser Zeit konnte er noch keine Geister sehen. Allerdings fühlte er sich in diesem Haus nie wohl. Es war der felsenfesten Überzeugung, beobachtet zu werden, etwas gehört zu haben, was kein anderer wahrnahm, einen Schatten zu sehen, wo nichts sein konnte.
Seit dem letzten Abend konnte er sich nicht mehr einreden, dass das Schlimmste, was ihm begegnen konnte, sein Vater mit einer Waffe in der Hand war.
Daniel hielt auf den letzten Stufen an.
„Was ist los?“
Er schüttelte den Kopf. Oliver lehnte sich über das Geländer und sah an ihm vorbei. Das schwache Flurlicht reichte kaum, das Podest bis zur Tür auszuleuchten. Unter dem Dach war es wesentlich dunkler als in den unteren Etagen. In den vielen Winkeln und dem schmalen, unbeleuchteten Flur, der zur Bodentreppe und zu einer alten Außentoilette abzweigte, ballte sich die Finsternis. Sie verdichtete sich, wurde greifbar, real …
Olivers Herzschlag beschleunigte sich. Wie vor dem Angriff im Bad. Unter seinem raschen Atem gab es ein Geräusch, als ob etwas schwer Luft holte. Das war nicht Daniel.
Auch sein Atem ging rasch, schon allein von den fünf Etagen.
Die Härchen in Nacken und auf seinen Armen stellten sich auf. Er spannte sich. Mühsam hielt er die Luft an. Etwas atmete aus … faulige Wärme streifte sein Gesicht.
Er klammerte sich mit einer Hand an das Geländer.
Der Schlüssel klirrte leise, hell …
Langsam ging Daniel weiter.
Das Gefühl erstickte ihn. Plötzlich schien es zu explodieren. Ein stechender Schmerz schoss durch sein Herz. Glühende Hitze breitete sich in seinem Körper aus und brachte seine Narben zum Brennen. Zugleich fror er. Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er zitterte. Mühsam hielt er sich in Zaum. Durch seine Kiefer schossen scharfe Schmerzen. Seine Zähne taten bis in die Wurzeln weh.
Langsam schloss Daniel auf, ein Schloss nach dem anderen, alle sieben.
Konnte er sich nicht beeilen?
Ein weiterer Atemhauch traf Oliver. Er schloss die Augen.
Du weißt, dass ich Angst habe, ich weiß es, also dreh nicht so auf.
Im gleichen Moment ging ein Zucken durch das Geländer. Das Flurlicht verlosch in allumfassender Finsternis. Sein Herz versteinerte. Etwas streifte ihn, weich und feucht. Oliver klammerte sich noch fester an den Handlauf. Die Welt begann zu wanken.
Was immer das hier war, es unterschied sich gravierend von den anderen Erscheinungen.
Eine Hand berührte ihn. Oliver fuhr zusammen.
„Komm“, flüsterte Daniel.
Scheiße, das war wieder eine Heldentat …
Langsam folgte er Daniel, wobei er sich dich am Geländer hielt. In der gleichen Sekunde nahmen die Schatten eine andere Qualität an - transparenter, unstofflicher. Die Dunkelheit wurde zu dunstiger Dämmerung, die sich zusammenzog und dehnte. Sie gerann zu der vagen Ahnung einer Gestalt.
Die Trockenheit seiner Kehle reichte, um den wilden Herzschlag, der dort pulsierte, erstickend zu spüren.
In den Schatten zuckte es unablässig, als wuselten dort unendlich viele kleine Leiber durcheinander. Die Erscheinung verlor an Konsistenz, zerrann. Dunklere Schwaden sanken auf die ausgetretenen Bodendielen, wirbelten auf und zerfaserten.
Daniel stieß die Tür auf. Eine Wolke aus Medikamentengestank  und abgestandener Luft schlug ihnen entgegen. Mit einem einzigen Satz hechtete Oliver hinter ihm in die Wohnung.
Erst als Daniel die Tür verschloss, entspannte er sich ein wenig.
Von einem Moment zum anderen brandete eine Flut aus Finsternis gegen die Tür und verschluckte das Flurlicht . Ein Stakkato heftiger Schläge traf das Holzblatt.
Daniel schrie entsetzt auf. Er warf sich gegen Oliver und presste ihn gegen die Wand. Daniels heißer, unregelmäßiger Atem streifte seinen Hals. Sein Freund zitterte noch mehr. Angst, Daniel empfand nackte Angst.
Instinktiv kniff Oliver die Lider zusammen und krallte sich in Daniels Shirt. Bei jedem heftigeren Schlag zuckte Daniel zusammen.
Warum verebbte der Angriff nicht? Was passierte, wenn das Ding hier eindrang?
Mit aller Kraft klammerte er sich an Daniel, umfasste seinen Nacken. Seine verschwitzten Hände glitten an der nassen Haut  seines Freundes ab.
Weshalb lauerte dieses Ding nicht schon vorgestern hier? Warum erst jetzt? Der einzig klare Gedanke, den Oliver zu fassen bekam, lautete: Walter.
Walter? Mühsam zwang er einen Teil seines Bewusstseins aus der Klammer der Panik heraus.
Vorgestern war Walter noch hier. Er hielt dieses Ding zurück. War er etwa in der Lage jemanden zu beschützen? Wann fanden die Übergriffe auf Chris statt? Wenn Walter nicht da war.
Jäh brach das Gepolter ab. Die unnatürliche Finsternis zog sich zurück.
Daniel zuckte in seinem Arm. Er lauschte in die erschlagende Stille.
Nichts mehr.

Ausschnitt (wahrscheinlich eine der romantischsten Szene):

Spoiler

„Olli.“
Erschrocken fuhr er herum. Daniel hockte auf den ersten Stufen, die Ellbogen locker auf die Knie abgestützt.
Wie lang saß er schon hier? Hatte er die Szene mitbekommen?
Er wirkte angespannt, aber in erster Linie besorgt. „Wie kam Aboutreika hier her?“
„Du hast uns gesehen?“
Daniel wies zum Salon. „Wir alle.“ Sein Blick umwölkte sich. Langsam schüttelte er den Kopf. „Du spielst mit dem Feuer, Olli. Bitte sei vorsichtig. Das sage ich nicht nur aus der Sicht des Kommissars, sondern als dein Freund.“ Er zögerte, bevor er sich hochstemmte. Von seiner erhöhten Position auf der Stufe aus blickte Daniel auf ihn herab. Offenbar gefiel ihm diese deutliche Symbolik der Überlegenheit nicht. Er kam herunter, sodass Oliver ihm in die Augen sehen konnte.
„Du bist mir wichtig, Olli. Ich will dich um keinen Preis verlieren.“ Die Worte klangen sanft, liebevoll. In Daniels Mimik trat ein weicher Ausdruck. Nie zuvor hatte er verletzlicher gewirkt.
Unfassbar, wie gefühlvoll Daniel reagieren konnte. Sein behutsames Wesen kannte er nicht weniger gut als den Kasper, den Freak oder den Provokant. Diese Reaktion entstammte allerdings blanker Verlustangst.
Wortlos umfasste er Daniels Hüften, lehnte vertraut seine Stirn gegen die seines Freundes, schloss die Augen. Die ruhigen, tiefen Atemzüge, die Berührung sanfter Finger in seinem Nacken, die ihn kraulten und ein angenehm warmes Gefühl des Verlangens weckten, festigten die Sicherheit das Richtige zu tun. „Ich will euch helfen.“
Bevor Daniel Einspruch erheben konnte, hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen. Daniel zuckte nicht zurück. Er hielt ruhig, reagierte aber nicht. Vielleicht hatte Oliver ihn überrascht oder zu wenig Zeit für eine Reaktion gelassen. Vollkommen Egal. Die Nähe, der warme Atem, der feucht seine Haut streifte, jagten ihm Schauder über den Rücken, die sich wie Elektrizität in seinen Lenden entluden. Er löste sich kaum. Daniels Lippen berührten noch immer die seinen, wenn auch kaum merklich. „Diese Chance bietet sich sicher nicht noch einmal“, flüsterte er.
Daniels Atem stockte kurz. Sein Mund klaffte auf.
Wollte er sprechen oder küssen?
Küssen.
Oliver kam ihm entgegen. Sanft berührte er Daniels Unterlippe. Hitze ballte sich in seinem Herz, pulsierte bis in seine Finger, seine Beine, sein … Sehnsüchtig erwiderte Daniel das Spiel. Sein Körper zitterte leicht. Er ließ sich lenken, übernahm nicht das Ruder. Lediglich sein heißer Atem und die warme Feuchtigkeit auf seinen Lippen nahmen zu.
Unwillkürlich verstärkte Oliver seinen Griff, um Daniel an sich zu ziehen. Sanft stieß er mit seiner Zunge vor und fand Daniels.
Die Welt kippte, als sein Kuss Erwiderung fand.

Der Rebell - Schattengrenzen II



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