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Von Putzdienst, Chlorbierdeckeln und nervigen Stammkunden

Autor:  Reishi
Sooo ihr solltet euch seelisch schon schon mal auf einen längeren Text gefasst machen, da ich ja so ausführlich wie möglich von meinem ersten Arbeitstag berichten möchte.

Aber zu erst einmal zu meinen Mitarbeitern (die ich gestern kennen gelernt habe). Unser Chef ist schwer einzuschätzen, manchmal lächelt er richtig freundlich und dann ist er wieder ganz ernst, geschäftsmann und man weiß nicht, wenn er einem etwas erklärt ob man nun einen Fehler gemacht hat oder nicht. Unser Teamchef (längster Beschäftigter dort) ist dafür richtig lieb und kann auch mal scherzen. Er spricht zwar normalerweise Japanisch, kann aber auch wirklich gutes Englisch (unser Chef spricht zu...15% englisch, sonst nur Japanisch). So Teamchef Winn hat mir auch die erste Einführung gegeben als ich ankam, also... wo kommt der Müll hin, wie ist das mit den Menü Karten, wie ist das mit Kundenbegrüßung, bewirtschaftung, wo gibts Essen, wo ordert man Getränkebestellungen etc. eben alles. Danach kam dann Robin, ebenfalls ein Wörking Holiday Deutscher, aber er fährt in ein paar Wochen wieder zurück nach Deutschland. Er ist aber auch voll lieb, hat mir alles noch mal auf Deutsch erzählt, wir haben uns auch so ein bisschen unterhalten, war sehr Lustig.
Dann gibt es da noch eine Band... vier Japaner. Einer von denen ist schon ein... sagen wir mal freundlich älterer Herr. Der war ooo lieb. Kam irgendwann an, fragte nach meinem Namen und hat dann ganz lieb lächelnd gefragt wie es mit meinem Japanisch ist. Ich geantwortet: "Ich kann es ein bisschen." er lieb (klar auf japanisch) geantwortet: "Ich kann es auch nur ein bisschen!"

Gewöhnlich soll das Lokal wohl immer relativ voll sein, hat auch viele Stammkunden, aber gestern war total pleite. Bis halb 9 Uhr war noch niemand da. Robin meinte das hat er in den 8 monaten die er jetzt da ist noch nie erlebt. Naja... also musste der Chef andere Beschäftigung für mich finden. Ich durfte also: Menükarten putzen und ordnen. Dann durfte ich Weinkorken sortieren, also alles was Korken war in eine Tüte, alles was nicht Korken war, sondern plastik in eine andere. Dann bin ich mit Robin Müll wegbringen gegangen, durfte dann bänke und das geländer abwischen, dann den großen wandspiegel putzen und karten (deutschlandkarten) zusammen rollen und eintüten. Ich bin immer nachdem ich mit einer sache fertig war zum Chef um zu sagen, dass ich fertig bin. Dann hat er immer angestrengt geguckt und: "Winn? Was können wir sie noch machen lassen?" Dann durfte ich also noch... da gibt es zwischen Mauer (die mit einem Bild von Schloss Neuschwahnenstein beklebt ist) und Restaurantfenstern einen kleinen Gang draußen... den durfte ich auswegen (da konnt ich gerade mal stehen so schmal war der) und dann... durfte ich nasse, gewaschene Bierdeckel aufeinander stapeln, immer zwei aufeinander. Und jetzt kommts. Da in Japan das Leitungswasser extrem gechlort ist hatte ich die ganze Zeit das Gefühl im Schwimmbad zu sitzen.

Als ich damit fertig war waren dann aber auch endlich Gäste da und ich durfte so ein paar Standart Dinge tun, wie: rumstehen und schauen ob jemand was will, Sets bringen (also Teller und Besteck) und entweder alleine oder mit jemandem zusammen Essen bzw. Trinken servieren. Dann hatte ich Pause. Pause heißt: wir kriegen einmal pro Schicht etwas zu essen (das war bei mir um 10 uhr... ich ess sonst nie um 10 uhr abendessen, aber egal). dafür geht man in die Küche, die extrem rutschig ist, und sitzt da alleine bei Chef und dem zweiten Koch und isst halt (ne riesen Portion, aber aufessen muss man... aber Kenny und ich wollen samstag mal lieb anfragen, ob wir kleinen mädchen wohl weniger bekommen können... ich mein wie soll ich denn so viel essen, wie ein großer, 21 jähriger deutscher??? egal, essen hat aber sehr gut geschmäckt, war süß, dass man als mädchen (kenny und ich sind die einzigen kellnerinnen abgesehen von der frau vom chef, die dort arbeiten) als erstes essen darf. Und komischer weise hat sich der chef die ganze zeit über sehr freundlich (teils lächelnd) mit mir unterhalten... deswegen kann ich noch weniger einschätzen, ob er mich nun mag oder nicht. aber er hat mir erzählt, dass seine Tochter nur ein jahr jünger ist als ich... ich glaub dadurch haben kenny und ich ein pluspunkt bei ihm.
Nach dem essen darf man dann 5 minuten Pause machen.

Nach meiner Pause kamen dann zwei stammgäste. Der eine lief so an mir vorbei, sah mich an und nuschelte die ganze zeit mit leicht japanischem akzent, aber auf deutsch: "Wieso bist du so hübsch?" und dann noch nen paar italienische Schmeicheleinheiten, bevor er zu seinem Platz ging. Das hat mich natürlich voll aus dem Konzept gebracht. Ich meine es ist ohnehin schwer zu trennen mit wem man nun deutsch sprechen kann, mit wem englisch und mit wem man japanisch sprechen muss. Robin meinte dann schon so zu mir, dass man überall immer enige arschlächer als kunden hat, die gerne... von oben herab sehen... und meinte das wären auch zwei solcher.
Naja dann durfte ich also hin bestellung aufnehmen. Der Typ deutet auf seinen leeren Bierdeckel und angeberisch in Deutsch: "Was habe ich da?" Ich ihn irritiert angesehen und auf japanisch "Das müssen sie mir sagen, was sie wollen." Er wieder... was habe ich da... ich wiederholt, dann hat er mir brav den Biernamen verraten (so ein Idiot... bloß mal deutsch sprechen wollen)
So war das dann immer, wenn ich zu ihm sollte um irgendwas zu machen... tz...
Kurz vor ende meiner schicht sollt ich ihm dann noch was bringen, da hat er dann noch ein bisschen deutsch reden wollen. Er mich also gefragt woher ich komme, ich brav Berlin geantwortet,
er: "West!"
ich: "Nein berlin ist in Ostdeutschland."
ER: "Nein West."
Ich: "nein ost!"
er: "Nein... ich war in West... früher, als deutschland noch west und ost!"
na das hätte er doch auch gleich sagen können der idiot... der andere mich dabei auch die ganze zeit angesterrt. und der... herr redner die ganze zeit meine hand festgehalten.
ich: "Achso."
Er: "Jetzt deutschland eins!"
ACH NE!!!! Ich hatte auch geschichtsunterricht, vielen dank. Dann hat er zum glück meine hand losgelassen und ich konnte gehen... man!

Der Typ ist mir heute dann in der Bahn begegnet, als ich vom Kenny zur Arbeit bringen wieder nach Hause gefahre bin. Aber erstens glaube ich hat er wahren wollen, dass ich nicht im Dienst bin, oder zweitens: Ich hatte Kopfhörer in den Ohren, hab ihn zwar zweimal kurz angesehen, aber ansonsten beharrlich in eine andere richtung gestarrt, oder drittens... er hat mich nicht erkannt, aber dafür hat er mich zu oft angesehen... egal nicht angesprochen, das war die hauptsache.

aber trotz sehr verwirrendem, nervigen Stammgast war die arbeit toll und die anderen gäste die da waren waren auch alle sehr lieb, besonders ein pärchen, die haben so freundlich alles bedankt und einem geholfen, wenn der tisch so voll war oder mit den gläsern oder so... das war lieb.

Also morgen ist dann mein zweiter Arbeitstag. Ich freu mich, aber aufgeregt bin ich trotzdem. Robin meinte, dass viele nicht mit dem Chef klar kommen, weil er eigentlich schon mal meckern kann und ernster ist, aber er meinte auch frauen haben nen bonus und wir haben eh noch eine schohnzeit. und wie gesagt... irgendwie habe ich das gefühl er mag mich.

Und... Freitags ist hochbetrieb, das ist der Haupttag, da sollen manchmal Firmengruppen mit 6-8 leuten kommen und immer voll sein der Laden. Na ich bin ja gespannt.

Ich berichte dann wieder, bis dann.


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