Titel: Das Juwel - Die Gabe

Autor*in: Amy Ewing

Erschienen in Deutschland: 2015

Originaltitel: The Jewel

Erschienen in den USA: 2014

Übersetzer*in: Andrea Fischer

 

Weitere Informationen:

Genre: Fantasy, Drama, Hetero

Preis: € 16,99 [D] | € 17,50 [A]

Seiten: 448

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-8414-2104-3

Verlag: S. Fischer Verlag GmbH

 

 

Inhalt:

Violet Lasting ist etwas besonderes. Sie kann durch bloße Vorstellungskraft Dinge verändern und wachsen lassen. Deshalb wird sie auserwählt, ein Leben im Juwel zu führen. Sie entkommt bitterer Armut und wird auf einer großen Auktion an die Herzogin am See verkauft, um bei ihr zu wohnen. Eine faszinierende, prunkvolle Welt erwartet sie. Doch das neue Leben fordert ein großes Opfer von ihr: Gegen ihren Willen und unter Einsatz all ihrer Kraft soll sie der Herzogin ein Kind schenken. Wie soll Violet in dieser Welt voller Gefahren und Palastintrigen bestehen? Als sie sich verliebt, setzt sie nicht nur ihre eigene Freiheit aufs Spiel.

 

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Das Buch hier habe ich letzten Monat in einem offenen Bücherschrank gefunden und das Cover wie auch das schöne Lila das Buches haben mich spontan angesprochen. Aber auch den Beschreibungstext fand ich ansprechend, auch, wenn ich nicht genau wusste, wie ich mir das mit der Kraft vorstellen sollte. Gerade deshalb habe ich das Buch mitgenommen und wollte mich dann darauf einlassen. Allerdings konnte und wollte ich es nicht anfangen zu lesen, wenn ich im Grunde mehrere Tage weg bin und es dann eine hässliche Pause gibt. Daher kam ich u.a. deshalb erst diese Woche dazu, das Buch zu lesen.

 

Und ich muss ehrlich sagen, ich habe lange gebraucht um zu verstehen, was die Verbindung zwischen "Violet hat eine besondere Fähigkeit" und "Sie soll der Herzogin ein Kind schenken" ist. Auch wusste ich nicht, wie das mit dem Kind sein sollte. Ich dachte ehrlich gesagt, die Herzogin hat Probleme damit, schwanger zu werden oder hat bereits eine oder mehrere Fehlgeburten hinter sich. So dass sie diese Unterstützung von Violet braucht, damit sie der Herzogin hilft, dass das Kind in ihrem Bauch gut heranwachsen kann.

 

Wow, da lag ich ja mal komplett daneben. Nein, nicht die Herzogin wird das Kind austragen, sondern Violet selbst! Es ist eine Leihmutterschaft auf Zwang quasi. Das fand ich schon sehr überrascht, wie gesagt, ich hatte damit nicht gerechnet. Auch nicht, wie hart die Surrogaten (so werden die Leihmüttersklaven genannt) behandelt werden. Ja, sie bekommen sehr gutes und leckeres Essen, leben in Palästen und ähnlichem, haben eine Zofe, teure Kleider - aber sie haben keine Wahl. Sie haben keine Freiheit. Im Grunde muss sich jede junge Frau, sobald sie erblüht, sich einem Test unterziehen und wenn dann herauskommt, dass sie geeignet sind, werden sie ihren Familien entrissen. Erst in speziellen Einrichtungen trainiert, dann ihren Fähigkeiten entsprechend eingestuft und versteigert. Sie dürfen in diesen Einrichtungen zwar z.B. anziehen, was sie wollen. Doch dafür erfahren sie wirklich nur die allernötigsten Infos und können sich nicht ihr eigenes Spielbild ansehen. Auch nimmt man ihnen später den Namen weg bzw darf ihn danach dann keiner mehr wissen. Das ist schon entmenschlichend.

 

Btw, es gibt auch eine männliche Version davon, die "Gefährten", die sich Adelshäuser kaufen oder mieten, um eine kurzweilige Gesellschaft für die jungen Töchter zu haben. Im Grunde haben sie aber die gleiche Stellung wie die Surrogaten, nur dass die Männer keine Kinder liefern müssen. Und ich glaube, sie werden auch beim "Ausgang" nicht angekettet, aber sonst redet keiner mit ihnen und sie dürfen auch nichts sagen.

 

Es ist generell ein sehr heftige Gesellschaft und es kommen noch einige andere unschöne bis sehr dunkle Details ans Licht. Auch sind irgendwelche Intrigen im Hintergrund am Laufen, es gibt Allianzen und Feindschaften, die offen oder verdeckt ausgetragen werden. Doch im Grunde bekommt man das Meiste davon nicht mit.

 

Was ich neben der Story noch interessant fand, waren die Charaktere. Nicht nur war mir Violet total sympathisch, ich konnte ihre Ängste auch verstehen. Violet wirkt auf mich wie jemand, die gerne eine Wahl hätte und sich aussuchen möchte, ob, wann und mit wem sie ein Kind haben möchte. Sie will für die Herzogin kein Kind austragen, aber sie wird halt nicht gefragt. Auch hat sie vor dem Gedanken, Schwanger zu werden/sein, Angst. Ich selbst möchte auf keinen Fall schwanger werden, einfach, weil ich keine Kinder möchte. Daher kann ich die Horrorvorstellungen, die sie teilweise hatte, sehr gut verstehen.

 

Ansonsten fand ich noch ihre Zofe Annabell interessant und auch die Tatsache, dass einer der wichtigsten Figuren stumm ist, sogar von Geburt an. Sie schreibt dagegen alle Nachrichten auf eine Tafel und sie ist immer sehr unterstützend. Sie ist immer für Violet da und lässt sich nicht von der ganzen Sache unterbringen. Zumindst so gut es geht. Sie ist auch einer der zwei Gründe, warum ich die Herzogin Pearl sehr interessant finde. Ich meine, in so einer schrecklichen Adelsgesellschaft jemanden zu beschäftigen, der im Grunde nicht so perfekt ist wie die komplette Umgebung, in der sie leben - ich glaube, dafür gibt es einen guten Grund. Also einen größeren als "Pearl hat ein gutes Herz". Das wäre schön, wenn es da irgendwas in den zwei anderen Bänden zu erfahren gäbe. Auch gibt es hier und da Hints auf eine dunkle Vergangenheit, die Pearl hinter sich hat und sie lässt auch ab und zu eine andere Person durch die halte Hülle hindurchscheinen. Auch darüber würde ich gerne noch mehr erfahren.

 

Doch auch das Buch hier ist nicht perfekt. Es gibt eine Liebesgeschichte, aber die fühlt sich nicht zu 100% richtig an. Klar, Violet sehnt sich danach, ein eigenes Leben zu leben und eigene Entscheidungen treffen zu dürfen. Dennoch, dass sie und ihr Loveinterest sich auf einmal ineinander verlieben und einlassen, obwohl sie wissen, dass sie absolut keine Chance haben, dass es für einen von beiden sogar tödlich sein kann ... das verstehe ich nicht. Klar könnte man jetzt mit "Gefühle kann man nicht kontrollieren" argumentieren, aber dennoch ... sie wissen da ganz genau, was sie da tun. Ich bin ehrlich, so dringend hätte die Liebesgeschichte nicht drin sein müssen. Man hätte sie auch weglassen können und es hätte kaum was an Violets Situation oder der Situation geändert.

 

Apropos Leben, es wäre schön gewesen, hätte man mehr von Violets Alltag erfahren. Man bekommt zwar mit, dass sie ständig zu irgendwelchen Bällen und derartigen Anlässen geschleppt wird. Dass sie hin und wieder in die Bibliothek geht, sich später mit ihrem Love-Interest trifft, Cello spielt oder Halma gegen Annabell. Aber sonst? Sonst erfährt man da nicht so viel. Klar, im Grunde hat Violet "nur" einen Job, aber was macht sie denn so? Oft gibt es Zeitsprünge unbekannter Länge, aber womit hat sie sich ihre Zeit vertrieben? Sie wirkt nie so, als hätte sie sich stark gelangweilt oder so...

 

 

Fazit:

Das ist auch ein Buch, dass es schafft, mich auf der einen Seite zu unterhalten, auf der anderen Seite zum Nachdenken zu bringen. Der Schreibstil ist für mich sehr angenehm gewesen und auch optisch gefällt mir das Buch sehr gut. Vor allem der Übergang von ihrem Kleid zum Edelstein, einfach nur schön ~

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht und wenn ich es gelesen habe, habe ich es nur ungern aus der Hand gelegt. Klar hat es auch ein paar Schwachpunkte, aber das ist am Ende ok.

Von mir bekommt das Buch insgesamt vier Sterne. Und ich freue mich schon darauf, irgendwann die anderen zwei Nachfolgerbände zu lesen. Wann auch immer das sein wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen