Titel: Liebe des Todes

Autor*in: Shino Tenshi

Erschienen in Deutschland: 2018

Originaltitel: -

Erschienen in -: -

Übersetzer*in: -

 

Weitere Informationen:

Genre: Gay Romance, Drama, Slice of Life

Preis: € 10,00

Seiten: 309

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-7450-9603-3

Verlag: Neopubli GmbH

 

 

Inhalt:

Sebastian ist ein normaler Junge. So dachte er zumindest immer wieder. Er ist in der Klasse angesehen und ein begnadeter Läufer im Leichtathletik-Team. Bis an den einen Tag, als er den neckischen Jungen namens Oliver kennenlernt...

 

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Oh je, wie fange ich nur an? Das Buch hier habe ich auf einer Convention gekauft, da ich recht neugierig war. Erst war ich mir unsicher, welches der vielen Bücher ich nehmen soll und dachte mir: Gay Romance? Ja, warum nicht? Das lese ich ja auch recht gerne. Allerdings kam ich erst diese Woche dazu, das Buch zu lesen. Und, egal, wie sehr ich mich bemüht habe es zu mögen - es ist mir einfach nicht gelungen. Mich haben weder die Charaktere, noch die Story oder der Erzählstil überzeugen können. Was mir wirklich, wirklich leid tut. Warum bzw was mich daran jeweils gestört hat, darauf werde ich nun genauer eingehen.

 

Fange ich einfach mal ganz allgemein an, bei dem Erzählstil. Hier gab es eine Eigenheit, die sich durch das ganze Buch zieht und die mal was anderes ist. Ich kann verstehen, dass man mal was neues ausprobieren und/oder aus der Menge herausstechen möchte. Die ganze Geschichte ist aus Sebastians Sicht geschrieben und daran ist ja erstmal nichts verkehrt. Das möchte ich auch nicht bemängeln. Was mich allerdings gestört hat, war die Art, wie Oliver in die Geschichte eingebaut war. Also wie Sebastian über ihn erzählt, geredet hat usw.

 

Das war nicht in der dritten Person, wie es sonst üblich ist, sondern in der zweiten Person. Das fand ich recht schnell unpassend und unangenehm zu lesen, aber vielleicht es auch eine Ich-Sache und einfach nicht mein Ding. Sebastian hat Oliver quasi die ganze Zeit mit du gedanklich angesprochen. Bei allen anderen hat er es nicht gemacht, nur bei Oliver. Damit hat er Oliver auch viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, zu viel und das hat sich nicht nach einem gesunden Maß angefühlt. Es hat auch sehr schnell keinen Spaß mehr gemacht.

 

Außerdem war auch das Erzähltempo absolut nicht meins. Alles vergeht und passiert so schnell. Sebastian verliebt sich extrem schnell und stark in Oliver (und umgekehrt) und das, obwohl sie sich noch kein Stück kennen. Sie lernen sich zwar kennen, aber bereits davor ist Oliver in Sebastians Augen das perfekteste Wesen, dass es je auf Erden gab. Vielleicht liegt es daran, dass ich eher ein Fan von Slow Burn bin, oder dass ich es eher mag, wenn romantische Gefühle begründet sind und nicht einfach aus dem Nichts erscheinen, aber das ging mir zu schnell.

Überhaupt ist die Handlung ständig überhetzt, die Kapitel sind recht kurz und jeder einzelne Handlungspunkt wird in gefühlt fünf Seiten abgehandelt. Man kann sich gar nicht richtig an die jeweiligen Situationen gewöhnen oder sich in sie hineinfühlen, weil sie da bereits schon wieder vorbei sind. So habe ich während des Lesens keinen Bezug zu den Charakteren aufbauen können, oder der Handlung. Ich habe nur eine Emotion gespürt und das war keine positive. Und die ganzen Schachtelsätze haben es auch nicht einfacher gemacht.

 

Nun, zu den Charakteren. Wie gesagt, dass Sebastian schon von der ersten Sekunde an davon überzeugt ist, dass Oliver die Liebe seines Leben ist, das ging mir viel zu schnell. Überhaupt wurde ich mit Sebastian nicht warm. Er ist ziemlich oft überheblich und erwähnt des Öfteren, grob gesagt: Uff, wenn ich (oder Cathy) mich nicht zurückhalten würden, dann würde den und den aber so fertig machen!

Halbstarken-Gelaber halt. Außerdem ist er eine Dramaqueen hoch 10. Erst ist er auf Wolke Sieben und lobt seinen Freund in den höchsten Tönen. Dann wird dieser mit seinem Trauma konfrontiert und sagt oder macht als Resultat etwas unüberlegtes. Dann ist auf einmal die Höllen auf Erden da und Sebastian verzweifelt, weil Oliver ihn dann wohl doch nicht liebt und er kann das nicht verstehen usw. Da war ich jedes Mal total genervt und das war auch die Emotion, die ich angesprochen habe. Wie oft ich gedanklich mit den Augen gerollt habe.

Dadurch, dass wie gesagt jeglicher Handlungspunkt durchgepeitscht wurde, als wäre die Handlung auf der Flucht, war dann dieses Gefühlschaos noch nerviger.

 

Oliver, bei ihm habe ich auch leider nichts gefühlt. Vielleicht ein bisschen Mitleid wegen seiner Vergangenheit und wegen dem Trauma, dass er davongetragen hat. Aber er bekommt leider ewig nicht den Mund auf. Erst sagt er: Ja, ich möchte mit dir zusammen sein! Dann muss die Beziehung geheim sein, im nächsten Kapitel sagt er: Wir können nur Freunde sein, im nächsten oder übernächsten Kapitel ist er dann wieder mit der Beziehung einverstanden... Hilfe!

Ganz ehrlich, Sebastian kam mir wie jemand vor, der sich sein Leben nicht ohne seine Flamme mehr vorstellen kann. Er meinte ja auch, es ist egal, ob Oliver das will oder nicht (oder jemand anderes), er wird für ihre Liebe kämpfen. Das klang aber nicht nach der romantischen Art, sondern eher nach dem Mindset eines Stalkers. Da kann Oliver echt froh sein, dass es nicht in die Richtung ging.

 

Oliver kam dagegen wie jemand rüber, der seinen Partner nur in den eigenen vier Wänden liebt und außerhalb ignoriert. Ich verstehe, dass der Roman ein Dramaroman sein soll und ich weiß, dass es heute leider noch viel Homophobie gibt. Aber so, wie es ewig rübergebracht wird, hatte ich erstmal einen ganz anderen Eindruck.

Leider erfährt man nicht, in welchem Land die Handlung stattfindet.

 

Die Eltern, also von beiden, sind so Fähnchen im Wind und entweder gut oder schlecht, wie es halt grad die Handlung verlangt. Man sieht zum Beispiel ewig nichts von Sebastians Vater und auf einmal taucht er auf und - naja, wird zum Monster? Da saß ich auch da und fragte mich: Wo kam das denn jetzt her? Zumal sich Sebastian ganz sicher war, dass sein Vater ganz anders drauf ist. Also entweder kennt er seine Eltern schlechter als er denkt oder ja, der Plot hat das halt grad gebraucht.

Cathy ist auch irgendwie total farblos, oft genug ist sie nur zum Trösten da und zum Daumen-hoch-heben. Und die Mitschüler - das sind alles asoziale Wesen, sorry. Eine Beziehung zu sabotieren, weil sie einem der beiden angeblich was "gutes" damit tun wollen, ne, sowas ist einfach nur übergriffig und ekelhaft. Leider befürchte ist, ist das der einzige Punkt, der bei mir so ankam, wie es geplant war.

 

Was ich auch interessant fand, war die Tatsache, dass in Sebastians Beschreibung mehr Show als Tell steckt. Es heißt, er wäre der beste Läufer im Leichtathletikteam. Aber davon merkt man nicht viel. Man bekommt mal erzählt, dass sein Raum keine andere Deko hat als die Pokale oder Medaillen, die er mal gewonnen hat. Und dass er gerne und schnell läuft. Das wars. Er geht nie zum Training, zumindest nicht aktiv während der Story. Er redet zwar mal mit Leuten aus seinem Team, aber mehr passiert nicht. Als hätte er vor dem Beginn der Handlung aufgehört, hinzugehen. Später ist es dann eine Antwort auf die homophoben Aktionen seiner Klasse, aber ja, bereits davor gibt es davon nichts zu sehen. Es gibt auch keine weiteren Wettbewerbe, an denen er teilnimmt. Die einzigen Male, an denen er läuft, sind Wettrennen mit Oliver.

 

Warum Sebastian in seiner Klasse angesehen ist, weiß man auch nicht. Davon merkt man auch nichts. Er wirkt sehr isoliert, als würde er sich die meiste Zeit von den anderen fernhalten. Und die mögen ihn wohl auch nur, weil er so ein guter Sportler ist. Weil er der Schule nen guten Ruf verpasst? Keine Ahnung, da kam halt nie wirklich rüber. Und wenn sie ihn wirklich mögen sollten, dann hätten sie seine Beziehung mit Oliver auch akzeptiert. Und dass Sebastian zweimal von seinen "Anhängern" sprach, fand ich auch grenzwertig.

 

Ok, noch kurz zum letzten Punkt: Die Story. Ich kann wie gesagt verstehen, es ist eine Story von zwei jungen Männern, die sich in einer Welt mit sehr viel Homophobie befinden. Sowas ist ja leider echt, und in den Leben vieler Menschen leider, leider Realität. Ich finde den Ansatz, darauf aufmerksam zu machen, sehr lobenswert. Aber leider wars dann auch. Leider war für mich persönlich die Umsetzung so daneben, dass es eher dazu beigetragen hat, dass ich davon genervt war. Vieles war wie gesagt auch nicht wirklich nachvollziehbar und wirkte wie: Weils der Plot grad braucht.

Wie beispielsweise Olivers Trauma, das wurde auch nur aktiv, wenns der Plot grad benötigt hat. Aber ob etwas dagegen getan wurde, wie z.B. eine Therapie, wurde nie angesprochen. Man ist einfach umgezogen und dachte sich dann: Jo, das passt.

Oder das, was ich ja über die Klassenkameraden erzählt habe. Auch hier sind die Motive total unklar. Außer, dass das auf einmal ein geschlossener homophober Haufen ist mit billigen Ausreden.

 

Das Ende? Uff, ich will da echt nichts spoilern, aber das Ende ist echt das letzte. Hier fühle ich auch nichts, nur ein: Ernsthaft? Wie schon der Rest der Story ist auch das Ende total gerusht und sehr, sehr unbefriedigend. Man wird einfach mit ein paar offenen Fragen allein gelassen. Außerdem begeht eine Person eine Straftat und kommt damit auch noch davon? Es gibt einfach mal keine Strafe, keine Konsequenzen, nichts? Man bekommt nur noch die Folgen der Straftat, aber wie es mit der Person weitergeht, die das gemacht hat? Davon wird nichts erwähnt. Genauso auch für die anderen Beteiligten... das wird einfach alles offen gelassen. Und das macht das Ende so unbefriedigend.

Ich will der Autorin hier nichts unterstellen, aber es wirkt nun mal so, als hätte sie nicht gewusst, wie das Ganze enden soll und hat dann einfach Tabula Rasa gemacht. Wird schon so passen.

 

Nein, tut mir leid, aber für mich passt es nicht. Wenigstens ein bisschen hätte man da noch anhängen können, welche Folgen es für alle Beteiligten hat und wie es nun für sie weitergeht. Aber so kann ich nur herumraten und das möchte ich ehrlich gesagt nicht tun. Das fühlt sich von vorne bis hinten einfach nur falsch für mich an, wie die Story beendet wurde. Und es tut mir leid, dass ich keine netteren Worte finden kann. Aber ich bin lieber offen und sage, was mich in Büchern stört und warum.

Den Mut zum Selfpublishing in allen Ehren, aber das hier ist ein Buch, das lieber erstmal über den Tisch eines weiteren Lektors oder zwei hätte wandern sollen. Oder vielleicht zusätzlich einen Testleser, die dann auf die bestehenden Probleme hätte aufmerksam machen :/

Es gab zwar einen Sensitivity Reader, aber die achten ja eher auf andere Dinge.

 

 

Fazit:

Ich bin ehrlich: Ich hatte bereits von Anfang an ein ungutes Gefühl, das dann verstärkt wurde, als die zweite Person als Erzählstil mit dazugemischt wurde. Lange wusste ich nicht: Ist das einfach ein Stilmittel oder soll hier eigentlich der Leser angesprochen / mit in die Geschichte eingebunden werden? Ist es am Ende sogar sowas wie eine Art "Wish fulfillment" der Autorin? Ich kann es beim besten Willen nicht sagen.

Und ich habe versucht, das Buch zu mögen oder die Story oder die Charas - deshalb habe ich es ja auch durchgelesen. Weil ich einfach schauen wollte, wie sich das entwickelt. Aber es halt leider nie einen Punkt gegeben, an dem ich sagte: Ok, das gefällt mir.

Daher tut es mir leid, aber ich kann dem Buch leider nur einen Stern geben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen