Titel: Und ich leuchte mit den Wolken

Autor*in: Sophie Bichon

Erschienen in Deutschland: 2021

Originaltitel: -

Erschienen in (anderes Land): -

Übersetzer*in: -

 

Weitere Informationen:

Genre: Lesbian Romance, Drama, Slice of Life

Preis: € 12,99 [D] | € 13,40 [A]

Seiten: 447

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-453-42530-9

Verlag: Wilhelm Heyne Verlag

 

 

 

Rückentext:

Lilou sitzt im Zug nach Paris. Nach dem bestandenen Abitur möchte sie in der Heimatstadt ihrer Mutter erfahren, wer sie wirklich ist. Kurz vor Paris steigt Mignon zu. Sie ist cool, wunderschön, und obwohl sie mit Lilou zu flirten scheint, bleiben ihre Augen ernst und ihre ganze Haltung abweisend. Dennoch hat Lilou das Gefühl, dass Mignon in ihr Innerstes blickt. Beim Abschied am Gare du Nord spürt sie: Diese Frau könnte ihr gefährlich werden, und dafür hat sie keinen Platz in ihrem Leben. Zwei Wochen später trifft sie Mignon zufällig auf einer Party wieder, und ihr wird klar, dass diese magische Intensität nicht nach Grenzen fragt.

 

 

Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

Das hier ist neben "Love with Pride" der zweite Lesbian Romance Roman, den ich damals beim Stöbern in der Buchhandlung zufällig gefunden und dann mitgenommen habe. Mir ist besonders das Farbenspiel mit den bunten Stellen und dem kontrastreichen Schwarz sofort ins Auge gestochen und es gefällt mir auch heute noch sehr gut.

Der Schreibstil war sehr angenehm und wenn ich das Buch mal nicht gelesen habe (es war mein Abendbuch), dann nicht, weil ich keine Lust darauf hatte, sondern weil ich zu müde dafür war.

Lange Zeit beim Lesen war ich mir nicht sicher, wie ich über das Buch denken soll, es ist eines dieser Bücher, die es mir nicht leicht gemacht haben. Zwar gefällt mir die ganze Geschichte zwischen Mignon und Lilou, auch gefällt es mir, dass die Nebencharaktere auch die eine oder andere Beziehung haben, aber der andere Teil der Geschichte ... ich weiß nicht. Die Rahmenhandlung ist ja, dass Lilou nach Paris fährt, um etwas über ihre Mutter zu erfahren und lernt dabei Mignon kennen. Der Mignon-Teil der Geschichte ist auch echt super geworden. Der Mutter-Teil dagegen nicht so.

 

Das liegt vor allem daran, dass da viel zu wenig passiert, teilweise sogar gar nichts. Anfangs fährt sie nach Paris, und es ist erstmal unklar, was jetzt genau mit der Mutter los ist, zumindest ich habe erstmal ein wenig gebraucht, um es zu kapieren. Erst dachte ich, ihre Eltern wären schlicht geschieden und sie fährt jetzt zu ihrer Mutter. Dann dachte ich, die Mutter wäre gestorben und Marie geht jetzt auf Spurensuche, um mehr über die pariser Seite ihrer Mutter zu lernen. Es hat dann ein paar Kapitel gedauert, bis ich kapiert habe, was eigentlich wirklich los ist.

Und dann... naja, es passiert nicht viel. Zwar hat Lilou eine Ahnung, wo ihre Mutter arbeiten könnte, macht aber keine Anstalten, da mal hinzugehen. Sie ruft da mal an, aber das wars. Sie bekommt keine Infos, aus Datenschutzgründen. Dann könnte sie doch einfach mit ihrem Ausweis da hinlaufen und sagen: Hey, ich bin die Tochter, hier ist der Beweis, könnte ich bitte Infos haben? Das ist auch irgendwie das letzte, was sie macht, Mignon hilft ihr später auch mal, aber mehr passiert da auch nicht. Dafür, dass sie extra für ein Jahr nach Paris reist, zeigt sie ziemlich wenig Initiative. Stattdessen hängt sie ständig mit Mignon und Co rum. Die auch irgendwie ständig Zeit zum Rumhängen haben - vllt wurden hier Urlaubstage geopfert. Oder es passiert immer am Wochenende.

 

Btw, Lilou und Mignon, hier gab es ein Muster, was ich schon aus "Love with Pride" kannte: Eine, die Angst hat, dass die andere es nicht ernst meint oder sie wieder zurückweist und ein tramatisches Erlebnis in der Vergangenheit hat, das sie prägt. Die andere, die sich dazu erstmal kennenlernen und herausfinden muss, welches Label zu ihr passt. Am Ende entscheidet sie sich für keins, was auch vollkommen in Ordnung ist. Mir kam das nur eben ständig in den Sinn, dass es in "Love with Pride" genauso war, wenn auch natürlich mit anderen Charakteren, anderen Umständen und einem anderen tramatischen Erlebnis.

Nur wurde ich hier nicht so ganz warm mit den Charakteren, bzw eher mit Mignon als mit Lilou. Sie war lange Zeit verwirrt und ich konnte es nachvollziehen, da sie einfach nicht wusste, warum sie sich nicht in die Männer verliebt, mit denen sie was hatte. Gut, das Problem habe ich nicht, aber es war dennoch nachvollziehbar geschrieben, warum sie so mit sich hadert. Dass sie das anfangs nicht offen zeigen konnte, fand ich ein wenig schade, da konnte ich Lilous Reaktionen dann wieder besser verstehen. Ansonsten, dass Lilou hier und da zur Dramaqueen mutiert, fand ich dagegen ein wenig nervig.

 

Was ich auch nervig fand, war, wie der Handlungsstrang mit der Mutter gelöst wurde. Wie gesagt, es passiert erstmal nichts, und dann auf einmal, mit einem Bumms, kommt die Auflösung. Danach hat Lilou aus mir unbekannten Gründen überhaupt keine Lust mehr, ihre Mutter aufzusuchen oder näher kennen zu lernen, nur, weil sie vermutlich eine starke psychische Erkrankung hat. Gut, sie hat davor auch herzlich wenig getan, um ihre Mutter zu finden und dass es am Ende aufgelöst wurde, war einfach nur ein Mega-Zufall. Auch wie es aufgelöst wurde, fand ich sehr seltsam und etwas zu zufällig. Aber dass jemand, die Angst vor Abweisung hat, dann selbst jemanden einfach aufgibt nur wegen einer Krankheit ... keine Ahnung, was ich davon halten soll. Nicht jeder Mensch ist gesund, ob nun geistig oder physisch, aber deswegen jemanden aufgeben? No way. Da konnte ich Lilou am wenigsten im gesamten Buch verstehen.

 

Wie sich dagegen die Geschichte zwischen Lilou und Mignon entwickelt hat, fand ich dagegen sehr schön und es hat mir auch gut gefallen. Das hat das ganze Buch dann doch angenehm gemacht. Wenn auch nicht ganz.

 

 

Fazit:

Hm, jetzt klang ich doch etwas wütender als ich es eigentlich bin. Aber ich bin doch ein wenig enttäuscht, da es hier und da Stellen gab, die mich eher unzufrieden gemacht haben. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass mich das Buch nicht zu 100% überzeugt, aber ich konnte nicht genau sagen, warum. Jetzt kann ich es. Schade eigentlich, aber damit mir das Buch besser gefällt, müsste es von Grund auf anders aufgebaut sein. Es müsste wirklich überzeugend rüberkommen, dass Lilou nach ihrer Mutter suchen will und mehr macht, als in eine andere Stadt zu fahren. Sie scheint ja sonst so ein aktiver Mensch zu sein, der sofort loslegt und nicht erst morgen, daher konnte ich ihr Zögern oder wie man das nennen soll, nicht verstehen.

Als ich am Anfang der Rezension war, war ich mir unsicher. Aber beim Schreiben habe ich viel darüber nachgedacht und ich denke, ich weiß jetzt mehr, was ich über das Buch denke. Und auch, dass ich es eher nicht behalten werde.

Von mir bekommt das Buch insgesamt drei Sterne, es ist nicht schlecht, aber auch nicht perfekt. Aber für vier Sterne wiegen die negativen Punkte doch etwas zu schwer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

Foto: Selbst geschossen