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Mei Traumtroll Leben

Autor:  -Broeckchen-
Ich habe indirekt von dieser Geschichte geträumt und sie nach dem Aufwachen schnell festgehalten, weil sie mir so gefiel.

Spoiler
Es war einmal ein Troll.
Dieser Troll wurde in eine Zeit hineingeboren, in der Trolle noch Sklaven waren. Und wenn ich Sklaven sage, dann meine ich natürlich dass sie als eine Art Nutztier galten, wie Rinder oder Schweine. Das war nicht persönlich gemeint, es war einfach so.

Aber wenn man Menschen genug Zeit lässt, verteidigen sie absolut alles irgendwann und statten es mit Rechten aus. Irgendwann sahen einige Menschen nicht mehr ein, warum Trolle weniger menschlich sein sollten als sie, es gab Diskussionen, Streiteren und Prügeleien und schließlich keine Kriege und während die Trolle geduldig und dumpf ihre Arbeiten verrichteten, veränderten die Menschen die Welt um sie herum. Und eines Tages schauten alle Trolle ihren Herren und Herrinnen - oder dem langen Arm des Gesetzes - mit stumpfer Verwunderung dabei zu, wie diese ihnen die Ketten abnahmen.

So auch unser Troll.

Er war ein sehr guter Sklaver gewesen, denn obwohl er nach trollischer Art einfach von Gemüt sein mochte, war er - für einen Troll - durchaus ein schlaues Kerlchen und hatte ein gutes, sanftes Herz. Während viele der anderen befreiten Sklaven sich entschieden, frei Städte in Brand zu setzen oder frei in Höhlen zu hausen und zu grunzen, hin und wieder eine leckere Jungfrau entführend, nutzte diese Troll seine Freiheit für etwas Anderes, sehr Weises: Er ging in gemächlichen, ruhigen Schritten durch die Stadt und schaute, warum es den Menschen so gut ging.

Schon nach wenigen Minuten des Umhergehens wurde ihm klar, dass gar nicht alle Menschen es gut hatten. Einige Menschen trugen feinste Kleidung, aus einigen Häusern dufteten feinste Speisen (mit entschieden zu wenig Jungfrau darin, wie er bemerkte) und einige Kutschen sahen prächtigst aus. Aber es gab auch viele Menschen, deren Kleidung, Häuser und Kutschen vollkommen unspektakulär waren. Und sogar welche, bei denen diese sich kaum von den kümmerlichen Habseligkeiten des Trolls unterschieden. Und weil unser Troll - für einen Troll - durchaus ein schlaues Kerlchen war, begann er darüber nachzusinnen, warum. Unermüdlich stampfte er durch die Stadt in der Hoffnung, eine Antwort zu finden.

Nachdem er fast durch die ganze Stadt gelaufen war, gelangte der Troll an ein seltsames Gebäude. Es war eigentlich zwei Gebäude, die nahe nebeneinander standen uns aussahen, als seien sie als Zwillinge geboren worden. Doch während das eine heruntergekommen war, mit zugeklebten Fensterscheiben und tiefen Rissen im Mauerwerk, ragte das andere so stolz und neu empor als habe man es gestern erst gebaut und viele kleine Türmchen, Erkerchen und sogar einige kleine Nebengebäude unterschieden es von seinem Bruder. Und wie der Troll so stand und sich wunderte, klingelten zwei Glocken ganz synchron und sehr laut. Dann öffneten sich die Türen der Gbäude und die Antworten auf die Frage des Trolls strömten heraus: Viele, viele Kinder. Die Kinder, die aus dem alten Gebäude kamen, wirkten ein wenig mager, ärmlich gekleidet und von der Sonne gebräunt. Aus dem neuen Gebäude kamen nur Kinder mit feinster Kleidung, wohlgenährter Statur und vornehmer Blässe. Und weil der Troll - für einen Troll - ein schlaues Kerlchen war und wusste, dass aus kleinen Kindern später große Menschen wurden, dämmerte ihm nun, dass dieser Ort der Ursprung des seltsamen Zaubers war. Er hielt eines der Kinder an und fragte es danach, was das Geheimnis der Gebäude war und das erklärte ihm, es seien Schulen.

Die Kinder der Armen, der Arbeiter und nicht so reichen Bürger gingen in die Volksschule - das kümmerliche Gebäude.
Die Kinder der Reichen, der Gelehrten und der wohlbetuchten Bürger gingen in die Privatschule - das neu erscheinende Gebäude.
Die Armen konnten nicht in die Privatschule gehen, weil ihr Geld dazu nicht reichte. Doch nur wer auf die Privatschule ging, konnte hoffen irgendwann viel Geld zu verdienen.

Nachdem der Troll das erfahren hatte, grübelte er lange nach. Wie wichtig Geld war, das war ihm bewusst. Zudem wurden die feingekleideten Leute von jedem sonst gut behandelt. Also entschied er schnell, dass er, wenn er ein Kind bekäme, dieses zur Privatschule schicken wollte. Doch das Geld dafür, das besaß er nicht. Und das war ein Dilemma.

Doch sicher habe ich schon erwähnt, dass der Troll - für einen Troll - ein schlaues Kerlchen war. Und so kam er, während er so dachte und mit manchen Menschen über Verdienste redete, auf eine gute Idee. Er schloss sich der Arme an und sparte eisern seinen Sold. Nur das Nötigste aß er, wenn er konnte und durfte, jagte er heimlich selbst (obwohl er eine strikte Diät beachtete, die den Verzicht auf Jungfrauenfleisch beinhaltete) und trug lieber ewig Lumpen, als Geld auf neue Kleidung zu verwenden. Der Armee leistete er gute und treue Dienste, war ob seiner Kraft und Ausdauer schnell unersetzbar für die Menschen, und fand irgendwann sogar eine liebe Trollfrau mit der er sich gut verstand. Sie bekamen einen Sohn, und die Trollfrau arbeitete ebenso hart und sparte ebenso emsig wie ihr Mann um dem Kind die Privatschule zu ermöglichen.

Doch als die Zeit reif war und der kleine Troll in die Schule musste, da reichte das Geld dafür. Das machte den Troll erst traurig, aber dann fiel ihm ein, dass er ja vielleicht einen Enkel haben würde. Und so sandte er seinen Sohn zur Volksschule und nahm ihn danach mit zur Armee, aus der sie beide ihren Sold eifrig sparten, gemeinsam mit dem Gehalt der Trollfrau.

Ja, der Troll brachte seinem Sohn alles über das Sparen bei und lehrte ihn vorzüglich, wie man mit wenig Geld vernünftig lebte. Er impfte seinem Sohn ein, dass das Geld nicht ausgegeben werden sollte. Aber weil er nur für Trollverhältisse schlau war, vergass er seinem Sohn auch beizubringen warum das Geld gespart werden sollte.

Es bleibt nicht mehr viel dazu zu sagen. Ein Enkel wurde dem nun alten Troll geboren und das Enkelkind erreichte schneller das schulfähige Alter als das Geld für die Privatschule reichte. Es wurde trotz seines schlauen Kopfes und seines sanften, freundlichen Gemütes Soldat nach seiner Zeit auf der Mittelschule, und es sparte gemeinsam mit seinem Vater und seinem Großvater, bis er Großvater verstarb.

Niemand achtete fortan mehr darauf, ob das Geld für die Privatschule reichte. Es wurde eifrig gespart und die Trolle wurden zartfühlede Soldaten, einer nach dem anderen. Ein jeder litt darunter, etwas so wenig zu ihm passendes zu tun. Und dennoch nahm ein jeder sein Kind mit zur Armee kaum dass es alt genug war, und machte es zu einem Soldaten, wie er selbst es gewesen war.
Schließlich glaubten sie alle, der Großpapa hätte es so gewollt.


Falls ich mal irgendwann einen Ork spiele, wird das einer dieser Trolle. *grins*


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