Zum Inhalt der Seite



Autor:  kampffussel
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
denn heute löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.



Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzu reich beschwerte,
Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.

Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saft'ge Pfirsche winkt dem durst'gen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
"Genug ist nicht genug!" um eine Traube.

Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
Schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
Das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
Genug kann nie und nimmermehr genügen!



Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Christian Friedrich Hebbel (1813-1863)



Eine Herbstgeschichte

Es war einmal ein Buchenblatt. Den Sommer über hatte es den Baum mit seinem kräftigen Grün geschmückt. Doch nun war es immer trockener und unansehnlicher geworden.

Als es zur Erde fiel, war sein letzter Gedanke: "Ach, nun bin ich zu gar nichts mehr nütze!"

Doch da kam ein kleiner Käfer vorbei. Er sah das Buchenblatt und schnappte es sich, um darunter seinen Winterschlaf zu halten.

Und beim Einschlummern dachte das Käferchen: "Ein schöneres Dach könnte ich mir nicht wünschen!"
Idee nach Rudolf Kirsten,
leicht umgeschrieben


Zum Weblog