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von Feuer, Rauch und Wasser

Autor:  Ares_Saintclair




Morgens, halb zehn in Deutschland...

Neun Einsatzfahrzeuge und ein Büro.


Dienstag war endlich mal was los.
Die ganze Sache fing damit an, das am Morgen bei uns eine Dame ans Fenster klopfte. Sie bat uns höflich, die Störung zu entschuldigen, aber über uns brenne es.
"WAS??!" Die schrille Stimme einer Kollegin.
Dann brach halbwegs geordnetes Chaos aus. Fenster wurden geschlossen, die Habseligkeiten gerafft und dann -endlich- machte man sich auch daran, das Gebäude zu verlassen.
Tatsächlich drang aus dem Fenster zwei Stockwerke über uns Rauch. An einem anderen Fenster der selben Etage standen vier Personen, zwei Männer, zwei Frauen. Irgendwer von uns rief hinauf, ob sie nicht bemerkt hätten das es bei ihnen brenne.
"Doch, doch.", kam die Antwort, entspannt an das Fensterbrett gelehnt. "Aber wir trauen uns nicht mehr raus."
Leute brachten ihre Autos in Sicherheit, andere ihr Fahrrad. Den Vieren im dritten Stock brachte man eine Leiter, die sie aber (noch) nicht benutzen wollten.
Gut 20 Minuten später kam dann auch die Feuerwehr.
Ein Löschzug, noch einer, dann noch einer, ein Leiterwagen, ein Rettungswagen. Ein anderer Einsatzwagen der Feuerwehr. Ein Wagen für Atemschutz. Letztendlich neun Fahrzeuge und alles in allem stark übertrieben.
Unter den Leuten des betroffenen und der angrenzenden Bürogebäude herrschte beinahe Volksfeststimmung. Man stand lachend und schnatternd zusammen, verspeiste das gerettete Mittagessen. Mittlerweile wurden die vier im Gebäude verbliebenen per Leiterwagen durchs Fenster evakuiert. Da niemand ernsthaft in Gefahr war, nahm man es mit Humor. Vereinzelt kam Neid auf.
"Mann... die haben's gut..." Andere wiederrum gaben sich der Vorstellung hin, wie die Seitenwand eines der Löschwagen runterklappe, eine Bar freigebe und jemand mit Shaker Caipirinhas zubereitet.
Apropos: das zehnte Fahrzeug, das sich der Szenerie hinzugesellte, war der Lieferdienst von Tom und Sally's. Unser bestelltes Mittagessen war gekommen. Der Fahrer wurde von der Polizei postwendend wieder weggeschickt.

Etwa drei Stunden später war unser Hof wieder leer und das komplette Gebäude inklusive unserem Büro übervoll mit unerträglichem Gestank. Während wir der Dinge harrten, die da kommen mochten, kam auch unser Lieferdienst ein zweites mal vorbei. So aßen wir Salat im Freien auf der Treppe des benachbarten Büros.
Gegen drei Uhr Mittags kam man endlich zu dem Beschluß das es für heute unmöglich sei, in unseren Räumen noch zu arbeiten.

Alles in allem recht unterhaltsam. Der einzige wirkliche Brand, den meine Wenigkeit von diesem Tag mitgenommen hat, war ein beeindruckender Sonnenbrand.

-Ach ja und kurz am Rande... Donnerstags dann brach die gefühlte komplette Oberleitung Hessens zusammen und ich verbrachte auf dem Heimweg bis auf die Knochen durchnässt mehr Zeit auf Bahnsteigen voller aggressiver, entnervter Menschen, als im Zug selber, aus dem man uns zuvor geworfen hatte...

Nice week.


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