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Einzelposting: Shades of Grey


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Von:    Chibifier 04.12.2012 22:18
Betreff: Shades of Grey [Antworten]
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Ich glaube hier liegt einfach nur das problem vor, dass sich ganz persönliche erfahrung, und die strategien, damit umzugehen, oft nicht mit politischer agenda unter einen hut bringen lassen.
Du hast natürlich recht, FreitagDerDreizehnte, aber KathyColin hat sicherlich nicht zu unterschätzende Beweggründe, warum sie die Dinge sieht, wie sie sie sieht. Angesichts von traumatischen Erfahrungen, wie etwa in einer gewalttätigen Beziehung, muss man den betroffenen die Möglichkeit geben, so damit umzugehen, dass es ihnen besser geht. Wenn das bedeutet, dass man sich selbst sagt, dass die eigene Liebe nicht gereicht hat - um mit der Sache abschließen zu können, wohlgemerkt - dann mag das nicht zu dem "der typ hat dich gar nicht verdient"-tonfall passen, den man gerne mutmachend zelebriert um sich solidarisch zu zeigen, aber einen Vorwurf sollte man niemandem daraus machen.

(Ich muss da immer an das paar aus einer Doku über Zwangsehen denken, das verheiratet wurde als er 16 und sie 12 war. Für sie war Sex die ersten Jahre nur Horror, weil sie nicht wusste was passiert, Angst hatte und in der Situation natürlich nicht sein wollte. Für ihn war das ganze "halt so" weil die Familie es bestimmt hat. Aus gesellschaftlichem Druck sind die beiden aber natürlich verheiratet geblieben. Ich fand die Distanz beeindruckend, mit der beide darüber gesprochen haben, und ihre Aussage, dass sie irgendwann doch Liebe zueinander gefunden haben. Gleichzeitig haben sie Zwangsehen beide scharf verurteilt. Soll man da jetzt sagen "buh, ihr seid aber ein schlechtes Beispiel"? Derartigen Einzelfällen *muss* man gestatten, sich der Beispielhaftigkeit zu verweigern. Aus Rücksicht auf die personen, die es betrifft. Dann gerät man auch überhaupt nicht mehr in Konflikt mit der politischen Agenda. (Die in diesem Fall "Zwangsehen sind schlecht, sie machen Menschen unglücklich, schafft sie ab" wäre))

/edit ich hoffe jetzt schreit keiner (bezogen auf die eschichte in klammern) "Stockholm Syndrom!".
Spoiler
Das kann ich nämlich echt nicht mehr hören. In so einem Zusammenhang wäre das nichts anderes als Victim-blaming. Menschen, die *nicht* einer solchen Situation ausgesetzt waren (nie Opfer waren) müssen sich nicht dafür rechtfertigen, *warum genau* sie eine bestimmte Person lieben. Wenn man einem Gewaltopfer aber pauschal unterstellt, die motivation für bestimmte Gefühle sei eine psychische Störung, macht man es gerade wieder zum Opfer.

Appropriiert die Zwangsverschwulung! Schluss mit dem Fangirl!Shaming! Macht euch Buttons mit "Ich zwangsverschwule alles!!"
Zuletzt geändert: 04.12.2012 22:27:22

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