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Thread: Engelsblut

Eröffnet am: 30.09.2012 18:28
Letzte Reaktion: 09.10.2012 14:16
Beiträge: 2
Status: Offen
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- Literatur




Verfasser Betreff Datum
Seite 1
 Liliel Engelsblut 30.09.2012, 18:28
Redhead Engelsblut 09.10.2012, 14:16
Seite 1



Von:    Liliel 30.09.2012 18:28
Betreff: Engelsblut [Antworten]
huhu, ich wollte euch mal mein buch Engelsblut vorstellen. Wusste nicht so genau in welche Kategorie damit, also schreibt mir bitte wohin, wenn ich hier falsch bin :>

Hoffe, es gefällt euch, wenns auch noch nicht perfekt ist ;)
(Erst mal nurn Ausschnitt, aber falls es euch gefällt, könnt ihr euch ja gern bei mir melden:))

Der Klappentext:

Er sah sie daliegen, in diesem düsteren Gefängnis aus kaltem Stein... Sam. Ein dunkles Geheimnis umgibt ihn, und dennoch war nur er, was sie wollte.
Was sie brauchte...

Lucy ist für die meisten Menschen eine ganz normale Schülerin. Viele mögen sie als Außenseiterin beschreiben, dabei jedoch niemals ahnen, was sie wirklich war. Ein Leben voll von Dämonen und Magie und ohne Erinnerungen an ihre wirklichen Eltern war vermutlich noch nicht genug, denn seit kurzem kommen auch noch eine Unstillbare Gier nach Blut und der charmante Sam dazu, den sie sonst nur aus ihren Träumen kannte.


Nacht 0

Er sah sie daliegen, in diesem düsteren Gefängnis aus kaltem Stein. Es gefiel ihm, die stillen Atemzüge dieses hilflosen Körpers zu betrachten. Beinahe hatte er sich daran gewöhnt, die Nächte an diesem Ort zu verbringen, und einmal
mehr gab er sich dem Verlangen hin, die zarte Haut des Mädchens zu
berühren. Dies war die letzte Nacht, in der er bei ihr war. Ab morgen würde sich alles ändern. Ab morgen würde er dem wirklichen Grund nachgehen, weshalb er an diesem Ort verweilte. Ab morgen…war er einer von ihnen. Eine sanfte Handbewegung ließ sie erwachen. Jemand strich vorsichtig durch ihr Gesicht. Die Berührung ließ ihre Haut dieses Mal bereits aufglühen, noch bevor sie die Augen öffnete, denn sie wusste, dass er es war, der sie berührte.
Immer wieder er. Es war bereits die siebte Nacht, in der sie ihn vor sich sah. Ein seltsamer Traum. Warum ausgerechnet er, den sie sonst nur aus ihren Tagträumereien kannte?


Nacht 1

Dunkle Zeiten würden anbrechen, würde sie es nicht endlich in den Griff
bekommen. Ihr Leben lang hatte sie davon geträumt, die Kraft zu haben,
etwas zu bewirken. Nun hatte sie diese und doch zog sich ihr Körper innerlich zusammen, wenn sie darüber nachdachte. Schon einmal hatte sie die Kontrolle verloren und beinahe das Leben von über dreißig Menschen aufs Spiel gesetzt.
Das durfte sie auf gar keinen Fall ein weiteres Mal zulassen.
Leblos starrte sie noch eine Weile aus dem Fenster, darüber nachdenkend, ob es ohne sie nicht doch besser wäre für die Menschen, die ihr lieb waren...So würde niemand mehr durch sie in Gefahr geraten.
„Was ist denn in letzter Zeit nur los mit dir? Du bist ja immer noch hier.“, fragte Lissa und verdrehte dabei leicht die Augen.
Das Mädchen zuckte zusammen, denn sie hatte nicht bemerkt, dass ihre
Schwester herein gekommen war.
„Immer noch die Sache mit Viktor? Du wirkst wie ausgewechselt, seit du das letzte Mal bei ihnen warst.“, fügte sie vorsichtig hinzu.
„Ist schon okay, ich war bloß etwas müde.“, antwortete das Mädchen und
versuchte dabei, ein Lächeln aufzusetzen. Sie hasste es, wenn andere
Menschen sie auf diese Weise ansahen. Das Mitleid in ihren Gesichtern konnte sie alles andere als gebrauchen.
„Wollen wir?“
„Du willst so gehen?“, fragte Lissa empört, „Der Neue wird kommen und mir wurde gesagt, er sei einfach nur zum Anbeißen.“
„Seit wann zeigst du so großes Interesse darin, mir einen Mann zu angeln?“
„Wer spricht hier von dir? Was soll er von mir denken, wenn ich mit einer
Vogelscheuche wie dir auftauche?“, konterte Lissa spöttisch.
Kichernd machten sie sich auf den Weg durch die alten Gemäuer des Internats.






Noch lange waren sie am Feiern. Sie genoss die Atmosphäre der
hereinbrechenden Nacht und noch viel mehr die Wärme, die das Feuer vor
ihnen ausstrahlte. Jedes Mal aufs Neue war es etwas Besonderes, sie
Sonnenuntergänge am See zu betrachten. Noch dazu die Tatsache, dass das Internat über einen eigenen See mit strandartigem Ufer besaß.
Der Neue – Sam, wie sich herausgestellt hatte – schien weniger zu denjenigen zu gehören, die gern in einer Masse von Menschen saßen, die sich volllaufen ließen. Er saß etwas zurückgezogen an einer der Klippen und beobachtete die Masse. Ihren Körper durchzog ein leichtes Zittern, als seine Augen die ihren trafen und sie sah auf der Stelle nach unten. Er betrachtete sie verwundert, so als hätten sie sich schon einmal gesehen und er würde darüber nachdenken, wer sie noch gleich war. Ein eigenartiges Gefühl, ihn so vor sich zu sehen, dachte sie. So...real. Als hätten ihre Träume es ihr vorhergesagt. Und...was machte jemand wie er an einem Ort wie diesem? Er war doch mindestens drei Jahre älter als alle anderen hier. Ihr wäre lieber gewesen, ihn noch ein wenig aus der Masse zu betrachten, aber er schien da anderer Meinung und ging in großen, aber anmutigen Schritten auf sie zu. Allgemein schien er über eine
unmenschliche Anmut zu verfügen. Genauso wie sie es aus ihren Träumen
kannte.
„Hallo, du wirst es vermutlich schon gehört haben, aber ich bin Sam. Ich hörte, wir sind in derselben Klasse.“
Sein Ausdruck irritierte sie, denn sie konnte nicht einordnen, ob er insgeheim lächelte oder sie ihm doch etwas suspekt erschien.
„Ahm, ich bin Lucy.“
Erst jetzt bemerkte sie, dass der Platz, an dem sie sich aufhielten, sich
langsam leerte. Als würden die anderen Sam aus dem Weg gehen.
„Nun dann, Lucy, ich denke, ich habe dein kleines Geheimnis gelüftet.“,
flüsterte er in einem gefährlichen Ton und betonte ihren Namen dabei
besonders. Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Er nahm ihre Hand und sie spürte für einen Augenblick ein unglaubliches Gefühl von Hitze und Macht durch ihren Körper aufleuchten. Vor Schreck unterbrach sie diese Verbindung jedoch, indem sie ihre Hand zurück vor sich zog. Missmutig sah sie zu ihm.
„Was...hast du da gemacht?“, fragte sie noch immer leicht zitternd.
„Ich hatte also Recht?“
Sein Blick machte ihr Angst. Es bedrückte sie, zu erleben, dass ein Fremder sie so schnell hatte durchschauen können.
„Wer weiß alles davon?“, fragte er.
Diesmal sah er dabei deutlich ernster zu ihr.
„N-nur meine beiden Schwestern und ein Freund.“, stotterte sie.
„Hab keine Angst. Ich werde es schon keinem erzählen.“
Seine Stimme klang sanft. Die Angst in ihr wurde weniger, aber ganz ruhig wurde sie noch nicht. Er musste unglaublich stark sein, das hatte sie spüren können. Und vermutlich war dieser kurze Augenblick bloß ein Vorgeschmack auf das wahre Ausmaß seiner Kräfte.
„Gib mir deine Hand.“
Ohne zu zögern gab sie sie ihm. Er platzierte seine eigene Hand wenige
Zentimeter unter ihrer. Sie glaubte zwischen ihren Händen etwas spüren zu können, doch als sie hinsah, war da nichts.Es fühlte sich an, als würde eine Art Druck versuchen, ihre Hand wegzudrücken. Als sie nicht nachgab, spürte sie noch einmal dieses unglaubliche Gefühl durch ihren Körper fließen. „Während ich das tue, teilen wir uns für diese Weile unsere Kräfte. Ein Mensch würde auf der Stelle zurückweichen. Man kann es als eine Art Schutzreflex bezeichnen, denn wir schalten kurzweilig ihren freien Willen aus, wenn wir sie dieser Energie zu lange aussetzen.“
Es klang so unglaublich selbstverständlich, als er ihr etwas derartig
Außergewöhnliches erzählte. Ob er solche Dinge immer so… normal
behandelte? Sie hatte sich nie großartig Gedanken darüber gemacht, dass sie nicht die einzige ihrer Art sein konnte. Eigentlich war es nur selbstverständlich, dass es auch andere gab, und trotzdem war es eigenartig, auf jemanden wie ihn zu treffen.
„Jetzt du.“, sprach er schief lächelnd. Etwas in seiner Stimme klang, als würde er versuchen, sie zu necken.
„Ich kann das nicht.“, sagte sie und sah dabei erneut nach unten.
„Es ist halb so schwer. Versuch deine Energie auf diesen einen Punkt zwischen unseren Händen zu fokussieren. Der Rest ergibt sich von selbst.“, fügte er locker hinzu.
Sie konzentrierte sich. Es dauerte einige Versuche, doch dann kam es, dieses wunderbare Gefühl, das sich in ihrem Körper ausbreitete. Merkwürdig, dachte sie, denn es fühlte sich anders an, als wenn er es tat. Naja, vermutlich war das normal.
„Wow.“, platzte aus ihr heraus, obwohl es für ihn nichts Besonderes zu sein schien.
„Nicht schlecht. Du konntest es ganz schön lang aufrechterhalten, vor allem für das erste Mal.“
Sie strahlte innerlich, dabei war sie sich nicht einmal ganz sicher, warum.
„Danke...“, murmelte sie, „Entschuldigst du mich?“
Sie brauchte etwas Ruhe, so aufregend es auch war. Die Tatsache, dass sie tatsächlich auf jemanden traf, der dem Mann aus ihren Träumen so unglaublich ähnlich war und dann verfügte er scheinbar über noch mehr Macht als sie. Kein Wunder, dass die Leute ihm aus dem Weg gingen. Von außen fühlte es sich an, als wäre er von einer dunklen Aura umgeben. Sein langes, pechschwarzes
Haar, die blasse Haut und seine dunklen Augen vermochten dies nicht gerade zu verleugnen. Eigenartig eigentlich, denn als Lucy ihm durch den Austausch ihrer Energien so nahe war, vernahm sie nichts als helles Licht, hätte sie seine Energie beschreiben sollen.


Das Mädchen lief zum Wasser. Etwas abgelegen lag ein kleiner Bootssteg, an dessen Ende sie sich setzte. Es war fast windstill und das Wasser tief schwarz. Die Stille beruhigte und beängstigte sie zugleich. Als sie dachte, etwas gehört zu haben, riss sie die Beine aus dem kalten Wasser und richtete sich auf. Jemand schien ihr gefolgt zu sein und stand nun keinen Meter von ihr entfernt. Aufgrund der hässlichen Narbe, die aus seiner unreinen Haut unter seinem
linken Auge hervorstach war es nicht schwer zu erkennen, wer da vor ihr
stand. René Nickel, der Abschaum der Schule, wenn man nicht gerade auf
wandelnde Krankheitserreger scharf war.
„Hey, wen haben wir denn hier?“, fragte er und ging weiter auf sie zu. Er
konnte kaum aufrecht stehen und kam ihr eindeutig zu nahe, also wich sie ein Stück zurück.
„Sei doch nicht so schüchtern, mach dich locker.“
Ein hässliches Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus und die Art wie er sprach widerte sie einfach nur an.
Seine Hände streiften langsam ihr Becken entlang nach oben.
„Lass mich in Ruhe, Nickel!“, sagte sie gereizt und versuchte ihn dort zu
treten, wo es wehtat. Dabei verlor sie den halt und landete im Wasser. Es war noch deutlich kälter, als sie vorhin gespürt hatte, sodass sie sich erst nur schwer über Wasser halten konnte. Plötzlich vernahm sie ein weiteres
Plätschern, aber der Betrunkene stand noch dort, wo sie ihn aus den Augen verloren hatte. Jemand packte sie und hob sie aus dem Wasser. Er war warm. Ein schönes Gefühl, dachte sie, als müsse sie sich keine Sorgen mehr machen. Dann sah sie noch immer am ganzen Leibe zitternd zu ihrem Retter auf. Ein Paar dunkle Augen sahen sie besorgt, aber auch auf irgendeine Weise unheimlich an. War er...wütend?
„Hey, ist ja gut.“, sagte er und strich ihr dabei sanft einige Strähnen aus dem Gesicht.
„Ich bring dich wohl besser mal nach oben, sonst holst du dir noch was weg.“
Sie war noch immer etwas geschockt von der Situation mit dem Unbekannten und der Kälte, also fiel es ihr schwer, zu reagieren. Sie wollte nicht fort von hier...oder besser gesagt...von ihm.
Er versuchte sie noch eine kurze Weile zu beruhigen, bis er sie schließlich zu sich nahm und vorsichtig durch ihr Haar strich.
„Süße, wenn du nicht gehst, dann trage ich dich, wenn es sein muss.“, sagte er ernst, aber mit einem hinreißendem Lächeln im Gesicht.
„Na komm.“






Sanft strich er mit seiner Hand über ihr Gesicht. Sie erstarrte nahezu und ihre Augen weiteten sich. Ihr Leib bebte nur noch, ihr Puls begann zu rasen. Es muss schon unglaublich spät gewesen sein, aber die Zeit war ihr nun egal. Der Augenblick, als ihre Blicke sich trafen, schien für die Unendlichkeit anzuhalten. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich versunken, wie an Ketten gebunden, bis Sam die Gelegenheit erfasste und einen Schritt auf sie zu machte. Er nahm ihre Hände, als würden sie zerbrechen, würde er sie nicht vorsichtig genug berühren. Der Mond strahlte durch das Fenster und betonte die blasse, reine
Haut des Mädchens. Ihr Haar schimmerte golden durch das helle Licht, in dem Sam, so hilflos er sich zum derzeitigen Augenblick auch fühlte, wirkte wie der schwarze Engel, für den ihn alle hielten. Anmutig näherte er sich ihr ein weiteres Stück und wartete darauf, dass sie es ihm gleich tat. Wieder glitt seine Hand über ihre glühenden Wangen und wieder begann sie innerlich zu beben, als ihre Lippen sich trafen. Seine Augen begannen hell aufzuleuchten, als er nun wieder den schüchternen, ängstlichen Ausdruck in ihrem Gesicht betrachtete. Das Mädchen schien beinahe gefangen in seiner Haltung. Denn so sehr es ihr gefiel, so groß war auch die Angst, erneut verletzt zu werden. Er zog sie noch einmal fest an sich, als ihre Augen versuchten, zum Boden zu sehen.




Nacht 2

Lucy genoss die Stille, die sie umgab. Hier, auf den Dächern, war sie allein, konnte sich zurückziehen, wenn sie Zeit zum Nachdenken brauchte. Und die brauchte sie gerade sehr. Was ist gestern Nacht bloß passiert? Ihre letzte Erinnerung war, dass sie ins Wasser fiel. Es war sehr kalt und ihre Knochen gaben immer weiter nach. Demnach hätte sie ertrinken müssen. Tat sie aber nicht. Wie konnte es denn überhaupt dazu kommen? Ihre Kräfte hatten sie schon öfter verlassen, aber niemals so plötzlich, für gewöhnlich wurden sie zeitweilig immer weniger. Vermutlich war es einfach zu viel gestern, zu viel Krach, die Menschenmengen, so musste es gewesen sein. Allgemein waren die letzten Tage sehr anstrengend für sie. Es fiel ihr nicht schwer, ihre Gefühle vor anderen zu verbergen, aber in letzter Zeit machte sie sich auch eher darüber Gedanken, was ihre Gefühle eigentlich waren. An einigen Tagen überlegte sie, ob sie überhaupt noch dazu fähig war, zu fühlen. Sicher konnte sie noch lachen oder Mitleid empfinden, aber es fühlte sich...verblasst an. Nun, mit Ausnahme zweier Gefühle. Zum einen war da diese unbändige Wut, die sich immer häufiger in ihrem Inneren ausbreitete. Zum anderen das Gefühl unglaublicher
Begierde. Dabei wusste sie nicht einmal was es war, nachdem sich ihr Körper so sehr sehnte. Letzteres spürte sie erst seit Kurzem in solch einem Ausmaß. Um genau zu sein, seit sie auch des Nachts von Sam träumte. Eins war ihr klar, sie musste etwas dagegen unternehmen.
Wieder saß sie da, hilflos und erschüttert zusammen gehockt auf den kalten Ziegeln des alten Gebäudes, während sie mit ihren Fingern langsam über ihren Unterarm strich. Ihre Augen versanken nahezu in dieser Bewegung. Oder in dem Drang, dem sie nach so langer Zeit endlich nachgeben wollte. Er brauchte nicht bei ihr zu sein, um zu sehen was sie tat. Nun ja, rein theoretisch brauchte er dazu nicht einmal seine Gabe zu benutzen, denn der Geruch ihres Blutes war zu exotisch, als dass er ihn hätte verwechseln oder gar übersehen können. Es war keine große Menge Blut, also musste er seine Deckung nicht fallen lassen, so sehr er es auch wollte. Es würde ihr ohnehin Unbehagen bereiten, würde sie wissen, was er wusste. Oder was er sah.
„So ein Mist!“, fluchte Lucy, als ihr bewusst wurde, dass sie Sam versprochen hatte, einigen alten Unterrichtsstoff mit ihm durchzugehen. Nun ja, was hieß versprochen, die Lehrerin oder Professorin, wie sie sich so gern nennt, hatte sie mehr oder weniger dazu gezwungen. Sie eilte zur Zimmertür neben ihnen und klopfte wie wild an der Tür, um nach Sam zu fragen. Als keine auf ihr Klopfen reagierte, konzentrierte sie sich auf das Türschloss, um es mit eigener Kraft zu öffnen. Kein Wunder, dass sie keiner gehört hatte, bei der Lautstärke der Musik. Musik, die ihr nicht unbekannt war...aber gut. Da erstarrten ihre Gedanken auch schon, denn Sam stand mit einem Mal direkt vor ihr.
„Hey.“, bemerkte er mit einem unglaublich verführerischen Lächeln.
„S-Sam. Tut mir leid, ich hab's total verschlafen.“, stotterte sie und Hitze
durchströmte sie, also zog sie sich die Ärmel ihres Shirts hoch. Gott, wie
peinlich. Sie spürte an ihren Wangen, wie sie knall rot anlief und bemerkte erst jetzt, dass sie gerade etwas ziemlich blödes getan hatte. Sofort zog sie den Ärmel ihres linken Armes wieder runter. Zu spät, denn er packte ihr Handgelenk und sah von den dunkel roten Spuren fürsorglich in ihre Augen. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten und sah zu Boden.
„Bist du eigentlich wahnsinnig? Du kannst doch nicht dein eigenes Blut
trinken.“
Lucy fühlte sich gar nicht gut, vor allem nicht, weil sie ihm nicht einmal sagen konnte, was genau passiert war. Sie wollte sich verteidigen, doch schon begann er weiter zu sprechen: „Ach Süße.“
Er nahm sie in beide Arme. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, dass etwas
falsch gemacht hatte und dazu aufgemuntert werden sollte, es erneut zu
versuchen. Woher wusste er, was passiert war? Und warum lag schon wieder diese Selbstverständlichkeit darin, als wäre es vollkommen normal, etwas Derartiges zu tun. Dieses Lächeln würde sie eines Tages noch vollkommen um den Verstand bringen, das stand fest.
„Tust du so etwas öfter?“, fragte er nun wieder ernster.
Sie schüttelte langsam den Kopf.
„Es tut mir leid, ich...“, sie knurrte leicht, „Ich konnte es nicht länger
zurückhalten. Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist in letzter Zeit.
Manchmal habe ich das Gefühl, völlig durchzudrehen, wenn ich nicht endlich zur Ruhe komme.“
Warum hatte sie ihm gerade davon bloß erzählt? Sie fühlte sich schäbig, wollte nicht auch noch sein Mitleid.
„Entschuldige, für gewöhnlich ist es nicht meine Art, darüber zu sprechen.
Aber...was sollte denn passieren und woher wusstest du so genau-“
Mit den Fingern brachte er sie zum Schweigen.
„Weil ich es riechen konnte. Nur weil Menschen es nicht bemerken, heißt das nicht, dass es bei uns genauso ist oder?“, sprach er in einem sanften Ton. Sie war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Schließlich war er beinahe ZU perfekt. Dennoch beschloss sie schließlich, sich ihm zu öffnen, denn etwas an ihm beruhigte sie ungemein. Ein schönes Gefühl.

Ein greller Schrei ertönte, es war nicht schwierig zu erkennen, von wo er
ausging.
„Lissa, ich muss zu ihr!“
Sie spürte die Beängstigung, die in ihrer Schwester herrschte, und stürmte mit einem Satz aus dem Raum.
Eine ihrer besonderen Eigenschaften war es, die Stimmungen Anderer heraus zu hören und mit zu fühlen.
Was konnte es bloß sein, dass sie so zu erschüttern vermochte? Schließlich erreichte sie den Raum.
„Lissa, was ist los?“
Doch eine Antwort war nicht weiter nötig, denn auf der Stelle vernahm sie
einen Geruch, DIESEN Geruch, und blickte in die Ecke des Schrankes, vor dem ihre Schwester reglos, wie in Trance verfallen, stand. Sie beugte sich über die Kreatur oder besser gesagt, das, was von jener übrig war, in diesem Prozess des Verfalls, und wusste sofort wie sie diesen Zustand erreichte, schließlich erging es ihr beinahe genauso, vor fast einem Jahr.
„Ruf Viktor, Liss. Es ist einer seiner Leute, das steht unter seiner
Verantwortung.“
Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben, so angewidert von diesem Anblick, von jenen, die solche Qualen über ihn hatten ergehen lassen und nicht zuletzt demjenigen, weshalb er sich überhaupt darauf eingelassen hatte, jenes zu erldulden. Aber weshalb positionierten sie ihn gerade hier, in diesem Zimmer, alles bloß Zufall oder war es doch vom Orden geplant...
„Was ist das, Lucy, was ist hier passiert?“
Sie schniefte beim Sprechen, ihre Augen noch rot, als sie ihre Schwester
umschlang.
„Ich halte das einfach nicht mehr aus, wieso können sie es nicht lassen,
weshalb passieren hier immer wieder solche Dinge?“
Sie drückte sich noch fester an sie.
„Das ist Diego...zumindest das, was von ihm noch übrig ist...Du weißt noch, mit was sie uns erpressen wollten, letztes Jahr? Das geschieht, wenn man dem zu lange ausgesetzt ist. Die Qualen werden immer unerträglicher, bis der Körper einen am Ende befreit.“
Wieder begann sie zu schluchzen, ihre Hände bohrten sich in Lucys Rücken. Sie wollte fort, weit weg von ihr, wo die Nächte warm sind, weg von all den Vorfällen, die immer häufiger geschahen.
Lucy versuchte sie allmählich zu beruhigen, strich ihr vorsichtig über den Kopf, doch sie wusste, dass Viktor jeden Augenblick auftauchen und sie somit wieder aufbringen würde. Er war nie ein Mensch für so etwas, nicht in den zwei Jahren, die sie ihn mittlerweile kannte. Er hatte etwas an sich, das die Menschen in Aufruhr versetzte, allein durch seine Anwesenheit.
Sam kam dazu, er musste etwas gemerkt haben. Er wollte sie beruhigen, ihre Wut besänftigen, so schmiegte er seine Hände von hinten sanft über ihre Hüften an ihren Bauch heran, sein Gesicht an ihrem. Er schien zu wissen, was hier vor sich ging. Wie konnte jemand in solch einer Situation nur so viel Ruhe geben?
„Was ist los?“
Viktor erschien und unterbrach die Ruhe. Sein Tonfall klang gleichgültig, doch plötzlich schien wahnsinnige Wut in ihm auf zu lodern.
„Was willst DU hier?“
Mit gezürntem Blick sah er zu Sam, er schien bereit, ihn auf der Stelle
anzugreifen, dieser erwiderte seine Anspielung jedoch nicht und blickte
gelassen zu ihm auf, während er noch immer Lucy in seinen Armen hielt.
Dies erschien Viktor in noch größeren Zorn zu versetzen. Er zückte ein Messer.
Es sah eigenartig aus, wie ein Gemisch aus Keramik und etwas Festerem, nur dass es zu flach war, um tatsächlich aus Keramik zu bestehen.
„Was willst du hier? Finger weg von meinen Töchtern oder du bist tot, ehe sie sich darüber bewusst sein werden.“
Lucy nahm seine Hand, presste ihre Finger so sehr in die seinen, dass sich
dunkle Spuren in seiner Haut auftaten. Wieder brannte solch eine Wut in ihr, während ihre von Zorn erfüllten Augen ihn an funkelten.
„Nimm deinen Anhänger und verschwinde, sonst werde ich-“
„Du wirst was? Meinst du, du kannst deinen eigenen Vater töten, und das vor den Augen deiner Schwester? Das denke ich weniger, Liebes.“
Er klang amüsiert von der Vorstellung, dennoch wusste Lucy, dass er
unglaubliche Angst vor ihr hatte, aber das hatte auch seine Gründe.
„Ich bin nicht dein Liebes und nein, denn ich bin nicht so wie ihr, also
verschwinde, und nimm deinen Gefährten mit, oder ich rufe die Garde.“
Nun wusste auch er nicht weiter, damit hatte er nicht gerechnet. Er verzog das Gesicht, kümmerte sich um Diegos Körper und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
Lissa spürte, - wie auch all die anderen - dass etwas an Sam nicht normal war. Es machte ihr Angst, in dieser Situation von ihm umgeben zu sein, so sehr sie ihn vorher auch begehrte.
„Magst du noch bleiben?“
Lucys Augen wirkten groß und ängstlich, sie schien nach etwas zu suchen,
während sie in die seinen sah. Er nickte kurz zustimmend, Sorge war in seinem Ausdruck, und sie legten sich auf das in der linken Ecke stehende Bett des kleinen, schwach beleuchteten Zimmers. Lissa tat es ihnen gleich, gegenüber von ihnen, starrte noch eine Weile an die Decke und schlief recht schnell wieder ein.

Lucy krallte sich leicht an Sam. Sie hatte Angst. Da waren zu viele Gedanken, die ihren Geist durchstreiften. Was der Orden mit Diego getan hatte, musste irgendeinen tieferen Grund haben, aber welchen und warum gerade jetzt? Und wie sollte es weiter gehen? Was hatte es mit Sam auf sich, warum wirkte ihr angeblicher Erzeuger so gereizt auf ihn? Dennoch schien Viktor etwas zurückzuhalten, er hätte doch sonst nie gezögert... Was momentan mit ihren Kräften los war...einmal verlief alles wunderbar, im nächsten Moment konnte sie keinen Funken Energie in sich spüren und im wiederum nächsten spürte sie eine gewaltige Kraft von sich ausgehen, die sich nicht unter Kontrolle hatte...schon seit einigen Wochen verunsicherte sie diese Tatsache. Und dann kam auch noch Sam dazwischen, so wunderbar wie er war, aber er wusste scheinbar so vieles über unsere Art, zu vieles, so schnell wie er erkannte, dass sie eine von ihnen war...Schließlich verfiel auch sie endlich in den Schlaf.
Zuletzt geändert: 30.09.2012 18:29:18



Von:   abgemeldet 09.10.2012 14:16
Betreff: Engelsblut [Antworten]
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>Wusste nicht so genau in welche Kategorie damit, also schreibt mir bitte wohin, wenn ich hier falsch bin :>
 
Im Diskussionsforum dürfte das definitiv falsch sein (Stell dir vor, das machen alle User hier mit ihren Texten, dann könntest du hier dicht machen ^^).
Melde dich in einem Kommentarzirkel an und poste es da, oder mach eine Kurz-FF draus. Oder packe es in deinen Weblog.
 
Das wären so meine Vorschläge.
If life gives you melons
you may have dyslexia.





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