Als sie zu Hause im Bett lag, dachte sie über den Mann nach, den sie heute beobachtet hatte: Der geschniegelte Geschäftsmann, der friedliche Kinderfreund, der Sportfreak und schließlich das Monster. Irgendetwas passte dabei absolut nicht zusammen.
... danach folgten die Sehnen und Muskeln bis Nic einen blanken Schädel vor sich hatte, aus dessen Augenhöhlen es violett glomm. Ein grinsendes Skelett in einem tiefschwarzen Umhang. Der Sensenmann.
Ich wollte es nicht wahrhaben. Wollte das Messer, das tief in seinem Rücken steckte nicht sehen. Wollte diese rote Flüssigkeit nicht sehen. Nicht verstehen, was offensichtlich war. Wollte nicht einsehen, dass ich an seinem Handgelenk nichts fühlte…
Der Mann drückte ihr einen harten Kuss auf die Lippen, zwang sie ihren Mund zu öffnen. Sie konnte seine spitzen Zähne spüren und hatte sich die Zunge daran geschnitten. Er löste den Kuss, lachte munter und leckte ihr das Blut von den Lippen.
Sie hatte lange nachgedacht, sehr lange.
Nun lief das junge Mädchen in einem samtenen lilanen Kleid den Hügel zum Dorf hinunter.
Borsara lag unter ihr, ein kleines hübsches Dorf, viele Dächer der Häuser waren noch mit Stroh bedeckt und standen in der frühen Mittagssonne.
Und er sagte nichts, denn in diesem Augenblick beugte sich mein Bruder vor und gab mir einen langen, leidenschaftlichen und innigen Kuss, der mir den Atem raubte.