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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Eine neue Königin

Kapitel 17 – Eine neue Königin

 

Nachdem Froschlippe fort gegangen war hatte ich Silki darum gebeten mich über alle Angelegenheiten, die mich als Königin betrafen zu informieren. Die Bittgesuche der Bürger bedarf der meisten Zeit, gefolgt von der Überlegung die bestehende Struktur oder Gesetze zum Positiven zu verändern. Schon in der ersten Woche hatte ich viel erfahren. Den ersten Schritt den ich nach meiner Entscheidung zum Wandel getan hatte war der Schwerste. Beim Frühstück hatte ich Helmut darum gebeten mir von den Kobolden zu erzählen.

 

So erfuhr ich wann und weshalb Kobolde in den Berg getrieben wurden. Vor vierhundertfünfzig Jahren hatten Groblins über der Erde gelebt, nahe der Menschen. Doch gab es kulturelle Probleme. Die Menschen waren allem was anders aussah skeptisch gegenüber, die Groblins waren bei Kontakt wenig zurückhaltend. Bei Groblins ist es wichtig Stärke zu zeigen, gerne beschimpften sie sich gegenseitig, drohen mit Prügel oder maßen sich in ihrer Stärke. So glaubten die Menschen das es unzivilisierte Wilde waren, die ihnen selbst feindselig gesinnt waren, weil sie nicht verstanden hatten, das Groblins Dinge die sie sagten nicht immer so meinten oder grundsätzlich vermieden sich sensibel zu zeigen. Die Stärke eines Groblin war alles. Schwäche und Sensibilität ist unter den Groblins verpönt. Fressen oder gefressen werden, das war die Devise. Was nicht bedeutete das sie kein Mitgefühl für andere Groblins oder keine Liebe empfinden können, doch das wird nicht so gezeigt wie unter Menschen. Ein Kobold würde der Kobolddame keine Blumen schenken oder Schmuck. Er zeigte seine Zuneigung indem er sie beschützte, ihr Lieblingsessen heranbrachte, ihr ein Haus baute wie sie es sich wünschte und ihr so viel Kinder zeugte wie sie wollte. Er zeigte es im täglichen Alltag in vielen kleinen Dingen, ebenso umgekehrt. Jedoch nicht in Form von Liebesschwüren, Briefen, Blumen oder was es sonst noch unter den Menschen gab.

Ebenso gab es verschiedene Königreiche, welche in anderen Bergen zurückgedrängt worden waren. Jedoch gab es nur mit den wenigsten Kontakt. Es gab Tunnel die zu anderen Reichen führte und so manch einer zog in ein anderes Reich oder zogen hierher. Neben der Stadt gab es weiter in der Tiefe noch kleine abgelegene Häuser oder sehr kleine Dörfer welche abgeschieden lebten. Die Groblins sprachen die selbe Sprache wie die Menschen, jedoch schrieben sie mit anderen Zeichen.

 

Ausgiebig hatte Helmut mich in die Welt der Groblins eingeführt und nachdem ich in meinem Schlafgemach in Ruhe darüber nachdenken konnte begriff ich Froschlippes Verhalten etwas besser. Das änderte jedoch nichts daran das der Umgang mit ihm alles andere als leicht war. Nun verstand ich besser weshalb, doch manchmal wurde er plötzlich so wütend und ungehalten oder reagierte so unsensibel, das ich mich verletzt fühlte. Ein langer Weg lag uns noch bevor. Es sei denn ich würde tatsächlich zu meinem Vater zurück kehren können.

Nun saß ich hier im Thronsaal und hörte mir die Bittgesuche an. Ein Bittgesuch erregte besonders meine Aufmerksamkeit, denn es war Tambelina.

„Was bringt dich zu mir“, fragte Helmut.

„Ich möchte darum bitten mehr Heiler ausbilden zu lassen. Wir sind zu wenige und kommen oft zu spät oder gar nicht zu den Kranken, weshalb mehr Groblins dahinscheiden obwohl es nicht sein müsste. Auch können sich einige keinen Heiler leisten und man nimmt den Tod eines Familienmitglieds in Kauf. Es muss möglich sein jeden Groblin behandeln zu können unabhängig seines Standes. Bei der letzten Erkältungswelle haben wir viele verloren.“

„Unsere Anzahl bleibt über längere Zeit gesehen gleich“, antwortete Hannelore.

„Aber auch nicht mehr, meine Königin. Oft wäre es zu verhindern gewesen, weil die Krankheit nicht unheilbar ist. Teilweise sterben uns junge starke Groblins weg.“

„Dann können sie so stark nicht gewesen sein“, krähte Hannelore.

Ich wusste selbst nicht genau wie es bei uns verlief. Von den Siechenhäusern hatte ich was gehört oder auch Seuchenhospitalen. Dort wurden die Kranken von den Gesunden isoliert um stark grassierende Krankheiten am ausbreiten zu verhindern und die Kranken heilen zu können. Das galt überwiegend für schwere, oft tödliche Krankheiten, doch musste es doch eine Möglichkeit geben Kranke grundsätzlich gut versorgen zu können. Und ich verstand nicht das es kein Ziel für meine Schwiegermutter war die Anzahl der Groblins zu erhöhen. Mag sein das ich es als Mensch nicht verstand, jedoch erinnerte ich mich das es bei uns immer Ziel war Städte zu erweitern, Handel zu treiben, die Lebensverhältnisse allgemein zu verbessern. Hatte das nicht nur Vorteile? Bei Vorstellung das unschuldige Bürger unnötig sterben mussten grauste es mich. Ich wusste nicht was Froschlippe tun würde, wie er die Sache sehen würde. Doch wenn ich mein Leben hier fristen musste, wollte ich diesem Reich meinen Siegel draufdrücken.

Stärke ist alles.

„Ich verspreche dir Tambelina das ich ein Haus für Kranke errichten werde um eine bessere Versorgung zu gewährleisten“, sagte ich gerade heraus und blickte Tambelina offen an.

Diese blickte mich geschockt an, ebenso die anderen Anwesenden, vor allem meine Schwiegereltern.

„Wie kannst du es wagen dich in unsere Angelegenheiten einzumischen?“, knurrte Hannelore und spießte mich geradezu mit ihrem Blick auf.

„Nun meine Liebe, sie ist die Königin.“

„PA! EINE KÖNIGIN DIE SICH NICHT FÜR IHR VOLK INTERESSIERT. EIN JAHR LANG LÄSST SIE ES SICH WIE EINE FETTE MADE GUT GEHEN, ZEIGT UNS DAS SIE WAS BESSERES IST UND JETZT MISCHT SIE SICH EIN?“

Stärke ist alles.

„Wie kannst du, die du unschuldige Bürger sterben lässt davon reden das ich kein Interesse hätte?“, teilte ich in einem eisigen, ruhigen Ton mit.

Innerlich klopfte mein Herz mir bis zum Hals und ich spürte wie meine Hände feucht wurden, doch versuchte ich nicht aus meiner Rolle zu fallen. Schon bei meinem Vater hatte ich mich manchmal gerne auf den Thron gesetzt und Befehle erteilt wenn es mir wichtig war.

„DU BIST DIE GATTIN MEINES SOHNES, DEINE AUFGABE IST ES IHM KINDER ZU SCHENKEN, MEHR NICHT!“

Öffentlich so reduziert zu werden auf das was sich zwischen meine Beine befand ließ eine Wut in mir aufsteigen, die ich noch nie gespürt hatte. Schon lange demütigte diese Groblinfrau mich, ließ keinen Tag oder Gelegenheit aus mich zu verletzen oder sich über mich zu stellen.

Ruckartig stand ich auf, war in wenigen schnellen Schritten vor ihr, baute mich auf und blickte mit gerecktem Kinn ihr entgegen.

Stärke ist alles.

„ICH BIN DIE KÖNIGIN UND ICH ENTSCHEIDE DAS KEINER MEINER BÜRGER STERBEN MUSS, WENN ES ZU VERHINDERN IST! DU BIST KÖNIGINMUTTER UND EIN ERSATZ DAMIT ICH MICH EINLEBEN KONNTE, DOCH JETZT IST DEINE ZEIT VORBEI“, spuckte ich ihr entgegen.

Der Schreck war in ihr Gesicht hinein gebrannt, wie unter Schock stehend zuckte sie nicht einmal mehr mit der Wimper.

Man spürte die elektrisierte Stimmung im Raum. Es war so still das man ein Blatt hätte fallen hören können. Anspannung lag in der Luft und ich war mir sicher das viele Groblins die Luft anhielten.

„Runter von meinem Thron“, sagte ich bedrohlich, sah zwar noch immer zu Hannelore, meinte aber Helmut. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah ihn auffordernd an. Helmut sah mich voller Überraschung an, doch sah ich auch Stolz in seinen Augen. Ein zartes kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, welches aber so schnell wieder verschwunden war, das ich mir nicht sicher war ob ich es wirklich gesehen hatte.

„Helmut“, fiepste Hannelore so verletzlich, so unsicher wie ich sie noch nie gesehen hatte, als er sich tatsächlich von dem großen, mittigen Thron erhob, seine Krone abnahm und ihn auf der äußeren Armlehne des rechten Thrones, auf dem ich noch eben gesessen hatte, ablegte.

„Hannelore, unsere Zeit ist vorbei. Die Kinder haben nun die Last auf ihren Schultern.“

„Das geht nicht, sie wird alles kaputt machen“, quietschte sie und ich konnte die Tränen in ihren Augen sehen, welche sie bemüht war zurückzuhalten.

„Das werde ich nicht. Ich weiß das ich im letzten Jahr viel falsch gemacht habe und ich werde mich ab jetzt bemühen mich besser einzufinden und eure Geschichte und Lebensweise zu lernen. Und ich bitte euch zwei mir dabei zu helfen. Ihr sollt meine Berater sein, denn als Außenseiterin, die ich nun mal bin, benötige ich Hilfe um Entscheidungen zu treffen um im Sinne der Groblins zu handeln.“

„Ich nehme gerne an“, sagte Helmut und legte anerkennend eine Hand auf meine Schulter.

In Hannelores Gesicht spiegelten sich unzählige Emotionen, sie wechselten so schnell das sie kaum zu erkennen waren. Mir war es unwohl sie als meine Beraterin zu haben, doch um des Friedens willen und um keinen Streit mit Froschlippe zu riskieren würde ich damit leben müssen. Und ein kleiner Teil in mir hoffte das es sie mit der Zeit für mich erwärmen würde.

Sie sah Helmut an, wie ich es noch nie gesehen hatte und atmete schwer aus. Allein in diesem Schnaufen war die Angst spürbar. Mit zittrigen Fingern nahm sie ihren Horn, ihre Krone vom Kopf und legte sie auf die äußere Armlehne des linken Thrones, der ohnehin immer ihrer gewesen war. Doch jetzt war er nicht mehr wie vorher. Es war alles so aufwühlend und Nerven zerreißend, das ich ebenso Tränen zurückhalten musste. Die Angst die Hannelore im Bann hatte, nahm nun auch mich in den Bann als ich realisierte was ich getan hatte. Ich blickte auf den großen Thron, dahinter das riesige, zähnefletschende Groblingesicht in die Steinwand gemeißelt. Wieder fühlte ich mich wie bei der Hochzeit. Mit jedem Schritt auf den Thron zu, fühlte ich mich als würde man mich dem feuerspeienden Drachen vorwerfen. Doch ein Teil von mir und er war gar nicht so klein, dachte sich: Reite den Drachen.



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