Osaka, 21. Dezember
Dear Schokokuchen,
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Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!
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Es ist schon wieder was passiert. Also nichts Schlimmes! Aber… Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll!
Ich war heute bei Tsu-chan im Wohnheim. Sie hatten da eine Veranstaltung für alle Schüler, die über Weihnachten nicht nach Hause zu ihren Familien fahren. Tsu-chans Eltern wohnen auch ein Stückchen weiter weg und er meinte, dass er über die Ferien hier bleibt. Also hat er mich gefragt, ob ich denn nicht auch kommen mag. Vieles war von den Schülern selbst organisiert.
In der Küche haben sie Quarkbällchen mit Rum gemacht! Und anderes Gebäck! Gehört halt zu Weihnachten dazu. Da haben wir erst mitgeholfen. Das war voll lustig. Wir haben andauernd mehr Rum in den Teig getan, als eigentlich im Rezept stand. Bis wir aufgeflogen sind. Hat wohl doch zu sehr nach Alkohol geschmeckt und da konnte auch der Puderzucker nichts mehr retten! Also ich fand die gut!
Im Gemeinschaftsraum liefen die ganze Zeit Weihnachtsfilme. Dort saßen eher die jüngeren Schüler. Einige fahren erst in den nächsten Tagen nach Hause oder werden abgeholt. Die Filme - das sind immer so Weihnachtskatastrophenfilme. Und am Ende wird alles gut! Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wir haben das nebenbei halt mitbekommen. Hintergrundgedudel. Tsu-chan und ich haben uns lieber zu der Bastelgruppe gesetzt. Aber beim Origami haben wir voll versagt! Da hat alles immer nicht so gepasst, wie es soll. Aber die eine Betreuerin hat voll die coolen Glaskugeln gemacht. Und Gläser mit Winterlandschaften drin! Übel genial! Aber dafür hab ich keine Geduld!
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Ja, Schokolein! Ich weiß, ich lenke ab! Darum geht es hier gar nicht! Eigentlich geht es um Tsu-chan!
Um den Räuchermännchenduft zu entfliehen sind wir noch ein bisschen rausgegangen und haben uns die Beine vertreten, über dies und das gelabert. Dann auch, was wir nächstes Jahr machen wollen. Und da haut Tsu-chan raus, dass er nach Tokio an die Uni gehen will! Weiß der denn nicht, wie weit weg Tokio ist?! Weit weg nämlich! Das kann der doch nicht einfach machen! Wenn wir auf die Uni gehen, dann sehen wir uns eh schon nicht mehr so oft wie jetzt und dann sagt er, dass er gleich ganz weit wegwill! Ja, das war wie ein Schlag in die Fresse, Schokolein! Ich will heulen! Tsu-chan darf nicht weggehen!
Ehe wir uns versehen haben waren wir in Namba. Ich kam mir echt vor wie in so ‘nem doofen Anime! Weißt du, da saßen wir nun also zwischen all den geschmückten und leuchtenden Bäumen und der restlichen Weihnachtsdeko in der Nähe der Station, frierend wohl bemerkt. Rote Bäckchen, rote Nasen, unsere Hände wärmend an jeweils einer Dose Milchkaffee aus dem Automaten gedrückt. Und da eröffnet mir Tsu-chan: „Ich habe nur wenig Gründe hier zu bleiben!“
Das saß! Ich bin ja wirklich keine Dramaqueen, aber… Klugerweise habe ich dann etwas von Törtchen und Akane-kun gebrabbelt. Im nächsten Moment hat er mich mit seiner Nase gegen die Wange gestupst und da ich so verwirrt war, habe ich mich zu ihm gedreht. Und dann hat er mich auf den Mund geküsst. Einfach so, total kommentarlos, aus dem Nichts! Danach ist er einfach aufgestanden, hat gemeint, wir würden uns morgen sehen und ist gegangen.
Und da saß ich nun! Wie ein hilfloser, kleiner Junge! Ich hab‘ erotische Träume von Ryo-chan! Hab‘ mich von seinem besten Kumpel Kou-chan flachlegen lassen! Und mein bester Freund küsst mich einfach! Darf ich jetzt verwirrt sein? Ich kann das alles nicht einordnen! Was für eine Reaktion wollte Tsu-chan denn von mir? Mein Kopf schwirrt total und mein Herz klopft ganz schnell! Schokolein, hilf mir!
iZA
