Ich frage mich, ob diese Flügel selbst jetzt noch emporsteigen könnten. Nur ein Splitter der Hoffnung. Ich werde sie mir anpassen und weit, weit davonfliegen.
„Kehrschaufel und Besen sind da unten in der Kommode. Fang an, Koichi!“, verteilte er souverän Anweisungen. Da war er Bandleader! Das würde er so nicht durchgehen lassen. Und wenn er bis nachts um 3 hier sitzen und Koichi beim Putzen beaufsichtigen würde.
„Findest du das denn okay? Ich meine, wir wissen ganz genau, daß er es war. Und trotzdem müssen wir ihn wieder laufen lassen. Das kann doch nicht im Sinne des Gesetzgebers sein!“
Ich war fassungslos. Wie konnte man denn so einen wahnsinnig tollen Traumtypen einfach vor die Tür setzen? (Hatte ich schon erwähnt, daß ich total auf lange Ledermäntel abfahre? Ja? Gut.)
„Und du, grins nicht so dämlich!“, fuhr Ira sauer fort, holte aus und gab auch ihm noch einen rüden Rüffel. So war sein Zorn gerecht unter allen aufgeteilt. Zufrieden in sich hinein grinsend verschränkte er die Arme.
Dann verbeugte sie sich vor dem Unbekannten, um ihm Respekt und den Willen zur aufrichtigen Fairness zu signalisieren. Obwohl ihr natürlich nicht entgangen war, daß er eine solche Verbeugung bei seinem ersten Gegner nicht erwidert hatte.
Er lächelte sie nur an. „Kein Problem. Ich heiße übrigens Giang. Damit du weist, wer ich bin, falls wir uns das nächste mal wieder prügeln.“ Anika stellte sich ebenfalls vor. Zögerlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß der Typ nicht nachtragend war.
„Wirt! Noch´n Whisky!“
„Das ist schon dein achter, Kumpel. Musst du das gute Zeug so sinnlos in deine hohle Rübe saufen? Dafür ist der echt zu schade!“, maulte der Kneiper.
„Bist du fertig?“ Koichi lehnte am Kotflügel seines Autos, hatte wartend die Arme verschränkt und wirkte ein wenig genervt, auch wenn er Verständnis für Tsuzuku hatte und deshalb versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
„Billy?“
„Der kleine Fan-Wichser, der dich heute früh hier abgeliefert hat und der dann den ganzen Morgen Alice am Rockzipfel hing. Du hast dich bei ihm scheinbar gründlich ausgeheult, daß du die Band verlassen und berühmt werden willst."
Sagenhafte vier Tage später hielt eine feierliche Delegation Einzug ins Dorf. Die Kirche hatte tatsächlich noch ein letztes Mal ein Inquisitionskommando zusammengestellt und es losgeschickt, den böswilligen Hexer zu richten.
„Na? Hast du bei Acedia nicht gepunktet?“, meinte Superbia, als er in die Küche kam und, ohne Kocco anzusehen, nach dem Kakao-Pulver griff. Die junge Frau schaute etwas sauer auf und sah Superbia noch gehässig den Kakao angrinsen. Er war eben der Hochmut.
Sie legte bedächtig auf und brach dann einmal mehr in Tränen aus. „Haben sie ...???“, wollte ihr Ex-Mann vorsichtig wissen. „Sie haben eine namenlose Kinderleiche ... Wir sollen sie identifizieren kommen.“, hauchte Clarissa wie betäubt.
„Etwas dagegen tun müssen wir erst, wenn Ira es sagt.“, beschloss Acedia kurzerhand und nickte sich selbst bekräftigend zu.
„Ira ist aber gerade nicht da.“
„Eben!“, gab die Todsünde zurück.
„Los, aufstehen, wir sind spät dran.“, hörte er die Stimme seines Gitarristen und wurde zur Bekräftigung auch gleich noch unsanft geschüttelt. [...] „Was gibt es zum Frühstück?“, wollte er leise wissen. „Nichts.“ „Wie, nichts?“