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Schnittwunden...

...alles tut weh...
von

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Kraft

Ich hoffe, du hattest dein Vergnügen, was, so wie du gerade ein weiteres mal in die Küche schlenderst, eigentlich nicht mehr zu übersehen ist!

Freut mich für dich... ehrlich, denn immerhin... hatte ich diesmal auch meinen Spaß... ...diesmal...
 

Es ist schon scheiße, zu spüren was geschehen ist, aber es nicht mehr zu wissen... oder so in etwa.

Ich wusste, und weiß noch immer nicht, wann, warum, wie und wo es passiert ist, aber ich weiß, dass es passiert ist!

Und das... Nein: Es, tut weh...
 

Ich wünschte, das wäre alles nur ein Traum gewesen, ein Albtraum, aus dem man einfach so erwachen könnte, der dann vorbei ist, sobald ich die Augen öffne und nicht dann erst richtig anfängt...
 

~...weckt mich bitte jemand auf lass mich niemands wieder träumen...~
 

Ich stehe langsam auf... zumindest versuche ich es.

Du hast mich wirklich ganz schön rann genommen, noch ein mal, und du hättest mich Ohnmächtig gevögelt!

Aber es war schön... sofern man das so nennen kann...

Und ich hatte, was ich wollte... der Rest, der ist egal... Alles ist ab jetzt... egal...
 

Ich hab es nun endlich geschafft, mich aufzustellen ohne gleich wieder Bekanntschaft mit dem Boden zu machen.

Nur, dass ich mich jetzt hier an der Wand lang tasten muss, beziehungsweise, mich an ihr festhalten muss, pisst mich schon ganz schön an!
 

Ein Blick zum Fenster verrät mir, dass wir es schon Mittag haben müssten...

Auch wenn die Rollos unten sind, so bettelt die Sonne ja schon förmlich um Einlass.
 

Wann war das eigentlich... das letzte mal... das letzte mal, dass ich nüchtern wach geworden bin?
 

~...haltet wach mich Tag und Nacht dass ich nicht meine Welt verpass...~
 

„Kai?!“
 

Scheiße!

Tala darf mich nicht sehen! Niemals! Nicht so!

...nie wieder...
 

Ich höre Schritte... sie bleiben stehen... nur wo?

Irgendwie, ist alles so... so verschwommen, alles verdreht.

...mir ist schlecht!
 

Aber um aufs Klo zu können, müsste ich wieder die Treppen runter... das schaffe ich nicht ohne dabei abzukratzen!

Und das geht nicht! Nicht hier! Nicht jetzt!

...noch nicht...
 

Warum muss auch alles so weh tun?
 

~...zeigt mir Wunder schöne Bilder lenkt mich ab von all dem Schmerz...~
 

Die Schritte... Tala... er geht wieder weiter, oder zurück, auf alle Fälle geht er weg.

Danke...

Was er wohl denkt?

Ob wer sich vielleicht... Nein, das ist absurd, allein schon, das zu denken...

Aber es wäre schön zu wissen, dass es so wäre, würde es stimmen...
 

Ich hab mein Zimmer erreicht und suche mir schnell ein paar Klamotten zusammen, ziehe sie mir über und torkle zu meinen Schreibtisch.

Ob Sie noch... funktioniert?

Haben solche Dinge auch ein... Verfallsdatum?

Ich sehe mir den Gegenstand in meiner Hand noch einmal genaustens an.

Ich würde Sie unter Tausenden wieder erkennen!

Sie ist Einmalig... Sie ist mein... Sie ist dass, was dich erlösen wird...
 

Ob Sie meine Seele reinigen wird, bevor ich dich erlöse?

Eine Seele, die so schwarz ist... so schwach...?

Verdiene ich es überhaupt? Habe ich denn das Recht?

...dich zu erlösen...?
 

~...bindet mich an Eure Seelen dass ich niemals mehr die Welt verlass...~
 

Ich stecke den Gegenstand in meine hintere Hosentasche, versteckt und überdeckt hinter dem Hemd, so hoffe ich zumindest.

Vorsichtshalber schaue ich noch mal in den Spiegel.

Nein, Sie ist nicht zu sehen.
 

Seufzend lasse ich mich auf mein Bett nieder und schaue auf meinen Verband, nehme diesen ab.

Die Wunde scheint langsam zu verheilen, wenn man von der Schorfschicht ausgeht.

Ob ich...
 

Vorsichtig zupfe ich ein wenig an dem Schorf.

Es zieht und zwickt... es tut weh und doch... irgendwie... gut...

Noch einmal ziehe ich daran, diesmal etwas fester, so das ich, von der cirka acht Zentimeter großen Wunde, an die zwei Zentimeter Schorf abziehe.

Und es blutet wieder... so schön... warm...
 

Ich würde Lügen, würde ich behaupten, dass es mich nicht anmacht...

Eine seltsame Erregung... eine Art Befriedigung... sie breitet sich in mir aus und veranlasst mich dazu, auch den Rest Schorf ab zu ziehen.
 

...und mein Blut läuft...
 

Ich sehe den restlichen Schorf, vor lauter Blut, kaum noch, weswegen ich ab und an in das frische und feuchte Fleisch fasse.

Komischerweise, tut es noch nicht einmal weh...
 

Den Rest des getrockneten Blutes unter dem frischen gefunden, ziehe ich auch dieses ab und muss Schmerzlicherweise feststellen, das es sich nicht ohne weiteres lösen lässt, da es fest an meiner Haut hängt.

Ob ich...

Einmal kräftig daran gezogen, durchfährt mich ein Schmerz, der mich so einnimmt, dass es mir noch nicht einmal gelingt zu schreien.
 

~...zieht mir aus die alte Haut lasst nicht zu dass ich verwese...~
 

In Panik suche ich nach Verbandszeug, Pflaster oder etwas ähnlichem...

Aber nichts, in meinem Zimmer habe ich so was nicht!

Mir fällt das alte Shirt auf, welches auch sofort darunter Leiden muss, zerrissen zu werden.

Und es klappt sogar besser, als ich dachte, zumindest, saugt das Hemd das Blut auf und verhindert eventuell auch, das es weiter blutet.
 

Hätte ich doch bloß nicht gezogen, aber... woher sollte ich auch wissen, das ich mir gleich noch einmal, quer übern Arm, die Haut mit abziehe...?

Solch einen Schmerz hatte ich noch nie verspürt, selbst als... Nein, das war doch noch schlimmer...!
 

Und doch... war es einfach nur geil, mein Fleisch sehen zu können, sehen zu können, wie es unter meiner Haut lebt, sich bewegt, sich von meinem Äußeren unterscheidet.
 

Gerade zu verlangend greife ich mit meiner unverletzten Seite zu meiner Hose, öffne sie und tute das, wonach mein aufgekommenes verlangen schon die ganze zeit schreit...

...und nebenbei... denke ich an Ihn... an die Nacht...
 

...die mir gehörte...
 

~...gebt mir Mut geht mir Kraft dass ich heut Nacht die Angst bekriege...~
 

Ein Keuchen unterdrückt erlange ich schließlich den Punkt, an dem sich die weiße, leicht klebrige Flüssigkeit in meiner Hand sammelt.

Auch das Zeug ist so... so warm...

Warum aber fühle ich mich dann so kalt und...leer...?
 

Ich suche gerade nach einem Taschentuch, als ich zusammenschrecke.

Ist das Tala?

Wo ist er?

Hat er mich gesehen?

Oder...

Er scheint mal wieder high zu sein... das sollte ich ausnutzen und mir einen Vorsprung verschaffen.
 

Leise schleiche ich mich die Treppe hinunter, schiele hasch um dich Ecke und sehe Ihn, wie er auf dem Bett liegt und sich vor Lachen nicht mehr einkriegt.

Was hat der genommen? Der ist doch sonst nicht so... gelassen und... entspannt...

Komisch, vielleicht, aber auch nur vielleicht, verdiene ich es doch, ihn zu erlösen, vielleicht ist er dann öfters so... so sorglos...
 

~...schenkt mir Flügel hebt mich auf löset mich von all dem Schmerz...~
 

Ich renne schnell zur Haustür rüber und gehe ebenso schnell hinaus, lasse die Tür ins Schloss zurück fallen... knallen würde es besser treffen...
 

„Kai!“
 

Scheiße!

Nicht doch!

Rückartig drehe ich mich um, stolpere ein paar Schritte zurück und knicke mit dem linken Fuß weg.

Na großartig, das hat mir ja gerade noch gefehlt!
 

Humpelnd husche ich in eine der vielen Seitengassen hier und beobachte von dort aus, wie Tala aus dem Haus stürmt und zur Hauptstraße rennt.
 

Erleichtert Atme ich tief ein und wieder aus.

Ich will dich doch erlösen, aber das geht nicht, wenn du mich findest.
 

Noch immer leicht hinkend, gehe ich durch die verdreckte und schattige Gasse.

Ab und an sehe ich ein paar streunende Katzen und Hunde, auch Ratten haben hier ihr zuhause gefunden.

Man kann sich kaum vorstellen, dass es solche Orte hier gibt, wenn man sich mal die schönen Hauptstraßen anguckt.
 

Vor einem Gullydeckel komme ich schließlich zum stehen.

Das Wasser fließt statt rein, raus.

Es sieht aus, wie der Ursprung, wie eine Quelle... nur ist es hier, die Quelle des Drecks und der Verseuchung...

Kein Wunder, dass so viele Angst vor Krankheiten haben!
 

~...suchet mir den Quell des Lebens das mich nicht die Angst besiegt...~
 

Nach ein paar Minuten des Betrachtens gehe ich weiter.

Mein Arm fühlt sich derweil an, als wäre er schon längst abgestorben...

Ein Blick auf jenen zeigt mir, das ich noch immer stark blute und dieses auch auf meinem Weg schon verteilt habe.

Scheiß Shirt!

Das Teil ist schon bis auf den letzten Millimeter durchtränkt!

Was mache ich jetzt?
 

Bevor ich allerdings zum nachdenken komme, höre ich ein scheppern aus eine der Ecken.

Ich spitze die Ohren und lausche... aber es ist nichts weiter zu hören...

Mit allem Mut gehe ich weiter und schleiche mich bis zur nächsten Abzweigung und bekomme fast einen... ja, was eigentlich?
 

In der neuen Seitegasse stehen ein paar Typen, vor ihnen, an der Mauer gelehnt, ein älterer Herr, scheinbar stink reich, wenn man nach den Klamotten geht.
 

Noch unbemerkt sehe ich den Kerlen zu, wie sie auf den Mann eintreten, ihn schlagen und höre, wie der Alte winselt und schluchzt, die Typen, welche nicht all zu viel älter sein dürften wie ich, grinsen und lächeln nur verächtlich und machen weiter.
 

„Haaa.... hmmmm...mhmhmmmm!“
 

Scheiße!

Nicht doch, lass mich los!

Was soll das? Ich hab doch nichts gemacht!
 

Ein weiterer Typ kam auf einmal mitten aus dem Nichts und packte mich von hinten.

Brutal festgehalten und mitgezogen, werde ich schließlich neben den alten Mann geworfen, genau vor die Füße der Typen, welche scheinbar keinen Spaß machen, wenn es um Leute geht, die einem heimlich, auch wenn ungewollt, beobachten.
 

Und wieder wird mir so schrecklich schlecht.

Aber ob es an den Geruch des Alten liegt, welcher schon quasi so richt, als sei er schon längst tot, oder ob es daran liegt, dass ich nicht mehr selber dazu kommen werde, dich zu erlösen...
 

...ich weiß es nicht...
 

~...mit sitzt der Tod im Kopf - mir ist kalt mir ist heiß mir ist unermesslich Elend...~
 

„Hey, was haben wir denn da? Hübsches Bürschchen bist du. Na, was willst du denn hier? Dem Alten helfen?“
 

Ich schüttle den Kopf und versuche den Blicken der Kerle auszuweichen.

Auf einmal spüre ich wieder etwas an meinem Arm zerren, doch diesmal ist es keiner der Boys dort, sondern der Alte neben mir, welcher anfängt, mich anzubetteln, dass ich ihm doch helfen solle und er mich dafür auch belohnen würde, er wolle doch noch nicht sterben, da er eine Frau und mehrere Kinder hätte...
 

Aber mich interessiert das nicht...

Ich habe meine eigenen Pläne... ein Ziel, das ich heute noch erreichen will, ehe es zu spät ist!
 

Entschlossen schlage ich seinen Arm zur Seite und er gibt ein erschöpftes keuchen von sich.
 

„Lass mich, Alterchen! Ich hab meine eigene Sorgen!“, keife ich ihn an und er fängt doch tatsächlich an zu heulen. So ein Saftsack!
 

„Du gefällst mir, süßer. Wie heißt du?“
 

Ich werfe den Typ einen giftigen Blick zu und fange an, in den Taschen des alten Kerls rumzuwühlen, ziehe eine ziemlich dicke Brieftasche hervor und werfe sei dem Kerl zu, der mich eben angequatscht hatte.

Sofort werde ich mit fragenden Blicken konfrontiert, aber es juckt mich nicht... nein, eigentlich... geht es mir sogar am Arsch vorbei!
 

Ich stehe mit aller Kotzbrockigkeit auf, klopfe mich ein wenig sauber und ziehe Sie aus meiner Hose raus. Keine zwei Sekunden später ist auch schon ein knall zu hören und der Alte vor mir, der war einmal...
 

„Viel Spaß im Paradies...“, sind meine letzten Worte an ihm...
 

~...mir sitzt der Tod im Kopf - ich hab Angst ich verpass den kleinsten Teil vom Paradies...~
 

Es ist still, ein wenig zu still, aber dennoch angenehm... ruhig...
 

Sie wieder zurück an ihren Platzt, in meiner Hose, gesteckt, gehe ich an den sechs Boys vorbei und folge meinem Weg, weiter zu dem Ort, an dem ich dich erlösen werde.
 

„Wa... Warte mal!“
 

Ich bleibe stehen und drehe meinen Kopf zur Seite, auf meinen Lippen, das wohl Psychopatischste lächeln, welches die Typen je gesehen haben.
 

„Wieso... hast du... das war... Einfach cool man!“
 

Ich glaube, ich falle vom Glauben ab... das heißt, sollte ich jemals einen gehabt haben.

Das kann der doch unmöglich ernst meinen, der wäre doch nicht ganz dicht, wenn er so etwas cool finden würde... aber... dann wäre er genau so wie... wie ich...
 

„Hast du Lust, mit mir und meinen Jungs ne Runde um die Häuser zu ziehen? Komm schon, Alter! So jemanden wir dich können wir echt gut gebrauchen!“
 

Der ist doch krank!

Ich schüttle dankend aber bestimmend den Kopf und mache eine flüchtige, winkende Handbewegung.

Soll der doch wen anders suchen, ich auf jeden Fall, habe für so was keine Nerven!

Das eben, habe ich doch eh nur getan, weil es bald keine Rolle mehr spielt, ob ich einen oder zwei Menschen auf dem Gewissen habe...!
 

Und selbst wenn... spätestens morgen, wird das doch eh keinen mehr interessieren!
 

~...lass mich sehen lass mich hören was das Morgen mir verspricht...~
 

Ich hätte die Jungs nicht unterschätzen sollen.

Scheinbar, ist der Kerl da ganz schön angepisst, weil ich sein Angebot abgeschlagen habe.

Es juckt ihn noch nicht einmal, dass ich Sie bei mir trage.

So ein Vollidiot!

Glaubt der etwa, ich würde vor ihm halt machen?

Gerade vor ihm, der es sogar verdient hätte. Immerhin, kann er mir nicht weiß machen, dass er solche Sachen wie eben zum ersten mal gemacht hat... sich an alte Leute zu vergreifen... so was Feiges!
 

Er rennt auf mich zu, den Arm gehoben und zum zuschlagen bereit.

Penner!
 

Genervt drehe ich mich um und gehe weiter, höre nur noch, wie der Typ, welcher mich eben noch angreifen wollte, abrupt stehen bleibt.

Seinen doofen Gesichtsausdruck kann ich mich richtig vorstellen...
 

Was sind das nur für Menschen, die meinen, dass sich alles durch Gewalt regeln lassen würde?

Und warum... warum bin ich auch einer davon?

Aber ich kann es mir schon denken, immerhin, wurde ich nicht anders erzogen...

Und diesmal, dieses eine, verdammte mal, werde ich die in mir Gewalt richtig einsetzen, ehe die Finsternis nicht nur mich, sondern auch dich in ihre Tiefen zieht und verschlingt...
 

...ein letztes mal...
 

~...legt den Wahnsinn mir in Fesseln dass ich seh die Finsternis...~
 

Wenn Vater mich so sehen würde, er würde lachen... mich auslachen...

Wie schwach ich doch im Grunde genommen sei, ein Versager, ein Taugenichts, ein lästiger Parasit, den man auch noch durchbringen muss... durchs Leben....
 

...und wozu...?
 

Damit man mich am Ende doch zerstört?

Hätte man mich damals schon verrotten lassen, hätte niemand seine ach so kostbare Zeit an mich verschwenden brauchen, ich wäre niemanden zur Last gefallen, niemand hätte Schuld getragen... schuld an meinem Zerfall... Schuld an meine Taten...
 

Selbst die Leute, die mich als eine `Freund´ bezeichneten, ließen mich im Stich! Allein deswegen, weil es ihnen zu ansträngend war... zu ansträngend, sich um mich zu kümmern...
 

Ich hätte nie gedacht, das ein einziger Mensch so tief fallen kann... Niemals!
 

~...seid mir Freund seid mir Vater führt mich ewiglich ans Licht...~
 

Endlich habe ich eine der Hauptstraßen erreicht und glaube fast zu träumen!

Ist das tatsächlich... aber... aber was... was macht er hier?

Ist er mir gefolgt?

Sucht er mich?

Warum das alles?
 

Willst du dabei sein, wenn ich dich endgültig erlöse?
 

Ja, das würde dir gefallen, nicht?

Du würdest es mit Freuden empfangen, das Geschenk, welches ich dir bereiten werde!

Aber so nicht! Nicht so, Freundchen! Das lasse ich nicht zu!

Du sollst wenigstens ein wenig leiden, ein kleines bisschen schuld empfinden... vielleicht sogar für wenige Sekunden... trauern...
 

Nicht auch noch der Tot soll dir, nach mir, Befriedigung verschaffen!

Das wäre eindeutig zu viel des gutem!
 

Aber warum... warum hallen dann seine verträumten Worte in meinem Kopf wieder?
 

““...ich dich auch...““
 

Das hatte er geantwortet... aber ich hatte gesehen, dass du mit den Gedanken weit, weit weg warst...

Du kannst es gar nicht ernst gemeint haben, wieso solltest du auch? Nur weil wir miteinander geschlafen hatten?

Pha!

Das kannst du dem Grabstein deiner Oma erzählen oder dem Bullen, vor dem du gerade flüchtest, aber nicht mir!
 

Auf dass dich mein Geist verfluchen mag!
 

~...drängt die bösen Geister ab das ich dem Tod die Macht entreiß...~
 

Ich gehe zurück in die Dunkelheit der Gasse, aus welcher ich kam, kann nicht riskieren, dass du mich vor deinem erlösen entdeckst!
 

Aber zurück zu weichen war auch keine gute Idee, denn hinter mir und rings herum haben sich die Typen von eben versammelt.

Die hängen wohl nicht an ihrem Leben wie es scheint...
 

„Was...?!“, frage ich in einem patzigen, giftigen und irgendwie ignorierenden und desinteressiertem Ton, dass ich mir am liebsten selber dafür auf die Schultern klopfen möchte... aber ich verkneife es mir, bei aller liebe, so Irre bin ich doch noch nicht!
 

„Ich hasse es, wenn mich kleine Pimpfe wie du es bist, einfach so Ignorieren!“
 

Oh man... hab ihn wohl in seinem Stolz gekränkt, jetzt fühle ich mich aber mies... echt ey, ich könnte mich Ohrfeigen dafür... dass ich so blöd war und denen die Arbeit mit dem alten Sack abgenommen habe und sie danach noch nicht einmal mit ins Jenseits befördert habe!
 

„Leck mich!“
 

Ich zeige ihm den Mittelfinger und drehe ihm den Rücken zu.

Soll er doch alte Leute nerven, aber nicht mich!

Ich habe meinen eigenen Weg, und der hat nichts mit denen zu tun!

...

..

.
 

~...lehrt mich Wahrheit und nicht Lügen wie der Weg so auch das Ziel...~
 

.

..

...

Aua...

Au scheiße dröhnt mir der Schädel...
 

„Halt still.“
 

„Häää...?“
 

Alles schwimmt und flackert... und schlecht... mir ist kotzübel!
 

„Hey, der Typ ist wach und ich bin fertig!“
 

Typ?

Ich?

Fertig?

Womit?

Hallo? Ich wüsste gern mal, was hier abgeht... und warum liege ich? Habe die mich etwa k.o. geschlagen und mitgeschliffen? Und dieses `fertig´... haben die mich etwa...?
 

Kerzengerade sitze ich auf der Matratze, schaue mich panisch um und sehe den Kerl mit der großen Klappe vor mir.

Klasse, ist er jetzt etwa dran oder was ?! Das kann der sich gleich wieder abschminken, an mir kommt nur einer, und der kann bald nicht mehr, weil ich immer noch vor habe, ihm endlich seinen Frieden zu bringen!
 

„Grr~~!“
 

„Hey, Hey! Bedankt man sich so bei seinen Rettern?“
 

Rettern?

Klar, und ich bin Jesus!
 

„Du hast ne ganz schön beschissene Wunde. Ein Wunder, dass du nicht schon eher weggeklappt bist.“
 

Er lächelt und deutet auf meinen Arm.

Ich habe einen neuen Verband drum und ne Menge Jod drauf, der an der Seite hervorquillt.

Fragend lege ich den Kopf schief...
 

Wieso?

Ich... ich kenne sie doch gar nicht und sie... sie mich auch nicht! Also: Wieso?!

Wieso haben sie mir geholfen?

Wieso nicht einfach liegen gelassen?

Und wieso ist er jetzt auch noch so freundlich zu mir?
 

Das... das verstehe ich alles nicht!

Es macht sich doch sonst keiner... sorgen...

Wieso dann Leute, die ich nicht mal kenne?
 

~...zeigt mir Augen den Beweis dass die Gezeiten mich nicht finden...~
 

„Wolltest du dich umbringen oder was?“
 

Ich zucke zusammen!

Umbringen?

Sie!
 

Ich greife mir an meinen Hosenbund und suche nach Ihr...

Puh... Sie ist noch da!

Was für ne Erleichterung...
 

„Das Teil scheint dir sehr wichtig zu sein, was?“
 

Ich richte Sie auf ihn, den Finger am Abzug, jederzeit bereit abzudrücken!
 

„Willst du wissen, wie wichtig?“
 

Ich lege ihm den Lauf gegen den Hals und grinse ihn ein wenig zweideutig an.

Keine Ahnung warum, aber ich konnte es mir echt nicht verkneifen das zu tun...
 

„Mein Name ist Jess. Darf ich auch fragen wie...“
 

Ich lege ihm die Rückseite gegen den Mund, zeige ihm somit, dass er gefälligst die Schnauze halten soll.
 

„Warum hast du mir geholfen?“
 

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich es hasse, wenn man mich ignoriert...“
 

Er lächelt und schiebt Sie weg, beugt sich über mich und drückt mich tief in die Matratze.

Eigentlich... er sieht nicht schlecht aus.... aber...

Nein.

Es gibt nur einen, der mir zeigen kann, wo ich das Licht finde, nur einen, der mich trösten kann, wenn es mir schlecht geht!
 

~...gebt mir Trost geht mir Frieden tränkt mich ewiglich mit Licht...~
 

Er küsst mich.

Es ist kein richtiger Kuss, da fehlt... die Leidenschaft, würde ich mal so sagen.

Und schon nach ein paar Sekunden lässt er auch wieder von mir ab, fährt sich leicht frustriert durch die Haare und seufzt ergeben auf.
 

„Du bist echt komisch. Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, darf ich dann wenigstens erfahren, warum du sterben willst?“
 

Was interessiert ihn das denn überhaupt?

Will er mir vielleicht dabei helfen?

So aus Rache, weil ich ihn `ignoriere´...?
 

„Um jemanden den Frieden zu bringen, den er verdient hat. Ich will... ich werde, ihn erlösen...“
 

Er sieht mich ein wenig geschockt an, lächelt danach aber und legt mit deine Hand Freundschaftlich auf die Schulter.
 

„Anfangs dachte ich, du wärest irgend so ein Irrer oder gar n Killer oder so was. Aber... was soll ich sagen, wenn du unbedingt abkacken willst, solltest du das auch an einem Ort machen, wo es jeder mitbekommt, damit er diese Peron auch sieht, was sie mit dir getan hat. Findest du nicht auch?“

..

.
 

~...töte mir den falschen Stolz dass es Seelen Leid erspart...~
 

.

..

Wir gehen durch die Straßen, dicht an dicht, seine Truppe nahe hinter uns.

Ich fühle mich unwohl. Ob es wirklich eine gute Idee ist, es auf diese Art zu machen?

Andererseits hat er ja recht, so findet man mich wenigstens gleich, wäre ja auch schwer zu übersehen...
 

„Da vorne ist es. Dort haben schon viele Schluss gemacht, für uns ist es schon quasi so was wie eine Ruhestätte. Mein Bruder hat sich dort zu letzt vor genau einem Monat den Goldenen Schuss gegeben. Er sah aus wie ne aufgedunsene Qualle.“
 

Zwar versucht er ruhig zu bleiben und sein Dauerlächeln zu bewahren, aber ich sehe in seinen Augen, dass er seinen Bruder dafür hasst.

Ob er ihn es nicht verzeihen kann, dass sein Bruder ihn alleine gelassen hat?

Ob Du es mir verzeihen kannst?

Wahrscheinlich wirst du dich nur darüber aufregen, dass du jetzt keinen mehr zum indirekten Foltern hast, keine, den du mehr belügen kannst, keiner, der immer und immer wieder zu dir angekrochen kommt.

Wie sehr ich es doch hasse, mich mit dem Gedanken abfinden zu müssen, dass ich dein Gesichtsausdruck nicht miterleben kann!
 

Ich klopfe Jess auf den Rücken und deute auf diese komisch Bordesförmigen Platte.

Er nickt und geht mit mir dort hin, die anderen bleiben stehen, wo sie sind, trauen sich nicht oder... haben einfach zu viel schiss... manche vielleicht sogar auch Respekt.
 

Je näher wir dem Teil kommen, desto schwerer wird mein Atem, desto heißer wird mir, und auch mein Schädel fängt an zu summen, als wollte er versuchen mich aufzuhalten...
 

~...mit sitzt der Tod im Kopf - mir ist kalt mir ist heiß mir ist unermesslich Elend...~
 

Nun stehe ich hier, zwischen einer großen menge von Menschen, inmitten einer grünen Landschaft, inmitten des größten Parks, den wir hier zu bieten haben.

Irgendwie beruhigt es mich, dass ich nicht alleine bin.
 

Anfangs wollte ich es an einem ruhigen Ort hinter mich bringen, aber wer weiß, wann man mich gefunden hätte, ob man mich überhaupt gefunden hätte...
 

Jess wäre bestimmt ein guter Freund geworden, schade dass ich ihn nicht eher kennen lernen durfte.
 

„Du musst Ihn wirklich lieben, was?“
 

„W...wa...“
 

Er lächelt schon wieder so wissen.

Er ist genauso wie alle anderen auch und doch... und doch so... so anders...
 

„Jeder andere Junge hätte sich gewährt, wenn man ihn geküsst hätte. Na ja, egal, Alter, grüß die Engel von mir, OK?“
 

Ich erwidere sein lächeln und merke, wie mir ein paar Tränen die Wange runter laufen, ehe ich Sie aus meinen Hosenbund ziehe und gegen meinen Kopf richte.
 

„Kai... ich heiße Kai...“
 

~...mit sitzt der Tod im Kopf - ich will leben will die Dunkelheit nie wieder sehn...~
 

„Dann mach’s gut, Kai...“
 

*Bang*
 

„Iiiaaaaaah~!“
 

„Scheiße! Nicht schon wieder so ein Irrer!“
 

„Was ist denn da passiert?!“
 

„Da... da hat sich jemand den... den Schädel... weggeblasen...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-05-07T10:25:19+00:00 07.05.2006 12:25
*reinschleich*
*schüchtern wink*
Ich mal wieder...
*drop*

Er ist tot...
*blinzel*

Also ich bin für Fortsetzung ^^"
Allein schon, weil du so toll schreiben kannst o.O
Da kriegt man ja beim Lesen ne Gänsehaut òô

Bin gespannt aufs nächste Kapitel...und sorry, dass mein Kommi mal wieder erst so spät kommt *drop*

dat Toy
Von:  SkyAngel
2006-05-01T17:24:09+00:00 01.05.2006 19:24
Ui ui ui ui ui ...

Ich kann mich echt nur der YinYang_Zhao anschließen ...
*noodnood*

Gelungen .... Aber doch überraschend ....

Mich würde an interessieren, wie's wieter gehen würde ...

V-E
Von: Arianrhod-
2006-05-01T14:34:53+00:00 01.05.2006 16:34
Sorry, dass ich erst jetzt einen Kommi schreib. Dabei wollte ich doch bei jedem Kappi meinen Senf dazu geben. ^^''''

Auf jeden Fall waren beide Kapitel erste Klasse!
Erst mal Tala. Das Kapitel hat mir richtig gut gefallen. Tala war ja schon high, ehe er sich die Drogen eingeworfen hat, nach dem Sex.

Und dann Kai... ;_; War abzusehen, dass er so enden würde, aber trotzdem. Das war toll und du hast es echt klasse beschrieben.
Weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Kais Gedankengänge waren echt interessant und Jess ist mir irgendwie sympathisch, aber auf der anderen Seite überhaupt nicht so geheuer.
Ich hab nur nicht verstanden, wie er Tala auf diese Weise erlösen will? O.o

Silberwölfin
PS. Zu ein paar mehr Kapiteln würd ich nicht 'nein' sagen. Aber wenn du nicht weitermachen willst, wäre das hier ein guter Schluss.
Von:  LindenRathan
2006-05-01T11:07:46+00:00 01.05.2006 13:07
Also ich bin dafür das du weiter schreibst.
Du schreibst gut.
Deshalb will ich weiter lesen.
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-05-01T10:03:56+00:00 01.05.2006 12:03
Also schon alleine um dich ärgern zu können möchte ich das du noch weiterschreibst,aber auch aus Interesse!
Trotzdem ist es dann immernoch deine Entscheidung.

Das Kapitel war sehr gut beschrieben und das Ende war sehr gut dargestellt!
d^o^b

dat Kaichen
Von: abgemeldet
2006-05-01T09:48:54+00:00 01.05.2006 11:48
Das war einfach nur geil!
*mir die Worte fehlen*
Einfach geil geschrieben.

Das Ende...
war an sich klar...
aber als es dann kam...
war es doch überraschend.

Die Geschichte hat echt Niveau!
Mach weiter so mit deiner Art zu schreiben!

Rasati


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