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Flower in the desert

von

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Tarlah

Kapitel 5
 

Tarlah
 

»Autsch!« , rief ich zum wiederholten Male und ärgerte mich über das breite, von Schadenfreude gezierte Gesicht Kareems.

Die Reise war unangenehmer als ich mir vorgestellt hatte. In regelmäßigen Abständen wurde ich –verursacht durch das Schaukeln des Kamels- mit meinem von Sonnenbrand gezeichneten Rücken gegen Kareems Brust geschuckt.

Wieder einmal versuchte ich ein Stückchen vor zu rutschen um die Reise angenehmer zu machen, doch dieser Abstand hielt nicht lange und ich wurde zu einem erneuten Aufschrei gezwungen. Besonders schlimm wurde es wenn ich durch die wohlige Wärme der Sonne am einschlafen war.

Mein Körper wurde schlaffer und ich konnte mich nicht mehr dem Schwanken des Kameles anpassen. Dabei kam es nicht selten vor, dass ich unsanft mit meinem Hinterkopf gegen Kareem stieß und meine gebrochene Nase mir dabei durch die Erschütterung die Tränen in die Augen trieb.

»Verflucht!« presste ich der Abwechslung halber durch meine vor Schmerz zusammengepressten Lippen.

»Du musst sagen wenn du eine Pause brauchst« meldete sich nun Kareem zu Wort und ich bemerkte seine versteckte Belustigung.

Genervt schüttelte ich vorsichtig den Kopf. Ich wollte die anderen nicht aufhalten. Schließlich haben Kareem und ich schon einmal einen Streit über dieses Thema ausgefochten.

Damals war er wütend weil ich nicht positiv darauf reagiert habe, dass ich an dieser langen Reise teilnehmen musste und…nun ja…etwas zickig drauf reagiert habe. Ich musste mir folglich eine Standpauke anhören, dass jeder für das Vorankommen des Zuges verantwortlich sei und jeder dabei anpacken muss.

Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben, indem ich um eine Pause bat. Hätte er wohl gerne! Ich bleibe stur und halte dieses furchtbare Geschaukel durch…das heißt…gegen menschliche Bedürfnisse kann selbst ich nichts.

Schon seit einer Weile rutsche ich unruhig hin und her und versuche meine volle Blase noch etwas zurück zu halten. Nur leider wurde es langsam ziemlich ernst, also beugte ich mich zu Kareem zurück und flüsterte ein leises »Du, Kareem…« in seine Richtung.

»Hm?« gab er gedankenverloren zurück.

»Ähm…also…ich müsste mal dringend wohin« stammelte ich verlegen.

»Wohin willst du? Hier ist weit und breit nur Wüste und ich kann deinen Einkaufswahn zum besten Willen jetzt nicht stillen. Du musst leider warten bis wir…«

Was zum Teufel labert er da? Fragte ich mich und starrte ihn eine Weile verwirrt an.

»…ich meine in Con Kador wirst du auch keine so große Auswahl haben, aber das ist ja jetzt egal! Fakt ist das wir im Moment keine Zeit haben uns noch zum Einkaufen zu begeben, was unsere Reise um einiges hinaus ziehen würde und… «

»KAREEM!« unterbrach ich nun barsch seinen endlosen Redeschwall.

»Hä…was?«

»Alles was ich will ist mich kurz zu erleichtern«

»Was? … OH! Äääh, Farid! Halte kurz an mein Freund!«

»Was ist los mein Sohn?«

Anstatt zu antworten stieg Kareem vom Kamel und streckte sich genüsslich.

»Also ich…muss mich mal kurz erleichtern« stammelte ich.

Obwohl es das natürlichste auf der Welt ist fällt es mir schwer mit anderen darüber zu reden.

Besonders mit Fremden. Klar, eigentlich waren sie ja keine Fremden mehr, aber dennoch kannte ich sie erst seit grob einem Tag.

Hastig ließ ich mich vom Kamel gleiten und rannte ein Stück weit von ihnen weg. Doch ein dummer Gedanke ließ mich abrupt zum Stillstand kommen. Ich richtete meinen Blick nun anstatt auf meine Füße Richtung Horizont und Ohrfeigte mich selbst in Gedanken.

Weit und breit nur Wüste…nichts wo ich mich dahinter verstecken könnte.

Obwohl es langsam ziemlich eng wurde weigerte ich mich, mich unter all den Blicken zu erleichtern. Ich sprang von einem Fuß auf den anderen und sah nervös zurück zu den Männern. Diese waren jedoch eifrig damit beschäftigt den Proviant und die Taschen zu checken.

Sollte ich jetzt vielleicht doch… Irgendetwas in mir ließ mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Ich fühlte mich so beobachtet wie nie zuvor und hastete so schnell zurück wie ich konnte. Kareem sah mich auf sie zukommen und sah mich verständnislos an.

»Bist du schon fertig?«

»Nein! Aber könntet ihr euch bitte umdrehen bis ich fertig bin?«

»Warum denn das? Kannst du nicht einfach AUA«

Kareem wurde von Farid unsanft am Ohr gepackt und umgedreht.

»Natürlich können wir, aber beeil dich« wandte sich nun Farid mit einem freundlichen Lächeln an mich.

»Danke!« rief ich erleichtert und stürzte auch schon weg.

Es sah wirklich zu komisch aus wie Cyrill, Kareem und Farid in einer Reihe mit mir zugewandtem Rücken saßen und sich unterhielten. Denn da ich Kareem durchaus zutraue das er einen Blick riskieren würde, beschloss ich alle drei im Auge zu behalten.
 

»Musste das wirklich sein?« schmollte Kareem. »Sie soll sich mal nicht so anstellen! Wir machen ja auch nicht so ein Theater«

»Reg dich nicht auf mein Sohn, sie ist eine Frau« entgegnete Farid

»Na und?«

»Na und?! Mein Sohn, du bist fast 20 und hast keinerlei Erfahrung im Umgang mit Frauen! Sie lieben es vornehm behandelt zu werden und können stur sein wie die wildesten Pferde. Wünsche die man ihnen leicht erfüllen könnte sollte man ihnen lieber gleich gewähren«

»Und du bist natürlich der Erfahrenste in dieser Angelegenheit« fügte Kareem voller Ironie ein.

»Das vielleicht nicht, aber immerhin war ich in deinem Alter schon verheiratet und bin es immer noch« schloss Farid.

Kareem öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch ihm fehlten die Worte und so steckte er diese Niederlage noch einmal zurück.
 

Inzwischen war ich auch fertig und schritt auf meine drei Begleiter zu. Als sie meine Schritte vernahmen stellten sie ihre Gespräche ein und sahen vorsichtig über ihre Schulter bevor sie sich langsam aus ihren Positionen erhoben.

»Wir können wieder« rief ich heiter und schwang mich mit der Hilfe Farids auf unser Kamel. Kareem stand nur daneben und starrte mich mit einem Ausdruck an, welchen ich beim besten Willen nicht deuten konnte. Als ich fest in meinem Sattel saß, nahm nun auch Kareem hinter mir Platz und trieb das Tier vorsichtig an.

Es vergingen nur ein paar Sekunden und schon führte Farid sein Kamel neben uns um mit Kareem zu plaudern. Das Gespräch war nicht sehr interessant und so lenkte ich meine Gedanken so gut es ging auf andere Dinge.

Wie Amy zum Beispiel. Würde sie mir diese Geschichte abnehmen wenn ich sie eines Tages wieder sehen sollte? Und was ist mit Dean? Vermisst er mich? Oder sucht er mich sogar? Wer weiß ob ich überhaupt zurück finde…dachte ich deprimiert und hing weiter meinen Gedanken nach.
 

Inzwischen dämmerte es und ich war mehr als nur müde. Wann würden wir endlich Rast machen? Oder machen Wüstenkrieger etwa keine Rast? Auf diesem Kamel kann ich jedenfalls nicht schlafen!

Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach hinten um Kareem anzuschauen. Dieser hielt seinen Blick jedoch stur auf den Horizont gerichtet und schien über etwas nachzudenken, was eine kleine Falte auf seiner Stirn verriet. Farid und er hatten schon seit geraumer Zeit kein Wort mehr gewechselt und ich langweilte mich furchtbar.

Langsam schlich auch die Kälte wie ein Raubtier durch meinen Körper und drohte mich aufzufressen. Kurz darauf überfiel mich eine Gänsehaut und ich schüttelte mich leicht.

Kareem schien das zu merken da wir uns seit längerem nicht mehr großartig bewegt hatten.

Er brachte das Kamel dazu langsamer zu werden bis wir wieder auf einer Höhe mit Farid waren.

»Lass uns unser Nachtlager aufschlagen. Wir sind sicher alle erschöpft und wollen nicht von der Nacht überrascht werden« schlug Kareem in einem leisen Tonfall vor.

»Da hast du sicher recht mein Sohn« nickte Farid einverstanden und auch Cyrill gab ein gurgelndes Geräusch von sich, welches man in Kombination seines freudigen Gesichts als Zustimmung deuten konnte.

Ich freute mich das Cyrill ein freudiges Wesen an den Tag legte. Sicher war es nicht einfach stumm durchs Leben zu gehen.

Plötzlich tat es einen Ruck der mich ein wenig erschreckte als das Kamel zum stehen kam.

Sofort darauf schwang Kareem hinunter und hielt mir hilfsbereit dir Arme entgegen.

Ich nuschelte ein leises »Danke« als ich mich auf seinen Schultern abstützte damit er mich leichter hinunter heben konnte.

»Nichts zu danken« erwiderte er beinahe schon zu höflich und deutete eine leichte Verbeugung an.

Nun war es an mir ihn schräg anzuschauen und ich fragte mich was mit ihm los war. Das sind ja ganz neue Verhaltensweisen –welche ich nie bei einem Wüstenkrieger vermutet hätte- und lächelte verlegen.

Doch anders als in guten Liebesfilmen wandte er sich abrupt ab und eilte Farid zu Hilfe, welcher damit beschäftigt war ein Feuer für die Nacht zu schüren. Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern und half Cyrill die Decken aus den Taschen zu zerren. Es versprach bereits jetzt schon eine frostige Nacht zu werden und wieder einmal bewunderte ich die Natur um ihre Wunder.

Wie konnte eine sengende Wüste Nachts nur dermaßen abkühlen?

»Und wo soll ich die Decken hin bringen?« fragte ich an Cyrill gewandt.

Dieser tat meine Frage jedoch nur mit einer Handbewegung ab und nahm mir -zusätzlich zu seiner Ladung- auch noch die meine ab. Inzwischen hatte ich gelernt, den Männer hier einfach ihren Willen zu lassen und gesellte mich an das bereits lodernde Lagerfeuer.

Die Decken wurden von den anderen Männern empfangen und in eine, dem Feuer unerreichbare Position gelegt. Ich hatte nichts zu tun.

Eilig wurden noch ein paar Scheiben Brot und Käse zur Stärkung geholt und fertig war unser Nachtlager. Wir schwiegen eine lange Zeit und jeder kaute auf seiner Ration Essen herum.

Nun brach ich das Schweigen.

»Zu welchem Rang gehörst du eigentlich Farid?«

Erst sah er mich etwas erstaunt an, doch dann breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus.

Wieder einmal wurde mir bewusst wie sehr Farid einem freundlichen Opa ähnelte wenn er so lachte. Bis auf die Narbe…

»Oh, ich bin schon alt Liebes. Mir fehlt die Hälfte meiner Zähne. Ich bin nur noch bei Ausnahmezustand für eine Schlacht zu gebrauchen. Wenn Not am Mann ist packe ich mit an und sonst lehre ich die Grünschnäbel was es heißt ein wahrer Krieger zu sein und wie man eine Schlacht überleben kann«

»Farid war zu seiner Zeit einer der Besten!« mischte sich nun Kareem ein.

»Er stand oft an der Front und hat unseren Clan mit seinem Leben verteidigt. Als ich alt genug für die Ausbildung war, bettelte ich ihn so lange an bis er aufgab und mich als seinen Schüler akzeptierte«

Farid lachte laut auf und legte Kareem vertraut die Hand auf die Schulter.

»Mein Sohn, ich habe es in keiner Sekunde bereut deinem Willen nachgegeben zu haben«

Nun lächelte auch Kareem und es schien mir als wären beide durch einen festen Strang der Freundschaft verbunden. Vielleicht sogar mehr als das. Farids Blick war mit Stolz erfüllt als er Kareem von der Seite her ansah.

Auf den ersten Blick hätte man meinen können, dass es Vater und Sohn wären die hier sitzen. Doch wenn man genauer hinsah erkannte man keinerlei Ähnlichkeit.

»Hast du Kinder Farid?« fragte ich nun durch meine plötzliche Neugierde.

Er sah mich etwas erstaunt an. Langsam lehnte er sich zurück und stützte sich auf seinen Händen ab, der Blick in den Himmel gerichtet.

»Nein«

Seine Antwort kam knapp und ich starrte ihn eine Weile lang an bis er fortfuhr.

»Meine Frau und ich…Tara heißt sie…wir haben es versucht. Doch immer wenn sie Schwanger wurde gab es eine Totgeburt. Mit der Zeit hatten wir einfach keine Kraft mehr, hatten Angst vor einer erneuten Enttäuschung. Keiner kann dieses Leid nachempfinden und ich möchte es meiner Tara auch kein weiteres Mal antun«

Alles war still…ich wagte es nicht ein Wort zu sagen. Ich war viel zu getroffen von den Worten Farids als das ich die richtigen Worte fand. Gab es überhaupt die richtigen Worte?

»Es ist spät. Lasst uns schlafen gehen. Wir haben noch eine lange Reise vor uns« durchbrach Kareem nun die Stille und ich war erleichtert darüber.

Kareem erhob sich auch als erster und schritt auf ein notdürftig aufgebautes Zelt zu. Als er darin verschwand sah ich erneut herüber zu Farid. Dieser machte noch keine Anstalten aufzustehen. Hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis mich neben Farid zu setzen und endlich mein Nachtlager aufzusuchen entschloss ich mich doch für letzteres und tat es Kareem gleich.

Selbst Cyrill stand kurz nach mir auf und ließ Farid alleine zurück. Mein Gewissen trieb mich kurz darauf doch zu Farid um ihm ein paar aufmunternde Worte zu sagen. Gerade als ich die ersten Schritte auf ihn zu machte erhob er sich und schritt eiligst in das Zelt in dem auch Kareem schlief.

Ich blieb stehen und blickte ihm eine Weile hinterher. Cyrill war schon in unserem gemeinsamen Zelt verschwunden. Ich wollte mich noch schnell waschen bevor ich mich auch zur Ruhe legte. Also schlenderte ich zu den Pferden um mir ein wenig Wasser auf die Hand rinnen zu lassen. Es war noch ein wenig warm von der Hitze des Tages und ich spritzte es mir mit Genuss in mein trockenes Gesicht.

Eine Weile blieb ich noch stehen und beobachtete den Horizont. Was würde hier wohl aus mir werden? Sobald die Ereignisse sich beruhigten, würde ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit machen wie ich wieder nach Hause komme. Doch wie? Vielleicht würde ich jemanden finden dem das Selbe widerfahren ist und wir könnten uns gemeinsam eine Lösung einfallen lassen.

Mit diesem stärkenden Gedanken drehte ich mich langsam um, um mich in mein zelt zu begeben. Ich starrte auf meine Füße während ich einen Schritt nach vorne machte und plötzlich stieß ich gegen etwas. Als ich aufblickte starrte ich in das wütende und vernarbte Gesicht eines sehr großen Mannes.

Von hier an kam mir alles vor wie in Zeitlupe. Ich öffnete meinen Mund um vor Schreck zu schreien. Doch der finstere Mann war schneller und ich brachte nur einen leisen, gedämpften Schrei zustande.

Der Mann begann irgendetwas in einer mir fremden Sprache zu sagen, was mir noch mehr Angst einflößte. Er wartete nicht lange auf eine Reaktion und hob mich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit hoch. Panisch trat ich um mich, was ihn nicht zu stören schien. Mir rannen die Tränen heiß über die Wangen und hinter ihm entdeckte ich weitere Männer die um die zwei Zelte herumschlichen.

Als ich zum wiederholten Male zutreten wollte erwischte ich beim Ausholen das Kamel hinter mir, welches einen panischen Laut von sich gab und beim versuch wegzulaufen das andere Kamel rammte. Dieses stimmte lauthals mit ein und innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen. Das konnten Kareem und die anderen nicht überhören.

Wie vermutet blickte Kareem aus dem Zelt und wurde sogleich von einem der Männer zu Boden gerissen. Kareem konnte dem Messer des anderen nur schwer entwischen und es entstand ein Gewühl aus Armen und Beinen auf dem Boden. Nun schoss auch Farid aus dem Zelt und zerrte den Angreifer von Kareem. Leider vergebens, denn schon wurde auch er zu Boden gerissen.

Kareem schien langsam die Überhand zu gewinnen und konnte seinem Gegner die Klinge aus der Hand schlagen und einen gezielten Treffer ins Gesicht landen. Der getroffene gab einen dumpfen Laut von sich und rollte von Kareem herunter. Der vernarbte Mann bei mir schien nervös zu werden, schmiss mich sogleich auf den Boden, drehte mich auf den Bauch und band mir die Hände auf dem Rücken so fest zusammen, dass meine Fesseln mir ins Fleisch schnitten.

Ich schrie vor Schmerz auf und mit jeder Bewegung die ich vollzog schnitten sie tiefer ein. Die Kamele neben mir wurden unruhig von dem herrschenden Gerangel, bäumten sich auf und stampften wild auf dem Boden hinunter. Ich blickte mit aller Kraft hinter mich und sah die Beine des Kamels direkt neben meinem kopf auf den Boden niedersausen. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich versuchte mich so schnell es ging wegzurollen. Doch leider war das nicht so einfach wie ich dachte, denn sie kamen in die selbe Richtung wie ich. Meine Handgelenke brannten fürchterlich bei jeder Drehung und ich hinterließ eine leichte Blutspur im Sand.

Bei Kareem schien es auch nicht besser zu laufen, denn der Riese der mich vorhin festgehalten hatte schien ihn fest im Griff zu haben. Bevor sein vorheriger Gegner zuschlagen konnte hob Kareem noch einmal den Kopf und sah seinem Gegenüber tief in die Augen. Nun schien dieser etwas zu zögern.

»Worauf wartest du?« provozierte Kareem ihn.

Sein Gegner packte ihn nun am Kragen, ließ jedoch seine Faust sinken.

»Kareem?« kam es unsicher aus ihm heraus.

Nun war es an Kareem etwas zögerlich zu schauen. Seine Augen weiteten sich als er ihn das erste Mal richtig durch die Dunkelheit betrachtete.

»Kennet?!« gab Kareem mit zu Schlitzen verengten Augen hervor.

Bevor der Fremde Antwort gab drehte er sich hastig um und rief etwas, was ich nicht verstehen konnte. Seine Männer hörten sofort auf zu kämpfen und wandten sich erschrocken zu ihrem Anführer um. Dieser schritt nun auf Kareem zu und umarmte ihn freundschaftlich.

»Kareem mein Freund, wie lange ist das…«

Weiter kam er nicht da sie durch einen lauten Schrei meinerseits abgelenkt wurden. Alle Blicke hafteten sich auf mich und Kareems Augen weiteten sich enorm als er sah wie ich nur knapp dem Aufstampfen des Kamels entkam. Doch dieses Mal stand das Kamel auf meinem Umhang und ich konnte mich nicht weiter rollen. Verzweifelt presste ich die Augen zusammen um mich auf den Schmerz vorzubereiten. Doch es geschah nichts.

Langsam öffnete ich meine Augen und sah Kareem über mir stehen. Er keuchte schwer und starrte auf mich hinab. Das Kamel stand schnaubend neben ihm und seine Hand blutete. Wir sahen uns eine Weile nur schweigend an bis Farid und Cyrill zu uns eilten und beide Kamele wegführten um sie vollständig zu beruhigen. Nun ließ sich auch Kareem neben mir nieder und legte seine Hand auf meine Wange.

»Geht es dir gut?« fragte er etwas besorgt.

Ich brachte jedoch kein Wort heraus, biss mir auf die Unterlippe und erst jetzt kam der Schock wirklich über mich. Meine Tränen brachen aus mir heraus und ich schüttelte stumm den Kopf. Als Kareem nun meine Fesseln lösen wollte gab er ein erschrockenes zischen von sich. Meine Handgelenke wiesen tiefe Einschnitte auf und er versuchte sie sanft zu entfernen. Doch mit jeder Berührung zuckte ich zusammen und gab ein quietschendes Geräusch von mir. Vorsichtig hob er mich hoch und achtete darauf, dass er nicht meine Hände berührte. Als er mich zum Zelt trug machten die umstehenden Männer stillschweigend Platz. Nachdem er mich auf die Decken im Zelt gelegt hatte verließ er auch gleich wieder das Zelt.

»Cyrill! Geh bitte zu ihr ins Zelt und versorge sie« befahl er.

Eiligst huschte Cyrill zu mir. Nun wandte Kareem sich an Kennet, welcher ungefähr gleich groß war wie Kareem.

»Was hat dich dazu getrieben?« herrschte Kareem ihn an.

»Es tut uns leid mein Freund. Aber ihr befindet euch hier in dem Gebiet von Tarlah. es ist unsere Pflicht nachts die Gegend einmal abzusuchen. Dann haben wir ein Lagerfeuer gesehen und haben uns gefragt wer das wohl sein könnte« entgegnete Kennet.

»Und da habt ihr rein zufällig Unser Wappen übersehen«

»Wir hätten es nicht übersehen wenn ihr eins gehabt hättet«

Kareem verdrehte die Augen und drehte sich zu den Kamelen, um auf die Decken mit den Wappen zu deuten, welche die Kamele unter dem Sattel trugen. Oder eher tragen sollten, denn wie Kareem feststellen musste waren sie nicht mehr da. Er gab ein verwundertes Schnauben von sich.

»Farid, Cyrill! Wo sind unsere Wappen?« rief Kareem ungeduldig.

Beide erschienen sogleich und als Cyrill die Kamele ansah wurde er kreidebleich. Seine zwei Gefährten sahen ihn verwundert an und er lief eilig zum Zelt zurück wo er seinen Kopf rein streckte. Langsam drehte er sich um und man konnte ihm seine Nervosität deutlich anmerken. Kareem schritt auf ihn zu und drängelte sich an ihm vorbei.

Als er in das Zelt blickte, sah er Keira schlafend auf den gesuchten Decken.

»Hast du…« fragte er mit zitternder Stimme an Cyrill gewandt.

Dieser schüttelte jedoch, immer noch bleich, den Kopf. Kareem bis die Zähne zusammen und presste Luft hindurch. Langsam schritt er auf Kennet zu und blieb vor ihm stehen.

»Mein Freund, meinst du wir könnten einige Tage auf Tarlah verweilen?«

»Aber natürlich. Die Prinzessin wird sehr erfreut sein euch wieder zu sehen Kareem. Am besten wir helfen euch beim Packen und machen uns auf den Weg«

Kareem nickte einverstanden und machte sich daran das Nachtlager abzubauen.
 

Ich empfand das schnelle Aufbrechen als sehr unangenehm. Da meine Anzahl der Verletzungen sich erhöht hatte war die darauf folgende Reise sogar noch schmerzhafter als die des vorherigen Tages.

Farid hatte mir alles ruhig erklärt und ich war geschockt darüber, das es alles eigentlich nur meine Schuld war. Ich hatte Angst, dass es mir nachts zu kalt werden würde und gab Cyrill damals neben den Decken die für das Lager vorgesehen waren auch noch die der Kamele mit. Dadurch, dass ich sie zusammengefaltet hatte und unter die anderen gemischt hatte, wurden sie nicht bemerkt. Ich hätte nie gedacht, dass mein Handeln solche Auswirkungen haben könnte.

Damals war mein einziger Gedanke ob es den Kamelen ohne die Decken nicht kalt werden würde. Doch da sie Wüstentiere waren machte ich mir da keine weiteren Gedanken. Kareem schwieg mich auch schon die ganze Zeit an. Er musste sauer auf mich sein. Heute Nacht, als er mir seine Hand auf die Wange gelegt hatte…da hatte er einen ganz anderen Ausdruck in den Augen. Und als er mich in das Zelt trug waren seine Berührungen so zärtlich. Doch wie es bei Kareem so ist, ändert er sich schlagartig.

Am Horizont ging die Sonne langsam auf. Sie verwandelte den Himmel in ein Meer aus Farben. Bei diesem Anblick wurde es mir ganz warm ums Herz und ich konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken.

»Wie ich sehe geht es dir schon besser« sagte Farid sanft.

»Ja, beim Anblick der Sonne wird mir ganz warm«

»Ja, die Sonne geht bereits auf, aber da vorne sieht man auch schon die Mauern von Tarlah. Nicht mehr lange und wir sind da. Dann können wir uns alle ausruhen«
 

Nun standen wir hier vor einem gigantischen Tor aus massivem Holz. Sie war eingearbeitet in eine riesige Mauer aus weißem Stein. Hinter der Mauer konnte man Türme aufragen sehen und ich empfand das Gebilde als recht luxuriös. In Tilar Brunarch sah alles viel schmutziger aus als hier.

Kennet sah hinauf zum Wachturm, wo er gleich von den Männern erkannt wurde. Diese öffneten eilig das Tor. Mit lautem Knarren gab es uns den Weg frei und wir traten müde und erschöpft ein. Auf dem riesigen Hof angekommen schloss sich das Tor wieder hinter uns.

»Kareem!« ertönte es über den ganzen Hof und ein Mädchen um die 17 Jahre mit langen blonden Haaren lief uns mit wehenden Röcken entgegen.

An sich war sie sehr hübsch und ich starrte ihr nach als sie an mir vorbei huschte und Kareem um den Hals fiel. Ich wusste nicht wie ich seinen Gesichtsausdruck deuten sollte und beobachtete das Geschehen weiter.

»Wie immer eine Augenweide eure Hoheit« entgegnete Kareem höflich.

»Ach Kareem du Schmeichler« kicherte sie vergnügt.

»Was führt euch hierher?« fragte sie nun neugierig.

»Wir sind auf der Durchreise und würden gerne eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen«.

Bei diesen Worten klatschte die Prinzessin vergnügt in die Hände.

»Ich werde euch sofort eine Mahlzeit zubereiten lassen. Kennet, sag der Köchin bescheid. Mal sehen für wie viel Personen…«

Sie begann durchzuzählen wer nicht zu ihren Männern gehörte. Sie tippte mit ihrem Finger in die Luft als könne sie es sich so besser merken. Als ihr Finger bei mir landete gab sie nur ein »Ooh« von sich.

Kareem bemerkte es und stellte mich sogleich vor.

»Darf ich euch Keira vorstellen? Wir haben sie in Tilar Brunarch kennen gelernt. Ich würde es begrüßen euch genaueres bei Tisch erzählen zu können«

»Oh sicher mein lieber Kareem. Lasst uns nicht hier herum stehen als würden wir auf schlechtes Wetter warten. Ich lasse die Stalljungen eure Kamele versorgen.«

Und schon hatte sie sich bei Kareem eingehängt und schritt mit ihm Richtung Eingang.

Cyrill, Farid und ich folgten ihnen schweigend.
 

Der Speisesaal war beeindruckend. Ich fühlte mich wie in das Mittelalter zurück versetzt. Überall hingen Kerzenleuchter und Fackeln. Auf dem Boden lagen rote Teppiche und die Holzstühle waren mit dazu passendem Samt überzogen. Die Prinzessin saß am Kopfende und lauschte gespannt den Erzählungen Kareems. Ab und zu stieß sie Laute der Bewunderung aus. Ich und Cyrill wechselten dann nur viel sagende Blicke.

Als Kareem an der Stelle angelangt war, wo er Nachts aus dem Zelt schaute und mich in der Gewalt eines ihrer Männer sah, öffnete sich die Tür am Ende des gigantischen Raumes und der Koch trat –gefolgt von Küchendienern, welche das Essen trugen- mit eiligen Schritten herein.

»Das Essen ist angerichtet eure Hoheit. Ich hoffe es ist nach ihrem Geschmack«

Der Koch verneigte sich tief und verharrte in dieser Position bis er entlassen wurde. So eilig wie er gekommen war, verließ er auch den Saal. Als die anderen begannen sich zu bedienen, nahm ich mir eine Pastete und biss hinein. Sie schmeckte großartig und ich hatte schon lange nichts richtiges mehr gegessen. Die Männer hielten sich ebenso wenig zurück und so sah ich keinen Grund es ebenfalls zu tun.

Als ich meinen Blick aufrichtete sah ich die Prinzessin wie sie mich beobachtete. Ich hustete diskret und nahm eine gerade Haltung ein. In ihren Augen blitze etwas auf, das ich nicht deuten konnte und so widmete ich mich wieder meinem Essen, welches ich ab diesem Moment langsamer zu mir nahm.

Kurze zeit später klopfte es an der Tür und Kennet trat ein.

»Ich hoffe ich störe nicht«

»Aber nein, wir haben soeben unsere Malzeit beendet« beruhigte ihn die Prinzessin.

Erleichtert nahm er an der Tafel platz.

»Die Vorbereitungen im Festsaal sind fast abgeschlossen eure Hoheit. Ich schätze das wir in ungefähr einer Stunde fertig sein werden«

»Das ist ja großartig! Heute soll eure Ankunft gefeiert werden. Wenn ihr einen Wunsch haben solltet, dann sprecht ihn ruhig aus«

»Da gibt es tatsächlich eine Kleinigkeit«, meldete sich Kareem zu Wort »Wir sind schmutzig und erschöpft von der Reise. Wäre es…«

Doch weiter kam Kareem nicht, denn die Prinzessin tat seine Worte mit einer Handbewegung ab.

»Du brauchst nichts mehr zu sagen Kareem. Eure Gemächer sind bereit und frische Kleidung liegt auf den Betten. Fühlt euch wie zuhause«

Nach diesen Worten entschuldigten wir uns und ließen uns von Kennet zu unseren Zimmer führen. Mein Zimmer lag zwei Stockwerke weiter oben als die der Männer. Als wir ankamen fragte mich Kennet ob ich noch einen Wunsch hätte. Ich entließ ihn mit einem Dankeschön und verschwand in mein Zimmer.

Es war geschmackvoll eingerichtet mit einem Kamin und einem großen Bett. Neben dem Tisch stand ein Behälter mit Wasser, einem Schwamm und ich bemerkte entzückt, dass das Wasser nach Blumen roch. Hastig zog ich mich aus und wusch mich gründlich. Auf dem Bett lag auch wie versprochen ein sauberes Kleid und ein Nachtgewand.

Ich schlüpfte in das Kleid, welches wie das der Prinzessin bis auf den Boden reichte. Der Grünton stand mir gut und ich drehte mich ein paar mal im Zimmer. So fühlte ich mich schon viel besser. Ich war nicht für Wüstenreisen geboren, aber dieses Leben könnte ich mir gut vorstellen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür und ich öffnete sie schnell. Vor mir stand ein recht kleiner, alter Mann mit weißen Haaren und einer Tasche in der Hand.

»Guten Tag meine Dame, ich bin der Arzt dieser Festung. Kareem schickt mich ihre Hände zu versorgen und nach ihrer Nase zu schauen«

Ich ließ ihn herein kommen und setzte mich auf seine Anweisung hin auf das Bett. Während der Untersuchung gab er immer wieder Laute der Überraschung von sich. Besonders als er meine Handgelenke sah. Er kramte eine Weile in seiner Tasche und bestrich die Wunden an meinen Handgelenken mit einer komisch riechenden Salbe. Dann verband er sie noch mit sauberen Tüchern und erhob sich.

»Also, wie es aussieht heilt ihre Nase sehr gut. Noch 1, 2 Wochen, dann dürfte das schlimmste vorbei sein. Ihre Handgelenke dagegen sind nicht so schön anzusehen. Wir sollten sie regelmäßig mit der Salbe bestreichen. Dann dürften auch keine Komplikationen auftreten«

»Ich danke ihnen. Leider habe ich nichts, das ich ihnen anbieten könnte«

Der alte Mann tat meinen letzten Satz mit einer Handbewegung ab und verabschiedete sich mit einer Verbeugung. Inzwischen war es Mittag und die Sonne schien warm in das Zimmer. Mein Blick wanderte zum Bett. Die Verlockung endlich mal wieder in einem Bett zu schlafen war zu groß und so schmiss ich mich darauf und schlief auch bald darauf ein.
 

Als ich erwachte war es draußen schon fast komplett dunkel. Ich streckte mich noch einmal genüsslich und schwang mich hastig aus dem Bett. Verschlafen ging ich zur Waschschüssel und wusch mein Gesicht mit dem inzwischen kalt gewordenem Wasser. Nach einem letzten Blick auf meine Erscheinung öffnete ich die Tür und trat in den dunklen Flur.

Hier und da waren schon ein paar Fackeln an den Wänden angezündet, was meiner Orientierung um einiges weiterhalf. Als ich die große Treppe ins Erdgeschoss runter ging ertönte bereits Gelächter und Musik durch die Tür zum Festsaal. Unsicher wie ich mich verhalten sollte blieb ich eine Weile vor der Türe stehen.

Meine Entscheidung Einzutreten wurde mir durch das Öffnen der Türe abgenommen. Farid erschrak als er mich sah und hielt sich die Hand wie zur Demonstration ans Herz.

»Mein Gott Liebes, hast du mich erschreckt! Was machst du hier so alleine?«

»Ich wollte gerade zu dem Fest als du die Tür geöffnet hast« log ich ein wenig.

»Na schön, dann beeil dich lieber bevor nichts mehr vom Essen da ist. Kareem isst als ob er am Verhungern wäre. Ich gehe mich kurz erleichtern. Bin gleich wieder da!«

Mit diesen Worten verschwand er und ich fasste all meinen Mut zusammen und trat ein.

Cyrill kam sogleich auf mich zugeeilt und führte mich an einen Tisch, an dem ich eine Kleinigkeit zu mir nehmen konnte.

Während ich aß lauschte ich der Musik und beobachtete die Menschen. Dann entdeckte ich Kareem. Er war gerade dabei mit der Prinzessin zu tanzen. Ich hatte niemals tanzen gelernt. Wenn ich mit Amy in der Disco war wurde ganz anders getanzt. Hier war es ein richtiger Ball bei dem man mit einem Partner tanzt. Ab und zu kam ein Mann zu mir an den Tisch und begann ein Gespräch. Ich blieb recht verschwiegen da ich keinem erklären konnte woher ich kam und wohin ich wollte. Geschweige denn warum ich hier bin.

Wenn man mich zum Tanzen aufforderte blieb ich genauso stur und erteilte eine Abfuhr nach der nächsten. Ich schätze, dass es ein riesen Skandal wäre wenn man nicht tanzen kann. Also blieb ich schön auf meinem Stuhl sitzen und versuchte den Abend zu genießen. Dann kamen Farid und Kareem auf mich zu.

»Was ist mit dir los Keira? Amüsierst du dich nicht?« fragte Farid etwas besorgt.

»Doch, ich finde es interessant den Menschen zuzusehen« erwiderte ich.

»Komm schon, tanz doch einmal mit Kareem«

Bei diesen Worten sahen Kareem und ich erschrocken auf und ich schätze, dass ich ein wenig errötet bin. Farid nahm zu allem Übel auch noch meine Hand und versuchte mich vom Stuhl zu ziehen.

»Farid ich möchte wirklich nicht« sagte ich empört und stemmte mich dagegen.

»Ach was, ein kleines Tänzchen wird dir gut tun«

«Nein danke!«

Ich entriss ihm meine Hand und setzte mich mit verschränkten Armen hin. Einige Leute in unserem Umkreis begannen uns zu beobachten. Doch das war mir im Moment egal. Dann hielt mir Kareem seine Hand entgegen.

»Darf ich um diesen Tanz bitten«

Ich sah seine Hand irritiert an. Bevor ich eine Antwort gab sah ich ein wenig zur Seite. Dann erblickte ich die Gastgeberin des Abends ganz in meiner Nähe beim Tuscheln mit einer Freundin. Der Blick abwertend auf mich geheftet. Das war mir einfach zu viel. Also ergriff ich Kareems Hand und ließ mich auf die Tanzfläche führen. Dort angekommen rasten meine Gedanken. Was tat ich hier überhaupt? Ich kann doch nicht tanzen.

Als Kareem meine Hüfte ergriff und ich keine Anstalten machte irgendeine Pose einzunehmen nahm in seinem Gesicht ein Ausdruck der Verwunderung platz.

»Was ist denn los?« fragte er.

Mein Atem ging schnell und ich wollte nur noch raus. Also entriss ich mich seiner Hand und lief mit schnellen Schritten aus dem Saal.

Kareem stand verwundert auf der Tanzfläche und blickte mir nach. Im nächsten Augenblick stand die Prinzessin mit verschränkten Armen neben ihm.

»Bei ihr mangelt es wohl noch an Erziehung« sagte sie vorwurfsvoll »Aber wir könnten doch noch ein Tänzchen wagen«

»Eure Hoheit, es tut mir leid, aber ich möchte mich für heute Abend ebenfalls entschuldigen. Der Tag war lang und ich bin erschöpft. Gute Nacht«

Nach diesen Worten nahm er ihre Hand und küsste sie. Ihr Blick zeigte eindeutig dass es ihr nicht gefiel, dennoch sagte sie nichts.
 

Kareem ging nicht direkt in sein Zimmer. Er machte noch einen kleinen Spaziergang durch den Hof und sah nach seinen Kamelen. Er war sehr verwirrt von dem Verhalten von Keira. Wieso hat sie sich geweigert mit ihm zu tanzen und ist aus dem Saal gestürmt? Vielleicht sollte er sie morgen darauf ansprechen. Die Müdigkeit durchzog seine Glieder und so machte er sich langsam auf den Weg zurück zu seinem Zimmer.

Die Flure waren schwach beleuchtet, doch da er schon öfters hier war machte es ihm keine Probleme sein Zimmer zu finden. Kurz vor seiner Tür vernahm er jedoch seinen Namen. Als er sich umdrehte stand die Prinzessin vor ihm. Sie war gekleidet in ihr Nachtgewand, welches sehr transparent war. Um die Schultern trug sie einen leichten, seidenen Morgenmantel. Kareem versuchte ihr Auftreten zu ignorieren.

»Wie gut dass ich dich noch treffe Kareem«

»Erkältet ihr euch auch nicht wenn ihr in eurem Nachtgewand durch die kalten Flure wandert eure Hoheit?«

Bei diesen Worten verdrehte sie die Augen.

»Wie oft hab ich dir schon gesagt das du mich Amalia nennen sollst?«

»Verzeiht –Amalia«

Sie trat zu ihm hin und ergriff seine Hand. Am liebsten wäre er einen Schritt zurück getreten, denn er wusste was sie wollte. Ihr Mann war vor einem halben Jahr gestorben und sie hegte schon immer Gefühle für Kareem, das wusste jeder.

»Kareem ich musste mit euch sprechen! Es tut mir ja so leid was meine Männer euch letzte Nacht angetan haben«

Sie trat noch näher an ihn heran.

»Das ist doch schon längst vergessen eure…ich meine Amalia. Macht euch keine Sorgen mehr«

»Nein es ist unverzeilich! Dennoch freut es mich zu hören das ihr nicht böse auf mich seid«

»Niemand könnte böse auf euch sein«

Kareem versuchte so kühl wie möglich zu bleiben. Doch Amalia rückte immer weiter auf.

»Wenn das alles war, dann würde ich mich zurückziehen. Ich bin sehr erschöpft und ihr erkältet euch sicher«

Anstatt eine Antwort zu geben, stellte sich Amalia auf die Zehenspitzen und küsste ihn in einer engen Umarmung. Aus reiner Höflichkeit erwiderte Kareem die Umarmung um nicht ihren Zorn auf sich zu ziehen. Momentan wünschte er sich nichts sehnlicher als das einer der Dienstboten vorbei käme und sie unterbrechen würde.

Tatsächlich ertönte hinter ihnen ein leises Husten und die Prinzessin löste sich hastig von Kareem. Als er aufblickte erstarrte er, denn Keira stand vor ihnen und konnte nicht fassen was sie da sah. Die Prinzessin drehte sich zu ihr um und lächelte vergnügt.

»Es ist spät, ich sollte jetzt schlafen gehen«

Und nach diesem Satz verschwand sie mit wehenden Röcken.

Kareem und ich standen uns eine Weile gegenüber, bis ich das Schweigen unterbrach.

»Ich wollte zu dir um mich bei dir zu entschuldigen für die Sache gestern Nacht und weil ich heute Abend so komisch war. Hätte ich gewusste das du Besuch hast wäre ich gar nicht gekommen. Tut mir leid«

Mein ton war schnippischer als beabsichtigt und ich ballte meine Hände so sehr zu Fäusten, dass meine Handgelenke wieder anfingen zu bluten. Wütend drehte ich mich um und eilte die Treppe zu meinem Zimmer hinauf.

In meinem Bett dachte ich über die Situation von vorhin nach. Ich konnte deswegen sehr schlecht schlafen und mir war vor Aufregung so heiß, dass ich mein Nachthemd erst gar nicht angezogen hatte. Warum war ich eigentlich so sauer? Schließlich war mir Kareem noch nie so nahe das ich mich über etwas, was ihn betrifft ärgern könnte. Aber er hatte doch genauso mitbekommen wie abwertend mich die Prinzessin behandelte. Wieso hat er nichts dagegen getan und knutschte mit ihr auf dem Flur herum? Ich verstand das alles nicht.

Um besser schlafen zu können wollte ich mich ein wenig abkühlen. Ich stand auf, ging zum Fenster und ließ die kühle Luft an meiner nackten, erhitzten Haut entlang gleiten. Eine Weile beobachtete ich die Sterne und fragte mich ob sie hier eigentlich genauso sind wie die in meiner Welt. Dann sah ich nach unten auf den Hof. Ich konnte es kaum glauben, aber dort stand Kareem mit weit aufgerissenen Augen und starrte mich an.

Mein Gesicht wurde sofort feuerrot und ich schmiss mich -wie man es sonst nur in Actionfilmen sieht- neben das Fenster auf den Boden. Langsam tastete ich mich zu meinem Bett, warf mir mein Nachthemd über und rannte zum Fenster um zu sehen ob er noch da ist. Tatsächlich stand er noch da und starrte entsetzt in mein Gesicht.

»WAS?« herrschte ich ihn an.

»I…ich…wegen vorhin…« stammelte er.

Doch ich ließ ihm keine Zeit für Erklärungen.

»Verschwinde sofort!«

Nach diesen Worten wandte ich mich vom Fenster ab und schmiss mich in mein Bett.

»So ein Idiot! Und da hab ich mir doch tatsächlich Gedanken wegen ihm gemacht! Ich kann ihn nicht ausstehen!«

Erst schien es mir unmöglich einzuschlafen, doch mit der Zeit übermannte mich der Schlaf und ich fand endlich meine Ruhe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-11-23T09:38:35+00:00 23.11.2006 10:38
Wie auch die vorherigen Kapitel einfach super!!
und ich freue mich schon auf die nächsten :o)

Hoffe du brauchst nicht so lange um sie hochzuladen ;o)
Von:  Pegah
2006-11-17T09:25:18+00:00 17.11.2006 10:25
Omg XD Ich hatte so nen Spaß des Kapitel zu lesen XD Es war echt spannend und witzig! Die stelle mit Kareem, der Keira vor dem Kamel beschütz fand ich genial! Mehr solche Stellen! XDD
Schreib bitte schnell weiter, es war echt ein klasse Kappi! d^.^b *knuddl*


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