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Das Tor

von

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Kapitel 17 - Wiedersehen

Sie stolperte die drei Steinstufen hinunter und stürzte fast auf den Boden – fing sich jedoch im letzten Moment noch ab. Hinter ihr schlug die Tür zu und es wurde dunkel. Sie wand hastig den Kopf, doch sie war zu langsam.

„Verdammt“, schrie sie und richtete sich auf.

Lena ging erneut die drei Stufen hinauf und hämmerte wie eine Besessene gegen die Tür.

„Las mich raus, du Spinner!“

Ihre rechte Hand begann wieder tierisch zu schmerzen und damit brach sie ab.

„Warum hast du nur keine eigene Meinung?!“, knurrte sie, doch sie verharrte.

„Das bringt doch ohnehin nichts“, vernahm sie eine tiefe Stimme aus dem hinteren Teil des Kerkers.

Sie war also nicht allein hier. Mit gehaltener Hand drehte sich Lena der Stimme entgegen und fuhr vor Schreck so heftig zusammen, dass sie fast erneut stürzte. Tares war es, der sie mit verschränkten Armen schief anschaute. Er saß auf einer Holzpritsche, die mit zwei starken Ketten an der Wand befestigt war. Mit ausgestreckten Beinen und gegen die Wand gelehnt starrte er Lena noch immer an.

„Du?“, entfuhr es der Menschenfrau.

„Hättest du dir jemand anderen mehr gewünscht?“

Kaum war sie mit diesem Mann in einem Raum einmal alleine, ging ihr dieser auch schon auf den Nerven. Lena schaute sich kurz um.

„Das ist also dein Zimmer wie? Wirklich hübsch und so geschmackvoll eingerichtet.“

Beleidigt drehte Tares den Kopf weg.

„Na vielen Dank auch, sehr spaßig!“

Der Troll knurrte sauer und stierte die Wand an. Beide schwiegen und Lena bewegte sich nicht von der Stelle. Irgendwie tat ihr dieser Kerl leid. Schließlich war er Moros´ Sohn und nicht sein Gefangener. Dieser gefühllose Tyrann schien darin allerdings keinen Unterschied zu sehen.

„Warum bist du hier?“

Ihr Interesse war geweckt worden. Wo sie doch jetzt hier nicht wegkonnte, konnte sie sich auch mit diesem Kerl unterhalten. Lena setzte sich mit dem größtmöglichen Abstand zu ihm auf die “unheimlich bequeme“ Liege und wartete auf eine Antwort.

„Elya...“

Seine Stimme begann zu zittern.

„Am Tag als Laris so durchgedreht ist, war ich bestimmt zu unvorsichtig. Einer der Wachposten hat mich ganz sicher mit Elya auf der Straße zusammen gesehen. Jetzt hat Moros den Beweiß den er schon so lange gesucht hatte – dass ich niemals an seiner Seite kämpfen werde!“

Das Sprechen viel ihm zusehends schwerer. Mit tränennassen Augen schaute er auf Lena nieder. Das dieser Bursche auch eine so weiche Seite hatte, erschreckte sie zutiefst. Am liebsten hätte sie ihn getröstet und gesagt das alles wieder gut wird, aber das wäre ganz sicher gelogen gewesen. Betroffen schaute sie ihn an. Diese Sache hätte allerdings auch passieren können, wenn sie nicht in dieses Land gekommen wäre. Wenigstens eine Sache, für die er sie nicht verantwortlich machen konnte – auch wenn diese Gedanken jetzt ziemlich gehässig waren. Als die erste Träne über seine Wange kullerte, drehte er verschämt den Kopf weg.

„Ich hoffe nur, Elya ist so schlau und verschwindet von hier... – ...Ich hoffe so, es geht ihr gut.“ Er schniefte laut.

„Ich habe versagt!“

Der Troll legte den Kopf auf seine Knie und krallte sich mit den Händen im Haar fest. Dieser Mann war wirklich verzweifelt. Die zierliche Frau konnte jetzt nicht mehr anders. Sie rückte näher und legte ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter. Tares zuckte zusammen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet.

„Ich würde dich ja gerne mit ein paar netten Worten aufmuntern, aber ich habe keine Ahnung was ich dir erzählen sollte. Heute, bei Sonnenuntergang will er mich die Klippe hinunterstoßen, wenn ich ihm nicht verrate, wie diese Tore geöffnet werden.“

Sie nahm ihre Hand wieder zurück und lehnte sich gegen die Wand.

„Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich hier her gelangt bin, aber mit diesem Monster zu reden ist ja völlig unmöglich!“

Lena schaute zu dem einzigen kleinen Fenster auf. Es war rechts neben der Pritsche ganz oben an der Wand. Jedoch war es so schmal, dass ein Kopf keinesfalls hindurchgepasst hätte. Eine Flucht von hier war also unmöglich. Nur sehr wenig Licht fiel noch in dieses Zimmer.

„Der hat doch nicht wirklich vor, mich da hinunter zu schmeißen?“

Mit dieser Frage wand sie sich erneut an den Troll. Noch immer krallte er sich an seinem Haar fest.

„Ich befürchte, er macht keine Scherze“, schniefte er. „Du wärst jedenfalls nicht die erste, der er das antut. Auf diese Weise hat er das halbe Dorf ausgelöscht. Die restlichen, die nicht geflohen waren, gaben auf und arbeiteten für ihn – mehr oder weniger freiwillig. Ich ganz allein hätte gegen diesen Mann rein gar nichts ausrichten können.“

Er schaute Lena resigniert an. Die Abscheu, die sie für dieses Gesicht bis jetzt empfunden hatte, war wie verflogen. Langsam begann sie, diesen Kerl zu verstehen.

„Laris Eltern waren unter den Opfern. Elya erzählte mir davon. Bei ihrem Namen fingen seine Augen an zu leuchten.

„Elya war so fürsorglich. Sie kümmerte sich so rührend um Laris nach diesem Vorfall.“

Lena konnte es kaum fassen, dass sie sich mit ihm auch normal unterhalten konnte. Ein zaghaftes und sehr leises Klopfen unterbrach die beiden. Trotz, dass es so leise war, fuhren beide zusammen. Der Schall in diesen Mauern war ungeheuerlich.

„Tares?“, fragte eine Jungenstimme.

„Das ist mein Bruder“, informierte der Gefangene seine Zellengenossin mit leiser Stimme.

„Was willst du Narkis?“

Seine Stimme war jetzt um einiges lauter geworden.

„Ich wollte nicht, dass das passiert...“

Reue lag in seiner Stimme. Der Junge hielt sich an den Gitterstäben der Tür fest, um besser hineinschauen zu können. Ganz sicher würde jedoch auch er nichts erkennen. Tares sprang auf und stellte sich auf die erste Stufe.

„Habe ich es etwa dir zu verdanken, dass ich hier festsitze?“

Mit geballter Faust schlug er auf Narkis´ Finger, ohne auf eine Antwort zu warten. Lena erschrak. Wimmernd zog er sofort die Hände weg.

„Wie konntest du nur, verdammt?! Hast du wirklich gedacht, dass er dich lobt, wenn du mich auffliegen lässt?“

Vor der Tür wurde weitergeschluchzt.

„Mittlerweile solltest du unseren Vater wirklich kennen, Narkis! Dir ist hoffentlich klar dass er mich für diesen Verrat erledigen wird.“

Der Junge war jetzt wieder ganz nah vor die Tür getreten, die Finger jedoch ließ er jetzt draußen.

„Na wenigstens weiß ich jetzt, wem ich meinen Tod verdanke!“

Der Junge schluchzte wieder sehr gut hörbar.

„Ich habe das nicht gewollt.“

„Verschwinde endlich!“, schrie er ihn an.

Tares´ Geduld war zu Ende. Auf dem Gang waren jetzt weitere Schritte zu hören. Sie wurden lauter.

„Was hast du hier verloren?“, brüllte die andere Person Narkis an.

Lena lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Moros war es, der einmal mehr einen seiner eigenen Söhne fertig machte. Der Kleine verschwand mit schnellen Schritten. Der Schlüssel drehte sich erneut und mit Schwung wurde das Tor aufgerissen. Moros trat ein. Sofort ging Tares einige Schritte von der Tür zurück und verschränkte die Arme. Lena stellte fest, dass er doch ein ganzes Stück größer war als sein Vater. Die Gesichter sahen sich erschreckend ähnlich. Tares baute sich vor ihm auf. Er stellte sich mit seinen breiten Schultern genau vor Lena. Die Sonne war längst noch nicht untergegangen. Lena fragte sich, was er wohl jetzt noch im Schilde führte. Hatte er sich diese Bedenkzeit vielleicht wieder anders überlegt?

„Da ist ja mein Lieblingssohn“, sagte er sarkastisch.

„Hast du wirklich gedacht, du kannst mich an der Nase herumführen? Eine Elfe.... Wie konntest du mich nur so hintergehen?“

Er schien sehr enttäuscht zu sein von seinem Sohn.

„Ich sehe jedoch über deinen großen Fehler hinweg...“

Er reichte ihm einen Säbel entgegen.

„Töte den Mensch!“

Lena sprang erschrocken auf. Ihr Herz war ihr jetzt in die Hose gerutscht. Sie wich ein Stück von Tares zurück. Irgendwie traute sie ihm doch nicht. Er schaute sie von oben herab an – so wie er es bis jetzt die ganze Zeit getan hatte. Würde er wirklich dem Wunsch seines Vaters nachgehen? Tares schnappte sich die Waffe. Hatte er nicht gesagt er würde niemals auf Moros´ Seite kämpfen. Lena wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Mit erhobenem Säbel kam er langsam näher.

„Ich bitte dich, tu das nicht“, flehte sie.

Sie war völlig verängstigt. Dieser Riese schaute ihr starr in die Augen.

„Bitte, leg doch das Ding weg.“

Langsam bewegte er die Hand mit dem Säbel auf Lena zu. Doch genau in der Bewegung machte er kehrt und ging auf Moros los. Dieser sprang zurück und schlug Tares mit der bloßen Faust in den Magen. Dabei viel er vor Schmerz auf die Knie und lies die Waffe auf den Boden fallen. Moros hob sie auf und hielt sie seinem Sohn an die Nase. Dieser Mann hatte erstaunlich gute Reflexe.

„Das habe ich mir gedacht! Nur kann ich mit Verrätern rein gar nichts anfangen!“

Moros drehte sich um und stieg mit einem großen Schritt auf die oberste Stufe.

„Freue dich Mensch...“, er wand den Blick jetzt an Lena.

„ ... du wirst heute Nacht nicht allein sterben!“

Wieder grinste er so ekelhaft, dass es Lena verging. Mit diesen Worten schlug er die Tür zu.

„Niemals werde ich mich dir unterwerfen, hörst du? NIEMALS!“, schrie er seinem Vater nach.

Tares kniete nach wie vor am Boden und hielt sich den Magen. Dieser Schlag hatte gesessen und Lena zitterte am ganzen Körper. Sie näherte sich und versuchte ihm aufzuhelfen, doch er kam aus eigener Kraft wieder zum stehen.

„Hast du jetzt wirklich gedacht ich würde das tun?“

„Ich...äh...“, stammelte sie los.

„Du vertraust mir nicht, richtig?“

Lena schaute auf den Boden.

„Na schön. Das kann ich dir ja nicht einmal verübeln.“

Tares legte ihr seine Hand auf die Schulter und schaute ihr tief in die Augen.

„Ich schwöre dir, dass ich dir niemals mehr Schmerzen zufügen werde!“

Tares lächelte vorsichtig und nahm die Hand wieder weg.

„Niemals also?“ Lena schluchzte. „Na so lange ist das ja nicht mehr...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Monsterseifenblase
2011-01-08T17:57:10+00:00 08.01.2011 18:57
Hallö.
Da bin ich wieder und nutze dir letzten Minuten vor dem Sturm (meine Familie kommt gleich aus dem Urlaub wieder und ich hab mich richtig dran gewöhnt meine Ruhe zu hause zu haben *seufz* Aber dafür brauch ich jetzt nicht mehr kochen:) um dir noch ein zwei Kommis zu schreiben.


Also, mir gefällt die Entwicklung, dass sich die beiden jetzt anfreunden und nicht ewig auf der Feindschaft herumpochen. Das zeigt, dass deine Charaktere nicht eintönig, sondern einflussbar sind und sich außerdem weiterentwickeln. Etwas verdeutlichen könnte man dieses Prozess vielleicht noch dadurch, dass du an der ein oder anderen Stelle die Personen sich selbst reflektieren lässt in dem du solche Gedankengänge wie:
"Jetzt erkannte sie, dass sie die ganze Zeit über Unrecht gehabt und vorschnell geurteit hatte."
Das ist jetzt etwas plump, schon allein deshalb, weil es keinen wirklichen zusammenhang gibt, aber nur mal als Beispiel. Wäre mal ein Vorschlag von meiner Seite..
Was mir auch gefällt ist, dass du noch eine Person eingführt hast und zwar den Bruder. Sobald dafür im Laufe der Handlung zeit ist, fände ich es glaube ich gut, wenn die Person noch ein wenig ausgebaut wird, weil sie glaube ich schön noch genutzt werden könnte, um das Verhältnis von Tares zu seiner Familie näher zu definieren..:) Das in diesem Kapitel dafür kein Platz war, ist klar, schließlich kam dann direkt Moros ..
(Falls du dich fragst, was ich damit meine, wenn ich sage, die Person näher ausbauen, ich verstehe darunter nicht nur, dass sie öfter vorkommt, sondern auch Beschreibungen aus zweiter Hand. Zb. Wenn Lena und Tares sich unterhalten und er ihr von ihm als seinem kleinen Bruder erzählt...)

uuuuunnd....weniger Rechtschreibfehler, als in den anderen Kapiteln:) Es sind welche da, aber es sind weniger ^-^

Lg
Monsterseifenblase

Von: abgemeldet
2008-07-31T17:54:32+00:00 31.07.2008 19:54
*sniff* ein Troll der weint - gibt es etwas herzerweichenderes?

bin mal gespannt wie die beiden aus der hässlichen Sitation herrauskommen (hoffe doch sehr, das Tares weiterleben darf!)


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