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Das Tor

von

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Kapitel 9 - Zweisamkeit

Laris´ Zimmer war sehr spärlich eingerichtet. Wozu sollte er auch einen Schreibtisch oder der gleichen besitzen, wo sie nicht einmal wusste ob er überhaupt schreiben konnte. Verstehen konnte sie ihn jedenfalls auch ohne sehr gut – Im Gegensatz zu manchen Personen, zu hause, die beim reden einfach die zähne nicht auseinander brachten. Die Decken im gesamten Haus schienen nicht besonders hoch zu sein. Sicherlich waren Elfen nicht viel größer als Laris selbst. Einer von den Stühlen stand am kleinen Fenster. Es hatte den Anschein, dass es hier gar kein Glas gab - oder waren alle Fenster etwa eingeschlagen worden?... Lena war immer noch in dieses Tuch gehüllt. Der Elf brach das Brot in etwa zwei gleich große Hälften und gab ihr eine davon. In einer der Ecken war ein Lager aus Heu und Decken angelegt. Diese Trolle schienen den Leuten hier wirklich alles genommen zu haben. Lena ging zum Fenster. An einer freien Stelle am Himmel schimmerte der Mond durch die Wolken. Von hier aus konnte sie ebenfalls das Meer sehen. Das Spiegelbild des Mondes zeichnete sich in sehr vielen Wellen ab.

„Wunderschön...“, flüsterte sie.

Laris legte ihre Sachen auf dem Stuhl nieder und stellte sich hinter sie. Er faltete seine warmen Hände auf ihrem Bauch zusammen - mehr würde er sich sicher nicht trauen - und legte ihr seinen Kopf auf die Schulter. Sein spitzes Ohr kitzelte Lena dabei am Kopf und sie musste unweigerlich wieder danach fassen.

„Ich muss gestehen, dass ich mir bis jetzt nicht viel aus diesem Ausblick gemacht habe.“

Lena streichelte ihn vorsichtig die Schläfe.

„Vielleicht solltest du jetzt wirklich schlafen gehen“, meinte sie ohne an der Stimmung zu kratzen. Er wand sich ab und zog seine Weste aus.

„Ich danke dir was du bis jetzt für mich getan hast“, flüsterte Lena.

Sie drehte sich zu ihm um und sah einen Mann, der die Arme nach ihr ausstreckte, um sie heranzubitten. Lena ging stattdessen auf den Stuhl zu, auf dem ihre Sachen lagen und zog sich ihr Nachthemd, Laris den Rücken zugewandt, erneut über. Mit dem Brot in der Hand, lies sie sich neben ihm nieder. Es duftete himmlisch. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie hungrig sie eigentlich war. Mit wenigen Bissen hatte sie ihre Hälfte auch schon verschlungen. Obwohl es nur trockenes Brot gewesen war, war es auch ohne Belag sehr schmackhaft gewesen. Der Elf schaute überrascht, dass die Zierliche Frau ihre Hälfte so schnell verspeist hatte.
 

„Lass uns schlafen gehen.“

Laris begannen so langsam auch die Augen zuzufallen. Für heute hatte er wirklich genug.

„Was hast du eigentlich an deinem Nacken?“, fragte Lena dennoch.

Laris senkte jedoch den Kopf und schwieg, worauf Lena erneut ihre Hand auf seinen Kopf legte. Zurückhaltend schaute er sie an.

„Hast du dort Schmerzen?“, erkundigte sie sich zaghaft, was ja eigentlich eindeutig war, doch er schüttelte langsam den Kopf.

Lenas Hand bewegte sich langsam nach hinten gen Nacken und der Elf schloss wieder die Augen. Je weiter sie nach hinten kam, desto fester kniff er sie zu.

„Ich tu dir nicht weh“, beteuerte sie leise.

Doch bei den ganzen Haaren konnte man allerdings nichts genaueres fühlen. Lena war klar, dass er auch darüber nicht reden wollte. Sie wollte ihn ja auch nicht mit lästigen Fragen quälen, also hörte sie auf. Sofort machte er die Augen wieder auf. Etwas enttäuscht darüber, dass er ihr nicht vertraute, brachte sie kein Lächeln über die Lippen, als er ihr in die Augen schaute. Laris ließ sich auf sein Lager nieder und wartete bis sie es ihm gleich tat.

„Na schön“, fing er plötzlich doch zu erzählen an.

Hatte er vielleicht Angst sie würde wieder nach unten gehen oder dergleichen...

„Ich hatte einen Unfall...“

Lena rückte näher neben ihn.

„Ich habe einen starken Schlag in den Nacken bekommen... Ich bin vorsichtiger geworden... vielleicht zu vorsichtig.“

Diese Sache schien ihn wirklich sehr zu beschäftigen. Mit Ihren Augen tastete sie sein Gesicht ab. Irgendwie wirkte er jetzt recht verloren. Behutsam fasste sie Laris ans Kinn und küsste ihn. Sein erleichtertes schniefen, sicherlich der Fragerei wegen, vernahm Lena sehr deutlich. Während sich die beiden noch küssten, legte sich Lena zurück. Das ganze Zimmer war von einem angenehmen frischen Duft erfüllt – jedoch war es nicht im geringsten kalt. Sie drehte sie sich auf den Rücken und starrte an die rissige Decke.

„Ich hoffe nur ich komme wieder nach Hause.“

Lena wurde traurig. Die ganzen Erlebnisse die sie in der kurzen Zeit bis jetzt hatte, schienen ihr zu Hause in den Hintergrund rücken zu lassen. Laris rutschte näher und legte seinen Arm um sie.

„Ich möchte aber nicht das du gehst.“

Lena schloss die Augen um ihre Tränen zu verdecken und sprach nicht weiter. Schließlich wollte sie die Stimmung nicht noch tiefer herunter ziehen. Allerdings war sie schon ein bisschen gespannt, was ihr der nächste Tag wohl bringen mochte...
 

***
 

Lena erwachte mit einem schlechtem Gefühl. Der Tag heute begann ziemlich nebelig. Sie hatte sehr unruhig geschlafen. Laris lag vor ihren Augen – zusammengerollt wie eine Kätzchen. Er sah so süß aus wenn er schlief. Lena traute sich dieses mal jedoch nicht ihn zu berühren. Sie hatte Angst dass das gleiche passieren würde, wie am Tag davor. So vorsichtig wie nur möglich stand sie auf und stieg über Laris hinweg. Er hatte es nicht gemerkt. Diesen unbeobachteten Augenblick nutzte sie wiederum, um sich umzuziehen. Es war ja nun nicht so, dass sie sich vielleicht schämen würde. Lena dachte an den gestrigen Abend nach dem Duschen und musste schmunzeln. Rasch schlüpfte sie in das Kleid. Es passte als wäre es ihr eigenes. Dieses Kleid war aus einem sehr straffen Stoff, der schon fast an Leder erinnerte. Behutsam hob sie noch die Schuhe auf und verschwand mit einem Laken unter dem Arm Aus dem Zimmer. Diese Tür zu Laris´ Zimmer war ohne Klinke, was ihr allerdings jetzt erst auffiel. Sie musste sich mit aller Kraft daran zerren um diese aufzubekommen. Die Tür schien aus einem ganz besonders harten Holz zu sein. Auf leisen Sohlen verlies sie schließlich nach einigen Mühen das Zimmer. Von unten drangen schon Geräusche an ihr Ohr. Elya musste also bereits wach sein. Lena schlich die Treppe hinunter, was gar nicht so einfach war, da auch jetzt jede Stufe knarrte. Dieses Haus schien im allgemeinen recht alt zu sein.

„Guten Morgen“, drang eine freundliche Stimme an ihr Ohr.

„Wie geht es Laris?“, fragte Elya weiter.

Lena schaute überrascht.

„Ich schätze mal ganz gut. Ich habe versucht ihn nicht zu wecken. Er sieht so unschuldig aus wenn er schläft.“

„Unschuldig also...“

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, erkundigte sich Lena.

Von oben drang jetzt ein poltern herunter, kaum das sie ihre Frage gestellt hatte. War sie also doch gehört worden...

Elya blickte auf. Kurz danach wurde Laris´ Tür aufgerissen. Vorsichtig zog die Elfe Lena hinter sich. Laris stürmte auf den Treppenabsatz, doch blieb ruckartig er wieder stehen und hielt sich den Kopf.

„Duck dich“, flüsterte Elya und drückte die vollkommen verwirrte Menschenfrau unter den Tisch.

„Was ist denn...?“

„Sei still“, flüsterte sie weiter.

Laris schaute jetzt zu seiner Schwester hinunter. Diese griff sich schnell ein Holzscheit, das neben dem Ofen lag. Schwankend kam Laris näher. Lena konnte nur seine Füße sehen. Sie wagte es nicht, hervorzukommen.

„Wo bin ich hier verdammt noch mal?“

Elya schwang den Scheit.

„Was hast du in meinem Haus verloren?“, schrie die Elfe ihn an. Was ging hier nur schon wieder vor, dachte sich Lena verwirrt. Waren hier denn alle verrückt?

„Los verschwinde, du hast hier nichts verloren!“, meckerte sie ihn weiter an.

Laris stürmte zur Haustür und verschwand fluchtartig. Elya vergewisserte sich ob er auch verschwunden war, dann wand sie ihr Wort wieder an Lena.

„In Ordnung, du kannst wieder aufstehen.“

Sie kroch hervor.

„Kannst du mir bitte erklären was das jetzt war?“

„Laris hat es dir nicht erzählt richtig?“

„Was denn erzählt? Er sagte etwas von einem Unfall mit einem Schlag in den Nacken. Er hat fürchterliche Angst, dass ich ihn dort anfasse.“

„Soweit ist das ja auch richtig, aber das er hin und wieder sein Gedächtnis verliert hat er dir wohl verschwiegen.“

Lena viel es wie Schuppen von den Augen. Sie erinnerte sie an den Tag zuvor oben im Wald.

„Manchmal wird er dabei richtig böse. Heute schien er ausnahmsweise einmal nur wirr zu sein.“

Elya hielt ihr ihren Arm hin, der mit einigen Narben verziert war.

„Kann denn niemand etwas dagegen machen?“

Lena klang sehr besorgt.

„Leider nicht. Ich wüsste jedenfalls nicht wie.“

Unerwartet öffnete sich die Tür erneut – allerdings sehr langsam. Laris trat mit gesenktem Kopf ein.

„Guten Morgen, Brüderchen.“

Elya lächelte ihn an.

„Hallo Laris“, brachte Lena nur sehr vorsichtig heraus.

Vielleicht würde er ja wieder durchdrehen, aber es schien, als wäre diese Phase erst einmal überstanden. Sofort schaute er auf und binnen Sekunden füllten sich seine Augen mit Tränen. Lena hatte ganz sicher alles mitbekommen. Abermals verließ er fluchtartig das Haus. Lena lief ihm jetzt jedoch in den Garten hinterher. Er war um die Ecke verschwunden. Als sie ihm hastig folgte, stürzte sie fast über ihn. Laris hatte sich hinter dem Haus an die Wand mit angewinkelten Beinen gesetzt. Er hielt die Hände vor sein Gesicht und weinte mitleiderregend, dass es Lena ganz anders wurde.

„Beruhige dich doch wieder. Es ist doch nichts passiert.“

„Ja, dieses Mal...“

Lena kniete sich vor ihn und nahm ihm die Hände vom Gesicht weg. Seine Tränen rollten nur so über seine Wangen und seine Augen waren schon richtig rot.

„Hör doch bitte auf zu weinen.“

Ihn jetzt in den Arm zu nehmen, wagte sie jedoch nicht. Zu nah würde sie dabei seinem Nacken kommen, also wischte sie ihm vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich bin gefährlich Lena. In diesen Momenten weiß ich nicht was ich tue.“

Laris fasste nach ihren Händen und krampfte sich daran fest.

„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“

Der Elf schluckte.

„Ich hatte Angst du...“

Er war mit seinen Nerven am Ende.

„Ich wäre schon nicht schreiend davongelaufen.“

Liebevoll lächelte sie ihn an.

„Wir schaffen das schon...“

Nur zu gerne würde sie sich wieder an den Waldrand setzen und auf eines dieser Tore warten, aber diese Sache mit dem Elf machte es ihr unheimlich schwer.

„Wir?“

Dankend schaute er zurück.

„Ich hätte dir mehr Vertrauen schenken sollen.“

Zitternd hielt er ihr Gesicht und küsste sie.

„Ist schon gut das du einer fremden Person nicht gleich alles von dir erzählst“, befürwortete Lena sein Verschweigen dieser unschönen Sache.

Irgendwie hatte sie diesen Kerl liebgewonnen. Mit seiner verschlossenen Art kam sie jedoch nicht so richtig klar. Lena sprang auf und half Laris ebenfalls auf die Beine. Überglücklich drückte er sie an sich.

„Dieses Kleid steht dir wirklich gut“, hauchte er. Er schien bereits jetzt wieder der alte Charmeur zu sein.

„Ich danke dir. Lass uns wieder hineingehen. Elya hatte doch Probleme mit dem Dach.“ Lena lenkte sofort ab. Laris nickte. Im selben Moment lief Elya bereits wie gerufen aus der Tür.

„Alles in Ordnung?“

Sie schaute besorgt.

„Sicher“, erwiderte Lena.

Die Menschenfrau nahm Laris an die Hand und zog ihn ausnahmsweise einmal hinter sich her.

„Wir sollten die Sache mit eurem Dach geregelt bekommen, bevor es wie zu Stürmen

anfängt.“

Die beiden Elfen blickten sich überrascht an. Soviel Tatendrang hätten sie einer fast Fremden wohl nicht zugetraut, aber sie waren sicher die letzten, die sie davon abhalten wollten.

„Jedoch solltet ihr erst einmal essen.“

Lena verspürte irgendwie gar keinen Appetit, aber sie wollte diese Gelegenheit gleich einmal nutzen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monsterseifenblase
2010-10-31T13:53:40+00:00 31.10.2010 14:53
Und wieder da:)
Der Titel dieses Kapitels ist ja schon wieder seeeeehr viel versprechend 8)
Ich bin gespanntxD

Laris´ Zimmer war sehr spärlich eingerichtet.
Ist ja schon schön, dass er von anfang an davon ausgeht, dass sie mit beim ihm schläft und ihm gar kein Gästezimmer anbietet und gentlemanhaft sagt, er schläft woanders xD Süß.

sieht so unschuldig aus wenn er schläft.“
„Unschuldig also...“

Ich LIEBE Doppeldeutigkeit :D Und das so perfekt an dieser Stelle, genial!

Der Elf schluckte.
„Ich hatte Angst du...“

Also DAS kauf ich ihm ja jetzt mal gar nicht ab. Dann hätte er sie gar nicht mit in dem Zimmer schlafen lassen dürfen, jawohl! *Hände vor der Brust verschränkt* *ernmst guckt*

War ja gar nicht versaut das Kapitel ;D
Gaaanz harmlos, mit ein paar Geimnissen und Drama, eigentlich ganz nett. Nur finde ich immer noch, dass die Gefühle nicht so ganz ankommen, zumindest bei mir nicht:) Zum Beispiel hätte ich es realistischer gefunden, wenn Lena ersteinmal Angst gehabt hätte. Also nicht, dass sie ihm das sagen muss, aber dass sie innerlich mehr an dem zu knabbern hat, was er da erzählt oder sich da einmal gedanken drüber macht....
Aber vielleicht sind manche Menschen einfach ein bisschen schmerzfreier :D

Lg
Monsterseifenblase



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