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Chiisana LOVE-STORIES

Die ultimative Anime-Crossover-Dating-Fanfic
von

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Rocko und Lunch - Die Schöne und die Furie

Von Jitsch
 

Wieder einmal sind die Chiisana Love-Stories am Start und nun schon in der 33. Runde! Diesmal haben wir uns für das Pairing eine besondere Bedingung ausgedacht: Wir wollten einen „hoffnungslosen Fall“ verkuppeln, also jemanden, der in der Serie, aus der er stammt, wahrscheinlich nie eine Freundin finden wird. Unsere Wahl fiel schließlich auf Rocko, der zwar immer Frauen hinterher läuft, aber nie so richtig Glück mit ihnen hat. Glück hat er mit Lunch eigentlich auch nicht, vor allem nicht, wenn sie niest. Aber vielleicht wird es ja doch was mit den beiden ^-^ Wie ihr sehen werdet, haben wir im Gegensatz zur letzten Story mit Pokémon (das war doch Satoshi und Miyako??) diesmal für Pokémon und Trainer die Namen verwendet, die ihr aus dem deutschen TV kennt, um Verwirrung vorzubeugen ;) Bei den Leuten aus Dragonball sollten keine Unklarheiten auftreten, auch wenn wir, dem Original entsprechend, Yamcha statt Yamchu geschrieben haben. Und nun viel Spaß mit dem neuesten Crossoverpairing!
 

           Die Schöne und die Furie
 

„Schau mal, Pikachu, wir sind da!“, rief Ash Ketchum, begleitet von einem bedeutungsvollen In-Die-Luft-Reißen der Arme. „Pika-Pika“, stimmte das kleine gelbe Wesen mit den runden roten Bäckchen zu, das auf seiner Schulter saß und dessen lange, hasenähnliche Ohren im Wind flatterten. Der Zehnjährige drückte sich seine Mütze fest auf den schwarzen, struppigen Schopf, damit der Fahrtwind sie auf keinen Fall wegwehen konnte. Das kleine Boot, auf dessen Bug er stand, wurde jedoch schon ein wenig langsamer, der röhrende Motor sprotzte leise und unregelmäßig. Im Wind war das Klingen von Masten und das dumpfe Geräusch von Booten zu hören, deren Pufferbojen aneinanderschlugen. Hinter dem großen und von Schiffen scheinbar überquellenden Hafen der näherkommenden Insel erstreckte sich eine kleine, von allerhöchstens zweistöckigen Gebäuden bestimmte Stadt, und irgendwo noch weiter hinten ragten schroffe Felsen auf.

Ash drehte sich mit einem Grinsen zu Rocko und Misty, seinen beiden Begleitern, um, die etwas gelassener auf der kleinen Holzbank vor der Fahrerkabine saßen. „Hey, wir sind da! Das ist Anemonia City!!“, rief er aufgeregt. „Ja, aber wir müssen ja nicht aufgeregt sein. Du bist schließlich derjenige, der gegen den Arenaleiter antreten wird“, gab Misty, die Wasserpokémontrainerin mit dem orangeroten Haar gedehnt zurück. Auf ihrem Schoß stimmte ihr kleines Pokémon Togepi, das zur Hälfte in einer bunten Eierschale zu stecken schien, ein leises Fiepen an. Rocko, der braungebrannte Pokémonzüchter mit dem dunklen, wuscheligen Haar, verschränkte die Arme und sah gemächlich über die Insel, der sie sich mittlerweile nur noch so langsam näherten, dass sie spielerisch von ein paar laut schreienden Möwen überholt wurden. Ihr Kapitän, ein freundlicher Seemann, der die meiste Zeit in der Hafenstadt Oliviana City verbrachte und hin und wieder seine Verwandten auf der Insel Anemonia City – und ebendieser näherten sie sich ja gerade – besuchte, drehte bei und ließ das in den Wellen leicht schwankende Boot nun auf die Hafeneinfahrt zusteuern. Diese war nur schmal und auf beiden Seiten der Ummauerung standen kleine Türmchen für Leuchtfeuer, die aufgrund des guten Wetters jedoch momentan nicht gebraucht wurden.

Neben einem der Türme war noch etwas, und das ließ Rocko urplötzlich alle Ruhe vergessen, von seinem Sitz aufspringen und so schnell zu Ash an den Bug rasen, dass das Boot gefährlich schwankte. Davon ließ er sich jedoch nicht stören, er ging nun sogar so weit, den guten Meter, der noch zwischen Boot und der Hafenmauer klaffte, einfach mit einem Sprung zu überwinden. „Hoppala!“, rief er und landete taumelnd, fing sich aber sofort wieder und richtete sich so gerade auf, als habe er einen Besen in der Wirbelsäule. „Guten Tag, schöne Frau! Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen!“, rief er und griff übermütig nach der Hand einer mit einer Kladde neben dem Leuchtfeuer stehenden Officer Rocky. Die Frau stieß einen erschrockenen Schrei aus und der Klemmhefter landete am Boden, während Rocko einen Schwall von Worten von sich gab, in dem unter anderem auch die Schlüsselworte „Schicksal“, „wunderschön“ und „fasziniert“ vorkamen. Die so überfallene junge Frau blickte nur irritiert und ein wenig hilflos drein. Im nächsten Moment hatte das Schiff weiter verlangsamt und war nah genug an der Schutzmauer, dass auch Misty hinaufklettern und Rocko genervt an einem Ohr zurückziehen konnte. „Du kannst es nicht lassen, oder?“, fragte sie zischend. Er wimmerte nur leise, während die Rocky erleichtert auszuatmen schien.

„Na Sie sind mir ja einer“, murmelte die Beamte in Rockos Richtung und sammelte ihre Kladde wieder vom Boden auf. „Nur leider werden Ihnen Komplimente auch nicht weiterhelfen. Sind Sie der Kapitän des Schiffes?“ „Nein, das ist der da“, erklärte Misty ohne Rockos Ohr loszulassen und nickte mit dem Kopf in Richtung der Fahrerkabine. Ash hatte sich mittlerweile auch angeschickt, den Kai zu erklimmen, wobei Pikachu bereits vor ihm hinübergesprungen war und Rocko mitleidig beäugte, der in Mistys Griff sichtlich litt. „Was gibt es denn?“, fragte der Kapitän, der das Gespräch mit angehört hatte, und steckte den Kopf aus der Kabine seines Kutters. Die Rocky trat neben Ash, der inzwischen auch wieder festen Boden unter den Füßen hatte, an die Kaimauer und erklärte förmlich: „Sofern Sie nicht über einen privaten Bootsanlegeplatz innerhalb des Hafengebiets verfügen und dies auch ausreichend belegen können, kann ich Sie leider nicht hereinlassen.“ Der Kapitän kratzte sich am Bart. „Eigentlich wollte ich meine Schwägerin besuchen, wissen Sie, die wohnt hier. Aber so voll wie das hier ist, kann ich auch gleich zurückfahren, ist ja nicht weit. So 'nen Anlegeplatz hab ich nämlich nicht.“ „Das wäre sehr nett“, erklärte die Rocky, erleichtert, dass es zu keiner weiteren Diskussion kam. An diesem Tag hatte sie schon mehreren penetranten Bootsbesitzer klarmachen müssen, dass das Verbot ausnahmslos für alle galt, die keinen Anlegeplatz hatten, und dass auch gegen Bezahlung und freundliches Bitten keine Ausnahmen gemacht wurden.

„Was ist denn hier überhaupt los und wie lange dauert das noch?“, fragte der Bärtige. „Das wissen Sie nicht?“, fragte die Beamte erstaunt. Der Kapitän wiegte den Kopf. Rocko (mittlerweile nicht mehr am Ohr gepackt, aber aufgrund der in der Luft stehenden Drohung deutlich sittsamer als zuvor), Misty und Ash, die sich neben dem Boot versammelt hatten, sahen ebenfalls ratlos aus. „Hier findet doch derzeit das Große Kampfsportturnier statt, in dem der ‚Beste Kämpfer auf Erden’ gekürt wird!“ „Ach das, ja, ich erinnere mich. Ich hab gar nicht bemerkt, dass schon wieder sechs Jahre rum sind... wie die Zeit vergeht...“, bemerkte der Kapitän. Die Rocky lächelte irritiert. „Keine sechs Jahre. Nach dem letzten Turnier wurde die Zeitspanne auf drei Jahre verkürzt, deshalb ist es jetzt schon wieder.“ Der Kapitän grinste. „Dann bin ich ja doch noch gar nicht so alt wie ich grad befürchtet habe. Bei welcher Runde sind sie denn jetzt?“ „Heute ist schon das Finale.“ Die Rocky lächelte vorsichtig, als sie das sagte. Dann sah sie die anderen drei an. „Was ist mit euch?“, verlangte sie streng zu wissen. „Wir sind ewige Reisende, doch jetzt hat unsere Odyssee endlich ein Ende gefunden, weil wir dir...“, begann Rocko sofort leidenschaftlich, doch Misty versetzte ihm einen genervten Schlag auf den Hinterkopf, sodass er stöhnend zu Boden sank. „Wir sind Pokémon-Trainer“, erklärte Ash stattdessen. Pikachu gab ein paar zustimmende Laute von sich. „Dann seid ihr sicher hier, um in der Arena anzutreten? Ich muss euch enttäuschen, während des Kampfsportturniers ist sie geschlossen, da der Leiter selbst auch ein begeisterter Zuschauer der Kämpfe ist. Allerdings müsste sie morgen wieder geöffnet sein.“

Rocko kam vom Boden wieder hoch und rieb sich dabei die Beule an seinem Hinterkopf. Ash dagegen strahlte: „Das heißt, wir können uns erst mal einen Tag ausruhen und dann antreten!“ „Du meinst dich, wir treten ja nicht an“, bemerkte Misty und fragte dann die Rocky: „Sagen Sie, wenn hier dieses Turnier stattfindet, ist es doch sicher schwierig, eine Unterkunft zu bekommen...“ „Ja, das stimmt. Aber ihr könnt es im Pokémon-Center versuchen. Dort nehmen sie nur Trainer auf, auch wenn einige Touristen alles Mögliche versuchen, um trotzdem reinzukommen. Soweit ich weiß, dürfte dort noch Platz sein.“ „Sie haben recht! Also dann, auf geht’s, Jungs!“, beschloss Misty und zerrte Rocko eilig an der Rocky vorbei, um jedem Versuch einer erneuten peinlichen Anmache vorzubeugen. So beschränkte sich der Weggeschleifte auf ein freundliches, verliebtes Winken zum Abschied. Ash rief dem freundlichen Kapitän noch ein Dankeschön zu, bevor dieser abdrehte und wieder in die Wellen schipperte, entschuldigte sich bei der Rocky für die Umstände und rannte dann Misty und Rocko hinterher, die bereits fast das richtige Festland erreicht hatten.
 

Das Pokémon-Center war zwar voll, aber die Schwester Joy (von der Misty Rocko fernhielt, indem sie mit ihm vor dem Gebäude wartete und nur Ash hineinschickte) erklärte freundlich, dass bei ihnen noch massenhaft Plätze frei seien, da die meisten Pokémontrainer sich dank der Aussicht auf eine geschlossene Arena in den letzten Tagen von der Insel ferngehalten hatten. Da die Plätze somit gesichert waren, es aber noch lange nicht Abend war, beschlossen die Trainer, sich erst einmal in der Stadt umzusehen und eventuell etwas zum Mittagessen zu besorgen. Der Versorger der Truppe, also Rocko, kochte zwar gut, doch die Aussicht, nach langer Zeit mal wieder außerhalb von Wildnis zu speisen, gefiel ihnen trotzdem. Rocko war auch aus einem anderen Grund besonders guter Dinge, er vermutete nämlich in den Massen von Menschen, die zum Turnier gekommen waren, auch einige Schönheiten, denen er den Hof machen könnte. Die Rocky vom Hafen hatte er bereits wieder aus seinem Gedächtnis gestrichen.

Anemonia City musste unter normalen Umständen ein durchaus beschauliches Plätzchen sein, doch momentan war der Teufel los. Entlang der Straßen hatten sich Stände aufgebaut, die abwechselnd Souvenirs, Eis oder chinesisches Essen anboten. Noch war auf den Straßen einiges los, was auch das bestätigte, was die Schwester Joy Ash schon mitgeteilt hatte: das Finale würde erst gegen zwei Uhr Nachmittags beginnen. Das war noch ein wenig hin, und so tummelten sich die Touristen und Kampfsportfans jetzt kurz vorher alle bei den Essständen um sich den Magen vollzuschlagen oder etwas mitzunehmen, bevor der Kampf begann. Alle waren aufgeregt, und wenn man gut hinhörte, konnte man überall Spekulationen vernehmen, wer denn nun das Finale gewinnen würde. Jedoch hörte keiner der drei Trainer diesem richtig zu: Rocko ließ seinen Blick über die Menge schweifen, um hin und wieder aufzujauchzen und dann von Misty, die ihn die ganze Zeit mit Argusaugen beobachtete, vor einem unüberlegten Anmachmanöver bewahrt zu werden Ash und Pikachu sahen sich einfach nur um und staunten, zudem kannten sie die beiden Kontrahenten nicht und so interessierten sie die Vermutungen über Sieg und Niederlage herzlich wenig.

„Wollen wir nicht bei dem Turnier zugucken?“, schlug Rocko vor, nachdem sie sich direkt neben die wenig besuchte zehnte Souvenirbude und somit etwas außerhalb des Menschenstromes positioniert hatten. Pikachu beobachtete von Ashs Mütze aus das bunte Treiben, während dieser die Arme verschränkte. „Hmm, weiß nicht.“ „Du glaubst doch nicht, dass du bei den Zuschauern irgendwelche schönen Frauen kennenlernst?“, vermutete Misty. Rocko zuckte ertappt zusammen, stammelte aber: „Ach was, darum geht es doch gar nicht. Kampfgeist, Leute! Ihr seht die besten Kämpfer der Welt! Allein ihnen zuzusehen wird deine Motivation im Kampf morgen verzehnfachen, Ash!!“ Ash und Misty sahen sich mit einem Das-glaubst-du-doch-wohl-selbst-nicht-Blick an und seufzten. „Also, ich weiß nicht“, sagte Ash. „Glaubst du, wir kriegen jetzt noch Plätze?“, fragte auch die Rothaarige kritisch. „Hey, wir können es doch wenigstens versuchen!“, rief Rocko drängend. Es war abzusehen, dass die beiden anderen Trainer ihm nicht zustimmen wollten, doch da kam ihm Pikachu zu Hilfe: „Pika-pika, pika-pikachuuu!“, rief es. „Du willst zugucken?“, fragte Ash ungläubig. Das gelbe Wesen nickte deutlich. „Pika-pika, pika chuu, chuu, pikachu!“ „Du meinst, Rocko hat recht und es wird unseren Kampfgeist stärken?“ „Pika-pika!“ Der junge Trainer mit der Schirmmütze sah Misty an. „Na, ich denke, wenn Pikachu das meint...“ Misty nickte, auch wenn sie nicht ganz überzeugt aussah. „Na ja, schließlich muss es morgen kämpfen, und wenn es ihm hilft...“ „Dann lasst uns gehen!“, rief Rocko sofort. Ihnen blieb keine Wahl, als ihm zu folgen, sobald er in die Menge abtauchte.
 

Den Austragungsort zu finden war nicht schwer. Zum einen strömten mittlerweile doch die meisten der Menschen in deren Richtung und zum anderen waren die Mauern, die das Gelände der Arena umgaben, nicht gerade unauffällig und ein große Pfeiler auf dem Platz vor dem Eingang wies deutlich den Weg. Alle liefen auf den einzigen Durchgang in der Mitte zu, der offenbar ohne Eintrittskarten oder anderweitige Kontrollen durchschritten werden konnte. Ash, Rocko und Misty hatten einige Schwierigkeiten, sich zwischen den drängelnden, ungeduldigen Menschen im Auge zu behalten, aber Pikachu, das sich (auch um nicht in der Menge zerquetscht zu werden) auf Ashs Mütze niedergelassen hatte, war ein guter Blickfang und sorgte dafür, dass die drei schließlich zusammen am Tor ankamen. Der Ring selbst war auch von hinter dem Tor nicht zu sehen, stattdessen überall nur Menschen, nichts als Menschen, die sich auf einer gepflasterten Fläche drängten. Dies sollte offenbar der Zuschauerraum sein, Sitzplätze gab es keine, genauso wenig wie irgendwelche Markierungen. „Hier können wir doch nie was sehen“, murmelte Ash. „Vielleicht ist irgendwo noch Platz?“, fragte Misty zögernd. „Wenn wir wenigstens sehen könnten, wie weit der Ring noch weg ist“, murmelte Rocko und stellte sich auf die Zehenspitzen, wobei er die Hand als Schatten halb über die Augen hielt. „Hey, da ist noch was frei...“, murmelte er auf einmal, „Und noch dazu...“

Misty und Ash waren außerstande ihn aufzuhalten, als er sich auf einmal durch die Menschenmenge zu wühlen begann. Um ihn nicht zu verlieren, hatten sie keine andere Wahl, als ihm vorsichtig nachzueilen und sich möglichst höflich bei den düpiert dreinschauenden aus dem Weg gestoßenen Leuten zu entschuldigen. Dann war da auf einmal Luft: ein gut zwei mal ein Meter großer Bereich direkt neben der niedrigen Mauer, die die Menschenmasse von dem quadratischen Kampfplatz trennte, wurde von der Menge gemieden. Und es war auch nicht schwer zu erkennen, warum: In der Mitte des kleinen Gebiets stand eine recht zierliche blondgelockte Frau, die ein knappes Oberteil und Hotpants trug; in ihren Händen hielt sie eine Maschinenpistole. Ihr eisiger, herausfordernder Blick allein hätte aber vermutlich schon ausgereicht, um die bannkreisartig freigelassene Stelle auf dem eng gedrängten Zuschauerplatz zu erklären.

Allein der unübersehliche Kontrast zwischen einem hübschen, zierlichen Mädchen und der Waffe war abstrus. Noch abstruser war jedoch, was sich gerade in dem Moment abspielte, als Ash und Misty sich aus der Mänge gedrängt hatten, denn dieser war auch der Moment, in dem sich Rocko vor der Blondine auf seine Knie fallen ließ und ihr eine rote Rose – wo auch immer er die herhatte – vor die Nase hielt.

„Oh schönste aller Schönen! Erlaube mir, vor deinem Anblick niederzusinken und dir diese Rose als Zeichen meiner Ehrfurcht darzubieten!“, rief er theatralisch. Üblicherweise hätte Misty jetzt einen Satz nach vorne gemacht, um die peinliche Aktion zu unterbrechen, doch auf sie hatte die Anwesenheit der Blonden eine ähnliche Wirkung wie auf alle anderen Menschen hier: sie löste den Reflex aus, sich so weit wie möglich zu entfernen, weshalb sie sich auch sofort wieder unter leichten Protesten ein wenig zurückzog. Pikachu sprang auf Ashs Arm und klammerte sich ängstlich an ihn. Die Menschen schienen alle angstvoll einzuatmen, irgendwas lag in der Luft, und auch im Blick der Blonden, die Rocko entgeistert anstarrte. Dieser schien der einzige zu sein, der nichts davon bemerkte und mit verzücktem Blick in irgendwelchen fremden Sphären weilte, während er die Rose weiter nach vorn hielt. Ein Zittern lief durch die Menge, als sich die Augen der Frau zu Schlitzen verengten und sie ihre Waffe schussbereit anhob. Es schien unmöglich, doch irgendwie gelang es den Umstehenden, sich noch einmal ein oder zwei Schritte rückwärts zu drängen.

Die Blonde sog die Luft ein.

Die Menschen am Rand des freien Raums duckten sich.

Rocko schwelgte in Verzückung.

Pikachu drückte sich verzweifelt an Ashs Jacke.

Togepi trillerte glücklich vor sich hin.

Die Blonde nieste.
 

Irgendwie mussten beim Einatmen Staubpartikel von der Rose in ihre Nase geraten sein. Das laute „Hatschi!“ ließ die Menschen beinahe aufschreien, so plötzlich kam es. Rocko holte es aus seiner Traumlandschaft zurück. Er sah an seiner Angebeteten hoch. Und machte einen lauten Schrei, weshalb Pikachu sich panisch die Pfoten vor die Augen schlug.

Als es still wurde, wagte Ash einen Blick und fand seine eigenen Empfindungen in Rockos Gesicht wieder, dessen Kinnlade, wäre sie nicht durch Sehnen mit seinem Schädel verbunden gewesen, mittlerweile mindestens den Boden durchschlagen hätte.

Die blonde Frau war auf einmal nicht mehr blond, sondern sinnlich dunkelblaue Locken umrahmten ihr hübsches, helles Gesicht. Sie war auch nicht mehr im Mindesten so einschüchternd wie zuvor, sondern sah sich nur verwirrt mit großen, dunkelblauen Augen um, die Maschinenpistole hielt sie gesenkt in der herunterbaumelnden rechten Hand. Rocko erholte sich schneller von dem Schock als alle anderen, da ihre Verwandlung bei ihm einen anderen, stärkeren Reiz auslöste. „Oh, du holde Maid! Lass mich an deiner Seite bleiben!“ Sie schaute ihn mit einem verwirrten Blinzeln an. „Ähm, na gut...“, sagte sie zögernd. Ash konnte es nicht fassen und sah Misty an. Sie schien dasselbe zu denken und schaute zurück. Pikachu machte große Augen. Togepi trillerte leise vor sich hin. Es schien ein Wunder. Eine Frau, die auf solche Weise von Rocko angebaggert wurde und keinen Rückzieher machte? Das hatte es bisher kaum gegeben.

Die umgebenden Menschen jedoch realisierten langsam, dass die Bestie verschwunden war und sie nun ungestört den Freiraum an der Absperrung in Beschlag nehmen konnten. Ash und Misty hatten nicht einmal Zeit, sich von dem Schock zu erholen und wurden sofort nach vorne geschoben. „Oh nein, ich habe den anderen doch versprochen, ihnen Plätze freizuhalten...“, murmelte die Blauhaarige besorgt. Ihr Ausspruch ging jedoch im den lauten Rufen unter, die mittlerweile aus den Zuschauerrängen ertönten. Lediglich Rocko hörte, schaltete und reagierte.

„Stopp, alle zurück!“, schrie er und stellte sich vor die Frau. Das nützte jedoch nicht viel. Nachdem der Bann gebrochen war, konnte nur noch wenig die Menge aufhalten. Der Pokémontrainer wusste sich jedoch zu helfen und griff an seinen Gürtel. „Onix, erscheine!“ Mit einem Beben landete das Wesen, eine aus groben Felsen bestehende Schlange, auf dem Platz. „Halt die Leute auf!“, rief Rocko. Das Pokémon tat wie geheißen und formte um Rocko und die junge Frau herum einen schützenden Halbkreis. „Betrug!“, kam es aus der Menge. „Wir wollen auch was sehen!“, schrie irgendwer weiter hinten. Ash und Misty blieben vor Onix’ Rücken stehen. „Rocko, lass das lieber. Die Leute haben recht, ihr könnt hier nicht einfach alles versperren“, sagte Misty. „Sie hält den Platz für jemanden frei!“, rief Rocko sofort, laut genug, dass auch die anderen Anwesenden es hören konnten. „Mir hat auch keiner freigehalten!“, schrie jemand in der Menge. „Ja, genau, verschwinde mit deinem Scheißvieh und lass uns durch!“

Bei großen Festivitäten ist oft eine Menge Alkohol im Spiel, und so war es nicht verwunderlich, dass die ersten sogleich versuchten, über Onix hinwegzuklettern. Ash und Misty beeilten sich in den Kreis zu kommen, da nun klar war, dass sie zu Rocko gehörten, aber das bestärkte die anderen nur noch mehr darin, dass die Felsnatter kein wirkliches Hindernis darstellte. Sie kamen jedoch nicht weit, denn noch bevor es der erste über deren Rücken geschafft hatte, wurde er von einem harten Schlag in die Menge zurückgeschleudert. Fast zeitgleich wurden einem anderen die Füße weggerissen, so dass er mit dem Kopf auf den Boden geknallt wäre, wenn ihn nicht die Umstehenden aufgefangen hätten. Auf Onix’ Schwanz erschienen ein kleinwüchsiger Junge mit kahlrasiertem Schädel, der in einem orangeroten Kampfanzug steckte und ein alter Mann im Anzug, der einen weißen Bart hatte, eine Sonnenbrille trug und seinen kahlen Schädel mit einem schwarzen Hut bedeckt hatte.

„Zurück!“, donnerte der Alte. Dieser Ausruf hatte fast genau so viel Effekt wie die Anwesenheit der Blonden kurz zuvor. Die meisten wichen zurück, nur ein Mann mit schwarzem Schnurrbart und fettigen Haaren versuchte es weiter. Der Mann im Anzug hob einen an der Spitze mit einem dicken Knubbel ausgestatteten Stab, wirbelte ihn herum und beförderte den Unglücklichen mit einem gezielten Vorstoßen der Stabspitze unter den staunenden Blicken der Anwesenden bis über die äußere Begrenzungsmauer. Es sei gesagt, dass ihm nichts passierte, da die Menschenmenge jenseits der Mauer ihn auffing.

In der Menge wurde leises Gemurmel laut. Es fielen der Name Kuririn sowie die Begriffe „Halbfinale“, „Meister“ und „Herr der Schildkröten“, aus denen Ash zwar nicht ganz schlau wurde, in ihm aber den Eindruck erweckten, dass diese beiden Leute ziemlich berühmt sein mussten. „Werdet ihr wohl unsere Freunde in Ruhe lassen!? Die junge Dame steht hier schon seit heute Morgen um sieben, also seid so freundlich und lasst ihr den Platz!“, blaffte der Alte mit gewaltiger Stimme. „Ihr schon, aber was ist mit den anderen da?“, schrie jemand aus der zweiten Reihe hinter Onix. Während der kleine Junge neben ihm in kampfbereiter Position blieb, drehte sich der Alte um und musterte Ash, Rocko und Misty, die ihn entschuldigend ansahen. Ash wollte gerade vorschlagen, dass sie auch wieder verschwinden könnten, da wandte sich der Bärtige wieder den Umstehenden zu. „Die gehören zu uns, für die hat die junge Dame freigehalten. Aber es kommen noch vier, und für die könntet ihr ja wohl auch noch Platz lassen!“

„Spiel dich hier nicht so auf!“, rief jemand auf der Seite. Ash und Misty entdeckten ein wenig weiter weg an der Begrenzungsmauer den Sprecher, einen alten Mann mit schütterem, grauen Haar, der auf dem Kopf eine Mütze trug, aus der der Hals eines Vogels ragte und auf dessen Brust ein großes Emblem mit dem Schrifteichen für „Kranich“ prangte. Neben ihm war ein weißhäutiger Wicht mit runden, roten Wangen und einer schwarzen Mütze, der dieselbe Tracht trug. „Und du tu nicht so als könntest du über den Platz bestimmen“, platzte der Bärtige zurück. „Für ein paar Teilnehmer aus den Finalrunden wird ihr doch wohl noch Platz sein...?“, fragte er aufgebracht. Die Menschen murmelten wieder. „Meinst du uns?“, fragte es da aus der Menge. Ein paar Menschen traten zur Seite und neben Onix erschien ein Mädchen mit hellblauem Bubikopf, das ein rotes T-Shirt und dazu eine Jacke sowie eine helle Jeans trug. Neben ihr humpelte ein schwarzhaariger junger Mann auf Krücken vorwärts, neben dem ein katzenhaftes Wesen in der Luft schwebte, und vor ihnen ging ein in einem Anzug steckendes Schwein. Hinter ihnen kam noch eine ziemlich alt aussehende Schildkröte, die bei den Anwesenden verwirrte Blicke auslöste.

„Hey, ihr habt uns ja freigehalten!“, rief das Mädchen und tapste über Onix hinweg und direkt an die Absperrung. Der Mann in Krücken blieb mit der Schildkröte hilflos vor der Felsnatter stehen, während der Schweinejunge einfach darüber hinweg hopste. Die blaugelockte Frau lächelte. „Endlich seid ihr da.“ „Na, dann ist ja alles in Ordnung“, sagte der Bärtige und tippte dem kahlrasierten Jungen auf die Schulter. „Wir gucken von dahinten zu, da sieht man sowieso viel besser“, sagte er und deutete mit dem Daumen über die eigene Schulter auf die andere Seite des Rings. Der Junge nickte. „Ja, Meister“, murmelte der Kleine und sprang ihm nach. Sie eilten neben dem etwas erhöht gebauten Ring entlang bis zu der Mauer, die den Kampfplatz von den dahinter gelagerten Gebäuden für die Vorausscheidung trennte. In der Mauer war eine große Lücke, und hinter der positionierten sich die beiden. Rocko nahm seinen Pokéball wieder in die Hand und ließ Onix zurückkommen. Nachdem der Krückengänger bis zur Absperrung gehumpelt war und die Schildkröte sich an dieser hochgezogen hatte, rückten die Umstehenden ganz ruhig und gelassen noch ein Stück auf, dann schien alles geregelt und Ruhe kehrte ein.
 

Bis das Finale begann, hatten sie noch eine Menge Zeit, weshalb schließlich ein Gespräch einsetzte. Rocko stellte sich der blaugelockten Frau überschwänglich vor, wofür ihn Misty wie üblich ins Ohr kniff. Sie und Ash machten sich ebenfalls bekannt. Anschließend stellten sich die anderen vor. Die Frau hieß Lunch und war, wie sie erklärte, die Haushälterin des Herrn der Schildkröten, eben dem Mann mit Bart und Anzug, der ihnen vorhin geholfen hatte. Die Schildkröte gehörte zu ihm und hatte keinen Namen, konnte aber sprechen. Der Mann mit Krücken stellte sich als Yamcha vor und das Mädchen mit den hellblauen Haaren erklärte, dass er im Achtelfinale gegen den jetzigen Finalisten Tenshinhan ausgeschieden war. Das Mädchen selbst war im Übrigen eine echte Berühmtheit, denn sie stellte sich als Bulma Briefs vor und war niemand Geringeres als die Tochter des Meistererfinders von der Capsule Corporation. Diese legendäre Firma hatte ein mittlerweile überall bekanntes System entwickelt, mit dem man jede Art von (egal wie großen) Gegenständen in eine handliche Kapsel einschließen und durch einen kurzen Knopfdruck wieder daraus erscheinen lassen konnte. Der Junge mit der Glatze, der jetzt hinter der Arena leise mit dem Herrn der Schildkröten sprach, hieß Kuririn, hatte am Turnier teilgenommen und war im Halbfinale gegen seinen Mitschüler Son-Goku rausgeflogen. Der Schweinejunge stellte sich als Oolong vor und schien keine nennenswerten Erfolge aufweisen zu können, das Katzenwesen zuletzt nannte sich Pool. Ash prahlte ein wenig mit seinen Erfolgen als Trainer und den bisher erworbenen vier Orden der Johto-Liga, wobei ihn Misty jedoch meist auf den Boden der Tatsachen zurückholte, bevor er zu sehr übertrieb. Dafür schilderte Bulma, wie der jetztige Finalist Son-Goku ganz allein die sagenhafte Red-Ribbon-Armee ausgeschaltet hatte, wobei Ash und Misty staunend lauschten. Rocko war die ganze Zeit merkwürdig still und blickte nur verzückt Lunch an, die seinem Blick zwar irgendwie auszuweichen versuchte, aber dann doch immer wieder schüchtern zu ihm herüberblickte.
 

Als irgendwann ein blecherner Gongschlag erschallte, wurde es auf einmal ganz still in den Rängen der Zuschauer. Ash drängte sich ein bisschen näher an die Absperrung. Jetzt erschien ein blonder Mann mit ordentlich zurückgekämmtem Haar und einer großen Sonnenbrille, der in einem schwarzen Anzug steckte, in der Mitte des gepflasterten Kampfplatzes. In der Hand hielt er ein Mikrofon. Für einen Augenblick sorgte die Rückkopplung für ein unerträgliches Quietschen, dann hatte offenbar jemand die Anlange geregelt und der Ansager begann zu sprechen: „Meine Damen und Herren! Sie haben sich alle hier versammelt, um einem höchst seltenen Ereignis beizuwohnen! Nur alle drei Jahre wird der Beste Kämpfer auf Erden gekürt, und heute ist es wieder so weit! Begrüßen sie mit mir die beiden Finalisten! Den erst fünfzehnjährigen Son-Goku und den souveränen Kämpfer Tenshinhan!“

Lauter Jubel brach aus, als die Kontrahenten auf den Kampfplatz schritten. Son-Goku war klein, wie es schien sogar kleiner als Kuririn, trug denselben orangeroten Kampfanzug wie dieser und blickte wenig beeindruckt drein. Sein schwarzes Haar stand ihm drahtig in alle Richtungen vom Kopf ab, was ihn ein wenig strolchig wirken ließ. Sein Gegner war ein großer Mann von mindestens einem Meter achtzig an Körpergröße, der mit bloßem Oberkörper auftrat. Er war muskelbepackt und strotze selbst beim Gehen nur so von Kraft. Tenshinhan hatte einen kahlrasierten Schädel und auf seiner Stirn saß ein drittes Auge, das aufgeregt hin- und herhuschte, während er das normale Augenpaar geschlossen hielt. „Son-Goku, zeig’s dem arroganten Sack!“, schrie Bulma begeistert. Oolong stieß ein Quietschen aus, als die Blauhaarige ihn in die Mangel nahm, um ihren Anfeuerungsruf noch durch deutliche Tatkraft zu unterstützen. Yamcha stimmte in ihre Rufe mit ein. Der grauhaarige Mann mit dem Kranich-Zeichen auf dem Oberteil kreischte: „Tenshinhan, zeig’s diesem kleinen Frechdachs und zeig ihnen, wer der beste Meister ist!!“ „Ach, halten Sie die Klappe“, schrie Bulma. Sie drehte sich zu Ash und Misty. „Das ist der Herr der Kraniche, der ewige Konkurrent des Herrn der Schildkröten. Er kämpft ständig mit unfairen Mitteln, und sein Schüler Tenshinhan ist genau so.“ Yamcha nickte wehleidig. „Er hat mir das Bein gebrochen, nachdem er den Kampf sowieso schon gewonnen hatte.“ Ash schnappte nach Luft. „Das ist ziemlich gemein“, sagte Misty. „Pika-pika“, stimmte auch Pikachu zu. Die beiden begannen mit den anderen Anwesenden laut zu jubeln, als Son-Goku und Tenshinhan ein paar Meter voneinander entfernt auf dem Kampfplatz Aufstellung nahmen. Nur Rocko hatte weiterhin nur Augen für Lunch, die ihm mittlerweile hin und wieder schüchterne Blicke zuwarf, während er selig ihre Hände hielt.

Der Ansager begab sich an den Rand der Arena. „Ich wiederhole noch einmal die Regeln: Gewonnen hat, wer aufgibt, über zehn Sekunden K.O. ist oder den Boden außerhalb der Arena berührt! Waffen sind nicht erlaubt! Möge der Kampf beginnen!“ Damit hob er theatralisch die Hand. Der große bronzefarbene Gong in der Mauer, die die Gebäude für die Kämpfer von der Arena trennte, wurde geschlagen und der Schall breitete sich über die ganze Insel aus. Atemlose Stille herrschte, als sich die beiden Kontrahenten ansahen. Dann ging es los.
 

Obwohl Ash und Misty sich wenig mit den waffenlosen Kampfkünsten auskannten, war der Kampf von der ersten Minute an auch für sie faszinierend. Die Gegner nahmen sich nichts und überraschten sich immer wieder mit Finten und Tricks, die das Publikum den Atem anhalten ließen. Sie rasten in wahnsinniger Geschwindigkeit auf dem Platz hin und her und sprangen teilweise hoch in die Luft, um dort weiter aufeinander einzuschlagen. Die Kontrahenten zogen alle Register. Mitten im Kampf gab es einen unschönen Zwischenfall mit dem Herrn der Kraniche, der seinen Schüler Chao-Zu dazu angestiftet hatte, Son-Goku seiner Kraft zu berauben. Zum grenzenlosen Erstaunen, vor allem von Yamcha, war es Tenshinhan, der dem ein Ende bereitete und sich von seinem Meister distanzierte, woraufhin dieser in hohem Bogen aus dem Stadion geschmissen wurde. Damit war der Kampf jedoch lange nicht vorbei, Angriff jagte Angriff und keiner der beiden schien einen Vorteil erringen zu können. Tenshinhan war mächtig, doch Son-Goku klein und wendig und noch dazu hatte er einen Affenschwanz, der ihm allerhand überraschende Tricks erlaubte. Die Zuschauer gingen in Deckung, als Tenshinhan schließlich die mächtige Kiku-Kanone zum Einsatz brachte, eine waffenlose Technik, die den gesamten Ring in einen riesigen Krater verwandelte. Daraufhin setzten die beiden Gegner ihren Kampf in der Luft fort. Niemand konnte so richtig erkennen was los war, Unruhe brach aus.

Dann schrie jemand: „Tenshinhan ist K.O.! Er fällt!“ Rufe wurden laut, und wenn man genau hinsah, konnte man in der Ferne, mehrere hundert Meter vom Stadion entfernt, eine Gestalt ausmachen, die aus großer Höhe fiel. „Nein, das ist Son-Goku!“, rief jemand anders. „Das kann er nicht sein!“, schrie Bulma feurig. „Es sind beide“, tönte die verstärkte Stimme des Ansagers über den Platz. Tausende von Köpfen drehten sich in seine Richtung. Er stand am Rand des Kraters, der einmal den Ring dargestellt hatte und sah mit einem Fernglas in den Himmel. „Sie scheinen beide ohnmächtig zu sein! Jetzt kommt es darauf an, wer zuerst den Boden berührt! Sie werden irgendwo im hinteren Teil der Insel landen!“ Die Zuschauer rumorten. Dann ging ein Ruf durch die Menge: „Wir wollen den Sieger sehen!“ Die ersten drängten Richtung Tor, und dann war auf einmal der Platz von Fußgetrappel erfüllt und das Tor zum Zuschauerraum viel zu schmal, so dass einige versuchten, stattdessen über die hohen Umzäunungsmauern zu klettern. Selbst Ash hatte es gepackt, und Misty eilte ihm aus Sorge hinterher, Bulma versprach Yamcha, ihm hinterher zu sagen, wer gewonnen hatte und raste mit Pool und Oolong im Schlepptau hinterher. Rocko blieb mit Lunch zurück, bei ihnen nur noch der fußlahme Yamcha, die Schildkröte und der hilflos dastehende Ansager.

„Hatschi!“ tat es da. Rocko wollte sich zu Lunch drehen, wurde jedoch stark dadurch irritiert, dass Yamcha auf einmal trotz seiner Krücken einen großen Satz rückwärts machte. Langsam drehte er sich zur Seite. Er hielt immer noch die Hände von Lunch. Doch als er seinen Kopf komplett gedreht hatte, blitzten ihn halb zugekniffene grüne Augen an, sein Gegenüber war eindeutig blond. Sekundenlang war es ganz still.

„Was fällt dir ein, meine Hände anzutatschen, du perverser Schürzenjäger!?“

Rocko ließ die Hände lieber schnell los. Die Blonde klaubte ihr Maschinengewehr vom Boden auf, das die Blauhaarige vor gar nicht all zu langer Zeit dort abgelegt hatte. „Rocko, flieh!!“, kreischte Yamcha. Das hatte dieser jedoch bereits selbst begriffen. Dem verliebten Pokémonzüchter blieb gar nichts anders übrig.
 

„Schizophrenie?“, hakte Rocko ein wenig irritiert nach.

Er saß im geräumigen Foyer des Krankenhauses von Anemonia City an einer kleinen Tischgruppe aus geflochtenem Bambus. Ihm halb gegenüber saß Bulma, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Hände ineinander verschlungen, neben ihr hockte Yamcha. Letzterer schien jedoch nicht wirklich zuzuhören und starrte missmutig ins Leere. Missmutig deshalb, weil Son-Goku den Kampf auf die schmächlichste Art und Weise verloren hatte - im Fallen hatte er einen Lastwagen gestreift, was als Bodenberührung außerhalb des Ringes gezählt worden war, und so hatte Tenshinhan, der erst Sekundenbruchteile später auf dem Erdboden aufgeschlagen war, das Turnier für sich entschieden. Dass Son-Goku Tenshinhan so nicht die hinterhältige Attacke auf Yamchas Bein hatte heimzahlen können, gefiel ihm nicht. Noch weniger gefiel ihm, dass dieser sich von seinem Meister, dem Herrn der Kraniche losgesagt hatte, und um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen, hatte er den Herrn der Schildkröten und seine Freunde für den nächsten Tag zu einem Mittagessen im besten Restaurant der Insel eingeladen, um alles wieder gut zu machen. Bei Yamcha hatte er sich jedoch mit keinem Wort entschuldigt, und so grummelte dieser nun vor sich hin und dachte darüber nach, wie er das gemeinsame Essen am besten umgehen konnte und kannte wenig Mitgefühl für Rocko.

„Ja, oder zumindest so etwas in der Art. Lunch ist normalerweise die Freundlichkeit in Person und könnte keiner Fliege was zuleide tun, aber sobald sie niest, verwandelt sie sich in dieses blonde Machoweib...“ Rocko kratzte sich am Kinn. „Dann kann ich ja froh sein, dass sie vorhin gestolpert und in den Sand gefallen ist und deshalb geniest hat...“, bemerkte er besorgt. Bulma nickte todernst. „Sie hätte dich vermutlich noch tagelang weiter gejagt oder irgendwann erschossen, wenn das nicht passiert wäre.“ Rocko schluckte geräuschvoll. Er musste an Ash und Misty denken, die ihn im Pokémon-Center schon besorgt erwartet hatten, als er sich nach Lunchs zufälliger Zurückverwandlung vollkommen erschöpft von seinem Pokémon Golbat dorthin hatte bringen lassen. Er hatte ihnen den Vorfall erklärt, woraufhin ihm Misty geraten hatte, einfach die Finger von dieser Frau zu lassen. Er hatte jedoch nicht aufgeben wollen und war zu dem Hotel geeilt, zu dem er Lunch noch gebracht hatte. Vor der Tür war er Bulma begegnet, die auf dem Weg zum Krankenhaus gewesen war, und da er sie für die Vernünftigste in der Truppe hielt, hatte er eingewilligt sie zu begleiten und sich alles erklären zu lassen. Mittlerweile war er sich nicht sicher, ob er die Sache nicht einfach hätte fallen lassen sollen.

„Sie ist gefährlich“, betonte Bulma noch einmal und beugte sich vor, „Zumal du kaum kontrollieren kannst, wann sie niest. Der Herr der Schildkröten ist ein guter Kämpfer und wird mit ihr fertig, aber du...“ „Ja, das verstehe ich ja“, murmelte Rocko missmutig. „Nimm’s nicht schwer, es gibt noch genügend andere hübsche Frauen“, versuchte Bulma ihn aufzumuntern und klopfte ihm über den Tisch hinweg auf die Schulter. Rocko ließ den Kopf sinken. „Es gibt so viele hübsche Frauen, aber noch nie war eine so nett zu mir wie Lunch heute“, sagte er leise. Bulma sah Yamcha an, der zuerst überhaupt nicht reagierte und als sie ihn anstieß nur nichtssagend mit den Achseln zuckte. „Denk auch dran, dass du ein Pokémontrainer bist, während Lunch ihre Zeit immer auf der Insel verbringt, auf der der Herr der Schildkröten lebt“, versuchte Bulma es auf die rationelle Tour. Rockos Kopf sackte noch tiefer. „Für sie würde ich sogar sesshaft werden“, jammerte er. „Sag so was nicht. Der Herr der Schildkröten würde dich ewig schikanieren und Lunch würde dich abwechselnd zum Teufel jagen und gern haben. Das würdest du doch nie aushalten.“ Rocko stand mit gesenktem Kopf auf und hielt sich die Faust vor das Gesicht. „Du hast ja recht“, krächzte er. „Ich dachte nur...“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus dem Hotel.

„Er tut mir echt leid...“, sagte Bulma besorgt. „Dem wird es leid tun, wenn er sich nicht morgen entschuldigt“, grummelte Yamcha. Bulma sah ihn an und legte den Kopf schief. Offenbar hatten sie von verschiedenen Dingen gesprochen.
 

Ash beugte sich vor und rüttelte vorsichtig an dem älteren Pokémonzüchter mit dem stacheligen Haarschopf, der sich unruhig in seinem Schlafsack hin und herwälzte. „Rocko, es ist Morgen! Wach auf!“, sagte er. „Pika-Pika?“ Ash schüttelte den Kopf und erklärte dann genervt: „Hör mal, entweder du wachst jetzt auf oder ich sage Pikachu, dass es seinen Donnerschock einsetzen soll.“ Der Schlafende reagierte nicht darauf, doch bevor Ash Pikachu etwas sagen konnte, saß er auf einmal kerzengerade und stieß einen lauten Schrei aus. Ash fuhr erschrocken zurück. „Rocko?“, fragte er verwirrt. Der brauchte ein paar Sekunden zur Orientierung und erkannte dann seinen Freund. „Ich bin tot“, brachte er hervor. Ash kniff zweifelnd die Augen zusammen. „Ich habe geträumt, Lunch hätte mich erschossen“, erklärte Rocko weiter. Seine Haare lagen ihm platt am Kopf, unter seinen Augen klafften dunkle Ringe und seine Wangen schienen blasser als sonst. In einem solchen Zustand hatte Ash ihn noch nie erlebt. „Ähm, hör mal, es ist schon fast Mittag, du hast ganz schön lange geschlafen. Deshalb wollte ich eigentlich gleich in die Arena“, setzte Ash an. Rocko nickte fahrig und schälte sich aus seinem grünen Schlafsack. „Geh schon mal vor“, murmelte er. Ash gefiel das nicht, aber er ließ Pikachu auf seine Schulter hüpfen und tat wie geheißen.
 

Die Arena von Anemonia City war fast wie ein Karate-Dôjô aufgebaut, hatte ein japanisches, abgeflachtes Dach aus schwarz lackierten Ziegeln, war aus Holz aufgebaut und das Innere wurde von einer quadratischen, mit Holz ausgelegten Kampffläche bestimmt. Der Arenaleiter Hartwig war ein leicht untersetzter Mann Mitte vierzig mit einem knochigen Gesicht und einem wild wuchernden Bart, der sich sofort zu einem Pokémonkampf bereit erklärte. Der Kampf sollte mit maximal zwei Pokémon pro Trainer ausgetragen werden.

Während Ash seine Pokébälle betrachtete, um seine zwei Kämpfer auszuwählen, fragte Misty, die mit Rocko am Rand der Arena stand: „Meinst du, er schafft das?“ „Weiß nicht...“, murmelte Rocko teilnahmslos. Misty musterte ihn verwirrt. „War ist denn mit dir los? Zu wenig geschlafen?“ „Ich bin die ganze Nacht ständig wieder aufgewacht, weil ich Albträume hatte“, gab der Ältere ohne Umschweife zu. „Von dieser Lunch?“ „Hmh-hmh...“ „Ich hab’s dir ja gesagt.“ Rocko knirschte nur hilflos mit den Zähnen. „Und es geht los!“, dröhnte jetzt einer der Schiedsrichter von der Pokémon-Arena. Misty hob den Kopf, Rocko interessierte es jedoch nicht im Geringsten, ob sein Freund den Kampf gewinnen würde oder nicht. Missmutig ließ er sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. Die Rothaarige betrachtete ihn besorgt, da sie jedoch auch nicht wusste, wie sie ihn aufmuntern konnte, drehte sie sich wieder dem Kampf zu.

In Rockos Innern war es finster. Er hatte schon viele Frauen getroffen und sie alle hatten in ihm Begeisterung hervorgerufen, doch eine wie Lunch hatte es noch nie gegeben – sie war hübsch, freundlich und ein wenig schüchtern, und sie mochte ihn auch, das hatte er gespürt, als sie während des Kampfes von Son-Goku und Tenshinhan ihre Hände in seine gelegt hatte. Mit Vernunft war es nicht zu begründen, aber er wusste es einfach, sie war die Richtige. Warum musste ausgerechnet so jemand wie sie so eine seltsame Eigenschaft haben, warum sich in eine blonde Furie verwandeln, sobald ihr ein Staubkorn zuviel in die Nase flog? Die Erkenntnis, dass das, was Bulma ihm gesagt hatte, vollkommen vernünftig und richtig war, schmerzte. Nie hatte ihn ein gebrochenes Herz so sehr geschmerzt wie an diesem Tag.
 

Er wusste nicht so recht, warum er aufsah. Es war auf jeden Fall nicht Ash, der Pikachus Namen durch die halbe Arena schrie, als dieses von einem Duplexhieb des gegnerischen Quappo getroffen zu Boden ging. Erst sehr viel später konnte er sagen, dass es wahrscheinlich ein Duft gewesen war. Er hob den Kopf gerade in dem Moment, als sich die Schiebetür der Arena ein paar Meter von ihm entfernt öffnete und niemand geringeres als Lunch, die blaugelockte, liebliche Lunch, die Arena betrat. In der Hand hielt sie ein Holztablett, auf dem ein einfacher, mit Puderzucker bestäubter Gugelhupf stand. Vor Mund und Nase hatte sie sich ein weißes Tuch geknotet. Sie sah einmal in die Runde, wo Ash sein verletztes Pikachu auf den Armen aus dem Kampfbereich der Arena getragen hatte und sich gerade anschickte, sein nächstes Pokémon in den Kampf zu entsenden. Dann entdeckte sie Rocko, ihre Augen weiteten sich in Freude und ihre Wangen färbten sich rosa. „Rocko!“, nuschelte sie in ihren Mundschutz und kam eilig auf ihn zu. Misty sah Rocko verblüfft an, dann grinste sie jedoch und machte der Blauhaarigen Platz. Diese hockte sich vor den staunend zu ihr aufsehenden Pokémonzüchter und hielt ihm den Kuchen hin. „Entschuldigung“, sagte sie gedämpft. Rocko sah ungläubig zwischen ihr und dem Kuchen hin und her.

„Lorblatt, Bodyslam!“, rief Ash weiter hinten und Misty jubelte verhalten.

Rocko war das egal, stattdessen fragte er: „Hast du den extra für mich gebacken?“ Die Blauhaarige nickte und ihre Wangen wurden noch einen Deut röter. „Oh Mann...“, murmelte der Junge. „Ich habe mir sogar das Tuch umgebunden, damit ich auf keinen Fall niese“, erklärte Lunch leise. Er wäre ihr um den Hals gefallen, wenn er damit nicht den Kuchen akut gefährdet hätte.
 

Es war der schönste Moment im Leben Rockos, als Lunch ihm vorsichtig ein Stück des Kuchens abschnitt und ihn kosten ließ. Es war das Beste, was er je in seinem Leben gegessen hatte. Und noch viel schöner war es, wenn sie ihn ansah und damit sein Herz zum Schlagen brachte.

Als Ash gerade seinem Lorblatt befahl, das gegnerische Maschock mit Rasierblatt anzugreifen, öffnete sich die Schiebetür mit einem regelrechten Knall. Ein Schrei ertönte. „Lunch!?“ Die Angesprochene, die neben Rocko gehockt hatte, sprang auf. Eine aufgelöst und panisch wirkende Bulma raste an Misty vorbei zu ihr, packte sie an den Händen und versuchte ihren Atem zurückzugewinnen. „Ein Glück... ich dachte, du wärst...“, brachte sie hervor. Rocko erhob sich langsam und sah sie ernst an. „Was ist passiert?“, fragte er.

„Ich habe gewonnen!“, tönte Ash weiter hinten. „Ash, sei still! Irgendwas ist passiert“, sagte Misty ärgerlich und machte eine Kopfbewegung hin zu Bulma, die ihren Atem langsam unter Kontrolle bekommen hatte. „Kuririn ist... Kuririn ist tot“, sagte sie.

Stille breitete sich über die Arena aus. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so ruhig war es. Ash fand zuerst seine Stimme wieder: „Was meinst du damit, tot?“ Bulma trat einen Schritt zurück und holte tief Luft. „Jemand hat ihn getötet, als er den Dragonball von Son-Goku aus dem Nebengebäude der Arena holen wollte... Der Ringrichter ist auch tot... und es fehlen der Dragonball und die Teilnehmerliste vom Turnier... Son-Goku ist aufgebrochen... um den Mörder zu finden...“ „Wer tut denn so etwas?“, fragte Lunch leise. „Am Tatort war das Wappen des Oberteufels Piccolo... Der Herr der Schildkröten hat wohl schon einmal mit ihm gekämpft...“, murmelte Bulma. „Hey, was bedeutet das?“, fragte Rocko. Bulma sah ihn ernst an. „Wie es aussieht, will dieser Oberteufel sich für eine frühere Niederlage rächen und die stärksten Kämpfer der Welt auslöschen. Wir vermuten, dass er die Teilnehmer der Liste nach umbringen will. Der Herr der Schildkröten und Tenshinhan wollen versuchen, die Dragonballs zu finden, um Kuririn wiederzubeleben, und Yamcha muss dringend in Sicherheit gebracht werden, schließlich steht er auch auf der Liste.“ Lunch senkte den Kopf. Ash und der Arenaleiter Hartwig kamen vorsichtig zu der Gruppe dazu und schwiegen betreten. „Was sind denn diese Dragonballs?“, hakte Ash schließlich nach. „Magische Kugeln, die einen Wunsch erfüllen können, wenn man alle sieben von ihnen findet“, führte Bulma knapp aus. Sie sah Lunch an. „Ich sollte dich holen, damit wir so schnell wie möglich zur Schildkröteninsel aufbrechen können.“

Alle drehte sich um, als Schritte ertönten und der Herr der Schildkröten selbst vom Eingang auf sie zugestapft kam. „Wo bleibt ihr, Mädchen? Wir müssen weg“, grummelte er ernst. Bulma nickte und machte einen Schritt auf ihn zu. Lunch wollte ihr zögernd folgen doch da machte Rocko zwei entschiedene Schritte vorwärts und baute sich vor dem alten Kampfsportmeister auf. „Ich werde bei Lunch bleiben“, verkündete er mit deutlicher Stimme.

Lunch errötete, doch der Alte zog seine Augenbrauen zusammen. „Du?“, fragte er. „Hör mal, wir haben es hier mit mächtigen Kämpfern zu tun. Für dich ist das eine Nummer zu groß. Vergiss es.“ „Ich will sie beschützen!“, rief Rocko. Misty trat von hinten an ihn heran. „Rocko, sei vernünftig. Mach jetzt keine unüberlegten Sachen!“ Rocko drehte sich um. Sonst die Ruhe in Person wirkte er jetzt sehr entschlossen und ärgerlich. „Ich war mir noch nie über etwas so sicher! Ich kann Lunch nicht einfach ziehen lassen, schon gar nicht, wenn ein verrückter Mörder hier sein Unwesen treibt!“ Nun mischte sich Ash ebenfalls ein: „Gerade deshalb sollten wir schnell hier weg. Wir haben mit dem Turnier nichts zu tun, keiner hat es auf uns abgesehen... Ich habe den Orden, wir nehmen die nächste Fähre und reisen dann von Oliviana City aus weiter!“ Rocko schüttelte sofort den Kopf. „Tut ihr das. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!“ „Rocko, das ist zu gefährlich!“, versuchte Misty zu beschwichtigen. Auch Pikachu sah ihn flehend an.

Er jedoch drehte sich wieder zum Herrn der Schildkröten und machte eine tiefe Verbeugung. „Nehmen Sie mich mit“, bat er.

„Abgelehnt“, gab der Alte zurück. „Das kommt nicht in Frage. Du wärst nur ein Klotz am Bein für alle!“ „Ich kann kochen!“, gab Rocko zurück. „Das kann Lunch auch“, blaffte der Alte, „und außerdem geht es nicht darum!“ Rocko sah hilfesuchend Lunch an, die den Blick traurig erwiderte. In ihren Augen konnte er sehen, das auch sie nicht für eine Trennung war, doch was sollten sie tun, wenn der Herr der Schildkröten selbst dagegen war?

Rocko schwieg, und Bulma sagte leise: „Wir sollten uns wirklich beeilen, die anderen warten.“ Rocko scharrte hilflos am Boden und stieß dabei mit der Hacke gegen den Kuchen. Er drehte sich halb um und hob das Backwerk vom Boden auf. „Hey, Rocko, sie gehen“, sagte Misty mitleidig. Er riss den Kopf hoch und sah, dass Bulma, der Herr der Schildkröten und eine sich traurig noch zu ihm umdrehende Lunch schon fast an der Tür waren. „Wartet!“ Rocko eilte auf sie zu. Lunch blieb stehen und folgte verblüfft seiner Hand mit den Augen, als er ihren Mundschutz zur Seite schob. Dann pustete er vorsichtig auf den Kuchen.

Puderzucker verteilte sich in der Luft.

Der Herr der Schildkröten hielt an der Tür inne und starrte Rocko ungläubig an.

Lunch sah Rocko an, der sie über den Kuchen hinweg anlächelte, dann atmete sie kurz ein und aus ihr brach ein Niesen hervor, das die Arena erzittern ließ. Ihr Haar färbte sich in Sekundenschnelle zu einem Platinblond. Die blonde Furie sah Rocko an. „Ich komme mit dir, selbst, wenn es gefährlich ist“, erklärte er ungewöhnlich selbstsicher. Sie grinste. „Du hast ja doch Mumm, gefällt mir!“, erklärte sie und drehte sich zum Herrn der Schildkröten um.

Dieser schluckte. „Hey, es ist unvernünftig. So einer wie der will dich beschützen? Noch dazu vor den Attentätern des Oberteufels Piccolo? Er spinnt!“, brachte er hervor, doch er fühlte sich zunehmend unwohl in seiner Haut, wie an dem dünnen Schweißtropfen an seiner Stirn zu erkennen war. Lunch machte einen selbstsicheren Schritt auf ihn zu. Mit einer flinken Handbewegung klaubte sie sich eine der Kapseln, die die perplex dastehende Bulma an ihrem Gürtel trug und drückte darauf. Eine Maschinenpistole erschien in ihren Händen. Schneller als sie alle gucken konnten, hatte sie den alten Kampfsportmeister zu Boden geworfen und hielt ihm den Lauf ihrer Waffe an die Stirn. „Er kommt mit, oder es knallt“, drohte sie. Jeder im Raum wusste, dass sie nicht scherzte. „O- okay, er darf mit...“, murmelte der Herr der Schildkröten, „Wenn wir nur schnell hier wegkommen.“ Die Blonde grinste triumphal und nahm die Knarre weg. Der Alte kam vorsichtig wieder auf die Beine.

„Rocko, du willst wirklich...?“, fragte Misty. Er bejahte. „Tut mir leid, Leute, aber ich muss einfach. Ich melde mich beizeiten bei Professor Eich, dann kann er euch was von mir ausrichten, ja?“ Die beiden Pokémontrainer nickten unruhig.

Lunch, die blonde Furie, wie er sie selbst noch zuvor in Gedanken bezeichnet hatte, zeigte ein zufriedenes, hartes Lächeln. „Los, komm schon, wir müssen los“, sagte sie. Rocko nickte entschlossen und folgte ihr, Bulma und dem Herrn der Schildkröten aus der Arena.
 

Ash und Misty blieben stumm stehen und sahen auf die Tür, durch die die Sonne viel zu hell hereinschien und einen goldenen Streifen über die Arena zog. „Pika...“, sagte Pikachu leise und schmiegte sich näher in Ashs Arme. Dass es mit seinen Verletzungen noch zum Pokémon-Center gebracht werden musste, hatte der junge Trainer mittlerweile fast verdrängt. Irgendwo in der Ferne hörten sie das Geräusch eines hubschrauberähnlichen Fluggeräts. Sie wussten, dass Rocko darin saß, und dass sie ihn vielleicht nicht wiedersehen würden. Hartwig trat zu ihnen und legte jedem eine seiner groben Hände auf die Schultern. Das Geräusch wurde immer ferner, bis es schließlich vollständig verklang. Es wurde ganz still, bis Togepi leise zu trillern begann, sorglos und fröhlich wie immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chimi-mimi
2009-06-01T13:51:54+00:00 01.06.2009 15:51
Das war irgendwie traurig. Ein schönes Ende, aber trotzdem traurig u-u
Ich weiß auch nicht, warum.
Auf alle Fälle ein tolles Pairing xD
Von:  Blueberry-Ichigo
2008-12-05T16:23:47+00:00 05.12.2008 17:23
>>Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!<<
owww der satz passt so gut zu rocko xD
und das ende...so schön und traurig....
aber ich finds toll, dass er lunch begleiten konnte °//°
die beiden sind echt süss und er hats auch verdient, dass ihn mal jemand mag & so toll findet xD


oh und...ich hätte noch ein wunsch-pairing :D'
Momoko aus Ojamajo DoReMi und Tamao aus Shaman King *_*
(yah ich liebe shojo-ai <3)


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