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Nur ein Spiel

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, erneut ein überarbeitetes Kapitel, ich hoffe, ich konnte die Überarbeitung einigermaßen voranbringen, konnte das Kapitel aber aus Zeitmangel nicht noch einmal Korrektur lesen. Vermutlich verstecken sich noch einige kleine Fehlerhexen in den langen Sätzen... Gleichzeitig freue ich mich, dass ich so weit gekommen bin. ,Nur ein Spiel' wird endlich erwachsen.

Ich danke euch allen, die ihr gelesen habt so verdammt sehr. Ich bin so glücklich, dass ich dieses Projekt noch immer am Laufen halten kann und noch immer Motivation spüre.

Die besten Grüße
Faylen7 Komplett anzeigen

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Der Fluch eines Spiels

Link und Zelda erreichten, mittlerweile stark durchnässt, das Haus der Braverys. Kichernd, da sie beide vom warmen Sommerregen durchgeweicht waren, rannten sie die vom Regen überflutete Straße hinab. Ausgelassen genossen sie das kühle Nass, fingen sich lachend und waren dankbar Zeit miteinander verbringen zu können. Schutzsuchend traten sie unter den Vorbau von Links Elternhaus und lächelten einander verschmitzt entgegen. Der junge Heroe triefte vor Wasser. Seine dunkelblonden Haare lagen klatschnass auf seinen Schultern. Das grüne ärmellose T-Shirt lag eng auf seiner Haut und betonte alle Muskeln, die er so verbissen trainiert hatte. Auch Zelda fühlte sich mittlerweile etwas unpässlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Das weiße Top schien durch die Nässe durchsichtig geworden zu sein und ließ ihren rosafarbenen BH durchschimmern. Sie hoffte, Link beeilte sich etwas…

Jener kramte nach seinem Haustürschlüssel und öffnete dann rasch die Tür, als sie ein wildes Kichern aus dem Gebäude vernehmen konnten. Link blickte seiner Prinzessin verdutzt entgegen und ließ Zelda in den dunklen Korridor treten. Beide erkannten sie die Stimmen als jene von Links Cousin Rick, seiner Schwester Sara, Maron und Mike, die sich allem Anschein nach in der Wohnstube befanden, Super-Smash-Brothers spielten und lautstark diskutierten. Etwas irritiert stolperte Link in Richtung Badezimmer und schleifte Zelda hinter sich her. Was machten die alle zusammen hier? ,Wollten sie Party machen‘, dachte er genervt. Er hatte eigentlich gehofft mit Zelda allein sein zu können…

Schweigend traten die beiden ins Badezimmer ein.

„Sieht so aus, als wären meine Eltern zusammen ausgeflogen“, meinte er und verriet mit einem Kopfschütteln wie wenig es ihm gerade Freude bereitete. „Du weißt ja, meine Eltern machen so etwas öfter… Sara hat wohl die anderen drei eingeladen.“ Link nahm aus einem hellbraunen Schrank ein grünes und ein blaues Badetuch und reichte Zelda eines davon. „Hier. Du bist ja total durchgeweicht. Brauchst du einen Fön für deine Haare?“

„Es geht. Danke.“ Als sie beide zusammen vor dem Spiegel standen, war da erneut eine seltsame Atmosphäre von Scham und unausgesprochenen Gefühlen. Der junge Held spürte Nervosität in sich hochkochen, als er Zelda dabei beobachtete, wie sie das blaue Handtuch sanft über ihr Gesicht und Dekolleté führte. Sie hatte wohl keinerlei Ahnung, wie erotisch sie damit wirkte… erst recht mit diesen langen, nassen Haaren und dem fast durchsichtigen Top… Link schluckte an einer heißblütigen Vorstellung, sie einfach an die Wand zu drücken und leidenschaftlich zu küssen…

Auch Zelda bemerkte die angenehme, wenn auch aufregende Stimmung und drehte sich verlegen seitwärts, während Link sie einfach nur anblickte.

Gedankenlos berührte der junge Held einige Strähnen ihres nassen Haares und sagte sanft: „Weißt du, die Farbe steht dir…“ Aber an Zelda würde er wohl jede Farbe schön finden.

„Wirklich?“

„Ja… sehr gut sogar…“

„Dann…“

„Ja… nun…“ Links Hände wanderte zu ihrem Gesicht und streichelten die zartrosa Wangen. Es erschien ihm alles wie ein schöner Traum, einmal mehr so unwirklich mit Zelda hier zu sein. Sie schloss ihre Augen und war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Ungeduldig drehte sie sich weg, legte das Handtuch über ihre Schultern um das weiße Top zu bedecken und tapste schnell aus dem Zimmer heraus. Mit einem enttäuschten Seufzen stemmte der Heroe seine linke Faust gegen die Badezimmerfließen, röhrte das ungestillte Verlangen Zelda inniger zu berühren mit einem weiteren rauen Laut aus seiner Kehle und folgte ihr dann schließlich in die Stube. Es würde sich zwischen ihnen wohl niemals etwas ändern…
 

In der Wohnstube saßen Rick, Maron, Sara und zu allem Überfluss, was Link überhaupt nicht toll fand: Mike… das Grinsegesicht mit den lachsfarbenen Haaren. Musste Sara mit ihrer Partystimmung, und sie war oftmals eine verrückte Partymaus, denn nun wieder übertreiben? Rick und Maron waren ja in Ordnung, aber musste sie ihren Mike ebenfalls einladen?

Die beiden hylianischen Seelen begrüßten die anderen und setzten zwangsfreundliche Gesichter auf. Der Heroe führte seine Prinzessin zu dem kleinen beigen Zweisitzersofa und machte es sich dort mit ihr bequem. Es war vielleicht das erste Mal, das ihm Gesellschaft von seinen Freunden auf die Nerven ging… andererseits- und er blickte die neben ihm sitzende Prinzessin Hyrules tiefsinnig an- hatte er ja einen guten Grund genervt zu sein. Er wollte mit Zelda schlichtweg alleine sein so wie vor einem halben Jahr, als alles noch in Ordnung war, er wollte ihr noch einige Fragen stellen über die Vergangenheit, über ihre Beziehung, was immer diese auch war und er wünschte sich, ihr den Triforceanhänger aus Irland zu überreichen. „So, was macht ihr eigentlich alle hier“, murmelte der Held, obwohl er die Antwort ohnehin kannte.

„Sara hat uns eingeladen. Wir haben Lust zu zocken und anschließend Fantasyfilme zu schauen“, meinte Rick und blickte die koboldhafte Schwester von Link vielsagend an.

„So ist es“, meinte jene zustimmend, „Unsere Eltern, mein liebes Brüderchen, sind mal wieder-“

„- ausgeflogen. Das konnte ich mir irgendwie schon denken. Aber was macht eigentlich Mike hier?“ Und Link fasste den Angesprochenen dabei in die grünen Augen.

„Also, ich wollte, dass er herkommt“, sagte Sara, ein wenig verlegen. Link verstand die Situation zwar, konnte dennoch nicht verstehen, dass Sara so viel von ihrem Mike hielt, aber er musste es wohl auch nicht. Er wusste nur, dass seine neugierige und gewitzte Schwester schon seit dem Kindergarten mit Mike Kilhagen befreundet war und sie hatte trotz der Reibereien von Link und ihm zu beiden gehalten.
 

Nachdenklich lehnte sich Zelda immer weiter in das Sofa, schien sich fast zu verkrampfen und fixierte mit leicht zuckenden Augenmuskeln den riesigen Flachbildschirm, wo Maron, Sara, Mike und Rick in Teams gegeneinander kämpften. Zelda wirkte nervös, beinahe so, als fühlte sie sich nicht wohl, rieb sich die wunderschönen Augen und blickte bewusst auf den gemusterten Teppichboden, bis Link den Grund für ihr Verhalten erahnen konnte. Mike hatte sich die Figur von Ganondorf zum Bestreiten des Wettstreits ausgewählt, während Rick den Helden der Zeit spielte. Link schüttelte entnervt den Kopf angesichts des Gedankens, wie absurd diese Situation war. Zelda musste sich völlig veralbert und scheußlich fühlen ihren Erzfeind auf einem Bildschirm zu sehen… und vielleicht erinnerte sein Erscheinungsbild sie an Grausamkeiten, die sich der auf der Erde geborene Link nicht vorstellen konnte…

Der heroische Jugendliche, der seinen Freunden kaum von seiner und Zeldas wahren Identitäten erzählen konnte, fasst sich ein Herz, atmete noch einmal tief durch und legte dann seinen linken Arm fest um Zeldas Schultern. Verdutzt blickte sie ihm entgegen, aber war gleichzeitig dankbar dafür, dass er ihr Problem ohne Worte angenommen hatte. Sie warfen sich geheime Blicke zu, die erfüllt waren von verborgenen, nur ihnen beiden zugänglichen Gefühlen, tiefer Verbundenheit und bedingungslosem Vertrauen… Sie versanken beinahe in gegenseitigen Blicken, bis der Wettstreit unter Maron, Rick, Sara und Mike ausgefochten war.

„Alles okay…“, flüsterte Link und erhielt ein unsicheres Lächeln seiner heimlichen Prinzessin. Sie nickte schwach, nahm seine linke Hand in ihre beiden, streichelte darüber und zeigte ihm ein weiteres Mal ohne Worte, wie sehr sie seine Anwesenheit wertschätzte und wie sehr sie ihn brauchte…
 

In dem Augenblick stürmte Maron auf, schaltete die Nintendokonsole aus und nahm beinahe gierig den Telefonhörer zur Hand. „Was haltet ihr davon, Pizza zu bestellen?“, sagte sie, erhielt sofort Zustimmung von den anderen und sammelte die Essenswünsche ihrer Freunde.

„Du kennst Pizza schon, oder…“, sprach Link leise und hielt der nachdenklichen Zelda, die bisher kaum mit den anderen gesprochen hatte, die Bestellliste unter die Nase. Sie schüttelte zaghaft den Kopf, hatte sie sich in den letzten Monaten schließlich nicht nur von Link abgekapselt, sondern auch von der gesamten Welt um sich herum… und manchmal erschien es ihr frevelhaft und falsch sich an modernen Genüssen zu erfreuen, wo ihr einstiges, geliebtes Land nicht mehr atmen konnte…

„Was hältst du von Salami, oder Schinken, oder nur Gemüse? Vielleicht Thunfisch?“

„Würdest du mir einfach eine mit bestellen?“, brachte sie leise über ihre blutroten Lippen, blickte ihn bittend an, worauf er bloß nickte. Aber das Zelda keinerlei Wünsche äußerte, machte ihm irgendwie Sorgen. Es ging nicht nur um eine stupide Pizzabestellung. Ihm war schon vor Wochen aufgefallen wie wenig das trübsinnige Mädchen, das vor einem halben Jahr nach ihm gerufen hatte, für sich einforderte. Zelda war andauernd mit allem zufrieden, aß, was man ihr hinstellte, schien zu tun, was Impa von ihr verlangte, aber band sich in diese Welt überhaupt nicht ein. Ob sie sich jemals an das Leben auf der Erde gewöhnen würde?

„Ich hole uns allen was zu trinken aus dem Keller“, murmelte Link seufzend, hüpfte vom Sofa und war aus dem Raum verschwunden. Sara, Rick und Mike verschwanden in der Küche um den Tisch zu decken.

Die junge Prinzessin zog die schlanken Beine auf das Sofa und beobachtete die heitere Maron dabei, wie sie eine Nummer in die Tasten hämmerte und rasch ihre Bestellung und die der anderen weitergab. Es wirkte so einfach, wenn die hübsche Erbin des größten Gestüts im Umkreis von Schicksalshort alltägliche Handlungen ausführte. Es wirkte so einfach, wie Maron lebte, wie sie genießen konnte. Und obwohl ihr vor einem halben Jahr durch dämonische Besetzung eine herbe Grausamkeit angetan wurde, so genoss sie ihr Leben in vollen Zügen, lachte, dachte kaum mehr an das Böse in der Welt. Sie war in diese Zeit geboren worden, trug keine Verantwortung für das Leben auf der Erde, warum auch sollte sie sich mit Sorgen und Ängsten quälen? Sie war weder eine Prinzessin, noch trug sie Verantwortung für eine zerstörte Welt… und sie war mit allem, was sie ausdrückte lebendig…

Diese Schönheit, Einfachheit und das Existieren für einen vorüberziehenden und doch lebenswerten Moment hatte sich Zelda für ihr Dasein so oft gewünscht. Doch mit allen Pflichten in ihrer alten Welt, als ein Geist, der Jahrhunderte durch die Welt gewandelt war, ohne Hoffnung, so verstand sie, hatte sie beinahe vergessen wie es war zu genießen, sich an einem Augenblick zu erfreuen, einfach nur zu leben… Sie hatte vergessen, wie es war ein Mensch zu sein… und sie hatte vergessen, wie sehr sie sich wünschte zu lieben…

„Hey, Zelda, ich finde es schön, dass du mit hier bist“, riss Maron sie aus ihren Gedanken und pflanzte sich mit einem Sprung neben sie. „Ich war etwas überrascht, dass du dich bisher nicht gemeldet hast.“

Die heimliche Prinzessin öffnete schwach ihren Mund, war überrascht über Marons Aussagen und musste zunächst begreifen, was sie überhaupt von ihr wollte. „Ah ja… es sind einige Dinge dazwischen gekommen…“, redete sie sich heraus. Sie erinnerte sich daran, dass sich Maron in den Ferien mit ihr treffen wollte und Zelda hatte sich eigentlich darauf gefreut. Nur war sie mit Links Abreise und ihren Ängsten, oder wie Impa es mittlerweile zu sagen pflegte: mit ihrer Depression, nicht einmal vor die Tür gegangen. Und sie hatte sich einen üblen Infekt eingefangen, der mit einem Nervenzusammenbruch geendet hatte.

„Es tut mir leid, Maron“, sprach sie dann. „Ich hatte mir eine Sommergrippe eingefangen…“

„Echt, wie hast du denn das geschafft?“ Maron lächelte zufrieden und spürte, dass es Zelda ehrlich meinte. Die blonde Schönheit zuckte mit den Schultern und versuchte ebenfalls fröhlich dreinzublicken.

„Aber… ich fände es schön, wenn wir uns demnächst dann doch mal treffen können…“, fasste sich Zelda ein Herz und hörte in ihren Gedanken Belehrungen von Impa, die da lauteten: Wehe, du schlägst Einladungen von anderen aus!

„Gerne!“, erklang es enthusiastisch aus Marons hübschem Mund. Sie wirbelte mit einer Hand durch ihre kastanienbraunen Locken, so wie immer, wenn ihr etwas zusagte. „Ich fände es cool, wenn wir Shoppen gehen würden wie zwei richtige Ladys!“

Zelda nickte bloß, hoffend, die fröhliche, unbeschwerte Maron würde ihr helfen, sich noch weiter in dieses Leben einzubinden und das nachzuholen, was sie immer wollte. Vielleicht hatte sie doch mehr die Möglichkeit ein normales Mädchen zu sein als sie von Anfang an dachte. Vielleicht war es so wie Link vor einiger Zeit gesagt hatte… vielleicht bildete sie sich nur ein kein gewöhnliches Mädchen sein und kein gewöhnliches Leben genießen zu können…

Gerade da kam Rick grinsend zurück ins Wohnzimmer. Er wirkte so lässig und charmant mit seiner pechschwarzen kurzen Hose und dem roten Muskelshirt. Er hatte drei Gläser in der rechten Hand und in der anderen einen süßen, dicken, blutroten Wein in einer dunkelgrünen ovalen Flasche. „Voilà, die Damen, das gute Zeug hier hat Link im Keller gefunden. Ich schätze, wir sollten anstoßen auf einen unvergesslichen Abend.“

Begeistert sprang Maron auf und hüpfte halb in Ricks Arme. „Wie zuvorkommend, mein Prinz“, lachte sie. Auch Zelda lächelte auf die Bemerkung und dachte leise, wir Recht Maron doch hatte. Rick war ein Prinz, mehr als es die anderen ahnten. Und Maron war ein heiteres Farmermädchen, mehr als sie es selbst wusste…
 

Es dauerte nicht lange und die Pizza kam. Bepackt mit einem riesigen Stapel an leckerem belegtem italienischem Hefeteig trottete Link in die Stube und war so voll beladen, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Er lachte, als er den Stapel von duftenden Pizzen belegt mit Schinken, Käse, Thunfisch, Hackfleischsauce, Mais, Spinat und Tomaten, auf den bereits gedeckten Küchentisch stellte und war irgendwie nun doch froh in der Gesellschaft seiner Freunde zu sein. Es würde Zelda und ihn ein wenig von der massiven Verantwortung ablenken, die wie ein ekelhafter Schatten über ihren Köpfen hing und es würde ihn daran erinnern, dass er auch ein Mensch dieser Welt war, nicht nur inbegriffen in Grausamkeiten aus der Vergangenheit sein Leben fristete.

Heiter gestimmt machte es sich die Jugendlichen am Esstisch bequem, tranken Wein und Cola, aßen von den riesigen Pizzen und lachten angesichts des Gedankens, dass sie zu sechst die riesige Menge niemals schaffen konnten. Link lächelte durch die Runde, wurde sich gewahr wie wertvoll allein diese Minuten waren, wie wertvoll es war seinen besten Freund Rick verliebt in die fröhliche Maron zu wissen, seine Schwester Sara zu erleben, wie sie ihrem Freund Mike die Leviten las und Zelda neben sich zu beobachten, wie sie mit ihrem stillen, geheimnisvollen Lächeln alles ganz genau beobachtete und auf ihre vorsichtige Weise aß. Beinahe unsicher verwendete sie das Besteck, bis sie ihren Heroen mit einem verlegenen Lächeln musterte. Trotzig knallte sie Messer und Gabel zur Seite und nahm ihr Pizzastück in die Hände. Es war vielleicht das erste Mal, dass sie ihre Manieren über Bord warf.

„Schmeckt es dir? Oder willst du etwas von meiner Thunfischpizza?“, sprach Link und gewann sofort die Aufmerksamkeit seiner Prinzessin. Sie lächelte zaghaft, schüttelte dann beinahe schüchtern den Kopf. Sie war ungemein dankbar für diesen ruhigen Abend, den ihr Held ermöglichte. Sie war vollkommen dankbar für seine kleinen Gesten, die ihr alles bedeuteten. Er war immer zuvorkommend, immer rücksichtsvoll… Manchmal jedoch wünschte sie sich, er würde sie nur einmal zurechtstutzen und sagen, sie sollte sich endlich zusammenreißen…

„Hey, Link, du hast uns noch gar nichts weiter von deinem Irlandtrip berichtet“, meinte Maron neugierig, während sie ein Pizzastück nach dem anderen verschlang. Ihre Wangen waren rot gefärbt, vielleicht von den zwei Gläsern Wein, die sie bereits getrunken hatte. „Was hast du so erlebt?“, bohrte sie schmatzend nach.

Link zwinkerte verdattert, hatte mit einer so direkten Frage nicht gerechnet und verkrampfte sich unbewusst auf seinem Sitzplatz. „Nun ja, der Aufenthalt war… äh… spannender als ich anfangs dachte.“ Ja, entschied er, diese Wortwahl traf es wohl am besten.

„Irland muss doch ein Traum sein… so abenteuerlich und gleichzeitig irgendwie romantisch“, setzte Rick hinzu und grinste. „Maron, was hältst du davon, dass wir demnächst mal einen Trip dorthin wagen?“ Er legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie leicht an seine Seite. Neben ihm sah Maron beinahe zerbrechlich aus. Rick war sicherlich kein Muskelprotz, aber doch um einiges stärker als seine Freundin.

Sie lachte, vielleicht eher, weil der Alkohol ihr zu Kopf gestiegen war. „Oah… Wie wundervoll!“ Sie klatschte in die Hände. „Etwas von dieser Romantik hätte ich auch gerne heute Nacht.“ Sie verplapperte sich auffallend, bis sie sich von selbst die Hände vor den Mund hielt. Erst dann schienen die anderen bei Tisch ihre Andeutung verarbeitet zu haben und blickten verlegen seitwärts. Maron bekam einen roten Kopf, sank schuldbewusst nieder und blickte hilfesuchend in Ricks rehbraune Augen. Auch er hatte kirschrote Wangen und vergrub sein Gesicht in beiden Händen.

„Gut, dass wir das geklärt haben“, stimmte Sara mit ein, die ein Meister darin war unglückliche Situationen aufzufrischen und vielleicht noch interessanter zu machen. Sie grinste makaber und klopfte ihrem Bruder, der zu ihrer Linken saß, auf die Schulter. „Hey, Brüderchen, wie hast du es überhaupt so lange ohne Zelda in Irland ausgehalten?“ Eine weitere peinliche Frage, die den Raum erhellte. Und auch mit dieser Frage hatte der heimliche Heroe nicht gerechnet. Er funkelte seine koboldhafte Schwester bitterböse an, dankte ihr mit einem verstörenden Blick aus seinen tiefblauen Augen für diesen wunderbaren Einwand und fragte sich, wie er der Frage ausweichen konnte. Auch Zelda schien auf diese Frage hin nervös zu werden, hörte auf zu essen und vergrub ihre Hände im Schoß.

Gerade da fing Sara herzhaft an zu lachen. Auch sie schien ein Glas Wein zu viel konsumiert zu haben. „Meine Güte, seid ihr doch alle einfach in die Schamesröte zu bringen“, lachte sie und blickte abwechselnd von Maron und Rick, dann zu Link und Zelda. „Lasst uns doch einfach ein wenig Spaß haben und feiern! Und lasst uns anstoßen!“ Und damit hob Sara ihr Weinglas an und deutete gerade Link und Zelda an mitzumachen, die Zeit hier fließen zu lassen, einfach das zu tun, was junge Menschen taten, Spaß haben und lachen. Und sie hatte verdammt Recht damit…

„Stoßen wir an?“, murmelte Link und hielt sein Weinglas in Zeldas Richtung. „Wenn… wenn du magst…“ Es steckte eine größere Geste dahinter als es der einstigen Prinzessin zunächst bewusst war. Link wollte nicht einfach nur so mit ihr anstoßen, er wollte ihr auch zeigen, dass er sich erinnerte. An den Zeitpunkt, wo sie beide ebenfalls Wein getrunken hatten, wo sie in einem Traum verbunden waren… Auch hier nickte sie eher unsicher, blickte zurückhaltend drein, aber erwiderte die Geste.
 

„Hey, Zelda…“, sprach Maron interessiert. Ein begieriges Funkeln in ihren veilchenblauen Augen verriet Neugierde. „Ich will dich wirklich nicht ausfragen, aber da wir gerade so gemütlich zusammensitzen… Erzähl‘ uns doch etwas über deine Zeit bevor du nach Schicksalshort gekommen bist.“ Erwartungsfroh funkelten weitere Blicke und hefteten sich auf die einstige Prinzessin Hyrules, der das Pizzastück daraufhin aus den Händen fiel. Sie nahm einen stockenden Atemzug und lehnte sich zurück. Sie schien durcheinander, worauf Link das Wort ergriff: „Wisst ihr, Zelda war schon einmal vor einer Ewigkeit in Schicksalshort“, begann er und versuchte eine plausible Notlüge zu erfinden. Verwundert, aber zugleich dankbar über seinen Versuch mit einer erfundenen Geschichte aus der Patsche zu helfen, nickte sie zustimmend.

„Ach ja?“, stutzte Sara und stupste Link an seinen Oberarm.

„JA!“, sprach er lautstark und versuchte so aufrichtig und echt zu klingen wie möglich. „Ich habe fast das Gefühl Zelda und ich verstehen uns deshalb so gut, weil wir uns schon einmal über den Weg gelaufen sind… vor über zehn Jahren.“ Und so wie er wirkte, keinerlei Schamgefühl zeigte, würde auch Zelda die Geschichte glauben. Sie nickte und warf ihm ein erleichtertes Lächeln zu.

„Das ist ja aufregend“, meinte Maron und stopfte sich fleißig Salamipizza in den Mund, während sie sprach. „Und warum warst du hier, und wie kam es, dass du wegziehen musstest und noch wichtiger, wohin eigentlich?“

Zelda schloss ihre Augen und log ohne Hemmungen: „Mein Vater musste geschäftlich nach Irland reisen. Meine Patentante Im… Ines Schattener hatte jedoch hier ihr Zuhause. Ich bin vor über einem halben Jahr…“ Sie stoppte kurz und spielte mit einer Modekette, die um ihren Hals baumelte. „… ich habe mich mit meinem Vater gestritten und bin abgehauen.“

Link zwinkerte mehrfach und war überrascht über Zeldas überzeugende Lügenparade. Sie war überraschend schnell darin diese Lügen weiterzuspinnen.

Maron stemmte sich halb über den Tisch: „Das ist ja unglaublich. Du bist Tausende Kilometer gereist, nur um nach Schicksalshort zu kommen?“

Zelda lächelte schwach. Nicht eine Spur Verlegenheit bezüglich dieser erfundenen Geschichte huschte über ihr anmutiges Gesicht. Sie hatte gelernt zu lügen, war darauf getrimmt worden Reden vor Hunderten Menschen zu halten und dabei standhaft und kühl zu wirken. Es war ihre Aufgabe nur das zu sagen, was es zu sagen galt…

„Nun… ich habe meine Ziehmutter vermisst“, sprach sie und grinste heimtückisch. „… und ich wollte meinem Vater eines auswischen, das muss ich ehrlich zugeben.“ Link saß nur sprachlos daneben und hätte, wenn er die Wahrheit nicht kannte, ihre Geschichte ohne zu zögern geglaubt. Gab es noch mehr Dinge, über welche Zelda nicht die Wahrheit gesagt hatte? Gab es etwas, worüber sie vielleicht die gesamte Zeit über gelogen hatte? Link kratzte sich an seiner rechten Wange, fühlte sich irgendwie unwohl und unsicher, und spürte zusätzlich die kritischen Blicke von Sara neben sich.

„Äh… ich hätte nicht gedacht, dass sich hinter deinem engelsgleichen Gesicht so viel Protest und Schelm verbergen. Das hätte ich dir echt nicht zugetraut“, sprach Maron.

„Ich dir auch nicht…“, murmelte Link nervös und fragte sich, was er davon halten sollte. War er die gesamte Zeit über so blind gewesen, dass er Zeldas Schattenseiten völlig ignoriert hatte? Leon Johnsons Andeutung, dass er und Zelda nicht das beste Verhältnis in der Vergangenheit hatten, kam ihm wieder in den Sinn.

Die blonde Lady verschränkte die Arme vor der Brust, aber ließ ihren kühlen Blick von einem zum anderen wandern. „Hat nicht jeder von euch schon einmal eine Dummheit begangen?“ Sie fragte in die Runde, meinte aber eher den neben ihr sitzenden Heroen, dessen tiefblaue Augen sich abwendeten. „Ja, sicherlich…“, meinte er abtuend.

„Hey, Link, erinnerst du dich, als du damals in das Gespensterhaus in der Nähe der Porzellanfabrik eingestiegen bist?“, sprach Rick und riss sowohl Zelda als auch Link aus den Gedanken. Er hatte die merkwürdige Stimmung zwischen den beiden beinahe gerochen. „Das war eines der dümmsten Dinge, die du getan hast.“

„Das war echt der Brüller“, grinste er und erinnerte den Vorfall mit einem Kichern. Er war nicht einfach nur in das Haus eingestiegen, er hatte mit einigen Spraydosen Verletzungen vorgetäuscht und seiner Familie ein Alptraumszenario vorgespielt. „Was ist mit dir, Maron, was war deine dümmste Idee?“

Daraufhin bekam die Farmertochter einen hochroten Kopf, blickte in Ricks gutmütige rehbraune Augen, der daraufhin ebenfalls Verlegenheitsfieber versprühte. „Ehrlich gesagt, haben wir beide einen dummen Irrsinn begangen…“, gluckste er herum und kicherte dann.

Alle Gesichter senkten sich, ahnten um das peinliche Thema, lediglich Zelda sah irritiert drein und sprach verwundert: „Was meint ihr beide damit?“

„Das ist eigentlich… nicht so interessant“, redete sich Rick heraus. Aber das Thema war durchaus interessant…

„Aber warum macht ihr dann so ein Geheimnis daraus?“

„Weil es schlichtweg… peinlich ist…“, sagte Maron und strich sich durch das lange kastanienbraune Haar. „Wir haben beide einen Fehler gemacht und Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist“, sprach sie frustriert. Sie war glücklich, dass keine Schwangerschaft aus ihrem ersten Mal mit Rick geworden war…

Aber noch immer schien Zelda es nicht zu verstehen. Sie hatte mit dem Thema Liebe und Sex nicht gerade viele Erfahrungen sammeln können. Eigentlich wusste sie so gut wie nichts über Leidenschaft und körperliche Nähe… Sie zwinkerte und ahnte, dass ihre Unwissenheit auf die anderen durchaus merkwürdig wirken musste.

„Du hast absolut keine Ahnung, wovon wir reden, oder?“, murmelte Rick. „Zum Glück… ist auch besser so…“

Ratlos musterte Zelda ihren ewigen Heroen, der sich eine Hand vor das Gesicht hielt.

„Mensch, Zelda, du wirkst immer noch so, als kämest du aus einer anderen Welt“, lachte Rick erheitert.

„Vielleicht kommt sie ja wirklich aus einer anderen Welt, wer weiß?“, hakte Sara ein und grinste nahezu bösartig. „Ich meine, wenn sie nicht kapiert, dass Rick und Maron ohne Kondome miteinander geschlafen haben.“

Eine plötzliche betretene Stille herrschte am Küchentisch und jeder hörte auf zu essen. Sara hatte das peinliche Thema am Schopf gepackt, aber nicht erwartet, dass alle anderen, einschließlich ihres Freunds Mike, begannen verlegen an die Decke zu schauen, alle außer Zelda, die sich nur fragte, was Kondome waren…
 

„Ähm, ich würde meinen, wir räumen dann mal den Tisch ab“, meinte Link, erhob sich zappelig und verstand nicht, warum ihn das Thema gerade so nervös machte. Es war ja absolut nichts dabei… ganz im Gegenteil… es war sogar sehr spannend. Und es war noch spannender für ihn sich vorzustellen eine Nacht mit Zelda zu verbringen. Mit hochrotem Kopf räumte er Geschirr in die Spülmaschine und schluckte die pubertierenden Phantasien hinunter. Er konnte jetzt nicht anfangen darüber nachzudenken, seine Prinzessin diese Nacht zu verführen, oder doch? Er klapperte mit dem Geschirr, befahl seinen Gedanken mit der Erschaffung erotischer Szenen aufzuhören. „Welchen Film wollt ihr eigentlich schauen“, fragte Link um sich abzulenken, versuchte die zum Teil kritischen Blicke der anderen zu ignorieren. Warum nur konnte er bei diesem Thema nicht einfach ruhig bleiben! Immer wurde er nervös! Immer begann er herumzudrucksen und immer wieder stellte er sich an wie ein Vollidiot!

Rick kramte daraufhin drei DVDs hervor und hielt sie stolz von sich, keine anderen als Herr der Ringe Teil1, Teil2 und natürlich Teil3. Viele Stunden geballte Fantasy warteten auf die sechs Jugendlichen, verzauberten die Gemüter und erinnerten an vergessene Ideale. In der Welt von Mittelerde, dem strahlenden Land von Elfen, Menschen, Zwergen und widerwärtigen Kreaturen kämpfen Streiter des Guten für die eine gerechte Sache. Ein Film, der den grünbemützten Helden schon immer begeistert hatte… und nun verstand er auch den Grund dafür. Tolkiens Epos erinnerte mit einem milden Hauch an etwas, das tief verborgen in seiner Seele schlummerte…

„Die habe ich heute im Sonderangebot gekauft. Das wird ein langer Abend.“ Rick schien völlig zufrieden und steckte schließlich die Pizzapappschachteln in den Müll. „Ach ja, übrigens, Link, Maron und meine Wenigkeit werden heute hier übernachten. Ich hoffe, das macht dir nichts aus? Wir wollen so spät nicht erst noch heimlaufen. In letzter Zeit ist es nachts gefährlich geworden“, setzte er hinzu.

„Äh, du meinst, ihr übernachtet im Gästezimmer?“

„Ja, natürlich, wo denn sonst?“, meinte Rick.

Etwas nervös schluckte Link einen Knoten in seinem Hals herunter, war sich nicht sicher, ob ihn der Gedanken freuen oder lähmen sollte. „Aber Zelda kann heute auch nicht mehr heim. Wo soll sie denn übernachten?“ Auch seine liebliche Prinzessin hörte nun zu, aber schien keineswegs beeindruckt. Sie hatte bisher immer irgendwo einen Schlafplatz gefunden und wenn nötig könnte sie ohnehin zurück in die Villa gehen…

„Mensch Link, in deinem Zimmer steht doch jetzt eine ausklappbare Couch, es ist also kein Problem, dass Zelda bei dir übernachten kann“, sagte Sara mit einem verräterischen Zwinkern. Sie beugte sich zu ihrem unwissenden, naiven Bruder und flüsterte in sein Ohr, so dass nur er es hören konnte. „Das wäre doch die Gelegenheit… Jeder Depp sieht wie sehr du sie willst.“ Dann kicherte sie, kicherte wegen der verzweifelten, kirschroten Miene ihres Bruders und kicherte über ihre eigene Gehässigkeit. Link schüttelte nervös den Kopf. Diese kleine Koboldin…
 

Die sechs Jugendlichen saßen gemütlich in der Stube, als die Sonne am Horizont versank und die Welt sich Schlafen legte. Wo die Finsternis heraufzog, lief der erste Teil von Herr der Ringe auf dem riesigen LED-Fernseher, bestach durch geniale Farben und Kontraste und erzeugte eine Echtheit des Fantasy-Epos, als wollte die Geschichte um Mittelerde die wenigen Zuschauer verschlingen. Bilder grausamer Schlachten und Ereignisse erzeugten sich, bohrten sich mit verführerischem Wahnwitz, einem Suchen nach Besonderheit, in die Köpfe der Jugendlichen…

Nur Link und Zelda konnten kaum mehr realisieren, dass Phantasie doch nur Phantasie blieb und dass Geschichten wie jene zumeist mit einem Lächeln enden konnten. Die Realität wuchs an anderen Erfahrungen. Die Realität blieb. Und das einstige Märchen um Hyrule, der phantastische Glaube an Wunder und Legenden, war einer erschreckenden Realität gewichen. Links Welt war zerbrochen… und eine Phantasiegeschichte, die in Mittelerde spielte, konnte ihn kaum mehr so erfreuen wie früher. Alles, was darin geschah, die Gefahr, der Kampf mit Schwertern, die Kreaturen des Bösen, alles erinnerte ihn an seine eigene Bestimmung. Er konnte sich kaum auf den Film konzentrieren und überlegte, sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Und er war nicht der einzige, dem es so ging. Die neben ihm auf dem Sofa hockende Zelda hielt die Stimmung des Films schon lange nicht mehr aus, bis sie schließlich ohne ein Wort von der Couch hüpfte und aus dem Raum stürmte.

Alle Augen gingen überrascht hinter ihr her. Link folgte ihr sofort und fand sie im Korridor, wo sie ihre Reisetasche ergriff.

„Wo willst du denn hin, Zelda“, meinte er.

„Also… ich…“ Besorgt schauten tiefblaue Augen in die ihren.

„Der Film hat mich an etwas erinnert… an so viel und das ist so lange vorbei und manchmal so, als wäre es gerade erst passiert…“ Ihre Stimme wurde leiser, eine Hand wanderte an ihre schweißgebadete Stirn und ihr Atem stockte ein wenig.

„Du meinst… an…“ Aber dann brach Link ab, beobachtete diesen merkwürdigen Schatten in ihren Augen, der sich gerade wieder verdichtete.

„Es ist… nichts weiter…“, seufzte sie und drehte sich weg. „Ich… ich sollte gehen.“ Sie lehnte sich an die raue Putzwand und schloss ihre saphirblauen Augen.

„Zelda, sei nicht albern. Impa ist nicht da und ich soll auf dich Acht geben. Du kannst jetzt nicht gehen. Wenn du allein sein willst, dann geh’ doch in mein Zimmer, hm?“ Er stützte eine Hand neben ihrem Gesicht an der Wand ab, worauf sie überrascht aufsah. „Willst du mit mir darüber reden?“ Die einstige Prinzessin schüttelte nur den Kopf und drehte sich in Richtung Tür. Sie schob Links Hand einfach beiseite.

„Außerdem“, sagte der Held dann ruhig, ohne sie anzusehen. „Ich… hab’ Angst um dich.“ Zelda drehte sich wieder zu ihm, schwieg erneut, aber in ihrem Inneren explodierten Hunderte Ketten, die sie sich als Strafe für ihre Bedürfnisse, umgelegt hatte. Link hatte absolut keine Ahnung wie er mit diesen wonnevollen Äußerungen sich Zutritt zu ihren geheimsten Gedanken verschaffte und ihr Herz schneller schlagen ließ…

„Du musst diesen Film nicht sehen, wenn er dich an Hyrule erinnert. Soll’ ich uns vielleicht einen Tee machen?“ Sofort nahm er ihr die Reisetasche wieder ab, nahm sie fest und bestimmend an der Hand und zog sie, während weitere Augenpaare sie beide neugierig musterten, in die duftende Küche.
 

„Also, was darf’s sein“, sprach er wenig später, als er in einem Schrank herumwühlte. „Wir haben: Himbeere, Hagebutte, Pfefferminze, Vanille, Winter- Tee und…“

Zelda unterbrach ihn. „Link, bitte… Ich habe keine Ahnung… Nimm‘ irgendwas… Ich…“ Er musterte sie besorgt, worauf sie tief durchatmete, versuchte ihr Gemüt unter Kontrolle zu bringen und sich einmal mehr die Augen rieb. „Entschuldige, ich bin etwas… durcheinander.“

„Das war kaum zu übersehen…“, sprach er misslaunig. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, ich würde dich mit den Pflichten und den Ereignissen aus der Vergangenheit niemals alleine lassen.“

Aber wie konnte er selbst dies verlangen? Wie konnte er dies behaupten? Link biss sich auf die Lippen, bis es schmerzte… es schmerzte jedoch noch viel mehr innerlich. Sein früheres Ich hatte sie allein gelassen, hatte sie in einem untergehenden Hyrule allein gelassen…

Sie wand ihm den Rücken zu, spielte nervös mit den Händen, bis sie sich auf die Eckbank sinken ließ. Links Worte drangen wunscherfüllt in ihren Geist, ja, sie hatte sich diese Unterstützung immer von ihm erhofft, und doch war es ihr gerade zu viel. Er erwartete dieses bedingungslose Vertrauen von ihr, was sie ihm nicht schenken konnte, wo sie doch wusste, wer sie war…

„Nun… es wäre jedenfalls einfach schön, wenn du mit mir redest…“, setzte er leiser hinzu, nahm‘ den Vanilletee mit Kircharoma aus dem Schrank, jenen Tee, den er Zelda an ihrem ersten Tag auf dieser Erdenwelt unter die Nase gehalten hatte. Es schien ihm ein guter Wink für ein sicheres, beständiges Gespräch, in dem er sich wünschte, Zelda könnte sich einfach fallen lassen, sich ihm öffnen und über Hyrule sprechen.

Sie seufzte erneut, schnupperte das süße Aroma des Tees in der Luft, als Link die Teebeutel in heißes Wasser sinken ließ. Eine Welle der Entspannung kam über sie, die sie sich kaum erklären konnte. Sie lehnte sich zurück, spürte ihre Glieder locker werden, spürte Schwere und Entspannung, auch wenn diese nicht anhielt. Link war gerissen in der Hinsicht genau zu wissen, was er tat, dachte sie…

„Das Spiel… und dieser Film“, begann sie zögerlich und hörte aus dem Wohnzimmer Jubellaute von Sara und Mike, die eine humorvolle Szene bestaunten. „Sie haben mich an Schlachten… Kriege, Feuer und Blut erinnert… Nichts ist so düster und qualvoll… kalt und unberechenbar wie die alternative Zeit.“ Ihre Stimme sprach die Worte mit Ernüchterung, beinahe tonlos, als war Zelda selbst durchzogen von einer gewaltigen Kälte, immer dann, wenn ihre Erinnerungen sie einholten.

Links tiefblaue Augen schimmerten mit Mitgefühl, als er seine Aufmerksamkeit auf seine Seelenverwandte richtete.

„Der Schrecken bleibt… das geschundene Blut lässt sich aus den Gräsern nicht mehr wegwaschen… wie ein Fluch haftet es im Erdboden, erzeugt Leid ohne Ende…“ Zelda versank mehr und mehr in ihren Erinnerungen, und mit jedem Bild wurde der rauchige Schatten über dem Edelsteinblau ihrer Augen dichter.

„Die alternative Zeit… aber… das ist schon so lange vorbei…“, meinte Link. „Es ist Jahrtausende her.“

„Für mich nicht…“ Sie schloss die Augen, verlor jeden Hauch eines Lächelns an den Gedanken, der Erinnerungen lebendig hielt.

„Meinst du, es wird jemals… besser…“ Er trat noch einen Schritt näher an sie heran, hoffend, er erhielt ihre volle Aufmerksamkeit, wünschte sich, sie würde sich mit ihren geheimnisvollen Blicken in seinen verlieren, wollte sie erreichen und von ihrer grausamen Bürde befreien… Sie blickte ihn einfach nur an, schwermütig und dankbar zugleich, mit ihren kristallenen, blauen Augen, diesen wunderschönen, sanften Augen. Wie ein milder Regen fühlte sich ihr Blick für ihn an, traurig, aber wunderschön…

„Ich träume… permanent… aber ich kann diese Träume nicht verstehen…“, sprach sie zittrig. Sie verhielt sich gerade so auffällig durcheinander und nervös, dass Link Sorge hatte sie würde zusammenbrechen. Einmal mehr realisierte er, dass nichts okay war, und dass selbst der Abend unter normalen Jugendlichen Zelda kaum von ihrer Pflicht und Verantwortung ablenken konnte.

„Sind es Träume von der Vergangenheit?“, murmelte er. Ein zögerliches Kopfschütteln machte ihm deutlich, dass Träume von der Vergangenheit sogar harmloser waren als das, was sie derzeit innerlich erlebte.

„Es ist viel umfangreicher… bedeutsamer und entsetzlicher, so dass ich es kaum beschreiben kann. Es ist, als würde ich durch Tausende Welten reisen und überall erlebe ich die Legende Hyrules neu, als leben wir und das Böse in jeder möglichen Dimension fort… Es ist zu viel für meinen Kopf.“ Sie atmete tief durch und rieb sich dann die Augen mit beiden zarten Händen. „Letzte Nacht… Ich sah eine Welt regiert von der Feigheit der Hylianer… glühend war sie… verborgen in einer anderen Ebene, weil dunkle Kreaturen Hyrule bevölkern wie Millionen Aasgeier und keiner von ihnen hat den Mut die Welt, die sie einst Heimat nannten, zurückzuerobern… nicht eine tapfere Seele. Sie haben sogar ihre Königin vergessen und verdammt, die einzige, die in der Lage wäre ein Heer aufzustellen, das bereit wäre das goldene Land zu reinigen. Aber sie sind feige… voller Feigheit… die den Lord der Finsteren ergötzt, die sich anfühlt wie pures Vergnügen auf seiner Haut… Eine kranke Zeit… aber heilend für das Böse… Eine Zeit, da sie ihrem Helden das Herz aus der Brust gerissen haben… entstanden aus niederen Bedürfnissen und nicht eine Seele weiß es… Und ich habe das Gefühl, es ist bloß eine Zeit von Hunderten, eine wahllose Zeit, die bereits dem Bösen gehört!“

Plötzlich spürte sie einen Zeigefinger auf ihren Lippen, zwinkerte, und wurde mit Links Geste aus ihrem endlosen Gedankenstrudel herausgerissen. Beschämt zuckte sie zurück, hatte sich für Sekunden völlig in ihren Träumen verloren, hatte diese Realität auf so erschreckende Weise verlassen, dass sie es kaum ertragen konnte. Ihre Seele war so schwach und verletzt, dass sie Angst hatte an ihrem Trauma zu zerbrechen oder verrückt zu werden.

„Zelda… bleib‘ mit deiner Seele hier… bleib‘ hier“, sprach er aufrichtig. „Zelda… meine Zelda…“ Tiefsinnig blickte er sie an, suchte etwas Verborgenes in ihren saphirblauen Augen, suchte ihre Seele darin.

Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das lange, brünette Haar, und seufzte. „Entschuldige, ich war gerade…“ Sie stützte den Kopf auf dem Tisch ab, zitterte, obwohl es unheimlich warm in der Küche war. „Ich habe mich in einem Traum verloren… Es war nur ein Traum.“

„So wie unsere Legende nur ein Spiel ist?“, sprach er leise, aber trübsinnig.

„Vielleicht auf genau diese Weise…“, erwiderte sie und blickte schräg seitwärts. Sie wussten beide, dass die Träume der Prinzessin des Schicksals immer, selbst in einer magieleeren Welt, mit Sinnhaftigkeit und erschreckender Bedeutsamkeit angereichert waren. Ihre Träume würden verborgene Wahrheiten lehren, würden niemals nur einfach Schatten der Nacht sein. Und nur sehr selten ergab das, was sie in den Träumen sah, einen Sinn, es war selten, dass ihre Träume klar und strukturiert waren.

„Wenn ich dir irgendwie helfen kann…“ Er machte es sich ebenfalls auf der Eckbank bequem, berührte ihre rechte Wange liebevoll, sendete Zuneigung und Verständnis in einem hoffnungsvollen Lächeln. „Sag‘ es mir…“

Und die Distanz zwischen seinem Lächeln und ihrem schwermütigen Blick schwand immer weiter… ermutigend und doch vorsichtig.

„Bitte…“, flüsterte sie. „Bitte lenk‘ mich einfach ab…“

Er lächelte ermutigend, so wie immer in ihren bedeutsamsten Momenten, charmant und doch bubenhaft. „Das klingt nach einer sehr interessanten Einladung“, bemerkte er spitz.

Sie zwinkerte, aber lächelte dann rotwerdend. „Was soll das denn heißen?“, sprach sie stockend.

Er lachte laut auf. „Es wäre wohl sehr fies, wenn ich sagen würde, ich bin offen für alles.“

„Es wäre nicht gerade höflich und anständig“, sprach Zelda tückisch und begann hinterhältig zu grinsen. „Egal, was das auch heißen mag…“, setzte sie hinzu.

„Sicherlich, wir haben beide keine unanständigen Gedanken“, lachte Link und grinste triumphierend: „Aber ich bin beeindruckt von meinen Fähigkeiten, Zeldaschatz, ich habe dich schneller aus deinem Trübsinn gebracht, als ich dachte.“

Sie nickte und berührte leicht unsicher, aber sehnsuchtsvoll seine Hände.

„Also bleibst du hier?“, sprach er sanft.

Abermals nickte sie und ließ sich ohne Scheu in seine Arme ziehen. Sie seufzte in der Umarmung, fühlte sich plötzlich sicher und stärker. „Okay… Danke… Ich danke Dir…“ Sie löste sich wieder sehr schnell aus der Umarmung und trat auf die Beine.

„Möchtest du dich in mein Zimmer zurückziehen?“ Die einstige Königstochter nickte und lief aus der Küche.

Link warf ihr jedoch noch hinterher: „Aber wehe, du verschwindest, während ich den Tee koche. Wenn ja, renne ich dir nach und du bist schneller wieder hier, als dir lieb ist.“ Sie lächelte daraufhin und verschwand in seinem Zimmer.
 

Außer Puste erreichten Rutara von Wasserstein und Dar Gordon die Villa von Ines. Ihre Mission in der Kirche Schicksalshorts an wichtige Informationen zu gelangen war gefruchtet. Allerdings beunruhigten jene Neuigkeiten die sonst so starken und vernunftbegabten Gemüter von Dar und Rutara auffallend. Schleunigst und ohne weitere Worte hasteten sie ins barocke Gebäude, nutzten wenige knarrende Treppenstufen in ein aufwendig gestaltetes Untergeschoss, verschlossen von einer riesigen Stahltür, voll möbliert mit mehreren Schlafmöglichkeiten, angereichert durch gefüllte Regalen mit Proviant, und wurden bereits von Ines Schattener, Richard Raunhold und Naranda Leader erwartet. Nachdenklich saßen jene drei Personen an einer mit Papierstapeln, alten Büchern, seltsamen Objekten wie merkwürdigen Flaschen, bunten Kristallen, blütenweißen Federn, Kräutern und kleinen Metallbrocken bedeckten runden Tafel aus pechschwarzem Holz.

Aufgebracht warf Rutara ihren kobaltblauen Regenmantel ab, pflanzte sich schnaufend an den Tisch und goss einen herben Whiskey in ein Limonadenglas. Mit einem Zug, und ihre schönen, straffen Gesichtszüge verziehend, spülte sie das Getränk hinunter.

„Beim Wüstenwurm…“, sprach Naranda und beugte sich mit aufmerksamen, goldenen Augen halb über den Tisch. Sie musterte ihre Freundin Rutara besorgt. „Wenn du so viel trinkst, dann wohl mit sehr schlechten Neuigkeiten…“

Auch Dar ließ sich brummend auf einen Sessel sinken und sah sich die vergessenen Beschützer des alten Reiches Hyrule an. Ines mit ihrer ernsten, überbehütenden Mimik und ihrem mütterlichen, manchmal doch eiskalten Blick aus scharlachroten Augen. Raunhold, der zurückhaltende Professor mit den buschigen Augenbrauen, die sich beinahe mit seinem grauen Haar verbanden. Die attraktive, braungebrannte Naranda Leader, in der sich eine leidenschaftliche Kriegerin versteckte. Und die kokette Rutara, die wie kein anderer die Kraft des Wassers für sich nutzen konnte und die sich bestimmte höfische Verhaltensweisen nicht abgewöhnen konnte. Wie lange sie wohl noch auf diese ruhige Weise zusammensitzen konnten?

„Wenn ich es so sagen kann, Ganondorf hat mir ein bisschen den Abend versaut… nun ja, wohl mehr als ein bisschen“, murrte Rutara und strich sich durch ihr nasses fast schwarzes Haar. Sie war eine elegante, wunderschöne Frau und niemand würde in ihrem Erscheinungsbild die Seele einer Kreatur vermuten, die einst die Gewässer Hyrules behauste.

Impa erhob sich und stemmte sich auf den Tisch. „Was ist es diesmal?“, fragte sie. „Welches Attentat plant Ganondorf und was können wir dagegen unternehmen?“

Dar beschwichtigte: „Gemach… gemach… Diesmal… sind uns offensichtlich die Hände gebunden.“

Naranda kratzte sich am Kopf. „Wie das?“ Sie verschränkte daraufhin ihre Arme und lehnte sich zurück.

„Es ist kein Attentat auf diese Welt“, erklärte Rutara und rieb sich ihr Gesicht. „Ich weiß endlich, warum er hier ist…“ Und ihr schmales Gesicht wurde gramerfüllt. Sie erhob sich und lief einige Schritte auf und ab. „Jahrtausende sind vorbeigezogen… immer wieder erhob sich die alte Legende um das Triforce in Hyrule. Jahrhunderte sind vergangen und immer wieder wartete das Böse auf den Helden, stellte sich ihm entgegen, um dann letztlich zu fallen oder, und auch das ist in den vielen Zeiten geschehen, um zu siegen. Und nie hat sich irgendein Weiser gefragt, ob Ganondorf sich erinnert, ob Ganondorf lernt, ob selbst seine Wiedergeburt, auch die, die jetzt auf unserem Planeten herumläuft, dazu gelernt hat. Wie konnten wir nur alle so dermaßen blind sein!“ Sie sprach lauter und stieß einen unartikulierten Laut des Ärgers aus. Irritiert musterten die anderen Rutaras Geste. Noch nie hatte sie sich so geäußert und noch nie war sie so verzweifelt gewesen. Rutara zeichnete sich in ihrer Persönlichkeit gewöhnlich durch ein sehr intelligentes, strukturiertes und oftmals kühles Wesen aus. „Ich brauch‘ noch einen Whiskey!“, sprach sie drohend und pflanzte sich geräuschvoll auf ihren Platz.

„Willst du damit sagen, dass Ganondorf ein ganz anderes Ziel verfolgt und sein Einmischen in unsere Welt, sprich seine geplante Verseuchung unserer Welt mit schwarzer Energie, nur ein Ablenkungsmanöver sind?“, meinte Naranda und zündete sich eine Zigarette an. Ein zimtiges, rauchiges Aroma zog in die Runde. Gelassen saß sie im Schneidersitz auf einem Hocker, trug ihr feuerrotes Haar offen, das verspielt auf ihre nackten Schultern fiel.

„Was ist schon seine lächerliche Verseuchung“, sprach Rutara mit ihrer klirrenden Stimme. „Wenn wir ehrlich sind, hat uns ohnehin gewundert, weshalb er das gleiche wie damals erneut versucht.“

„Ich würde nicht sagen, dass seine Verseuchung, die dem Verändern von Naturgesetzen, dem Ermorden wichtiger Persönlichkeiten und dem Zerstören unserer Weltenordnung entspricht, lächerlich ist!“, widersprach Ines. „Wozu kämpfen wir dann überhaupt noch, wenn das so lächerlich ist!“ Ihr gefiel es nicht, dass sich Rutara so hängen ließ. Egal, welche Dinge das Böse in der Kirche diskutiert hatte, der Beitrag, den sie alle gemeinsam hier leisteten, Unschuldige zu schützen und dafür zu sorgen, dass die bösen Energien das Gleichgewicht der Welt nicht völlig zerstörten, war alles andere als lächerlich.

Rutaras mutlose Augen trafen Ines wie ein Blitzschlag. „Oh doch, Impa…“, sagte sie und ihre Stimmte wurde plätschernd zögerlich wie ein kleiner Bach. „Alles, was wir unternommen haben, auch das Schützen unserer Identitäten, ist einfach nur lächerlich…“

„Woher diese erschreckende Mutlosigkeit, Rutara?“, mischte sich Naranda ein. „Wir haben noch immer unsere Fäuste, wir kämpfen auch diesmal, bis zum letzten Atemzug.“ Sie zog genüsslich von ihrer Zigarette und drückte diese in den Aschenbecher.

„Dar, erklär‘ du es ihnen“, brummte Rutara und nippte erneut von ihrem alkoholischen Getränk.

Alle Augen ruhten auf dem gutmütigen, sonnengebräunten und dicklichen Arzt, dem der Schweiß im Gesicht stand. Er war schon länger auf dieser Welt als Rutara oder Naranda, und manchmal hatte er das Gefühl, je länger er auf diesem Planeten lebte, sein Alltagsleben fristete, umso deutlicher kamen seine Persönlichkeitszüge von damals an die Oberfläche. Er sang öfters als früher, tanzte so wie einst in der Gemeinschaft seiner Schwestern und Brüder in Hyrule, hatte manchmal sogar die Neigung Dinge zu essen, die sein jetziger Körper nicht brauchte. „Wir konnten nicht herausfinden wie, aber es scheint, als reist Ganondorf auf irgendeine Weise durch die Welten…“, erklärte er sachlich.

„Durch die Welten? Du machst Witze!“, unterbrach Ines entsetzt.

„Das glaubst du jawohl selbst nicht“, bestätigte auch Naranda. „Wie sollte Ganondorf an eine solche Macht gekommen sein!“

„Ist das nicht völlig unwichtig!“, zickte Rutara scharf. „Wir sollten uns lieber damit auseinandersetzen, was er in diesen Welten treibt, wenn er tatsächlich dort umher reisen kann!“

„Das kann einfach nicht sein!“, meinte Ines erneut und erhielt weitere dröhnende Worte von ihrer ehemaligen Schülerin Rutara. Ein lautes mit undeutlichen Wörtern erfülltes Sturmgewitter brach an dem Tisch los. Alle redeten durcheinander, wurden immer lauter, äußerten sich mit Verwirrung und Verzweiflung.

Dann endlich erhob Richard Raunhold das Wort. Seine Stimme röhrte wie ein tiefer Glockenklang durch den Kellerraum, betäubte alle anderen, bis die Stille zurückkehrte. „Wir tragen die Verantwortung uns um Ganondorfs niederträchtige Pläne zu kümmern und ihr Weisen habt nichts Besseres zu tun als euch gegenseitig die Köpfe einzuhacken!“, schimpfte er. Betreten schauten Rutara, Ines, Dar und Naranda zu Boden. „Ich bitte euch darum sachlich und ruhig zu bleiben. Rutara, bitte wiederhole deine Informationen“, sprach Richard besonnen.

„Ich konnte verborgen unter einem Schutzzauber einem Gespräch von ihm und einem seiner Lakaien folgen… Er sprach davon, dass er Welten und Zeiten so beeinflussen will, dass Hyrule sich völlig entstellt, Legenden sterben und Helden vergehen… Er sprach von den Emädras, einen mythischen Volk, das irgendwann in Hyrules Geschichte lebte, auch hier hat er bereits sein Werk getan und jenes Volk ausgelöscht. Die Verseuchung, die er für unsere Welt plant, ist nur ein Puzzlestein von einem gigantischen komplexen Plan“, erklärte sie. „Versteht ihr nicht? Er beeinflusst den Weltenstrom!“

Der Weltenstrom… er war ein gigantisches Uhrwerk nach dem sich die Welten, Dimensionen und selbst Götter im Universum drehten.

Der Reihe nach sackten die vernunftbegabten Menschen an der Tafel in sich zusammen. Die Wahrheit legte sich wie eine unsichtbare Fessel an die Handlungsbereitschaft der einstigen Hyrulianer, lähmte wie ein verstörendes Gift. Wissen konnte manchmal unsagbar weh tun… und am schlimmsten für das Gute hier in diesem Kellerraum war die Gewissheit nichts mehr tun zu können, nichts, was den Lauf der Dinge in diesem großen Kampf gegen das Böse noch irgendwie verändern könnte. Das Gute besaß nicht die Macht durch Zeiten und Welten zu reisen, um das Schicksal zu verändern. Die Reise durch Zeiten und Welten war gebunden an eine legendäre Magie, die für jene Beschützer nur in Hyrule lebendig war. Nur in Hyrule hauste die Macht der alten Legende. Nur in Hyrule…
 

Naranda schlug mit der blanken Faust auf den Tisch. „Ganondorf, du verdammter Hurensohn!“, zischte sie. „Hat er nicht endlich genug, diese verdammte Ausgeburt des Wahnsinns.“ Sie erhob sich und goss sich ebenfalls einen Whiskey ein.

„Beruhige dich, Naranda, trotz allem sollten wir ruhig und sachlich bleiben. Es muss auch diesmal eine Möglichkeit geben irgendetwas zu unternehmen“, sprach Raunhold, auch wenn er den Anschein machte, seinen eigenen Worten kaum glauben zu können.

„Richard…“, murmelte Ines. „Es ist vorbei… Wie sollen wir die Macht der Weisen von damals reaktivieren, sodass Link die Möglichkeit hat in andere Welten zu reisen, das ist nicht machbar!“ Sie sprach jene Worte aus, die alle anderen bereits mit erschreckender Gewissheit dachten.

„Noch sind wir hier“, meinte Dar und strich sich über seinen kugelrunden Bauch. Erst vorhin hatte er sich alle möglichen Sandwichs in den Bauch gehauen. „Selbst wenn Ganondorf durch Welten und Zeiten reisen kann, wir sind noch immer hier, was bedeutet, dass er auch uns unterschätzt. Wir sind noch immer hier und lebendig, er weiß nichts von uns oder unserem Einmischen in seine Pläne.“

„Das mag stimmen“, erwiderte sie. „Trotzallem sind uns die Hände gebunden… Wir haben gerade mal einen Bruchteil unserer einstigen Magie…“

„Donnerwetter hoch dreizehn“, grölte Dar, holte die Worte brummend aus seinem Bauch. „Da sind uns halt zu einem großen Grad die Hände gebunden, na und? Das heißt noch lange nicht, dass wir aufgeben müssen!“

Ines seufzte. „Ich habe nie behauptet aufzugeben… nur klingen Ganondorfs Pläne mehr und mehr wie ein riesiger Alptraum für mich.“ Sie stemmte die Hände auf den Tisch und zog sich auf die Beine. „Seien wir doch einmal realistisch.“ Alle Augenpaare musterten die stolze Ines Schattener in ihrem Karateanzug. „Wir haben eine Prinzessin, die sich in Depressionen verloren hat anstatt zu kämpfen. Wir haben einen Helden, der nichts weiß von seiner wahren Natur. Und wir haben einen Haufen ehemaliger Krieger aus Hyrule, die kaum Magie besitzen.“

„Und die es trotz allem geschafft haben unerkannt zu bleiben, die gerissen sind, die Ganondorfs Pläne, was die Erde betrifft sehr gut im Blickfeld haben, ist das etwa nichts?“, meinte Dar. „Wir sollten nicht damit beginnen an uns zu zweifeln.“

Ines pflanzte sich mit einem Schnauben auf ihren Holzstuhl und atmete tief durch. Hatte sie sich mittlerweile von Zeldas Mutlosigkeit anstecken lassen, fragte sie sich.

„Und was für ein Haufen verrückter Leute wir sind“, stimmte Naranda mit ein. „Wir agieren im Untergrund, können unsere alten Persönlichkeiten kaum ablegen.“ Sie lachte mit einem Mal, lachte laut und befreiend.

Auch Rutara grinste daraufhin und fasste wieder mehr Mut. „Wir sind schon ein schräger Haufen…“,

„Ein unglaublich dummer Haufen“, meinte Ines und lachte ebenfalls. Selbst wenn die Lage hoffnungslos erschien, aufgeben hatte es für sie alle niemals gegeben. Wenn noch ein Bruchteil der wahren Natur der einstigen Beschützer Hyrules in ihnen steckte, dann würden sie alle dieser Hoffnung folgen. Aufgeben würden sie niemals. „Ich bin froh, dass wir hier sitzen können und dass ihr mir den Kopf wascht.“

„Gern geschehen“, grinste Naranda und zwinkerte. Sie hatten einander immer Beistand geleistet, gerade in Zeiten wie diesen. Sie hatten sich gegenseitig aus dem Sumpf der Mutlosigkeit herausgezogen. Keiner blieb zurück. „Was ist eigentlich mit Link und Zelda? Warum sind sie nicht mit dabei? Es wäre mir lieber, wenn Link von uns über diese Themen informiert werden würde.“

„Ach, ich bitte dich, die beiden haben sich erst jetzt wieder gefunden… lass‘ ihnen ein paar Stunden…“, sprach Ines zögernd.

„Aaaahaaaa…“, entgegnete die rothaarige Schönheit mit langgezogenen Vokalen.

„Nicht das, was du denkst, Naranda“, murrte Ines, bewegte ihre lange Nase, die plötzlich kitzelte und blinzelte mehrfach.

Naranda grinste immer wilder. „Ach ja? Du solltest lieber vorsichtig sein. Sie sind beide im besten Alter… Unterschätze Link mal lieber nicht. Hast du Zelda über moderne Verhütungsmethoden aufgeklärt?“

Impa räusperte sich und blickte schräg seitwärts. Sie hatte dieses Thema bei ihren beiden Schützlingen nicht so rasch in Erwägung gezogen. „Und wenn schon, das geht uns nichts an. Ich wäre froh, wenn Zelda mal etwas auftauen würde… sie braucht das jetzt… nachdem in der Vergangenheit so viel schief gelaufen ist.“

„Aber Link ist vielleicht nicht ihr Link…“, mischte sich Rutara ein. Sie hatte auffällige rote Wangenbäckchen.

„Doch, ich bin mir eigentlich sicher, dass er es ist“, widersprach die Kriegerin, die einst die Wüste beheimatet hatte.

„Warum?“ Rutara strich sich ihre nassen, dunklen Haarsträhnen verstört aus dem Gesicht.

„Weil er sie vergöttert… Das ist mir schon aufgefallen, als Zelda bei den Braverys gewohnt hat.“

„Wie du meinst… dann halt ein bisschen wie ihr Link.“ Rutara verschränkte die Arme trotzig.

„Du bist eifersüchtig, Rutara“, meinte Naranda mit einem Zwinkern.

„Wer sagt denn sowas! Link ist mir viel zu jung.“

„Das hätte dich damals auch nicht gestört“, lachte die rothaarige Schönheit. „Dich hat damals nicht einmal gestört, dass ihr überhaupt nicht kompatibel wart.“ Rutara ballte die Hände zu Fäusten und blickte streitsüchtig drein.

„Leute, könnt ihr bitte wieder zum Thema zurückkommen“, nörgelte Raunhold und schüttelte genervt den alten, klugen Kopf auf seinen schmalen Schultern. „Ihr benehmt euch wie pubertierende Jugendliche.“

„Entschuldigung“, sprach Rutara und Naranda gleichzeitig und nippten dazu beide noch von ihren Schnapsgläsern.
 

„Apropos, Link“, meinte Rutara besorgt. Sie strich sich ihre schwarzen Strähnen aus dem feuchten Gesicht. „Ganondorfs Lakai erwähnte etwas davon, dass er eine Überraschung für den Heroen hätte, wenn er das nächste Mal ein Konsolenspiel spielt… dass man ihn an seiner Energiesignatur erkennen würde. Was könnte er damit gemeint haben?“

Daraufhin blickte Dar entschuldigend drein. Er verriet sich durch seine roten Wangen in seinem kugelrunden Gesicht, grinste und räusperte sich. Mit verschränkten Armen trat Impa innerhalb Sekundenbruchteile direkt hinter seinen Sitzplatz, hatte ihre Augen geschlossen und schüttelte ihren schmalen Kopf. „Dar, hast du uns irgendetwas mitzuteilen?“

Der gutmütige Arzt kratzte sich an seinem grauen Haaransatz und strich sich mit der anderen Hand über seinen kugelrunden Bauch. „Es gibt da wohl etwas, das ich vergaß zu erwähnen.“

Impa schüttelte noch immer missbilligend den Kopf, ließ einen Hauch ihrer Shiekahpersönlichkeit durch ihre Gesichtszüge und rubinroten Augen schillern. Manchmal, wenn sie ihre wahre Natur an die Oberfläche ließ, war ein Schatten in den Räumen spürbar, zeugte von einer geheimnisvollen Stärke und von gnadenlosem Willen. Shiekah hatten nicht umsonst den Ruf eines Volkes, das alte, gefährliche Riten vollzog, die Schmerzen kaum kannten und die sich wie Schatten verstecken konnten. „Dar!“ Diesmal klang Impas Stimme aufbrausend und energisch.

„Ist ja schon gut…“, brummte Dar. Und alle Augenpaare wanderten neugierig zu einem beschämten Dar, der seine wahren Motive darüber, weshalb er niemandem von Links damaliger seltsamer Verletzung erzählte, für sich behalten wollte. „Ja, als Zelda in diese Welt kam, war der junge Held bereits auf unerklärlichem Wege verwundet. Ich habe mich um die Wunde gekümmert und auch darum Zelda mit ihrem Gedächtnisverlust zu begutachten.“

„Warum hast du uns nicht eher etwas davon gesagt?“, meinte Richard Raunhold. Seine alten, weisen Augen erzählten leichten Zorn.

„Damals, als Link verwundet war, erschien es mir richtig, dass Zelda und er zusammen sind.“

„Das heißt, du wusstest viel länger, dass Zelda bei ihm ist?“, brüllte Ines aufgeregt. „Beim Triforce, Darunia!“

Er zuckte nur mit den Schultern und schlürfte sein Bier herunter. „Und hat es irgendwem geschadet?“, sprach er, überraschend sortiert und ruhig. Natürlich ließ sich Dar kaum aus der Ruhe bringen. Er war einst ein Steine liebender Gorone, der sich von niemandem durch die Gegend scheuchen lassen würde. Goronen konnten über die Maßen gemütlich und dickköpfig sein. „Es war der beste Weg… ohne unser Einmischen.“

Impa seufzte, aber verstand langsam. Der einstige Darunia hatte für seinen Bruder Link eine wohlwollende Entscheidung getroffen. Er hatte ihm und Zelda Zeit verschafft, die sie beide mit etwas Lebensnotwendigem füllen konnten. Mit nichts anderem als glücklichen Momenten, die sie in Hyrule so spärlich für sich beanspruchen konnten.

Der gut genährte Arzt lehnte sich zurück, grinste nach wie vor. „Tja, was soll ich sagen. Ich würde es wieder tun.“

Impa schüttelte missbilligend den Kopf, aber begann ebenfalls ein Grinsen um ihre Gesichtszüge aufzubauen. Wie auch sollte man dem gutmütigen Weisen des Feuers für diese herzensgute Tat etwas nachtragen?

„Wie auch immer, Dar, es geht schließlich auch darum Link zu schützen. Wir können nicht riskieren, dass er in eine von Ganondorfs Fallen hinein tapst und das aus blanker Unwissenheit.“ Mütterlich und doch streng kamen die Worte über Impas schneidige Lippen.

Dar nickte bestätigend, auch wenn er seine Handlungsweise nicht bereute. Warum auch? Vielleicht war es Zelda und Links notwendige Verbindung, welche ebenfalls ein Puzzleteil im Kampf gegen die Wiedergeburt des Todbringers darstellte.

„Wenn er sich beim Konsolenspielen verletzt hat, dann müssen wir ihn dringend warnen. Er darf das Zeldaspiel nicht einmal anrühren!“ Impa bewegte ihre durchtrainierte Gestalt energisch und nervös durch den Raum.

„Ich werde sofort bei den Braverys anrufen!“, murmelte Rutara. „Ich möchte mir sicher sein, dass alles okay ist. Sara ist bestimmt zuhause.“ Und mit diesen Worten hetzte Rutara aus dem geheimen Schutzbunker hinaus in eines der höheren Stockwerke, um eine Verbindung in ihrem Smartphone zu nutzen. Die Worte des Bösen, erklungen mit dem alten Schrecken in einer der Gotteshäuser der Erde, klangen noch immer in ihren Gedanken nach. Auch ihr lag Links Schicksal am Herzen, noch immer… selbst nach Jahrhunderten. Rutara beeilte sich, hoffend wie immer.
 

„Erinnerst du dich an den Tag, an dem ich dich gefunden habe. Ich habe dir genauso wie jetzt eine Tasse Tee gereicht“, sagte Link, als er in seinem gemütlichen Zimmer vor seiner Prinzessin stand. Etwas nachdenklich saß sie auf seiner waldgrünen Ledercouch und ließ den Blick nach draußen schweifen. Das große Fenster in Links Stube war geöffnet, brachte frische Luft und wenige Regentropfen herein, und tat gut.

„Ja. Genauso war es damals“, murmelte sie, ohne seine Frage wahrgenommen zu haben. Sie nahm ihm die Tasse ab und richtete ihren Blick auf das unschuldige Heldengesicht. Alles an ihm hatte sie vom ersten Tag an fasziniert, damals schon, in Hyrule. Sie wusste nicht, ob er die direkte Wiedergeburt ihres Heroen war, aber alles an ihm erinnerte sie an den Helden der Zeit. „Link, darf’ ich dir eine… Frage stellen?“

Er kniete vor ihr nieder und sagte charmant: „Tausende.“

Sie versuchte es mit einem leisen Lächeln als bestätigende Reaktion auf diesen Charme. Er war so gut darin Menschen aufzuheitern. „Ich… ehrlich gesagt, sind es wohl Tausende Fragen in meinem Kopf.“

„Dann frag‘ mich doch einfach der Reihe nach“, schmunzelte er und nahm ebenfalls auf dem Sofa Platz. Sie wand sich zu ihm, sah ihm direkt in die Augen, auf eine ernste und bestimmende Weise, so wie sie es sich selten traute. „Jetzt, wo du weißt, wer du bist und dass irgendwann ein großer Kampf ansteht…“, begann sie, worauf er das Grinsen im Gesicht verlor. Sein Blick ging zu Boden. „Wirst du den anderen mitteilen, wer du bist?“

Er seufzte, wirkte bedrückt und überrascht zugleich. Vielleicht ein winziger Teil in ihm hatte geglaubt, er könne sein Leben so weiterführen wie bisher und dieses Wissen seiner Familie ersparen.

„Wirst du deinen Freunden und deiner Familie erklären, dass es noch größere Gegebenheiten gibt?“, sprach sie vorsichtig.

Erneut unterließ er es zu antworten.

„Sara…“, murmelte Zelda. „Sara weiß mehr als du denkst, Link.“

Er erhob sich, schloss das Fenster und verhielt sich auffällig abwehrend. Er stemmte seine Arme auf die Fensterbank, sah sein Gesicht, das sich im glänzenden Scheibenglas spiegelte und sah seinen eigenen Ärger darin. „Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich beantworte dir deine Fragen, aber muss dieses Thema jetzt sein?“

„Link… wir wollten reden, das hast du selbst gesagt…“, sprach sie vorsichtig. Ihre Stimme bekam Risse. Verwundert wand er sich zu ihr, sah eine Unsicherheit in ihren Gesichtszügen und in ihrer Gestik, die ihm bisher nicht aufgefallen war. Es schien ihm, als fürchtete sie sich vor seiner Reaktion.

„Verdammt nochmal, Zelda, ich wollte einen angenehmen Abend mit dir verbringen. Ja, ich wollte reden, aber nicht darüber wie ich meiner Familie unser Schicksal erklären soll!“ Er breitete enttäuscht seine Arme auseinander. Musste seitdem er aus dem Urlaub zurückgekehrt war, alles so kompliziert zwischen Zelda und ihm sein?

Sie trat zu der Nintendokonsole, streichelte mit ihren beiden Händen darüber. „Kann es sein, dass du da alles hier… bereust?“, meinte sie und biss sich sofort auf die Lippen.

„Dass ich was bereue?“

„Den Tag, als du mich gefunden hast. Die Erkenntnis der Held Hyrules zu sein. Die vielen ungeklärten Fragen und Kämpfe…“, meinte sie betrübt.

„Ist das jetzt dein Ernst?“, sprach er lauter. Unverständnis zeigte sich in seinen tiefblauen Augen, gemischt mit noch mehr Ärgernis. „Du fragst mich wirklich, ob ich es bereue, dass ich dich gefunden habe“, meinte Link entrüstet. „Verdammt, Zelda, warum sollte ich?“

„Weil ich dich einmal mehr in die Geschehnisse hineingezogen habe…“, seufzte sie.

„Und? Denkst du etwa, das liegt an dir?“ Seine mit Gram erfüllten Blicke trafen ihre. „Es war meine eigene Entscheidung, dich in den Wäldern zu suchen und ich bin mir sicher, dass es auch damals meine Entscheidung gewesen ist, dir zu helfen. Zelda, ich brauche meine Erinnerungen nicht, ich brauche mein Gedächtnis nicht, um dich zu…“ Sie rissen beide die Augen auf, nur um trübsinnig zu Boden zu blicken.

,So viel zu einem angenehmen Abend‘, dachte der Held. Er hatte sich wahrhaft gewünscht, er könnte mit seiner Prinzessin reden, bewirken, dass sie beide entspannen konnten, loslassen konnten. Er hatte sich so sehr gewünscht, ihr näher zu kommen. „Wie auch immer. Vielleicht gehe ich wieder zu den anderen oder ich gehe eine Runde nach draußen…“ Es war nicht wirklich das, was er gerade wollte, aber die Stimmung zwischen ihm und seiner Prinzessin schien seit vorhin nicht besser zu werden. Vielleicht lag es daran, dass er mittlerweile frustriert war… weil er nicht mit ihr allein sein konnte und weil sie irgendwie… abblockte…

Beim lieben Deku, war es denn wirklich zu viel verlangt ihr nahe zu sein… Sein Herz stolperte bei dem Gedanken, stolperte auf diese sehnsuchtsvolle Weise… erst jetzt schien er wahrlich zu realisieren, was er gerade brauchte. Er wollte einen Kuss… nicht wegen dem Stillen seines Verlangens, sondern weil er irgendwie… etwas Trost und Zuneigung brauchte…
 

„Warte“, murmelte sie. „Ich möchte noch etwas wissen…“

„Ja?“, sprach er genervt. Aber er war wohl eher genervt von sich selbst. Er wusste nicht, weshalb er so viel Wut im Bauch spürte.

„Also… Hast du an dem Tag, als ich in diese Welt kam, eigentlich schon gewusst, wer ich bin, weil du dich mir gegenüber so verständnisvoll verhalten hast? Ich meine, es war nicht normal, dass wir so vertraut miteinander umgegangen sind.“ Sie spielte nervös mit ihren Händen und erst da fiel dem Heroen auf, dass sie den wunderschönen Falkensmaragdring aus Weißgold nicht mehr trug. Ob dies eine tiefere Bedeutung hatte?

„Vielleicht war es nicht normal, dass wir… dass wir uns irgendwie nah waren. Ich kann mich bis heute an nichts erinnern und im Nachhinein kommen mir die ersten Tage mit dir einfach nur vor wie ein schöner Traum, als wäre nichts dergleichen wirklich passiert… Und trotzdem, ich habe es genossen, bei dir zu sein.“ Seine Stimme verblasste und er ging betreten aus dem Zimmer, zurück blieb eine verdutzte Zelda. Sie war durcheinander, wusste nicht mehr, wie sie sich Link gegenüber verhalten sollte, wo sie letztlich über die wichtigen Dinge nicht gesprochen hatten. Aber seine Worte, und der tiefgehende Klang seiner Stimme brachten ein echtes Lächeln in ihre traurige Mimik. Sie dachte ungewollt an Links Charme und seine herzliche Art, an alles, was sie an ihm liebte. Wie wenig er sich doch durch seine Wiedergeburt verändert hatte… Auch wenn er so viele Zweifel erlebte, sie spürte in allem, was er tat den einen Heroen, den sie brauchte um durchzuhalten, genauso wie damals…

Zelda entschied ein wenig Ruhe zu suchen, kuschelte sich ohne nachzudenken in Links Bett und ignorierte die intime Grenze, die sie damit überschritt. Sie drückte ihr Gesicht in sein Kissen, sog so viel von seinem Geruch ein, wie sie nur konnte und verfiel in leichte Tagträumereien…

Zelda schloss die saphirblauen Augen, spürte mehr und mehr Müdigkeit über sich hereinbrechen, vielleicht, weil sie die Nacht über genau hier an Links Bettkante gewacht hatte. Das Gefühl einer bleiernen Schwere glitt über ihren Körper hinweg mit der Gewalt von gefühlten Tonnen. Sie konnte sich kaum mehr wach halten, fühlte sich mit jeder Sekunde umso erschlagener. Sie versuchte sich aufzurichten, bis sie den Eindruck hatte, dass sie kaum dagegen ankam. War das wirklich nur ihre Müdigkeit, die sie gerade aufsaugte?

Doch die Prinzessin ahnte nicht, dass in dem Augenblick etwas anderes in Links Zimmer nicht mehr stimmte. Sie ahnte nicht, dass eine neue Gefahr aus einer geheimen Zwischenwelt auf sie zusteuerte und dass eine Pforte geöffnet wurde. Zeldas Körper wurde schlapp, ihr Augenlicht funkelte durch einen winzigen Spalt an ihren Wimpern, so, dass sie gerade noch ein Glühen ausgehend von der Spielkonsole in Links Zimmer erkennen konnte. Ein heißes Lodern und doch funkelnd wie ein Eiszauber werkte vor ihr, saugte an ihrer Energie, bis sie ohnmächtig wurde…
 

Gerade als Link die wenigen Treppenstufen nach unten trat, läutete das Telefon mit einer fröhlichen bekannten Schlagermelodie. Immer wieder stellte seine Mutter Meira diese ohrenbetäubende Melodie ein, vielleicht weil sie wusste, dass irgendjemand im Haushalt dann endlich abheben würde. Der grünbemützte Bursche war von den anderen noch nicht bemerkt worden, wohl, weil er geknickt durch das schief gelaufene Gespräch mit Zelda sich unscheinbar und leise verhalten hatte. Er trat in den schwach beleuchteten Korridor, wo das Telefon stand und sah seine kleine Schwester bereits an der Leitung. Plötzlich hörte er seinen Namen aus dem Gespräch, das Sara mit einer aufgeregten Stimme führte, die er erst nach langem Überlegen als die von Rutara von Wasserstein erkannte. Unauffällig platzierte er sich neben der Tür, verfolgte neugierig, was Sara wohl mit jener ehemaligen Schülerin zu besprechen hatte.

„Nein, nein, Zelda und Link sind wohlauf. Warum machst du dir solche Sorgen?“, sprach sie, in ihrer aufgeheiterten, leicht schwammigen Stimme war der mundige Wein von vorhin noch zu erahnen.

„Was sagst du da?“, meinte sie. Sara stutze plötzlich, ließ für einen langen Augenblick den Hörer aus ihren Händen sinken und sackte auf einem kleinen Hocker neben dem Telefon zusammen. „Aber wie…“, hauchte sie ängstlich über ihre schmalen Lippen. Seine kleine, immer so gewitzte und gut gelaunte Schwester, zeigte eine Verzweiflung, die er nicht von ihr kannte.

Gerade da trat Mike von dem Badezimmer in den Gang, beobachtete mit ebenso besorgter Mimik Saras Verhalten und legte ihr schließlich die Hände auf die Schultern.

„Er beeinflusst so vieles? Wie kann das sein?“, sprach sie nervös. Sie hielt eine von Mikes Händen fest umklammert, ihre blaugrauen Augen glasig und voller Besorgnis. Sie nickte bestätigend, während sich das Gespräch immer mehr in die Länge zog.

„Auch das noch? Aber das könnte Links Bauchwunde von damals erklären“, flüsterte sie. „Ich verstehe, sie nutzten Links Energiesignatur, um ihn zu finden und zu verletzen und beeinflussten diese Welt von einer anderen Dimension aus.“

Link, der im Halbdunkel des Korridors, wartete, lauschte und mit jedem beinahe verräterischen Wort, das sich in seine ohnehin düsteren Gedanken grub, mehr und mehr den Kopf sinken ließ, spannte die Fäuste, hörte es knarren in seinen Handinnenflächen. So war das also, dachte er, Sara wusste etwas, wusste mehr als sie zugab. Zelda hatte ihm vorhin versucht dies mitzuteilen, und doch… war er, was seine Schwester anging, vielleicht zu blind. Blind vor Besorgnis mit diesem Wunsch zumindest für seine Familie eine heile Welt aufrechtzuerhalten. Link war das, was man einen beschützenden, großen Bruder nennen würde. Und er hatte, eher unbewusst und doch beständig dahingehend Sorge getragen, sie zu behüten. Sie war seine kleine Schwester, seine kleine, witzige, lebensfrohe Schwester, die den Ernst des Lebens doch nicht kannte. Seine kleine, unschuldige, liebenswerte Schwester, die nichts von der Grausamkeit seines Schicksals ahnte. Es war das, was er versucht hatte sich vorzugaukeln, einzureden, zu hoffen. Wenn nicht einmal Sara vor den Ereignissen um Hyrule sicher war, wer war es dann überhaupt noch?

Links Fäuste glühten innerlich, weil in ihm auch der letzte Rest seiner heilen Welt zerbrach, als er sich aus dem Halbdunkel preisgab und vor Sara und Mike trat. Und als er den Blick hob, seine tiefblauen Augen ein Spektakel von Zerrissenheit und Wut, erschrak Sara daran und legte blitzschnell den Hörer auf. „Link…“, murmelte sie erzwungen und verletzlich, und in Links Augen so anders… so erwachsen.

„Sara… wer hat denn gerade angerufen?“ Er sprach langsam und vorsichtig. Der Zorn in seinem Bauch ließ seine Gesichtszüge erstarren. Da war jene Härte auf seiner Haut, die Sara nur in seltenen Momenten gesehen hatte. Momenten der Gefahr… alptraumhaften Momenten.

„Ich habe… ein paar Brocken von dem Gespräch mitbekommen…“, erklärte er mühevoll. Seine Stimme kühl und tief, dämmernd, als senkte sich eine ungewollte Finsternis darüber.

„Link, bitte, ich erkläre dir das nachher in Ruhe…“, versuchte sie zu beschwichtigen.

Aber der Heroe erkannte die Intention sofort und spannte erneut die Fäuste. Er war so unheimlich enttäuscht, dass er explodieren könnte. „Sara, sag‘ mir, verdammt nochmal, was das hier zu bedeuten hat!“, brüllte er.

„Bitte Link, lass‘ uns in Ruhe darüber reden, aber jetzt… geht es um etwas viel Wichtigeres. Hast du das Zeldaspiel angeschaltet?“ Sara Bravery führte die Hände aneinander wie ein kleines Kind.

„Einen Teufel werde ich tun!“, fauchte Link, so energisch, dass seine Stimme beinahe klang wie im Spiel. Erschrocken von sich selbst wirbelte er zurück. Und auch Mike reagierte auf Links wütenden Ton. Beinahe beschützend trat Mike vor Sara, in einer Haltung und mit einer Mimik, die Link seinem einstigen Feind nicht zugetraut hatte. Mikes wiesengrüne Augen starrten den jungen Heroen vorwurfsvoll an, starrten ihn nieder. „Zügle deinen Ton, Link.“

„Was mischst du dich eigentlich ein, wenn ich etwas mit meiner Schwester zu klären habe!“, pfefferte Link zurück und fühlte sich irgendwie auf der Anklagebank. „Sara, du weißt alles?“

„Es ist okay, Mike“, beschwichtigte sie und legte ihrem Freund den Arm um die Schultern. Sie blickte ihrem Bruder aufrichtig in seine tiefblauen Augen, sah die vielen ungewissen Fragen und eine ansteckende Verzweiflung in den sonst so Mut erfüllten Augen.

„Link, bitte hör‘ mir jetzt genau zu. Du darfst das Zelda-Spiel nicht mehr anrühren. Ist deine Konsole angeschaltet?“

„Nicht, dass ich wüsste…“, seufzte er. Er war gerade so enttäuscht von Sara… Wie nur konnte sie ihm ihr Wissen verschweigen und sogar Mike einweihen?

„Das Böse hat es geschafft dich an deiner Energiesignatur aufzuspüren, ich weiß allerdings nicht, welche Kreatur es schaffte dich damals durch das Spiel zu verletzen. Es ist jedenfalls klar, dass Ganondorfs Diener das Spiel wie eine Pforte nutzt… sie haben es die gesamte Zeit genutzt um dich hier in dieser Welt zu finden.“ Sara sagte dies mit einer Selbstverständlichkeit, dass es ihm schlecht wurde. Hatte er wirklich nicht gemerkt, dass sie die gesamte Zeit über ein Teil dieses absurden Kreislaufs war?

„Wann hast du das letzte Mal Zelda gespielt?“

„Seit Zelda hier ist… kaum mehr… ich weiß nicht mehr, wann genau.“ Seine Stimme klang verletzlich weich, unterlegt mit einem raunenden Hilferuf.

Sara atmete erleichtert auf. „Es wäre besser, wenn wir die Zeldaspiele zerstören. Ich bin auch nicht mehr so begeistert davon überhaupt eine Konsole in diesem Haus anzuschalten.“

Link nickte schwermütig und ahnte eine nahende Gefahr. War das nicht zu spät? Erst vorhin hatten die Jugendlichen Smash Brothers gespielt.

„Brüderchen… ich wollte seit einiger Zeit mit dir reden. Das soll keine Ausrede sein, aber ich hatte das Gefühl, ich finde keinen passenden Zeitpunkt.“ Sara versuchte es mit einem entschuldigenden Lächeln, aber Link schwieg. Was sollte er auch sagen? Er fühlte einmal mehr eine hinterhältige Überflüssigkeit, ein Zurückgelassen werden in seinen Fragen, so wie zu jenem Zeitpunkt, als Zelda sich von ihm distanziert hatte. Eine scheußliche Bürde legte sich über seine viel zu jungen Schultern, als er die Erinnerung an seinen uralten Lebenszweck riechen und hören könnte… Er trug die Bürde alles anzunehmen, was man ihm auferlegte. Er trug die Bürde anderer Erwartungen zu erfüllen und der eine Held zu sein, der das Unmögliche erdulde. Selbst wenn es um Verrat ging, wenn es um Verbote ging, wenn es um Versagen ging. Er erduldete…

„Was ist mit Rick und Maron, wissen sie es auch?“, fragte er dann, drehte seiner Schwester den Rücken zu.

„Nein…“, murmelte Sara und ahnte gleichzeitig, was nun kam.

„Wissen Mum und Dad irgendetwas?“

„Link, ich bitte dich…“, sprach sie, aber er unterbrach sie forsch. „Weiß es sonst jemand?“ Seine tiefblauen Auen blitzten mit Enttäuschung, ungerechter, hinterhältiger und stechender Enttäuschung. Es war nicht nur, dass sein Weltbild zerbrochen war, zerstückelt mit einer wahnsinnigen Klinge der Erinnerung an ein uraltes Dasein. Es war diese absolute Entehrung und Unvernunft hinter diesem Teufelskreis. Link hatte sich niemals beschwert, in vielleicht keinem Leben vorher. Er war dankbar gewesen für den erfüllenden Heldenstolz, den freiwilligen Glauben an seine Daseinsberechtigung. Aber… war es denn wirklich so verdammt selbstverständlich, dass er kämpfte?

Er war niemals vor einem Kampf weggelaufen, er hatte auch wichtige Entscheidungen nicht vermieden, aber gerade jetzt, brauchte er irgendwie Abstand. Nicht nur, weil er sich von Sara hintergangen fühlte, auch weil am heutigen Tag einiges nicht so lief wie er es sich vorgestellt hatte. Link seufzte, schloss die trübsinnigen Augen und brachte etwas notwendige Entspannung in sein aufgebrachtes Gemüt. Er schüttelte den Kopf mehrfach. „Ich muss etwas frische Luft schnappen“, sprach er und trat mit geballten Fäusten zur Hintertür hinaus, versuchte sich im Garten in der verhüllenden Dunkelheit ein wenig herunter zu regeln. Noch immer zog der Sturm über Schicksalshort, verdeckte das brausende Sternenlicht und den einsamen, liebevollen Schein des Mondes. Aber der Regen hatte aufgehört, hatte eine angenehme Frische mit sich gebracht. Mit dem Versuch seinen Kopf zu leeren, ließ sich Link von der nassen Hollywoodschaukel wiegen…
 

Sara sackte indes mit einem Akt der Verzweiflung auf den Hocker neben dem Telefon nieder und rieb sich das müde Gesicht. Diese ganze Situation war so unfair und absurd. Link hatte jeden erdenklichen Grund wütend auf sie zu sein, aber er kannte noch nicht die gesamte Wahrheit. Sie seufzte und blickte hilfesuchend in die Augen ihres Freundes Mike. Wie nur sollte sie ihrem Bruder beibringen, dass sie ein Teil seiner Vergangenheit war…
 

In dem Augenblick dröhnte ein Geräusch von Links Zimmer ausgehend durch das Einfamilienhaus der Braverys und ließ alle, auch Maron und Rick im Gästezimmer zusammenzucken. Es war ein Röhren, übernatürlich, als ertönte ein Horn, das die Geister von Riesen befehligte. Entsetzlich und ohrenbetäubend… und noch im selben Augenblick riss Zelda die Tür zu Links Zimmer auf und kam humpelnd heraus. Sie hielt mit der einen Hand ihren anderen Arm fest umklammert, wirkte müde und erschlagen, aber ein angriffsbereiter Schimmer auf ihrem Gesicht ließ Sara aufhorchen. Stur trat die einstige Prinzessin die Stufen hinab, fixierte Sara mit einem Ausdruck, der Gewaltbereitschaft verriet. „Wo ist er?“, rief sie, unterlegt mit Panik. „Wo ist Link?“ Erneut knallte ihre Stimme beinahe befehlsgewaltig nieder.

Sara versuchte sich zu sortieren, zu beruhigen, ahnend, dass etwas vorgefallen war, dem sie alle nicht entkommen konnten. „Bitte beruhige dich, Zelda. Was ist passiert?“

Gerade da kamen Maron und Rick mit herber Verwunderung auf den Gesichtszügen herbei geeilt und bemerkten sofort Zeldas Panik. Sie zitterte und zeigte deutliche Spuren von Verzweiflung auf ihrem schönen Gesicht… auch ihr Haar war zerzaust, was nicht zu ihrem Erscheinungsbild passte. Sie suchte mit durchdringenden Blicken nach ihrem Heroen, blickte nervös umher. Sie konnte kaum Maron und Rick in diese Angelegenheit mit hineinziehen, aber sie spürte, dass ihr Held in Gefahr war. „Sara“, sprach sie. „Es ist das Spiel!“

„Wie meinst du?“

„Ihr habt vorhin gespielt, ihr habt vorhin… den Zugang geöffnet“, sprach sie verzweifelt und schlug die Hände ins Gesicht. „Wo ist Link?“ Fiebrig rot schimmerte ihre beißende Verlustangst, lähmte ihre schönen Züge.

„Er ging nach draußen… um den Kopf frei zu kriegen“, sprach Mike, seine eher helle Stimme wirkte benommen und schuldbewusst.

„Leute, was ist hier eigentlich los?“, forschte Maron nach, während Ricks rehbraune Augen kaum Überraschung zeigten. Er kannte seinen besten Freund schon seit der Kindheit. Er war immer mit involviert gewesen in Links merkwürdige Abenteuer. Er war immer Zeuge der seltsamsten Erlebnisse in seiner Gegenwart. Und es war sehr oft, dass Rick versucht hatte ihm zu helfen und der beste Freund zu sein, der er sein konnte. Immer… treu und loyal.

„Wir müssen Link sofort finden! Sofort!“, tobte die vergessene Prinzessin. Mit einem tiefen Atemzug marschierte sie in Richtung Hintertür und lief in den Garten. Sie war panisch und konnte sich kaum beruhigen, ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle vor nagender Angst. Während Zelda im Garten der Braverys herumirrte und Link scheinbar wie vom Erdboden verschluckt war, hetzte Sara gemeinsam mit Mike in Links Zimmer, um die Antwort auf Zeldas besorgtes, ängstliches Verhalten zu finden. Und tatsächlich erkannte Sara endlich Zeldas Befürchtung als real. Die Spielkonsole war auf eine seltsame Weise verbrannt und vereist zugleich, zeugte davon, dass etwas übernatürliches hier am Werk gewesen war. Auch ein Teil von Links Bettlaken waren verbrannt und vereist, so als hätte eine magische Kraft sich von der Konsole durch das Zimmer bewegt. Sofort traten Schuldgefühle in Saras Bewusstsein. „Es ist zu spät… Rutara hat mich noch gewarnt und nun ist es zu spät!“, rief sie und schlug sich die Hände ins Gesicht. Mike verstand ebenfalls und rannte hinter Sara her, die schluchzend in den Garten stürmte. Link war in massiver Gefahr, genauso wie damals, als er sich Wunden beim Zeldaspielen zugefügt hatte. Aus irgendeinem Grund hatte das Böse, ausgerechnet heute, erneut agiert und Flüche gegen den Heroen ausgesprochen… und alles nur, weil Sara und die anderen vorhin in seiner und Zeldas Gegenwart sich mit der Wii- Konsole verknüpft hatten?
 

Ahnungslos traten Rick und Maron ins Wohnzimmer, nicht sicher, was sie gerade tun sollten und was überhaupt los war, als plötzlich wie von Geisterhand der riesige Flachbildschirm im Wohnzimmer der Braverys ansprang, genauso wie die Wii-Konsole, die neben der Playstation im Wohnzimmer stand. Etwas irritiert blickten die beiden Jugendlichen auf den Bildschirm, sahen immer genauer hin, bis sich Rick erhob und sich blinzelnd direkt vor den Fernseher stellte. Ein merkwürdiges Bild gab er wieder, weder das weiße Rauschen, noch ein normales Programm… Da war ein silberner Schimmer, rundlich, wie eine riesige Seifenblase, etwas, das er noch nie gesehen hatte. Und Rick wusste, dass dies einen übernatürlichen Ursprung haben musste, eine seltsame Anziehungskraft werkte in dem Bild, saugte, vibrierte sodass sich seine Nackenhaare aufstellten. Er spürte Maron, die ihn an seinen Schultern packte und ängstlich zurückzog. Auch sie wusste es, warum auch nicht? Sie hatte vor einem halben Jahr erfahren wie es war von einer namenlosen Bestie kontrolliert zu werden. Sie spürte genauso wie Rick die gruselige Wahrheit, dass auf der Welt etwas nicht mehr stimmte.
 

Und als Maron und Rick fassungslos wenige Schritte zurückwichen, der Strudel im Bildschirm tosender, dröhnender und stärker wurde, hetzten auch Sara, Mike und die vergessene Prinzessin herbei.

„Zelda, hast du so etwas schon einmal gesehen?“, fragte Sara, während sie mit ihrer Rechten Mikes rechte Hand fest umklammerte. Maron und Rick wichen derweil immer weiter nach hinten, Maron stolperte und zitterte. Das blanke Entsetzten stand in ihren weichen Gesichtszügen, dieser verlorenen Unschuld, dem gestohlenem Heileweltglauben…

„Ja, es ist eine Pforte… die Frage ist nur, wer hindurch kommt“, murmelte die brünette Prinzessin leise und verkrampft. Alles, woran sie denken konnte, war ihr Heroe. Es schien, als wäre er seit vorhin spurlos verschwunden…

Und da stieß ein greller Schein durch das seltsame Tor in jene verzauberte, fluchbeladene Zwischenwelt, ein gleißendes Licht, energisch und unaufhaltsam und mit jenem Glimmen donnerte es wie ein Sturm der Gezeiten in Begleitung einer vertrauten Stimme…

Eine tiefgehende Stimme, die alle Anwesenden beflügelte und auf ewig beschützen würde. Noch einmal ertönte sie, eine tapfere Stimme der Zuversicht… und jener Klang zeichnete den Kampf, den ein Held irgendwo in dieser Zwischenwelt führte. Und im nächsten Augenblick, beinahe unverhofft, rannte jemand im tiefen Dunst jenes Wirbels vorwärts. Eine jugendliche Gestalt rannte durch den strudelartigen Sog der Pforte in Richtung seines Zuhauses, wirkte verschwommen und winzig in der Ferne. Aber seine Augen leuchteten in der verschlingenden Dunkelheit dieses Alptraums wie blaue Regentropfen in einer grauen Welt des Wahnsinns.
 

Mit Hoffnung und gleichzeitigem Entsetzen sank die Königstochter auf ihre nackten Knie, erkannte ihren Helden in Sekundenbruchteilen und betete, dass er den Weg zurückfand. Er hetzte in ihre Richtung, als konnte er sie von seinem Punkt aus erkennen, als sah er Zeldas heimliches Licht leuchten. Wenn es etwas gab, dass ihn zurück in die Realität der Erde führen konnte, dann doch nur seine Prinzessin. Und seine Gestalt näherte sich, während Zelda ihre Hände aneinander führte und unverständliche Worte säuselte. Sie sprach hylianische Worte wie ein magisches Wehen in der Ferne, wie einen alten Zauberspruch nutzte sie das unzerstörbare Band der Kinder des Schicksals, leuchtete ihm den Weg zurück nach Hause…

Und in Sekundenbruchteilen schien Links kriegerische Gestalt größer und größer zu werden, bis er dem Strudel dieses Wahnsinns entkommen konnte. Mit einem gewagten Sprung, elegant und auch unwirklich hüpfte der Held aus dem Flachbildschirm hinein in die jetzige, erfahrbare Realität, atmete das Abenteuer von gerade eben aus seinem durchgeschwitzten Körper.

Hier vor dem Bildschirm erhob er sich mit einer silbernen Klinge in der Hand, sein drahtiger Körper in kampfbereiter Stellung, seine tiefblauen Augen erfüllt von legendärer Tapferkeit. Der eine stählerne Held, der Mutbringer Hyrules… Link atmete beinahe fiebrig. Das Feuer in seinen Augen zeugte von der Aufregung und Kampflust, die er spürte, die in jeder Zelle seines Körpers loderte. Er warf einen verstohlenen, beruhigten Blick zu Zelda, ließ sie wissen, dass er unverletzt war, bis er sich in seiner Beschützerrolle vor seine Freunde stellte.

„Flieht!“, war alles was er sagte. Ohne jedwede Erklärung, ohne Zögern… ohne Zweifel. Erneut das donnernde: „Flieht!“ mit einer spürbaren Brutalität brach es über seine spröden Lippen, und er deutete den Anwesenden, dass es um Leben und Tod ging.

Beherzt und lächelnd ergriff er Zeldas rechte Hand, zog sie ruckartig und beinahe befehlend auf die zittrigen Beine. Und erst da schwappte die Erleichterung, dass es wirklich Link war, der hier vor ihr stand, über sie hinweg. Er war hier, unverwundet, aber der kampfbereite, zornige Ausdruck auf seinen sonst so spielerischen Gesichtszügen belehrte sie darüber, dass nun keine Zeit blieb für Empfindungen und Gefühle. In dem Augenblick hatte der Held nur eine Erwartung an seine Prinzessin. Link wusste, dass Zelda kämpfen konnte. Und sie musste!

„Zelda, renn‘ auf den Dachboden, dort hängt ein Jagdbogen meines Vaters, sowie einige scharfe Pfeile! Lauf!“ Und erst da schienen auch die anderen zu verstehen, wie bedrohlich die Lage war. Wenn der Held den Weg aus der Zwischenwelt gefunden hatte, würde es Ganondorfs Diener ebenfalls tun… und er kam. Sie kamen!

Zelda nickte und hetzte aus dem Raum, während auch Maron, Rick und Mike Richtung Ausgang stürmten.

Sara schenkte ihrem Bruder einen Blick voller Zuversicht und versteckter Bewunderung. Da war Vertrauen auf ihren oftmals verschlagenen Gesichtszügen, ansteckendes Vertrauen.

„Brüderchen…“, murmelte sie, während Link beinahe bestürzt die nach wie vor geöffnete Pforte fixierte. Er mied ihren Blick, konnte sich, jetzt, da ein Kampf anstand, kaum auf Gefühle von Verzeihen und Vergeben einlassen, er brauchte alle Konzentration, die er aufbringen konnte. „Geh‘!“, ordnete er an, worauf Sara einsichtig nickte und ebenfalls aus dem Raum hetzte.
 

Bewachend und so legendär, in kampfbereiter Stellung mit aufmerksamen, wachen Blicken thronte Link wie ein mächtiger Wachposten vor dem Strudel in eine andere Dimension, sortierte sich mit höchster Konzentration, verbissen und grimmig… Seine eisernen Gesichtszüge erzählten von der heldenhaften Pflicht und der unwiderruflichen Bereitschaft das Schwert in seiner Hand zu benutzen. Der Stahl summte leidvoll, Leon Johnsons Klinge würde heute das erste Mal Blut schmecken. Er wusste, was hinter dem Strudel auf ihn wartete, er wusste, dass zwei Wesen der Zauberei ihn schon so lange ausspionierten. Erst vor wenigen Minuten war er aufgeschreckt durch einen heftigen Knall ins Wohnzimmer gerannt und völlig wehrlos durch jene Pforte gezogen worden. Was er in der Zwischenwelt fand, war eine abartige Dunkelheit, erstickende, nach Verwesung und Schwefel stinkende Dunkelheit… Er konnte kaum die Hände vor seinen Augen sehen, aber spürte die Anwesenheit zweier Feinde. Und endlich war der finale Moment gekommen diesen beiden Geschöpfen der Finsternis gegenüber zu treten. Endlich konnte sich Link für die Narben am Bauch revanchieren.

Endlich…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-02-22T19:47:57+00:00 22.02.2008 20:47
so nachdem ich jetze ne ewigkeit Pause gemacht hab les ich weiter!
also ersten es war total geil
zweiten mehr als tollig
drittens...gibts ne steigerung von super...weil es das dann nämlich wäre
XDDD
LG
Padme-chan
Von:  little_miss_trouble
2005-12-04T15:42:33+00:00 04.12.2005 16:42
Wow einfach nur wow ^^ die geschichte is echt super... du musst sie so schnell wie möglich weiterschreiben, bitte...


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